11 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Volksblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SVB/1921/17_09_1921/SVB_1921_09_17_1_object_2530800.png
Page 1 of 8
Date: 17.09.1921
Physical description: 8
von ihren Schuldnern einhoben, nunmehr diese Schulden einzuklagen beginnen. Da durch die Um- Dante-Auekdote«. Zum 600. Todestag am 14. September. Dantes Ruhm beginnt erst mit seinem Tode. Der Verbannte, der Brot au fremden Tischen essen mußte, war den Zeitgenossen nicht mehr als einer der zahllosen politisches Parteigänger, an denen das damalige Italien Ueberflnß hatte. Deshalb beginnt mau sich auch erst nach seinem Dahinscheiden Geschichten von ihm zu erzählen, die die Eigenheit seines Wesens bezeichnen

wollen und sein Bild in seinem Fortleben in der Voltsphantasie spiegeln. Franz Xaver Kranß hat in seiner großen Dante- Biographie diesen Dante-Anekdoten ein inhalts reiches Kavitel gewidmet und einige der bezeich- ueudsten Geschichten seien hier wtederg-gebev, weil sie xbesser als alles andere uns den Eindruck ver» Mitteln, dm dieser düstere Wanderer auf seiner Reise durch das Erdental hinterlasse». Am be kanntesten ist die bereits von Boccaccio übermittelte Erzählung von deu Frauen zu Verona, die vor der Türe

saßen, und an denen Dante vorüberging. Eine von ihnen sprach zu der andern: „Da kommt der, der iu der Hölle war ; so oft er WM, kehrt er dahin zurück und erzählt hier' oben, was es da unten gibt.' — „Ja,' meinte eine andere, „mau steht an seinem gekräuselten Haar und an seiner braunen Hautfarbe, daß er im Feuer und im Rauch war.' Dante wurde durch dieses Gespräch sehr belustigt. Eine andere Geschichte Boccaccios: Dante fand bei einem Apotheker ein sehr seltenes Buch und da er es nicht mitnehme

» konnte, setzte er sich auf eine Bank vor dem Laden und vertiefte sich so in die Lektüre, daß er nichts von einem prächtigen Turnier gewahr wurde, das die Sieneseu an ^jenem Tage abhielten. Von der None his zur Vesper hatte er die Auges niat vou dem Buche erhoben. Neben Boccaccio hat uns eiu anderer Klassiker der italie nischen Novelle, Franca Sachetti, allerlei Histörchen von Dante aufbewahrt. Besonders wichtig find zwei Erzählungen, die zeigen, daß Dantes Gedichte im Volk bekannt

waren und daß der Dichter selbst sehr auf die uuentstellte Wiedergabe seiner Verse hielt. Dante kam noch diesem Bericht einmal durch die Porta San Viero nach Florenz und hörte, wie ein Schmied, während er auf den Amboß hieb, eins seiner Lieder mit willkürlichen Veränderungen sang. Das ärgerte ihn sehr. Er ging in die Schmiede, nahm das Handwerkszeug des Mannes und warf es Stück für Stück avf die Straße. Der Schmied fragte ihn, ob er verrückt sei. Aber Dante ant wortete ihm: „Ich bin etz nicht mehr als du; warum

1
Newspapers & Magazines
Der Tiroler / Der Landsmann
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIR/1921/17_09_1921/TIR_1921_09_17_9_object_1979468.png
Page 9 of 20
Date: 17.09.1921
Physical description: 20
. Nicht minder begei sterte mich der um ein Jahrhundert ältere mittel hochdeutsche Epiker Wolfram von Eschenbach, in 5cm viel von dem Geiste eines Dante liegt. Wäh rend aber Wolfram sich mit der ganzen Fülle des deutschen Gemütes offenbart, in der Umgebung ritterlicher Wonne und im Anfangs der sich ent wickelnden Mystik zur Entfaltung kommt, ist Dants von herben Erfahrungen beeinflußt und von ans- .Mldetem mystischen Tiefsinne gesättigt. Mit heiligem Erschauern folgte ich dem großen Florentiner

aus seinem unsterblichen Werke nicht verzeihen: es war der 21. Vers des XV'Il .Gesanges der „Hölle'. Man redete zwar auf mich ein. daß der verletzende Ansdruck des Dichters ja nur auf die Deutschen des 13. Jahrhunderts gemünzt wäre, daß er unter dein Eindrucke eines persönlichen Erlebnisses entstanden sein könnte, daß die eigenen Landsleute vom Dich ter schon Aergeres zu hören bekämen, und schließ lich, daß auch Dante wie weiland der gute Homer über seinem Riesenwerke einmal eingenickt sein könnte. Desungeachtet blieb

ich in meinem völki schen Empfinden gekränkt. Zudem gab es auch zu ineinen Studienzeiten Leute, die, wenngleich längs nicht so böswillig wie heute, keine Gelegenheit vor übergehen ließen, den Deutschen eins am Zeuge zu flicken. Wie es sich nun mit d!eser Dantestelle verhält, das will ich im folgenden dartun: Auf ihrer Wanderung durch die Hölle kommen die beiden Dichter Dante und Dergil gerade an den Rand des 7. Kreises der Gewalttätigen, als sie das dumpfe Rauschen des Blurstromes Phlegeton ver nehmen

.*) Der Biber-Vergleich enhäii nun die eingangs er» wähnte „inkriminierende' Stelle, die bisher im Ur texte und in wörtlicher Uebersetzung folgenden maßen lautete: K lä rii» Ii l'etlssoin Inrotu l.o bvvvro 5 !»83stt» » Iu>r -m» Kusrr»; (>'osl 1» tit'i» si stavs, Lu 1 orl^ . . . „Und wie dort unter den gefräßigen Deutschen? der Biber sich hinlegt, seine Jagd lnach Fischen) zu machen, so kauerte sich das schlimmste Tier (d, i. Gern>u-.> c>ni Felsranve hin...' Meinem wurde das seit Dante nur in der ital

3
Newspapers & Magazines
Der Tiroler / Der Landsmann
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIR/1921/17_09_1921/TIR_1921_09_17_10_object_1979470.png
Page 10 of 20
Date: 17.09.1921
Physical description: 20
zu werden. So schien also dieStelle einwandfrei gedeutet zu sein. Und doch verhält sich die Sache anders. Schon der Altmeister der deutschen Dante- Forschung Ludwig Gottfried Vlanc (1781 bis 1886) hat das ital. luroo mit dem deutschen WorteLorch. „unreines, gefräßiges Tier' in Zusam menhang gebracht, ohne jedoch den Sinn der Stelle richtig zu erfassen. Eist neuere deutsche Danteforscher haben auf Grund eingehender philologischer Stu dien den Gedanken Blancs wieder aufgegriffen und die Gleichung Inroo --- Lurch

hin..)'. Doch nicht nur aus sprachgeschichtlichen sondern auch aus sachlichen Gründen ist die bisherige Auslegung der Stelle unhaltbar. Dantes politisches Ideal war bekanntlich die Universal- monarchie mit dem römischen Kaiser deutscher Na tion an der Spitze. Als der deutsche Kaiser Hein rich VII. von Luxemburg sich endlich zu einem Nömerzuge entschloß und im Oktober 1310 über die Alpen zog, jubelten alle Gibellinen und jubelte Dante. Alle Leiden der Verbannung vergessend, eilt der Dichter Heinrich entgegen, den er überschweng lich das Lamm Gottes nennt, das alle Sünden

der Welt trägt. Es ist daher wohl kaum anzunehmen, daß Dante in seinem großen Gedichte sich auch nur ein einziges Mal über die deutsche Nation verächt lich geäußert hätte, von der er alles Heil für sein unglückliches, von Parteikämpfen zerrüttetes Vater- ! land sehnlichst erhoffte. Lanzelparagradhen' (Fortsetzung und Schluß ) Art. 183. Der Kultusdiener, welcher in Ausnützung seiner lichcn) Eigenschaft (pcevalendosi della suä qunliia^ Verachtung (dispregio) der Staatseinrichtungcn. oder Verfügungen

5
Newspapers & Magazines
Volksblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/SVB/1921/17_09_1921/SVB_1921_09_17_7_object_2530812.png
Page 7 of 8
Date: 17.09.1921
Physical description: 8
. Die Zentenarftier Dantes. Die- Festwoche zur Feier der 600jährigeu Wiederkehr des Todestages Dantes begann am Montag w Ravenna unter Teilnahme des Unter richtsministers mit einer Feier am Grabe des Dichters, wobei neue Bronzetüren und Glocken für die Dante-Kapelle eingeweiht wurden und zu der Abordnungen vieler Städte mit alten Fahnen und in mittelalterlichem Kostüm erschienen waren. Me Fahnen sämtlicher Regimenter verneigten fich vor dem Grabe des Dichters, in dem Italien heute feinen größten Nationalhelden

feiert. Die gleich zeitige Enthüllung eines Denkmales für Mazzini gab den aus allen Richtungen gekommenen jugend lichen Faszisten Gelegenheit, ihre republikanische Gesinnung durch Ausrufe zu bekräftigen. Am häufigsten hörte mau: „Es lebe d'Annunzio, der Präsident der italienischen Republik!' Die Feier wird sich im Verlaufe dieser Woche in Florenz, Verona und Rom, jedoch ohne offizielle. Teilnahme der Regierung, fortsetzen. . Die geplante große offizielle Dante-Feier in Italien ist — wie der „Corriere

della Sera' meldet — im letzten Augenblick abgesagt worden. Die Re gierung hat jede festliche Demonstration verboten. Einzig der Nationalfeiertag am 14. d. M. blieb aufrecht. Selbstverständlich ist die italienische Be völkerung über das Verbot höchst ungehalten. Die einzelnen Gemeinden haben beschlossen, trotz alledem, freilich nur kommunale Feiern zu veranstalten. In Florenz sollte d'Annunzio die Festrede halten. (D'Annunzio, der Vertreter der Bordelliteratur, als Festredner tu Dante-Feiern

6