ein dichtgedrängtes Spalier von der Ringstraße ab bis weit in di Prater Haupt-Allee hinunter, um die blumenreiche Wagenreihe zu besichtigen, welche um die dritte Nachmittagsstunde ihren Weg nach dem Prater nahm. Die Geduld des Publikums erscheint um so bewunderungswürdiger, wenn man bedenkt, dass Wien schon zwei prachtvolle Blumenfeste gleicher Art gesehen, nämlich den ersten Blumen-Corso im Jahre 1886 und jenen des Jahres 1887. Diese beiden Prater-Fahrten
hatten einen so glänzenden Verlauf genommen, dass man sie allgemein als unübertrefflich bezeichnet«. Der gestrige Tag hat dieses Urtheil keineswegs Lügen gestraft, denn bei aller Pracht und allem Luxus, die da entfaltet wurden, kann der gestrige Blumen-Corso mit seinen beiden Vorgängern nicht auf eine Linie gestellt werden Wohl war auch diesmal wieder die Fürstin Pauline Metternich die Seele des Unternehmens, aber den hohen Herrschaften schien vielfach
ob der kostspieligen Pracht des großartigen Ausstel¬ lungs-Unternehmens die Lust und Liebe zu neuer¬ licher Glanzentfaltung abhanden gekommen zu sein ; auch mochten gar manche derselben den unange¬ nehmen Eindruck nicht verwunden haben, den die für den bekanntlich verbotenen elektrischen Wagen- Corso umsonst verausgabten großen Auslagen ihnen bereitet hatten. Dagegen trat heuer ein gewich¬ tiges Moment zu Gunsten der Blumenfahrt ein: die Anwesenheit
der berühmtesten Mitglieder der „Comedie fran^aise“ aus Paris, welche ihre Theil- nahme am Corso zugesichert hatten und so einen wichtigen Impuls zu besonderer Eleganz der Toiletten für die hiesige vornehme Welt bildeten, um mit den berufensten Vertreterinnen der Pariser Mode erfolgreich wetteifern zu können. So ersetzte der Geschmack und der Reichthum der Toiletten Heuer vielfach den reicheren Blumen¬ schmuck der Vorjahre und gestaltete den gestrigen
Blumen Corso zu einem prachtvollen Fröhlings- feste, an dem sich die Elite der Wiener, wie theil- weise auch der Budapester-Gesellschaft betheiligte. Auch der Hof war zahlreich vertreten, insbesondere durch die Kronprinzessin-Witwe Stefanie, welche in einem Rosa-Foulardkleid mit goldenem Haar¬ schmuck unter einem rosagefütterten Sonnenschirm vom Reize jugendlicher Anmuth umflossen, mit der kleinen Erzherzogin Elisabeth erschien und allenthalben