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Südtiroler Nachrichten
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Page 1 of 8
Date: 14.05.1964
Physical description: 8
Der Folterskandal von Crema und Bergamo: DIE QUITTUNG FÜR TRIENT Als am 29. Juli 1963 in Trient das Urteil gegen 11 der Mißhandlung von Südtiroler Häftlingen beschuldigten Carabinieri verkün det wurde, schrieben die ,,Südtiroler Nach richten „Neben der allgemeinen Erschüt terung über dieses unfaßbare Urteil, das die Geschichte der italienischen Justiz um einen Skandal bereichern wird, muß vor allem die kurzsichtige und wenig demokratische Hal tung der italienischen ölfentlichkeit

, vor allem aber der Presse, Erstaunen und Erbitterung hervorrufen. Fast alle italienischen Blätter ju beln über den Freispruch der Carabinieri, der von der deutschen SPD als „Rückfall in das finsterste Mittelalter” kommentiert wurde. Es ist klar, daß dieser Jubel, der wie eine Ver höhnung des Rechts klingt, bald in das Ge genteil Umschlägen kann. Der Warnruf des be kannten Anwaltes Dr. Gallo aus Vicenza, der auf die unabsehbare Tragweite dieses Urteils für ganz Italien hingewiesen hat, ist ungehört verhallt

... Im Jänner dieses Jahres wurden ca 30 „un bescholtene Bürger” der Provinz Bergamo unter dem Verdacht festgenommen, schwere Raubüberfälle in verschiedenen Städten Ober italiens verübt zu haben. Im Verlaufe der Verhöre in der Carabinierikaserne von Ber gamo legten alle „umfassende Geständnisse” ab. Das vom Oberkommando der Carabinieri in Rom herausgegebene Blatt „II Cara biniere” brachte am 29. Februar einen „Son derbericht” aus Bergamo unter dem Titel „Requiem für eine Räuberbande”. Trotzdem

die Verfassung ausdrücklich betont, daß jeder Häftling vor dem sicheren Nachweis seiner Schuld (durch ein ordentliches Gerichtsur teil ) als unschuldig betrachtet werden muß, ein Grundsatz gegen den die hiesigen italieni schen Provinzzeitungen schon dutzendemale und in besonders schwerwiegender Form ver stoßen haben, wurden die groß abgebildeten „Räuber” als Schwerverbrecher bezeichnet, denen die härtesten Strafen bevorstünden. Die „Kriegsaktion" der Carabinieri, mit der „die wissenschaftlichste

und gespensterhaf teste Bankräuberbande, die in Italien jemals existierte (so Major Siani im Fernsehen) zur Strecke gebracht” wurde, schildert „11 Cara- biniere” mit den Worten: „Die neunzig Männer, bis zu den Zähnen bewaffnet, waren in Gruppen aufgeteilt. .. Mitten in der Nacht wurden die neunzig Carabinieri in der Kaserne der Via Masone konzentriert, wo der Oberst Menichetti und der Major Siani die Kommandanten der ein zelnen Gruppen bestimmten. Beim Morgengrauen des 30. Jänner befin det sich jede Gruppe

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Südtiroler Nachrichten
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Page 4 of 12
Date: 22.04.1964
Physical description: 12
Die Ursachen des Mißtrauens Zu einem aufsehenerregenden Zwi schenfall kam es bei der Verhandlung vom 8. April. Als der Carabimeri-Unter- Offizier Italo Rech seine Zeugenaussage beendet hatte, meldete sich der Ange klagte Franz Gampcr zu Wort und teilte dem Präsidenten mit, Rech sei einer jener Carabinieri, die ihn mißhandelt hätten. Franz Gamper, dessen Aussagen auf Ge heiß des Präsidenten Simonetti sofort zu Protokoll genommen wurden, hat im Som mer 1961 Anzeige wegen der erlittenen

Mißhandlungen erstattet; er konnte jedoch den Namen seiner Peiniger nicht angeben. Eine Gegenüberstellung mit den in Eppan beschäftigten Carabinieri wurde ihm damals verweigert, so daß seine Anzeige — über die eigentlich in Trient hätte verhandelt werden müssen — einfach archiviert wurde. Wäh rend der Carabinieri-Brigadiere Rech seine Aussagen machte, erkannte Gamper den Ca rabiniere wieder. Gamper sagte dem Präsi- sidenten, Rech sei dabeigewesen, als er in der Kaserne von Eppan verhört worden sei

und dieser habe ihn auch mißhandelt. Für die Carabinieri und für die Art der von ihnen durchgeführten Vor untersuchung besonders kritische Bei träge lieferten als Zeugen Carabinieri- Major Rossetti und Leutnant Ma- n u c c i. Es ging um die Frage, weshalb die Verhafteten während der Vorunter suchung rechtswidrig vom Staatsan walt in den Garabinieri-Kasemen ver hört und nicht ordnungsgemäß ins Ge fängnis eingeliefert worden seien. Ma jor Rossetti erklärte auf Befragen durch den Verteidiger Dr. Nikolus si -Leck, in Kaltem gebe

es im Ge fängnis nur fünf Zellen zu je drei Bet ten; da die Zahl der Verhafteten jedoch 15 wesentlich überstiegen habe, habe man die Leute in der Kaserne behalten. Der Anwalt stellte fest, daß die fünf Zellen damals leer gewesen seien, daß man aber „Transporte” der Verhaf teten nach Tramin, Neumarkt und Ep pan nicht gescheut habe. Leutnant Manucci von den Meraner Carabinieri erklärte, die Einvernahme der Angeklagten in der' Carabinieri-Kaserne sei bequemer gewesen, da man sich den Trans port erspart

habe. Auf Befragen des Vertei digers Senator Sand mußte er jedoch zuge ben, daß das Gefängnis von der Kaserne einen halben Kilometer entfernt ist. Sand verwies darauf, daß man auch aus Meran Angeklagte nach Eppan gebracht habe. Alles in allem dürfte der 8. April — so urteilten auch ausländische Prozeßbeobachter — für die Anklage als „schwarzer Tag” die ses Prozesses eingehen ... „Klotz war immer zuvorkommend” Peinlich für die Carabinieri ist auch der Fall Klotz. Manucci bestätigte, daß die Ca rabinieri seit 1960

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Volksbote
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Page 10 of 16
Date: 30.01.1964
Physical description: 16
. Muther habe außer dem hinzugefügt, daß er (Angerer) das Mate rial in einen Bach werfen solle, sobald darin genügend Wasser fließe. i Präsident: „Warum haben Sie das nicht dem Untersuchungsrichter gesagt?“ Angerer: „Er hat mich nicht danach ge fragt.“ „Erst von den Carabinieri davon gehört" Der Angeklagte zog ebenfalls die vor den Carabinieri und dem Staatsanwalt Dr. Castel lano gemachten Aussagen zurück, wonach er gewußt habe, daß mit dem Sprengstoff An schläge durchgeführt werden sollten

und wo nach er, zusammen mit anderen, zu einem Sprengkurs nach Innsbruck geschickt worden sei. „Das haben mir die Carabinieri vorgesagt und ich sagte zu allem ja. Ich hätte damals auch zugegeben, meinen Vater umgebracht zu haben.“ Zum Schluß erklärte der Angeklagte, der am 13. Juli 1961 verhaftet wurde, daß er die Carabinieri am Tage nach seiner Festnahme zu dem Sprengstoffversteck hingeführt und den Sack noch so vorgefunden habe, wie er ihn hinterlassen hatte; niemand hatte inzwi schen etwas herausgenommen. Fianz

teilzunehmen. Präsident: „Haben Sie den Sprengstoff von Muther oder von Angerer erhalten?“ Tappeiner: „Weder vom einen noch vom anderen. Der Sprengstoff wurde ohne mein Wissen in der Nähe meines Hofes vergraben.“ Diese Erklärung stimmte auch mit seinen früheren Aussagen vor dem Untersuchungs richter und den vorgestrigen Aussagen Mu thers überein. Auf die Frage des Gerichtsvorsitzenden, warum er und nicht Muther die Carabinieri zum Versteck hingeführt habe, antwortete Tappeiner, daß Muther infolge

der erlittenen Mißhandlungen dazu nicht in der Lage gewe sen wäre. „Er mußte von zwei Carabinieri gestützt werden, sonst wäre er zusammenge sunken.“ Auf die genauen Angaben Muthers hin habe er den Sandhaufen, der etwa 5 bis 6 Meter von der Grenzlinie seines Hofes entfernt ist und in dem sich der versteckte Sprengstoff befand, sofort gefunden. Er habe aber meh rere Löcher aufwerfen müssen, um die Kanne zu finden. Präsident: „Haben Sie jemals von Atten taten oder einer Terroristenorganisation ge hört

der Carabinieri. Ich war das letzte Mal im September 1958 mit meiner Mutter und meiner Frau in Innsbruck.“ Den Namen Kurt Welser habe er das erste Mal von den Carabinieri gehört. Auch Muther habe er per sönlich nicht gekannt. Der Angeklagte erklärte weiter, daß er den Untersuchungsrichter Dr. Pellegrini gebeten habe, ihm das von den Carabinieri verfaßte Protokoll vorzulesen. „Dann hätte ich die Möglichkeit gehabt, ihm alles zu erklären.“ Präsident: „Erklären Sie es uns jetzt.“ Der Besuch dreier Herren

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Südtiroler Nachrichten
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Page 4 of 8
Date: 28.02.1970
Physical description: 8
SEITE 4 SÜDTIROLER NACHRICHTEN Methoden, gegen die Minderheit toleriert, werden zum Schreck für die Allgemeinheit Mitte Jänner brachten mehrere ita lienische Tageszeitungen die Meldung, daß von einem römischen Untersu chungsrichter ein gerichtliches Verfah ren gegen elf Carabinieri eingeleitet worden sei. Die Anklage lautet auf schweren Amtsmißbrauch, Gewaltan wendung und Folterung von Häftlin gen. Für diese Vergehen sind im Straf gesetzbuch Strafmaßnahmen bis zu zehn Jahren Gefängnis

derselben Vergehen vor Gericht ge stellt wird, gibt zu denken. In beiden Fällen hat er in Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten durch raffiniert ausge klügelte Folterungssysteme wehrlose Häftlinge zur Ablegung falscher Ge ständnisse erpreßt. Was sich im Som mer 1961 dabei in Südtirol abspielte und wie es schließlich zum sogenann ten „Carabinieri-Prozeß von Trient" ge kommen ist, hatte einst einen breiten Niederschlag in der in- und ausländi schen Presse gefunden. Nachstehend sei darüber ein Ausschnitt

aus dem Bu che von Claus Gatterer „Im Kampf ge gen Rom — Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien" (Europa Verlag, Wien-Frankfurt-Zürich, 1968) zitiert, in welchem jene Ereignisse in prägnanter Kürze wiedergegeben sind. Gatterer schreibt: „Die unter dem Verdacht des Terro rismus verhafteten Siidtirolcr wurden vielfach schwer gefoltert. Die von den Carabinieri angewandten Methoden deckten sich genau mit jenen, die das Collotti-Sonderkommissariat in Triest während des Krieges angewandt

, aber Am nestierten war der Oberleutnant der Carabinieri, Vittorio Rotellini, der mit den neun anderen Angeklagten unmittelbar nach dem Trienter Urteil vom Kommandeur der Carabinieri in Rom, General Giovanni De Lorenzo, empfangen und fiir den Einsatz in Siid- tirol offiziell belobigt wurde. Das DC- Zentralorgan „II Popolo" nahm das Ur teil „mit Genugtuung" auf und wertete es als Beweis fiir die „Unbestechlich keit und Lauterkeit“ der Justiz. Das Organ der Katholischen Aktion, „II Quotidiano“, sah im Trienter

Dinge m u ß m an' gut machen... so wie bei den Siid- tiroler n“. Soweit die Ausführungen Claus Gat- terers. Der Krug geht so lange zum Brunnen ... Vor ungefähr einem Monat ist also die Anklageschrift des Untersuchungs richters gegen Hauptmann Rotelli ni und zehn weiteren Carabinieri (ei nen Carabinieri-Major, einen Carabi- nieri-Leutnant und acht Carabinieri- Mannschaften) bei einem römischen Tribunal hinterlegt worden. Laut Anklageschrift mißhandelten die elf obgenannten Carabinieri in den Lokalen

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Südtiroler Nachrichten
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Page 3 of 8
Date: 14.05.1964
Physical description: 8
weiß nur, daß meine Knöchel anschwol len, wegen des langen Stehens. Als ich mich darüber beklagte, versetzte mir ein Carabinieri einen Fußtritt dorthin. Der Major Siani schickte ihn dann weg und ich sah ihn dann nicht mehr wie der. Es war ein Carabinieri, der mir zu verstehen gab, aus welchem Grunde der Major eingeschritten sei: „Man darf auf keinen Fall Spuren sehen. GE WISSE DINGE MUSS MAN GUT MA- CHEN ... SO WIE BEI DEN SÜDTI ROLERN ...” Kurz und gut, schließ lich gestand

und auf seine kränk liche Konstitution verwies, fügte der Erklä rung Stangas, die für die letzte Aufhellung der Vorgänge in Südtirol von besonderem Interesse ist, noch einige Details hinzu. Nach den Mißhandlungen habe man ihn von einem Militärarzt untersuchen lassen. Dieser ließ zu Protokoll geben, daß er nichts hätte finden können. Monaco mußte es unterschreiben. Die Carabinieri aber sagten zu ihm dann höh nisch: „Hast du gesehen, daß wir keine Spu ren hinterlassen Ein anderer Häftling

. Umgekehrt sind sie von den Carabinieri, die auch die „L’Unità” ver klagt haben, wegen Verleumdung und fal schen Aussagen angezeigt worden. Auf den Ausgang der Affäre, die von der gesamten inländischen Presse mit großer Aufmerksam keit verfolgt wird, darf man gespannt sein. Denn es dürfte den Carabinieri wahrschein lich äußerst schwer fallen, die übereinstim menden Beschuldigungen der Inhaftierten zu entkräften. Denn wie erklären sich Ge ständnisse, die sich dann als völlig haltlos heraussteilen

wird. Der genaue Sach verhalt muß ehebaldigst geklärt werden! In Südtirol ist damals vieles versäumt worden, wenn nicht alles. Damals schwiegen alle: Die Zeitun gen, die nun bestürzt sind und seiten lange Artikel schreiben, das Parlament, die Justizbehörden, die öffentliche Mei nung. Sie schwiegen in einem falsch verstandenen Prestige-Glauben, durch den allerdings nur das Gegenteil, näm lich ein ungeheurer Prestige-Verlust, erreicht worden ist. Ja, als bekannt wurde, daß gegen einige der Carabinieri

verfassungsrechtlichen Vorrechte” und schloß: „Aber wenn sich der Polizeikommissar und die Carabinieri in Trient befinden, dann empören sich diese Zeitungen allein schon beim Gedanken, daß diesen solche Vergehen auch nur zugetraut werden. Und dies offen sichtlich deshalb, weil sie überzeugt sind, daß gegen die „austriacanti” im Namen des Va terlandes eben alles erlaubt ist . . .”. Das war eine vereinzelte Stimme der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Ein einsamer Ruf, der jedoch in der Wüste verhallte. Ungehört. Man zog

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Volksbote
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Page 1 of 12
Date: 29.08.1963
Physical description: 12
: balbJBhrlleh 1000 Ure. In Daterreleh: Einzelnum mer 0.20 Sehllllng - Abonnementselnzablung und Anzeigen annahmr bei allen Alhesla-Geseh8ltaslellen SPED. IN ABB. POSTAI.E - (SRIIPPO PRIMO Nummer 35 Bozen, den 29. August 1963 43. Jahrgang Zum Carabinieri- Nach rund zehntägiger Dauer geht bei dem Landesgericht in Trient der aufsehenerregende Prozeß gegen zehn Carabinieri (darunter zwei Offiziere) zu Ende. Die Carabinieri sind ange klagt, im Sommer 1961 Südtiroler politische Häftlingen bei den Verhöhn

auch den Anlaß wahr Kom mentare und Glossen zu schreiben. Die Atmosphäre im Gerichtssaal in Trient schilderte der Sonderberichterstatter des „Münchner Merkur“ folgendermaßen: „Der Haß schwelt wie ein vergiftetes Schwe felfeuer im Gerichtssaal des Tribunals von Trient. Explosionsartig endlädt er sich, wenn die gegnerischen Anwälte der klagenden Südtiro ler und der beschuldigten Carabinieri plötzlich aufspringen und, nur durch Tischbreite getrennt, in sehr persönlichen Wortgefechten stimmgewaltig

Bekanntschaft gemacht haben. Und da sind angeklagt, An gehörige des Korps der Carabinieri, das in Italien den Beinahmen „Die Truppe, die sich bewährt hat“ führt. Sie zu beschuldigen, ist fast ein Sakrileg, und dementsprechend ver lief und verläuft auch das ganze Verfahren. Wem wird das Gericht in Trient glauben? Der Staatsanwalt wurde bislang seiner Rolle als öffentlicher Ankläger kaum gerecht. Von den Südtirolern steht jeder mit seiner Klage so allein, wie er nach seiner Aussage miß handelt wurde

. Jeder kann als Partei ange sehen werden, da auf alle das Verfahren we gen Hochverrates wartet, für das es von ent scheidender Bedeutung sein kann, ob es ge lingt, das Tribunal davon zu überzeugen, daß die Geständnisse nur unter Zwang abgelegt wurden. Welchen Ausgang die Carabinieri sich von dem Prozeß erwarten, hörte ich in einer Ver handlungspause, als einer den Anwalt eines Südtirolers fragte, ob er ein langes Plädoyer halten werde, und dabei erklärte? „Ich habe meinem Verteidiger gesagt, er soll nicht lang reden

. Der Freispruch ist ja schon gemacht.“ Die Angeklagten sind guter Dinge. Sie sit zen auf ihren Stühlen und lächeln teils be lustigt, teils blicken sie nicht nur hochmütig gelangweilt, sondern auch schlicht ausdrucks los auf die Männer in den schwarzen Ta- hiren, die das juristische Vorgeplänkel zu ihrer vielleicht von Strafe überschatteten Zu kunft begonnen haben. Keinem der zehn italienischen Carabinieri, die sich ihrer zivilen Kleidung entsprechend ieger erheben, wenn bei der Verlesung der Anklageschrift

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Südtiroler Nachrichten
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Page 7 of 16
Date: 18.09.1963
Physical description: 16
RÜCKFALL INS Hs ist unbegreiflich, aber es ist Tatsache, geschehen in unseren Tagen. Nach den ..Feuernächten" des Sommers 1961 waren mehr als hundert Südtiroler verhaftet wor den, Schuldige und Unschuldige. In den Po lizeikasernen wurden sie von Carabinieri ver hört. Angehörige, die sie besuchen durften, sahen nach Tagen noch die Spuren solcher „Verhöre”: blutunterlaufene Stellen am gan zen Körper, glasige Augen, verschworene Gesichter, Risse in den Lippen, Schrammen und Brandwunden

durch seine Weisungen die Carabinieri zu „drastischen” Methoden ani miert und unumwunden zugegeben hatte, jede Polizei schlägt”, dementierte sich selbst. Als es schließlich nichts mehr zu vertuschen gab, als Empörung und Dementis nichts mehr nützten, weil inzwischen bereits zwei Gefangene, bärenstarke junge Männer, in der Haft gestorben waren und das Verbre chen aus den Akten zum Flimmel stank, wurde gegen 21 Folterknechte ein Verfah ren eingeleitet. Für die anderen Fälle hatte man Ausreden und Formfehler zur Hand

. Elf von den 21 ließ der Untersuchungs richter laufen. Ihre Vergehen seien, wenn überhaupt begangen, schon amnestiert. . . Blieben zehn Angeklagte. Sie hat nun der Gerichtshof zu Trient freigesprochen. Acht wegen „erwiesener Unschuld”, zwei eben falls unter Berufung auf die Amnestie; ihre Verstöße, meinte der Richter Giacomelli, seien „geringfügiger” Natur gewesen. Dies nach einem Prozeß, in dem die Carabinieri handfesten Beweisen der Kläger für unbe schreibliche, unmenschliche Folterungen

geben. Italien hat, indem es sein Gesicht wahren wollte, sein kostbar stes Gesicht verloren: das der Menschlich keit. Die chauvinistische Fratze ist fehl am Verhandlungstisch. Rom sehe sich vor: Sein Vertrauensguthaben ist fast vertan. Es wird entschiedener Taten bedürfen, um es wieder aufzufüllen. („Neues Österreich”, Wien) Freispruch in Trient Die Freisprüche in dem in Trient veran stalteten Carabinieri-Prozeß sind nicht geeig net, viel Optimismus für das Zustandekom men eines schiedlich

. Bedauer licherweise ist das hier nicht der Fall. Der Carabinieri-Prozeß in Trient wurde von An fang an politisiert; vor allem die Verteidiger der angeklagten Polizisten drängten dahin. Das Wiederaufkommen von Terroranschlägen in Südtirol trug dazu bei. Das Ergebnis ist ein politisches Urteil. Das kann man nicht ohne Anflug von Melancholie, ja Trauer, fes/slellcn. Doch selbst nach diesem Urteil steht gerichtsnotorisch fest, daß in Polizei verhören geschlagen worden ist; denn sonst hätte man nicht zwei

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 29.08.1963
Physical description: 12
Vor dem Trienier Landesgerieht Carabinieri als Angeklagte vor Gericht Wir setzen heute den Bericht der Vorwoche über den Prozeß der gegen zehn Carabinieri wegen Mißhandlungen von Siidtiroler Häft lingen in Trient geführt wird, fort. Der erste Verhandlungstag war ausgefüllt mit der Behandlung der verschiedenen An träge von seiten der Vertreter der Zivil partei (mißhandelte Südtiroler Häftlinge) und mit dem Streit um wichtige Verfahrens fragen. Der Antrag auf Zusammenlegung des Verfahrens

mit dem Sprengstoffprozeß in Mailand wurde abgewiesen, andere Anträge wieder angenommen, wie der Präsident des Gerichtshofes nach siebenstündiger Beratung verkündete. Dann wurde mit der Einver nahme der angeklagten Carabinieri begon nen. Dr. Giacomelli verlas die gegen die Carabinieri gerichtete Anklageschrift, die die Polizisten, alle in Zivilkleidung auf der An klagebank sitzend, betraf. Der für das Pu blikum bestimmte Raum des Gerichtssaales war bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter den Zuschauern sah man viele

Angehörige der politischen Häftlinge, die mit größter Aufmerksamkeit den Ablauf des Verfahrens verfolgen. Gleichzeitig können sie auch die Gelegenheit wahrnehmen, die Söhne, Brüder oder Gatten, die wegen der Verteilung auf verschiedene Gefängnisse Oberitaliens oft nur unter den schwierigsten Umständen zu er reichen sind, zu sehen. Sehr stark war auch die in- und auslän dische Presse vertreten. Die Südtiroler politischen Häftlinge, die gegen einige Carabinieri die Anzeige wegen Mißhandlung

bei den Polizeiverhören erstat tet hatten, warteten in einem eigenen Raume des Gerichtsgebäudes in Trient, bis sie auf gerufen wurden. Sie sind durch seohs An wälte vertreten und zwar: Senator Dr. Sand, Bozen; Dr. Nieolussi-Leck, Kaltem; Dok tor Monauni, Meran: Dr. Gärtner, Schlan- öers; Dr. Canestrini, Rovereto; und Dr. Gallo. Vicenza. Die Verteidigung der Carabinieri war aus den Anwälten Dr. Mitolo, Bozen; Dr. Corradini, La Spezia und einem Vertreter der Staatsadvokatur zusammengesetzt. Dok tor Giacomelli

Carabinieri nicht auch unter die Anklage des „Mißbrauchs ihrer Amtsgewalt gegen Verhaftete oder Fest genommene" gemäß Art. 8 des Strafgesetz buches gestellt habe. Zu diesem Antrag stellte später der Staatsanwalt fest, daß die be treffende Straftat, für die als Höchststrafe 30 Monate Gefängnis festgesetzt sind, bereits unter die Amnestie gefallen sei. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen beantragte Dr. Canestrini, daß gegenüber den angeklagten Carabinieri die unter Ar tikel 61, Nr. 4 und 9, vorgesehenen

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 06.02.1964
Physical description: 12
, denn was ich im Kriege diesbezüglich gelernt hatte, habe ich bereits wieder vergessen.“ (Der Angeklagte hatte be reits zu Beginn der Einvernahme erklärt, daß er während des Krieges bei der deutschen Wehrmacht gedient hatte.) Der Unbekannte habe ihn dann aufgefordert, die Sachen zu verstecken. „Ich habe sie dann dort versteckt, wo von den Carabinieri der Rest davon ge funden wurde, nämlich 150 bis 200 Meter ne ben meiner Wohnung“, schloß der Angeklagte seine Aussagen über den zweiten Besuch des Unbekannten. Präsident

. Daß er den Sprengstoff von Pircher erhalten habe, so wie es in den Carabinieri-Protokollen stehe, stimme nicht. Er habe mit Pircher überhaupt nie über Sprengistoffanschläge gesprochen. Auch seine in den Carabinieri-Protokollen enthaltene angebliche Aussage, daß Vigil Schwienbacher an dem betreffenden An schlag beteiligt gewesen sei, stimme nicht. „Die Carabinieri haben viel gefragt und noch mehr geschrieben. Sie wollten einfach nicht glauben, daß ich den Anschlag allein durchgeführt habe. Die ersten Protokolle

, die den Carabinieri nicht paßten, haben sie zerrissen." Warum sich der Unbekannte aus gerechnet an ihn gewandt habe, wisse er nicht. Präsident: „Erzählen Sie uns Näheres über die Versammlung in St. Walburg, an der Sie, Pircher, Dr. Sullmann und Unterhölzer teilgenommen haben.“ Egger: „Zunächst muß ich feststellen, daß es sich nicht um eine Versammlung gehandelt hat. Ich traf mich mit Pircher, den ich schon vorher gesehen hatte, in einer Bar, um mich bei der Anschaffung der neuen Trachten zu beraten. Im Laufe

„An schläge größeren Stiles“ durchgeführt wer den. Nachher wieder in die Catabinierikaserne Im weiteren Verlauf der Einvernahme wurde Egger aufgefordert zu erklären, war um er seine Aussagen vor den Carabinieri vor dem Staatsanwalt bestätigte. Der An- gekiagte sagte, daß er auch noch vor dem Staateanwalt unter dem Druck der Cara binieri gestanden sei. Sie hätten ihm näm lich gedroht, daß er wieder in ihre Hände kommen würde, falls er nicht alles bestätige. Auf eine Zwischenfrage des Vereidigers

Dr. Gamiper, ob Eigger nach dem Verhör durch den Staatsanwalt tatsächlich wieder in die Carabinierikaseme von Meran ge bracht worden sei, antwortete dieser: „Ja, das stimmt.“ In bezug auf die durch die Carabinieri erlittenen Mißhandlungen sagte Egger, daß diese mit der Zeit so unerträglich geworden seien, daß er aü den Carabinieri gesagt habe: „Erschießt mich frisch, dann habt ihr Ruhe.“ Daraufhin hätten ihm diese geant wortet: „Das würde dir so passen.“ Er sei auch aufgefordert worden, den Mund zu öffnen

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Südtiroler Nachrichten
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Page 5 of 8
Date: 25.11.1965
Physical description: 8
..Gewisse Dinge muss man gul machen, so wie hei den Sfldlirolcrn“... Prozess gegen Folter-Carabinieri Als am 29. Juli 1963 tn Trient das Vrtell gegen II der Mißhandlung von siidtlroler Häftlingen beschuldigten carabinieri verkündet wurde, schrieben ,‘ie „Südtiroler Nachrichten“: „Neben der allgemeinen Erschütte rung Uber dieses unfaßbare Urteil, das , ie Geschichte der italienischen Justiz Hin einen Skandal bereichern wird, miß vor allem die kurzsichtige und we nig demokratische Haltung

hingewiesen hat, ist unge- liört verhallt, ja mit Hohngelächter (luittiert worden ..." * • Gallos Voraussage sollte jedoch bald in Erfüllung gehen. Wegen unmenschlicher Folterungen von über zwei Dutzend Untersu chungshäftlingen werden sich in Kürze 10 Carabinieri, unter ihnen auch der in Südtirol berüchtigte Leutnant Rotellini, vor einem Ge richtshof in Rom verantworten müssen. Im Jänner 1964 wurden 27 „un bescholtene Bürger" der Provinz Bergamo unter dem Verdacht festgenommen, schwere Raub- iiberfällc

in verschiedenen Städ ten Oberitaliens verübt zu haben. Im Verlaufe der Verhöre in der Carabinierikaserne von Bergamo legten alle „umfassende Geständ nisse" ab. „Requiem für Räuberbande“ Das vom Oberkommando der Carabinieri in Rom herausgegebe ne Blatt „II Carabinierc" brachte am 29. Februar einen „Sonderbe richt" aus Bergamo unter dem Ti tel „Requiem für eine Räuberban de". Trotzdem die Verfassung ausdrücklich betont, daß jeder Häftling vor dem sicheren Nach weis seiner Schuld — durch ein ordentliches

er wie auch sein „Kol lege" Vilardo amnestiert. Wer in einem Anfall vom Glau ben an die Gerechtigkeit gehofft halte, die ruhmreiche und ver dienstvolle Carabinieritruppe würde ihren unwürdigen Sohn mit Schimpf und Schande aus stoßen, sah sich bitter getäuscht. Sozusagen als Dank für alles, was er getan hatte, wurde er vom Kommandanten der Carabinieri in Rom, General Lorcnzo, empfan gen und für sein „Verhalten wäh rend des Prozesses" sogar noch feierlich belobigt! Anschließend wurde er zum Hauptmann befördert

. • So erzählte beispielsweise der Häftling Stanga: „Nach der Ge genüberstellung mit Rolando Co sta, schlug mich der Hauptmann Rotellini, als wir einen Augen blick allein waren. Um mich zu erschrecken, hetzten sie einen Wolfshund auf mich. Sie kamen jede Viertelstunde mit dem Hund zu mir. Auch die Carabinieri müs sen sich zu einem gewissen Zeit punkt Sorgen über meinen Zu stand gemacht haben. Leutnant Sportiello ließ mich von einem Militärarzt untersuchen. Der jun- Arzt tat dies und sagte dann zum Leutnant

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Südtiroler Nachrichten
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Page 7 of 16
Date: 21.09.1964
Physical description: 16
Der schwarze Tag von Tesselberg „Bei Gais im Pustertal wurde am Don nerstagmittag eine Polizeipatrouille von Terroristen unter Feuer genommen. Zwei Carabinieri wurden verletzt. Die Terrori sten konnten entkommen, schreibt Man fred von Conta in der „Süddeutschen Zei tung". Eine knappe Meldung der Tageszeitun gen vom Freitag. Die Gäste, die zur Er öffnung der Bozner Messe oder zu den Me- raner Hochschuhvochen nach Südtirol ge kommen waren, lasen es beim Frühstück auf den sonnigen Hotelterrassen

, die nicht mehr in der Lage ist, ihre nervöse Spannung zu meistern. In der Faust die Maschinenpi stole, durchkämmen die Carabinieri die endlosen Waldhänge des Pustertales er folglos nach Terroristen, und wo sich ein Schatten bewegt, wird der Finger krumm gemacht. So war es auch in Gais. Was sich in den Häusern von Tesselberg abspielte, nachdem die Bewohner auf der Wiese zusammengetrieben waren, läßt sich nur noch an den Spuren feststellen. Kästen und Schränke wurden mit Ge wehrkolben zu Kleinholz geschlagen

ihn etwas, das Kronbich ler nicht verstand. Er sagte: „Come?“ Der Beamte sagte: „Wenn Sie mich nicht verstehen wollen, kommen sie mit!" Der Bürgermeister, zu dessen Amtsbereich Tesselberg gehört, wurde nach Bruneck auf die Kommandantur gebracht. Er wur de vier Stunden festgehalten, zuerst in ei ner Arrestzelle, dann in der Kanzlei. Die einzige Frage, die man ihm nach vier Stun den Warten stellte, war: „Warum sind Sie denn immer noch hier?" Weshalb sind die Carabinieri nach Tes selberg gekommen? Es gibt

nur bis Tessel berg. „Hat jemand auf die Carabinieri ge schossen?" habe ich immer wieder ge fragt. Die Männer, die beim Hasenwirt in Mühlen festgehalten wurden, wissen von nichts. Einer sagt: „Gesehen haben wir nichts. Plötzlich hat's halt überall ge kracht. Ich glaube, ein nervöser Gendarm hat einfach so geschossen, dann haben die anderen auch geschossen, und im Durch einander sind die beiden Carabinieri ver letzt worden". Heim kehrer tod Nicht nur Revolutionen, auch Revolten fressen ihre Kinder, stellt

, die, absolut und irreal, zwar das eigene Leben in die Schanze schlug, Auf der Terroristenjagd verlieren die Carabinieri in einem Südtiroler Dorf die Nerven Im Gasthaus Windschar in Gais sitzen die Männer beisammen. Sie trinken Rot wein und reden. Vor allem der Fall des angeschossenen Mädchens empört sie. An zweiter Stelle steht der Zorn über die Ver nichtung der Heuernte — der Arbeit eines ganzen Sommers — und die Zerstörung der Maschinen. „Wann i’ keine Familie hätt..." sagt der eine vielsagend. „Statt

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Südtiroler Nachrichten
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Page 5 of 12
Date: 03.10.1963
Physical description: 12
noch nicht 18 Jahre alt war. Seit drei Jahren arbeitete er in der Werkstiitte eines Zwecks „verbundener Rechte" kampfunfähig Italieners, bei einem gewissen Anselmo Fol- chini. Eines Tages kamen die Carabinieri und fragten ihn, wer in der vergangenen Nacht einige Pflanzen vom Ziergarten der ANAS ausgerissen hätte. Rudy Kofler war mit den Carabinieri bis damals sehr befreun det gewesen, aber an diesem Tag nahm die Freundschaft ein jähes'Ende. Die Carabinieri konnten nämlich nicht glauben, daß Rudy

von der Angelegenheit nichts wisse und miß handelten den Jungen. Rudy lebte mit seiner Mutter auf einen Hof. Als die Mutter von dem Vorfall erfuhr, ging sie zuerst zu den Carabinieri. Dann auch zu seinem Arbeitgeber, der kurz darauf den Burschen entlassen hat, weil er nicht glauben wollte, daß die Carabinieri ihn mißhandelt hätten . .. Anselmo Folchini erzählt, daß Rudy ein guter, hochherziger Bursche war; seine Hände waren jedoch nicht geschwollen (durch die von Kofler beklagten Mißhand lungen — Anmerkung

zwar ab und zu, weil man ihn „crucco” (italienisches Schimpfwort, das für die Deutschen schlechthin, und als besonders beleidigender Ausdruck für die Südtiroler verwendet wird. Anm. der Re daktion) nannte. Deswegen wollte er sogar aus wandern. Er hatte aber ansonst viele Freun de unter den Italienern, auch Carabinieri. Zuletzt fand er eine Stelle bei einem Süd tiroler. Was dann geschah, weiß seine Mut ter nicht. Am 9. Februar 1962 kam zu sei ner Mutter ein Carabiniere und zeigte ihr, daß in ihrem Hause und im Felde Waffen

und Munition versteckt seien. Der Carabi- nierc will, daß sie das Protokoll der Haus durchsuchung unterzeichnet. Sie lehnt es ab und geht weg. Sie verbringt dann drei Tage und drei Nächte im Gefängnis von Ep pan und 11 Tage in dem von Bozen. Dann wird sie entlassen, weil ihr Sohn aus Öster reich telefoniert hat, daß sie unschuldig ist.” Und jetzt, erzählt die Mutter weiter, „ist mein Sohn verhaftet worden.” Am 9. 2. fanden die Carabinieri neben einem Elektromast Sprengstoff und einen Brief, der an Rudy

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Südtiroler Nachrichten
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Page 9 of 12
Date: 25.10.1963
Physical description: 12
von der Kanzel, welche nicht zu mißverstehen war. Ich habe einen jungen deutschen Kaplan gekannt, der mit den Italienern „verbrüdert” war. Er wurde nach einem strengen Verweis in ein Kloster verbannt, eine Art Klausur. Man erfuhr nichts mehr von ihm. Den Hauptgroll der Südtiroler erweckt vor allem jede Person, welche die italienische Autorität präsentiert. An erster Stelle stehen da die Carabinieri. Wenn wir während des Krieges von der Volksschule in Marling heim wärts gingen, schlugen die deutschen Schüler

den Weg zur Carabinieri-Kaserne ein. Dem Wachposten, der vor dem Tor Dienst versah, haben sie eine Zeitlang Gesichter geschnitten und Grimassen gezeigt. Für sie war es eine Freude, unsere Uniformen zu beleidigen. Ich erinnere mich an ein Mädchen, das sich eiligst von der Kommunionbank entfernte, um nicht in der Nähe eines Mädchens von einem Fi nanzsoldaten bleiben zu müssen. Auf meinen Schulheften habe ich öfters Zeichnungen von Carabinieri feststellen können, welche mit Ausdrücken wie „Verfluchte, Schweine, Ver

räter” versehen waren. Im Passeiertal lebt eine Frau, die den 9. September 1943 als den schönsten Tag ihres Lebens bezeichnet, jenen lag, an dem sie einen Carabinieri-Leutnant entwaffnete und einem Alpini-Soldaten den Bart ausriß. . .. Damals befanden wir Italiener uns in dieser Situation: Wir hatten weder Wasser, noch Licht, noch Brot. Es war schlimmer als während des Krieges. Die Kaserne der Cara binieri befand sich im Hauptort des Tales, ; St. Leonhard. Die Carabinieri waren verbit- 1 tert

über die Beleidigungen und Verachtun- : gen, die ihnen entgegengebracht wurden. Sie hatten den Auftrag sich zu „verbrüdern” und : sehr großzügig zu sein. Aber manchmal brach ; ihnen die Geduld und dann steckten sie die j Gefährlichsten mit der Entschuldigung, daß j sie betrunken seien, in Gewahrsam. Darauf ereigneten sich des öfteren heftige Protest kundgebungen. Besonders auf einen Carabinieri aus dem Veneto hatten sie es abgesehen, weil er sich ganz wenig mit ihnen „verbrüderte”. Sie hie- lkn ihn den „Blonden

Haller, ein Mann, von dem viel gesprochen wurde, den aber niemand kannte, zumal man im halben „Das hat mit Sabotage nix zu tun, Signore !“ („Welt“, München) Tal den gleichen Namen hatte. Franz Haller befand sich sogar öfters in Gesellschaft der Carabinieri, die er zum Singen und Trinken einlud und sich mit ihnen unterhielt. Ein mal überfiel er zwischen Saltaus und St. Mar tin ein Militärfahrzeug, in welchem sich Ca rabinieri befanden, die die Haller-Bande aus findig machen sollten. Als Anführer

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Südtiroler Nachrichten
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Page 6 of 8
Date: 31.08.1963
Physical description: 8
, das Absurde ist schließlich in Südtirol eingetreten”, schreibt der römische „Tempo”. Man macht den Pro zeß nicht den Sprengstoffattentätern, den fanatischen Pangermanisten, sondern den Carabinieri, was in diesem Augenblick so viel bedeutet, wie wenn man Italien selbst den Prozeß macht.” ('„Die Presse”) Das Tribunal von Trient .. Die vergiftete Atmosphäre im Trientner Gerichtssaal hat ihren Herd in Ressentiments die man kennen muß, um die Zusammen hänge zu verstehen. Da stehen Anwälte, die als Südtiroler

nach monatelanger Verzögerung in Gang ge setzt wurde. Anträge von Südtiroler Seite auf Zulassung weiteren Beweismaterials und zusätzlicher Zeugen wurde abgelehnt. An zeigen gegen Carabinieri, die 1961 zur Ver stärkung nach Südtirol beordert worden wa ren, wurden nicht behandelt, weil man an geblich die Betreffenden nicht mehr ermitteln konnte. Dabei hätte ein Blick ins Wachbuch genügt, um die Namen festzustellen, wie ein Anwalt der Südtiroler unwidersprochen vor Gericht ausführte, und ein italienischer Kol lege

Gegenständen und von Folterungen mit heißgebrannten Glühbirnen, die ihnen auf die Nase gedrückt worden seien. Die Carabinieri behaupten, sie hätten bei der Geständnisfreudigkeit der Festgenommenen keinerlei Zwangsmittel nö tig gehabt. Sie geben allenfalls zu, den oder jenen Kläger vom Sehen zu kennen. Im übri gen seien sie nicht nur korrekt, sondern auch sehr menschlich mit den Verhafteten verfahren, was bis zur Verständigung der An gehörigen und der Versorgung mit Nah rungsmitteln gegangen sei

feststellte, die „ruhm reiche Tradition der Carabinieri beschmutzt” haben. .. . Den Italienern ist dieser Prozeß sicht lich unangenehm. Das geht schon daraus hervor, daß sie sich entschlossen haben, das Verfahren mitten in den Gerichtsferien ab zuwickeln und es ist aus der Eile ersicht lich, mit der der Prozeß geführt wird. Wo bei der Beobachter sicherlich nicht behaup ten kann, die Verhandlung steht unter einem südtirol-freundlichen Aspekt. Da ist bei spielsweise der Staatsanwalt: Er, der Klä ger

, in diesem Fall der Klä ger, fortsetzt. Zum erstenmal seit jenen Som mertagen 1961 stehen Carabinieri und Süd tiroler einander wieder gegenüber. Aller dings mit vertauschten Rollen: Heute sind es die Südtiroler, die Klage erheben. Es sind Bauernburschen, die einen unbe holfenen Eindruck machen und die über keinen allzugroßen Wortschatz verfügen. Ihre Aussagen unterscheiden sich von denen der Carabinieri wie Tag und Nacht. Nicht nur, was den Inhalt betrifft. Ohne Umschweife bringen sie ihre schwe ren

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Dolomiten
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Page 3 of 32
Date: 13.11.1971
Physical description: 32
Vergangen heit zugetragen hat, berichtete unsere Tageszeitung in der Ausgabe vom 5. August d. j. Damals war die Urteilsbegrün dung gegen die elf Carabinieri der Gruppe Bergamo, die wegen grausamer Folterungen von Häftlingen mit siebenjähriger Verspätung vor Gericht gestanden hatten, in der Gerichts- karizici in Rom hinterlegt worden. Sechs der Angeklagten wurden zu Gefängnisstrafen zwischen dreieinhalb Jahren und neun Monaten verurteilt, zwei wegen Mangel an Beweisen freigesprochen

lungen unbescholtener Bürger auch von diesen falsche Ge ständnisse erpreßt. Die Anwälte der sechs in Rom verurteilten Carabinieri haben gegen das Urteil Berufung eingelegt. Es ist unglaublich, aber wahr, genau so wie einst in SUdtirol, wurden auch in diesem Falle die angeklagten Folterknechte nicht einen einzigen Tag ihres Dienstes enthoben, sic empfin gen regelmäßig ihren Sold und — wie einst in Südtirol — wurden einige davon befördert, und einer zum „Cavaliere della Repubblica“ ernannt

. Gegen einige ihrer gefolterten Opfer wurde nun von den verurteilten Carabinieri Anzeige wegen „Verleumdung“ erstattet und genau wie es vor zehn Jahren bei uns in Südtirol der Fall war, behaupten die verurteilten Carabinieri jetzt auf einmal, daß sich die Verletzten die Ver wundungen selbst beigebracht hätten. Carabinicrihauptmann Vittorio Rotel- lini, der als einer der grausamsten Folterknechte in die jüngste Geschichte unseres Landes eingegangen ist, hat seine Rolle in der „Tragikomödie“, die vor zehn Jahren

in der berüchtigten Cara- binicrikasernc von Neumarkt begonnen hat, immer noch nicht zu Ende gespielt. Offensichtlich durch das Urteil im Carabinieriprozeß von Trient ermutigt, das seine Vergehen unter Amnestie fal len ließ und durch die unmittelbar darauf folgende „feierliche Belobigung“ durch den damaligen Carabinieri-Kom- mandanten De Lorenzo (der heute als MSl-Abgeordnetcr im Parlamente amtet und waltet!), begann er in seinem neuen Wirkungsbereich in Bergamo ebenfalls seine altgewohnten Methoden gegenüber

wehrlosen und unschuldigen Häftlingen anzuwenden. Ein Entrüstungssturm ging fast durch die gesamte italienische Presse, als einst die ersten Anzeigen von Südtiroler Häftlingen durch die Presse bekannt wurden. „I carabinieri non si toccano!" (Die Carabinieri greift man nicht an!) ertönte es fast einstimmig aus dem italie nischen Blätterwald; die gefolterten Opfer versuchte man als Simulanten hin- zustcllen, die sich die Verletzungen selbst zugefügf hätten. Selbst Indro Montanelli ist damals

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Südtiroler Nachrichten
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Page 8 of 16
Date: 18.09.1963
Physical description: 16
»UGUALE PER TUTTI « . . . Wären die Verletzungen nicht — wenn auch verhältnismäßig spät — ärztlich fest gestellt worden, dann hätten die angeklag- ten Carabinieri, die noch nicht einmal von einer verabreichten Ohrfeige das geringste wissen wollten, natürlich noch leichteres Spiel gehabt, als es ohnehin der Fall war. Sie wollen die Freundlichkeit und Mensch lichkeit in Person gewesen sein — obwohl doch eher eine oder andere geringfügige Ent gleisung in den damals bewegten Sprengstoff zeiten

aber von den Anwälten der Südtiroler Ne benkläger vorgebrncht wurde, als belanglos ablehnte. Das gilt vor allem für die Anzeigen gegen alle Carabinieri, die damals nur vorüber gehend zur Verstärkung nach Südtirol kom mandiert worden waren — weil man die Be treffenden jetzt angeblich „nicht mehr er mitteln konnte". Als ein Südtiroler Anwalt vor Gericht erklärte, zu der Feststellung ihrer Namen hätte ein bloßer Blick in das Wachbuch genügt, erhielt er keine Antwort. Nach Berichten neutraler Prozeßbeobach ter ähnelte

der Gerichtssaal, in dem sich die angeklagten Carabinieri oft nur mit demon strativ gezeigter Verachtung zu einer Ant wort auf die Anwaltfragen der Südtiroler herabließen, häufig eher einem Tribunal zwi schen Siegern und Besiegten als einer Stätte der Rechtsfindung. Daß die angeklagten Polizisten selbst diese Rechtsfindung schon am zweiten Tage für abgeschlossen hielten, beweist die Zuversicht eines der Carabinieri, der in einer Verhand lungspause erklärte: „Ich habe meinem Ver teidiger gesagt

selbst hiebei im Stich gelassen sahen. Die „mildernden Umstände wurden also nicht etwa nur beim Urteil — sie waren schon vom Staatsanwalt in der Anklage von Anfang an in Rechnung gestellt. . . (Ignaz Appel in „Westfälisches Volksblatt", Paderborn ) Milde Richter Das Trientner Gericht hätte keine zwölf Stunden darauf verwenden müssen, um die ses Urteil im Carabinieri-Prozeß zu finden; seine Entscheidung entsprach den Voraus sagen aller, die die Atmosphäre im Gerichts saal gespürt hatten. Man hätte sich gewun

, dessen Dubio- sität nicht nur in Österreich kritisiert wurde, erscheint das Trient er Urteil als eine Farce; denn obwohl die zehn Carabinieri nicht des Mordes angeklagt waren, repräsentierten sie doch den Apparat, dessen Vernehmnngs- methoden in zwei Fällen mit größter Wahr scheinlichkeit zum Tod der Vernommenen geführt hatten. Messen also Italiens Ge richte mit zweierlei Maß? Gibt es ein Recht für die Römer und ein anderes für die Bar baren? Wir sind nicht sicher, daß Italien der Dienst erwiesen wurde

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Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 16.04.1964
Physical description: 16
Vom Moilfindei Schwurgericht: Carabinieri sagra über ihie Ermittlungstätigbeit aus Nachstehender Bericht über den Mailänder Sprengstoffprozeß ist — wie alle bisher im „Volksbote“ erschienenen Berichte Aber densel ben Gegenstand — eine fast vollinhaltltche Wie dergabe der nach Mailand entsandten Sonder berichterstatter der „Dolomiten“ Dr. Franz v. Walther und Hans Gamper. Am Dienstag, 7. April, wurden 16 Cara- binieri — es handelte sioh hauptsächlich um Offiziere — eiiwernommen, die ihre Dar

hatte, zu bestätigen, sowie eine Frage des Verteidigers Dr. Riz bezüglich des Datums einer Versammlung des Bergiselbundes, die nicht zu dem von Mitolo angegebenen Zeit punkt stattfand, zu beantworten. Es kam dann Oberst Francesco Marasco, der seinerzeit als Oberstleutnant die Außen gruppe der Carabinieri des Eisack- und Pu stertales befehligte, an die Reihe. Er bestä tigte zunächst die von ihm verfaßten Berichte über die Erhebungen zur Ermittlung der Ur heber der Sprengstoffanschläge. Witimosei aut Schritt

allen in Südtirol veranstalteten Andreas- Hofer-Feiern zugegen.“ Fast jede Woche sei Widmoser nach Südtirol gekommen. „Auf Grund unserer Informationen schien zu einem gewissen Zeitpunkt — wie mir vorkommt, im Jahre 1960 — die Tätigkeit Widmosers gefähr licher zu werden, weshalb man ihm die Ein reise verboten hat. Das Einreiseverbot wurde aber nach wenigen Monaten wieder aufge hoben.“ Alle Carabinieri der Provinz Bozen hätten Widmoser, der auf Schritt und Tritt von Polizeiagenten beobachtet worden sei, immer

sofort erkennen können. „Per i Cara binieri era quasi una persona di casa“, sagte der Oberst wörtlich. Im Jahre 1959 hätte er neben den höchsten Vertretern der Südtiroler Volkspartei auf den Ehrentribünen an fast allen Andreas-Hofer-Feiern teilgenommen. „Auf Grund der Miarasco: „Diie Lage war damals eine ganz besondere: Die Erhebungen verwickelten sich am Anfang in einer Weise, die niemand vor hergesehen hatte. Wir (die Carabinieri) muß ten uns mit rund vierhundert Personen be fassen

uns auch nicht genügend Autos zur Verfügung.“ Dr. Triglia bestand darauf, Näheres über die Tätigkeit der Carabinieri hinsichtlich der „Ueberwachung“ Dr. Staneks zu hören. Er fragte: „Hat die Carabinieriwache in den Jahren vor 1961 in den Besitz von genauen Informationen über die Kontakte mit den österreichischen Terroristen gelangen kön nen?“ „Diesbezüglich hatten wir sehr zahlreiche Unterlagen“ sagte der Oberst, als ob es sich um eine Selbstverständlichkeit handle. ..Dok tor Stanek begab sich mit einer wahrlich

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Südtiroler Nachrichten
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Page 13 of 16
Date: 18.09.1963
Physical description: 16
den Freispruch der Carabinieri begrüßte, die wegen an einigen Südtirolern begangenen Mißhandlungen angeklagt waren, 20 Jahre später... hat gezeigt, wie faul der reaktionäre italie nische Geist ist und wiesehr ihm jede gering ste Gelegenheit genügt, sich aufzupusten und seine Präpotenz zu zeigen. Während des Prozesses von Trient hat man tatsächlich Ströme jener Pro sa gelesen, welche vom Nationalismus in der ersten Jahrhunderthälfte ge' schaffen wurde und während der Zeit des Faschismus ihre vollendete Form

: so daß die Ehrenerweisung an die Carabinieri mit der Beleidigung des Gerichts wesens ausgewogen wurde. Und dennoch, als ein Sicherheits kommissär von Mailand vor kurzem einen Privatstreit derart löste, daß er den Gegner in die Quästur bringen ließ und ihn durch Fausthiebe ein Auge herausschlug, (Die „Siidtiroler Nach richten haben darüber berichtet), hat keine einzige dieser Zeitungen diese Tatsache geleugnet oder die Ehre Ita liens hineingezogen, es bildete ein ein faches Ereignis der Tageschronik, den vielen

lassen. Aber wenn sich der Polizeikommissär oder der Carabi nieri in Trient befinden, dann empören sich diese Zeitungen allein schon beim Gedanken, daß diesen solche Vergehen auch nur zugetraut werden: offensicht lich deshalb, da sie überzeugt sind, daß gegen die „austriacanti” im Namen des Vaterlandes eben alles erlaubt ist. Für sie ist das Vaterland ein feststehen der Begriff, wo man alles hincinzau- bern kann, Carabinieri oder Schwarz hemden, Rhetorik oder Ehrgeiz, aus genommen

feier lichen Belobigungen (encomi) den Carabinieri zu überschütten, der als Garant und eine unerschütterliche Ba stion der Privilegierten gefeiert wird, dann aber in aller Ruhe, mit beschä menden Winkelzügen der Mutter des Carabiniere Pasquale Marcone, der in Bellolampo durch die Hand der Leute des Banditen Giuliano gefallen ist, die Pension verweigert. Es ist eine schmut zige, aber beispielhafte Geschichte, die allein schon all jene unappetitlichen Ergüsse von Rhetorik, die in diesen Tagen

vergossen wurden, hinwegfegt. Unser Bürgertum ist verschwenderisch mit wortreichen Schmeicheleien gegen ..die Hüter der Ordnung”, nur solange cs sich dieser bedient, die eigenen Interessen zu verteidigen. Der Carabinieri als Mensch und als Bürger existiert nicht, so wie der ein fache bäuerliche Soldat gut genug ist als Ka nonenfutter oder als Gegenstand für Ge dichte D’Annunzios, aber wehe wenn er sich untersteht, Land als sein Eigentum zu for dern.” Da dies von einer kommunistischen Zei tung

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Südtiroler Nachrichten
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Page 4 of 8
Date: 17.07.1964
Physical description: 8
> unter dem Titel „Der, Freund stand //«^'' geschrieben, die demnächst in Buch form, erscheinen wird — sagte:, .JSsbat die ses Prpzesses bedurft ,; um , mit Ruhe diese Dinge sagen zu können." Viele Italiener wür den heute „die Vernunft an.. die. Stelle der Leidenschaft setzen". „Wie bei den Hexenprozessen...” Der bekannte Südtiroler Anwalt Dr. Ro land Riz, verglich in seinem Plädoyer die Vorgangsweise der Carabinieri indirekt mit jener in den mittelalterlichen Hexenprozesdfc' Dr. Riz war nach einer Reihe eher

hat. Es waren nicht die Carabinieri, sondern ein schändlicher Zu träger." Der Carabinieri-Mäjor Pagani habe als Zeuge zugeben müssen, daß ein Konfident angegeben hätte, daß sich in Staneks Woh nung Propagandamaterial, in seinem Keller jedoch eine Druckmaschine befänden. Die Druckerpresse entpuppte sich allerdings als Strickmaschine. Die ganze Affäre, so sagte der An walt, beweise jedoch, daß jemand bis in den Keller ddr Wohnung Dr. Sta neks vorgedrungen sei, „und dies bestimmt nicht in guter Ab sicht..” Die Flugblätter könnten

. „Wehe, wenn die Demokratie dieses Grundrecht antasten würde!”, rief der Anwalt aus. Dr. Stanek könne nicht vorgeworfen werden, Dinge gesagt oder geschrieben zu ha ben, die einen Anlaß böten, ihn unter Anklage zu stellen. Die Geduld mußte zerbrechen . . . Wie vor ihm schon Dr. Riz, zerpflückte auch Prof. Delitala die höchst lückenhafte Anklage dieses „Indizienverfahrens” gegen Stanek, in welchem es nur ein einziges — wenngleich konstruiertes — Indiz gibt: die von den Carabinieri-Offizieren

, stammten, sondern extra fa briziert worden seien. Es sei nur denk bar, (laß ein politischer Gegner oder ein Polizeikonfident die Blätter in Sta neks Villa hineingeschmuggelt hätte. Den Carabinieri warf .Delitala vor, sie seien gegen Stanek nur auf Grund von Kon- fidehfenberichten. vorgegangen., Die bei Sta nek vorgenommene Hausdurchsuchung sei, weil in Abwesenheit des SVP-Generalsekre* tärs .durchgeführt, illegal gewesen. Außerdem hätten die Carabinieri als Zeugen offensicht lich gelogen. Die Tabus

als Italiener zu rück. Ich weise es als patriotischer Staats bürger zurück, daß die Unabhängigkeit des Staates durch solche Aktionen gefährdet wer den könnte”. Dr. Gallo, der schon beim Carabinieri- Prozeß von Trient durch seine brillanten Aus führungen Aufsehen erregte, führte aus, daß niemand wisse, warum es in Südtirol gewis se Tabus gebe. Eines dieser Tabus betreffe den Namen Österreich und alles, was öster reichisch sei.. Warum betrachte man es als ein Verbrechen, daß die Österreicher die" Süd ti roler

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Südtiroler Nachrichten
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Page 2 of 8
Date: 14.05.1964
Physical description: 8
, und sie ergingen sich weinend in Verwünschungen gegen die Carabinieri. „Nicht einmal auf dem Monde ...” Die Frauen untersuchten die Schultern und Gesichter ihrer Verwandten und begannen wieder zu weinen. In dem Hause, wo einer der drei Enthafteten wohnt, habe ich Pietro Razzani gesehen, wie er sich mit Mühe fort bewegte, und sich dabei auf den Unterleib griff, wo er am meisten geschlagen worden war. Ich frage Don Danilo Conti, einen gro ßen und jungen Priester und versuche ver geblich, von ihm eine Erklärung

, daß die Carabinieri von Bergamo „bei der Erfüllung ihrer Pflicht in voller Ach tung vor der menschlichen Person und der be stehenden Bestimmungen des Verfahrens ge handelt hätten”, erneuerten die Häftlinge nochmals ihre Beschwerden. Sie schilderten nochmals in aller Ausführlichkeit die Folte rungen, denen sie unterworfen worden waren. Demonstrationen und Böllerschüsse Die Freigelassenen wurden in ihren Hei matstädten mit Demonstrationen und Böller schüssen begrüßt. Nur durch ein starkes Po lizeiaufgebot konnte

ihn vor. Also wurde er wie auch sein „Kollege” amnestiert. Wer in einem Anfall vom Glauben an die Gerechtigkeit gehofft hatte, die „ruhmreiche und verdienstvolle” Carabinieritruppe würde ihren unwürdigen Sohn mit Schimpf und Schande ausstoßen, sah sich bitter getäuscht. Als Dank für alles, was er getan hatte, wurde er vom Komman danten der Carabinieri in Rom, General Lo- renzo, empfangen und für sein „Verhalten v'äh' , '* r, d des Prozesses” feieHirh belobi"*’! Anschließend wurde er zum Hauptmann be fördert

an die Gerichts behörden neuerlich den Carabinieri übergeben wurden, bestätigt? Ein anderer Häftling, Omar Ziglioli, schil derte seine Erlebnisse in der Carabinieri kaserne mit folgenden Worten: „Lieber als sieben Tage in den Händen der Carabinieri von Bergamo zu verbringen”, bekannte er, „ziehe ich drei Jahre verschärften Kerker vor. Alle sieben Tage hindurch, die ich in der Ka serne verbracht hatte, mußte ich stehen, ohne Essen und Trinken ... Am fünften Tage lie ßen sie mich auf dem Tische ausruhen

waren. Um mich zu er schrecken, hetzten sie einen Wolfshund auf mich. Sie kamen jede Viertelstun de mit dem Hund zu mir. Auch die Carabinieri müssen sich zu einem ge wissen Zeitpunkt Sorgen über meinen Zustand gemacht haben. Leutnant Spor tiello ließ mich von einem Militärarzt untersuchen. Der junge Arzt tat dies und sagte dann zum Leutnant, ich hätte nur ein bißchen Fieber, aber sie könn ten schon doch weitermachen. Ich weiß nicht, was man damit snacn wollte. Ich

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Volksbote
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Page 7 of 12
Date: 29.08.1963
Physical description: 12
Donnerstag, den 29. August 1963 V o 1 k s b o I e Seite 7 • 9 Die Plädoyers der Anklage Mit Ausnahme Dr. Gallos sprachen am Montag alle Vertreter der Privatklage. Heute vormittag kommt als letzter Anwalt der sieben Häftlinge und des freigesprochenen Pomella, Dr. Gallo, und dann der Staatsanwalt an die Reihe. Die Verteidiger der Carabinieri werden voraussichtlich erst am Nachmittag sprechen. Nach den Repliken, die veilleicht schon heute abends, spätestens aber am Mittwoch nachmit tag erfolgen

- ungetrübt und unbeein flußt der Sache ganz auf den Grund zu gehen und nur Recht zu sprechen.“ Während einer Unterbrechung der Verhand lung sagte Präsident Giacomelli in einem Ge spräch mit den Journalisten, daß er auch aus ganz Italien verschiedene mehr oder weniger höfliche Briefe erhalten habe, die „Ehre“ der angeklagten Carabinieri wieder herzustellen. Auch von diesen Druckmitteln werde sich das Gericht nicht beeinflussen lassen. Der mit BAS Unterzeichnete und maschinegeschriebene Brief sei

Schadenersatzleistung von 100 L sowie die Tragung der Gerichtsspesen durch die Angeklagten. Er begann dann mit seiner großangelegten Anklagerede gegen die Carabinieri, die gestern nicht mehr so dreist und selbstsicher dasaßen wie in den ersten Verhandlungstagen. Ihr manchmal oft unbotmäßiges Verhalten ge genüber dem Gerichte und das geschmacklose Gekicher bei den sie belastenden Zeugenaus sagen scheint einem nicht mehr zu verhehlen den Unbehagen gewichen zu sein. Die RAI schwieg sich aus Ausgehend vom Appell, den Don

von seiten staatlicher Organe ver urteilt werden, denn auch er werfe eine Gra ben des Hasses zwischen Italienern und Süd tirolern auf. Man könne nicht Gewalt mit Gewalt vergelten, indem man Systeme zur Anwendung bringe, die nicht nur der christ lichen Zivilisation Hohn sprechen, sondern der Zivilisation schlechthin. Gegen diese Cara binieri könne ein zivilisierter Mensch nur eine klare und entschiedene Haltung der Verurtei lung einnehmen. Diese Carabinieri hätten durch ihr Vorgehen das Ansehen

des italieni schen Staates in den Schmutz gezogen. Zwi schen ihnen und jenen Carabinieri, die korrekt ihre Pflicht erfüllen, müsse ein klarer Tren nungstrich gezogen werden. Gerade zur Ret tung der Ehre des Maresciallos dieses oder jenes Ortes, der ein Freund und Helfer der Dorfbewohner ist, und vieler anderer Cara binieri, die sich durch aufopferungsvollen Ein satz, ja durch den Einsatz ihres Lebens, wie der Brigadier D’Angelo, der sich selbst als Geisel gestellt hatte, um andere vor der Hin richtung

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