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Sterne und Blumen
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Page 2 of 8
Date: 05.09.1915
Physical description: 8
; jülaudern, für einige Tage gelingt es ihr, die dunkle Molke p der Schwermut von des Geliebten Stirn zu bannen. Vlasta p atmet ordentlich auf in diesen kostbaren Stunden, sie sehnt sich r so sehr in ihrem Herzensglück und ihrer frischen Iugendkraft s nach Frohsinn und Heiterkeit. Inzwischen hat Bruno, der jüngste der vier Brüder, g wiederum bedeutende Spielschulden gemacht, die er nicht be- g zahlen kann. Er ist Leutnant, und wenn er seine Ehren- g schulden nicht zur festgesetzten Frist abtragen

Summe. 8 Bruno entfernt sich mit den besten Versprechungen. Raum 8 weiß er Geld in seiner Tasche, so neckt ihn auch schon wieder 6 der alte Humor, der alte Leichtsinn. Mas für eine reizende 0 Braut Ewald hat, denkt er bei sich, und nach wenigen Tagen 8 kommt er wieder aufs Land, aus Dankbarkeit, wie er sagt. 8 Er ist ein schöner, fröhlicher Offizier und macht Vlasta viele 8 Romplimente. Auch dazu, so meinte er, treibt ihn die Dank- 8 barkeit, denn sie hat ja Fürsprache für ihn eingelegt. Aengstlich

wacht Ewald über seiner Braut, nicht weil er 8 ihr, sondern dem Bruder mißtraut. Sie ist gut, rein und treu, ö davon ist er felsenfest überzeugt. Aber der Bruder? Hat ^ er ihn nicht schon so oft betrogen? 8 Vlasta ist ganz entzückt von ihrem zukünftigen Schwager. Sie begreift nicht, warum ihr Bräutigam sie stets fern hielt von ihm und ihn so abfällig beurteilte. Bruno war leichtsinnig, denkt sie, nun wird er sich bessern. Im übrigen ist er ein guter und froher Mensch, so ein rechter Spielkamerad

, an dem Vlasta durchaus nichts Gefährliches entdecken kann, wie ihre Gesellschaftsdame es vermag. Bruno ist zart, höflich und so lustig! Vlasta lacht mit ihm, er geht auf ihre harmlosen Neckereien ein und sie stimmt eines Tages freudig zu, als er sie zu ei,rem Spazier ritt einladet. Es ist ihr eine Lust, mit ihm durch die weiten Felder zu galoppieren; mit ihrem Bräutigam reitet sie stets langsam und gemessen. Mit geröteten Mangen und leuchten- r den Augen kehrt sie allemal von diesen Bitten zurück

, und s Ewald freut sich bei ihrem Anblick. Graf Bruno kommt nun öfters, und wenn er nicht da ist, empfindet Vlasta Einsamkeit, manchmal sogar Langeweile. Sie weist solche Gefühle natürlich ab, doch kann sie sich des Vergleiches zwischen den beiden Brüdern nicht enthalten. Sie liebt Ewald aufrichtig, wenn er nur Brunos Temperament hätte, so seufzt sie zuweilen und nimmt sich vor, ihn daraufhin mehr zu bearbeiten, sie hat ja schon so vieles bei ihm erreicht. Als Bruno nach einiger Zeit seinen Besuch

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 12.10.1911
Physical description: 8
gegen die Grenzsperre aufraffe. Vielleicht werden sie auch fetzt aufstehen und sagen. Feuilleton. Das Ende vom Liede. Eine Geschichte von Konrad Telmarrn. 17 Es gab ein lautes Halloh, ein Rufen von lustigen Stimmen herüber und hinüber. „He, Welsberg! Assessor Welsberg!" scholl's plötzlich. Bruno wandte, unangenehm betroffen, den An kömmlingen sein Gesicht zu, während Kläre sich ab drehte. Er erkannte ein Dutzend Herren vom „jüngsten Gericht", die in sehr heiterer Stimmung, wahrscheinlich

nach einem etwas „ausgewachsenen" Frühschoppen, zur „Abkühlung" eine Schlittenfahrt hierher unternommen hatten. Auch der Regie rungsreferendar Konstantin v. Mahdel befand sich unter ihnen. Lachend und mit allerlei anzüglichen Witzworten kamen einige der Herren auf ihn zu, die Hüte im Nacken, die Paletots vorn aufgeschla gen, mit heißen Gesichtern und glitzernden Augen. Bruno war stehen geblieben und hatte sich unwill kürlich stramm ausgerichtet. Es sah aus, als ob er sich, in Verteidigungszustand setzte. Ein junger

Ge richtsreferendar, der mit etwas unsicherem Gange auf ihn zugekommen war, prallte bei dem Blicke, den Bruno ihm entgegenwarf, sofort zurück und griff instinktmäßig an seine Pelzmütze. „Ah, Par don, Sie sind nicht allein, Herr Kollege!" Und er blinzelte halb neugierig, halb respektvoll zu Kläre die Verminderung ist im Verhältnis zum Viehstand bedeutungslos. Sicherlich brauchten wir darüber nicht zu erschrecken, wenn auch die Bevölkerung zurück gegangen wäre. So aber ist die Bevölkeruno gewach sen und da fällt

men den Profit der Großgrundbesitzer, der aller dings, je weniger Vieh im Lande, ein umso aus giebigerer ist. Die hohen Herren von der Regierung betrachten eben die ganze Volkswirtschaft nur durch die Brille der Großen. Was diesen dient, nützt an geblich auch dem Volke. Wenn die Großagrarier aus dem Hunger der Massen Millionen münzen, dann ist hinüber, die ihm den Rücken zudrehte und regungs los, wie ein Bildsäule, dastand. „Nein, in der Tat nicht," sagte Bruno ruhig und lüftete seinen Hut

gegen die Gesellschaft, die etwas unschlüssig dastand. ,Na, dann stellen Sie uns doch mal vor," rief von irgendwoher eine etwas lallende Stimme aus dem Haufen und ein paar lachende Stimmen fielen ein: „Vorstellen! Natürlich vorstellen!" Bruno, der sich mit einer achselzuckenden Bewe gung abgewandt chatte, wollte eben eine beleidigende Bemerkung über den Zustand der Herren zurück rufen, als diese sich schon auf ein paar beschwichti gende Worte eines derselben hin beruhigten und zurückzogen. Nur Herr v. Mahdel

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 14 of 16
Date: 21.10.1911
Physical description: 16
, hatte seinen Besen zur Erde fallen lassen und streckte, mit weit herausquellenden, stieren Augen seine Arme nach dem Wagen aus. Es sah aus, als ob ihn ein plötzlicher Wahnsinnsanfall gepackt hätte. Bruno warf nur einen einzigen Blick auf Kläre, die neben ihm totenbleich in das Polster zurückgesunken war und, die Hände wie zur Abwehr krallend vorge streckt, mit großen, entsetzten Augen auf den Mann im Kittel der Arbeitshäusler starrte, um zu wissen, was hier vorging und wer dieser Mann hier war. „Vorwärts

doch! Vorwärts!" rief er dem Kutscher zu. Der Wagen hatte gehalten, setzt setzte er sich lang sam wieder in Bewegung. Aber der Arbeitshäus ler lief neben ihm her. Er ließ die Arme nicht sin ken und rief immerzu, verlangend, glücklich und klagend — alles zugleich — den Namen: „Kläre! Kläre!" während die Tränen ihm in Bächen über die Wangen herabliefen. „Kläre! Kläre!" „Zum Teufel, so bringt dach den Kerl zur Ver nunft, Leute!" schrie Bruno endlich in heller Wut. Einen Augenblick sah

, daß der Mensch zur Erde gerissen tourde und mitten in den Schlamm der Straße hinschlug. Es war ein widriger An blick. Und noch, als die Droschke, die nun wieder im Trabe weiterfahren konnte, schon eine Strecke weit fort war, vernahm man noch das Jammerge schrei und dazwischen die kläglich-zornigen Rufe des Gestürzten: „Kläre! Kläre!" Eine Weile fuhren sie hin, ohne daß Bruno sich nur nach Kläre umgewandt hätte. Er brachte es nicht über sich. Dann, als er es tat, sah er, daß sie, wie eine Tote

, „das war er." Und weiter sprachen sie kein Wort, sondern fuh ren nach Hause, ohne sich auch nur angeblickt oder berührt zu haben. Als Bruno, der draußen mit dem Kutscher abgerechnet batte, das Laus etwas später betrat als Kläre, war sie schon in ihre Kam mer geschlüpft, ohne ihm noch einen Gruß gegönnt zu haben. Das wurmte ihm Sie tat nun wohl gar, als ob s i e die Verletzte, die im tiefsten In nern Verwundete und Angewiderte war In langen Schritten ging er hin und wieder durch feig Zimmer. An das hätte er setzt nicht ge wähnt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 18.10.1911
Physical description: 8
gewesen. Feuilleton. Das Ende vom Liede. Eine Geschichte von Korrrad Telmann. 22 Bruno überlegte einen Augenblick. „Ich habe mich zwar noch gar nicht ernstlich mit dieser Frage beschäftigt, Herr Landesdirektor — wie gesagt. Aber ich wüßte nicht, wie ich „nein" darauf antworten sollte. Wenn man wirklich mich der Ehre würdigen wollte — ich kann mir das aber kaum denken." t „Nun, nun, nun" — der kleine, alte Herr lächelte diskret-überlegen —, „ein bißchen habe ich selber ja auch dabei zu sagen. Das genügt

mir also. Wir sprechen uns noch. Ich möchte jetzt durch eine zu lange Unterhaltung mit Ihnen kein unnötiges Auf sehen erregen. Gewisse Väter hoffnungsvoller Söhne haben es längst heraus, daß ich auf der Suche nach einem neuen Direktor bin, und machen schon mißtrauische Augen. Auf nachher, mein lieber Assessor! Es ist selbstverständlich, daß wir nur ver traulich geredet haben." Er reichte Bruno diesmal drei Finger seiner Hand, nickte ihm mit einer Art von väterlicher Ver traulichkeit zu und ging

, um sich unter eine Gruppe von hohen Regierungs- und Gerichtsbeamten zu mischen, die' rauchend, schwatzend und diskret gäh nend in der Zimmerecke zusammenstand. Bruno hatte ihm nur noch eine stumme Verbeugung ge- Aber was scheren sich die Machthaber um derlei pro fane Dinge! Ausgaben für volkswirtschaftliche Zwecke sind ihnen ein Uebel, durch das nur der Moloch Militarismus verkürzt wird. Recht offen kundig wird diese Auffassung in dem Schicksal des ehemaligen Kriegsministers. Herr v. Schönaich hat in den Delegationen

. Aber, fragen wir, wo können in Oester reich nur so viele neue Steuern aufgebracht werden, daß der Staat nur den Abgang im Budget bedecken kann? Die ungeheure Teuerung zwingt die Volks macht. Jetzt setzte er in unauffälliger Weise sich langsam wieder in Bewegung und überschritt die Schwelle des nächsten Raumes. Sein Herz klopfte eine Weile spürbar rasch und laut. Die Sache schien also wirklich ernst werden zu sollen. Merkwürdig, Bruno hatte die ganze Zeit gar nicht mehr daran gedacht, so wenig

uns auf den Hund!" bewilligen sie lustig darauflos, alles, gar nichts. Nur konnte er sich das Eine nicht denken — — Bruno kam mit diesem Einen jetzt nicht ins Klare, denn in dem Raume, den er, ohne darauf zu achten, wohin er gelangte, soeben betreten hatte, flog ein junges Mädchen bei seinem Nahen von einem niedrigen Tabouret auf und starrte ihm mit allen Zeichen der Verwirrung und des Erschreckens gerade ins Gesicht. Sie war sehr schlank, in Ball toilette, mit einem braunen Lockenkopf, noch ein halbes Kind

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 13 of 16
Date: 21.10.1911
Physical description: 16
, Böhmen. vorzügliches Mittel zur Stärkung des Haarbodens gegen Haar ausfall und Schuppenbildung 1023 1 Flasche 1 Krone Echt nur mit Schutzmarke „Adler" bei k. u. k. Hoflieferant und Stadtapotheker H. Weiser, vorm. A. Schöpfer's Stadtapotheke, Innsbruck, Herzog Friedrichstraße 19, neben dem Goldenen Dachl. dieser einsamen, ahnungsschwangeren Weite. Dann drückte er sie ans Herz und küßte sie und sie gingen weiter. „Wir hätten wieder zum Finkenkrug hinaus sol len," sagte Bruno einmal. „Aber, weißt

du, was wir tun wollen? Dort wollen wir unser Hoc^eits- mahl halten. Ja?" „Du, Bruno," fragte sie, sich an ihn schmiegend, seine Finger mit den ihren verstrickend, „hast du mich damals eigentlich schon lieb gehabt?" „Warum meinst du das?" „Du hast mich doch aufs Haar geküßt, als wir im Schlitten saßen." „Das hast du also doch gespürt? Ich dacht, es wär ganz heimlich geschehen." „Ach, du! Und so gut warst du, so gut. Hast du mich wirklich gleich lieb gehabt? Du, sag ein mal, wie kann man denn so eine lieb

." Er lachte etwas gezwungen auf. Komm!" setzte er daun hinzu, „wir wollen nach Hause." Sie stiegen wieder in ihren Wagen und fuhren der Stadt zu. Beide waren stumm geworden, beide in ihren Gedanken versunken. „Seltsam, daß uns rum gerade heute keiner gesehen hat," dachte Bruno, aber er hatte doch ein Gefühl der Befriedigung da bei. Etwas Unklares, das nur hin und wieder von einem warmen Glücksempsinden überwogt wurde, gärte in ihm. Und manchmal, als ob er Schutz da gegen suchen wolle, lehnte

er sich an Kläre, schloß die Augen und ließ sich von ihr liebkosen. Dann kam etwas Selbstvergessenes und Stilles in seine Züge. Als sie auf anderem Wege als bei der Ausfahrt der Stadt wieder nahe kamen, hielt der Wagen plötzlich. Bruno fuhr auf. „Haben wir auch dies mal wieder ein Unglück?" fragte er mit halbem Lachen. Und sich zu Kläre wendend, die am gan zen Leibe zitterte, setzte er hinzu: „Aengstiqe dich doch nicht. Kleinstes! Ich bin sa bei dir. Und wenn damals die Eisluhme nicht gewesen wäre

auf: „Kläre! Kläre!" Bruno zuckte zusammen, seine Faust hatte sich unwillkürlich geballt. Der Schrei hatte so ver- zweiflnngsvoll geklungen, als ob ihn ein Tier in tiefster Todesqual ausgestoßen hätte. Nie hatte er noch solch tierischen Schrei aus einem Menschen munde vernommen. Und doch war es ein solcher

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 17.12.1914
Physical description: 8
. Dem Feldpostbriefe eines im Westen kämpfenden Wehrmannes an seine Schwägerin entnehmen wir: Liebe Schwägerin, ich muß Dir, wie Du viel leicht schon wissen wirst, die traurige Mitteilung machen, daß Bruno am 26. September abends in der siebenten Stunde auf dem Felde der Ehre ge fallen ist. Er hat einen Kopfschuß in die linke Stirnseite erhalten, hat, wie seine Kameraden, welche neben ihm gelegen haben, bekunden, noch einmal nach dem Sanitäter gerufen und ist binnen zwei Minuten den Heldentod gestorben. Kameraden

aber nichts davon, daß auch die Jäger an dem Kampfe beteiligt gewesen waren. Erst ein paar Tage später wurden Freiwillige aus Nachtpatrouille geschickt und ich zog mit drei anderen in der elften Abend stunde los. Auf einmal fanden wir drei Tote, zwei Jäger und einen Infanteristen. Es war stockfinster, aber mich durchzuckte sofort der Gedanke, wenn nur nicht Bruno unter den Gefallenen ist! Wir sind dann wieder umgekehrt, 'weil wir kein Licht bei uns hatten und die Gefallenen nur 500 bis 600 Meter vor dem Feinde

lagen. Ich hebe es der Kom panie gemeldet und bin sofort bei Tagesanbruch zu den Jägern gegangen, die 2500 Meter links von uns lagen. Da mußte ich von den Kameraden und dem Feldwebel die traurige Kunde hören, daß Bruno gefallen sei und noch draußen liege. Ich habe gewartet, bis der Morgennebel sich ver zogen hatte, und habe dann meinem Kompanie- sührer gemeldet, daß ich hinausgehen wolle, ihn zu suchen; denn das sei ich meinem guten Bruder schuldig. Er fragte: „Jetzt?" Ich sagte: „Jawohl." Er sann

. Ich bin von einem zum andern gegangen, und als ich den Trit ten anhob, um nach Briefen und anderen Erken nungszeichen zu suchen, sah ich Bruno acht bis zehn Meter entfernt liegen, so ruhig, als ob er schliefe. Aus Brunos Zügen lag noch tiefer, ungestörter Frieden. Sein Gewehr lag links neben ihm. Seine Erkennungsmarke 169 stimmte. Den Tornister hatte er noch aus dem Rücken. Ich nahm Gewehr und Tornister mit und kehrte zu den Jägern zu rück, die schon durch das Fernglas sahen, daß ich ihn gefunden hatte. Auch der Tornister trug

die Nummer 159. Wir fanden in dem Tornister seine Sachen und seine Brieftasche mit Karten von un serer Schwester Martha, 9 Karten und 2 Briefen von Dir und eine Reihe von Briefen und Karten von seinen Verwandten und Freunden. Ich führe sie Dir einzeln auf, damit Du Dich überzeugst, daß ich wirklich Bruno gefunden habe. Nun bin ich wieder zurückgegangen nach meiner Kompanie und habe um die Tragbahre gebeten. Ich habe dann zwei Kameraden ersucht, mitzukommen und jedem zehn Mark dafür geboten. Die Kamera

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Sterne und Blumen
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Page 4 of 8
Date: 18.03.1917
Physical description: 8
^>er große vierechige Hot hinter der Ein- gangsprorte umschließt zwei aroße runde, von der (hu Ile des hl. Bruno gespeiste Masserbecken Ein breiter j.'erron führt zu einem I löO Mieter langen Tiang woraus alle die zu den verschiedenen (Gebäudeteilen führenden (Zalerien münden. Rechts und links öffnen sich die Fremden zimmer. dann kommen die Hans- kap. Ile. die Kirche, das Refektorium, die Küche, in der der neun Meter lange, aus einem einziaen Marmor bloch bestellende Tisch bemerkenswert isi

menschen halten das gebotene Schweinen der (Ordensceael vergessen, wunderbar lieg! Sie Mönchstadt inmitten dieser überwältigenden Wildnis: kein Laut, wenn nicht der Schrei des Adlers, unterbricht die bebre Stille: doch plötzlich ertönen über irdische Klänge — der äöonesdienst hak begonnen, die Mrgel sendet ihre brawenden Harmonien in die ehr furchtsvoll lauicbende (Zebirgswelt hinaus. Zm Zahre 1084 berief Hugo der Heilige Bischof von Grenoble den hl. Bruno, um dem Volke

der A l I o b r o a e n das Evangelium in feinen einsamen Bergesböhen zu predigen. Der Hei lige kam mit sechs Brüdern und gründete die ääroße Kart hause. Achtmal brannte das Klo ster ab. stets wurde es wieder von den fleißigen Mönchen Ulüaebaut, bis Ider alles verbeereud" Re- volutlonssturm diesen. wie alle übri gen Mrden vertagte. 1804 kamen die Zlänger des hl. Bruno sobald das Konkordat es ihnen erlaubte, wieder in rlfre aeliebte Einöde zu rück bauten, sammelten die in alle Winde zerstreuten kostbaren Bände und M<rnuskrime ibrer

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Abendausgaben
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Page 2 of 4
Date: 12.08.1916
Physical description: 4
. Viel- Alls dem Leben des Brixener Fürstbischofes Bruno 1250 — 1288 . Bon Dr. Johannes F r e i s e i s e n. (Fortsetzung.) 19. Bruno besucht das Provinziallonzil vott Wien, Vas zweite Konzil von Lyon und das Provinzialkonzil von Salzburg. Kardinal Guido, von Papst Klemens IV. zum Legaten bestellt, veranstaltete eine große Synode zu Wien, das damals zur Kirchenprovinz Salzburg und zum Bistum Passau gehörte. iEs fanden sich ein die IBischöfe: Johannes von Prag, Petrus von Passau, Konrad von Freising, Leo

von Regensburg (Grün der des dortigen Domes), Bruno von Brixen und Nmulrich von Lavant. Binterim suchte zu erweisen, haß Wenigstens 16 Bischöfe damals zu Wien anwe send gewesen seien. Die Synode begann am 10. Mai 1267 und dauerte drei Tage. Durch die Verordnungen wurden die Geistlichen mit Nachdruck! zu einem erbau lichen Leben ermahnt, der Zölibat wurde ernstlich an befohlen. Von dem Wucher wurden die Laien durch lAndrohung des Kirchenbannes, die Geistlichen durch angedrohten Verlust ihrer Pfründen

abgemahnt. Auch, Judengesetze wurden erlassen. Die Juden sollen sich durch einen zngespitzten Hut von den Christen unter scheiden, sie sollen nicht Gasthäuser der Christen be suchen, nicht christliche Dienstboten haben, nicht als Zolleinnehmer oder zu sonstigen öffentlichen Ajemtorn verwendet werden. Bei dieser Kirchenversanrmlung kam zwischen Bruno und Konrad Bischof von Freising wegen des . Patronatsrechtes zu Jnnichen ein Vergleich zustande. Bruno, der sonst mit Verleihung von Patronatsrech ten

ein neuer Kreuzzug beschlossen, eine vorüber gehende Vereinigung der griechischen Kirche mit der" lateinischen hergestellt und die Papstwahl durch die Vorschrift des Konklave geregelt. Den letzten feier lichen Wt bildete der Schwur der Treue, den Rudolf von Habsburg durch Gesandte dem Papste leisten ließ. Während des Konzils starb der hl. Bonaventura, der die Herzen aller gewonnen hotte, aufrichtig betrauert vom Papste und den Konzilsvätern. Fürstbischof Bruno hatte nicht versäumt, bei dieser großen

sind und keine erwach.senen Perso nen sich einmischen. Unter den Chorknaben zu Bri xen dauerte der Gebrauch, sich einen Bischof zu wäh len, bis an die Mitte des 15. Jahrhunderts. Das Provinzialkonzil wurde >geschlossen mit der feierlichen Einweihung der Domkirche in Salzburg, welche wegen eines Brandes neu hergestellt worden war. Der Erzbischof begab sich dann nach. Mirnberg, wohin Rudolf vvn Habsburg alle Reichsfürsten unK den 11. November zum 'Empfange ihrer Lehen vorge laden hatte .Daß auch! Bischof Bruno

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 26.09.1911
Physical description: 8
lächerlich geringen Geld- oder Arreststrasen. Wozu noch eine Fülle von Beispielen nationali stischer Gewalttaten in Prag, Deutschböhmen, Nie derösterreich, Graz, Triest, ja aus fast allen Län dern Oesterreichs aufgezählt werden können, die mit der gleichen Bestrafung, nämlich mit einer gelinden Bestrafung und darauffolgenden Begnadigung oder mit der wegen „Mangel an Tatbestand" eingestell ten Untersuchung das Einschlagen von Fenster Das Ende vom Liede. Eine Geschichte von Konrad Telmsnn. 3 Bruno machte

sie eL mit geschäfti gen Fingern aufgcnestelt hatte. Bruno war ein paar Sekunden lang starr. Sein Herz klopfte plötz lich wild auf, aber seine Brauen runzelten sich zor nig. „Was machst du denn da?" schrie er sie an. Sie blickte mit verwunderten, scheuen, schwim menden Augen zu ihm aus. „Ich? Sic haben doch gesagt, ich sollte mich ausziehen." Er stampfte mit dem Fuste aus. „Behalt' dein Kleid an, bis Schlafenszeit für dich ist," sagte er, sich abwendend, und ging, um nach seinem Schnell kocher zu sehen

kauerte, hatte sic die Knöpfe an ihrem Kleide wieder geschlossen. Sie wollte aufstehen, um ihm das Brett abzuneh- men. Alle ihre Bewegungen hatten etwas Linki sches und Schlvankendes. Bruno sagte sich, dast sic wirklich noch ein Kind sei; in allem verriet sich das. Und er war erstaunt darüber, wie hübsch sie war. Der Mantel hatte ihr sehr schlecht gestanden und der Hut hatte sie geradezu entstellt. Ihr reiches, blondes Haar, diese merkwürdigen Augen, in denen so viel Angst, so viel stumpfer Jammer

Strafe finden. derbarerweise — so viel Unschuld lag, diese seinen, weichen Züge des blassen Gesichtes — das alles gab i einen Gesamteindruck, der fesselnd und rührend "- ; gleich war. ^ " diesem stillen, vornehm ausgcstatw- ! tcn Raum, dessen dunkle Wände von hohen Bücher- ! regalen umstanden waren, in der traulichen, war men .^elle, welche die Lampe ausstrahlte, und bei . n. anheimelnden Gebrodel der Maschine wurde dieser Eindruck noch mächtiger. Bruno war eigen zu Sinne. Es war doch völlig

blickte einen Moment wie zweifelnd in die Tasse. Dann trank sie und der duftende Trank mundete ihr sichtlich, obgleich sie sich die Zunge ein wenig verbrannt hatte und die Mundwinkel des halb schief zog. Ihre Wattgen begannen sich leise zu röten. Nach dem zweiten, tiefen Schluck, den sie rat. stiest sie ein langgezogenes „Nb!" aus. Bruno musste lächeln. Allmählig wurde ihm ganz behaglich zu Mute. Dieser Abend, den er sick

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 6
Date: 29.09.1911
Physical description: 6
Feuilleton. Das Ende vom Liede. Eine Geschichte von Kourad Telmanri. 6 „Ja. Soll ich kommen?" Er öffnete die Tür. Sie stand mitten im Zim mer, das sie sich neugierig zu betrachten schien. Sie hatte schon aufgeräumt, die Betten zusammenge rollt und in die Ecke verpackt, den Ofen geheizt und sogar dem Dompfaffen neues Wasser gegeben. Bruno sah das alles mit einem Blick. Aber es freute ihn nicht; sie sollte nicht seine Magd sein. „Guten Morgen," sagte er und gab ihr die Hand. „Du warst schon fleißig? Hast

stemmend, der Flamme unter dem bronzenen Kessel zu. Dann zeigte er ihr, wie viel Tee sie nehmen mußte, und ließ sich die Semmeln von ihr mit But ter bestreichen. Sie glühte über und über vor Ge schäftigkeit und dem ehrlichen Willen, es ihm zu Dank zu machen. Hin und wieder warf sie ihm un ter ihren langen Wimpern einen scheufragenden Blick zu. Bruno sagte kein Wort. Schließlich frühstückten sie ganz munter zusam men. Alles lvar vortrefflich geraten. Es mundete ihnen und sie plauderten wie alte Freunde

. Bruno hatte seine helle Freude an den klugen, unbefange nen Antworten des Mädchens und an ihrem neu gierigen Erstaunen über alles Neue, was sie sah und hörte. Sic kam sich sichtlich vor, wie verzaubert, und gab ihrer Stimmung einen so harmlos-dankbaren Ausdruck, daß es ihn wohlig berührte. Dazu be wegte sie sich viel freier als gestern Abend und nur manchmal, mitten in ihrem Geplauder, zuckte sie scheu zusammen, als ob sie sich auf etwas besänne, auf etwas hinaushorche oder sich vor etwas fürchte

, die Zinsen und d«- tern. Und einmal fuhr sie sich mit der Hand über den Nacken hin, wie wenn sie da Schmerzen hätte. „Tut dir etwas weh?" fragte er sie, weil er einen schmerzlichen Ausdruck zwischen ihren Augenbraven gewahrte. Sie schüttelte trotzig den Kopf. „Nein, nein. Es brennt ein bißchen. Da schlug er immer hin. Mit seinem Metermaß. Immer auf dieselbe Stelle." Eine Pause trat ein. Bruno hatte seine Taste zurückgeschoben; seine Augen blickten ernst vor sich hinaus, während seine feine, langfingerige

drüben in der Hofwohnung leben, wie eine Tochter dieser braven, rechtschaffenen Leute, und er, Brun?, wollte für sie sorgen, sie etwas lernen lassen, sie er ziehen. Mit einem Wort: sie sollte durch ibn ge rettet werden. Wenn sie wollte — wohlverstanden' — wenn sie sich's zutraute. Er, Bruno, glaube an sic und ihre Zukunft, aber von Zwang sollte keine Rede sein. Wiedersehen durfte sie natürlich nie einen Menschen aus der früheren Zeit; diese frühere

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 02.10.1911
Physical description: 8
und vereinigt haben für die wichtigen Aktionen, die uns bevorstehen im Kampfe für den Weltfrieden. lich nich finden." Sie lachte herausfordernd, mit bitterem Hohne. „Nein. Ich habe die Absicht, mich nach den persön lichen Verhältnissen des Mannes zu erkundigen und, wenn ich finde, daß er dessen würdig ist, für ihn zu sorgen." „Was Donner!" Sie stierte Bruno an. „Na, nu wird's Tag. Darf man denn nich wissen, wieso und inwiefern? Für Aujust Wilden! Jh, seh' mal Eener an! Na, natierlich is er wirdig. So'n

armer Krippel! Wollen Se nich sefälligst näher treten, Herr — ?" Sie machte den Eingang frei und Bruno folgte ihr, zumal sein Gespräch mit ihr allerlei uner wünschte Zuhörer aus den Nachbartüren hervorge lockt hatte. Der muffige Geruch der Stube versetzte ihm freilich den Atem beinahe noch mehr als der qualmige Dunst draußen. In Monaten mutzte hier kein Fenster mehr offen gewesen sein, dazu rauchte der Ofen, die Betten waren ungemacht, in einem derselben winselte ein Kind, dessen Gesicht ganz

von kleinen gelbliche Geschwüren bedeckt war. Schmutzi ges Wasser, in dem ausgekämmte Haare schwam men, stand mitten in der Stube auf der Diele. Aus einem mit grünlich-weitzen Gardinen .verhangenen Alkoven drang ein röchelndes Schnarchen. „Na, nu sehn Se mal," sagte die Vierschrötige, während Bruno sich zögernd und unwillkürlich mit leise sich blähenden Nasenflügeln umherwitternd auf einem herangeschobenen Stuhl niederließ, „wie bei'n Kommerzienrat sieht's hier bei uns nich frade Politische Rundschau

. Sie sind jewiß von 'n Sitt lichkeitsverein einer, nich wahr? Oder von die Jesellschaft fegen 'n Alkohol?" Sie sprach das letzte Wort mit starker Betonung der Endsilbe aus. Bruno schüttelte den Kopf. „Nein, nein", sagte er ungeduldig. „Ich möchte nur wissen - schläft August Wilde noch?" „Ja woll. Hör'n Se 'n nich? Das is er! Wie'n Mehlsack. Aber so'n Affen auch, wie gestern!" „Woher hat er denn das Geld, um sich immer fort zu betrinken?" fragte Bruno mit gerunzelten Brauen. „Ja, lieber Jott — —" Sie zwinkerte

angeordnet. Bei der türkischen Abwehr wird es, wenn Italien die Truppen aus Albanien nicht zurückzieht, aber kaum bleiben. — So sehen wir mit barmherzigen Auslagen auf d i e Art käme. Denn so reineswegs verhungern lassen konnte man ihn doch auch nich und was das Mächen is —" Sie hielt erschrocken inne und blinzelte mit den Augen zu Bruno hinüber. „Er lebt mit einem Mädchen zusammen, nicht wahr?" fragte dieser mit erzwungenem Gleichmut. Die breitspurige Person zog die Schultern hoch

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 13.10.1911
Physical description: 8
schmerzlich zusammenzuckte. Ein kleiner, wohlge bildeter Mädchenfuß — das fiel ihm sofort auf. Und er war stark angeschwollen. Wahrscheinlich eine Sehne verrenkt beim Abspringen aufs Eis. Darin kannte er sich nicht aus. „He, Kutscher!" Der Mann in seinem Radmantel, ohne Mütze, der sich immer noch bei den setzt ganz ruhigen Pfer den zu tun gemacht hatte, humpelte fluchend heran, offenbar bereit, gleich eine Flut von Entschuldigun gen für das Vorgefallene herauszuknirschen. Bruno schnitt ihm das Wort

in eene Person, und von dem Hab' ick ja denn auch Wat abjesehn. Wenn's also druf ankommt — bitte scheen, zeijen Sie den Fuß doch mal her, Fräulein — schenieren is vor so'n ollen Kerl, als wie ick bin. nich mehr needig —" Bruno hielt den Fuß und der Kutscher unter suchte ihn. „Na, aber richtig verrenkt, Herr Ackzesser, dadruf nehm' ich 'n Eid. Und nu man jleich wieder inrenken — dat dhut höllisch weh, is aber bloß 'n Oogenblick und verseht wieder. Und denn is alles jemacht, denn bleibt da nischt

nach. Morsen noch stilliegen und iebermorjen kann sie wieder loofen, wohin se will. Derf ick?" „Was wollen Sie, Kläre?" fragte Bruno, „haben Sie Vertrauen zu dem Manne?" „Ich will alles, wie Sie's wollen, Herr Assessor." „Na denn, in Gottes Namen, Mann! Aber daß sag' ich Ihnen: machen Sie dem Fräulein keinen Schaden, sonst bring' ich Sie-durch ^ditz Anzeige von Politische Rundschau. giilmd. * Die Forderungen der Eisenbahner und das Parlament. Gestern vormittags fand eine gemein same Sitzung des Präsidiums

er ihren Fuß. Und der Kutscher renkte ihn unter einigem Stöhnen seinerseits, wodurch Kläres Schmerzensrufe übertäubt wurden, alsbald kunst gerecht wieder ein. „Na? Wie stehe ick nu da, Herr Ackzesser?" fragte er, sich triumphierend aufrichtend, dann und wischte sich mit dem Aermel über die Stirn. „Propper, wat?" Bruno wickelte sein Taschentuch fest um Kläres Fuß. „Wie fühlen Sie sich, Kläre?" „Es tat sehr wehe, aber jetzt ist's besser." Sie lehnte sich matt zurück. Er bedeckte ihren Fuß

, über den man den Strumpf nicht zwängen konnte, mit seinem Pelz zipfel und mahnte den Kutscher zur Eile. Die Gäule, die den Schrecken von vorhin überstanden hatten, waren froh, wieder laufen zu können, und in sausender Hast ging's auf der spiegelglatten Eis fläche jetzt der nahen Stadt zu. Bruno warf hin und wieder einen besorgten Blick auf Kläre, die mit halb geschlossenen Augen dalag. Einmal strich er ihr leise über die Stirne hin. „Wse gut Sie sind," murmelte sie, „wie gut! Ich weiß gar

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Page 4 of 10
Date: 20.10.1911
Physical description: 10
läßt — erklärte es als eine Selbstverständlichkeit, daß diesem Wunsche Rechnung getragen werde. Aber das könne nur in kam über ihn. Schon halb im Traume dachte er nur noch: „Kläre Frau Bankdirektor! Das wäre zum Totlachen." Damit schlief er ein. Bruno hatte seine bisherige Stellung gekündigt. Er bemühte sich, jene Schritte einzuleiten, die zu einer Verehelichung nötig waren, stieß aber dabei auf ungeahnte Hindernisse, denn Kläres Familien verhältnisse waren sehr verwickelt, ihr Vater

war unauffindbar. Bruno mußte sich oft Mühe geben, vor Kläre seine Verstimmung nicht allzu stark zum Ausdruck zu bringen. Sie konnte ja nichts dafür und hätte nur darunter gelitten, zu denken, daß er so viel zwecklose Schereien um ihretwillen hatte, die ihn: die kostbare Zeit stahlen und seine Laune ver darben. Kläre lernte immer noch, jetzt fleißiger und an gestrengter als je! „Ich muß mich ja nun eilen," sagte sie, „daß Sie sich doch nicht gar zu sehr über mich schämen müssen." Sie bestand auch darauf

dann hinzufügt — im Interesse des ö st e r- reichischen Staates ist. Da haben sich die deutschradikalen Herren also aus schwarz-gelbem Patriotismus über die Sozialdemokraten ent rüstet, die für dieses Staatsinteresse nicht das rich tige Verständnis hatten? * Hand zu weisenden Verbindung zwischen ihm und der Tochter des Landesdirektors, womit denn seine Chancen allerdings bedeutend gestiegen wären und die Brunos um ein Erhebliches überflügelt hätten. Es hieß also, die Augen offen behalten. Bruno fehlte

zu bemühen, wenn Emmy Löff ler, deren Bräutigam jetzt in Wien das Haus für sie einrichtete, ihn beobachten konnte. Uebrigens war es keine undankbare Aufgabe, Cilli von Maydel die Kur zu machen. Sie und Bruno verstanden sich vortrefflich. Immer hatten sie ihre Scherze, Necke reien und Anzüglichkeiten miteinander. Es be stand vom Anfang ihrer Bekanntschaft her so etwas wie ein geheimnisvoller Zusammenhang zwischen ihnen, der zu immer neuen Vertraulichkeiten An laß gab. „Sie ist wirklich ein lieber Kerl

," dachte Bruno jedesmal, wenn er von ihr ging, „und es ist geradezu ein verdienstliches Werk, sie diesem Rie ben abzujagen — wenn es nicht gleichzeitig für

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Page 1 of 8
Date: 13.10.1911
Physical description: 8
Oesterreich das volle Recht hat, Feuilleton. Das Ende vom Liede. Eine Geschichte von Konrad Telmann. 18 Hierbei war einer von den Pfählen umgefallen und der durch den jähen Stotz zur Seite gedrängte Schlitten schwebte trotz der verzweifelten Anstren gungen der Pferde, die wild an den Zäumen ris sen, in Gefahr, jeden Augenblick rücklings in die gähnende Wasfertiefe überzuschlagen. Der Kutscher war entweder von seinem Sitze geworfen worden oder abgesprungen, Bruno sah ihn nicht mehr; die verängstigten Tiere

aber konnten mit ihren krampf haften Versuchen, der instinktiv empfundenen To desgefahr zu entrinnen, die drohende Katastrophe vielleicht nur beschleunigen. Das alles wurde Bruno in. blitzartiger Erkenntnis klar. Dann beugte er sich, den Pferden beruhigende Worte zu rufend, vornüber, um nach den schleifenden Zügeln zu haschen, rief dazwischen aber Kläre zu: „Sprin gen Sie ab! Rasch! Da auf den Schneehaufen rechts! Eilen Sie sich doch!" Aber Kläreisprang nicht. Und er fand die Zügel nicht. Die Pferde

schienen inzwischen die Stränge zerrissen zu haben, denn sie drängten, wild mit den Vorderbeinen schlagend, zur Seite, ohne daß der Schlitten mitgerissen wurde. Da besann sich Bruno nicht länger. Den rechten Arm um Kläre schlin- ohne jede Rücksicht auf die Einsprache Ungarns Fleisch einzusühren, das seine hungernde Bevölkerung so notwendig braucht, oder den Kampf mit den Kon sumenten aufzunehmen. Den ersteren Schritt kann Gautsch nicht machen, weil er sich durch seine Aeuße- rung festgelegt

? Und wenn ihr mir da was zerrissen habt, verdammte Hunde, euch soll —" Bruno überließ ihm, ohne ein Wort an ihn zu verschwenden, die Pferde und ging, sich nach Kläre umzusehen. Er hatte die Empfindung, daß er sie in Aufregung und Todesangst vorher sehr unsanft mit sich zu Boden gerissen hatte. Nun erschrak er aber doch, als er sie noch auf derselben Stelle kauern sah, wo er sie aus den Armen gelassen. „Kläre! Kläre!" rief er und stürzte auf sie zu. Sie lächelte ihn etwas verlegen und müde an. Sie saß mitten im Schnee

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Page 1 of 6
Date: 04.10.1911
Physical description: 6
geheiratet hätte! — Aber das alles würde nun an ders werden, sollte anders werden! „Welsberg! He, Welsberg!" Bruno, der eben in die Ritterstraße eingebogen war und nun sich dem Hause des Justizrats zu wandte, blieb, aus seinen Gedanken auffahrend, stehen. „Ah! Maydel! Guten Morgen!" Er sagte das mit der gleichgiltigsten Miene und Stimme von der Welt und reichte dem anderen zwei Finger hinüber. Er hatte sich längst angewöhnt, Re ferendare mit zwei Fingern zu begrüßen und den Hut nicht dabei zu lüften

, daß Sie ein Riesenglück machen können. Sie!" Und er klopfte ihm mit dem Stock knopf auf das Schulterbein. „So!" sagte Bruno trocken. „Wenn es aber mög- lich ist, wollen wir dabei hier nicht festfrieren. Es ist eine achtbare Kälte heute." Und er stampfte mit dem Fuße auf, während er seinen Atem wie eine kleine Dunstwolke in die frostklare, stahlharte Luft blies. Wieder lachte der andere. „Dies „So!" war fa mos, Sie. Trampeln wir also ein bißchen auf und nieder. Sie wollen zu Holding, nicht? Na, wissen

Sie — Sie können es bald bester haben, als den Ge neralbevollmächtigten solches halbjüdischen Amtes spielen. Sehr feudal ist das gerade nicht." „Sol" Sie haben mir also mit anderen Worten eine Stelle zu offerieren?" „Na, na, na! Immer sachte! Ich will Ihnen bloß so einen kleinen freundschaftlichen Wink geben, Sie. Unsere „Ritterschaftliche" braucht in Kürze einen neuen Direktor. He? Was meinen Sie?" Er stieß Bruno mit dem Ellenbogen in die Seite. „Vierzig tausend Mark und d i e Stellung — na?" 1911 iv. Jahrg

aufzufordern, ein Kartell- und Wu chergesetz zu schaffen, die sofortige Aufhebung des Blancoterminhandels an der Budapester Börse zu verlangen, die Einfuhr argentinischen Fleisches so fort zu bewilligen, da Ungarn kein vertragsmäßi ges Recht auf Einspruch habe, das Fleischkontingent „Ihr Herr Onkel will also sein Amt niederlegen?" Bruno war jetzt wirklich überrascht. „Will? Nein, aber muß. Sein Nierenleiden macht ja solche Fortschritte, daß da gar kein Ueberlegen mehr ist. Es ist sehr zweifelhaft

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Page 1 of 8
Date: 19.10.1911
Physical description: 8
. Eine Geschichte von Konrad Telmann. 23 „Allerliebst!" dachte Bruno, „aber wie lange wird es dauern? Wer es übrigens sein mag? Cilli? Ich erinnere mich doch gar nicht. — Wenn sie das ahnte, die kleine, selbstbewußte Person! Na, und nun wird sie also tanzen, obgleich es ihr bekanntlich ein Greuel ist. Ob ich mir das noch einen Augenblick mit an sehe? Graziös wird's ja aussehen. Im Grunde hat's aber keinen Sinn. Ich bin müde, habe meine Pflicht allerseits erfüllt und kann mich nun auf franzö sisch empfehlen

. Kein Mensch wird mich vermissen." Und er wanderte unauffällig dem Ausgang zu. , Als er ihn fast erreicht hatte, fühlte er sich noch einmal von dem Landesdirektor angehalten. „Ein einziges Wort, lieber Herr Assessor - ich will Sie gar nicht aufhalten, Sie gehen gewiß tanzen. Nur eine Frage, die mir vorher schon auf der Zunge schwebte — eigentlich überflüssigerweise, nur so zur Sicherheit, wissen Sie: Sie sind doch konservativer Gesinnung, nicht wahr? Sie gehören doch zu u n s?" Bruno sah den alten Herrn

. Ich kann mir aber nicht denken, daß ich mich in meinen Anschauungen irgendwie von den Gutgesinnten trennen sollte." Der alte Herr lächelte mit befriedigter Gutmütig keit. „Nun ja, versteht sich. Hab' ich mir gedacht. Wenn das Beamtentum nicht für die altbewährten Traditionen einstünde — —. Nur bei den Herren vom Gericht ist man ja immer ein bißchen miß trauisch. Na also: abgemacht! Wir sehen Sie doch bald bei uns? Auf Wiedersehen!" Als Bruno sich draußen vom Lohndiener in sei nen Pelz helfen ließ, dachte

er bei sich: „Das war eine Erbärmlichkeit. Aber mit den Wölfen muß man ja wohl heulen." Und gähnend trat er den Kläres Geburtstag war gekommen und Bruno hatte für sie reichlich Geschenke eingekauft. Beim Nachhausekommen teilte ihm Frau Krummholz mit, daß Kläre unaufhörlich geweint hätte. Er saß jetzt neben ihr auf dem Sopha und hielt ihre beiden Hände. „Ich Hab' doch nicht anders kön nen," sagte sie mit gesenkten Wimpern. - „Als ich nen beschlagnahmt, die erkennen lassen, wie genau; alle Einzelheiten des Revolutionsplanes bereits

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Page 2 of 8
Date: 11.10.1911
Physical description: 8
um sich. Ganz sicher fühlte auch er sich nicht, so sehr er sich den Anschein gab. Es hätte immerhin zu allerlei Mißlichkeiten und verlegenen Situatio nen führen können, wenn ihn bekannte Familien aus der Stadt hier mit Kläre gesehen hätten, und er war froh, als er lauter fremde Gesichter erblickte. Aus den Kreisen, in denen er heimisch war, schien heute überhaupt niemand sich hierher verirrt zu haben, die elegante Eisbahn stromab hatte, wie Bruno vorausberechnet, alle Welt angezogen. Nur Landleute

und Kleinbürger waren hier eingekehrt und auf dem Podium drüben probten ein paar Mu sikanten ihre Instrumente, um die scheinbar noch nirgends vorhandene Tanzlust anzuregen. Bruno fing nach dieser Entdeckung an, sich behag licher zu fühlen, und plauderte munter mit Kläre, die ihre Scheu mehr und mehr zu verbergen suchte. Nach einer Weile bemerkte er aber mitten im Spre chen, daß man sie drüben von einem Tische aus be obachtete und über sie redete. Kläre wandte den Leuten, die dort saßen, halb den Rücken

zu und ge wahrte deshalb hiervon nichts, aber Bruno konn ten die aufdringlichen Blicke, die besonders eines von den dort in Gesellschaft einiger jüngerer Män ner sitzenden, grell aufgeputzten Frauenzimmern, ihnen Beiden zuwarf, nicht entgehen. Es schienen^ Liebespaare aus kleinen Handwerkerkreisen zu sein// die sich dort zusammengefunden hatten, und sie sno jbiil usrnmoatö kannten Kläre entweder oder interessierten sich für das ungleiche Paar, unter dem sie irgend etwas Be sonderes wittern mochten

, was ihre Neugierde reizte. Diese wurde Bruno allmälig aber lästig und er rief nach dem Kellner, um zu zahlen und dann aufzubrechen. Sie hatten ohnedies keine Zeit mehr zu langem Bleiben, da sie auch so schon vor dem Dunkelwerden kaum zu Hause sein konnten. Auf dem Wege zum Ausgang mußten sie dicht an dem Tische vorüber, wo die Gesellschaft saß, die sich nun seit einer geraumen Weile schon mit ihnen be schäftigte und, seit sie sich zum Gehen anschickten, sich in der auffälligsten Weise kichernd und tuschelnd

nach ihnen umdrehte. Die Männer sahen stark er hitzt aus und die Frauenzimmer glänzten von Pommade und rochen nach schlechtem kölnischen Wasser. „Donnerwetter, sie is es wirklich!" sagte einer von den Männern und schlug mit einer roten, breiten Faust auf den Tisch, während die Aufge putzte, die vorher am frechsten herübergestiert hatte, heiser lachte: „Na, Hab' ick et nich jesagt? Die leib- haftije Kläre Bendern. Na, die hat's aber weit jebracht, Kinderleut, was? So wat von Karriere is nu doch jroßartig." Bruno

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Page 2 of 10
Date: 20.10.1911
Physical description: 10
schließen läßt — erklärte es als eine Selbstverständlichkeit, daß diesem Wunsche Rechnung getragen werde. Aber das könne nur in kam über ihn. Schon halb im Traume dachte er nur noch: „Kläre Frau Bankdirektor! Das wäre zum Totlachen." Damit schlief er ein. Bruno hatte seine bisherige Stellung gekündigt. Er bemühte sich, jene Schritte einzuleiten, die zu einer Verehelichung nötig waren, stieß aber dabei auf ungeahnte Hindernisse, denn Kläres Familien verhältnisse waren sehr verwickelt, ihr Vater

war unauffindbar. Bruno mußte sich oft Mühe geben, vor Kläre seine Verstimmung nicht allzu stark zum Ausdruck zu bringen. Sie konnte fa nichts dafür und hätte nur darunter gelitten, zu denken, daß er so viel zwecklose Schereien um ihretwillen hatte, die ihni die kostbare Zeit stahlen und seine Laune ver darben. Kläre lernte immer noch, fetzt fleißiger und an gestrengter als je! „Ich muß mich fa nun eilen," sagte sie, „daß Sie sich doch nicht gar zu sehr über mich schämen müssen." Sie bestand auch darauf

dann hinzufügt — im Interesse des ö st er reich i s ch e n Staates ist. Da haben sich die deutschradikalen Herren also aus schwarz-gelbem Patriotismus über die Sozialdemokraten ent rüstet, die für dieses Staatsinteresse nicht das rich tige Verständnis hatten? 4 - Hand zu weisenden Verbindung zwischen ihm und der Tochter des Landesdirektors, womit denn seine Chancen allerdings bedeutend gestiegen wären und die Brunos um ein Erhebliches überflügelt hätten. Es hieß also, die Augen offen behalten. Bruno fehlte

zu bemühen, wenn Emmy Löff ler, deren Bräutigam jetzt in Wien das Haus für sie einrichtete, ihn beobachten konnte. Uebrigens war es keine undankbare Aufgabe, Cilli von Maydel die Kur zu machen. Sie und Bruno verstanden sich vortrefflich. Immer hatten sie ihre Scherze, Necke reien und Anzüglichkeiten miteinander. Es be stand vom Anfang ihrer Bekanntschaft her so etwas wie ein geheimnisvoller Zusammenhang zwischen ihnen, der zu immer neuen Vertraulichkeiten An laß gab. „Sie ist wirklich ein lieber Kerl

," dachte Bruno jedesmal, wenn er von ihr ging, „und es ist geradezu ein verdienstliches Werk, sie diesem Rie ben abzujagen — wenn es nicht gleichzeitig für

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