S39 lang gleiten ließ, ob er nicht vielleicht sie, nm die sich jetzt all sein Denken drehte, an einem Fenster sähe, kam ihm plötzlich Buller mit dem krächzenden Cochinchinahahn entgegen und sagte: „Da is dat Aaas, Harr Doktor, he hatt mi wedder all' de Rabatten verkleiht! Nu man rüm mit em!' Bruno nahm ihm das Tier ab und befahl: „Holen Sie meinen Hut, Buller!' Er setzte ihn auf, legte seine Cigarre, sparsam wie er war, auf den Thürpfosten des Gärtcheus und trat ins Nachbarhaus. Frau Clementine
nahm ihn mitsamt dem kühlten Springer Harras sehr erfreut in Empfang. „Verehrte Frau,' begann Bruno, „hier bringe ich Ihnen den Cochinchinahahn, dem mein Buller eben zu Leibe wollte, weil er ihm alle Beete zerkratzt! Der hübsche Hahn versteht es nämlich meisterhaft, sich durch die Hecken zu Mängeln!' Frau Clementine nahm das Tier gerührt uud sagte: „Ich werde Dir die Flügel beschneiden müssen, Harras!' Sie übergab ihren Liebling der Magd und nötigte Bruno ins Wohnzimmer, wo Seraphine ihn errötend
empfing. Man redete von manchem, bis Bruno fragte: „Und wie geht es Herrn Aktuar Theodorich Pitterich?' „Ach, schlecht!' seufzte Frau Clementine. „Aber, Tantchen,' rief hier Seraphine, die heute noch ent zückender aussah. „Dr. Ritter ist ja Arzt! Wie wäre es, wenn er Onkelchen mal untersuchte?' „Wenn Onkel Theodorich nur einen Arzt wollte, Seraph.' „Man müßte den Doktor unter einem Vorwand einschmuggeln!' „Dann thu Du es, bitte!' „Ja, gern! Wollen Sie, Herr Doktor?' „Ich? Gern!' „Bitte, dann kommen
Sie!' Sie traten in die Schlafstube, wo im Bette ein dürres Männ chen, der Namensbruder des großen Gothenkönigs, lag. Seraphine machte ihre Sache sehr geschickt und stellte den lie benswürdigen Nachbar, Doktor Ritter, der den Hahn Harras vor einer schmählichen Tracht Prügel bewahrt, vor. Herr Theodorich Pitterich sah ihn mißtrauisch an und entgeg- nete: „Seraphine, Du bringst mir eine» Arzt, Du weißt doch, wie teuer die Herren Doktoren sind!' Seraphine errötete über die Taktlosigkeit, aber Bruno sagte
!' Sie nickte: „Ich kenne das!' „Und ich spreche morgen wieder vor!' meinte Bruno, in dem sich der Arzt regte. Sie traten wieder ins Wohnzimmer, wo Tante Clementine Bruno die Hand drückte und sagte: „Wie soll ich Ihnen danken? Ich behielte doch meinen Theo dorich, mit dem ich durchs Leben gewandert bin, auch so gern!' „Keine Sorge, gnädige Frau, ich spreche morgen wieder vor!' Als Seraphine ihn hinausgeleitete, sagte sie: „Verzeihen Sie, Herr Doktor, aber Onkel Theodorich ist bis auf die eine Schwäche