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Bozner Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 07.11.1873
Physical description: 8
— S25 — AIS der Wagen das Ziel erreicht und Bruno hin- auSsprlngen wollte, hielt sie ihn zurück. „Ich muß weine Kinder sehen,' sprach sie leise, o, nur ein ein zige- Mal!' .Bleib', Louise!' bat Bruno, „wenn eS möglich ist, bringe ich sie mit.' „Nein, nein, laß mich!' flehte sie schluchzend. „Dann bist Du aus's Neue verloren,' versetzte Bruno ungeduldig; „willst Du in'S JrrenhauS zu rück? In diesem Hause ist der Director Todtenberg und Deine Feindin, die Büsching.' Mit einem leisen Schrei sank

sie zurück. »Arme Louise!' flüsterte Hermann, „sei ruhig und vertraue dem Freunde. So wahr ich frei bin, sollst Du Deine Kinder wiedersehen.' Er hielt ihre Hand in der seinen und ihr angst volles Herz wurde ruhiger. Bruno schlich auf Umwegen dem Hause zu, — er wollte die Jnspectorin täuschen, da er ihren eigent lichen Plan nicht recht zu durchschauen vermochte und alle Ursache, ihr zu mißtrauen, hatte. Lag eS doch auch jetzt in seinem eigenen Interesse, die Rettung ganz und am liebsten allein

werde. War die be- lrogene dann erst wieder unter dem eigenen Dache, so hoffte sie um so leichler, mit dem im Grunde hauptsächlich durch sie geretteten Professor sich ver» ständigen und mit ihm entfli-hen zu können. Den dummen Bruno zählte sie in diesem Plan gar nicht einmal mit, was allerdings ein fataler Rechenfehler war. Während die Listige an der Gartenpforte ungedul dig harrte, hatte Bruno geräuschlos die Hausthür geöffnet und war in den Salon eingetreten, wo der Director noch immer. Dank dem starken Schlaftrünke

m seinem Lehnsessel fest schlief. Alles war still und unheimlich wie im Grabe, die Dienerschaft schien wirklich schon zur Ruhe gegangen zu sein. Bruno kannte des Schwagers HauS, als wäre eS sei eigenes gewesen; er nahm «ine Kerze und ging »ach einem Schranke, um Tücher und Hüte für die Schwester zu suchen. Man sah, daß keine Frau im Hause waltete, der Schrank war offen, wahrscheinlich gebrauchten die Dienstboten jetzt die Garderobe ihrer hnlin. Er fand, was er suchte, eS war Alles in Ueber« fluß vorhanden

ein Fest zu be suchen. „Willst Du mit zur Mama, kleine Hertha?' fragte er leise. „Ach ja, ach ja, Onkel Bruno!' weinte daS Kind, ihm die Händchen entgegenstreckend. Der wilde Mensch fühlt« sich bewegt, noch niemals hatte ein Kind ihn so genannt, sondern immer Furcht vor ihm gehabt. Kinder wissen genau, wer ihnen ein Herz voll Liebe entgegenträgt. Er nahm eS auf seinen Arm, wickelte «S rasch in einen Mantel und fragte fast zärtlich: „Bruder Otto will wohl beim Papa bleiben?' „Ja, nur bei der Tante

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 21.10.1873
Physical description: 8
aus dem II. Wahllörper auf die Dauer EineS JahreS als ordnungsmäßig voll, zogen anerkannt. Stadtmagistrat Bozen am 19. Oktober 1873. Der Bürgermeister: Ar. Z. ZSnrzer. Im Maleo von Photografiea empfiehlt sich dem ?. 1'. Publikum und den Herren Photographen. N. Malerin, 797 1 Loretto-Platz Nr. 9. — 304 — „Nun wird's gut. — fangen Sie auch an zu declamiren? — Der Erbfehler scheint auch dei Ihnen zum Durchbruch zu kommen, Schwager!' „Ich habe wich in Allem versucht,' fuhr Bruno finster fort „und nichts mehr

bei der Polizei' — „Und Du — Du —' versetzte Bruno erbleichend, „hast nicht auch Du Dich zu fürchten vor dem Ge setze ?' „Nein,' sprach Mohrbach kurz, „was wiegt die Anklage, einer verrückten alten Frau? was die eines Verbrechers, — eines Mörders?' Als Bruno wüthend auffahren wollte, brach Jener in ein lautes Gelächter aus, und füllte dessen GlaS mit dem köstlichen Nectar. „Trinken Sie, Schwager! auf unsere Versöhnung! ich denke, unser beiderseitiges Interesse erfordert ein Zusammenhalten

. Was soll uns die Moral?' „Topp versetzte Bruno, „es mag drum sein, der Henker hole alle Bußpredigten, doch eins verlange ich, meine Alte wird uicht mehr beschimpft, — sonst kennen Sie das alte Sprichwort: Schlägst Du meinen Juden, schlag' ich Deinen Juden.' „Meinetwegen, wie bringen wir sie aber aus der Stadt fort? sie macht die ganze Gegend unsicher uud ruht nicht, so lange ein Athemzug in ihr ist.' „Ich will's versuchen, wenn ich sie überhaupt nur wieder zu finden wüßte.' „Das soll nicht schwer halten, ich gebe

der Polizei einen Wink.' „Wozu die Polizei?' rief Bruno etwas ängstlich, „ich werde in den Gasthöfen nachspürren, weiter kann jene auch nichts thun. Die Alte hat ein weiches Meraner Wochenmarkt am 17. Oktober. 3 4 3 Weizm tirolischer 4 fl. 10 kr. .. ital. . . . 4„A1„ W-gge» . . . . Z„M„ 2.. 30.. 2„ 20„ 2 - I .. F 1., 50.. l HwdSorn . . . Z .. zo .. 3 .. 15 .. Z München. !8. Oktbr. Mittclpreise. Weizen S — Korn 7 st- 3l kr. - Gerste 7 >i. 6 kr. — Hase^ — ,kr.,— Reu- — ,1 — sr. «eins. — ü. — kr. 4fl

, zündete noch ein GlaS Wein eine Cigarre an und erhob sich. „Ich werde mich dankbar bezeigen, wenn Sie die Sache sobald als möglich ohne Aufsehen arrangiren,' rief ihm Mohrbach nach und Bruno nickte zustimmend zurück. „Lump, murmelte Jeuer, ihm verächtlich nach blickend, „ich werde Dich bald abschütteln und für immer unschädlich machen.' Bruno Walter schritt mit ähnlichen Gedanken rasch durch die Straßen. Er haßte den reichen Schwager, da er sich in seiner Gewalt fühlte und sich voch nicht schlechter

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 20.08.1877
Physical description: 4
über Oesterreich.) Aus Berlin be richtet man der„Presse": Vom deutschenjKaiser erzählt man folgende Aeußerungen über Oesterreich, die mittheilenswerth sind. „Mit jedem- male, wo ich Oesterreich von Neuem gesehen, ist mir's lieber ge- Der Prior sprach die letzten Worte mit einem seltsamen, bei ihm ganz ungewohnten Aufluge von Ironie. Bruno schwieg. Er sann über die räthselhafte Andeutung des Priors nach, ohne jedoch ihren Sinn ergründen zu können. „Gräfin Losange ist ohne Zweifel der Meinung" — begann

der Prälat, nachdem er einen Augenblick nachgedacht — „Du beharrest noch immer bei Deinem Entschlüsse, und die Nachricht von dem Unfälle, der Dich hier getroffen, dürfte sie darin wo! bestärken. Sie wird daher nicht wenig erstaunt sein, wenn sie hört, Du habest St. Ambros verlaffen, um in die Welt zurück- zukehren. Ohne Zweifel wirst Du ihr in der Residenz wieder begegnen. Dann fei vor diesem Weibe auf der Hut, Bruno! Mir sagt mein Herz, daß eine Erneuerung Euerer Beziehungen Dir nur neuen Schmerz

, wenn nicht gar ernstliche Gefahr bringen kann! Willst Du mir das versprechen?" „Gewiß!* — antwortete Bruno, die gebotene Hand deS PriorS ergreifend. „Wie wenig ich mich auch mit meinem einfachen geraden Sinn in all' diesen Räthseln zurecht zu finden vermag, so weiß ich oder besser gesagt, fühle ich doch, daß Sie Recht haben! Ich erkenne immer mehr, daß ich berufen war, in einem dunkeln, geheimnißvollen Drama, daß wol kaum über feine Exposition hinaus sein dürfte, eine unbewußte Rolle zu spielen. Nachdem

Sie mir Eugenien'S angeblichen Eid in seinem wahren Lichte gezeigt, zweifle ich keinen Augenblick länger au einem mir gespielten seltsamen Betrüge, wenn sich auch das letzte Ziel desselben vorerst noch meinem Verständnisse entzieht!* „Das ist auch meine Meinung, Bruno!" — rief der Prior — „und deshalb sei auf Deiner Hut!" „Der Mond hat sich umvölkt und hier wird eS zu dunkel!" — sagte Bruno, nach dem Fenster blickend. — „Ich denke, Herr Pathe, eS dürfte nun doch Zeit sein, die Kerzen anzuzünden?" „Warte

noch einen Augenblick, Bruno, denn ich habe Dir auch etwa- zu sagen, daS jedoch nicht Dich, sondern mich allein betrifft" — versetzte der Prior. — Wir sind im Zuge, un- gegenseitig unsere HerzeuSgeheimnisse avzuvertraueu, und da stört jede noch so kleine Unterbrechung." „Ich höre, Herr Pathe!" — rief Bruno, indem er die er griffene Zündhölzchenschachtel wieder auf den Tisch legte und sich erwartungsvoll zu seinem Wirthe wandte. „ES ist nun nahezu dreißig Jahre, daß ich dieses Kleid trage" — begann

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Bozner Zeitung
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Page 8 of 10
Date: 30.09.1873
Physical description: 10
Staub, sürM. Hosapottieker in Brixeo. — 280 - 7Z ! Als dieser das Hotel «Zum Kronprinzen,' wo er selber häufig verkehrte, betrat, — fragte er im Vorüber gehen »achlässig einen Kellner: „Ist der Fremde auf Nr. 16 zu Hause?' „Er ging soeben auf sein Zimmer, Herr Doctor!' versetzte der Kellner dienstfertig. „ES ist gut.' Mohrbach stieg rasch die Treppen hinauf nach Nr. 16. Er klopfte, eine tiefe Stimme rief „Herein!' „Sie sind Herr Bruno Walter?' fragte er, inS Zimmer tretend. „Zu dienen, mein Herr

!' „Ich bin Ihr Schwager Mohrbach. Es thut mir leid, daß Sie mich nicht zu Hause getroffen, weshalb ich noch so spät komme, Sie zu begrüßen. Seien Sie mir herzlich willkommen, lieber Schwager!' „Ah, Sie sind sehr freundlich,' rief Bruno, die dargebotene Hand kräftig schüttelnd, „hoffentlich wer den wir recht gute Freunde, Herr Schwager!' „Das soll gänzlich von Ihnen abhängen,' versicherte Mohrbach mit ausgesuchter Freundlichkeit. „Es ist mir in diesem Augenblick ein wirklicher Trost, ja ein Fingerzeig Gottes

deS Himmels, daß Sie gekom» men sind. Ich bin in einer .wahrhaft verzweifelten Stimmung.' „Das thut mir leid, Herr Scywager! haben Sie vielleicht pecuniäre Verluste zu beklagen?' „Mehr als das, mein Bester! darüber würde ich mir kein graues Haar wachsen lassen. Meine geliebte Louise —' „Nun Sie leben doch sicherlich wie die Engel im Himmel mit einander/ lächelte Bruno mit unver kennbarem Spott. „Gewiß, die reinste Liebe hat unsern Bund geheiligt,' seufzte Mohrbach mit heuchlerischer Miene, „doch wer

kann aus Glück bauen? Wie richtig sagt Schiller: Mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten —' „Ja, ja, das Unglück schreitet schnell,' fiel Bruno ironisch ein, „ich kenne die Wahrheit dieses Spruchs. So ist meine Schwester doch nicht krank?' „Leider ist sie krank,' seufzte Mohrbach, „sebr krank, — so sehr, daß ich sie heut« einer Anstalt übergeben mußte.' „Zum Henker noch einmal!' rief Bruno überrascht, „sie ist doch nicht verrückt?' Mohrbach neigte bejahend das Haupt, der arme Mann

Eifersucht kennen. Dazu kam das Elend, daß Louise eine frühere Verbm- 5 dung nicht zu vergessen vermochte und mehr daran dachte, als gut war.' „Sie war vorher verlobt?' „Mit einem jungen Wüstling, Namens Wolfgaug, den sie um meinetwillen ausgab. Und nun muß ein Dämon diesen Menschen hierherführen, um als Pro. fesfor Hermann unsere Ruhe aus'S Neue zu stören und den Wahnsinn meiner armen Frau zu vollenden.' „Dieser selbe Hermann Wolfgang ist augenblicklich hier?' sragte Bruno, ihn bestürzt anblickend

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 24.10.1873
Physical description: 8
sehr den Wünsch nach seinem Besitz, stand doch, bei 'ihm keine Frau im Wege; uni» daß ihre ZäuöerAiiste auch ihn zu besiegen im Stande sein würden» be zweifelte sie keinen Augenblick. Den wüsten Bruno Waäex'aa ^ihreii Siege Svzagen zu spannen, fiel ihr im Wcünde nicht ein, — waS sollte He mit einem solchen Liebhaber, — ^arm, eß- stenzlöS^eiü GÄ^ritter der traurigsten Ge^lt, der könnte ihr höchste»» als Mittel zum „Zwecks dieaen. und ^ dazu hätte Hte kluge Frau Jnspectorin ihn sich im Stillen aMtsehen./ - ltch

in der That dem Doetor mehr Muth zugetraut, während ich den Ihrigen be wundert habe.' Bruno jchante sie bestürzt an und machte dabei eine ziemlich einfältige Miene, dann loderte fein Zorn auf über den Verrath des feigen Schwagers. „So wissen Sie .AlleS, gnädige Frau?- stammelte er; „das werde ich diesem Doctor gedenken, der bei seiner Feigheit ein so undankbarer Berräther ist!' „Ereifern Sie sich darüber nicht, mein Lieber!' lächelte die. Znspectorin, „auch, ich bin seine Freun din nicht,, mich, jammert

das furchtbare Loos Ihrer Schwester —' , „Und ich hielt Sie für die intime Frenndio meines Schwager«, —' unterbrach sie Bruno mißtrauische »Wohl möglich,' , seufzte , die Jnspectoriv, „doch wissen Sie so gut. wie ich, daß der ^Schein in den- meisten Fällen trügt. — Nein, wein lieber Herr sHNWg bestehend aus k Zimmer, Küche, Holzlege «nd Meyer auf kommende Lichtmeß zu vermiethen. In der Gemeinde LeiferS (nächst Bozen) ist die Stelle eines Gemeinde«Sekretärs mit einem jährlichen fixen Gehalte von 450 fi. vnd

k werden x.' «Mit Vergnügen,' fiel Bruno rasch ein. indem er einen feurjfiea^ß auf ihre HaMp«ßtk; „gehleteu Sie über m!ch, gnädige Frau !'. . „Ihre -Schwester ist ebensowenig, wahMnig wie . Si- und ich pder, der ProkMr Hrmän^ d« wie Sie wissen kerben, einst'ihr Schwager werden sollte.» ! „Ich weiß? er-heißt Hermaa,r :Wvlfgang und v« mein Freund in Amerika, — ein langweiliger Mo» ralprediger —' „Aber steinreich —' fiel die Jnspectvrin ein. „Er muß diesen Reichthum in den letzten Jahren erst erworben haben,' fuhr Bruno

achselzuckend fort, „früher war's ein armer Teufen der nicht..wußte, wohin er sein Happt Fegen sollte. Irre , ich nicht, gieng er nach Jsidiea, dort mag er- vielleicht irgend einen Nabob beerbt, oder — beraubt haben/' setzte er mit frivolem Lachen hinzu. . „Gleichviel, woher sein Reichthum stammt,' sagte die Jnspectvrin ungeduldig, „er besitzt ihn, das ist, genug. Das zweite. UM». tst,i d^ß^er Lhxe. Schw«» ster noch immer . tiM. —' „Weshalb, jch^,ih^ auch, für.sactisch verrückt halte.' fiel Bruno' mit roDm

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 24.09.1877
Physical description: 4
! Haben Sie keine Nachricht?" „Nein. Ich wünsche auch keine zu haben! Es ist am besten so, wie es ist!" Bruno betrachtete den Franzosen nicht ohne Teilnahme. Der Mann war noch so jung und sprach von einem verfehlten Leben! Aber war eS ihm selbst nicht fast ebenso ergangen? „Der hat auch gekostet vom Baume der Erkenntniß, scheint mit!" — dachte er — „Nun, in Monaco dürfte er schwerlich Genesung finden! Wenn ich nur wüßte, wo ich das Gesicht Hinthun soll! Je länger ich eS ansehe, desto bekannter kommt

eS mir vor. Und doch muß ich mich täuschen, denn der Franzose scheint mich nicht zu kennen. Aber wozu zerbreche ich mir den Kopf? Die Sache verlohnt wirklich nicht der der Mühe, daß ich weiter darüber nachgrüblet" Bruno rief den Cameriere, zahlte seine Zeche, grüßte die Fremden und entfernte sich, um seinen Spaziergang fortzusetzen. In Nizza, wo Baron Eldenried einige Tage später eintraf, schwand ihm die kleine Szene in dem „Giardino publico" bald aus dem Gedächtnisse. Das Leben in dem stark besuchten Kurorte . bot

Viel beS Anregenden. Einige neue Bekanntschaften im Cercle j M6diterranä waren rasch gemacht. Bruno bezog eine Wobnung ' auf der Promenade du Midi mit der Aussicht auf die herrliche Bai deS AngeS. Begünstigt von dem schönsten FrühlingSwetter das nirgends schöner ist, alS auf diesem mit allen Reizen einer südlichen Natur auSgestatteten Fleckchen Erde, vergiengen ihm \ einige Wo en wie im Fluge. Schon dachte er daran, sich all- j mälich zur Heimfahrt zu rüsten, als ihm ein Besuch zu Theil i wurde

, den er am allerwenigsten erwartet hatte. BiSber hatte Bruno den kleinen, auf einem Felsgebirge deS ; Mittelmeeres gelegenen, von Nizza nur wenige Stunden ent fernten Miniatur-Staat Monaco nicht besucht. Der grüne Tisch besaß wenig Reiz für ihn. Auch kannte er das Leben und Treiben an solchen Ortcn zu Genüge aus den rheinischen Bädern. Aber in Nizza zu wohnen, ohne einen Abstecher nach Monaco zu machen, wäre eben so gewesen, wie in Rom zu weilen ohne den Papst zu sehen. Da Bruno schon

einmal hier war, wollte er auch dieser Touristenpflicht genügen. Einige bekannte Herreo schlugen Abends im Cercle M6diterran6 für den folgenden Tag einen Ausflug nach Monaco vor. Bruno gedachte die Gelegenheit zu benützen und erklärte, er werde gleichfalls von der Partie sein. Die Abfahrt war auf halb fünf Uhr Nachmittags festgesetzt- Während Bruno Morgens auf dem Balkon seine Chokolade nahm, erschien der Kammerdiener und brachte ihm eine Karte. Bruno warf einen Blick darauf. „Graf RotheufelS!" — rief er, nicht wenig überrascht, „Er ist willkommen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 03.05.1877
Physical description: 4
Nachrichten. Innsbruck den 3. Mai. Thermometerstand um 7 Morgens v.4 Grad K. (Hof- uud Personal-Nachrichten.) Die Ankunft des deutschen Kaisers in Straßburg erfolgte unter Glockengeläute und Kanonendonner. In den zur Präfektur führenden Straßen wurde Herr Bruno blickte den Patheu erwartungsvoll an. „Dreißig Jahre sind seitdem vergangen,* — sagte der Prior, indem er langsam mit der Hand über die Stirn fuhr — „und wahrhaftig, nicht gern kehre ich iu Gedanken zu jener Zeit zu rück, namentlich

in Deiner Gegenwart, Bruno. Doch sei eS drum? Einmal müssen diese Dinge doch zur Sprache kommen zwischen uns. Möge eS also jetzt sein. Weißt Du, waS den armen Kavallerie-Offizier Erwin von Merkenheim einst bewog, die Uniform mit der Kutte zu vertauschen? Seine Liebe zu der schönen und reichen Komtesse Beldevburg, Deiner Mutter!* Baron Bruno fuhr zurück. „Ha,* — rief er — „nun wird mir freilich Manche- klar!* „Bor allem meine Liebe zu ihrem einzigen Kinde, zu Dir, Bruno, nicht wahr?* — fuhr der Prior mit dem Toae

väter licher Zärtlichkeit fort. — „Ja, Du bist mir ein theureS Der- mächtniß jener Unvergeßlichen, an deren Sterbelager wir damals mit einander standen! Und darum ist eS meine Pflicht, über Dir zu wachen und Dich von einem unbedachten Schritte zurück zu halten.* Bruno drückte dem Prior schweigend die Hand. „Ich habe niemals etwas von jenen Vorgängen vernommen* — begann er nach einer Pause. — „Werde ich nicht alte Wun den aufreißen, wenn ich Sie bitte, mir etwa- davon zu erzählen?" „Sie sind seit

langem vernarbt, Bruno" — sagte der Prior mild lächelnd.— „Weiße Haare, gleich den meinigen, sind daS sicherste Mittel gegen retrospektiven LiebeSschmerz; Unser LiebeS- Roman war kurz und sehr einfach. Wir lernten uns in der Ge sellschaft zufällig kennen und liebten unS. Komteffe Melanie war eine reiche Erbin; ich hatte nichts als mein Offizierspatent, meinen alten Adel und die Aussicht, eS in dreißig bis vierzig Jahren vielleicht zum General zu bringen, falls nicht eine vorwitzige Kugel

«, die kaum hinreichten, mich standesgemäß za erhalten! Wir schieden also. Melanie gieng mit Deinem Vater zum Traualtäre und ich — nun, ich sagte der Welt Valet uud gieng in's Kloster. Das ist Alles, Bruno.* „Und hier haben Sie den Frieden gefunden, welchen die Welt nicht mehr zu bieten vermochte!* — rief Bruno warm. — „Gerade fo ist es mit mir!" „Den Frieden!" — sagte der Prior mit halbunterdrücktem Seufzer. — „Der Friede wohnt eben so wenig in Klostermau er», als im Geräusch der Welt.* (Fortsetzung

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 16.05.1877
Physical description: 4
Anlaß mit Befürwortung des LandeS-AuSschusses möglichst vortheilhast an Aufwärts. Zeit-Roman von Marqnard Sauer. (20. Fortsetzung.) Bei diesen Worten drückte sie ihm einen brennenden Kuß auf die Lippen, riß sich ungestüm aus seinen Armen und stürzte mit den Geberden der Verzweiflung in ihr Boudoir, dessen Thüre sie hinter sich verriegelte. Bruno bat, flehte, beschwor die Flüchtige um Erklärung ihrer seltsamen, vernichtenden Worte. Er erhielt keine andere Antwort als leises Schluchzen

. Die Nutzlosigkeit längerm Drängens einsehend, entfernte sich endlich Bruno, auf's Tiefste erschüt tert. Es war ihm, als habe er an diesem verhängnißvollen Abend das Glück seines Lebens für immer eingesargt. Nach einer schlaflos verbrachten Nacht setzte sich Bruno früh Morgens zum Schreibtische, um von Eugenien brieflich eine Erklä rung ihres rätselhaften Benehmens zu verlangen. Er war mit sei nem Schreiben noch nicht zur Hälfte fertig, als ein Diener der Gräfin mit einem Briefe erschien. Die Wiedergabe

der mehrere engbeschriebene Seiten umfassen den Botschaft, deren Siegel Bruno mit bebender Hand erbrach, würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Wir begnügen unS des halb, mit wenigen Worten den Inhalt derselben zu flizziren. Mit leidenschaftlichem Pathos schilderte die Gräfin das Ver- hältniß zu ihrem ersten Gatten. Graf Losange war ihre erste und einzige Liebe gewesen. Ihre kurze Ehe glich einem seligen Traume. Wilde Verzweiflung erfaßte sie, als eine unhoilbare Krankheit den geliebten Gatten

aus ihren Armen riß. Freiwillig leistete sie ihm in der Sterbestunde den feierlichen Eid, nie wieder einem andern Manne angehören zu wollen. „Diesen furchtbaren Eid" — so schloß der Brief — „habe ich gehalten, bis das Schicksal mich mit Ihnen, Bruno, zusammenführte. Sie haben den stillen, aber schweren Kampf bemerkt, den mein Herz mit seiner heiligsten Pflicht kämpfte. Die Leidenschaft war mächtiger als die Stimme des Gewissens, denn ich liebe Sie, Bruno, wie ich einst meinen ersten Gatten geliebt

derselben für mich nicht mehr zu finden ist. Leben Sie wol, Bruno, seien Sie glücklich und vergessen Sie die Sünderin, die nur aus Liebe zu Ihnen zur Sünderin wurde!" Bruno fühlte sich wie vernichtet, als er diese verhüngnißvolle j Botschaft las. Ja, nun ward ihm auf einwal Alles klar! Euge- nienS tiefe Schwermuth, die furchtbar leidenschaftliche Szene von ge stern, die ihn in einem Augenblicke so namenlos glücklich und zugleich so namenlos unglücklich machte: das Alles fand nun seine Erklärung! i Er bewunderte Eugeniens

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 17.05.1877
Physical description: 4
, wenn man sich vergegenwärtigt, daß der Antrag des Aus- schuffeS sich darauf beschränkte, den Wunsch auSzusprecken, die Regierung möge im verfassungsmäßigen Wege darauf dringen, daß den Wälschtirolern gewiffe Zugeständnisse gemacht werden. gar nicht «uS dem Schluchzen kamen, machte er Abend- Bruno einen Besuch und besprach sich eingehend mit ihm über die Ab sicht welche den jungen Mann nach St. AmbroS führte. Mit überraschend diplomatischer Feinheit suchte er von ihm die Gründe feines Entschlusses zu erfahren. Bruno fühlte

jedoch keinen Be ruf, dem instnuanten Manne in dieser Beziehung bestimmte Mittheilung zu machen und beschränkte sich darauf, ihm mit All gemeinheiten zu antworten. Die Nutzlosigkeit weiteren Drängens erkennend, ließ Pater GrudenuS gewandt den Gegenstand fallen, gab dafür Bruno unaufgefordert eine Menge vortrefflicher, väter. licher Rathschläge deS Inhalts, er möge ja fein Herz genau prüfen, ehe er sich zu einem zwar für die Kirche gewiß hoch wichtigen und segensreichen, für Bruno aber auch unwiderruf

weiter über dessen Borhaben zu sprechen. Bruno wollte eS bedünken, als beabsichtige fein Pathe, ihn vor allen Dingen da- Leben im Kloster aus eigener Anschauung kennen lernen zu lassen. Diese- Leben entsprach nun allerdings nur wenig den Vorstellungen, welche sich Bruno 2 Minister Laffer that die Sache damit ab , daß er erklärte, die Wünsche der Wälschtiroler werden fortgesetzt Gegenstand der Erwä gungen der Regierung sein; an der Abstimmung können sich die Minister nicht beiheiligen, weil die Anträge eine Aufforderung

. AuS den Erzählungen des Novizen Augustin aber, der sich mit ungewöhnlicher Zuthunlichkeit an Bruno auschloß und im Aufträge de» Prior- fein ständiger Be gleiter und Führer auf den weiten Wanderungen durch Wald und Berg war, erfuhr der junge Mann so Manche-, waS gerade nicht geeignet schien, seine idealen Anschauungen von dem in heiligen Mauern herrschenden Frieden zu rechtfertigen. Frater Augustin, in weltlichen Dingen unerfahren wie ein neugeborene- Kind und dabei von der treuherzigsten Naivität. wußte dagegen

in seinen Erzählungen beizulegen wußte, oft von der unglaublichsten Geringfügigkeit. Bruno konnte gar nicht begreifen, wie eS überhaubt nur möglich war. derartige Bagatellen zu wahren Haupt- und Staatsaktionen aufzubaufchen. So be stand zum Beispiele zwischen dem Pater ChristophoruS und dem Pater KreSzentiu» feit Jahren eine geheime Fehde, weil dieser jenem einmal einige „heilige Messen weggeschnappt" haben sollte. (Fortsetzung folgt.)

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 14.11.1877
Physical description: 4
wird, werde ich meine Demission geben und zu den Ab- „Sie werden vielleicht doch von der Gastfreundschaft deS Herrn von Treffels Gebrauch machen müssen, falls Sie es nicht vorztehen, in vem wenig einladenden Wirthshause des Dorfes zu wohnen" — bemerkte der Arzt. „Im DorfwirtbShaufe?" — rief Bruno. — „Weshalb sollte ich denn dort absteigev?" „Der Herr Baron vergessen, daß Ihr Pate nicht mehr daS Haupt deS Stiftes ist! Seit gestern gebietet dort Pater Eusebius, der Superior!" „Und Sie glauben, er würde mir ein Obdach

verweigern? Er könne mir verwehren wollen, dem Geschiedenen die letzten Pflichten der Verehrung zu bezeugen?" „Nun, wer weiß?" — meinte Herr von Treffels lächelnd. — „Ich glaube kaum, daß Sie feit Ihrem Votum in der Herren- kammer auf St. Ambros besonders gut angeschrieben stehen, Herr Baron!" „Unmöglich!" — rief Bruno entschieden. — „Pater Euse bius weiß, wie nahe der Prior und ich einander standen. Er wird mir den schmerzlichen Trost nicht verweigern, bei der Leiche veS ManneS, der mir mehr

wird von nun an der Unterricht im kaufmännischen Rechnen am Donnerstag und in der fran- Bruno schwieg. Gedanken eigener Art begannen in ihm aufzutauchen. Ehe er jedoch dieselben äußerte, wollte er selbst sehen, in wie weit die Vermuthungen seiner Begleiter begründet seien. An der Stelle, wo die Wege nach der Villa und nach dem Stifte sich scheiben, verließ Bruno den Wagen, nachdem er Herrn von Treffels versprochen hatte, im Laufe des Nachmittags nach der Villa zu kommen. Der Doktor hatte im Dorfe einen Pa tienten. Er stieg

gleichfalls aus uud begleitete Bruno bis zu - dem Pfade, welcher sich längs deS BacheS nach dem Dorfe hin- f schlängelte. „Ich komme Nachmittags auch nach der Villa, Herr Baron, um zu erfahren, wie man Sie im Stifte ausgenommen hat" — sagte er, Bruno die Hand reichend. — „Bis dahin auf Wiedersehen!" Bruno drückte dem Arzte schweigend die Hand und schritt dann, gesenkten Hauptes, langsam dem Stifte zu. Wie ganz anders waren die Empfindungen, mit denen er vor etwa neun Monaten diesen Weg wandelte! Welch

' eine Welt von Ereignissen umfaßte diese Spanne Zeit! Bruno wollte eS bedünken, als fei er seitdem um viele Jahre älter geworden. Damals fand er den Mann noch in voller Kraft der Gesundheit, zu dessen Bahre er jetzt die Schritte lenkte. War eS möglich, daß fo wenige Monate eine so ungeheuere Veränderung bewirken konnten?" (Fortsetzung folgt.)

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Page 8 of 10
Date: 31.10.1873
Physical description: 10
.? Ihrer Frau Schwester, das schließ lich ihren Beistand verwirrte. Männer wie Ihr Schwager Mohrbach wollen auch in der Ehe keine K'tte sehen; wein Gott! sie hatte, was ihr Herz sich wünschte, verstaut» ihn aber nicht zu behandeln und verlangte seine einzige Liebe zu sein, verlangte Treue von einem solche» Manne, — w» das mcht Wahn» sinn?' „Der complettesti von der'Welt,' bestätigte Bruno, „die überspannten Weiber sind alle deS Teufels, — sie Hat'S nach der Muller.' „Ach die Mutter, — gut

Fürst hat Nachfrage halten lassen. Einige giengen in ihrer Theilnahme sogar so weit, da» Ver langen an mich zu stellen, ihn zu sehen, zu sprechen - ich schlug es artig, aber entschieden ab. ' ' ,Me macht sich denn der Professor als Irre?« fragte Bruno spöttisch. „Er ärgert mich durch süne klassische Ruhe, — xz ist zum Ersticken, wenn er mir nur ein einzig Mal Anlaß gäbe, ihn in die Zwangsjacke zu stecken. D» ist Ihre Schwester anders, die ist oft wild zum Anbeißen.' Bruno lachte laut bei diesen ganz

benutzte Bruno mit fieberhafter Hast, er riß ein Blatt Papier ans seiner Brieftajche und schrieb rasch einige Worte mit Bleistift darauf; dann v lbar^ er es in seiner Westenlasche bei der Uhr. Der Director kehrte jetzt zurück. „Kommen Sie Freund! — versuchen wir das Experiment.' „Herzlich gern,' erwiederte Bruno, „doch noch eins, Herr Director! Sie lasse« mich natürlich mit ihm allein.' „Das wäre am Ende gesährlich,' meinte Jener bedenklich, „er könnte Sie erdrosseln, bevor wir zur Hülse käme

«.' „Unbesorgt,' lachte Bruno, „ein Ueberfall wie da> malS ist unmöglich, — ich muß befürchten, daß Ihre Gegenwart ihn die List ahnen läßt und zur Selbst beherrschung zwingt ; Sie haben doch sicherlich auch Vorkehrungen uns beobachten zu können?' „Gewiß, mein Freund! dann kommen Sie, Ihr Grund ist stichhaltig genug, mich einwilligen zu lassen.' Bruno folgte ihm mit geheimer Freude, aber mit kaum zu bewältigender Unruhe, daß fein vortrefflich angelegter Plan von dem allerdings gerechlseitigien Mißtrauen

und der Starrköpfigkeit deS Professors im entjcheideoden Momente zerstört werden könm. Doch war er auch im andern Fälle überzeugt, daß ein Ertrinkender selbst die rettende Hand deS Feindes nicht verschmäht, und die Befreiung dem Professor unter allen Umständen, komme sie von wem sie wolle willkommen sein müsse. Der Director öffnete eine Zellv und hieß Bruno mit einer Handbewegung eintreten, worauf sich die Thür sogleich hinter ihm schloß. ES war ihm in . „. ' - ^ - wmumira A. scannalm. . Fr,stur. Parfumeur

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Bozner Zeitung
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Page 8 of 10
Date: 04.11.1873
Physical description: 10
und vom k. b, Obermedizinal- Ausschuß begutachtet worden ist. 761 6j3 und allgemeines Lob erntete. Der herrliche Trauben» fast, welcher in dem Keller dieses Hauses echt zu haben war, löste Herzm und Zungen, und die Frau Jnspectorin war eine so überaus liebenswürdige Wir thin, daß der Director einmal üb?r's andere versicherte, sie sei die Krone ihres Geschlechts und würdig, in diesem Hause als Gebieterin fortan zu herrschen. An den abwesen den Doctor wurde zuletzt gar nicht mehr gedacht, und Bruno mochte

sich das Vergnügen der Jnspectorin seinen Besuch bei dem tollen Prosessor mitzutheilen, worüber sie herzlich lachte. „Nun,' meinte sie endlich, „ich hätte dort an Ihrer Stelle nicht sein sollen, mir wäre es sicherlich gelun« gen, „Ihn närrisch zu machen.« fiel Bruno lachend ein, „das bezweifle ich nicht, meine Gnädige! ich hätte müssen soviel Wein getrunken haben, wie jetzt, Donner und Doria! Herr Director, jetzt wäre ich in der rechten Stimmung, ihn in die Zwangsjacke zu treiben.' „Das glaube ich,' lachte

dieser, „wenn's nicht so spät wäre.' .Noch nicht zehn Uhr —' „Machen Sie ihm den Spaß. Herr Director!' bat die Jnspectorm mit einem Blick, welcher den Irren arzt um alle Vernunft brachte. „Er stellte mir die ganze Anstalt auf den Kopf,' versetzte er kopfschüttelnd. „Pah, bin ich denn berauscht?' rief Bruno, „sehen Sie mich an, Herr Director! — ich könnte noch ein Dutzend Flaschen vertragen. Aber es ärgert mich, daß selbst ich, der sein Todfeind ist, ihn nichd ans der Ruhe zu bringen vermochte, mein Ehrgeiz

Frau allein zu sein, Herzklopfen verursachte, zweifelnd ein. „Dann schreiben Sie einige Worte auf/ rief Bruno, „Unterschrift und Siegel von Ihrer Hand öffnen mir selbst die Pforten der Hölle. Es prickelt mich ordent lich, Revanche von heute Morgen zu nehmen.' Der Director war bereits schwankend geworden, der genossene Wein von der stärksten Sorte, die Liebesblicke der verführerischen Sirene hatten sein sonst so ruhiges Blut, mehr als gut war, in Wallung gebracht. Er blickte Juliane Büfching

au und dachte «wen Augenblick darüber nach, ob es wirklich gefähr» lich sei, das Experiment so spät wiederholen zu lassen. Er fürchtete nur für Bruno's Leben dabei; da dieser indessen nicht die geringste Furcht, auch keinen starken Grad von Trunkenheit zeigte, so entschloß er sich, wenn auch ungern, zu der Erlaubniß, besonders da die Zauberin ihn so schmachtend und verlangend an- lächelte. „Was wl! ich schreiben?' fragte er, an den Schreib tisch tretend. „Zwei Worte,' rief Bruno, „soll ich dictireo

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Bozner Zeitung
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Page 1 of 4
Date: 03.05.1871
Physical description: 4
ab. t War ja der Name deS Emiordeten auch ein nicht unbekannter. Viele, viele erinnerten sich noch des einst so gefeierten Künstlers, den geschmeichelte Eitel keit, dazu bewogen, die ihm beinahe angetragene, lei denschaftliche Liebe der sonst so hochmüthigen und rei chen -Gräfin Voleska von Stein- zu! erwidern,! und ' der durch-diesen Schritt sich Ruhm und Zukmft abge schnitten hatte. In gewissen Kreisen kannte man auch Bruno persönlich; eine wunderbar gemischie Gesell schaft war es aber, die ihn kannte: schmutzige

Wuche rer, schöne junge Tänzerinnen und abgelebte Rou6S, deren eingesunkene Augen nur noch am Spieltisch glänzten. Bedauert wurde mehr der mnthmaßliche Mörder als der Ermordete. Man nahm allgemein an, daß derselbe die That im Jähzorn begangen habe. Der Künstler war ernst, fast düster von seiner Reise heimgekehrt. Es hieß, er sei in Paris heftig erkrankt, und noch feiner Genesung eine gewisse nervöse Reiz barkeit und Schwermuth bei ihm zurückgeblieben. Erich war zufällig mit Bruno am Abend

der unseligen That in einem Gasthose zusammengetroffen, in dessen Speise zimmer der letztere mit einigen Freunden im Gespräch saß, übrigens sehr erregt vom Weine. Die Herren hatten bemerkt, daß Erich beim Anblick Bruno'S leicht zusammengefahren war. sich aber dann nach kurzem Gruß schweigend in eine Ecke gesetzt hatte. Nach einiger Zeit war Bruno auf ihn zugetreten und hatte ihn aufgefordert, sich der Gesellschaft anzu schließen and lustig zu sein. Ans dem kurzen Wort wechsel ersahen die Anwesenden

, daß die Beiden früher mit einander bekannt gewesen. Wolitzky leistete mit sichtbarem Widerstreben der Aufforderung Folge. Er schien schweigend zuzuhören, während Bruno mit pi- kannten Schilderung?» an« seinem leichten, genuß reichen Leben förmlich prahlte. Wann eigentlich und um welcher Ursache willen ein Streit zwischen Bruno Werneck und Erich Wolitzky auSgebrochen, davon »»» wußten die Anwesenden leider gar nichts Genaue«, da sie sämmtlich dem Weine nur allzu stark zuge- sprachen

hatten. Der Eine wollte sich erinnern, den Namen des Fürsten Ottomar vernommen zu haben und auch öfter den Namen Bianca. Wolitzky war zuerst gegangen, dann Bruno — die schwankenden Freunde hatten ihn nur eine kürze Straße weit geleitet. Der Kellner, der dem jungen Künstler die Thür de« Gasthauses geöffnet, sagte aus, daß ihm Herr Wolitzky sehr erregt vorgekommen wäre — auch hätte derselbe beim Hinausgehen den Namen Wernecks nnter einer heftigen Verwünschung gemur melt, und die geballte Faust drohend und wüthend dabei geschüttelt

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 18.09.1877
Physical description: 4
Berlin, Hamburg, Frankfur Leipzig, Pari». Florenz, Peter» bürg. HavaSLasttte ll. Lo«p in Paris. BL.Daube in Frank furt, Stuttgart, München, Ha« borg, Brüssel. Rudolf Rosst 1» Berlin. Wien, München, St. Galle«. Rotter «.<£». taSBfefl Philipp m. i« Wie». 213 Dienvtag 18 . September. J. «»per». ( Morgen 19. September \ 1 Q'T'T Januarius. / lOI I » Aufwärts. Zeit-Roman in drei Banden von Marquard Sauer. (122. Fortsetzung.) „Seien Sie uns herzlich willkommen, Herr Baron" — versetzte Jsmene, Bruno die Hand

zum Gruße bietend. — „Ich hoffe, Sie sind nun wieder gänzlich hergestellt. Meine Mutter wird es lebhaft bedauern, nicht zu Hause gewesen zu sein." Bruno betrachtete mit Interesse die stolze und zugleich zarte Gestalt, welche in jeder Bewegung natürliche Anmuth bekundete. Auf den Zügen des feinen Gesichtchens lag sinnender Ernst. Die Stimme klang voll und weich. Als er Ismenen in die Augen sah, erinnerte er sich lebhaft an jenen Blick, der ihn beim Erwachen aus der langen Ohnmacht zuerst begrüßt

hatte. „Leider kann, ich die Schuld meines Dankes nur mit Worten abtragen, gnädiges Fräulein" — sagte Bruno, sich verbeugend. — „Ich bitte Sie jedoch zu glauben, daß ich sie deshalb nur um so tiefer empfinde!" „Schuld? Herr Baron!" — erwiederte Jsmene, indem sie Bruno mit anmuthiger Handbewegung einlud, ihr gegenüber Platz zu nehmen. ■ „Wie kann hier von einer Schuld die Rede sein? Wir haben nur gethan, was die Pflicht gewöhnlichster Menschlichkeit von uns forderte. Unser Sanssouci ist ja kein Kolchis

!" beizusetzen. „Und wann reisen Sie ab?" — fuhr Jsmene fort, um das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken. „Morgen früh. Ich würde bereits heute Abend abgereist sein, hätte mich nicht eine spezielle Angelegenheit um einige Stunden länger in der Residenz zurückgehalten" — versetzte Bruno. „Ja, der Herr Baron sucht nämlich einen Ausreißer und berieth sich deshalb mit dem Herrn Polizeipräsidenten" — fiel Herr von Treffels ein. — „Ich sagte ihm jedoch, daß Du ihm wahrscheinlich weit bessere Auskunft

in der Sache geben könntest, als die löbliche Polizei?" „Ich, Papa?" — rief Jsmene leicht erröthend und die Augen mit Befremdung auf Bruno richtend. „Ja, Du!" — sagte Papa Treffels lachend. — „Es hilft Dir nichts! Du mußt jetzt beichten! Wie hieß doch der „arme Reisende", den Du mit Julius' Kleidern so großmüthig herausstaffirt hast? War es nicht jener geistliche junge Herr vom Stift, welcher den Herrn Baron von der Klauenburg herunter schleppte?" Bruno fürchtete, Jsmene werde bei den Worten ihres Vaters

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 20.10.1877
Physical description: 6
", der in gleichem Sinne spezielle Nachrichten aus Paris zugehen, resumirt ebenfalls, daß an ein Vermittelungsministerium geglaubt werde, während die allgemeine Signatur ruhiges Abwarten sei. Selbst die „Kreuzztg.", welcher die Schwächung des „Radikalismus" offenbar viel Freude macht, und eine so überwältigende Rednergabe entwickelte, daß sowol r Bruno als ihre Tochter nur selten einmal in die Lage kamen, den Fluß ihrer Worte mit einer Bemerkung zu unterbrechen. Ismene hatte eine Handarbeit genommen und hörte

resignirt zu. Bruno blickte ab und zu hinüber nach dem jungen Mädchen, deffen feines Profil gegen das von dem Fenster einfallende Licht in der ganzen Reinheit seiner Linien hervortrat. Wer weiß, wie lange die wackere Dame ihre Mittheilungen noch ausgesponnen hätte, wäre nicht der Bediente mit der Mel dung erschienen, eS sei angespannt. „Richtig!" — rief Frau von TreffelS aufspringend. — „Den Besuch bei Nürnberger'« habe ich ganz vergessen! Sie erwarten mich mit den Schnitten, die Julius von London

ge schickt hat!" Bruno war sogleich aufgestanden und wollte sich empfehlen. „Oh, sobald dürfen Sie uns nicht verlassen, Herr Baron!" — sagte Frau von TreffelS, ihn zum Sitzen vöthigend. — „Ich habe mich ja noch gar nicht bei Ihnen erkundigt, wie sich der Prior befindet! Den Augenblick bin ich wieder da! Unter dessen wird ISmene die HouneurS deS HaufeS machen. Ich fahre nur durch ein paar Straßen!" Bruno schien eS, als werde ISmene ein wenig verlegen. „Ich fürchte in der That, zu stören!" — sagte

des zurückziehen. Der Feind besetzte den Awlias-Berg und nach einander andere strategische Positionen auf der Seite von Kars, DM- Fortsetzung in der Beilage. "MW „O nein, Herr Baron" — erwiederte die Dame, Bruno mit einer Handbewegung ersuchend, Platz zu behalten — „bei Toilette- Angelegenheiten spricht meine Tochter nicht mit. Sie hält solche Dinge für zu unbedeutend. Das muß ich Alles allein besorgen! Also ich zähle darauf. Herr Baron, daß ich Sie in einem Viertel- stündchen noch hier finde!" „Bleibe

ich mich! Gleich bin ich wieder da!" Frau von TreffelS machte ihr schönstes Kompliment und rauschte zur Thüre hinaus. Ismene verharrte eine Weile in, wie Bruno bedünkte, etwas unbehaglichem Schweigen. Sie mochte lebhaft den Mangel an Takt empfinden, den ihre Mutter dadurch bewies, daß sie die jun gen Leute allein ließ. Die Augen auf das Crochet gerichtet, ar beitete sie still fort, eS Bruno überlassend, den Faden des unter brochenen Gesprächs wieder anzuzuknüpfen. (Fortsetzung folgt.)

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 20.11.1877
Physical description: 4
, um Großes zu schaffen. Sie haben diese Erwartungen erfüllt, Bruno, und darum . gehört Ihnen mein Herz, das mich schon zu Ihnen zog, lange - ehe ich mir dessen selbst bewußt war. Wie zu jener Zeit, als ; die alte Welt zur Neige gieng, so lebt auch heute in allen edlera j Geistern die unaussprechliche Sehnsucht nach einer neuen Offen- j barung. Sie wird der Menschheit werden, nicht von Außen, son- j dern aus der eigenen Brust. Ihrer wollen wir harren, Bruno, in j Glauben, Liebe und Treue!" Ueber Jsmenen's

Antlitz flog eS, gleich einem Hauche der f Verklärung als sie diese Warte sprach. In der Ueberschwäng. j lichkeit seines Glücks zog Bruno daS Mädchen an feine Brust und drückte den ersten Kuß auf die reine, weiße, unentweihte Stirn. „Ja, so sei es, Jsmene!" — rief er; — „so sei es für uns, jetzt und immerdar!" , ! Mit nicht geringer Verwunderung hatte Hüon, der einzige unbeachtete Zeuge, die Entwickelung der Szene verfolgt, welche sich vor seinen Augen abspielte. Als Bruno Ismen- an die Brust zog

. Als sie zur Waltquelle kamen, blieb Bruno plötz lich stehen und sagte: „Nun, und jene Sage? Darf ich sie noch immer nicht erfahren?" Jsmene blickte mit seligem Lächeln zu ihm empor. „Oh, jetzt darf ich sie erzählen" — erwiederte sie. — „Die Sage berichtet, daß in grauer Vorzeit eine holde Waldfee hier geweilt, welche der Ahnherr, der Ritter von der Klauenburg, einst bei der Jagd erblickte. Sie habe ihm den kühlen Trunk kredenzt und ihm damit die Herrschaft über alles Land und über ihr Herz geschenkt. Zur Erinnerung

daran wurde es Sitte, daß jede« Burgfräulein von der Klauenburg bei der Verlobungsfeier ihrem Bräutigam einen Becher aus der Waldquelle zubringen mußte. Heute gehört die Klauenburg uns, und das letzte Burgfräulein bin ich. Damals, als Sie bewußtlos droben lagen, labte ich Sie mit Wasser aus der Waldquelle, und heute kredenzte ich Ihnen wieder ein Glas aus dem Brunnen der Waldfee. Sie sehen, Bruno, die alte Sage hat Recht behalten!" „Und sie soll eS behalten für alle Zeiten" — rief Bruno, seine Braut

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 15.11.1877
Physical description: 4
. Die konservativen Journale werfen sich natürlich gewaltig in die Brust; sie bezeichnen den Text des An- Der Laienbruder gieng hinter ihm drein. In dem Korridor des | ersten Stockwerkes angelangt, wollte sich Bruno rechts wenden. ! „Nicht dorthin, Herr Baron!" — sagte Bruder Laurentius j schüchtern. — „Der Herr Superior haben befohlen. Sie ins r Sprechzimmer zu führen!" „Ins Sprechzimmer?" — rief Bruno betroffen. — „Ich wünsche vor allen Dingen den theuern Verblichenen zu sehen! Führen Sie mich zu ihm, Bruder

Laurentius!" „Ich darf nicht, Herr Baron!" — bat der Laienbruder. >— „Der Befehl lautet, Sie ins Sprechzimmer zu führen! Ich muß gehorchen!" Bruno empfand ein Aufwallen von Unmuth und Bitterkeit; aber er bezwang sich. „Nun wol, Bruder Laurentius" — sagte er — „thun Sie wie Ihnen befohlen. Ich folge Ihnen!" Im Sprechzimmer saß das interimistische Haupt des Stifte-, Pater Eusebius, am Tische und schrieb. Als Bruno eintrat, stand er auf und gieng ihm einige Schritte entgegen. „Der Herr Baron wünschen

mich zu sprechen?" — sagte er in höflich gleichgültigem, gemefsenemTone.—„Womit kann ich dienen?" Bruno sah dem Superior in- Gesicht. „Sollten Sie nicht wiffen, Pater EufebiuS, welches Geschäft mich nach St. AmbroS führt? — fragte er mit Nachdruck. „Ich hoffe, eS von dem Herrn Baron zu erfahren!" Der eisige Blick, welcher die Worte begleitete, drang Bruno LnS Mark. trags Albert Grcvys gar als einen revolutionären Akt, was man ihnen wol nicht recht glauben wird. Die bezügliche Kammer- Kommission dagegen hebt

ruhenden Herrn PriorS wird von übermorgen an in der HauSkapelle des Stiftes aufgebahrt sein. Dann ist dem Publikum der Zutritt gestattet!" Bruno fühlte, wie alles Blut in mächtigen Wogen zu feinem Herzen drang. „Dem Publikum?" — rief er. — „Zählen Sie mich zu dem Publikum? Pater Eusebius!" „Ich wüßte in der That nicht, Herr Baron, welchen An spruch Sie darauf erheben könnten, nicht zu dem Publikum gezählt zu werden" — versetzte kalt der Superior. —■ „Meines Wissens gehören Sie eben so wenig

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 6
Date: 18.08.1877
Physical description: 6
: „Du sollst an keinen Gott glauben ?" Wir kennen keines. Allerdings geben wir gerne zu, daß ein vernünftiger Liberaler sich von der Gottheit höhere Vorstellungen macht als der fromme Ultramontane, welcher das vollkommenste aller Wesen eines menschlichen Fehlers wegen in Ungeheuern Zorn gerathen und ein anderes Mal ob einer nichti- Aufwärts. Zeit-Roman in drei Bänden von Marqnard Sauer. (97. Fortsetzung.) „Ich begreife, Bruno! Du fürchtest, jene Eindrücke mit neuer Kraft auf Dich wirken zu sehen, denen

Du damals ent flohst!« „DaS weniger", — versetzte Bruno. — „Es ist seltsam, Herr Pathe, wie umgewaudelt ich mich seit meiner Krankheit fühle. ES sind also auch nicht jene Eindrücke, deren Wiederkehr ich fürchte. Dagegen fühle ich eine gewiffe Scheu davor, sofort wieder in die früheren Verhältniffe zurückzukchren. WaS mag mau wol in unfern Kreisen von meinem plötzlichen Verschwinden gedacht haben?" „Laß die Leute denken, waS sie wollen!" — sagte der Prior. — „Bist Du nicht freier Herr

Deiner Entschließungen? Aber mich, Deiuen alten und — ich darf es wol sagen — Deinen besten Freund, dürfte eS wol interefsiren, zu vernehmen, welche Gründe Dich damals bewogen, auf St. Ambros Schutz vor Dir selbst zu suchen." Sie sollen eS erfahren, Herr Pathe!" — rief Bruno. — „Drängt mich doch mein Herz schon lange, Ihnen Alles zu offen baren ! Vielleicht sinv Sie mit Ihrer gereiften Erfahrung und Ihrem tiefen Blick im Stande, mir über so manchen dunkeln Zweifel Licht zu geben." „Nun, so sprich!" — sagte der Prior

, näher rückend und die Hand des jungen Mannes drückend.— „ Sage mir Alles, waS Da auf dem Herzen hast! Nicht der Priester — der alte väter liche Freund ist eS, welcher Dir zuhört!" Bruno erzählte nun freimüthig seinen ganzen Liebesroman vom Anfänge bis zu Ende. Der Prior hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu, ohne ihn auch nur mit einem Worte zu unterbrechen. „Das ist eine ganz wundersame Geschichte, Bruno!" — sagte er, als Baron Eldenried mit seiner Erzählung zu Ende war. — „Ich gestehe Dir offen

, daß ich niemals etwas dergleichen vernommen habe. Es ist mir unmöglich, darin rime et raison, wie der Franzose sagt, zu finden! Für mich steht nur EineS fest!" „Und waS ist dieses Eine?" „Daß Gräfin Eugenie mit Deinem Herzen ein frevelndes Spiel getrieben! Geliebt hat sie Dich nicht!" Bruno athmete tief auf. „Auch mir ist mehr als einmal ein solcher Gedanke gekommen" — sagte er nach einer Pause. — „Aber angenommen, eS fei dies wirklich der Fall — welchen Zweck konnte ein solches Spiel

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 4
Date: 17.08.1877
Physical description: 4
ist, daß Oesterreich für Europa so nothwendig ist, daß es geschaffen werden müßte, wenn es nicht schon bestünde, dann ist die Gefahr, daß nach der Türkei „wir an die Reihe kommen" müßten, nur eine eingebildete und von ungarischer Rachsucht wegen des Jahres 1849 diktirte. Wenn man außerdem in Rechnung zieht, daß Oesterreich Uufwärls. Zeit-Roman in drei Bänden von Marqnarü Sauer. (96. Fortsetzung.) Bei Tische hatte der Prior Bruno gesagt, er wünsche den letzten Abend vor der Abreise seines jungen GasteS

mit ihm allein zu verbringen. Dieser Vorschlag kam Bruno sehr willkommen, denn er sehnte sich, wie wir wiffen, nach einem lävgern, unge störten Gedankenaustausche mit dem Prälaten. Den Besuch desselben erwartend» saß er in Nachdenken versunken, vor dem prasselnden Ofen. Die Glocke auf dem Kirchthurme hatte soeben in dröhnen den Schlägen die sechste Stund verkündet. SS dauerte nicht lauge, so ließen sich draußen auf dem geplätteten Gange wolbe» kannte Schritte vernehmen. Bruno erhob sich, um dem Erwarteten

die Thür zu öffnen. „Wie, Du sitzest noch immer im Dunkeln?" rief der Prior eintretevd. „Ich habe meinen Gedanken Audienz gegeben, Herr Pathe" — sagte Bruno, die zum Gruße gebotene Hand drückend. — „Sie stellen sich am liebsten in der Dämmerstunde ein! Ich will jedoch sogleich die Kerzen auzünden." „Auch ich liebe die Dämmerstunde" — sagte der Prior, indem er sich in dem gegenüber stehenden Lehnstuhle beim Ofen uiederließ — „eS plaudert sich da am allerbesten und wir haben heute noch von Mancherlei

zu plaudern! Warten wir ab mit dem Anzünden, bis das Souper kommt. Ich habe Auftrag ge geben, es für uns bei Dir zu ferviren. Doch damit ich nicht vergesse, Bruno! Vorhin sind noch einige Briefe für Dich ein gelaufen, darunter auch einer von Deinen Gastfreunden, der Familie Treffels. Ich habe Dir die Briefe mitgebracht. Willst Du sie lesen?" Damit legte der Prior die Schreiben auf den Tisch. „Ich danke, Herr Pathe! — sagte Bruno. — „Mit dem Lesen hat es bis später auch noch Zeit, um so mehr

, als ich bereits so ziemlich weiß, was die Briefe enthalten. Das große, schwere Schreiben hier ist von meinem Güterdirektor und daS andere trägt, wie ich trotz der schwachen Beleuchtung sehe, das Siegel des auswärtigen Amtes. Ohne Zweifel bringt es mir die erbetene Urlaubsverlängerung." „Ich finde es sehr liebenswürdig von unfern Nachbarn, daß sie so lebhaften Antheil an Dir nehmen, Bruno" — be merkte der Prior. — „Nie hätte ich gedacht, daß wir mit der Familie Treffels noch in so freundliche Beziehungen

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 4
Date: 25.10.1877
Physical description: 4
in Innsbruck. Heute Donners tag den 25. Oktober. (Im Abonnement.) Bedürfniß gefühlt hätte, mit seinen Gedanken allein zu sein. Das Treffels'sche Haus lag unfern des Schloßgartens. Dorthin gedachte er seine Schritte zu lenken. Er befahl also dem Kutscher, nach Hause zu fahren und schlug den Weg nach dem Park ein. In tiefen Zügen athmete Bruno die würzige Lenzluft. Unter einem blühenden Pfirsichbaume warf er sich auf die Bank und blickte träumerisch hinauf in den tiefblauen, sonnigen Himmel. Da er hob

es vorbei auf ewig mit den Frühlingsträumen der Jugend, und Ar beit, ernste, männliche Arbeit möge mir Ersatz schaffen für die letzten zerronnenen Illusionen!" Der Kies des Weges knirschte unter nahenden Tritten. Bruno achtete nicht darauf. Da wurden diese Schritte gehemmt, und eine sonore männliche Stimme rief: „Was Tausend, Baron Eldenried! Hier also finde ich Sie und, wie es scheint, mit Botanik beschäftigt!" Bruno blickte auf. Vor ihm stand Herr Doktor Mallet, sein ? ehemaliger Erzieher, dermalen

Führer der partikularistischen Partei 1 des Parlaments. Doktor Mallet hatte sich nicht verändert, seit wir ihn das 1 letzte Mal gesehen haben. Nur die Haltung schien etwas fester und ; bestimmter als sonst. Er reichte dem Baron beide Hände hin. ! Bruno stand auf und schüttelte dem Doktor die Rechte. „Wißen Sie auch, daß ich geradeswegs von Ihnen komme, I * Baron Bruno?" — sagte Doktor Mallet, indem er an der Seite seines früher» Zöglings Platz nahm. — „Ich traf dort Ihren heim kehrenden Wagen

. Der Kutscher sagte mir, Sie hätten bei Herrn von Treffels einen Besuch gemacht und ihn dann mit dem Wagen weggeschickt. Ich würde kaum gehofft haben, daß mich der Zufall so rasch mit Ihnen zusammenführen könnte." „Hätte ich gewußt, daß Sie mir die Ehre Ihres Besuches zu schenken gedächten, Herr Doktor, dann würde ich nach Hause ge fahren sein" —- versetzte Bruno. „Wir haben nichts dabei verloren! Hier in der schönen Na tur plaudert es sich ja weit angenehmer, als zwischen vier Mauern! Nun, lieber Baron

, wie ist es Ihnen immer ergangen? Wir haben eine furchtbare Angst um Sie ausgestanden, als wir von Ihrem Unfälle auf St. Ambros vernahmen." „Sie hatten die Güte, sich mehrfach schriftlich nach meinem Befinden zu erkundigen, Herr Doktor" — sagte Bruno. — „Ich danke Ihnen nochmals für Ihre herzliche Theilnahme!" (Fortsetzung folgt.)

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 2 of 6
Date: 27.10.1877
Physical description: 6
ausgesprochen worden, Gemeinden als solche in andern Gemeinden wahlberech tigt sein, aber der Besitz innerhalb der eigenen Gemarkung ver leihe ihnen kein Wahlrecht. — Der Verwaltungsgerichtshof ent- Diese Gesinnungen sind allerdings nicht die der herrschenden Partei! Es sind die unserigen! Das weiß man und deshalb greift man sogar zu dem nichtswürdigen Mittel, dem Rufe der Gräfin nahe zu treten!" „Es ist in der That empörend!" — sagte Bruno, indem er sich bemühte, den Akzent unwillkürlicher Ironie

werden Sie ihr in nächster Zeit einen Besuch machen. Es ist gut, daß auch nicht das leichteste Wölkchen seinen Schatten auf ein sonnig reines Gefild werfe!" „So wären wir also auf allerlei Umwegen glücklich an'S Ziel gelangt!" — dachte Bruno. — „Guter Pate, wol hattest Du Recht, mir Dein warnendes Wort mit auf den Weg zu geben!" „Sie antworten mir nicht, Herr Baron?" — sagte Doktor Mallet, nachdem er einige Augenblicke gewartet. „Pardon! Äch war zerstreut! Wovon sprachen wir zuletzt, Herr Doktor?" Wieder richtete

sich Mallet's forschender Blick auf Bruno. schied im Sinne dieser Ausführungen für die Zurückweisung der B-schwerde, betonend, daß die Gemeinde Innsbruck als Körper schaft wol ihren Sitz in Innsbruck habe, daß aber die Frage, ob sic ein Gemeindemitglied sei, verneint werden müsse. Politische Uederflcht Innsbruck am 27. Oktober. In Wien hat vorgestern eine Versammlung von Reichsraths- Abgeordneten stattgefunden, welche den Abschluß eines Han delsvertrages mit Deutschland gewünscht hätten. Der Obmann theilte

! Sie wiffen, daß Sie der Gräfin jederzeit willkommen sind! Also darf ich der Dame Ihren Besuch in Aussicht stellen?" Bruno begnügte sich damit, statt der Antwort zu nicken. Obwol Doktor Mallet mit dem Erfolge seiner Bemühungen nur mittelmäßig zufrieden schien, ließ er doch nichts merken und drängte auch nicht weiter in Bruno. Er begann vielmehr eine lange Aus einandersetzung über die gegenwärtigen politischen Verhältnisse und führte diesen interessanten Exkurs fort, bis er sich von Bruno verab schiedete

, welcher unterdessen die Rolle des aufmerksamen Zuhörers gespielt hatte. „Wie es scheint, bemüht man sich, ein neues Netz um mich zu stricken!" — sagte Bruno, während er langsam den Heimweg antrat. — „Nehmt Euch in Acht, damit Ihr Euch nicht selbst in seinen Maschen verstrickt!" (Fortsetzung folgt.)

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