hereinkam, um das Abendessen anzumelden. Trotzdem ich an diesem Tage viel Bewegung gemacht hatte, tat ich, zu Konrads großer Unzufriedenheit, den Gerichten kaum die nö tige Ehre an. Es war komisch, unerklärlich, aber ich konnte das Bild nicht aus meinem Sinn bringen. Es störte mich in meinen Träumen und es war mein er ster Gedanke beim Erwachen am nächsten Morgen. Als ich ausgestanden war und mich angezogen hatte, ging ich wieder in den Erker, um das Bild noch ein mal zu betrachten, welches am Vorabend
, indem er eine guterzogene, adelige deutsche Dame heiratete, welche dann meine Urgroßmutter ward. Dies alles verfehlte jedoch, den Zusammenhang mit ihm und der gefangenen Jungfrau zu erklären, und wieso er dazu kam, ihr Porträt zu malen. Mein nächster Schritt war, auf einen Sessel zu stei gen und das Bild von dem Nagel, auf dem es hing, herunterzunehmen. Hier, auf der anderen Seite der Leinwand, entdeckte ich endlich einen weiteren An haltspunkt: Concitta P ..... . Bologna 17.. Ich las dies mit einiger Schwierigkeit
, denn die Buchstaben waren verwischt, und die übrigen Lettern des Familiennamens sowie auch das Datum waren unleserlich. So war sie eine Italienerin gewesen! Ich hätte es früher erraten können; solche Augen konnten nur einer Tochter des Südens angehören. „Konrad," sagte ich, indem ich einen nachlässigen Ton anzunehmen versuchte, als ich einige Minuten später beim Frühstück saß, „weißt du vielleicht etwas über das Bild, welches im kleinen Erker hängt?" Denn für mich enthielt der Erker nur ein Bild
, ich hatte die anderen nicht einmal angesehen. „Das Bild des alten Herrn im Schlasrock ist das Porträt vom —" begann Konrad, aber ich unterbrach ihn. „Nein, nein, nicht dieses." „Dann werden es die zwei Kinder mit dem Hund sein, die der gnädige Herr Baron meint? Die Zwil lingssöhne des alten Baron Siegfried, der —" Ich stampfte beinahe vor Ungeduld. „Laß die Kin der und den Hund. Ich meine das Mädchen, die Dame, die über dem Schreibtisch hängt." „O diese." sagte Konrad mit einem deutlichen Aus druck von Geringschätzung, „ich wette
füllte. Aber trotz seiner Versicherung, daß Mali den Kaffee an diesem Morgen extra stark gemacht hätte, wollte ich keinen mehr nehmen, sondern erhob mich rasch vom Tisch, mit einem seltsam gereizten Gefühl gegen alles und jeden; gegen Mali und ihren Kaffee, gegen Konrad, gegen mich, und nicht am wenigsten gegen das geheimnisvolle Bild, welches so festen Halt in meinem Sinn genommen hatte. II. Tränen. Auch in den nachfolgenden Tagen verminderten sich diese Gefühle nicht, und als Konrad merkte