, die man unwillkürlich in tiefen Zügen trinkt. Vor uns aber rauscht das Meer Oh, wunderbare, gewaltige Naturerschei nung! lieber die endlose Wasserfläche zuckt der trunkene Blick, sucht den Horizont, ver folgt denselben nach beiden Seiten und schlieft, zurückkehrerid, jenes Bild ein, das in unserer Phantasie so lange sich zu formen versucht hatte, immer vorgeblich, weil zu ungewiß in seinen Formen. Das also ist das Meer, die Nordsee! — Da die Ankunft des Dampfers erst für eine Stunde später angesagt ist, benützen
wir die Zeit, um den freien Strand bei dem unweit gelegenen Seebad aufzusuchen. Hier bietet sich das charakteristische Bild des Nordseestrandes mit seinen Dünen von seinem, weißem Sand. In ewigen Schwingungen rollen immer von neuem die Wellenlinien, heran, und sich überstürzend, bricht deren Kraft auf dem seichten Strand. Nur schaumige, ganz dünne, flache Stoßwellen brechen aus der letzten, zusammengestürzten Spritzwelle her vor, schieben sich zaghaft über den Sand wenige Schritte weit, sie gleiten jedoch
i-n seinen Tiefen, und läßt auf den tänzelnden Wellen Gold krönlein blitzen. Ein Bild von wunder- barster Herrlichkeit, diese Gottesnatur! Wie im Traume schaut es der Mick. Da erscheint in der Ferne rechter Hand, — von einer Rauchsäule oerraten. — ein Dampfer, der sich rasch nähert. Zwei Schornsteine werden erkennbar, nun auch deren Farbe, ein leuchtendes Hellbraun. Sdchig gleitet -das weiße Schiff heran, haar scharf zerteilt der Bug die klare Flut, daß sie silberschäumend seitwärts stiebt. Wir beeilen
der. Ein Platz an der Spitze des Schiffes wäre vielleicht schöner, aber das Schwanken des Fahrzeuges ist dort bedeutend stärker als m der Mitte, und man Wet sich auch wohl besser vor der Seekrankheit. Neugie rig betrachten die Reisenden das Treiben der Schiffsmannschaft, wie unter deren derben Griffen das Ein- und Ausladen der Gepäckstücke in kürzester Frist bewältigt wird, das Bild ferner des Ufers, wo an die schweren Holzpfeiler die Wellen schlagen. Da erschreckt uns von neuem jener schreck liche Ton
geschaffenen Ebenen quillt zerrieselnd der Sciiaum. Wo sich Lust und Wasser treffen, in endloser Weite, fließt das Licht des Him mels über ins bewegliche Element und er höht so mächtig die Wirkung auf den Be schauer. Es blendet die Augen soviel Glanz und das erhebende Bild wühlt -in uns Stau nen hervor, unverhehlb-are Bewunderung und Achtung vor solcher Naturschönheit und Naturgemalt: wer könnte sich auch dessen verschließen! Es ergreift uns im Innersten und macht den Geist seltsam frei und leicht, es regt