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Lienzer Zeitung
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Page 25 of 30
Date: 20.11.1897
Physical description: 30
wieder da zu sein, und kaum war er wenige Minuten zn Hause, als ihm ein Gast ge meldet wurde und er sich gleich daraus Paul Bernard gegenübersah. „Ich komme nur, zu sehen, ob Doktor Roser eingetroffen ist,' hob dieser an. „Roser?' fragte Lehnhard überrascht. „Wie kommen Sie darauf, ihn hier zu suchen?' Der Franzose ränsperte sich und meinte stotternd: „Vielleicht habe ich mich geirrt.' „Wollen Sie mit mir zu Mittag essen?' fragte Lehnhard hastig. „Ich habe einen Schwerkranken und darf keine Minute verlieren.' „Ich nehme

Ihre Einladung gerne an,' versetzte der Hofmeister, nnd als er seinem Wirt bei Tisch gegenübersaß, fragte er: „Wer ist Ihr Patient?' „Baron von Kirndorf, der Name ist Ihnen sicher bekannt,' lautete die Antwort. „Doch nicht Erich von Kirndorf?' rief der Hofmeister gespannt. „Ganz recht, Baron Erich von Kirndors. Kennen Sie ihn per sönlich?' „Wir waren in früheren Jahren sehr intime Freunde,' ant wortete Bernard sinnend. „Ich will Sie zu ihm begleiten, Doktor; vielleicht darf ich ihn sehen.' „Er ist sehr krank

,' entgegnete Lehnhard, „doch es wäre unrecht, falls er bereit ist, eiuen alten Freund zu empfangen, ihm diese Freude vorzuenthalten.' Sie beendeten eilig ihr Mittagesien, worauf Lehnhard, von dem Franzosen begleitet, seinen Patienten wieder aufsuchte. Bernard schickte seine Karte in das Zimmer, und lebhaft äußerte der Baron den Wunsch, ihn zu sehen. „Es sind Jahre her, seit wir uns zuletzt sahen.' sprach der Kranke gebrochen, und ein jedes Wort schien seine Schmerzen zu steigern, „Jahre und Jahre

etwas ein, das ihn fiir den Augenblick wieder ein wenig kräftigte und sobald er die beideil Herren von nenem allein gelassen hatte, fuhr der Frei herr fort: „Nuu möchte ich, daß Sie mir einen Gefallen thun, Bernard, wollen Sie?' „Natürlich!' antwortete dieser. „Reden Sie, was kann ich thun?' „Ich möchte, daß Sie nach meinem Hotel gehen, nnd von da einen feuerfesten Kasten holen. Er steht in meinem Schlafzimmer und enthält die erwähnten Briefe und Papiere nebst Schmucksachen, goldenen Pokalen uud dergleichen mehr

. Der Kasten ist schwer, doch nicht gar so groß. Er wird bequem in den Wagen hineingehen. Sagen Sie meinem Diener, er solle mitkommen, aber vertrauen Sie ihm den Kasten nicht an, geben Sie ihn nicht aus den Händen.' „Was war das?' rief Bernard, da sich vor der Thür, welche nach der Wendeltreppe führte, ein seltsames Geräusch vernehmen ließ. Er öffnete die Thür, doch war nichts zu entdecken. „Ich könnte darauf schwören, daß ich jemanden hier gehört habe,' sagte er, die Treppe hinunterblickend

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Lienzer Zeitung
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Page 16 of 30
Date: 20.11.1897
Physical description: 30
„Sie sind also Philosoph!:, geworden,' fuhr er in dämonischer Weise fort. „Ja,' stimmte Rosa bei, während sie die Achseln zuckte und noch triumphierender aussah. „Sie haben sich auch verändert,' «ahm Bernard stirnrunzelnd wieder das Wort, „sehr verändert.' „Wirklich?' fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Die Verhältnisse haben sich geändert. Erinnern Sie sich nicht, wie Sie einmal die Behauptung aufstellten, daß mit den Verhältnissen auch die Personen sich änderten, welche davon berührt

Sie sich an mir ein Beispiel, mein Freund, und lassen Sie sich das Herz von so kleinlichen Dingen nicht brechen. Ich kaun Sie versichern, es giebt nichts Leichteres auf der Welt, als über solche kleine Thorheiten hinwegzukommen.' „Fanden Sie es so leicht bei Ihrer kleinen Enttäuschung mit Adolphe Didier?' fragte er hämisch. „Durchaus nicht schwer,' lautete die Antwort. „Die Gräfin hat sich übrigens halb tot gelacht, als ich ihr neulich die Geschichte erzählte.' „Die haben Sie ihr erzählt?' rief Bernard gedehnt

.' Damit eilte sie aus dem Zimmer und ließ Bernard mit seinem Zorn, seiner Wut uud seinem Staunen über ihr seltsames Be nehmen allein. „Wenn sie mich hintergeht, wenn sie ein falsches Spiel mit mir treibt, dann soll sie mich kennen lernen,' knirschte er. Wie aber sollte er sich an ihr rächen, nun die Gräfin in die Affaire mit Adolphe Didier bereits eingeweiht war?' Zwei Stunden und mehr verstrichen, bevor die Gräfin nach Hause kam. Rosa blieb länger aus; sie war zu einer Freundin zu Tisch ge laden

und stellte sich erst gegen Abend wieder ein. Daß die Komtesse sich unwohl fühlte und auch während des Diners auf ihrem Zimmer zu bleiben wünsche, ließ die Gräfin ziemlich kühl; sie ertrug die Ab wesenheit ihrer Stieftochter mit großem Gleichmut, war sogar froh, ihre Gäste allein unterhalten zu können. Als man vom Tische auf gestanden war und sich plaudernd im Wohnzimmer niederließ, hoffte Bernard, die Komtesse werde sich zeigen, doch er hoffte vergebens. Statt ihrer trat nach neun Uhr

, noch einmal in den Brief sehend, „doch ich denke, die Polizei wird sie auffinden.' „Wozu?' fragte Bernard, der vor Wut uud Empörung nur mühsam die Worte herausstieß. „Keine Macht der Erde kann die Fesseln lösen, die sie sich heute angelegt hat. Die Polizei, Fran Gräfin, würde Ihnen nur antworten, sie habe kein Recht, die Frau dem Manne zu entreißen.' „Was soll man dann thun?' fragte die Gräfin, von Kopf bis zu Fuß zitternd. „Der Graf wird von Sinnen sein. Er wird nicht glauben, daß ich von der ganzen Sache

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Lienzer Zeitung
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Page 24 of 30
Date: 20.11.1897
Physical description: 30
-^-s- . dieser Abend sein letzter gewesen sein. Nun mag er leben, vielleicht ist er mir noch von Nutzen, wenn ich seinen Sohn wieder ans dem Grabe auferstehen lasse.' Als Anton Roser am folgenden Morgen in sein Laboratorium gehen wollte, fand er die Thüre unverschlossen. Er wunderte sich darüber und begriff seine Unachtsamkeit nicht. Bernard kehrte Schloß Strehling mit allem, was sich für ihn daran knüpfte, den Rücken. Von nun an galt es Krieg bis aufs Messer zwischen ihm und der Frau

war. Er hatte ein Skizzen buch vor sich liegen, den Stift beim Eintritt Bernards aber sinken lassen und gleich Josepha den Blick fragend auf den Hofmeister ge richtet. Die offenen, glänzenden Augen verwirrten diesen, er blickte in das flackernde Feuer und fragte sich, wie Josepha seine Nachricht aufnehmen würde. Fast fehlte ihm der Mut, sie ihr mitzuteilen. „Ist Papa krank?' fragte sie, nachdem die erste Begrüßung vorüber war und Bernard schwieg. „Schickt er Sie, mich zu holen?' fnhr sie ängstlich fort, da noch immer

keine Antwort erfolgte. „Nein. Er ist weder ernstlich krank, noch schickt er mich, Sie zu holen,' versetzte der Gefragte endlich. „So haben Sie eine andere Botschaft für mich?' „Von Strehling keine.' „Was führt Sie dann zu uns?' fragte sie weiter. „Ich bringe eine Nachricht,' antwortete er langsam mit beben den Lippen, während seine Züge so aschfarben wurden, daß Jo sepha erschrak. „Eine schlechte natürlich,' sagte Edelwolf bitter. „Für nns giebt es nur Unglück in der Welt.' Bernard zögerte

ist schlimmer, als es die schlimmste Gewißheit sein kann.' Der Hosmeister schüttelte gewichtig mit dem Kopfe. „Was soll das heißen?' rief Edelwolf aufgebracht und zog die bebende Josepha dichter an sich und behielt ihre Hand in der seinen. als ob er fürchtete, es drohe ihr Gefahr. „Reden Sie endlich, solche Geheimnisthnerei ist mir verhaßt.' „So hören Sie denn,' nahm Bernard wieder das Wort. „Als Sie noch ein kleiner Knabe waren, habe ich ein großes Unrecht an Ihnen begangen. Mein Gewissen hat mir oft

, zu beweisen, daß Sie der Majorats erbe von Strehling, daß Sie Graf Heribert von Branden-Streh- ling sind, den man bisher für ein Opfer der Wellen gehalten hat.' Josephas Lippen entrang sich ein herzzerreißender Schrei, wäh rend der Maler den Sprechenden einen Moment anstarrte, als habe er nicht recht gehört. „Der Himmel ist mein Zeuge,' sprach Bernard achselzuckeud weiter, „daß ich alles gethan habe, was in meinen Kräften stand, um diese gefürchtete Heirat zu verhindern. Fragen Sie jeden auf dem Schlöffe

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Page 26 of 30
Date: 20.11.1897
Physical description: 30
,' sagte der Baron, „ich setze Ihnen das beste Glas Sherrh vor, das Sie je getrunken haben.' Als sie ausgestiegen waren, blieb Bernard ein paar Augen blicke aus dem Trottoir stehen und sah zu dem trüben Himmel ans, um zu sehen, ob es schneien werde; dann ließ er den Blick langsam wieder abwärts gleite», wobei er die oberen Fenster des ÄanseS streifte. Aus einem derselben starrte ihm durch die Schei ben ein bleiches, verzerrtes Gesicht entgegen. Er prallte entsetzt einen Schritt zurück — es waren Rosa

Bachmanns Züge, denen er sich gänzlich unvorbereitet plötzlich gegenübersah. „Das ist die verrückte Person,' sagte Werner, der Bernards Blicken gefolgt war und trat rasch in das Haus hinein. „Sie müssen sie ja kennen, Bernard, und mehr von ihr wissen; Sie waren ja lange bei den Branden-Strehlings.' >0 zureißen suchte; aber ihre Finger lagen so krampfhaft fest um seinen Arm, daß es ihm nicht gelang. „Komm mit, und Du sollst hören, was ich von Dir will,' sagte sie, während sie ihn mit sich die Treppe

hinauf in ihr Zim mer zog und die Thüre verschloß. „Ich will Dir nur ein paar Worte sagen, Paul Bernard, die sich aber in Dein Hirn ein- brennen sollen, daß es Dich so schmerzt, wie mich das meine. Und mein Gesicht will ich an das Deine pressen, damit Dn siehst, was Du aus mir gemacht, wie Du mein Leben zu Grnnde gerichtet hast.' „Sie haben sich selbst zu Grunde gerichtet,' entgegnete Ber nard mit bebenden Lippen und dem erneuten Versuch, sich aus ihren Händen zu befreien. „Es ist nicht wahr!' schrie

Heirat endete. Das alles war Dein Werk, Paul Bernard, der Fluch trifft Dich, wie mich. Tag und Nacht schwebt „Ich weiß gar nichts von ihr,' stammelte der Franzose, der dem Voranschreitenden in das Zimmer gefolgt war; „ich habe sie ganz aus den Augen verloren, ich glaubte, sie wäre in dem Branden- Strchling'fchen Stadthans.' „Ich wünschte, sie wäre es,' meinte der Baron ärgerlich. „Un glücklicherweise aber wohnt sie hier und macht in ihrem Wahn sinn vernünftige Leute beinahe mit wahnsinnig.' Bernard

schwieg. Schlug ihm sein Gewissen und fragte er sich, wie viel Schuld ihn daran traf, daß Rosa Bachmann den Ver stand verloren hatte?' „Was ist Ihnen?' fragte Werner, während er ihm das ein geschenkte Glas hinschob; „Sie sind so still, so nachdenkend?' „Ich bin verstimmt und heute nicht zur Geselligkeit geschaffen,' entgegnete Bernard. „Es ist besser, ich gehe; leben Sie Wohl, Baron.' „Das nächste Mal bringen Sie ein vergnügteres Gesicht mit,' meinte jener, und der Franzose ging

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