152 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1951/05_05_1951/TIRVO_1951_05_05_7_object_7680792.png
Page 7 of 12
Date: 05.05.1951
Physical description: 12
Bunte Geschichten am Wochenende Unter der Brücke von Arles Als ich an Beatrice jenen folgenschweren Brief schrieb, war ich schon ganze zwei Jahre Kriegsgefangener. Nutzlose Träume reien, Langeweile, ein paar billige Zigaretten ; das war das Leben. Immerhin hatten wir seit zwei Monaten manche Freiheiten. Nicht mehr der Lagerzaun begrenzte unseren Blick. Wir warfen tagsüber südlich von Arles einen Damm auf, der die Aecker vor den alljähr lichen Ueberschwemmungen der Rhone schüt zen

sollte. Ich atmete wieder froher. Meine Gedanken, die bisher auf der Stelle traten, schweiften nun in die Vergangenheit zurück, in das dritte Jahr des Krieges, als ich mit meiner Truppe in Scrignac lag, jenem wildromanti schen Felsennest in der Bretagne, dem der Westwind, vom Atlantik herüberbrausend, pausenlos zusetzt, Stein und Mensch ver witternd. Aber ich will von Beatrice erzählen. Ihr Vater, ein echter, schweigsamer Bretone, be saß eine Ferme — eines jener burgartigen Ge höfte, die aus dem Mittelalter

von Beatrices Vater, nachdem der Bruder nach kurzbemessenem Glück Abschied genommen und in sein Lager bei Schneidemühl zurückgekehrt war, ein häufig gesehener Gast. Ich liebte Beatrice — sie liebte mich. Doch dem Vater mußte un sere Liebe verborgen bleiben. So trafen wir uns des Abends stets auf der versteckten Bank, die das Kriegerdenkmal hinter der Kirche umsäumte. Oder wenn ich im nahen Moriaix Kohle für den Schmiedmeister zu besorgen hatte, fuhr auch Beatrice unter ir gendeinem Vorwand in die Stadt

nochmals beweisen, was ich für sie einzusetzen bereit war: von unbe kannter Hand war an einem Telegraphenmast ein Stück Papier angebracht worden, das Drohungen gegen die Besatzung enthielt. Der Ortskommandant, der die Tat auf das unein geschränkte Abhören der englischen Sende stationen durch die Zivilbevölkerung zurück führte, ordnete an, sämtliche Radioapparate in der Ortschaft unverzüglich zu beschlag nahmen. Ich hatte davon erfahren und war zur Ferme geeilt, um Beatrice und ihrem Vater Bescheid

zu geben. Auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden, half ich ihnen mit eigenen Händen, ihren Apparat im Keller zu ver stauen. Als einzige Wohltat seit der Hochzeit seines Sohnes schenkte mir der Bretone zum Dank ein Glas Most. Und das war viel. Wir zogen bald darauf in die Normandie, und ich habe von Beatrice nie mehr ein Wort gehört. Und doch war sie mir ständig nahe, auch dann, als der Krieg seine Ungewitter über mir entfesselte: die Idylle jener Ferme von Scrignac lebte stets in mir wie das Sinnbild

1
Newspapers & Magazines
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1953/30_05_1953/TIRVO_1953_05_30_10_object_7683832.png
Page 10 of 16
Date: 30.05.1953
Physical description: 16
würde, setzte sie Marcel zu ihrem Univer salerben ein. Er hatte somit Aussicht auf herrliche Besitzungen und ein schönes Ver mögen. Eines Tages trat dann die damals erst 22jährige Beatrice Jeunmox in das Leben des lebenshungrigen und doch recht schwer mütigen Mannes, der in Madame Rocheford eine zweite Mutter gefunden hatte. Als Freundin des Notars Dr. Baire er fuhr Beatrice durch Zufall von der Erb schaft, die Marcel zu erwarten hatte. Von diesem Zeitpunkt an verging kein Tag, an dem sie nicht bei Tarbes

getroffen war, aber trotzdem die Liebe sich ihm nicht verschloß. Er zeigte sich unbelehrbar und wollte sich damit begnügen, Beatrice tags über bei sich zu haben, wo sie ihn glücklich machen sollte, Er fühlte und wußte, daß er von der jun gen Französin, einer Kabarettkünstlerin, hintergangen wurde, aber er wollte nicht daran rühren, weil er fürchtete, dann die junge Frau ganz zu vertreiben. Marcel wurde seiner späteren Verlobten Beatrice völlig hörig Er legte nun Sorge und Pflege seiner uneigennützigen

mit Dir meinte Wenn ich einst nicht mehr unter den Le benden weile, sollst Du meine letzte Ermah nung erhalten. Sie lautet: Traue nicht Beatrice Jeunmox. Sie hat keine wahre Liebe für Dich und wird Dich eines Tages Die teste fcauen'ze.UunCf- \ Die erste Zeitung zur Wahrung weib licher Interessen erschien 1948 unter dem Titel „La Voix Des Femmes“ (die Stimme der Frau), Herausgeberin war Eugenie Ni- boyer, die sich schon vorher als Frauen rechtlerin einen Namen gemacht hatte. Das Blatt führte den Untertitel

Sohn und Dir alle irdischen Werte gab, mit ihrer angeblichen Liebe und ihrer für Dich verhängnisvollen Jugend zu be stehlen.“ Marcel zog sich einige Tage von der Außenwelt ganz zurück. Dann ließ er Beatrice durch den Bünde nfürsorger zu sich bitten und übermittelte ihr die letzte Nach richt Madame Rochefords. Er konnte nicht hören und sehen, wie der Fürsorger bei dem plötzlich hysterischen Auflachen der jungen Frau zusammenzuckte und vor ihrem berechnenden Blick erschrak. Sie zwang sich schnell

zurückkehren, weil Beatrice mit einem leichtlebigen Pariser Fabrikanten einfach, ohne ihren jungen Gatten zu be nachrichtigen, in die Schweiz gereist war. Schon einen Monat nach der Hochzeit litt der Blinde an schrecklichen seelischen Qualen. Er beshwor Beatrice, ihn nicht zu hintergehen und immer bei ihm zu bleiben. Sie wurde aufgebracht ob solcher Vorhalte und fragte spöttisch, ob er etwa etwas ge sehen oder gehört habe. Marcel dachte mit Schmerz an seine Adoptivmutter und ver traute seinem angestellten

2