217 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/06_06_1897/INTA_1897_06_06_7_object_7760773.png
Page 7 of 10
Date: 06.06.1897
Physical description: 10
von A. Zwickert. 23 tritachdrua. verböten.) Immer aufgeregter wurde der Kranke, immer wilder gestalteten sich seine Phantasien, Beatrice wurde zuletzt von steigender Angst befallen, in ihrer Sorge und Erregung kniete sie am Lager nieder und legte ihre schmale, kühle Hand auf die fieberheiße Stirn ihres Gatten, indem sie ihm zugleich mit milder Stimme beruhigend zusprach. Die Wirkung war auf fällig; der Kranke war ersichtlich ruhiger. „Beatrice ist hier, Beatrice sprich mit mir/ murmelteer, „Bea trice liebt

mich doch." Es war, als wenn von den Händen des jungen Weibes eine unbekannte Heil wirkung ausginge, kräftiger als alle Medicamente und Eisumschläge, welche die Aerzte verordnet hatten. Immer tiefer und ruhiger wurden die Athemzüge des Leidenden, stets friedlicher erschien der Ausdruck seines vorher so schmerzverzogenen Gesichts; endlich schliefZer sauft und fest ein. Obgleich Beatrice nach und nach die Arme erlahmten, hielt sie doch geduldig still. Erst die Gefahr, in welcher Allan schwebte, die Sorge, daß er ihr für immer entrissen

ge schaffen, das dem Geliebten seine Hände hätte unter die Füße legen mögen, damit er weich dahinschreite. Als Allan am andern Morgen erwachte, war er bei vollem Bewußtsein, das Fieber schien völlig ge wichen, und auch die Schmerzen seiner Kopfwunde^be- lästigten ihn nur wenig. Suchend ließ er den Blick durch das Zimmer wandern, und als sein Auge Bea trice traf, entrang sich ein heller Jubellaut seinen Lippen. „Sie sind also wirklich hier! ES war kein Traum, daß Sie bei mir wachten. O Beatrice

, wie soll ich mir Ihre Anwesenheit deuten ?" Ohne zu antworten, sank das junge Weib aber mals vor dem Lager des Gatten in die Kniee. De- müthig, mit umflortem Blick sah sie dann zu ihm auf. „Ach, Allan, kannst Du mir verzeihen? Ich schäme mich meiner Leidenschaft, meiner häßlichen Rachgier. Bergieb mir, Allan, vergieb!" „O, Beatrice," rief Allan jauchzenden Tones, „Du liebst mich noch, nun ist alles, alles gnt! Laß die Vergangenheit begraben sei« mit all'ihrem Leiden und Gra«; wir beginnen fortan ein neues Leben voll

gegenseitiger, treuer und inniger Liebe, voll Glück und Seligkeit, so wie Dein Vater es gehofft hat in seiner Sterbensstunde." „Wie gut Du bist," Allan !" flüsterte Beatrice, und drückte demüthig einen Kuß auf die Hand des Geliebten. „Beatrice — Du mir!" rief Allan fast er schrocken, und zog sein junges schönes Weib mit starkem Arm an sich, indem er ihr lockiges Haar, ihre Augen und ihren Mund mit zärtlichen Küffen bedeckte. Beatrice aber schmiegte sich mit leidenschaft licher Hingebung an ihn. Plötzlich

1
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/02_06_1897/INTA_1897_06_02_4_object_7762519.png
Page 4 of 6
Date: 02.06.1897
Physical description: 6
nach dem Englischen von A. Zwickert. 20 , (NachdruS verboten.) Lord Earleon, der aus seiner Schwärmerei für Musik kein Hehl machte, war glücklich, wenn sie fang. Er lehnte dann gewöhnlich bei ihr am Flügel und verwandte kein Auge von der lieblichen Sängerin. Beatrice aber ging mit gehobener Stimmung umher; sie war nicht selten geradezu übermüthig, und kopf schüttelnd dachte Enid oft: „Ist dies dasselbe junge Wesen, das im Innersten gebrochen und tief elend in Rokeby Hall nur noch dahinvegittrte?" Jndeß

indessen nur Beatrice allein an, Enid hatte mit ihrer Tante und ihrem Verlobten einen Besuch bei ihrer künftigen Schwiegermutter abgestattet. Beatrice erblaßte jäh, als der Lord ihr mittheilte, er sei ge kommen, um Abschied zu nehmen. Sie schwankte und unwillkürlich sprang Allan auf, um sie zu stützen. Einen Augenblick hielt er die zarte Gestalt fest an seine Brust gedrückt, allein dieser Augenblick genügte, ihn alle feineVorsätze vergessen zu machen. „Thut eSJhnen fv leid, Beatrtce, daß ich fortgehe

das schönste Erden glück vor mir auf, um alsbald wieder in nichts zu zerrinnen." Sie stand mit niedergeschlagenen Augen, das Gesicht sanft geröthet, ein Bild lieblicher mädchenhafter Ver wirrung vor ihm. „Beatrice, wie schön, wie hold rie sind!" rief er aus. „Schöner als die blonde Edith Somerset?" fragte sie leise. „Was weißt Du von Edith Somerset, Mädchen? Nenne die Unwürdige nicht erst, Du bist tausendmal schöner als sie!" „Wirklich, Lord Carleon?" erwiderte Beatrice, auf einmal ganz verändert

und hohnvollen Tones. „Ihr Geschmack wechselt auffallend rasch. Sehen Sie mich doch einmal genauer an. Kaum zwei Jahre ist'- her, da nannten Sie jene Frau Ihre blonde Göttin «nd mich eine braune Zigeunerin!" Der junge Mann taumelte zurück. „Großer Gott, wer find Sie, Mylady?" „Beatrice Douglas, Lady Larleon!" gab die jnnge Frau erhobenen Hauptes und entschieden ihm zur Antwort. Allan hob abwehrend die Hände: „Nein — nein — es kann ja nicht sein! Sie erlanben Sich einen grausamen Scherz mit mir. Meine Mutter

ver sicherte mir wiederholt, daß die Unglückliche, welche meinen Namen trägt, völliger geistiger Umnachtung verfallen sei." „Dann sagte Ihnen Ihre Mutter die Unwahrheit, Sir," entgegnete Beatrice hart, „ich wiederhole es Ihnen: Lady Carleon, Lord Walters Tochter steht vor Ihnen." Die Hände vor das Gesicht schlagend, sank der junge Lord wie vernichtet auf einen Seffel zusammen. Beatrice aber hatte von dem süßen Gift der Rache genippt; es gelüstete sie, den berauschenden Trank bis zur Neige zu leere

2
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/01_06_1897/INTA_1897_06_01_4_object_7761532.png
Page 4 of 6
Date: 01.06.1897
Physical description: 6
der Friedensbedingungen ohne Verzug zu beginnen hätte. Paris, 30. Mai. (Corr.-Bur.) Meldung der Agence Havas. Es scheint, daß Griechenland dem Abschlüsse eines Waffenstillstandes, wie ihn die Die Lmstedlerin vonPokeöy Kall. Novelle nach dem Englischen von K. Zwickert. 19 (Nachdruck verboten.) „Heute noch, wenn ermöglich ist," erwiderte Gnid, „wir wollen die Zeit nutzen." Beatrice war damit einverstanden und drängte aufgeregt zur Heimkehr. Sie umschlang ihre Gefährtin zärtlich, indem sie sagte: „Wir wollen fortan

für den jungen und talentvollen Rechtsanwalt und prophezeiten ihm eine glänzende Zukunft. Das genügte zum bei Lady Clif ford, die sich ohnehin einsam fühlte und ihre Nichte zurücksehnte, einen vollständigen Gesinnungswechsel herbeizuführen. Ein Ruf freudigster Ueberraschung entfuhr dem Munde Enids, als sie zu Ende gelesen hatte. Nun war alles gut, das Schicksal ebnete ihnen die Wege in glücklichster Weise. Auch Beatrice jubelte laut, als sie von dem Inhalte des Briefes Kunde erhalten. — Noch lange saßen

für die Zukunft. Wahrhaft glücklich aber war die gute Mrs. Jngleby, als sie am anderen Tage von der neuen Wendung der Dinge er fuhr, und sie wußte seitdem nicht mehr, wen sie inniger in ihr Herz geschloffen hatte, ihre zärtlich geliebte Herrin oder die kluge und besonnene Miß Beruon, welche eine so rasche «ud so glückliche Umwälzung in Rokeby Hall zustande gebracht hatte. Es war mehrere Monate später; die Saison in London näherte sich bereits dem Höhepunkt. Eniduud Beatrice galten beide als die Nichten Lady

Cliffords und wurden in der Gesellschaft gleichmäßig gefeiert. Bisher war Beatrice noch nicht mit ihrem Gatten zu- sammengetroffen, da derselbe soeben erst von einer großen Orientreise heimgekehrt war und noch keine acht Tage in London weilte. Eines Abends im Theater jedoch trat in die Loge gerade gegenüber der ihrigen, bald nach Beginn drr Aufführung, ein Herr ein, bei besser». Anblick Beatric« einen leisen Aufschrei nicht zu unterdrücken vermochte. „Er ist es — es ist Allan!" flüsterte

sie dann der Freundin zu. „Be herrsche Dich, Liebling," mahnte diese, „drücke das Gesicht in Deine Blumen und sieh nicht wieder hin über, damit niemand etwa- merkt." Während Bea trice sich bemühte, diesem Rathe zu folgen, und nur noch selten einmal einen verstohlenen Blick zu ihrem Gatten hinüber zu werfen wagte, unterzog Enid den selben einer genaueren Musterung. Bereitwillig ge stand sie zu, daß sie kaum jemals eine so prächtige männliche Erscheinung gesehen hatte, wie Lord Carleon war. Er und Beatrice mußten

3
Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/MEZ/1892/15_03_1892/MEZ_1892_03_15_4_object_617898.png
Page 4 of 8
Date: 15.03.1892
Physical description: 8
sehr gütig und nachsichtig gegen mich war, wird Ihnen das bestätigen, und mir vielleicht helfen, Ihre Entschuldigung zu erbitten, wenn ich, wie ich fürchte, Sie belästigt habe.' SchnollerS ernstes Wesen und anscheinende Zer knirschung machten großen Eindruck auf Alice, welche ihn innig bedauerte. .Sie sagten meiner Frau,' fuhr Mr. Asch sort, .daß meine erste Frau Constanze noch am Leben und bei vollem Verstände sei, und in dieser Anstalt unter dem Namen Beatrice King lebe — ein Name, der, wie Sie sagten

, ihr gegeben worden, um ihre Jnden- tität zu verwischen. WaS meinten Sie damit?' „Wenn ich so etwas sagte, war es natürlich unwahr und die bloße Einbildung eines kranken Gehirns. Ich erinnere mich nicht an eine solche Scene, wie Sie sie beschrieben, und brauche Ihnen wohl kaum zu sagen, wie tief ich bedauere, Sie geängstigt zu haben. Wenn Sie meine Schwäche kennten, würden Sie sich um das, WaS ich zu einer solchen Zeit sagte, gar nicht gekümmert haben.' .WaS Beatrice King anbelangt', fügte Doctor San som

angestarrt hatte, fing jetzt an, einige Worte einer klagenden Melodie zu singen. .Armes Geschöpsl Armes Geschöpf! Wie traurig!' sagte Alice mit feuchten Augen. »Wie heißen Sie, meine Liebe?' sagte Robert Asch, sich an die Bewohnerin der Zelle wendend. .Ich bin keine Verwandte von Ihnen', war die Antwort. .Ich gehöre zur königlichen Familie. Ich bin Beatrice King, die Beherrscherin dieses OrteS.. Können Sie mir sagen, wo mein treuer, süßer Lancelot ist? Wie ich mich danach sehne, daß er mir in die Arme

fliege! Gute Dame, haben Sie einen Geliebten? Beatrice King hat Niemanden — Niemanden! O, warum bin ich hier! — Warum bin ich hier?' .Genug, Beatrice', sagte Doctor Sansom. .Sei jetzt gut und ruhig!' Und die Besuchenden wandten sich fort. Sie bemerkten nicht, daß, als sie langsam den Gang hinabschritten, die falsche Beatrice King die Thür ihrer Zelle öffnete, ruhig hinausging uud au ihre Arbeit eilte, denn sie war eine der Wärterinnen, die die Kranken zu bedienen und in Ordnung zu hal ten

5
Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/MEZ/1892/21_02_1892/MEZ_1892_02_21_9_object_617176.png
Page 9 of 12
Date: 21.02.1892
Physical description: 12
kann, daß dem armen Geschöpfe, welches jetzt sehr aufgeregt ist, nichts Böses geschieht.' Als er in den Corridor kam, fand er die Frau im Kampfe gegen die beiden Wärter; sie rief: »Ihr könnt mich tödten, wenn Ihr wollt, aber ich gehe nicht zurückI' Doctor Sansoms Gesellschastslächeln hatte jetzt seinem gewöhnlichen Grinsen Platz gemacht und er wütdete gegen die Wärter. Dann wandte er sich an Constanze und sagte wild: »Was soll denn dieses Benehmen heißen? Ist Beatrice King etwas Besseres, als die dreihundert

anderen Bewohner dieses Hauses, daß sie solchen Lärm macht?' .Ich bin nicht Beatrice King, Herr', antwortete sie, »und werde nie auf diesen Namen hören.' .Nicht?' sagte Doctor Sansom mit bösem Lächeln ,DaS wollen wir sehen.' .Das ist nicht mein Name!' rief sie .und ich werde es der Welt zu wissen thun, wer ich bin — Sie werden es bereuen, mich so behandelt zu haben.' »Die Welt weiß, daß Sie Beatrice King find,' antwortete er, »und Sie werden es bereue», wenn Sie nicht auf diesen Namen hören.' .Ich will lieber

sterben, als meinen Namen ausgeben l' .Führt sie weg,' sagte Doctor Sansom, »und sperrt sie in die Zelle der tollen Sally. Vielleicht kommt sie da zur Vernunft.' ,O, nicht da hinein — nicht da hinein l' rief daS Hitternde Weib, als Bill sie aufhob und zu einer Zrlle trug, in welcher ein wildes Geschöpf an ihrer Kette riß und wirres Zeug schwatzte. Die tolle Sally war ein entsetzliches Geschöpf. .Sperrt Beatrice King da hinein,' befahl Doctor Sansom, .und laßt sie dort, bis sie auf ihren Namen hört

— dann schickt nach mir.' Bill öffnete die Zelle — die arme Frau wehrte sich vergebens, sie wurde Hineigestoßen und die Thür schnell hinter ihr geschlossen. Die tolle Sally, welche darüber erbittert war, daß, wie sie sagte, .mau wage, in ihren Palast einzu- dringen', sprang mit der Wildheit eines Tigers aus die Neuangekommene zu, und das arme Weib, welches sich nicht Beatrice King nennen wollte, mußte um sich zu retten, schnell in einen entfernten Winkel flüchten, wohin Sallys Kette nicht reichte

6
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/25_05_1897/INTA_1897_05_25_6_object_7761873.png
Page 6 of 6
Date: 25.05.1897
Physical description: 6
, dies alles zeigte nur zu deutlich, daß der Tod bereits sein Siegel auf seine Stirn ge drückt hatte. „Walter, Deine Tochter ist hier," sagte Lady Dou glas, die mich an das Bett des Kranken geleitete. Er wandte mühsam den Kopf und sah mich an, dann breitete er seine Arme aus und suchte mich an sich zu ziehen. „Beatrice, mein armes, armes Kind, ich that Dir schweres Unrecht," sagte er darauf mit leiser, kaum vernehmbarer Stimme. „Blicke mich einmal an! Ja, Du hast ganz die Augen Deiner Mutter. Gebe der Himmel

der Allgütige mir nicht anrechnen, waS ich an meinem edlen Weibe, an meinem Kinde und an Dir gesündigt habe, Allan!" „Onkel," bat Allan, „mache Dir doch keine Vorwürfe. Du kannst ja noch jetzt alles wieder gut machen." „Ja, armer Bursch'," sagte mein Vater, „aber Du — Du mußt darunter leiden. Nach meinem Tode wirst Du allerdings Lord Carleon sein und das Stammgut Hulme Hall geht in Deinen Besitz über, mein großes Barvermögen jedoch und was ich sonst an liegenden Gütern besitze, muß meiner Beatrice zu fallen

." „Wohl wahr, lieber Onkel," entgegnete Allan, „aber ich muß mich eben in das Unvermeidliche finden. Beatrice hat mehr Anrecht auf Deinen Besitz als ich, und ich darf mich daher nicht brklagen," „Wackerer Junge!" sagte mein Vater immer mit derselben schwer verständlichen Flüsterstimme. „Aber höre, Allan, ich habe Dir einen Vorschlag zu machen, der noch alles friedlich schlichten und jedem zu seinem Rechte verhelfen soll; ja, es ist kein Vorschlag, sondern ein Wunsch, eine Bitte — die letzte Bitte

eines Ster benden. Allan! Willst Du sie nicht erfüllen und Dei nem Onkel, der Dich immer lieb gehabt hat, dadurch das Sterben leicht machen?" „Soge, Onkel, was Du wünschest," entgegnete Allan bewegt, „und wenn es in meiner Macht steht, will ich es erfüllen." „Nun wohl," sprach mein Vater weiter, „so heirathe Beatrice, und zwar gleich, bevor ich meine Augen schließe für immer!" (Fortsetzung folgt.

7
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/29_05_1897/INTA_1897_05_29_4_object_7760706.png
Page 4 of 6
Date: 29.05.1897
Physical description: 6
nach dem Englischen von A. Zwickert. J.7 (Nachdruck verboten.) Meine Augen sprühten und das Haar fiel mir wirr in die erhitzte Stirn. „Schmähen Sie mich, so viel Sie wollen, My lady," rief ich zornentflammt, „aber beleidigen Sie Mit keinem Worte meine edle, unglückliche Mutter!" „Beatrice," sagte Allan vormurfsvoll, „Du hast gehorcht!" „Ich konnte nicht anders. Ich war hier einge- schlafen und hörte Eure Stimme wie in halber Be täubung. Erst als Deine und der Lady schonungs lose Bemerkungen an mein Ohr drangen

Sie nicht noch einmal mit dreister Hand an das geheiligte Andenken meiner Mutter, oder Sie sollen mich kennen lernen!" Ich mochte wohl wild genug ausgesehen haben bei diesen Aeußerungen einer übertriebenen kindischen Hef tigkeit mit meinen funkelnden' Angru und dem wirren Haar; denn Lady Douglas flüchtete sich scheu an Allans Seite und rief entsetzt: „Großer Gott, sie ist verrückt geworden!" i (?„Jch habe meine fünf Sinne so klar beisammen, wie nur je, Mylady, und ich werde Ihnen sofort den Beweis dafür liefern." „Beatrice

hatte, daß der verstorbene Lord Carleon eine Tochter besaß, ebenso wenig soll sie jetzt erfahren, daß der gegenwärtige Lord bereits eine Gattin besitzt. Ich will mich in Rokeby Hall lebendig begraben und mich fortan bemühen, Sie ebenso sehr zu Haffen, wie ich Sie bis jetzt geliebt habe. Leben Sie wohl auf Nimmerwiedersehen!" Damit schüttelte ich mein Haar in den Nacken zu rück und schritt hocherhobenen Haupte- zur Thür hi naus. Allan rief wiederholt: „Beatrice, ich bitte Dich, bleib'," und wäre mir vielleicht nachgeeilt

Schloßherrin, wobei ihre Lippen zuckten. Enid lächelte, mit diesem Haß hatte es wahrlich nicht viel auf sich. Dann aber sagte sie nach kurzer Pause sehr ernst: „Wollen Sie mir ein offenes Wort nicht übel nehmen, liebe Beatrice?" (Fortsetzung folgt

8
Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/MEZ/1892/19_02_1892/MEZ_1892_02_19_4_object_617077.png
Page 4 of 8
Date: 19.02.1892
Physical description: 8
und mir gesagt, daß ich von jetzt an Beatrice King heißen müsse.' Doctor Sansom stand lächelnd dabei. „Da sehen Sie wieder eine andere traurige Art deS Wahnsinnes', bemerkte er zu Mr. Brindle. .Diese Person, deren wirklicher Name Beatrice King, ist sei» der Zeit, da MrS. Asch starb, von der sonderbaren Einbildung befangen, sie sei in Wirklichkeit die Frau von Robert Asch, und besteht seit dieser Zeit darauf, sich Constanze Asch zu nennen.' .Ach, wie traurig!' seufzte der ehreuweUhe Mr. Benjamin Brindle

, .in der That, mein Herz blutet für die unglückliche MenschheitI' .O dann, wenn sie nur einen Funken von Gefühl haben — retten Sie mich!' sagte die arme Frau, Muth fassend, doch Mr. Brindle, welcher sie für sehr wahnsinnig hielt, beantwortete ihre Bitte nur mit einer Thräne, die er nicht zurückzuhalten vermochte. Doctor Sansom nahm die Frau beim Arme, um sie fortzuführen, indem er mit leiser, sanfter Stimme sagte: .Meine liebe Beatrice. Sie müssen die Gäste nicht belästigen.- Die Frau schrie vor Schmerz

auf. .O, Sie thun mir weh! — Sie thun mir weh! Ich heiße nicht Beatrice!' Ein Warter ergriff jetzt die Frau und drängte sie in «ine naheliegende offene Zelle, die er sogleich verschloß. In diesem Augenblick kam Doctor Schnoller und meldete, daß das Diner servirt sei. .Ach gerade zur rechten Zeit,' sagte der ehren werthe Mr. Benjamin Brindle. ,Zch glaube di» Commission wird mit mir übereinstimmen, daß wir genug gesehen haben.' Die Besucher verließen langsam den Flügel, ohne sich weiter um da» Jammergeschrei

12
Newspapers & Magazines
Meraner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/MEZ/1892/27_03_1892/MEZ_1892_03_27_4_object_618270.png
Page 4 of 8
Date: 27.03.1892
Physical description: 8
, von 10—2 Uhr. 548 Die Geheimnisse eines Irrenhauses. Roman nach dem Amerikanischen von August Leo. Nachdruck verbot««. tt) (Fortsetzung) .Ich werde Ihnen Frauenkleider besorgen; sie werden wohl von der größten Sorte sein müssen. Bon der tollen Sally dürste Ihnen vielleicht eines passen; bleiben Sie hübsch ruhig bis zum Abend, dann sühre ich Sie hinüber als eine neue Wahnfinnige. In die Zelle, in der sich Beatrice King befindet, können Sie nicht hinein, da es nur einen Schlüssel giebt, den San- som nie

auS den Händen läßt.' «Das ist seltsam. Und Sie haben keinen zweiten?' „ES giebt keinen zweiten, und wenn Sie mit Beatrice sprechen wollen, so kann es nur durch daS Gitter ihres Kerkers geschehen/ Das war eine neue Schwierigkeit. Wie konnte sie befreit werden, wenn der einzige Schlüssel ihrer Zelle in SansomS Besitze war? DaS war ein Räthsel, doch — Constanze zusehen, ihre Stimme zu hören, zu wissen, daß sie noch lebe, zu erfahren wo sie sei, war jetzt daS Nöthigste, und Ernst erwartete mit Ungeduld

mit klopsen» dem Herzen, indem er sein Gesicht an daS Gitter der Zelle drückte, die ihm Bill als daS Gesängniß der Beatrice King bezeichnet hatte. „Constanze! Constanze!' „Wer ruft?' fragte eine sanfte Stimme in der Zelle. „Ich bin es — Ernst!' „Ach, spotten Sie nicht!' Die Zelle war in einem entlegenen Winkel des Gebäudes und wurde nur in SansomS Beisei» ge öffnet. .Fürchten Sie nichts, Constanze! Ich bin es wirklich — kennen Sie meine Stimme nicht mehr?' „ES ist Ernst'S Stimme. Doch wie könnte Ernst

hier hereinkommen?' „Durch eine List, aber eS währte zu lange, um eS Ihnen zu erklären. Kommen Sie näher an's Gitter, damit ich Ihr Gesicht sehen kann. Sie sind doch Con stanze, nicht wahr?' „Ich bin Constanze'S Schatten, den man jetzt an diesem entsetzlichen Orte Beatrice King nennt.' Sie kam an'S Gitter, ihre Finger berührten sich durch dasselbe; sie konnte sein Gesicht, auf daS ein schwacher Lichtschein fiel, erkennen und sagte: „Gott sei Dank, Ernst, Sie find es I Jetzt werden Sie mich auch retten

13
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/05_06_1897/INTA_1897_06_05_4_object_7762577.png
Page 4 of 6
Date: 05.06.1897
Physical description: 6
, Lord Car leon aber fand man nach längerem Suchen bewußt los und aus einer tiefen Kopfwunde blutend im Hydepark auf. „Ich komme soeben aus dem Hause Seiner Excellenz," schloß der Unglücksbote seinen Be richt. „DaZ Bewußtsein wur noch nicht zurückgekehrt, und die Aerzte sind noch immer um den Verunglück ten bemüht." Ein halbunterdrückter, schmerzlicher Aufschrei folgte, als der Erzähler kaum geendigt, Beatrice hatte ihn ausgestoßen, indem sie zugleich in wilder Erregung vom Stuhle aufsprang

die beiden Frauen nach dem Hause Lord Carleons. Beatrice war wie im Fieber; sie hatte dem langbärtigen Rosse- lenker eine fürstliche Belohnung versprochen, wenn er die Pferde antriebe, was sie laufen könnten. Biel- leicht hätte die Dienerschaft Schwierigkeiten gemacht, die beiden Damen eintreten zu laffcn, allein der alte Thorne, welcher nach dem Tode Lord Walter- in den Dienst seines Erben getreten war, kam durch ein glücklicher Ungefähr herbei und führte Beatriee ohne Umschweife zu ihrem Gatten

, während Enid das Herz pochte, als sie in das Zimmer trat, w» «llan mit noch umnachteten Sinnen auf seinem Lager ruhte, das bleiche, edelgeformte Haupt von einer weißen Binde umgeben. Die Wunde sei nicht gefährlich, versicherten die Aerzte, nur die lang andauernde Bewußtlosigkeit gebe zu Besorgniflen Anlaß. Es war bereits ein Pfleger bestellt worden, jedoch Beatrice erklärte im bestimm testen Tone, daß sie sich das Recht, am Lager ihres erkrankten Gatten zu wachen, nicht nehmen lasten

, die sich ausschließlich um Beatrice drehten. Dieser krampfte sich das Herz zusammen, als sie die schmerz lichen Klagen de- Kranken vernahm, seine sehnsüch tigen Bitten hörte, wie er sie beschwor, ihn nicht von sich zu stoßen, und wie er ihr dann wieder leidvoll vorwarf, daß sie ein schnödes, ihrer unwürdige- Spiel mit seinen heiligsten Empfindungen getrieben, nur um sich zu rächen. Von da sprangen seine Phantasien zu seiner Mutter über; er klagte bitter, daß dieselbe ihn hintergangen und zum Mitschuldigen gemacht

15
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/InnsbNach/1899/27_09_1899/InnsbNach_1899_09_27_4_object_7400347.png
Page 4 of 12
Date: 27.09.1899
Physical description: 12
. In seinem Buche „Memoire per la vita di Dante" berichtet Pellt: Das Tagebuch des Klosters aus dem Jahre 1350 enthält Seite 30 die Notiz, dass „Boccaccio für die Schwester Beatrice, Dante Alighieris Tochter und Nonne im Kloster San Stefano bell' Uliva di Ravenna, zwölf Goldgulden überbracht habe." Zur Erinnerung all die Tochter des berühmten Dichters ist in die Mauer des Klosters eine Marmortafel eingelassen mit einer Inschrift von Filippo Mvrdani

, die Straße, die vorübersührt, trägt den Namen der frommen Nonne, und Dichter, Novellisten und Dramatiker haben sie in Prosa und Poesie gefeiert. Beatrice trat nach dem Tode ihres Vaters, da sie sich als die Tochter eines Verkannten nicht verheiraten durste, in jenes Kloster ein, um dort ihre Tage zu be¬ schließen. Jahre vergiengen — nur zuweilen drang der Ruf vom steigenden Dichterruhm des Varers in ihre Zelle, da erinnerte man sich en - lich

in Florenz daran, dass Beatrice im Kloster von Ravenna als Nonne lebte, und Boccaccio, der oft nach Ravenna kam, wurde von befreun¬ deter Seite beauftragt, ihr, zu einigem Trost in ihrem Missgeschick, 12 Goldgulden zu Überbringern Die Existenz der von Pelli angeführten Docu- mente wurde zwar in der Folge stark ange- zweifelt, da sich das erwähnte Tagebuch des Klosters nirgends fand, auch Boccaccio einer Tochter Dante's nie Erwähnung thut

. Nun aber ist ein entscheidendes Beweisstück dafür, dass Beatrice, die Tochter Dante's, in jenem Kloster gelebt hat und gestorben ist, aufgefunden worden ; cs ist das von Bernicoli in den Memoriali des Archivio Notarile in Ravenna entdeckte Docu ment, das er, nach einem Bericht des „ Corner e della Sera", demnächst im Giornale Danteseo Veröffentlichen wird. Am 20. September 1371 brachte Donato, „dottore di retorica e gram- matica‘, im Auftrag eines Freundes, der unbe

16
Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1898/02_04_1898/BZZ_1898_04_02_15_object_376919.png
Page 15 of 18
Date: 02.04.1898
Physical description: 18
und Amerika könnte der Natur der Sache nach nur ein Seekrieg sein, sür diesen sind aber die Ame^ (Nachdruck verboten.) Schule des Lebens. Noman von Marie Bernhard. (52. Fortsetzung.) Beatrice, eine qualmende Cigarrette zwi schen den Lippen, machte sich aus einer la chenden Gruppe, die im Rücken des Grafen beisammen stand, los und postierte sich in mi litärischer Haltung vor ihm! Hacken an ein ander, Brust heraus, Kopf hoch, zwei Finger an der hellen Lockenwildnis auf ihrer Stirn. Mit einem wohlgefälligen

Schmunzeln sah der Graf zu ihr in die Höhe. Im Gegensatz zu heute morgen sah Beatrice jetzt reizend aus. Ihr dunkelviolettes, wie gegossen sitzendes Sam metkleid hob ihre üppigen Formen hervor und bildete einen effektvollen Kontrast zu ihrer lichtblonden Erscheinung. Die am Vormittag so tragen Augen sunkelten, der Mund hatte sein übermüthiges Lachen aufgefetzt. „Allerliebst heute. Blondchen l hauchte der Graf. „Aber — aber — was — sagen — wollte: Wo steckt Lentz, des Hauses redlicher Hüter?' „Beim Jeu

!' erwiederte Beatrice prompt, während ein paar der Zunächstsitzenden über den „redlichen Hüter' lachten. „So — so — so! Können ihn mal her schleifen, sobald angänglich — hm? Bin zu faul, mich zu rühren —Lentz wollte mir doch — eh — eh — kleines Mädel vorführen — Töchterchen — wie er sagt —' „Thatsächlich Töchterchen l' bestätigte Bea trice. „Soll alles besorgt werden. Wenn Sie aber die in Freiheit dressieren, Graf, dann versprech' ich Ihnen —' „Hm? Also?' Er bog sich gespannt in seinem Sessel

und einige Goldstücke vor sich auf dem Tisch, womit seine Hände mechanisch spielten. Beatrice neigte sich von rückwärts her über ihn und sagte, so daß die übrigen verstehen .. konnten: „Der Graf möchte, daß Du Dein^ Versprechen hältst. Kannst Du hier abkon^A men?' Az-L/ „Sofort!' sagte Lentz, sich halb erhebend^.« Er setzte die paar Goldstücke nachlässig aüp< die Treffdame, wartete die Entscheidung ab, die günstig sür ihn fiel, strich/mit dsr flachen Hand sein Geld zusammen und legte es auf eine marmorne

17
Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1898/05_04_1898/BZZ_1898_04_05_1_object_376958.png
Page 1 of 8
Date: 05.04.1898
Physical description: 8
und immer wieder hebt sich aus dem Wirrsaale der „Situation' der nationale Gedanke empor und man erinnert sich noch rechtzeitig, oder wird erinnert, an geschworene Eide, an angethane Unbilden, an gewaltsam entrissene Rechte. Die Zukunft mag es beweisen, wer stärker ist! Das Bolksthum oder die „Taktik'! (Nachdruck verboten.) Schule des Lebens. Roman von Marie Bernhard. (52. Fortsetzung.) Beatrice, eine qualmende Cigarrette zwi schen den Lippen, machte sich aus einer la chenden Gruppe, die im Rücken

des Grafen beisammen stand, los und postierte sich in mi litärischer Haltung vor ihm l Hacken an ein ander, Brust heraus, Kopf hoch, zwei Finger an der hellen Lockenwildnis auf ihrer Stirn. Mit einem wohlgefälligen Schmunzeln sah der Graf zu ihr in . die Höhe. Im Gegensatz zu heute morgen sah Beatrice jetzt reizend aus. Ihr dunkelviolettes, wie gegossen sitzendes Sam metkleid hob ihre üppigen Formen hervor und bildete einen effektvollen Kontrast zu ihrer lichtblonden Erscheinung. Die am Vormittag

so trägen Augen funkelten, der Mund hatte fein übermüthiges Lachen aufgesetzt. „Allerliebst heute. Blondchen I hauchte der Graf. „Aber — aber — was — sagen — wollte: Wo steckt Lentz, des Hauses redlicher Hüter?' „Beim Jeu!' erwiederte Beatrice prompt, während ein paar der Zunächstsitzenden über den „redlichen Hüter' lachten. „So — so — sol Können ihn mal her- schleisen, sobald angänglich — hm? Bin zu faul, mich zu rühren —Lentz wollte mir doch — eh — eh — kleines Mädel vorführen — Töchterchen

- giltigkeit zur Schau, die drei anderen standen dicht hinter den Stühlen der Spielenden und paßten scharf auf. Edgar Lentz, neben dem Bankhalter sitzend, schien im Verlust zu sein, er hatte nur einen Bankzettel und einige Goldstücke vor sich auf dem Tisch, womit seine Hände mechanisch spielten. Beatrice neigte sich von rückwärts her über ihn und sagte, so daß die Übrigen verstehen konnten : „Der Graf möchte, daß Du Dein Versprechen hältst. Kannst Du hier abkom men ?' „Sofort!' sagte Lentz, sich halb

18
Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1898/17_03_1898/BZZ_1898_03_17_5_object_377091.png
Page 5 of 8
Date: 17.03.1898
Physical description: 8
. Gefunden wurde auf der Straße von Herrn Kaufmann Wälsch ein Fahrschein- (Nachdruck verboten.) Schule des Lebens. Roman von Marie Bernhard. (40. Fortsetzung.) „Ich wollte es sagen, aber ich fand keine Zeit l' „So, so — nun, wenn das wahr ist —' „Ich lüge nie!' fiel Erni mit erhobener Stimme ein. „Es ist eine Gemeinheit, zu lügen!' Fräulein Beatrice fuhr in gespieltem Schreck in paar Schritte zurück, Ernis Vater zog die Stirn in Falten. ' „Du- wirst Dich etwas zusammen zu neh men haben, liebes Kind

! Soll mir angenehm sein, wenn Du nicht lügst — Deine Kritiken kannst Du fsir Dich behalten!' - „Ah, nicht doch> Edgars nicht doch! Wer wird denk das Kind so einschüchtern! Erika und ich wir werden noch die besten Freunde nicht währ. Kleine?^ - ^ Erni hätte gern mit »Ja,' geantwortet? aber wie konnte sie, ohne in die »Gemeinheit' einer Lüge zn^versallen? Wenn ihr Fräulein Beatrice im Laus der Zeit nicht besser gefiel als heute, dann waren wenig Aussichten auf eine gute Freundschaft vorhanden! „Ich — weiß

dieser Dame zu stehen, sich» von ihren Armen- umschlossen zu sühlen und ihren Athem über ihr Gesicht wehen zu lassen. Sie machte bei dieser Gelegenheit die i Wahrnehmung, daß Fräulein Beatrice sich desselben Hyazinthenparfüms bediente, wie Edgar Lentz. - „So!' Die Dame schüttelte das üppige .Haar Ernis auseinander. „Pompös! Kraus und leicht und locker — läßt sich alles dar aus machen! Müde, kleines Mädchen?' - „Nein, nicht sehr!' „Hungrig?' „Nein, danke!' „Welch' ein bedürfnisloses Geschöpf

! Aber ich denke doch, es ist für heute Zeit, dies in teressante Examen aufzugeben. Komm', Erika ich werde Dir Dein Zimmer zeigen. Möchtest Du Deinem Papa nicht gute Nacht sagen ?' Mit derselben Verlegenheit wie zuvor näh erten sich Vater und Tochter einander. Er sterer machte einen Versuch, Erni wieder auf die Stirn zu küssen, aber sie zog hastig ihr Gesicht zurück und wandte sich ab. Fräulein Beatrice lachte hell aus. „Eddy> ich muß Kritik üben, ich mutz . . muß . . und Sie mich noch so bedeutungs voll

19
Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZZ/1898/14_05_1898/BZZ_1898_05_14_7_object_375377.png
Page 7 of 10
Date: 14.05.1898
Physical description: 10
betreten, wenn er da war! Einmal aber, als es wieder ei nen heftigen Zank zwischen ihm und Beatrice gegeben hatte — ich hörte ihre lauten Stim men bis in mein Stübchen — wurde ich zu ihm geholt und er eröffnete mir in hartem Ton, das Nichtsthun habe jetzt ein Ende — ob ich meinte, er werde ein fo großes Mädchen unausgesetzt kleiden und füttern, um nichts davon zu haben? Ich sagte nein — und überwand mich — und bat-ihn —und was hat es mich gekostet! — noch einmal, er möge mich lernen lassen — ich wolle

davon, daß dies ein Racheakt gegen Großmama war, die er von Grund seiner Seele haßt. Ich fieng dann von der Musik an, ich weiß es ja, ich bin dafür begabt, alle hatten sie es in Posen ge sagt, und eine Konzertsängerin oder Spielerin kann große Einnahmen haben. Aber auch dazu gehörten ein paar Studienjahre und Geld, das er nicht hatte, für sich selber noth wendig brauchte und das ich ihm verschaffen sollte. Meine Bitten und Vorschläge wurden mit verächtlichem Lachen zurückgewiesen — er wie Beatrice

behandelten mich dabei, als ob ich nicht meinen Verstand hätte. Dann flüsterten sie unter sich, wiesen mich aus dem Zimmer, und zwei oder drei Tage später er schien ein sehr kostbares, aber unenllich aus fallendes Kostüm für mich, das mußte ich anziehen, einen extravaganten Hut dazu auf setzen, mir das Haar auslösen und ein Bou- quet Malmeisonrosen anstecken. So angethan, mußte ich an Papas Arm durch die belebte sten Straßen von Brüssel gehen, später fuhren Beatrice und ich in einer eleganten Equipage

langsam, ganz langsam durch dieselben Stra ßen in einer ganzen Reihe anderer Wagen. Damals sah ich noch nicht klar, was damit bezweckt wurde ... ich sah nur, das die Menschen mich beinahe alle angafften, viele mit einem Ausdruck — pfui, warum noch darüber reden? Sehr bald darauf kam Papa mir verkünden, ich sollte gemalt werden, ein sehr bedeutender Künstler habe sich dazu er boten, es sei eine große Ehre für mich, ich könne mich dieser Auszeichnung freuen.' „Ich weiß es nicht. Beatrice braHt

20
Newspapers & Magazines
Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/INTA/1897/30_05_1897/INTA_1897_05_30_7_object_7760965.png
Page 7 of 10
Date: 30.05.1897
Physical description: 10
, daß ihr jedes Mittel recht erscheint, Steine des An stoßes aus seinem Lebenswege fortzuräumen, und als ein solcher Stein des Anstoßes erschienen Sie ihr offen bar, meine arme, liebe Beatrice." Die Gattin Lord Carleons nickte braurig: „Da mögen Sie wohl richtig vermuthen, Enid. Großer Gott, mich schaudert, wenn ich an das Leben zurück denke, das ich geführt habe, bevor Sie wie ein hilf reicher Genius in mein Dasein traten! Ich kann die Vorsehung und Ihnen nicht dankbar genug fein

, daß Sie mich aus dieser bejammernswerthen Existenz her ausrissen." „Ich that, was Pflichtgefühl und Nächstenliebe mir geboten, jede andere an meiner Stelle hätte ebenso gehandelt," wehrte Enid bescheiden ab. „Doch be antworten Sie mir eine Frage, Beatrice. Sie haben sich im Verlaufe dieser beiden Jahre und besonders in der kurzen Zeit, seitdem ich hier bin, wunderbar entwickelt. Ich schmeichle nicht, aber Sie find eine bezaubernde Schönheit geworden, Sie haben die Lücken Ihrer Bildung mit unglaublicher Raschheit ausgefüllt

, es wird leider nur ein Traum bleiben!" Enid lächelte vor sich hin, indem sie zu sich selber sprach: „Du wirst hoffentlich ganz etwas anderes in dem Augenblick thun, wo Allan Douglas zu Deinen Füßen kniet, Du holdes, heißblütiges Geschöpf." Laut aber sagte sie: „Ich halte es nicht für allzu schwierig, Ihren Traum zu verwirklichen, Beatrice." „Wirklich, Du Liebe, Einzige —aber wie, wie?" Beatrice sah entzückend aus mit ihrem schönen, brünetten Gesicht, den großen, nachtschwarzen Augen, die vor Erregung

21