Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
770 verfaßt hat, Kap. 15, gab der Herzog Grimoald von Bayern dem Heiligen ein Gefolge, das ihn „a finibus Valeriae atque Noricensis dsalpinae in caput Italiae" führte. „Caput*'bedeutet hier nicht die „Hauptstadt”, sondernden äußersten Ort, den Grenzort Italiens. Noricensis Cisalpina ist Bayern, Valeria das Gebiet der Walchen, der rätoromanischen Breonen, die damals unter der Oberhoheit der Bayern eine gewisse Selbständigkeit genossen. * 2 ) Die unmit telbare Angrenzung dieser Gebiete an Italien
damals zu dicht besiedelt, wirtschaftlich, Verkehrs- und staatspolitisch zu wichtig. Wohl aber läßt sich leicht denken, daß in einem Zeitalter, in dem jegliche Kartographie fehlte, nur die nächsten Anwohner und deren, unmittelbar Zur Erklärung des Ausdruckes „Casteilum" im Sinne eng gebauter, befestigter Ort schaften, nicht im Sinne von Ritterburgen s. Wopfner a. O. III, S. 410!. 2 ) Die Bezeichnung der .Bayern als Noriker, ihres Landes als Norica ist im früheren Mittelalter sehr häufig (Riezler
, Gesch. Bayerns 1,47). Die Bezeichnung „Cisalpina" wird von Wopfner a.O. III, S. 406 Anna. 4, auf den Standpunkt des Verfassers, Freising, bezogen und bedeutet dann, daß das Norikerland (Bayern) nördlich der Alpen liege. Vielleicht soll damit ein gewisser Gegensatz zu Valeria ausgedrückt werden, das auf die Südseite der Alpen Übergriff. Freilich ist auch eine andere Erklärung nicht ganz von der Hand zu weisen: „Cisalpina" sei nämlich durch den langen Gebrauch seitens der Römer auf ihren Sinn schon
ganz festgelegt worden und bedeute auch in diesem Fall jenen Teil Bayerns, der auf die ita lische Seite der Alpen Übergriff. Über Valeria s. Wopfner a. a. O. 3 ) Mühlbacher, Reg. Imp. I, Nr. 1782. 4 ) Bei Sähen, dem alten Sitze des Bistums Brixen, wird die Zugehörigkeit zu Bayern in der vita S. Cassiani, die im 12. oder 13. Jahrhundert verfaßt wurde, ausdrücklich angeführt: „Erat tune in provinciaNoricorum, que vulgo Bawaria vocatur, civitas Sabyona (Resch, Annal. ep„ Sab. 1, 89 u. 93). Ähnlich