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Schlern
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Page 16 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Jorba am 25. August 1511 den Altar unter der Kanzel den Heiligen Anna, Mag dalena und Elisabeth. 27 ) Auch ist die Allgegenwart von Annendarstellungen an spätmittelalterlichen Flügelaltären kaum zu überblicken. Noch vor der Gründung der Annenbruder- schaft an der Klarissenkirche in Brixen war der Annenkult lebendig, wie zahlrei che Bilder belegen. Ein beeindruckendes Denkmal stellt ein Flügelpaar eines merklich schmalen Tafel- oder Kastenaltars Brixner Provenienz dar. 28 ) In den beiden oberen

Feldern ist die innige Umarmung Joachims mit Anna dargestellt, sowie Marias Tempelgang in Begleitung ihrer Eltern. Die unteren Tafeln zeigen die Heimsuchung mit den sichtbar belassenen Föten. Die Szene der Kußschwän gerung tritt noch um 1515 zusammen mit der Verkündigung an Joachim am Sei tenaltar in St. Margareth in Margen bei Terenten auf. 28 ) Solche Szenenbildchen aus der Annenlegende sind tatsächlich selten, bekunden aber einen intensiveren Bezug zur Heiligen. Eine spezielle Annenfrömmigkeit

entwickelte sich um 1500 an marianischen Kultorten. So stand in Trens bei Freienfeld um 1500 ein der hl. Anna geweihter Seitenaltar." 1 ) Der Altarschrein mit den Plastiken der Heiligen Anna, Ursula und Agnes blieb erhalten. Gerade um 1500 scheint Anna Selbdritt die sonst in weibli chen Heiligenreihen immer wieder gerne mittig gesetzte Maria abgelöst zu haben. Die Annenlegenden berichten von der moralischen Pflicht Gottvaters, die Fürbit te Annas keinesfalls abzuweisen, selbst wenn Marias Fürbitte

nichts nütze. Eine Votivtafel mit den Stifterwappen Tänzl und Matrei, ausgeführt vom Malergesel len Paul Zwinger um 1510/1515, zeigt die 17köpfige Heilige Sippe, wobei hier nicht mehr Anna ins Zentrum gerückt erscheint, sondern Maria mit dem Christ kind im Typus der Cranachschen Mariahilf (Abb. 16). Wie gesagt, die Verbreitung des Annenbildes boomt in den Jahren zwischen 1495 und 1515. An den Flügel außenseiten des Hochaltars von Naven ist neben Georg auch Anna Selbdritt ge zeigt, am Flügelaltar

von Albions tritt Anna als Relief an der rechten Flügelin nenseite auf, an einem Neustifter Johannesaltar ist Anna Selbdritt zusammen mit Barbara, Magdalena und Margaretha an der Predella berücksichtigt.") Aus dem Kloster Neustift stammen zwei Flügel mit der Darstellung der hl. Magdalena und der Anna Selbdritt (Fragment eines Altares aus St. Magdalena in Viums?). 22 ) Ei nen weiteren Bildbeleg für die im Kloster und deren Umfeld florierende Annen frömmigkeit belegen vier Predellentäfelchen mit Neustifter

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Schlern
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Page 37 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
seines Tusculums Fennhals stif tete Wolfgang Perkhammer zusammen mit seiner Frau Barbara 1612 den Kapellen altar. Die kleine Kapelle in der Strehlburg stattete Caspar Indermaur 1615 mit ei nem Renaissancealtärchen aus, an dem Anna Selbdritt aufscheint. St. Anna in Baslan bei Tscherms entstand als private Stiftung des Zöllners am Gampen Bartlmä Schöpfer von 1662 bis 1665. 14B ) Die Grafen Hendl erbauten nahe ihres An sitzes in Latsch um 1700 eine kleine Annenkapelle, deren Fassade einem strengen Altarprospekt

nachempfunden ist. Gregor Schwenzengast war an der Ausgestal tung beschäftigt, die Altarskulptur zeigt die Begegnung unter der Goldenen Pfor te. 14 *) Um die 1724 geweihte Kapelle St. Anna in Ploi/Kastelruth hatte sich eine ei gene Bruderschaft zu kümmern, in die sich zunächst der lokale Adel eingeschrieben hatte. 150 ) Die Knappenkirche zur hl. Anna in Rotlahn/Villanders entstand um 17 3 6. 1 ’ 1 ) Der Bozner Apotheker Neupper errichtete nahe seiner Sommerfrische am Kohlererberg eine qualitätvoll

ausgestattete Joachim- und Annenkapelle, die J. C. Henrici 1776 mit Fresken versah. 152 * ) In Margreid ist neben der Bartholomäuskapel le auf Hofstatt zugleich eine Kapelle der Mutter Anna geweiht. 151 ) In der Gegenreformation kommt es zu einem Bauboom von Annenkapellen speziell im bäuerlichen Bereich: St. Anna in Morgensteet, 154 ) St. Anna am Stras- serhof bei Vahrn, die Annenkapelle auf der Alm Pfistrad im Passeiertal, St. Anna in Tanas, 155 ) die Kapelle von Arlund bei Graun/Vinschgau, die Kapelle

beim Taser in Schenna und die Gerstlkapelle in Kiens. Die Kapuzinerkirche von Lana ist den Heiligen Joachim und Anna geweiht. 156 ) Eine Anlehung an frühe franziskanische Verehrungstraditionen ist wohl bewußt vom franziskanischen Reformorden so gewollt. Auch die Kapelle auf Platzgum, Gemeinde Natums, trägt einen Annen- patrozinium. Die Kapelle war zunächst 1751 als Johannes- und Pauluskapelle er richtet worden. 157 ) Zu den jüngsten Kapellen gehört jene von Aschl nahe Voran am Tschögglberg

. Zahlreiche Annenaltäre belegen im Barock den nun von den Habsburgern geförderten Kult. 158 ) Im 19. Jahrhundert avanciert Anna verstärkt zur Standespatronin, so daß es kaum eine Dorfkirche gibt, in der ihr Bild, zu meist im Typus, wie sie als fürsorgliche Mutter Maria im Lesen unterweist, fehlt. Vorsatzbilder, Auszugsbilder, Altarblätter, Prozessionsstatuen und Votivbilder bezeugen ihren Kult im 18. und 19. Jahrhundert. Gelegentlich finden sich Repli ken der Hand der hl. Anna. 159 ) 14B ) A. Dörfler

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Schlern
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Page 35 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Das Kartäuserkloster Allerengelberg in Schnals erbaute um 1500 für die Klo- sterkonversen eine eigene Seelsorgskapelle, die der hl. Anna geweiht wurde. 1 ’ 1 ') Aufgrund der mangelhaften Aktenlage läßt sich dazu nichts weiteres sagen. Die barocke Ausstattung mit dem Altarblatt von Christoph Helfenrieder ging beim Kartausenbrand 1924 verloren. Die Annenverehrung gehört im Kartäuserorden zu den gewohnten Frömmigkeitsformen seit dem 14. Jahrhundert.'■") Es ist nicht auszuschließen, daß sich seit

der Klostergründung ein der Heiligen geweihtes Heiligtum befand. Die kleine Kapelle zur hl. Anna in Graun am Reschen geht wohl auf eine Stiftung der Ortsbevölkerung zurück. Oder steht die Kapelle im Zusammenhang mit der vom Eremiten Michael Petri beabsichtigten Errichtung eines Eremitoriums, wofür er 1465 von drei römischen Kardinälen einen Ablaß brief ausgesellt bekam? Die Weihe erhielt die im Stil der ausgehenden Spätgotik errichtete Kapelle durch den Churer Weihbischof Fr. Stephan Tschuggli OP am 12. Mai 1521

. Der Altar ist eine Stiftung des Landeshauptmannes Hans Jakob Khuen-Belasy von 1596. 1! ") Eine Annenbruderschaft war um die Mitte des 16. Jahrhunderts auch in Tarsch bei Latsch gegründet worden. 1 ' 1 ) Anna als Patronin an Friedhofskapellen In Colmar etwa wurde der Heiligen die Macht zugesprochen, die Seelen der Verstorbenen aus dem Fegefeuer zu befreien. So wurde die Annenbruderschaft an der dortigen Friedhofskapelle errichtet. Die freiwillige Fürsorge für die armen Seelen anderer sollte dem Heil

die Friedhofs kapelle der hl. Anna geweiht. 1 ’ 4 ) Den prominentesten Bau in diesem Kontext bie tet gewiß die Augsburger Grabkapelle der Fugger, die an die bereits 1321 der hl. Anna erbauten Karmelitenkirche angebaut wurde. 115 ) Die Annenkapelle am Friedhof von Niederdorf steht in der Tradition der zwei geschossigen Friedhofskapellen, die im Erdgeschoß als Gruft, im Obergeschoß als Totenkapelle zu dienen hatte. Laut Franz Anton Sinnacher ließ Pfarrer Georg Kayser im Jahre 1500 nahe an der Pfarrkirche

eine Kapelle zu Ehren der heiligen Mutter Anna erbauen und errichtete darin eine Bruderschaft. 11 “) Georg Tinkhau- ser sah in den baulichen Bestrebungen bloß einen Umbau und nimmt eine zwei- '”) A. Dörfler-Dierken, wie Anm. 1, S. 117. m ) A. Trenkwalder, S. 72. m ) A. Trenkwalder, S. 73. '“) B. Bushart, Die Fuggerkapelle bei St. Anna in Augsburg, München 1994. W. Schiller, Die St.-Anna-Kirche in Augsburg, Augsburg 1938. B. von Ha gen, A. Wegener-Hüssen, Denkmäler in Bayern, Bd. VII, 83, Stadt Augsburg

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Page 14 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Annengebete Derselbe Maler Conrad Waider berücksichtigte auf Wunsch des Kirchpropstes Hans Huber 1504 Anna Selbdritt in der Heiligenreihe an der Südwand der Kir che Unserer Lieben Frau in der Vill. Weiters baute er Anna Selbdritt auch am lin ken Seitenaltar in der Burgeiser Pfarrkirche 1497 ein. Gestiftet hatten ihn drei Marienberger Benediktinermönche, einer davon, Heinrich Brendli, sollte später zum Abt des Klosters gewählt werden. 17 ) Auch die Namen der beiden anderen, Maurus Munghofer

(mit der Inschrift: p(ro)pücius esto michi pecat(ori) und Ma thias Vogt von Kempten weisen auf eine süddeutsche Herkunft, über die gleich sam die Künstlerwahl entschieden wurde. Dort ist auch eine Gebetszeile an Anna gerichtet: „O radix . vitia. mire. pietatis. oliva. / e. qua. cunctseu processit. origo. bonoru(m). / tu. nos. anna. pija benedic. cu(m). prole. maria. Wie es die Vereh rungsausrichtung humanistischer Kreise vorgibt, wird hier Anna als Mehrerin weltlicher Güter angesprochen (Abb. 14). Annengebete

/Primiero findet sich die Darstellung der Anna Selbdritt in Verbindung mit einem Annengebet, das Papst Alexander VI. mit Ablässen berei chert hatte: Pabst allexande( r) der yeczig hat gebe(n) x tausend Jar ablas der/li ehe sind vn(d) xx tause(n)t dergliche(n) si(n)d we(nn) daz nach geschreibe(n) bei / dreimal mit andacht spricht vo(n) S. Anna. Gegriest bistu maria / vol genade(n) de( r ) her ist mit dir die(n) genad sey mit mir gesegnet bi/stu vnde( r ) ale(n) frawe(n) vn(d) gesegnet sey die(n) hailige

muote( r ) Anna vo(n) / welche( r ) ge- bor(n) ist a(n) sind an unrainikait die(n) hailiger vnd gutigef r) lei/chnam auß we- lichem geboren ist Ihesus cristus ame(n) (Abb. 15).'“) Die Marienkirche von Primör wurde von Tiroler Adeligen erbaut, die dort die Bergwerke betrieben. So läßt sich auch die Darstellung der Verkündigung im Hortus conclusus an der Nordwand des Schiffes mit der Darstellung im Bozner Kreuzgang in Verbindung bringen."') Papst Alexander VI., der auf das genannte Annengebet 1494

einen mehr als großzügigen Ablaß gewährt hatte (10.000 Jahre auf Todsünden, 20.000 Jahre auf läßliche Sünden), gehört zweifelsohne zu den Förderern des Kultes, wenngleich er 1502 die Frage, ob Maria unbefleckt aus Annas Leib geboren war, für unentscheidbar hielt. 1496 bewilligte er für Kurfürst Friedrich den Weisen, den Annentag in seinem Land als Festtag zu halten. “ 1 ) Anna und ihr Platz an spätmittelalterlichen Altären Eine Vollständigkeit von Angaben zur Weihe und Patrozinium von Annenal- tären

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Schlern
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Page 32 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Annen Verehrers. Die Wappen am Kielbogen erinnern an die Eltern des Trautson, Baltahsar Trautson von Matrei und dessen Ehefrau Katharina von Lichtenstein. Hans Meuchwecz hatte das Retabel geschaffen." 1 ) Auch an den Wandmalereien der Kapelle ist die Anna Selbdritt präsent, als eigenständiges Bildfeld schließt sie an der Nordwand an die 1515 ausgeführten Passionsszenen der Triumphbogen wand an. 1 ' 11 ) Die Burgkapelle von Karneid ist der hl. Anna geweiht. Die Ikonographie der frühgotischen

Fresken berücksichtigt keineswegs Anna. Es muß sich um ein spät mittelalterliches Patrozinium handeln, das durch die Lichtensteiner initiiert wur de, die sich auch am Bozner Dominikanerkreuzgang als Annenverehrer auswei- sen lassen. 111 ) Paul von Liechtenstein hatte gemeinsam mit seiner Frau Barbara von Schrofenstein und seinem Söhnchen das Sippenbild im Ostflügel des Kreuz gangs gestiftet. Wieder weisen die verwandtschaftlichen Verbindungen nach Bri- xen. Lichtensteins Frau war die Schwester

von Fürstbischof Schrofenstein, der 1520 der Brixner Annenbruderschaft beigetreten war. Auch das neue Patrozini um der Burgkapelle läßt sich über diese Verbindung erklären. Etwas spärlicher als für Brixen läßt sich der Kulteinfluß durch die Bozner Bruderschaft belegen. Der Bau der Kapelle zur hl. Anna in St. Michael / Eppan, in nächster Nähe zum Ansitz der Herren von Spreng, welche bei der Nobilitie- rung 1539 mit dem Prädikat „von St. Anna“ versehen werden, reicht ins zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts

zurück. Die Spreng dürften wohl die Erbauer des privaten Heiligtums sein, da die Kirche bis ins 19. Jahrhundert in deren Privat besitz verblieb und dann den Tertiarschwestern übergeben wurde." 1 ) Seit 1614 hatten die 1513 erwähnten Spreng das Kirchpropstamt der kleinen Kirche über nommen."’) Einen zeitlichen Anhaltspunkt zur Baugeschichte von St. Anna bietet die Jahreszahl 1513 an der steingefaßten, rundbogigen Sakristeitür. Das nur mehr teilweise originale Türblatt trägt neben dem Jesusmonogramm

die Namen „anna metrix meriä“ in gotischen Minuskeln, weiters eine Maske und Ranken (vgl. auch Eingangstür). Von der mittelalterlichen Ausstattung blieb möglicherweise ein Flügelaltärchen von Jörg Arzt erhalten, das heute im Bozner Stadtmuseum ver wahrt ist. Im Schrein flankieren Juliana und Papst Urban die Anna Selbdritt, an den Flügeln erscheinen Barbara und Gregor I., an den Außenseiten die Verkündi gung."“) Daß das Kirchen vermögen im 17. und 18. Jahrhundert durch die Spreng vermehrt

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Page 3 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Leo Andergassen Die spätmittelalterliche Verehrung der hl. Anna im lokalen Kult Die Verehrung der hl. Anna, sie ist die Mutter Mariens und die Großmutter Je su, nimmt im lokalen Raum im späten 14. Jahrhundert ihren Anfang und findet zu einer ersten Hochblüte im Bozner Stadtpatriziat und in Brixner Kleriker- und Bürgerkreisen um 1500. So dedizieren die Bruderschaft der hl. Anna an der Bozner Franziskanerkirche 1501 die Johanneskapelle in eine Annenkapelle um. In Brixen kommt

der Bildtyp der Heiligen Sippe (St. Johann im Dorf, Virgl, Terlan, Gufi- daun), der nach der Trinubiumslegende, die von der dreifachen Ehe Annas be richtet, das Selbstverständnis einer weitverzweigten Verwandtschaft in sich einschließt, wodurch Familie und Sippschaft und mit ihr das in Anna vorgelebte Leben in Ehe und Familie gewissermaßen religiöse Legitimation erfahren. Die engere Beziehung des Deutschen Ordens zum Annenkult ist über seine ausge prägte Marienfrömmigkeit zu erklären. Der Kult

selbst war im Spätmittelalter ständig im Steigen begriffen. Bruderschaften beleben die kultische Aktivität, Hu manisten streiten um den Wahrheitsgehalt der Annenlegenden. 1 ) Im Laufe des 15. Jahrhunderts häufen sich Annendarstellungen auch in einfachen Dorfkirchen an der Peripherie, mehrere Patronate förden ihren Kult. Der Bildtyp der Anna Selbdritt, im Grunde eine auf die Hauptakteure reduzierte Genealogie, tritt an unzähligen Flügelaltären der Zeit auf. Einen Aufschwung erlebt die Annenvereh- rung nochmals

, Die Verehrung der heiligen Anna in Spätmittelalter und früher Neuzeit (Forschungen zur Kir chen- und Dogmengeschichte, hrsg. von A. M. Ritter, Bd. 50), Göttingen 1992, S. 165ff. ;! ) B. Kleinschmidt, Die hl. Anna, ihre Ver ehrung in Geschichte, Kult und Volks tum, Düren 1930. J. Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Berlin 43, Sp. 75-82. H. Auren hammer, Lexikon der christlichen Iko nographie, Bd. 1, Wien 1959, Art. Anna Selbdritt, S. 146ff. G. M. Lechner, Art. Anna, in: Lexikon

der christlichen Iko nographie, Bd. 5, Sp. 168-184. J. H. Em- minghaus, Art. Anna Selbdritt, in: Lexi kon der christlichenlkonographie, Bd. 5, Sp. 185-190. W. Esser, Die Heilige Sip pe. Studien zu einem spätmittelalterli chen Bildthema in Deutschland und in den Niederlanden, Diss. Bonn 1986.

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Schlern
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Page 64 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
sich in ungerechtfertigter Weise angeeignet hatte.”) Auch als Sitz dieser allem An schein nach Eppaner Ministerialen kommt das nachmalige St. Anna in Frage, wie auch die Dorf bürg der im 13. Jahrhundert in Lana und Völlan wohnhaften Noner im Bereich um St. Anna vermutet wird.”) Diese Adelsfamilie zählte ebenfalls zu den Dienstleuten der Grafen von Eppan, scheint aber ursprünglich zur Reichsmi- nisterialität gehört zu haben und aus dem Erbe der mit den Grafen von Eppan blutsverwandten Welfen

zu stammen. Aus demselben Erbe rührt auch die ober halb von St. Anna gelegene St.-Margarethen-Kirche her, welche 1215 von Kaiser Friedrich II. dem Deutschen Orden übergeben wurde. Schließlich sind noch die Herren von Tabland zwischen 1262 und 1320 mehr fach im Bereich des nachmaligen Deutschordenssitzes bezeugt.'“) Wann der Edelsitz an den Deutschen Orden gelangt ist, ist nicht bekannt, es sei denn, man geht davon aus, daß der Besitz zur St.-Margarethen-Kirche gehör te und mit dieser 1215 dem Orden

übertragen wurde, wofür es allerdings keine ausreichenden Belege gibt. Seit der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts läßt sich jedenfalls die Anwesen heit von Ordensherren im nachmaligen St. Anna feststellen"), so daß spätestens ab diesem Zeitpunkt ein neuer und bis in die Gegenwart heraufreichender Ab schnitt in der Geschichte dieses Hauses beginnt. Obwohl dem Deutschen Orden am 16. April 1396 von Papst Bonifaz IX. die bisherige Weltpfarre Lana übertragen wurde, diente St. Anna zunächst noch lan ge Zeit

zumindest offiziell nicht als Pfarrhof. Dieser befand sich im heutigen Mesnerhaus unweit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Niederlana. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte die Verlegung des Widums von dort nach St. Anna. Die Gründe, warum der Deutsche Orden entgegen seinen sonstigen Gepflo genheiten neben dem Pfarrhof noch einen zweiten Wohnsitz in der Pfarre betrieb, liegen in den Schwierigkeiten, welche mit der Übernahme der Pfarre verbunden waren. Weder der Diözesanbischof

, der sich mit beider Hilfe trotz zeitweiliger Exkommunikation und In terdikt volle 34 Jahre seines Amtes erfreute. Erst nach seinem Ableben kam ein Vergleich zustande, der es dem Orden ermöglichte, im Jahr 1430 die Pfarre Lana tatsächlich in Besitz zu nehmen, nachdem in diesem Jahr auch von päpstlicher Seite die Schenkung neu bestätigt wurde. Wohl nicht zufällig wird ab diesem Zeitpunkt St. Anna als Widum bezeichnet, so erstmals 1443. In diese Zeit fällt auch der Bau der St.-Anna-Kirche und eine erste (gotische

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Page 63 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Christoph Gufler St. Anna - Dorfburg, Ordenssitz, Pfarrhof, Pflegeheim Ein Denkmal von europäischem Rang nannte Karl Wolfsgruber das Deutsch ordenshaus St. Anna in Lana, als dieses in vernachlässigtem Zustand noch einer ungewissen Zukunft entgegenblickte.’) Inzwischen haben die durchgreifenden Restaurierungs- und Adaptierungsarbeiten im Zuge der Neubestimmung des ehe maligen Pfarrhofes zu einem Pflegeheim dieses Urteil des Altlandeskonservators in glänzender Art und Weise bestätigt

'): „Der Nordturm wurde im spä ten 14. Jahrhundert über drei Stockwerke mit profanen Malereien geschmückt, erhielt im ersten Obergeschoß zwei Erker mit Sitzbänken und in der Südwestecke einen Abtritt. Anstelle des Südturmes entstand im späten 15. Jahrhundert eine gotische Kirche, die heutige St.-Anna-Kirche. Waltraud Kofler-Engl datiert „die Profanmalereien im teils noch romanischen Westtrakt in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts“ 4 ), ebenso Helmut Stampfer. Die freigelegten Kalk-Seccomalereien umfassen

nicht durch die früheren Burgherren. Josef Tarneller’) siedelt hier den Sitz der zwischen 1302 und 1353 mehrfach genannten Herren von Brunnen an, die mit den Herren von Lana-Brandis ver schwägert waren, und begründet dies damit, daß in St. Anna der einzige alte Ziehbrunnen weit und breit vorhanden war. 6 ) Erwähnenswert erscheint in diesem Zusammenhang auch der Umstand, daß im Umfeld von St. Anna mehrfach Königsgut bezeugt ist: So hat 1262 ein Rode- gerius de Miterleunan einen Hof vom Reich Lehen (mansum in feudum

habent ab imperio) 7 ). Derselbe Rodegerius oder dessen Vater verzichtet 1234 im bischöfli chen Saal zu Trient auf den Zehent der St.-Margarethen-Kirche in Lana, den er ') Ch. Gufler. Der alte Pfarrhof St. Anna in Lana. In: Dolomiten, 16. April 1981. ) H. Stampfer, In: Denkmalpflege in Süd tirol 1987/88, Bozen 1989. S. 148 f. ') H. Nothdurfter, Lana: Kirchengrabun gen als Geschichtsquellen, in: 1000 Jah re Lana, Lana 1990. S. 163 f. H. Nothdurfter, Die Kirchen von Lana - archäologische Befunde

, in: Lana sacral, Lana 1997. S. 70 f. 4 ) W. Kofler-Engl, St. Anna, in: Denkmal pflege in Südtirol 1989/90, Bozen 1995, S. 172. ) J. Tarneller, Die Hofnamen im Burggra fenamt und in den angrenzenden Ge meinden, Wien 1904, S. 527 f. ") Derselbe mit schönen Sandsteinquadern gefügte Tiefbrunnen befindet sich heute noch im Innenhof von St. Anna und mißt eine Tiefe von 14 m. ) O. Stolz, Die Ausbreitung des Deutsch tums in Südtirol im Lichte der Urkun den, München und Berlin 1932, S. 178 f.

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Page 21 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
hang von Annenverehrung und einem spezi ellen Annenpatronat ist von Angelika Dörf- ler-Dierken abgelehnt worden. 48 ) Enge Zu sammenhänge gäbe es keine, auch das immer wieder zitierte Beispiel Annaberg in Sachsen habe nicht ursächlich mit dem Bergbau zu tun. 49 ) In der Pfarrkirche von Kufstein stehen noch zwei spätgotische Plastiken des hl. Joa chim und der Anna Selbdritt. 50 ) Der Kitz bühler Bürger Wolfgang Kupferschmid stif tete 1512-1515 zusammen mit seiner Gemahlin Barbara von Leiningen

einen Al tar in seiner Pfarrkirche (heute in der Katha rinenkirche). 51 ) Eine ältere Plastik wurde zwischen 1515 und 1520 durch eine Anna Selbdritt ersetzt, die Wolfgang Kupfer- schmids Erben bei einem Landshuter Bild hauer bestellt hatte. Ein spätgotischer An- nenaltar (im Schrein Anna Selbdritt mit Joachim und Sebastian) schwäbischer Prove nienz steht in St. Georg in Tosen. 52 ) Der Chor der Georgskirche wurde 1497 geweiht. 58 ) Pfarrer Sigmund Ris, zuvor Hofkaplan des Erzherzogs Sigmund, stiftete

zusammen mit seinem Bruder Christian, seiner Schwägerin Margarethe und Katharina Gföllner 1510 den kleinen Annenaltar in der Pfarrhofka- pelle Risenegg in Flaurling. An der Hauptta fel erscheint die 23köpfige (entgegen der geläufigen 17-Zahl) heilige Sippe in kreisför miger Komposition um die Mittelgruppe der Anna Selbdritt. Maria ist hier nicht als Äqui valent aufgefaßt, ihr Bildmaßstab ist wesent lich kleiner, insofern Anna untergeordnet. Die einzelnen Familien sind in verschiedenen Farben gewandet

. ’ 5 ) Von einem Neustifter Annenaltar haben sich nur mehr zwei große Flügelbilder erhalten. Der Meister von Uttenheim war es gewesen, der noch in den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts die Tafeln mit der Abweisung des Opfers Joachims und die Heilige Sippe schuf. 58 ) Die restlichen sechs Szenen fehlen, sie dürften aber ausschließlich der Annenthematik Vorbehalten gewesen sein. Zur Weihe eines Annenaltars war es erneut am 13. November 1485 im neuen Pres- Abb. 20: Anna Selbdritt, spätgotische Holz plastik, um 1515. Brixen

, Diözesan museum 4 “) A. Dörfler-Dierken, S. 90ff. 4 “) Anders bei J. Tremmel, Das Bergwerk- Patronat der hl. Anna, in: Tiroler Hei matblätter 23 (1948), S. 145-147. '") E. Egg, Gotik in Tirol, Abb. 279. ") E. Egg, Gotik in Tirol, S. 20, 358. *) E. Egg, Gotik in Tirol, Abb. 365. M ) A. Trenkwalder, a. a. O. 54 ) Dehio Tirol, S. 251. E. Egg, Gotik in Ti rol, S. 377. 55 ) Michael Pacher und sein Kreis, Ein Ti roler Künstler der europäischen Spätgo tik, Ausstellungskatalog Neustift 1998, Bozen 1998

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Page 11 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Abb. 10: Abweisung von Joachims Opfer, Verkündigung der Mariengeburt an Joachim und Anna, Fresko im Kreuzgang des Chorherrenstiftes Neustift, um 1420 aufgenommen. 14 ) Diese verteidigen ganz nach dem Text des „Defensorium invio- latae virginitatis Mariae“ des Dominikaners Franz von Retz die Jungfrauenge burt. Die Annenlegende gehört zu den ausführlichen lokalen Bildberichten in An lehnung an das apokryphe Jakobusevangelium. Folgende Szenen sind berücksichtigt: Der Hohepriester Abiathar weist

das Opfer Joachims zurück, ein Engel verkündet Joachim die Geburt einer Tochter, ein Engel verkündet Anna die Geburt einer Tochter, die Begegnung unter der Goldenen Pforte, Mariengeburt (zerstört) und Mariä Tempelgang. Da auch die beigegebenen Texte für eine Lesart der Bilder wesentlich sind, seien sie hier wiedergegeben: Abweisung des Opfers: Summus sacerdos Abiathar sprevit oblationem Joachim et Anne. (Der Hohe priester Abiathar verwarf das Opfer von Joachim und Anna). Verkündigung an Joachim und Anna

: Hic annunciatur per angelum utrique Joachim et Anne nativitas sancte Marie. (Hier wird beiden, Joachim und Anna, die Geburt der heiligen Maria verkündet). Verkündigung an Anna: Anna, paries filiam et vocabis eam Mariam. (Anna, du wirst eine Tochter ge bären und du wirst sie Maria heißen). ') J. Peipers, La septieme arcade du cloitre de Brixen et le Defensorium de Franz von Retz (1343-1427), unpubl. Diplom arbeit, Straßburg 1985, S. 36-53.

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Page 15 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Abb. 14: Conrad Waider, Anna Selbdritt, Freskierter Altar in der Pfarrkir che von Burgeis, 1493 Abb. 15: Anna Selbdritt mit Annengebet, Anfang 16. Jh. Primiero, Pfarr kirche Kult genügen. Einzelne frühe Weihen belegen den gemächlichen Beginn dieser speziellen Heiligenverehrung. Schon 1375 wird Anna bei der Weihe der Seitenal täre in St. Georgen bei Bruneck mitberücksichtigt. Es ist dies meines Wissens das erste Mal, daß im Bistum Brixen Anna in Zusammenhang mit einer Altarweihe genannt

wird. Anna teilt sich das Patrozinium des rechten Seitenaltars zusam men mit Gregor, Erasmus, Leonhard und Barbara." 1 ) In Kastelruth wurde 1492 der rechte Seitenaltar den Heiligen Laurentius, Vitus und der Mutter Anna ge weiht. ■•) 1499 kommt es zur Weihe eines Annenaltars inmitten der Pfarrkirche von Feldthurns. ') Solche „Volksaltäre“ waren in Anlehnung an Dom- und Stifts kirchen auch in den Pfarreien in Gebrauch. 1502 und 1504 wurde in der Pfarrkir che von Lüsen ein Seitenaltar der hl. Anna geweiht

Pankratius und Anna geweiht.-") In der Pfarrkirche von Schenna weihte Michael ’) A. Trenkwalder, Die Brixner Weih bischöfe von 1316 bis 1533, Brixen 1999, S. 24. ) A. Trenkwalder, S. 57. ' ) A. Trenkwalder, S. 61. -*) A. Trenkwalder, S. 62f. Bei Resch ist die Zweitweihe auf 1505 festgelegt. Vgl. J. Resch, Monumenta, S. 24. - ) A. Trenkwalder, S. 51. 2 ") Vgl. J. Resch, Monumenta, S. 76.

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Page 45 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Hans Nothdurfter Zwei Türme als Kern des gotischen Baukomplexes St. Anna in Lana St, Anna ist heute ein modernes Pflegeheim, der Umbau erfolgte 1988/1989. Zuvor war es etwa für ein Jahrzehnt unbewohnt und bot darum ein Bild ver träumter, stiller Vergänglichkeit. Im Innenhof wucherte üppige Vegetation, selbst die Kirche war im Süden von verwilderten Rosen und einem weitläufigen Feigen baum eingehüllt, dessen Wurzelwerk sich im Kircheninneren ausbreitete. Vorher hatte der Bau für ein Jahrhundert

als Pfründnerhaus die Armen der Gemeinde beherbergt, vom Deutschen Orden betreut. Zumindest seit dem 15. Jahrhundert war St. Anna der Pfarrwidum von Lana, bis dahin Wohnaufenthalt der Deut schen Herren, nachdem ihnen 1396 die Pfarrei Lana übertragen worden war. Äl ter als der Ordensbesitz ist hier ein Besitztum der adeligen Herren vom Brunnen, Verwandter der in Lana als Uradel ansässigen Herren von Brandis. Dieser Besitz dürfte vom Deutschen Orden übernommen und nach 1396 zu dem bestehenden Komplex ausgebaut

worden sein. Die Gebäudeanlage St. Anna geht in der Bausubstanz auf das 15. Jahrhundert zurück. Das belegen die weitgehend vorhandenen gotischen Türgewände und die erst bei der Restaurierung entdeckten steingerahmten Rechteck-Fenster in der Ostfassade des Osttraktes sowie der Arkadengang mit abgefasten Bögen zum In nenhof hin. Größere Baumaßnahmen sind auch im 17./18. Jahrhundert faßbar (Süd- und Westtrakt). Um einen Innenhof mit Ziehbrunnen liegen die zweige schossigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude

unter weitgehend vereinheitlichten Dächern. Besonders reizvoll ist der weitläufige und leicht gebogene Westflügel, der im Norden vollends abbiegt, im Süden aber die hervorstechendsten Bauten aufweist: die gotische Kirche St. Anna mit Dachreiter über der Fassade und steingerahmtem gotischem Portal und, nach einem schmalen Verbindungsteil, das dreigeschossige Herrenhaus mit steilem Dach, fast gleich hoch wie die Kirche. In diesen beiden Bauten konnten anläßlich der Umbauarbeiten 1988 durch Baube obachtung

und eine Sondage zwei Türme nachgewiesen werden. Abb. 1: Lana, St. Anna. Der Baukomplex St. Anna nach der Restaurierung (von Südost).

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Page 7 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
sein dürfte. In St. Johann sind es 20 Figuren, in St. Vigil gruppiert sich die 17tei- lige Verwandschaft um die heilige Familie. Es handelt sich im Grunde um ein er weitertes Annenbild, bzw. um den Stammbaum Mariens. Jacobus de Voragine zi tiert in der Goldenen Legende eine Zusammenfassung der Trinumbiumslegende: Anna war ein selig Weib Drei Marien gebar ihr Leib Drei Mannen hatte sie zur Eh Joachim, Cleophas, Salome Joseph ward Marien geben die gebar Jesum unser geistlich Leben Alphaeus

die ander Marie nahm die gebar Jacob, Joseph, Simon und Judam Die dritte Maria ward nicht verlassen sie gebar aus Zebedaeo Johannem und Jacob den Großen Eine grundsätzliche kompositioneile Wandlung bringt das Sippenbild (um 1445) an der Altarwand der Koburger-Kapelle in Gufidaun, wo der Stammbaum gedanke durch den Tempelprospekt im Hintergrund angedeutet ist, in den die Fi guren der Verkündigung gestellt sind (Abb. 8). Die Anzahl der Sippenmitglieder ist hier auf zehn beschränkt: Anna mit ihren drei Männern

, ihren drei Töchtern, deren Männern und dem Christkind. Die Stifter der Kapellenausstattung brach ten sich in Form eines Stifterbildes mit in die Heilige Verwandtschaft ein. 7 ) Die Fresken in der alten Sakristei führte laut der im Barock noch lesbaren Inschrift Ambrosius Gander 1465 (verschrieben für 1445?) aus. 8 ) Die Verehrung der hl. Anna schließt immer an jene der Gottesmutter an. Das Bildfeld mit der Heiligen Sippe im Chor der Terlaner Marienkirche kam erst im Zuge der Langhausfreskierung

an die Nordwand des Chores (Abb. 7). Im Zen trum der aus 14 Figuren bestehenden Komposition thront die hl. Anna, auf ihrem rechten Knie das Christkind (Würdestellung), am linken ihre Tochter Maria, der sich das Christkind zuwendet. Hinter Anna steht Joachim als das männliche Oberhaupt der Sippe, laut der Trinubiumslegende (Legende der dreifachen Ehe Annas) Annas erster Mann, Mariens Vater. Die Hand Mariens ergreift Joseph, der Pflegevater Jesu. Er tritt an den Platz des Salomas. Aus der Verbindung

mit Sa- lomas gebar Anna die Tochter Maria Salome, die die Mutter der Apostel Johan nes Evangelist und Jakobus des Älteren werden sollte. Sie ist mit ihren Kindern zur Linken Annas dargestellt. Der zweite Mann hingegen, Kleophas, ist zusam men mit seiner Tochter Maria Kleophas rechts angeordnet. Der Verbindung der Maria Kleophas mit Alphäus entstammen Jakobus der Jüngere, Barnabas, Simon Zelotes und Judas Thaddäus, die sich zum Zentrum der Gruppe hinkehren. In der überdachten Altane hält der Prophet Balaam

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Page 80 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
im März 1980, noch vor der Sitzung des Provinzrates, einen Antrag zur Auflösung der Fi liale St. Anna abzuwenden. Der Provinzrat entschied sich aber, den Antrag für eine Auflösung an das Provinzkapitel zu stellen. Im April 1980 informierte die Provinzoberin Sr. Ferdinanda Unterholzner den Generalrat des Ordens, daß der Provinzrat dem nächsten Provinzkapitel, das am 13. Juli tagen werde, vorschlagen werde, die Filiale St. Anna und das Altersheim aufzulassen und die Miete zu kündigen. Dieser Antrag

wurde vom Provinzkapitel dann im Sommer 1980 auch mit großer Mehrheit gutgeheißen. Am 9. Oktober 1980 gaben Hochmeister Ildefons Pauler (im Amt 1970-1988) und der Generalrat des Deutschen Ordens ihre Zustimmung zur Auflösung der Filiale St. Anna. Ein großer Teil der Lananer Bevölkerung versuchte eine Schließung des Al tersheimes zu verhindern. Norbert Pircher, Peter Casatta und Alfred Seppi grün deten eine Bürgerinitiative zur Rettung des Altersheimes St. Anna. Die Pfarr-Ca- ritas

, für den Abzug der Schwestern aus St. Anna zum vorgesehenen Termin. Das Altenheim St. Anna wurde geschlossen. Der großartige Gebäudekomplex, der auf beinahe sechs Jahrhunderte wechselvolle Geschichte zurückblicken konnte, wartete nun auf eine gründliche Renovierung und auf eine neue Zweck bestimmung. Anschrift: Richard Andreatta, 39011 LANA, Dr.-J.-Weingartner-Straße 35 Herzlichen Dank an Sr. Hiltraud Unterkalmsteiner, Provinzoberin, und an Sr. Dr. Eren- traud Gruber für die Möglichkeit, in Dokumente

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Page 81 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Richard Andreatta Das Pflegeheim St. Anna in Lana Eine Idee wird geboren (1981-1987) Das Anwesen St. Anna stand nun nach der Schließung des Altersheimes wie der leer da. Einzig die Tischlerei, die im Stadel an der Südseite des Gebäudekom plexes untergebracht war, erfüllte die Gemäuer noch mit Leben. Die Brüder des Deutschen Ordens waren gefordert, das Haus einer neuen sinnvollen Verwendung zuzuführen. Die Bürgerinitiative und mit ihnen viele Lananer hatten noch immer die große Hoffnung

, daß in St. Anna wieder ein Altersheim eröffnet würde. Gleichzeitig hoffte man, daß P. Peter Lantschner OT von Schlanders nach Lana versetzt und Nachfolger des verstorbenen Dekans P. Albert Wieland würde. Er wäre die Persönlichkeit, die den Bau wieder beleben würde. Noch im Sommer 1981 befaßte sich der Provinzrat der Brüder des Deutschen Ordens auf zwei Sitzungen mit dem Problemkreis. Da kein überzeugender Lö sungsvorschlag vorgebracht werden konnte, beschloß dieses Gremium, die The matik dem neuen Dekan

von Lana, der im Herbst 1981 sein Amt antreten sollte, zu übertragen. Die Hoffnungen erfüllten sich. P. Peter wurde Pfarrer und Dekan von Lana. Schon am 27. Jänner 1982 legte er dem Provinzrat des Deutschen Ordens drei Vorschläge vor: Vize-Bürgermeister Dr. Hans Telser und Schulleiter Gottfried In nerhofer stellten im Auftrag des Museumsvereines die Anfrage, ob sich das An wesen St. Anna eignen würde, das Museum, das in Lana aufgebaut werden sollte, aufzunehmen. Dr. Bruno Frick wünschte, im Anwesen

St. Anna eine Trinkerheil anstalt unterzubringen, wobei er von einer Aufnahme von zwanzig bis dreißig Personen ausginge. Der interessanteste Vorschlag war aber nach Ansicht des De kans P. Peter, in St. Anna eine „Langzeitkrankenstation“ zu eröffnen. Dieser Abb. 1: Prof. Hans Prün- ster entwarf und Steinmetz Micha el Höllrigl fertigte das Wappen des Priors P. Peter Lantschner OT, das im Eingangs bereich den Fuß boden ziert. Es ist aus dem Wappen der Familie Lant schner und dem Provinzkreuz des Ordens

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Page 31 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
In Schloß Pallaus bei Brixen wurde durch Weihbischof Johannes Khneussel am 23. September 1515 die Kapelle mit einem Altar zu Ehren der hl. Anna ge weiht."") Der Kapellenaltar gelangte an das Tiroler Landesmuseum Ferdinande um. "' 3 ) Die Tafel ist mit 1513 datiert und demnach vor der Kapellenweihe ent standen. Andre Haller lehnt sich in der Komposition der juxtaponierend gedoppelten Nikopoia an Marx Reichlichs Annentafel in der Brixner Frauenkir che an. Die Darstellung der Trinität in Ergänzung

zusammen mit der Familiendarstellung des Stifters."' 7 ) Hans Schäuffelein berücksichtigt an den Flügeltafeln neben Hieronymus und den Ge sundheitsheiligen Cosmas und Damian, Sebastian und Rochus die Kapellenheili ge Anna Selbdritt. Auch die kleine spätgotische Kapelle St. Anna im Sack bei Mittewald datiert aus der Zeit um 1500." m ) Aus einem Stiftsbrief vom 24. Februar 1527 geht hervor, daß in der Kapelle an jedem ersten Dienstag im Monat eine Messe gelesen werden mußte. Dienstagmessen werden häufig

zu Ehren der hl. Anna appliziert. Als Stiftung der Brixner Bürgerfamilie Altenhofer ist durch die beigegebenen Wappenschilde eine Sippentafel im Ferdinandeum ausgewiesen. 1 " 9 ) Interessant die geschlechtliche Aufteilung der Repräsentanten: Hinten sind die Männer po stiert, in der Mitte die Frauen, vorne die Kinder. In der Predella schafft die mittig postierte Wurzel Jesse einen Bezug zur Sippendarstellung, die flankierenden Sig mund und Katharina dürften spezielle Familienheilige vorstellen

entstandene Erasmusaltar in der Burgkapelle von Sprechenstein bei Sterzing baut mit den Heiligen Georg und Christoph ältere Schreinskulpturen mit ein, berücksichtigt an den Flügelinnenseiten allerdings Anna Selbdritt und Maria mit dem Kind. Die Helmzierden unmittelbar unterhalb der Reliefs spre chen für eine Stiftung durch den in der Schlacht bei Pieve di Cadore 1508 gefal lenen Sixt Trautson und dessen Ehefrau Dorothea von Schrofenstein, der Schwe ster des Brixner Fürstbischofs Christoph

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Page 36 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
geschossige romanische Kapelle an, der er das Rundbogenportal im Obergeschoß zu rechnet."") Die Bauinschrift über dem Spitzbogenfenster an der Chorscheitel wand der Oberkapelle datiert die Einwölbung der Kapelle in das Jahr 1500: nach kristy gepurd xvo / am pfintzntag nach martine. Die Weihe der Kapelle nahm am 18. November 1500 Weihbischof Konrad Reichart von Brixen vor. Der Kapellen altar wurden den Heiligen Barbara und Anna geweiht. Außer der Südfassade be malte Simon von Taisten zudem

, an der neben Anna noch Josef, Joachim und alle seligen Geister Patrone sind. 1 ' 1 ") Dort kam es gleichfalls zur Gründung einer Bruderschaft. In der Fried hofskapelle von Taisten, die dem Apostel Jakobus geweiht ist, sieht man an der freskierten Altarwand Anna Selbdritt in zentraler Positionierung. Der kleine Kapellenbau bei der Pfarrkirche von Mölten ist im frühen 16. Jahr hundert begonnen worden, die Einwölbung erfolgte später. Im Chorbereich sind Reste von Seccomalereien sichtbar

, die auch die Darstellung einer Anna Selbdritt einschließen.' 41 ) Die beim Abbruch der alten Pfarrkirche von Bruneck zerstörte An- nenkapelle diente als Grablege der Herren von Welsberg. So wurde der „Edl streng Ritter Herr Christoph von Velsperg“ 1508 dort beigesetzt, 1517 Werner von Wels berg, der am roten Marmorepitaph rosenkranzbetend gezeigt war. 11 ') Der Kapellen bau dürfte um 1400 entstanden sein. Die Kapelle war von den Brunecker Bürgern errichtet worden, Joachim von Villanders und sein Sohn Hans hatten 1413

. Die in den Akten der Clesianischen Visitation für Salurn genannte Friedhofska pelle zur hl. Anna ist nicht mehr existent. 14 ") Dort ist vor 1515 schon eine Annen bruderschaft bezeugt, was die Tendenz belegt, im ländlichen Bereich Bruder- : ) G. Tinkhauser, Beschreibung, Bd. 1, S. 504. "*) Die Inschrift am weißen Schriftband meldet: hanc pictura(m) fecit fieri jeor- gi(us) Keysser canonic(us) inticen(sis) tempor(e) curator zu niderdorff ad lau- dem dei et ob memoriam passio(nis) ihe- su Christi 1503 iar

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Page 33 of 104
Date: 01.11.2000
Physical description: 104
Abb. 26: Anna Selbdritt zwischen den Hei ligen Sigismund und Barbara, Holztafel aus Annenberg. Meran, Landesfürstliche Burg Abb. 27: Sebastian Scheel, Anna Selbdritt mit musizierenden Engeln, um 1525. Brixen, Diözesanmuseum Frau Martha Hel ist inschriftlich für 1510 bezeugt. So kniet an den verblassen den Seccomalereien Blasius Anich als Stifter vor der Darstellung der Anna Selb dritt, seine Frau vor der hl. Ursula. 119 ) Eine Hauskapelle in Schloß Freudenstein in Eppan trug ein Annenpatrozini

- um, laut Atz/Schatz ein Katharinenpatrozinium. An der 1491 geschnitzten Flach decke der Kapelle, die in einem Erker des Westtraktes untergebracht war, ist noch das Wappen der Firmian abzulesen. An der Kapellenerrichtung soll auch Barbara Gräfin Fuchs beteiligt gewesen sein, wie auch Ulrich Spreng! So läßt sich eine Verbindung zu St. Anna im Ortsteil St. Michael hersteilen. 1J ") Auch in der 1519 vollendeten Andreaskapelle nahe der Burg kam es 1532 zur Weihe eines Armenaltars. 13 ') Andreas

Knillenberger, aus Mittenwald stammend, Schützling Kaiser Maxi milians I., und dessen Frau Katharina von Castelleon stifteten 1511 einen Annen- altar in den Meraner Ansitz Knillenberg: Vor der Gruppe Anna Selbdritt kniet "•) J. Weingartner, KDS, Bd. 3, 1929, S. 358. I2 °) K. Atz, A. Schatz, Der deutsche Anteil, Bd. 2, Bozen 1903, S. 222. Hieronymus Vascherius weihte am 31. November 1532 den Hochaltar zu Ehren der Heili gen Andreas, Georg und Barbara, den Seitenaltar zu Ehren der Heiligen Ma ria, Sebastian

, Martin und Anna. Der Kirchweihtermin wurde von der alten Annenkapelle in der Burg übertragen. 1504 ist Johann Hagen als Kaplan von Freudenstein genannt, ein Hinweis auf die Existenz der Kapelle. K. Atz/A. Schatz, Der deutsche Anteil des Bistums Trient, Bd. 2, Bozen 1903, S. 222.

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