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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 24.09.1930
Physical description: 10
ich nach einigen Tagen nit, dann fahre heim und grüße mir die Heimat." Hilde starrte sie an. „Anna, was denkst du von mir? Niemals! Ich bleibe bei dir. Du willst dich opfern für mich! Das darfst du nit!" „Tue ich auch nit. Einsperren werden sie mich, weil ich den welschen Halodri abohrfeige, mit einer Wohl lust verbeule, sobald er mir in die Hände Kommt. Küm mere du dich nit um mich, schau nur, daß du heil über die Grenze kommst, die Anna geht nit unter. Nun müssen wir uns aber eilen, es geht

auf elf Uhr schon. Und du mußt noch fest essen, das halt Lew und Seel zusammen, denn es gibt für dich eine Dauerfahrt. Ha, ha, der wird sich übel ärgern, wenn die Vögel ausge flogen sind." „Anna, nun sage aber, was hast du vor? Warum fährst du nit mit?" „Erst das Mitternachtsmahl eingenommen und die Reisezehrung gerichtet, dann folgt die Fortsetzung." Anna läßt keine Aengstlichkeit aufkommen. Sie ist fröhlich, übermütig fast. Heim gehts, heim ins liebe Landl und obendrauf durfte

sie noch einem Welschen „etwas anhängen". Sie konnte sie so wie so nit lei den. die zappelnden, süßlichen, gestikulierenden Schwätzer. „So, nun müssen wir zuerst finster machen, daß der Duckmauser draußen vor dem Garten, wenn überhaupt einer draußen steht, meint, wir seien zur Ruhe ge gangen." „Gehen wir in Papas Zimmer, Anna; dort können wir die Fensterladen schließen. Es dringt -nit Wort noch Licht hinaus." Finster wird es im Landhaus und still. Anna muß noch in den Garten. Die Neugier läßt ihr keine Ruhe

. Du bist in Sicherheit; alles weitere besorge ich und komme nach. Damit es nit auffällig wirkt, telephoniere ich auf der Station meinem Dienst mädchen: Anna Ebner soll in Messina aus mich warten. Natürlich kennst du keine Anna Ebner. Nenne ja kei nen unserer Namen; du bist ... na, gleich ists, bist einfach jemand. Strafe wirst du zahlen müssen, weil du kein Billett hast. Dienstmädchen fahren nit erster Klasse; steigst also bei der nächsten Station in die dritte ein. In Messina gehst du rasch auf das Schiff

nach unserer Abfahrt. Auf den kann ich mich verlassen. Entweder ist er kein Welscher oder ihm gehört ein Ehrenplatz als Kuriosum im Nationalmuseum in Rom oder sonst wo, weil er ehrlich ist. Nun aber eilig, es hat Zeit? Also, was sagst du zu meinem Plan?" „Herrlich, bist ein geborener Detektiv, Anna! Alles wäre gut, bloß solltest du nit hier bleiben." „Da nützt nichts, es geht nit anders. Ich will mir den Kerl schon vom Halse halten. Nun aber einge packt, die Koffer müssen morgen in Ordnung sein. Dich mutz

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 16.04.1942
Physical description: 4
in die Augen zu sehen. Dann nickte sie fast unmerklich und sagte leise: „Ja —." Anna war an diesem Nachmittag schwer zu zu bewegen, im Speiseraum zu bedienen. Der frechen Person auch noch Kaffee und Kuchen hinftellen, na, das fehlt! Anna warf sich aufs Bett und tat das, was alle einfältigen Mädels in solcher Verfassung tun: sie heulte! Käthe stand vor dem Spiegel und machte sich schön. — „Du bist eine dumme Gans!" sagte sie zu Anna, „ganz verkehrt, wie du dich be nimmst! Die Ohrfeige — das war sehr gut

! Aber heulen — bitte, bitte, hör doch schon auf, ich kann das nicht mehr hören —! Weißt du, was du jetzt tun mußt? Hinuntergehen in den Speiseraum und die fremde Frau ausftechen! Mein Gott, du hast es doch dazu!" Sie lief zum Bett, packte Anna, die dort plump wie ein nasser Sack lag, bei den Schultern, schüttelte sie ordentlich durch. Anna heulte noch lauter auf, wie ein Kind, das Prügel bekommt. „Du sollst hören, wenn dir deine ältere Schwester etwas sagt, sei doch nicht so eigensinnig! Hübsch

machen sollst du dich, hübsch machen! Geguob lene Augen wird die freche Person kriegen, wenn du plötzlich wie eine Prinzessin im Speiseraum erscheinst!" Nur klägliches Wimmern war Antwort. Aber dann erwachte in Anna doch der Ehrgeiz, ja, Käthe hatte vielleicht nicht so unrecht? Das einzige Mittel, Rothe Zurückzugewinnen, war. ihm zu zeigen, was er verloren hatte ! „Ich will!" sagte sie, „bitte, mach mit mir, was du willst, heute bin ich zu allem fähig!" Dabei stand sie wie ein begossener Pudel inmitten

des Zimmers. „Na also, das ist doch mal ein Wort!" Käthe nahm ein Taschentuch, wischte ihr die Tränen von den Wangen. „— komm her, kleines Nest kücken, verwöhntes, dummes Ding, ich will schon alles gut machen!" Und dann wurde aus Anna eine „Dame". Käthe legte die Brennschere über das Feuer, brannte Anna Locken. — „Ziepe doch nicht so!" krächzte diese, noch immer schluckend. „Schönmachen tut weh", erwiderte Käthe trocken, „das ist nun mal nicht anders. Man hat nichts umsonst auf dieser Welt. Uebrigens

ist dein Haar in einem geradezu unwürdigen Zustand, du solltest dich schämen. Versprich mir, daß das jetzt anders werden soll!" ja!" klang es aufseufzend zurück. „So, nun zeig mal dein Gesicht! Creme her — die Puderquaste gezückt — den Lippenstift geschwungen — die Augenbrauen nachgezogen Donnerwetter, du bist ein hübsches Mäd chen, Anna, wer hätte das gedacht?! Nun, wie gefällst du dir?" Anna sah lächelnd ihr Spiegelbild an, und dann lag sie der Schwester plötzlich um den Hals und schluchzte

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 10.02.1907
Physical description: 16
vorwärts machen wollte, ging die Türe auf und Anna stand auf der Schwelle. ..Anna!" Er stürzte auf sie zu, drängte sie in den Flur hinein. Sie war so erschrocken, daß sie erst gar nicht wußte, wie ihr geschah. Dann hing sie an seinem Halse und weinte, weinte wie ein Kind. Er hielt sie fest umschlungen und strich ihr mit der Linken immer nur leise über das blonde Haar. Langsam führte er sie in ihr Zimmer, dessen Tür offen stand, setzte sie wie eine Puppe behutsam in die Sofaecke, nahm neben ihr Platz

, als er den vorwurfsvollen Blick in ihren traurigen Augen sah. Er setzte sich wieder zu ihr und nahm ihre Hände. „Anna!" sagte er, „hast du mich denn gar nicht mehr lieb, willst du denn gar nichts mehr von mir wissen? Du bist doch . . ." „Ich darf dich nicht mehr lieb haben," unterbrach sie ihn. „Schon die langen Jahre quälen wir uns nutzlos. Deine Mutter . . ." „Aber du hast sie doch jetzt selbst kennen gelernt, sie muß und wird sich fügen. Und schon wochenlang — er lächelte etwas — schon wochenlang gehst du in unserem

müßte. Zwischen uns muß alles aus sein." Hier gelang es Heinz endlich, nach mehreren vergeblichen Ver suchen, sie zu unterbrechen. „Du bist ein Närrchen," sagte er leise lachend und nahm sie trotz ihres Widerstrebens fest in beide Arme. „Nun hör' mal gut zu! Warum du dich auf einmal so in Schweigen hülltest, das weiß ich ganz genau. Meine kleine Anna hat mich immer noch ganz, ganz furchtbar gern und wäre grenzenlos glücklich, wenn sie meine Frau wäre. Ja, ja, wehre nur ab, ganz sicher

ist es so, und ganz sicher bin ich dann der glücklichste Mann unter der Sonne. Aber diese verliebte Anna hat auch ihren Stolz. Und sie sagt sich, wenn seine Mutter mich nicht mag, dann dränge ich mich gewiß nicht auf. Dann darf ich mich nicht aufdrängen, wenn ich etwas auf mich halte. Dann muß ich verzichten können . . . Diese Mutter nun ist, wie meine Anna selbst sagt, eine seelengute Frau, die von dieser Anna Mendel hier entzückt, jawohl, einfach entzückt ist, weil sie eine lebendige Vereinigung aller denkbaren

weib lichen d Tugenden vorstcllt. Sie ist so entzückt von dieser Dame, daß sie toll vor Freude wäre, wenn ihr Sohn sie bekäme, daß sie sogar ganz vergessen würde, nach ihrem Geldsack zu fragen. Von eitter_ gewissen Anna Mühlberg aber, einer höchst zweifel haften Person, will sie durchaus nichts wissen, trotzdem sie sie im Leben nie gesehen hat. . . Nun stehen die Sachen so, daß dieser Mutter Sohn, Doktor Heinz Peters, zukünftiger Gnmnasialprofessor, durchaus jene hergelaufene Anna Mühlberg heiraten

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 01.10.1930
Physical description: 10
(Seil« 166. .Der Bergfried' Nr. 40. jaus dem Auge. Anna treibt den Kutscher zur Eile — kuch ein schweres Stück Arbeit! Sie gibt Trinkgeld. Nun gehts leichter, rascher die Fahrt an den Schwefel fabriken vorbei, dem Port Ulysse, Ognima zu. Der Begleiter war nit mehr zu sehen. Der Sekt liegt ihm schwer in den Füßen, im Kops. Beim Gitter verriegelt sie sorgsam Gittertor und Haustüre und verschwindet. Zu Hause! Das Schwerste der Rolle war gut ge spielt. Gott Dank, nun konnte

sie wieder sein, wie sie der Herrgott geschaffen und da hatte er gut getan, sie nit zu einer vornehmen Weltdame zu verdammen. Ihr war wohler. Nun konnte er kommen, der Schänd ung? Nun möchte Anna gerne etwas ausruhen, aber es gab noch wichtigeres zu tun. Sie zieht sich um und verpackt Hildes Kleid, bindet sich die weiße Schürze um, steckt Geld und Pistole ein. Ohne die geht sie nun nit mehr. Der Doktor hat auch eine. Sie holt die Milchkanne und geht. Fest schließt sie Türe und Gitter. Der Buckel ist auch schon da. Der Sekt muß

stark gewesen sein. Ihr „süßer Eduard" vom Hotel Oriental lehnt im spitzen Winkel an der Garten mauer und klingelt mit verdächtig kleinen Aeuglein auf das goldglänzenüe Meer hinaus. Er hat in seinem Dusel jede Vorsicht vergessen. „Schon zurück, liebes Fräulein? Ich sagt es ja, so was kommt alle Tage vor. Und wie geht es Ihrer gnädigsten Gebieterin. Ein reizendes Wesen, das? Gott, diese Linien!" Anna tut erstaunt. „Oh gut, ganz gut, danke. Aber woher kennen denn Sie Fräulein Kassel?" Lachend

klatschte der Betrunkene in die Hände. „Ha, haa, das ist eine Frage! Woher ich sie kenne? Hab doch im „Oriental" süße Stunden mit ihr ver lebt, während Sie, mein reizendes Kind, Reißaus ge nommen haben. Einzig schön wars! Wären Sie doch nur nit so rasch gekommen, wie gerne hätte ich Ihre herrliche Dame noch länger bei mir zu Gaste gehabt und. . . Anna wurmt das. Zorn schwillt. Sie schreit ihn an: „Die wird einen feinen Eindruck von Ihnen weg haben. Ein solches Musterexemplar von einem Roß Gottes

hat Christus bei seinem Einzug in Jerusalem nit besessen!" Er begreift nit, was sie damit sagen will. Anna wartet auch nit darauf, es hätte lange dauern kön nen. Sie geht nit zur Milchhandlung, trotz der Kanne. Sie eilt zum Postamt. Heute muß sie den Welschen Possen spielen, so viel als nur einmal möglich. Gleich zeitig will sie Doktor Sarto auf ein Nebengeleise brin gen, falls er den Braten riechen und Hilde nachfahren sollte. Anna telegraphierte an das Stattonshotel in Mes sina, daß im Verlause

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 11 of 24
Date: 08.03.1902
Physical description: 24
. Polar fevern: halbwciß 2 ;weih 2,50. Silbertveitzr«iinfe-u.echwa- nenfeveraS; 8.50; 4; 5. Silberweiße Giinfe-U.Schwanenvau- ne« 5.75; 7; 8; 10 Ji. Echt chinesische «anrdauncn 2,50; 3. Polardaunen 3; 4; 5 Ji. Jedes belieb. Quantum zollfrei geg. Nachn.t NichlgefallendeS bereitw. auf unsere Kosten zurückgeruun. peohsr & Co. ln Herford Nr. 30 in Westfalen.» ftr Probe« u. ausführl. Preisliste«, auch über Bettstoffc. ««sonst und bortofreil Angabe der rrelslsxen erwünscht!. Frau Anna CstUag! Ersuche

um umgebende Zusendung von sechs Tiegeln Ihrer bewährten Hsarwmch «pomade per postnachnahmr an die Adresse: Frau Gräfin Cavriani-Auersperg Schloß Gleichenberg Graz. Wohlg. Frau Anna CstUag! Wollen Sir mir gefälligst postwendend wieder zwei Tiegel Ihrer ausgezeichneten Haarwuchspomade per poltnachnahme zu- zrndrn. Achiungsvoll Cmilie von Hann,garten. Steyr, Frau Anna CstUag! Ersuche Sie, mir postwendend einen Tiegel Ihrer ausge zeichneten Pomade zufenden zu wollen. Fudn». p. v. Fiedig, peichenderg. Wohlg

. Frau Anna CstUagl Von Ihrer berühmten Haarpomadr ersticht um noch einen Tiegel Graf Felir Conrerz, Wien. Mohlg. Anna CstUag l Sitte mir postwendend zwei Tiegel Ihrer ausgezeichneten Haarpomadr senden zu wollen. F. Schweres v. Keindorf k. u. k. Hauptmannsgattin in Prag. Frau Anna CstUag, Mienl Ihre mir gelieferte Cfillagpomadr hat mir ausgezeichnete Dienste geleistet und freut es mich, nach so kurzer Zeit de« Ge brauches, Ihnen von einer unbedingt vorthrilhaften Wirkung Mittheilung

machen zu können und werde ich ste allen meinen Freunden und Srkannten wärmstrns empfehlen. Abele Sandrock. Schaulpirlerin. Guer Mohlgeboren! Ersuche högichst, mir einen Tiegel von Ihrer ausgezeichneten Haarxomade per poltnachnahme gütigst senden zu wollen. Guido Graf Starhernderg, Süpösd. Wohtg. Frau Anna CstUagl Baben Sie die Güte, mir von Ihrer bewahrten Pomade drei Tiegel zu senden. Iarob Girardi *. Gbenstein, Trient. Wohtg. Frau Anna CstUag, Wien! Im Aufträge Ihrer Exzellenz Frau v. Szögyeni-Marich bitte liögichst

mir einen Tiegel Ihrer ausgezeichneten Pomade ruszufolgen zu dem Preis von 8 fl. Rehmen Sie gleichzeitig den Dank entgegen. Frau Gräfin hat sich außerordentlich lobend ass- Srfprochen über den Erfolg der Pomade. Mit vorzüglicher Hochachtung Frida Giefa Kammerfrau Ihrer Exzellenz leb Anna Csillag mit meinem 185 Zenlimeler langen Diefen-Lorrlen-Haar, habe solches in Folge 14 monatlichen Gebrauches meiner felbllertnndenrn Pomade erhalten. Dieselbe ist von den berühmtesten Autoritäten als das einzige Mittel

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 13 of 16
Date: 04.08.1906
Physical description: 16
EoSerne Erzählung von P. F. Iezma. Nachdruck verboten (Fortsetzung.) 12 . „Dein Aussehen will mir ganz und gar nicht gefallen, Lilli!" sagt Anna bekümmert zu ihrer Schwester. „Du kommst ja blässer als du fort gingst aus der frischen Luft zurück! Ist dir nicht wohl? Verspürst du irgend etwas, was dir Be schwerden verursacht?" „Mir fehlt gar nichts, liebe Anna." Lilli setzt sich still in die Ecke des Erkers, in der sie von dem in reichem Faltenwurf herabhängenden Vorhang vor den Blicken

aller im Zimmer be findlichen Personen verborgen wird. „Ja richtig, war Vetter Emil hier?" „Um diese Zeit besucht er uns ja nie, wie kommst du denn dazu, das zu fragen?" „Ach, ich meinte nur so." Er ist also nicht von ihr' zu Anna geeilt, um ihre Hand zu erbitten. Eine Pause. „Lilli!" „Anna?" „Ich habe dir etwas Betrübendes mitzuteilen, erschrick nur nicht. Die arme Frau von Wölser ist heute früh von ihren Leiden erlöst worden." „Dann kann Hei. . . dann muß ja Mister Whitehead seine Abreise nach England

noch ver schieben?" „Allerdings. Willst du nachmittags mit mir in die Stadt fahren? Ich muß einen Kranz be stellen." „Ich möchte auch im Sommer sterben!" sagt Lilli träumerisch. „Und Rosen — in lauter Ro sen mußt du mich betten." „Törichtes Kind — der Natur der Dinge nach kommt die Reihe zuerst an mich." Wieder Stille. „Anna —" „Nun?" „Diese Todesfälle — so rasch nacheinander — das Cottageviertel ist mir unheimlich gewor den. Geht es nicht, daß wir heute unter irgend einem Vorwund in der Stadt bleiben

sein könnte wie du!" „Tu wirst es schon werden — denke nur immer erst ein wenig über das nach, was du tust und sprichst, dann kommt das richtig und gut handeln ganz von selbst." Lilli seufzt nur tief auf. „Jetzt bleibt Elisa beth natürlich nicht länger bei Wölsers?" wirst sie nach einer Weile hin. „Mich wundert, daß sie noch nicht hier ist." „Jetzt wird es wohl Ernst werden zwischen ihr und Graf Zorndorf." Anna lacht. „Zerbrich dir doch den Kopf nicht über Dinge, die dir vollständig gleichgültig sind." Gleichgültig

? Ihr! Das . . . ! Lilli nimmt ein Buch von dem Tisch, neben dem sie sitzt, und schlägt mit geflissentlich lautem Rascheln ein paar Blätter in ihm um. Sie weiß, daß sie daraufhin von Anna in Ruhe gelassen wird, nie stört sie jemanden, der arbeitet. Sie tut dies übrigens auch, Lilli hört das hastige Kritzeln ihrer Feder. Es tut ihr wohl, so allein mit ihren Gedanken zu sein. Sie ist dies noch keine halbe Stunde, als sich rasche Schritte der Zimmertür nähern. Wie fatal! „Stör' ich Sie, Fräulein von Moosbach

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 23.06.1906
Physical description: 16
98 sich mit einem plötzlichen Entschluß Anna zu und nimmt ihre Rechte in seine beiden Hände. „O du blinder, guter, hartherziger Apostel der Pflichterfüllung! Ist dir denn nicht der Gedanke gekommen, daß du vielleicht besser für Lillis Zukunft sorgst, wenn du den Dingen ihren Lauf, und mich so viel als möglich in Lillis Ge sellschaft weilen läßt?" Anna blickt Emil fest in die Augen. „Willst du damit sagen, daß ich dich als einen Bewerber um Lillis Hand betrachten soll?" „Wenn es mir gelingt

sind, um aus sie hin von dem abzuweichen, was mir als die sicherste Bürgschaft für Lillis Zukunft erscheint." Emil fährt empor, als habe er einen Peitschenhieb erhalten, ist beleidigt, zornig, erstaunt. Ihm, der seit Jahren daran gewöhnt ist, sich mit rücksichtsvollem Respekt behandelt zu sehen, ihm sagt man geradezu, daß er unzuverlässig sei, ein Mensch, dessen Worten man keinen Glauben schenken könne. „Wie kannst du's wagen?" fragen seine flammenden Blicke, die Anna mit ruhigem festen An schauen erwidert, bis seine Augenlider

ihm dies ihren Be sitz erscheinen, verlangender als je macht das Begehren nach ihr sein Blut wallen. Mit leidenschaftlichem Ungestüm streckt er Anna bittend seine Hände entgegen, aber er ist unfähig zu sprechen, es bedarf einer gewaltigen Anstrengung, um seine Kehle frei zu ma- chen. „Du hast recht, Anna," stößt er gebrochen hervor, „ich habe damals tadelnswert gehandelt. Aber nicht mit Vorbedacht, nicht aus Ueberlegung. Mein Herz war voll dankbarer Verehrung für dich und in der Stille unserer Weltabgeschiedenheit

mich ab, mich dem andern aus zusetzen. Wie immer — meine Pflicht wäre es gewesen, zu reden', das seh' ich jetzt ein. Allein, daß ich durch mein Schweigen jeden Anspruch auf Glaubhaftigkeit verwirkt haben soll, damit gehst du zu weit, Anna!" Nachdenklich hat Anna Emils Verteidigung angehört, jetzt nickt sie zustimmend. „Deine Darstellung läßt das Vorgefallene entschuld bar erscheinen. Die Tatsache jedoch, daß du in Empfindungssachen Wandlungen unterworfen bist, bleibt bestehen. Ich kann und will Lilli nicht einer Enttäuschung

aussetzen, die hieraus für sie resul tieren könnte." „Anna — du bestrafst mich hart für mein Verschulden! Und du Ulst mir unrecht. Meine Empfindungen haben sich nicht verwan delt! Ich hege dieselbe brüderliche Dankbarkeit und Wertschätzung für dich, mit der ich dir von jeher anhing. Begreife cs doch, daß nur die Einsicht, dies Empfinden genüge nicht als Basis für den Abschluß einer Ehe, mich bewogen hat, nur dein Freund zu bleiben." „Und wenn dir auch jetzt wieder solche Bedenken kämen?" „Das wäre

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 24
Date: 21.06.1902
Physical description: 24
Nr. 25. |(ntfrljaltunplilßtt M „Tiroler tond-Ieilung". 1902. Nachdruck verboten. Die Vtume vom slöfsjösalle. Von Lars Lunell. Aus den; Schwedischen übersetzt von Karin. — Autorisierte Uebersetzuug. (Schluß.) In dem Hellen Schatten des Sommerabends schwebte die Jugend um die geschmückte Tanne, und die Töne der Violine über tönten den Gesang der Vögel, die auf den Bäumen saßen. Anna nahm nicht an dem Tanze teil. Schweigend und in sich gekehrt satz sie bei der Tanne, wo sie und Nils

in einer Sommernacht vor ihrem Vater gestanden hatten, in die glücklichen Erinnerungen an dahingeschwundene Tage vertieft. Nils, welcher mit seinem Kameraden umherwanderte, erblickte endlich Anna. Er eilte voraus und begrüßte sie. Anna war jetzt schöner als früher, obgleich etwas bleicher. Es war die Blume in ihrer vollen Schönheit, die jetzt vor ihm stand, und er sah es. Auch der Freund fühlte sich von Anna's Schönheit angezogen. Vertraulich legte er sene Hand auf ihre Schulter und sagte auf Nils blickend

: „In Deinen Wäldern scheinen schöne Blumen zu blühen, Nils!" „Sie wird auch Nils Gattin werden," rief einer der Finnen, der sich genähert hatte, mit zuversichtlicher Stimme. Der Fremde warf einen scharfen, forschenden Blick auf Nils, dessen Gesicht sich mit einer dunklen Röte überzog. Hastig führte er den Fremden von Anna fort und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie konnte die Worte nicht verstehen, aber er wich ihr aus und ihr spähendes Auge sah deutlich, wie er fürchtete, sein Freund könnte glauben, er hätte

seine Wahl unter den Mädchen des Finnen- rvaldes getroffen. Nils hatte während seines Aufenthaltes auf der Schule die Blume des Löfsjöfalles vergessen, und kürzlich hatte er sich seine Braut aus einer reichen und angesehenen Familie ausersehen und ihr „ja" erhallen. Die Ursache, warum er sein früheres Verhältnis Zu Anna vor seinem Kameraden zu verheimlichen suchte, lag in dem Umstande, daß der Fremde ein Bruder seiner Braut war. Die kurze Sommernacht näherte sich ihrem Ende, aber immer noch stand Anna

hernieder. Ein munteres Liedchen trällernd, ging Nils den Waldpfad ent lang, als plötzlich einige wehmütige Töne sein Ohr erreichten. Er stand und horchte. Ach, er erkannte die Stimme, die früher so geliebte Stimme, und mit zurückgehaltenem Atem lauschte er, als Anna sang: „Falle, leichte Flocke nieder Und bereite still mein Grab, Denn die Brust, die hier entbrannt, Kühlst Du wie mit sanfter Hand, Und ich sehne mich hinab, In die kalte Ruhe nieder." Nils fühlte, daß sein Gewissen ihn anklagte. Er mochte

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 12 of 16
Date: 29.03.1903
Physical description: 16
Die junge Frau begibt sich in das Nebenzimmer. Besinnungs los, in wilden Fieberträumen, liegt die Kranke im Bett. Auf einem Stuhl davor fleht ein Waschbecken mit einigen Tüchern und mehreren Eisstücken, deren Zweck Frau Anna sofort klar ist. Kalte Umschläge legt sie der Fiebernden auf Stirn und Brust, zieht ihr die Kissen zurecht und streicht das wirre Haar aus dem glühenden Gesicht. Tann geht sie hinaus zu den Kindern, mit denen sich Marie schon beschäftigt hat. Die kleinen Schmutzfinken

werden gewaschen, dort hinein, schaut voll tiefen Mitleids auf die Kranke und legt ihr neue Eisumschläge auf. Die Kleinen aber am Tisch lassen es sich gut schmecken und beißen mit ihren schneeweißen Zähnchen herzhaft hinein in Schinken und Wurst, und als ihnen nun gar Frau Anna einen winzigen Schluck süßen Tokayers gibt, da wollen die kirschrothen Lippen nicht mehr still stehen. Aber „Pst! Pst!" Laut darf es nicht werden. Nun haben sie gegessen. Dem tleinen Mädchen fallen die Augen zu. Frau Anna und Marie

den erstaunten Kleinen von all den Herrlichkeiten vor. Nun essen sie, und die Augen der Kinder glänzen vor Freude. Mehr aber noch glänzen Frau Annas Augen, da sie diese glücklich am Tisch sitzen sieht. Alles jedoch geht still und ruhig zu, und wenn die Kleinen in ihrer Freude ja einmal ein zu lautes Wort sagen, so legt Frau Anna den Finger aus die rothen Lippen, niacht „Pst!" und deutet schtoeigend nach dem Nebenzimmer. Sie selbst geht hin mrd wieder an. Frau Anna zieht den Jungen aus, Marie das Mädchen

Aber — wo ist das Bett der Kinder? Man sucht und findet. Im Krankenziiuiner steht es. Da darf es selbstverständlich nicht bleiben. Heraus also mit ihm. Frau Anna und Marie fassen die Bettstelle an, und Marie wundert sich, wie herzhaft ihre Gebieterin mit den kleinen, weißen, beringten Händen zuzugreifen versteht. Freilich, das weiß sie ja längst: Frau Anna ist immer anders ge wesen als alle die übrigen In das Wohnzimmer tragen die Beiden das Bett. Die Kinder werden hineingelegt. Frau Anna selbst zieht

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Tiroler Post
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Page 2 of 20
Date: 29.06.1906
Physical description: 20
98 Seite 16 Bicken 8 zi Schiiakew Brotspec Banehflei Schwein« Preise s Nachnahme Maximil Wien, Xi Bar, leisten bessere ' Nutzen, schärf allein. Der Stück fl. 2 50, f Rudolf <S SostZ Vor Schwind Blpenlulikun u. Schwefelb komfortabel; t rei durch die LI ist a Mt NsM K.l. (Stuf sehn Mur MM sich mit einem plötzlichen Entschluß, Anna zu und- nimmt ihre Rechte in seine Leiden Hände. „O du blinder, guter, hartherziger Apostel der Pflichterfüllung! Ist dir denn nicht der Gedanke gekommen

, daß du vielleicht besser für Lillis Zukunft sorgst, wenn du den Dingen ihren Lauf, und mich so viel als möglich in Lillis Ge sellschaft weilen läßt?" Anna blickt Emil fest in die Augen. „Willst du damit sagen, daß ich dich als einen Bewerber um Lillis Hand betrachten soll?" „Wenn es mir gelingt, Lillis Herz zu erobern, ja. Nun? Du schweigst?" '„Verzeih. Ich befinde mich, in einer sehr peinlichen Lage. Ich muß etwas erwähnen, was zu berühren mein Zartgefühl verletzt. Trotzdem muß ich sprechen. Ich muß dich daran

ist, sich mit rücksichtsvollem Respekt behandelt zu sehen, ihm sagt man geradezu, daß er unzuverlässig, sei, ein Mensch, dessen Worten man keinen Glauben schenken könne. „Wie kannst du's wagen?" fragen seine flammenden Blicke, die Anna mit ruhigem festen An schauen erwidert, bis seine Augenlider zu zucken ansangen und langsam, langsam über die Augensterne herabsinken. Seine Ge danken sind zur Vergiangenheit zurückgeflogen und haben die An klage erhoben, daß Annas Beschuldigung nur Wahrheit enthält. Wie ihn das beschämt

und demütigt! Und neben dem Gefühl der Er niedrigung, das ihn unsagbar peinigt, steigt langsam heiße Angst irr ihm empor. Der Gedianke blitzt in ihm auf, daß die Rück wirkung seiner alten Schuld sich trennend zwischen ihn und Lilli schieben könne. Köstlicher je vorher läßt ihm dies ihren Be sitz erscheinen, verlangender als je macht das Begehren nach ihr sein Blut wallen. Mit leidenschaftlichem Ungestüm streckt er Anna bittend seine Hände entgegen, aber er ist unfähig zu sprechen, es bedarf

einer gewaltigen Anstrengung, um seine Kehle frei zu ma chen. „Du hast recht, Anna," stößt er gebrochen hervor, „ich habe damals tadelnswert gehandelt. Aber nicht mit Vorbedacht, nicht aus Ueberlegung. Mein Herz war voll dankbarer Verehrung für dich und in der Stille unserer Weltabgeschiedenheit Hab' ich geglaubt, daß das genüge, um dein Leben und meines zu vereinen. Bei mei ner ersten Berührung mit der Welt jedoch ist mir klar geworden, daß mich Selbsttäuschung irre geführt hatte. Ich hätte dir frei lich

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Newspapers & Magazines
Tiroler Land-Zeitung
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Page 5 of 10
Date: 28.06.1913
Physical description: 10
eine Einantwortung nach Hermine Lechleitner oder eine beglaubigte Vollmacht der selben brauche. Da Lechleitner eine Einant wortung über das Vermögen seiner Tochter Hermine nicht besaß, glaubte er auf die einfachste Weise in den Besitz dieses Vermögens gelangen zu können, indem er am 2. November 1911 seine Tochter Anna, seither verehelichte Schlichtherle, nach Reutte sendete und ihr den Auftrag gab, sich unter dem Namen Hermine Lechleitner eine legalisierte Vollmacht zu verschaffen. Anna Lech leitner

, welche über diese Angelegenheit weder mit dem Vater noch mit jemand andern vor dem 2. November 1911 gesprochen hatte, begab sich, dem väterlichen Aufträge Folge leistend, mit einem verschlossenen Briefe in die Kanzlei des Dr. Stern nach Reutte, welcher sie fragte, wie sie heiße, worauf sie ihm ihren wahren Namen Anna Lechleitner angab. Dr. Stern füllte hierauf, ohne sich mit der Lechleitner in weitere Unter redungen einzulaffen, ein vorgedrucktes Vollmachts formulare für Anna Lechleitner auf deren Vater aus und beauftragte

das Kanzleifräulein, sein Konzept mit der Schreibmaschine zu kopieren und schickte die Anna Lechleitner, ohne in die Kopie der Vollmacht Einsicht genommen zu haben, in die Kanzlei des Bezirksgerichtes zur Legalisierung ihrer Unterschrift. Das Kanzleifräulein schrieb auf die Vollmachtskopie statt Anna den falschen Namen Hermine Lechleitner, weil sie die Tochter Lechleitners nicht kannte, aus dem Briefe desselben an Dr. Stern aber ersehen hatte, daß Lech leitner eine Vollmacht seiner Tochter Hermine wünsche. Anna

Lechleitner begab sich nun in die Gerichtskanzlei, verlangte die Legalisierung ihrer Unterschrift und setzte ihren wahren Vornamen Anna auf die in der Kanzlei Dr. Sterns ange fertigte Vollmacht, welche von Hermine Lechleitner auf ihren Vater lautete. Dem legalisierenden Beamten, welcher die vor ihm erschienene Anna Lechleitner persönlich nicht kannte, siel der Widerspruch zwischen der abgegebenen Unterschrift und dem Namen der Vollmachtgeberin im Texte der Vollmacht auf. Er fragte den anwesenden

Kanzleioffizianten, ob er das Fräulein kenne und dieser bestätigte, daß es eine Tochter des Hermann Lechleitner von Elmen sei, den Namen derselben wisse er aber nicht, da Lechleitner mehrere Töchter habe. Der Beamte machte nun die Anna Lech leitner auf den Widerspruch aufmerksam, worauf sie in Erinnerung an den väterlichen Auftrag, ihm eine beglaubigte Vollmacht ihrer Schwester Hermine zu bringen, die unrichtige Angabe machte, sie heiße Anna Hermine und ihrer ersten richtigen Unterschrift den Namen Hermine

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 25.11.1931
Physical description: 10
Seite 190. ..Der Bergfried" Nr. 48. „Dumm, Anna? Das versteh ich nicht." »fIch ich — bin — ihm — davongelaufen!" Tränen erstickten ihre Stimme, eine Weile hörte man nur ihr neuevliches. stoßweises Schluchzen. „Davongelaufen? Aber warum denn. Anna? War er nicht gut zu dir?" fragte Frank noch einmal. «Ich — ich — sollte — Geld bringen! Auf-die Straße gehen, weißt du!" kam es endlich stammelnd über die zuckenden Lippen. „Er hat mir schöne Kleider ge bracht und " „Und das tu ich nicht! Nein

, dazu laß ich mich nicht herbei! Denn, nicht wahr Herr nicht wahr, Karl, das ist ja doch das einzige, was unsereins noch hat: die Anständigkeit!" Frank gab es einen Stich bei diesen Worten. Schwer atmend fuhr er sich mit der Hand über die Stirn und durch das dichte Haar. „Was haben hast du denn, Karl?" Erstaunt schaute das Mädchen zu ihm auf. „Nichts! Sprich nur weiter, Anna! Erzähl mir!" drängte er. um den forschenden Blick von sich abzu lenken. „Es rst eigentlich nichts mehr zu erzählen

sie. als müßte er sie aus einer Umnachtung wecken. „Nein, Anna! Was du da sagst, Anna, nein! Das ist. nicht wahr! Es mutz nicht immer so sein!" stieß er heiser hervor. • Maßlos verwirrt und erschreckt starrte Anna ihren Begleiter an. Menschen umdrängten sie, Schimpfworte wurden laut, aber die beiden hörten und iahen nicht» was um sie her vorging. Das Bewußtsein für Zeit und Ort versank hinter dem drohenden Gespenst, das aus einem unsichtbaren Nebelmeer heraus auf sie zuschritt. Endlich hatte sich Anna

wieder in die Wirklichkeit zuruckgesunden. „Was soll nicht wahr sein, Karl?" fragte sie zaghaft. „Karl, was ist denn mit dir?" Langsam löste sich der eiserne Griff der sorgsam ge- pflegten Mannerhand, die ihren Arm wie eine eherne L^^Eammert hielt. Und allmählich dämmerte in dem Mädchen eine dunkle Ahnung aus. „Was hast du denn eigentlich für einen Beruf, Karl? würgte sie mühsam hervor. „Was bist du denn eigentlich?" ..."Ein Dieb. Anna! Ein Schwindler! Ein Betrüger!" stieß er keuchend heraus. „Und doch! Nein, Anna

! Ich habe mw nur mein Recht genommen. Und dann, — ich habe mich gerächt, Anna, für euch alle und für die Un- gerechtlgkeiten und Härten, die man euch antut." „Aber Karl, wer gab dir das Recht dazu? Wer hat dich dazu bestellt?" „Ich mich selbst! Doch komm, Anna, dort hinüber in die Anlage, ich will dir alles sagen, ich will dir erzäh len, wie es kam." Ihm war, als dürfe er sie nicht mehr von der Seite lasten, als müsse er sie zwingen, ihn anzuhören, damit er sich einmal alles von der Seele reden konnte, was darauf lastete

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 16
Date: 23.05.1936
Physical description: 16
Seite 5 <)} r 118 Samstag, den> 23. Mai 1936 Anna ffioleyn %nv UOO. Wiederkehr ihres Minriehlu ii gSteiges Der Name Boleyn spielt in der Veibensg eischichte des vor vierhundert IUhren lebenden englischen Königs HeinrichVIll. ^jne schwerwiegende, !ja entscheidende Rolle. Wenn der Ihomas Böleyn -nicht die Elisabeth Howard geheiratet ^jlie. würde die Weltgeschichte und auch die Geschichte des Kritischen Reiches heute ein ganz anderes Antlitz tragen: dann wäre -England katholisch geblieben

. Also soll man ihn nicht für brutal halten. Brutal ist er nur durch seine zahlreichen Hinrichtungen. Während seiner 38jährigen Regierungszeit M 1509 bis 1547 hat er 976 Menschen öffentlich hinrichten lassen. Seine erste Lübbe schenkte er als siebzehnjähriger Prinz von Wales der schönen Frau Elisabeth Boleyn, einer ge borenen Howard, deren Familie königlichen Mutes war. Diese Frau war die Mutter seiner späteren Geliebten Mary Bölchn und seiner Zweiten Gattin Anna Boleyn, die er in ieiner Launenhaftigkeit vor vierhundert Jahren

-war auch ein achtzehnjähriges Mädchen, namens Anna Boleyn. Zwar besaß sie tief schwarzes Haar und ebenfalls solch dunkle Augen von teuflischem Mauz, der auf die Männerwelt hypnotisierend wirkte. Doch am Halse trug sie ein großes Muttermal. Sie verdeckte es stets mit kmem breiten Samtband, das sie um den Hals trug. Da mals glaubten die Menschen noch, daß Frauen, bie ein solches Muttermal hatten. Hexen waren und mit dem Satan Umgang trieben. Aus diesem Grund eben vebbarg sie diesen -Schönheitsfehler vor den neugierigen

Micken ihrer Umwelt. Dann wiesen ihre Hände eine recht merkwürdige Abnormi tät aus. Zeitgenossen behaupteten, Allna Boleyn hätte an jeder Hand sechs Finger gehabt. Kardinal Wolsey haßte dieses Mädchen und belegte es mit dem ^Schimpfnamen „Nachteule", eine Beleidigung, die Anna ihm nie verziehen hatte. Später als Königin von England nahm «sie schwere Rache an ihm, indem sie ihn durch Eromwell auf der weiten Reise von Pollk zuni Tower zu Tode martern lieh (1531). Das war ihre Rache. Durch Vermittlung

ihrer -Schwester erhielt Anna den 'Posten einer Ehrendame bei der Königin Katharina. Der König selbst sah sie zum erstenmale bei ihrer !Schwester und war sofort von ihrer Jugend und 'Schönheit vollkommen eingenommen. Deshalb setzte er sich in den Kopf, sie zu seiner Freundin zu machen. -Aber -Anna hatte einen ganz anderen Plan. Sie wollte kein -Spielzeug, kein Zeitvertreib eines narrischen Königs werden. Sie wollte die Flecke ihres guten Namens Boleyn. die ihre Mutter und Schwester verursacht

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 26.03.1942
Physical description: 4
(Nachdruck verboten) (%94 ‘dMßllM? KHMs ■ Horn-Verlag. Berlin SW 11, Saarlandstraße 24. Anna, die jüngste, stand Zwischen den Schwe stern. Sie machte einen gleichgültigen, etwas müden Eindruck und kleidete sich, wenn inan nicht streng auf sie achtete, oft nachlässig und ungepflegt. Sie war, wie das häufig bei Letzv geborenen ist, von der Mutter verzogen und verwöhnt, ein richtiges „Nestküken". Sie stand in dieser Welt und dachte voller Gleichmut: So, da bin ich, bitte genießt

dann fort in ihrer Schwärmerei: „Du warst eben niemals jung, du warst schon siebenundzwanzig, als du noch siebzehn warst! Du hast noch nie richtig geliebt, das ist es!" Käthe wußte freilich nicht, wie schwer Ma rianne solche Worte treffen mußten. Sie wußte nichts von Mariannes Gefühlen zu Harald, well es ihr nicht gegeben war. in die Tiefe zu schauen, sie sah nur immer die Oberfläche. „Gebt doch endlich Ruhe!" maulte Anna, „ich will schlafen. Wenn man den ganzen Tag wie ein Pferd geschuftet

hat, will man seinen Frie den." „Ja, du Spatz hast es gut", meinte Käthe, schlug die Bettdecke zurück und kitzelte Anna unter dem Fuß. Anna kreischte auf und rollte sich wie eine Katze zusammen. — „Du bist ver sorgt und aufgehoben. Aber was sollen wir denn sagen — Marianne und ich? Sollen wir vielleicht alte Jungfern werden? Ich fürchte, dazu habe ich nicht das geringste Talent!" „Ihr könnt es doch eben so gut haben wie ich. wenn ihr nur wolltet", nölte Anna, „Melchert reißt sich ja die Beine nach dir aus —." „Melchert

um deinen Oberkellner, der dir geradezu verschmachtende Blicke zu wirft!" So ging das Gespräch fort, bis Anna schließ lich sanft eingeschlafen war. und Marianne und Käthe es auch für wertvoller hielten, sich durch so wenig fruchtbare Gespräche nicht die Nacht ruhe zu verkürzen, die sie doch so nötig hatten. Mittags ging Anna immer hinüber zur Auto bahn und brachte ihrem Verlobten das Essen. Gleich hinter dem Zweistöckigen Gasthof „Fin kenkrug", das mit seinen spitzen Giebeln und Schiefertürmen am Rande des Waldes

stand, streckte sich das flache, zweckentsprechende, ein fache Gebäude des Autobahnhofs. Daneben waren Westblechgaragen für etwa dreißig Wagen. Es war ein drückend heißer Julitag. Der Tankwart Rothe faß im Schatten einer alten Kastanie und rauchte eine Zigarette. Als er Anna kommen sah, sprang er schnell auf, ging ihr entgegen. „Endlich kommst du!" sagte er, „ich habe einen verdammten Hunger — jeden Tag wird es später mit dem Essen!" , „Ich kann mich auch nicht in zwei Teile tei len", antwortete

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 08.10.1930
Physical description: 10
Seil« 1 62. ,,'JD ec K)< r g ( c I e t>" Er hat zugesagt. Natürlich, diese wandelnde Nieder tracht! Jedenfalls würde er sehr pünktlich sein. Doch indessen war sie ja auf der Fahrt nach Messina. Rasch kleidet sie sich um, nimmt Doktor Kassels Kof fer und versperrt Haus und Garten. Den Schlüssel trägt sie zu Giulio. Sie sagt ihm auch, falls heute abends Doktor Sarto zur Villa käme, möge er ihm sagen, die Damen lassen sich empfehlen, in Messina möge er sie im Stationshotel besuchen. Anna fährt

zum Bahnhof. Sie sä-aut nit um. Einer lei ist es, ob ihr der Buche! von Hotel Oriental folgt. Sie löst sich eine Karte, vorläufig nur bis Messina, steigt in ein Damenabteil und verriegelt es. Eben sieht sie noch den Buckel im Eilschritt verschwinden. So wars gut. Der rannte jetzt graüwegs zu Doktor Sarto und dieser war doch schon auf dem Wege nach Ognina zu ihrer Villa. Anna sitzt wie aus Nadeln. Längst zeigt die Bahn- hosuhr über sieben. Der Zug steht noch immer. Sie fragt einen Bahnbediensteten

nach dem Grunde dieser Verzögerung. „Man mutz die Ankunft des Personenzuges von Messina her abwarten, er hat zehn Minuten Verspä tung." Nun satz sie in der Tinte. Sollte sich der ganz unnot wendige Streich heimzahlen? Anna läßt das Eingangsporta! zur Halle nit mehr aus dem Äuge, hält sich aber hinter dem Vorhang möglichst versteckt. Jeden Moment konnte der Doktor da sein. Helf Gott, da konnte sie noch etwas erleben! Sie mußte ihm ausweichen, um jeden Preis, dem Menschen war alles zuzutrauen, zum mindesten

brachte sie ihn nit mehr los und wenn sie bis München fuhr. Sieben Uhr vierzehn! Der Gegenzug fährt ein, zweites Geleise. Vom Por ta! her stürzt der Doktor in den Schnellzug. Herrgott, wenn ihn der Spion getroffen und ihm den Wagen gesagt hatte. Er hatte ihr ja zugesehen, wie sie einge- stiegen war. Obendrauf war sie noch allein im Abteil. Anna reißt den Koffer an sich, eilt über die Platt form in den nächsten Wagen, weiter, weiter, bis in einen Wagen dritter Klaffe. Hier würde er sie nit suchen

ab. Nun ist sie im Wagen. Gewonnen! Der Schnellzug ist fort, der Personenzug rollt aus der Halle. Mitleidig fragt sie der Herr, ob sie sich wohl nit beschädigt habe. Warum sie überhaupt abgesprungen sei. Anna erzählt ihm, sie sei in den falschen Zug gestie gen. in den Meffina-Schnellzug, sie aber wolle nun nach Palermo. Anna atmet auf. Nun war sie sicher. Diese letzte, eigentlich nur selbstverschuldete Aufregung hatte sie doch etwas mitgenommen. Sie schläft ein. Da weckt sie der Herr neben ihr. „Palermo, Fräulein

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 13 of 16
Date: 29.03.1903
Physical description: 16
Nicht lange währt es, und die Kleinen schlastn Arm in Arm. Ueber ihre rosigen Gesichter huscht das selige Lächeln des Traumes, der ihnen in bunten Bildern und bunten Steinen und bunten Kugeln seine seltsamen Geschichten erzählt. Frau Anna aber setzt sich jetzt neben das Bett der Kranken, nimmt deren heiße Hand in die ihre und bettet die Patientin aufs neue weich und bequem. „Wie lange wollen Sie denn hier bleiben, gnädige Frau?" fragt jetzt Marie besorgt. „Nun, doch selbstverständlich so lange

, bis andere zuverlässige Hilfe da ist." „Ja, der Berger kann vielleicht erst gegen Morgen von Hoch berg zurückkommen — es ist weit." „So werden wir eben bis dahin bleiben. Bastal" In leisem Flüsterton war's gesprochen, m er dieses „Basta!" hatte trotzdem sehr energisch geklungen. Marie weiß, dagegen ist nichts zu machen. Sie fügt sich also stillschweigend. Es wird still im Zimmer. Tief athmend schlafen die Kinder, die Kranke stöhnt und röchelt, Frau Anna legt liebevoll ihre Hand auf die heiße Stirn der Leidenden

, und draußen wäscht Marie das benutzte Geschirr ab. Da hört man einige Tritte. Ein ganz klein wenig zuckt Frau Anna zusammen. Die Thür geht auf. Es ist der Arzt. Erstaunt erkennt er die Anwesenden. Herzog Nikolaus von Württemberg -j „Aiein Gott," sagt er, „gnädigste Frau, Sie hier?" „Wie Sie sehen, Herr Doktor!" „Aber — ja — wie —" »Fragen Sie doch nicht, lieber Doktor! Lassen Sie sich doch an der Thatsache genügen." Es schimmert feucht im Auge des Mannes, als er Frau Anna herzhaft die Hand drückt

. „Wenn Sie nicht das Evangelium der Versöhnung predigen, gnädige Frau, dann gibt es überhaupt kein solches," spricht er leise. Darauf tritt er zu dem Bett der Kranken. Er fühlt Puls und Herzschlag und schreibt ein Rezept. Schnell eilt Marie damit zur Apotheke. „Ich werde Ihnen meine Magd zur Ablösung schicken," meint der Arzt. „Das lassen Sie nur hübsch bleiben!" entgegnet Frau Anna. „Ich junges Ding werde mich doch nicht von Ihrer sechzigjährigen Halt Vater und Mutter unS gesund, So loben wir Dich aus Herzensgrund! Amen

." Die Kleinen sprechen es nach, und voll kindlichen Vertrauens sehen ihre müden Augen bald auf Frau Anna, bald empor zum Das für Frankfurt a. M. bestimmte Denkmal für Philipp Reis, Erfinders des Telephons. Himmel. Nun legen sie das Haupt auf die Kissen, und Frau Anna küßt leide auf die Stirn zur Gutenacht. Und wie dabei das kleine Mädchen in stürmischer, kindlicher Zärtlichkeit sein weißes Aermchen von dev Reife des Königs Alexander und der Königin Draga von Serbien nach dem Grabe König Milans in Krufchedol

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 28.04.1906
Physical description: 16
Fräulein von Port schach mit ihrer Musiklehrerin macht! Die braucht sich wirk lich nicht so viel einzubilden — sie verrichtet gerade so wie ec hier im Haus für Geld eine Arbeit. Was — das ist nicht d e Hauptsache. Arbeit ist Ar beit! Ohne mehr Worte als die einer flüchtigen Begrüßung aus getauscht zu haben, sind Anna und ihre Schülerin in Elisa beths Arbeitszimmer angelangt. Dort macht ein ziemlich korpu lentes Fräulein mit einem Wischtuch Jagd auf ein paar Staubatome, die sich auf die peinlich sauber

gehaltenen Mö bel niedergelassen haben. Auch sie begrüßt Anna mit großer Herzlichkeit. „Elisabeth hat's kaum er warten können, daß Sie kommen, Fräulein von Moosbach," scherzt sie gutmütig. „Sie behauptet, daß die Uhren an den Tagen, an denen Sic ihr Unterricht erteilen, weit langsamer giugen als an den andern." „Nur bis Anna da ist," sagt Elisabeth innig. „Dann laufen die bösen dafür wieder mit unerträglicher Schnelligkeit." Anna zieht ihre Handschuhe aus. „Wenn sie das tun," er widert sie freundlich

einmal heiratet, wird sie gewiß mit Freuden die Oberaufsicht über ihr Hauswesen in Ihre Hände legen, liebes Fräulein Kruse." „Ich werde nie heiraten, Anna." Das junge Mädchen spricht diese Worte so ernsthaft und mit so eigentümlicher Betonung, daß sich Anna und Fräulein Kru se betroffen anblicken. Anna streckt ihrer Schülerin die Hände cnt- gegen. „Wenn das Ihr Vorsatz ist, Elisabeth, dann wird es mir dop pelt Pflicht, unsere Stunden so viel als möglich auszunützen. Eine Frau, die ihre natürliche Bestimmung

, eine Familie zu gründen, nicht erfüllt, kann nur dann glücklich und zufrieden durchs Leben gehen, wenn sie es mit anregender oder nutzbringender Tätigkeit ausfüllt. Grade die Musik kann uns eine liebe, Trost und Ge- mch bringende Freundin werden, wenn man mit Lust und Fleiß in ihr innerstes Wesen eindringt. Das freilich muß man, ober- Am Feierabend. Nach dem Gemälde von Bell an g er. Aus Alaska, dem Lande der Goldsucher: Ankunft der neuesten hin mit ihr, liebste Anna — wenn ich Sie nicht habe, spiel

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 10 of 16
Date: 07.06.1903
Physical description: 16
gekannter Weise — hättest Du recht, Du schöne Elfe?" Wieder that er einige schnelle Schritte. Dann blieb er auf's neue vor der Skizze stehen. „Und wenn es wahr wäre, daß ich hier die Seele gefunden hätte — so so soljl sie auch der gehören, der ich diesen Fund zu danken hohe: Anna, Du holdes Förstertöchterlein, ja, ich liebe Dich!" Am andern Tage war der Himmel klar. Aber noch herrschte eine dumpfe, schwüle Luft draußen, und der Förster prophezeite für den Abend oder die Nacht ein Gewitter. „Die Vögel

fliegen niedrig," meinte er, „und das Gethier schleicht so gedrückt umher — es wird 'was geben!" Er versprach von seinem Gang durch sein Revier früher zurückzukehren als sonst, damit ihn das vermuthete Unwetter nicht draußen überrasche. Als er fort war, fragte Edmund: „Wollen wir nicht auch ein wenig in den Wald hinaus?" „Ich bin dabei!" entgegnete Anna und setzte schnell einen großen, breitrandigen Strohhut auf, der ihr Gesicht völlig überschattete. Dann gingen sie. Noch glänzten Millionen

Regentropfen auf dem Laube . und den Nadeln der Waldbäume, noch sickerte unter dem grünen Moose überall das Wasser hervor, noch war der grüne Erdboden glatt und schlüpfeng, und noch schüttelte jede Bewegung der Wipfel Tausende von Tropfen auf die Dahinwandelnden. Sie achteten es nicht. Wortlos schritten sie lange Zeit nebeneinander, jedes in tiefe Gedanken versunken. Endlich brach der Graf das Schweigen: „Ich glaube, unsere Abschiedsstunde naht bald, Fräulein Anna! Unter deil Briefen, die ich heute erhielt

, war einer, dessen Inhalt mich wahrscheinlich nöthigen wird, auf einige Wochen nach meinen Besitzungen in Schlesien zu gehen — wir werden dann weit voneinander getrennt sein!" Sie war bei seinen ersten Morten erschrocken zusammen gefahren. Aber sie faßte sich bald. „Wir würden es bedauern, Herr Graf," antwortete sie, „so bald wollte Papa Sie nicht loslassen. Er hatte gehofft. Sie würden sich Ihre Staffelei kommen lassen und mindestens noch für einige Wochen unser Gast sein!" „Auch ich hätte das gewünscht, Fräulein Anna

zu richten haben." „Also auch die freiesten Menschen, die Künstler, haben Verpflichtungen?" fragte sie mit leisem Lächeln. „Auch diese! Und wer wäre ohne solche? Glücklich der, dem sie in unserer anspruchsvollen Zeit wenigstens nicht über den Kopf wachsen!" Wieder schritten sie schweigend fürbaß. „Wir wollen nicht zu weit gehen," bar Anna, „für den Fall ein Gewitter heraufsteigt " Er neigte zustimmend das Haupt. Sie gingen wieder zurück. Bald hatten sie den Bach erreicht, der dicht bei dem Hause

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 16
Date: 04.08.1906
Physical description: 16
123 hat etwas Leichenhaftes, dort, wo er seine Zähne in sie eingräbt, perlen kleine Blutstropfen aus seiner Unterlippe. „Und das alles materiellen Vorteils wegen!" denkt Anna empört. Ohne zu sprechen, ohne ihm einen Stuhl anzubieten, steht sie ihm gegenüber. „Ich habe dir vor einiger Zeit meine Absicht ausgesprochen," leginnt er endlich eintönig, „deine Schwester Lilli zu meiner Frau zu machen, wenn es mir gelänge, ihr Liebe für mich einzuflößen. Leider bin ich zu der Erkenntnis gekommen

, daß mir dies nie gelingen wird. Ich halte es für meine Pflicht, dir dies mitzuteilen. Daß mit dieser meiner ErUärung auch jede Verpflichtung, jedes Gebundensein erlischt, das für mich aus meiner Absicht, um Lilli zu werben, entsprang, ist wohl etwas ganz Selbstverständliches. Wenn ich aber auch darauf verzichten muß, Lilli mein zu nennen, einen treuergebeneren Freund als mich wird sie nie besitzen." In Anna kocht es. Auch ein Heuchler ist er also! Er bricht nicht nur in schimpflicher Weise eine eingegangene

zusammen, wie unter ei nem tätlichen Streich, er will sprechen und kann es nicht, müh sam ringt er nach Atem. Sei ne Verwirrung bereitet Anna eine Genugtuung, zu schmerz lich hat sie sein Verrat getrof fen, er hat ihre Geduld er schöpft, ihre Herzensgüte ver stummen lassen. Not und Ent behrung hat sie für ihn ge tragen, und zum Dank dafür hat er Jahre ihres Lebens ver giftet. Und trotzdem hat sie sich noch ein zweites Mal von ihm mit schönen Worten be tören lassen, mit denen er sie verblendete

bleibt und nicht zittert, „daß Sie sich bewogen fühlen, meiner Schwester Lilli Ihre treuergebene Freund- 'chaft zu offerieren. Ich bin jedoch überzeugt, daß Lilli die Bitte, die ich jetzt an Sie richten werde, als. die angemessenste Antwort auf Ihr Anerbieten betrachten wird, die Bitte nämlich, uns in Zukunft nicht mehr als Ihre Verwandten, sondern als Ihnen gänz lich ftemde Personen zu betrachten. Ich bedaure lebhaft, diese Bitte nicht schon vor Jahren an Sie gestellt zu haben." „Anna, mach

, wie vorher aus den meinen." Anna taumelt zurück, klammert sich an einen Stuhl. „Du lügst! Das ist nicht wahr! Du willst nur deine verächtliche Hand lungsweise beschönigen." Der Erkervorhang wird rasch zurückgeschlagen, hocherhobenen Hauptes steht Lilli vor Anna und Preyer. „Er spricht die Wahr heit, Anna!" sagt sie stolz. „Ich habe Heini vorhin gestattet, mir durch einen Kuß auf die Stirn Lebewohl zu sagen. Und ich segne den Augenblick, in dem das geschah. Denn vor her, Anna, vor einer Stunde hat Emil

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 10
Date: 17.02.1951
Physical description: 10
Seite 6 Nr. 40 Volkszeltuac Samstag. 17. Februar 1951 Eine Seite für unsere Frauen FRANZ HIESfcLs Ar« bescheidene Anna Die Anna kam quer über die Straße. Ich sah sie kommen und blieb stehen und war tete. Gemeinsam gingen wir das kurze Weg stück durch den Park zur Straßenbahn. „Wohin gehen Sie denn?“ fragte ich. Sie wurde rot, weil ich sie mit „Sie“ angeredet hatte, und antwortete: „Ausgang hab ich heute.“ Die Anna ist die einzige Hausgehilfin in unserer Gasse. Sie arbeitet beim Doktor drü ben

und macht alles, was ein Mädchen für alles zu machen hat. Die Frau Doktor hat früher einmal Gretl geheißen und in unserem Haus gewohnt. Doch das ist eine andere Ge schichte. Für den Ausgang hatte sich die Anna sauber zurecht gemacht. Sie trug ihren Sonn tagsmantel, ein dünnes Fähnchen, das nach außen hin ganz nett aussah. Sogar Seiden strümpfe hatte sie an. Von der Gnädigen ab gelegt, mit langen Wülsten, wo die Maschen gelaufen waren. Dazu trug sie hohe, derbe Schuhe, die ihre Beine noch dünner machten

, als sie ohnehin schon waren. Die Anna ist ein blasses, dürres Kind der Stadt, dem man seine sechzehn Jahre nicht glauben würde. Sogar der Franz, der Lehrling vom Greißler, mit seinen achtzehn Jahren, hat an ihr noch keine weiblichen Heize entdecken können. Und der ist sonst wie toll noch jedem Mädchen. Blaß und bescheiden ging Anna neben mir her und mühte sich, mit meinen langen Beinen Schritt zu halten. Ich verlangsamte meine Schritte und lächelte. Sie schaute zu mir auf und erzählte. Sie wäre gern Friseurin

geworden oder Verkäuferin. Wo ist aber heute schon ein Platz für einen jungen Menschen, der gern lernen möchte? Sie sagte das ohne bitter zu werden. Dann hat der Herr Doktor in der Berufsberatung gesagt, daß sie für diese Be rufe zu schwach sei. Ueberhaupt, sie sollte noch ein Jahr die Schule besuchen. Der Vater hat aber entschieden: „Die Anna muß aus dem Haus.“ Er ist einer jener Väter, deren Wort unbedingt gilt. So ist die Anna eben Hausgehilfin geworden. Es gab wirklich keinen anderen Ausweg. Sieben

Kinder in der Familie sind zuviel. Man muß das einsehen, wenn man groß ge worden ist und vernünftig. Die Anna redete alles aus sich heraus. Wie Menschen reden, die viel allein sind, und ehe sie in das Alter kommen, in dem man alles in sich hineinfrißt. Sie erzählte rasch. Dabei wendete sie sich immer um und blickte den Weg zurück. „Die Gnädige braucht manchmal noch etwas“, sagte sie entschul digend, „dann rennt sie mir nach oder schreit vom Fenster aus.“ » In der Straßenbahn streckte die Anna

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Tiroler Post
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Page 1 of 28
Date: 25.06.1902
Physical description: 28
, Fall- merayerstraße (0. A lütrt/ft OP* AA^Ii 4. Jahrgang. Juni, Leo II. Nr. 25. Gratisbeilage zur „Tiroler Jost." 1902. Nachdruck verboten. Die Murne vom ^öfsjöfasse. Von L a r s L u n e l l. Aus deni Schwedischen übersetzt von Karin. — Autorisierte Uebersetzrmg. (Schluß.) In dem hellen Schatten des Sommerabends schwebte die Jugend um die geschmückte Tanne, und die Töne der Violine über tönten den Gesang der Vögel, die auf den Bäumen saßen. Anna nahm nicht an dem Tanze teil. Schweigend

und in sich gekehrt saß sie bei der Tanne, wo sie und Nils in einer Sommernacht vor ihrem Vater gestanden hatten, in die glücklichen Erinnerungen an dahingeschwundene Tage vertieft. Nils, welcher mit seinem Kameraden umherwanderte, erblickte endlich Anna. Er eilte voraus und begrüßte sie. Anna war jetzt schöner als früher, obgleich etwas bleicher. Es war die Blume in ihrer vollen Schönheit, die jetzt vor ihm stand, und er sah es. Auch der Freund fühlte sich von Anna's Schönheit angezogen. Vertraulich legte

er sene Hand auf ihre Schulter und sagte aus Nils blickend: „In Deinen Wäldern scheinen schöne Blumen zu blühen, Nils!" „Sie wird auch Nils Gattin werden," rief einer der Finnen, der sich genähert hatte, mit zuversichtlicher Stimme. Der Fremde warf einen scharfen, forschenden Blick aus Nils, dessen Gesicht sich mit einer dunklen Röte überzog. Hastig führte er den Fremden von Anna fort und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie konnte die Worte nicht verstehen, aber er wich ihr aus und ihr spähendes Auge sah

deutlich, wie er fürchtete, sein Freund könnte glauben, er hätte seine Wahl unter den Mädchen des Finnen- waldes getroffen. Nils hatte während seines Aufenthaltes auf der Schule die Blume des Löfsjöfalles vergessen, und kürzlich hatte er sich seine Braut aus einer reichen und angesehenen Familie ausersehen und ihr „ja" erhalten. Die Ursache, warum er sein früheres Verhältnis zu Anna vor seinem Kameraden zu verheimlichen suchte, lag in dem Umstande, daß der Fremde ein Bruder seiner Braut war. Die kurze

Sommernacht näherte sich ihrem Ende, aber immer noch stand Anna schweigend und sorgenvoll an die Tanne gelehnt. Ach, sie war vergessen. Das Gerücht war wahr gewesen. Die Spiele und Tänze waren verstummt und die Strahlen der Morgensonne glitten schmeichelnd über ihre thränenbenetzten Wangen, als sie durch den duftenden Wald ihrer Hütte zueilte. Wohl war jetzt die Welt dunkel und trübe, und das Herz klopfte in Gram und Schmerz, aber der säuselnde Wald, die duftenden Blumen und die Vögel, welche melodisch

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