Scheinheiligkeit endlich gefallen, und wir sehen nun klar das, was wir aus allerhand An zeichen längst gewußt und geahnt. Nun ist auch vieles verständlicher geworden, was bisher die Ziele von Wilsons Weltpolitik mehr oder minder geschickt verhüllte und es lohnt heute, diese Erkenntnisse einmal darzulegem Schon längst war es kein Geheimnis mehr, daß in den Vereinigten Staaten von Amerika Politi ker hervorgetreten, die den Augenblick für günstig erachteten, die europäischen Kriegswirren zu einer ungeheuren
haben. Wenn es daher jetzt ge länge, den europäischen Völkerkrieg in der Weise zu beenden, daß keine der beiden europäischen sich bekriegenden Mächtegruppen den vollen Sieg da vontrug, dann konnte Amerika in Zukunft darauf rechnen, das Zünglein an der Wage des europäi schen Gleichgewichtes zu spielen, wie es bisher Englands Politik gewesen. Einer Besiegung Englands bis zur völligen Niederlage aber glaubt die amerikanische Diplo matie auch schon aus dem Grunde hintanhalten zu müssen, um nicht in dem unausbleiblich
unserer Gegner beteiligt, und mit einem Zusammenbruche der Entente dürften diese ausstehenden Milliar den ein ganz oder teilweise verlorener Posten sein. Wie nun jetzt die schlaue japanische Politik an den Drähten zieht, wissen wir noch nicht. Japan hat ein großes Interesse, Amerika in den Welt krieg hineinzuhetzen, denn mag der Weltkrieg dann ausgehen wie er will, auch Amerika wird durch schwere Kriegsverluste so geschwächt werden, daß dann Japan, welches sein Pulver trocken gehalten und weitere
Schwierigkeiten hinein gesteuert hat. Das für uns wichtigste Ergebnis ist hierbei, daß schon jetzt Amerika durch seine Parteinahme die Rolle eines künftigen neutralen Friedens-Schiedsrichters ausgewirkt hat. Wilson als uns feindlich gesinnter und die selbstsüchtigen Pläne Amerikas fördernder Mit berater wäre für uns kein wünschenswerter Frie densvermittler gewesen. Seien wir deshalb froh, daß seine Maske der Uneigennützigkeit, edlen Menschlichkeit und frommen Friedensliebe im richtigen Augenblick abgefallen
und wir klar den ehrgeizigen, hochmütigen und unbelehrbaren Mann dahinter, dem das amerikanische Volk zum zweiten Male die Leitung seiner Geschicke anver traut hat, erkannt haben. Die vielversprechenden Anfänge unseres unein geschränkten U-Bootkrieges lassen uns ganz der Hoffnung leben, daß Englands überragende See macht, auch wenn ihm Amerika zu Hilfe käme, zerbrochen werden wird. Wankt bei den Vasallen Englands aber der Glaube, daß es unüberwind lich ist, so wird allein schon dies Ergebnis