als eine U e b e r r a s ch u n g. Wenn aber in England diese Berzichtleistung als eine großzügige Friedensgeste hin gestellt wird, so ist das offenbar ein Versuch, aus der Not eine Tugend zu machen. Der ein fache Grund für die englische Mäßigung ist vielmehr der, daß England im Wettrennen mtt den Vereinigten Staaten um die Vorherrschaft zur See der Atem aus gegangen ist. England hat eingesehen, daß jede Karte, die es ansspielt, von Amerika übertrumpft werden kann und wird, und daß es, wenn es aufs Wettrüsten ankommt, auf die Dauer nicht mitkommen
eine fieberhafte Ftottenexpansionspoli tt k ein. Die Engländer hatten während der Periode der amerikanischen Neutralität Amerika ihre Ueberlegenbeit zur See fühlen lassen und der amerikanischen Handels marine Beschränkungen auferlegt, die das amerikanische Prestige empfindlich geschädigt hatten Mit dem Ergebnis, daß Präsident Wilson sich sttr die Schaff, ug einer ame rikanischen Flotte einsetzte, die nicht nur jeder anderen ebenbürtig, sondern die unbedingt stärkste Flotte der Welt
sein sollte. Der ausweichende Verfechter des Abrüstungs gedankens begründete in seinem verschwommenen Idea lismus diese Haltung mit der Erklärung, daß eine, jeder anderen überlegene, amerikanische Flotte die beste Ge währ für den Frieden sei, und daß Amerika allein unter den Nationen die moralische Festigkeit besitze, ein furcht bares Instrument des Krieges nicht zu mißbrauchen, son dern es in den Dienst des Friedens zu stellen. In diesem Sinne kabelte Wilson von Versailles aus an den Kon greß die Forderung auf Bewilligung
vor der Aufgabe der eng lischen Vorherrschaft zur See. Jetzt ist er derjenige, der zuerst die Hoffnungslosigkeit des Kampfes eingesehen hat und der immer noch schlachtbegeisterten Admiralität in die Züge! gefallen ist. Die Lage ist eben einfach die, daß Amerika, wenn es die mächtigste Flotte der Welt haben will, sie haben wird, und daß England sich damit ab- finden muß. Das einzige, was England tun kann, ist, daß es Amerika von seiner brüderlichen Gesinnung zu überzeugen versucht, in der Absicht
dem Uncle Sam mit dem Oelzweig um die Nase wedeln, um ihn bei friedlicher Stimmung zu erhallen. England hat, wie die Dinge heute liegen, das größte Interesse an einer Verständigung mit Amerika über Flottenabrttstung. Daß es im Sommer in Genf diese ^Verständigung nicht herbeigeführt hat, war ein Fehler, dessen Tragweite man anscheinend in London be reits eingesehen hat. Was die Sachverständigen damals verpfuscht haben, können die Politiker heute kaum wieder gutmachen. England hat in Genf