zu dieser Stunde schlich Albert todtraurigen Herzens um das stille, einsame Vaterhaus, dessen Schwelle jemals zu überschreiten der Vater ihm in seinem Zorn verboten. . „Du hast mich an meinem Lebensabend mrt Schmutz beworfen, so daß alle Leute mit Fingern aus mich weisen. Deine Unschuldsbeteuerungen sind Komödiantenkram. Wäre dein Gewissen-rein, so hättest du nicht zu fliehen brauchen. Wage nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu treten!" So etwa lautete der Inhalt des Briefes, den Mbert von seinem Vater
so viel, daß er nun nach zwei Jahren einmal in die alte, teure Heimat zurückkehren und mit einigen hundert Talern der ärgsten Not auf der väterlichen Scholle steuern konnte. — Durch einen Spalt der Fensterlade sieht Albert seinen altersschwachen, gramgebeugten Vater im engen, ärmlichen Stübchen sitzen, ganz einsam und verlassen . . . Da packt es ihn ans Herz, er will hinein, will den Vater in seine Arme schließen. — Doch wie er noch einen Augenblick zögernd steht, die Haustürklinke in der Hand, da tritt ein alter Mann
an ihn heran und fragt nach seinem Begehr. Schäfer Rannow, der Getreue, ist es. Und wie ihn Albert erkennt, da fällt er ihm um den Hals und findet keine Worte. Der Greis aber ist schneller gefaßt: er ergreift mit seinen alten, schwieligen Händen des Fremdlings Rechte, drückt sie, als wollte er sie zerbrechen und führt, Albert stillschweigend in sein armseliges Schäferhüttlein. „Ich habe es gewußt, daß Sie wiederkommen würden, ich habe Sie seit Monaten erwartet," sprach er schlicht und herzlich
auf Plattdeutsch. — „Aber heute dürfen Sie noch nicht zu Ihrem Vater, morgen auch noch nicht. Ich muß ihn erst vorbereiten, denn die geringste Auf regung könnte, wie der Kreisphysikus gesagt hat, sein Tod sein, gleichviel, ob im Aerger oder in der Freude." Und dann erzählte der biedere Hirt ihm alles, alles, was inzwischen geschehen war. Albert wußte das zum größeren Teil bereits, denn er hatte im Nachbardorf, wo ihn der neue Wirt nicht kannte, schon gestern eingehende Erkundigungen ein gezogen. , . „Man hält
den Protzpeters für den Täter, sagte jener zu ihm, als die Rede auf das unglückselige Ereignis vor zwei Jahren kam, „denn der hat sich in der Trunkenheit oftmals arg verplappert. Kollege Löwe von der „Wald halle" wird gewiß alles genau wissen ..." Darum hatte Albert es auch gewagt, Peters vorhin, wie ihm derselbe angetrunken begegnete, zur Rede zu stellen. Daß derselbe ihm kein Wort erwiderte und nach her feige davonlief, war ihm der beste Beweis für des Elenden Schuld. — Und nun berieten die beiden