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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 7 of 8
Date: 07.07.1934
Physical description: 8
Hart eine Haftstrafe verhängt.Eva, die nun arbeitslos ist, belauschte in den Rothschildgärten Prof. Lambrecht, der seiner Tochter eine Pflanze zeigt, aus der die Indianer Ecuadors ein Getränk bereiten, dessen Genuß hell sichtig macht. Sie nimmt die Pflanze mit. Ihr Gatte Heinz und ihr Bruder Albert, beides Bankbeamte, und sie beschlie ßen, die geheimnisvolle Kraft der Pflanze Pale zu Transak tionen auszunützen. Albert „bandelt" deshalb mit Erika, der Privatsekretärin seines Generaldirektors

, an. Eva bekommt durch eine ehemalige Kollegin ein Angebot von 10,000 Sch. für den Fall, daß ihre Aussagen Emil Hart entlasten. „So mach doch keinen solchen Lärm, du dumme Sans." „Albert! Ach nein, wie du mich erschreckt hast. Albert! Was willst du denn?" Sie streckte sich wieder lang hm ins Bett und legte die Linke aufs Herz, das noch immer aufgeregt schlug. Albert knipste das Licht an. Jetzt konnte man doch einen Sessel finden, ohne fürchten zu müssen, daß man ein Möbelstück umwarf

. „Na, nun (ft es so weit." Evas Herzschlag, der sich kaum beruhigt hatte, be gann wieder \n aufgeregter Haft zu flattern. „Was ist so weit?" „Na, ich denke, wir können morgen die erste Pro be auf das Pale ...." „Erika?" „Ja" sagte Albert. „Also, der Alte hat einen Brief bekommen. Der Direktor Leprince vom Credit Lyon nais trifft morgen vormittags in Wien em. Er wird um Punkt sieben Uhr mitteleuropäischer Zeit dem Herrn Seneraldirektor Bleier tri seiner Wohnung in der Allee gasse — jetzt heißt sie Argentinierstraße

— einen Besuch machen und mit ihm die bewußte Sache durch sprechen. Da ist was zu holen, zu verdienen. Da werde ich um sieben Hhr ein Gläschen unseres Pro phetenweines mir zu Gemüte führen und hören, was die beiden Kapitalisten aushecken. Und da werden wir uns ungesehen anhängen. Gelt, Everl?" „Ich weiß nicht recht, Albert. Wenn es sich um eine Bankfusionierung handelt, oder um Finanzierung, Kontrolle oder Erwürgung irgend einer Jndustrieunter- nehmung ..." „Ausgeschlossen", erklärte der Bruder

zu erztehlen wäre. Es sind mir 1.0.000 Schilling geboten worden. Natür lich alles das unverbindlich, unter der Hand, nicht zu fassen." „1.0.000 Schilling? Ganz ein schönes Geld. Du könntest von Mama Weggehen. Sehr lockend. Aber ich täte es nicht Everl." „Ich tu es auch nicht. Morgen, vielmehr heute vor mittags gehe ich ins Landgericht und gebe die Sache zu Protokoll. Als unverbindlichen Klatsch. So wie es mir gegeben wurde. Aber jetzt, Albert, nachdem wir über den Abend morgen eimg smd ....." Albert gähnte

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 09.05.1934
Physical description: 8
nicht unterdrücken: „Wie kommt das alles?" Puecardio sah die jungen Augen, die für den Freund fragten, für Albert, für fein Kind. „Wie kommt unser Schicksal, Hans von Emem? Ich ringe mit dem meinen. Ich muß meinem Sohne fern- bleiben aus eigener Schuld. Das ist ein Fluch für mein ganzes Leben. Ich liebe mein Kind, mein Leiben gehört ihm und seinem Vaterland. Herr von Einem, über nehmen Sie meine Bitte bei Ihrem oder einem ande ren Regiment, erstatten Sie meine Meldung als Kriegsfreiwilliger im deutschen Heer

." Der junge Offizier errötete: „Ich werde alles ver suchen, Herr Puecardio!" Gerda Wohlbrücken begleitete Albert zum Bahnhof, hielt sich fest am Arm des Sohnes. Die Scheidestunde in Krieg und Todesnähe traf sie als Mutter eines Sohnes. - ^ . Die Wiener grüßten, traten zur Seite und sahen den beiden nach. „ r . . . Alberts Gang war stolz und doch gewollt hart, fem Gesicht bleicher denn je. „Also das ist der Sohn Gerda Wohlbrückens! Man sah ihn eigentlich zum ersten Male und ver stand das Verhältnis

nicht, aber man hatte Tranen in den Augen. . . T Gerda küßte den schmalen, bleichen Mund ihres „Kindes" zum letzten Male. Sie durfte Albert nicht begleiten: denn dre Erfen- bahnen hatten keinen Platz für Privatreifende. Ar meen wurden befördert, Soldaten, Taufende, Hundert tausende, dem Tod entgegen. Gerda preßte das Taschentuch vor den krampshast geschlossenen Mund. Sie sah noch einmal das schmale Gesicht, die dunklen Augen, das blauschwarze Haar. Die Lokomotive spie kochenden Wasserdunst aus. Die Räder rollten, rollten

, rissen Blick von Blick. Albert fuhr Dtzh Berlin, um sich dort als Freiwilli ger zu stMrr. " vButst* -ascHrsicuuTz owacn retiA* osaa* mhsti* wtaoAv Der Weg nach Berlin war weit. Gegen den Strom schwimmen ist schwer, und die Ströme der Krieger zogen von Berlin aus nach Ost und West und Süd und Nord. . ^ . T Albert brauchte fünf volle Tage, bis er m die Reichs- Hauptstadt kam. Das Herz war härter geworden. Tränen gab es nicht auf den unzähligen Gesichtern, zwischen dem den Steinen und der Erde ähnelnden

Feldgrau, aber Tränen überströmten und entstellten die Gesichter ungezählter Frauen und Mädchen, die auf den Bahnsteigen zurückblieben. verlassen, allein. Und Tränen gab es, als er endlich Berlin erreicht hatte, wo der erste Transport Verwundeter in die Krankenwagen und Tragbahren aufgenommen wurde. Ein Zug junger, gesunder Soldaten fuhr hinaus. Albert stand bleich mit schräg geschobenem Kopf und weißem Gesicht inmitten. Hinaus, hinaus, fo drängten feine Sinne, so jagte sein Blut. Seine Augen hingen

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Innsbrucker Zeitung
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Page 8 of 12
Date: 01.05.1934
Physical description: 12
werden und muß spätestens am 31. Dezember 1934 beendet sein; die weitere 30prozentige Ermäßigung nä b) kann frühestens um 0 Uhr des 8. Juli 1934 in An spruch genommen werden. Die Abfertigung ad a) wird nur gleichzeitig für die Hin- nnd Rückfahrt vorgenommen: die Reise kann auch auf einem Umweg oder als Rundfahrt unternommen werden. Den Bahnkontrollorganen ist neben den Fahrausweisen auch der Reisepaß bei Prüfung der ad b) gelösten Fahrkar- mir den Albert nicht links liegen. Aber trotz allem wächst

sie hier im Regiment nicht genannt, fegten im Sturm- lauf durch sieben Buden. „Falkenburg! Mauer Anzug!" Natürlich hockten Albert und Hans von Einem wie der am Klavier. Doppeltes Kommando: „Falkenburg!" Einem fuhr von seinem Stuhl in int Hohe, auf dem er im Reitsitz gesessen hatte, die Lehne in beiden Fäusten. Er war ein Junge von beträchtlicher Länge, breit und stark gebaut wie ein Mann, dabei hatte er ein rechtes Kindergesicht mit einem kecken Profi! und zwei ganz besonders warm üreinschauonden Augen. Er sah

die beiden Primaner bittend an und ging dann auf den Zehenspitzen zu Albert, der mit tief ge senktem Gesicht am Klavier saß und phantasierte, ein Ohr den Klängen zugeneigt. Albert hatte nichts von dem Kommando gehört. Der Schlußsatz des Geigenspiels damals bei der Mut ter Beerdigung gab ihn nicht frei, Er war zu stolz und köstlich gewesen, als daß ihn Albert hätte vergessen können. Ter Knabe hatte ihn schon oft gesucht, und einmal mußte er ihn finden. Die Seele lauschte, die Finger suchten, der ganze

Körper war eingestellt als Empfänger der Töne. Die Gestalt erschien noch zarter, als sonst, die Beine hilflos, die Hände und Finger viel zu groß, ebenso der Kopf, dazu das schmale, bleiche Gesicht von blauschwar- zem Haar umrahmt, die Augen weit geöffnet. Hans Einem hatte, wie schon, oft, still dabei gesessen. Der kleine Kamerad schien ihm etwas ganz Besonderes, etwas Unverständliche». Seitdem Albert da war, hatte sich Hans nie wieder ans Klavier gefetzt. Was wollte er da, wie konnten

behutsam aus die durchscheinenden des Spielenden. Albert schrak trotz der weichen Berührung zusam men. Hans Einem lächelte und hatte einen glühenden Kopf. „Albert, du kommst mir vor wie ein Mädchen, aber das soll dich nicht verletzen. Du bist ganz anders als wir, und ich schäme mich eigentlich vor dir. weil ich ein so großer Kerl bin und nichts gegen dich kann." Albert hielt den Kopf immer noch zur Seite geneigt. Er lauschte den Tönen nach und wußte sich im Augen blick nicht zurechtzusinden

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 7 of 8
Date: 08.09.1934
Physical description: 8
dige Frau, nicht zu erschrecken. Seit einer Woche ver nachlässigt er die primitivste Körperpflege. Wir tun ja unser möglichstes, wir waschen und baden ihn, aber —" Albert sah zum Erschrecken aus. Aus tiefliegenden Höhlen blickten seine Augen traurig und verzweifelt wie die eines todwunden, gehetzten Wildes. Ein wil der Stoppelbart verunstaltete sein abgemagertes Ge sicht. War das der elegante, kräftige, lebenslustige Ari stokrat von ehemals?" Ein Schauer überlief Eva. Wenig hätte gefehlt

und sie hätte dasselbe Los geteilt, dieselben Leiden mitge macht, dasselbe traurige Ende gefunden, zu dem ihr Bruder nach der Meinung der Aerzte verurteilt war. Albert blickte sie traurig und teilnahmslos an. „Eva, du? Du kommst wohl, dich zu verabschieden?" „Wieso verabschieden?" „Du hast mir doch erzählt, du willst nach Süd amerika fahren, um das Gegenmittel zu holen. Oder hast du mir das nicht erzählt?" „Das stimmt. Das habe ich dir erzählt." „Aber vorher, hast du mir gesagt, mußt du nach Paris fahren

, um Erkundigungen emzuziehen. Nicht? Ich denke, du hast deine Informationen und da kommst du noch einmal her, ehe du nach Ecuador gehst." „Nein, Albert, ich gehe nicht nach Ecuador." „Da tust du sehr recht daran", sagte der Bmder. .„Bevor du noch gelandet bist, bin ich schon tot." Eva fühlte, wie ihr Herz sich zusammenkrampfte. Aber mit Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft behielt sie ihre heitere Miene, ihren unbekümmerten Ton fest. „Das ist es nicht. Albert. Ich gehe nicht nach Amerika, weil es nicht mehr

und wenn du aufwachst, ist das Ganze nichts gewesen, als ein böser, bummer Traum." Albert schlief ein. Wie tags zuvor Mr. Beckert eingeschlafen war. Eva ging zu Alberts Nachttisch und entfernte die Spuren der Tränen und der Erregung aus ihrem Ge sicht. Dann schlich sie auf den Zehen aus dem Zim mer und suchte den Direktor der Anstalt auf. „Nun, Gräfin, Wie finden Sie Ihren Bruder ?" Eva lächelte spitzbübisch. „Ausgezeichnet, Herr Pri mararzt. Eine Wunderkur. Die Klinik hat ihn als un heilbar bezeichnet

erhob sich. „Noch nicht, Herr Primararzt. Er schläft jetzt. Vielleicht kann ich indessen in der Kanzlei die Rechnung ordnen. Dann hole ich Sie. Wo sind Sie zu finden?" „Ich hole Sie in vierzig Minuten aus dem Lese zimmer, Frau Gräfin." Nach einer Stunde betrat Eva an der Seite des Anstaltsleiters Werts Zimmer. Albert lag und schürf. Dann öffnete er die Augen, blinzelte, reckte sich, setzte sich auf und sagte: „Servus, Eva. Ich bin zum min desten ein Zwilling." „Warum?" „Weil ein Mensch

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Kitzbüheler Nachrichten
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Page 8 of 8
Date: 15.09.1934
Physical description: 8
Seite 8 Samstag, den 15. September 1934, ROMAN VON LUDWIG ANTON (Urheberrechtsschutz Verlagsanstalt Manz, Regensburg) 13. Fortsetzung. „Nein. Das ist ein Verbrechen. Es gibt Frauen, die wollen begehrt sein von den Männern. Auch wenn sie jeden Gedanken an Gewährung weit von sich wei sen. Aber Herr Emil Hart hat in feiger, hinterlistiger Weise von mir erpressen wollen —" „Und Mr. Beckert nicht?" „Feige? Hinterlistig?" „Hast du gelesen, was Albert schreibt? Braucht ein Mann

, der über solche Machtmittel verfügt, der stärker ist als ein Minister, ein Souverän, der über dem Gesetze steht, weil das größte Heer, die stärkste Flotte, der größte Haufen Geld ihm zur Verfügung stehen, braucht ein solcher Mann feige und hinter listige Pfade zu wandeln? Und doch, er geht krum me Wege." „Nein." „Ja. Die ganze Art seiner Frankenspekülation —' „Die üblichen Geschäftskniffe." „Die Fallen, die er Albert stellte, die 'Versuchun gen, die er ihm in den Weg warf —" < „Das müßte mir erst bewiesen werden." ,Mer

, ich verdien dich gar nicht. Ich bm schlecht. Ich Hab dich so lieb und ich muß fort von dir zu der greulichen alten Dollarmäschine, vor der tch mich fürchte." Heinz dachte nach. „Ist da niemand, ber dem du dir Rat holen kannst und Hilfe? Denk mal nach, Eva, ob du nicht einen Menschen weißt außer mtr, dem du deine Kümmernisse anvertrauen kannst. Denn ich bin schließlich Partei." Als Heinz am Abend von der Bank nach Hause kam, traf er Albert an, der eben von Paris angelangt war. Aber Eva war nicht zu Hause

. Hernz machte dazu keine Bemerkung; er war gewohnt, daß seine Frau eigene Wege ging. Albert erzählte. Er war mit Beckert von Paris nach Salzburg gefahren. Es war sehr peinlich gewe sen. Denn es war nicht möglich, an Juana vorbei zu sehen und vorbei zu sprechen. In Salzburg hatte ihm Beckert für seine bisherige Tätigkeit gedankt, ihm einen größeren Scheck gegeben, als abgemacht ge wesen, und das Verhältnis gelöst. Diese Lösung war in den höflichsten, verbindlichsten Formen vor sich gegangen. Albert

. Im Zimmer Evas fanden sie einen Brief an Heinz. „Lieber Heinz! Ich bin mit Kathi zum Pater Vin zenz gefahren. Ich hoffe, er wird mir helfen. Es dürfte vier, fünf Tage dauern, bis wir wieder zu rückkommen. Laß dir die Zeit nicht zu lange werden. Sollte Albert inzwischen kommen, so grüße ihnherz- lichst von deiner Eva." „Wer ist Pater Vinzenz?" frug Albert. „Der Geistliche, der uns getraut hat. Komisch. Ich kenne ihn nur unter dem Namen Pater Vinzenz. Ich habe keine Ahnung, wie er mit seinem bürgerlichen

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Lienzer Nachrichten
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Page 12 of 16
Date: 30.03.1934
Physical description: 16
Sie so genau?" frug der Di rektor ehrfurchtsvoll. „Lind da kommen Sie zu mir und gehen nicht zu Nothschilö?" „Nothschilö weiß es auch", erklärte Heinz. „Der einzige in Wien, der informiert wurde. Es muß sich doch auf jedem Platz der Welt ein Vertrauensmann befinden. In Wien ist es Rothschild." „Sie haben recht, Herr Graf. Natürlich. Keine Großbank hat mehr Verkaufsoröres in Albert stand auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Schön muß ich ausschaun. Ein Stachelschwein dürfte mit mir verglichen

sein. Bitt schön, Direktor, kann ich ein Bad haben? Und den Haar- und Bartscherer? Llnd Wäsche? Aber erst essen!" „Nun, Herr Primararzt?" „Er macht wirklich einen ganz anderen Eindruck. Aber das fcmti täuschen." Albert lachte. „Sie glauben, daß ich ver rückt bin? Nun, da kann man nichts machen." „Sie lachen, Baron? Ein paranoider Me lancholiker, der lacht? Gagen Sie, Gräfin, was haben Sie mit dem Baron gemacht?" Der Wärter brachte eine Platte mit Spei sen. Albert fiel heißhungrig darüber her

. „Ich? Nichts, Herr Doktor. Warum wollen Sie Ihre Heilerfolge verkleinern?" Der Arzt beobachtete Albert. „Er hat Hun ger, Heißhunger. Kein Wunder. Er hat seit 48 Stunden nichts zu sich genommen. Dabei ißt er wie ein gebildeter Mensch . . ." „Er hat eine gute Kinderstube, Herr Dok tor." „Ich weiß. Aber vor noch zwei Tagen ... ich stehe einem Nätsel gegenüber . . . wenn Sie ihn fortnehmen, jedenfalls auf Ihre Ver antwortung und Gefahr . . . möglich, daß Sie recht haben und er geheilt ist, aber ich möchte

ihn doch noch einige Tage in Beobach tung . . „Lieber Doktor", sagte Albert, mit vollen Backen kauend, „Sie sind ein reizender Mensch und waren die ganze Zeit sehr nett mit mir. Aber alles mit Maß. Mein Bedarf an Irrenhaus ist bereits vollständig gedeckt." Auf der Fahrt nach Wien berichtete Eva ihrem Bruder ihre Erlebnisse. „Weißt, Berti, ich fühle mich direkt als Verbrecherin. Nicht, daß ich das Aaje ge stohlen habe oder das Gegenmittel. Aber daß ich in voller Kenntnis der Wirkung einem Menschen Gift einflößte

Verbindungen." Mannes abschleichen und ablisten müßt . . ." „Ich weiß nicht. Albert, ob er es ernst meinte mit dem .Beseitigen', es kann ein fach . . ." Albert lachte: „Anverbinöliche leere Ver sprechungen? Also schön. Ein frommer Knecht war Fridolin — und in der Furcht des Herrn — ergeben seiner Gebieterin — der Gräfin von 'Saverne . . „Ich hätte dich doch im Irrenhaus las sen sollen." „Mich? Nein, Du gehörst hin. Was für Folgen, treue Schwester, ziehst du aus der bedauerlichen Tatsache

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Innsbrucker Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 03.05.1934
Physical description: 8
" - - Albert stockte — „Gott fried." Sie schritten weiter. „Nun ist es also endlich so weit. Verzeihen Sie, ich kann mich nicht genügend verstellen. Ich habe auf diese Stunde gewartet. Ich weih, wie sehr Sie in Ihrer Pension gebunden sind, aber wenn Sie einmal eine Freistunde haben, besuchen Sie mich. Gleich im dritten Haus rechts ist meine Wohnung. Darf ich am Ihren Besuch bitten?" „Ich weiß nicht, wie ich zu Ihrer Güte komme, aber ich bin glücklich darüber. Es ist.mir, als wären Sie für mich der einzige

Mensch, zu dem ich irgendwie gehöre. Ich freue mich, wenn ich zu Ihnen kommen darf. Aber letzt muß ich zurück. Unser Herr Major will uns von aer Eisbahn abholen." Schweigend gingen sie beide zurück. Es lag noch eine - cheu zwischen ihnen, die nicht ganz gebrochen war. Abends nach elf Uhr. Das Regiment der neun Iungens lag seit einer Stunde zu Bett. Drei kurze Fingerstriche raschelten an der Tür, das Zeichen für Hans Eimen. Albert fuhr hoch. „Hans?" ..Schläfst du noch nicht, Albert

?" Auf den .Zehenspitzen drehte sich die große, weiße (bestalt durch die wenig geöffnete Tür und schloß sie ganz leise hinter sich zu. Mit drei langen Schritten war Einem an Alberts Bett. „Albert, du wolltest mir von deinem Vater erzäh len." Die beiden Jungen saßen dicht nebeneinander. Sie fröstelten, aber sie wußten nicht, ob es die nächtliche Kälte oder die innere Erregung war. „Ich habe meinen Vater nie gekannt, Hans. Meine -'lütter, ach, wenn du wüßtest, wie lieb, wie gut meine Mutting war!" In Albert würgte

ein gewaltsam zu- r ü ckgedrän gtes Schluchzen. Hans legte seinen Arm um den Freund. „Nur nicht weinen, armer Junge!. Ich glaube dir, daß du deine Mutter sehr lieb gehabt hast. Ich hab's noch niemarrd gesagt, weißt du, so was kann ich eben sonst nicht sagen: Ich habe meine Mutter auch viel zärtlicher lieb als meinen Vater. Weißt du, aber meinen Vater bewun dere ich, so ein Offizier möcht ich auch einmal werden." Alberts Schultern bebten. „Verzeih mir. Albert, jetzt hätte ich nicht von meinem Vater sprechen

sollen. Wie kommt es, daß du nicht weißt, wer dein Vater war?" „Meine Mutter war nicht verheiratet." Diese wenigen Worte fielen wie kalte, schwere Steine in die nächtliche Stille. Der Mond schien durch das Fenster auf das Bett und ließ die Gesichter gespenstisch weiß erscheinen und die Augen dunkel schimmern. Hans Einem, der große, starke Junge, konnte nicht sprechen, aber sein Arm legte sich noch fester um des anderen Schulter. Albert sprach in abgebrochenen Worten weiter, mit | ,trockener

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 06.05.1934
Physical description: 8
waren die gesamte Schule mit Oberlehrer Loidl, die Musikkapelle, die Heimat wehrortsgruppe unter dem Kommando des Ortsfüh rers Hußl, sowie „Iung-Vaterland" erschienen. Um halb 8 Uhr fand in der Kirche ein feierlicher Gottes dienst statt. Hernach war Gefallenenehrung vor dem Kriegerdenkmal, wobei der Heimatwehrjägerzug exakt möglich ist und der Arzt es erlaubt, übernehme ich Alberts Pflege selbst. Hoffentlich kann ich ihn bald mitnehmen nach Wien." Albert hörte und sah ihr mit verklärtem Lächeln

. Sie war noch schöner geworden, sang noch schöner. War das ihr mütterliches Glück? Albert aber mußte indessen schlafen, mußte über haupt noch viel liegen, denn er war schwach. Er sollte schlafen, das hatte Gerda ihm befohlen. Sie könne die Wiener nicht verletzen, sie müsse mit ihnen nach der Oper das Wiedersehen feiern und würde um ein oder zwei Uhr nachts nach Hause kommen. Doch Albert lag schlaflos auf einem Divan, hielt aber die Augen geschlossen, denn er wollte nicht zu viel von der wunderbar schönen Umgebung

und Hauch, ein herrliches Farbenspiel erfüllten den Raum. Das war der Atem des Lebens, der Verehrung und Liebe, in dem Gerda Wohlbrücken einsam gewesen wäre ohne ihn. Ohne ihn. Albert strich über eine glutrote Rose. Ohne den Sohn des geliebten Mannes, der sich von ihr getrennt hatte — um seinetwillen. Das war es, was Albert nicht gesund werden lieh. Was wäre er, wenn er nicht Puccardios Sohn wäre? Oh. wie das wühlte und fraß, als hätte es Naub- tierzähne! Er war der Sohn, hatte das Aeußere, die Kunst

nicht mit sich genommen hatte, und nachdem das höchste und heiligste Klingen und Tönen in ihm sich immer wieder Zusammenzog in dem Lebenslied des — Vaters. Wäre der Tod schneller gewesen, so wäre die Erlö sung da, so aber schuf die neue Lebenskraft neues Blut in seinen Adern, neues Blut und immer dasselbe, das Blut des Italieners Puecardio. O Gott! Gerda kam. Albert sprang auf. Die rotglühende Rose, die seine Finger aus dem Bukett gezogen hatten, fiel zu Bo den. Er bückte sich schnell und hob tue Blüte auf. Gerdas

. Während des Gottesdienstes gab der Kriegerverein Reutte die Ehrensalven ab. Nach dem Hochamte schloß sich in Reutte auch die Lehrerschaft mit der Schuljugend dem Zuge an, der sich durch den Markt zum Hotel Post begab. Vom Balkone des Hotels aus hielt Bezirks hauptmann Dr. Iaksie eine vaterländische Rede, in Albert errötete und sah ihr in die schönen, leuchten den Augen. „Du sollst keine Blumen zertreten, Mut ter Gerda." Er reicht ihr die Rose. „Wie schön du bist." Sie sah ihn zärtlich an. „Willst auch du schmeicheln

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 15.05.1934
Physical description: 6
. Mit der geliebten Frau gemeinsam will ich um meines Sohnes Liebe werben, werben um den Inhalt meiner Künstlerseele, die nicht zerschossen wurde." „Ja, Herr, werben." Der Diener war Freund ge worden. Das Auto hatte schon die Straße der Sängerin er reicht. plötzlich aber klopfte Pueeardio dem Chauffeur und gab ihm ein anderes Ziel. Er schloß die Augen vor dem alten Gottfried, der ihn -dankbar ansah. „Du hast in der Stunde an Albert gedacht, in der ich ihn vergessen batte. Du liebst nur meinen Sohn, deinen jungen

Freund. Ich sehnte mich nach der Frau, nach meiner Ergänzung. Ich bin noch nicht alt, Gottfried, wenn mein Haar auch grau ist. Ich hungere nach ihrem Anblick, nach ihrer Liebe. Und ihr, Alter, geht es eben so, es muß ihr so gehen. Dennoch muß sie diese letzten Stunden warten wie ich. Wenn Albert hier ist, will ick ihn zuerst sehen. Ohne Albert kann ich nicht mehr glücklich werden." Dem Alten standen Tränen in den Augen. Er hatte keine Kraft mehr, sich zusammenzunehmen. „Darf ich Herrn Albert

, wenn das überhaupt möglich war. Aber dieses Angebot, dieser Wunsch, -erschien ihr nicht durchsichtig. Doch Albert sollte von den ihr selbst unbegründeten Zweifeln nichts ahnen. So Zeigte sie ihm den Brief nicht, sondern bat ihn einfach, sich um sechs Uhr im Konservatorium zu melden und vorzustellen, da sie ihn angemeldet habe. Albert dankte ihr hocherfreut. Jede Müdigkeit und Erschlaffung, die dem Uebergang aus Krieg zum Frieden gefolgt waren, fielen von ihm ab. Die Mutter also öffnete ihm den Weg zum Ziel

. Er küßte sie und dankte ihr und betrat, ihr Bild vor Augen, das Konservatorium. Er wurde in einen Saal geführt. Auf einem Po dium stand ein Flügel. Die Tastatur war erleuchtet; der übrige Raum lag im Halbdunkel. Ein älterer Herr trat ihm freundlich entgegen, be grüßte chn mit wenigen herzlichen Worten und bat ihn, irgend etwas aus dem Gedächtnis zu spielen. Diese Einführung eines Schülers erschien Albert theatralisch vorbereitet. Doch er wollte nichts suchen, was sich vielleicht

nur in seiner Empfindlichkeit be gründete. Der freundliche ältere Herr trat zurück in den Saal. Dort stand eine kleine Gruppe von Herren. Lehrer, dachte Albert. Ein Kopf aus dem Halbdunkel irritierte ihn. Er sah scharf in das ihm zugewandte Gesicht. Augen drangen in die seinen. Albertina Pueeardio. Aber Albert erschrak nicht, sein Blick blieb scharf, sein Herz kalt, sein Verstand arbeitete. Zum Leben war er erwacht durch ihn, zum Musiker geboren durch ihn, an jedem wichtigen Wendepunkt des Lebens

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 28.04.1934
Physical description: 12
zu fühlen, denn es sind keine Almosen, die du annimmst. Du hast nur die eine Pflicht: Durch dauernde Arbert an dir und deinem Talent jenen Menschen Freude und DonMarkeit zu be weisen, die dir in deinem künftigen Leben einmal nahe stehen werden. Mir ermöglichst du den letzten und ein zigen Liebesdienst für dein Mütterchen." Albert stand langsam auf. Er atmete stoßweise und stieß erst nach Minuten heraus: „Darf ich erst noch ein mal m die Schlasstübe gehen?" Gerda sagte einfach: „Geh." Sie blieb allein

in der Küche Traube Krauses. Alles war ärmlich, aber alles war sauber. So viel und so wenig war also an Umgebung nötig gewesen, um von Grund aus umgestaltend auf einen verwöhnten Liebling ungezählter, reicher Frauen ein- zuwirken, denn derselbe saubere, ärmliche Ton des Raumes hatte sich auch auf die Kleidung der kleinen Frau übertragen. Gerda hörte den Jungen weinen. Sie öffnete leise die Tür und fand Albert über das Bett geworfen, das Gesicht in den Kissen vergraben. Gerda wußte: Das war der letzte

Menschen. Die Sängerin saß mit ihm und Frau Michael in einem Wagen. Wenn das alles ein Traum war, dann muhte er auch einmal wieder munter werden. Gerda Wohlbrücken stieg hinter ihm die vielen steilen Stufen hinauf bis zum vierten Stockwerk. Albert wurde gleichsam vorwärts geschoben durch die Schritte hinter ihm und die vielen neugierigen Haus bewohner, die alle nachschauten. Frau Michael hatte die Tür schon geöffnet. Und nun stand die Sängerin mit in der Küche. Sie legte ihren Schleier zurück und nahm

den Hut ab. Albert drückte sich scheu gegen die Tür. Es war, als könnte er nicht mehr an die Mutter denken, die An wesenheit der vornehmen Frau nahm ihm den Atem. Eie wandte sich zu ihm. „Albert, ich muß mit dir sprechen. Willst du dich nicht mit mir an den Tisch deiner lieben Mutter fetzen?" wutittt*-atCHTStCHttrz evectt riKL/io oska* #etsrc* Albert schüttelte hastig und kurz den Kopf. Gerda sah ihn bittend an. „So kann ich nicht mit dir von deiner Mutter, von dir; mir und Pueeardio sprechen

." Alberts Gesicht verzog sich. „Ich will von Puccardio nichts hörenr Der Junge preßte die Lippen auseinander und faßte ratlos mit gespreizten Händen in die Lust, um sie dann zu Fäusten zu schließen. Gerda sah seinen Fingern zu und dachte: Der Sohn seines Vaters. „Es muß sein, Albert, sonst wäre ich heute nicht zu dir gekommen." Er preßte sich noch immer gegen die Tür. Gerda ging zu ihm, nahm seine Hände. Und Albert ließ sich führen. ..... Gerda setzte sich dicht an seine Seite und behielt ferne Hände

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 18.01.1924
Physical description: 8
stehen. Pater ! Diktor — das muß ich vor allem vorausschicken — 'wußte nicht, welche Miffion ihm zugedacht wurde; irrst jetzt erfährt er es durch den Grafen Bro- nowski. — Nun, was ist. Kind? Wolltest du mir l etwas sagen? Oder ahnst du vielleicht?" [ Regines Lippen bebten; aber sie schüttelte das i Haupt. „Nichts, Albert, nichts. Aber um Gottes l willen, sprich! Was es auch sei, ich muß es wissen , und danke dir von ganzem Herzen für all' das ; Gute, das du für mich tust und beschließen

wirst." ' Prinz Albert streichelte sanft ihre Hände. Ganz i dicht zog er die geliebte Frau an sich heran und i bettete ihr Haupt an seine Brust. Und sie ver- -'harrte, an ihn geschmiegt, und hörte das Pochen , des Herzens, das für sie schlug, während ihr in ! schonungsvollen Worten und doch bis ins lleinste kund ward, welche Schmach ihr und Viktor von ' den Jesuiten zugemutet und angedroht war. Re- ' gungslos verharrte sie, wie entgeistert; ohne jedes ! Zucken der Glieder, mit starr aufgeschlagenen Li- ! dern

und entsetzensgroßen Augen lauschte sie. ' Ms Prinz Albert seine Erzählung beendet hatte, > streichelte er wieder Regines Hände. Sie waren ‘ ***** und un biealam wie. Eis. Er erschrak und be tungen nicht die Beweise in Händen hätte. So muß denn angenommen werden, daß seine Beschuldi gungen auf Wahrheit beruhen. Dann stehen wir vor der erschütternden Tatsache, daß die Moral unseres Aerztestandes den Tiefpunkt der Geschästs- gebräuche von Börsenjobern erlangt hat, daß die Wahrung von Leben und Gesundheit der Bevölke

der Prinz sie empor, nahm sie auf den Schoß, schloß die Arme um sie und bettete ihr Haupt an seine Brust. „Weine dich aus, mein Kind! Das wird dir gut tun, wird deinen Schmerz lösen und dir Klarheit schenken." Und er küßte und küßte sanft ihren Scheitel. Und wie ein Kind lag sie an seiner Brust und weinte lange wortlos, während auch Prrnz Albert schwieg. Endlich stemmte sie sich gegen die Arme, die sie umfaßt hielten; und als diese dem Drucke wichen und die Finger des Mannes sich lösten, glitt sie herab

auf ihre Knie und hob das bleiche, tränenüberströmte Antlitz seinen Blicken entgegen. „Albert! Albert," stammelte sie. „Was ist dir, Kind? Was willst du?" fragte er liebreich und 'beugte sich, um sie emporzuzichen. Sie aber wehrte ihm. „Laß mich hier! Hier laß mich liegen," bat sie. Langsam verebbte das Wogen ihrer Brust, lang sam ward der wilde Tränenstrom zu einem linden, kargen Tropfenfall. Und da begann sie mit zittern der Stimme zu sprechen: „Albert, ich bin alll deiner Güte und Liebe nicht würdig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 27.11.1923
Physical description: 8
die Frage der Kabinettsbildung. Da zur Bildung einer Koalitionsregierung keine Aus sicht bestand, beauftragte der Reichspräsident schließlich den früheren Reichsminister Dr. Al bert, eine Regierung bewährter Männer zu bil den, die entschloßen sind, unter Zurückstellung von persönlichen und parteipolitischen Rück sichten ihre ganze Kraft für die Lebensnotwendig keiten Deutschlands , einzusetzen. Albert hat den Auftrag zur Kabinettsbildung übernommen. Dr. Albert war während des Krieges von 1914 bis 1917

mit deutschen Sonderaufträgen in den Ver einigten Staaten. 1918 und 1919 war er Präsident des Reichsverwaltungsamtes für Heeresgüter. 1919 bis 1920 war er Unterstaatsfekretär und Staats sekretär in der Reichskanzler, später Reichsschatz minister im Kabinett Cuno. Nach auf ihre Richtigkeit unkontrollievbaren Mel dungen soll Albert die Personenfrage für die neue Regierung folgendermaßen gelöst haben: Reichs kanzler und Vorsitz: Dr. Albert; Außenminister: Graf Brockdorf-Rantzau (derzeit Gesandter in Moskau

haben und es stehe schon fest, daß ein Ministerium mit wechselnder Mehrheit kaum aus eine längere Lebensdauer rechnen kann. Im „Lokal-Anzeiger" wird es daher als sicher bezeich net. daß Dr. Albert rcur angenommen habe unter der Voraussetzung, daß er die Vollmacht zur Neichstagsauflösung im Bedarfsfälle habe. Aus Berliner politischen Kreisen verlautet daß Doktor Albert sich so stellen werde, daß sein Kabinett auch die dolle Zustimmung des Oberbefehlshabers Seeckt finden wird. Von den deutschnationalen Kreisen

die Abnei gung gegen ein Beamtenkabinett Albert oder die Scheu vor Neuwahlen größer sei. Die Bemühungen Dr. Alberts um die Bildung eines Reichskabinettes haben bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt. In Regierungskreisen hofft man, daß Dr. Albert bis Dienstag abends das Ministerium zustande gebrächt haben werde. Wie d^e Blätter wissen wollen, soll das Ministerium des Neichstagsauflösung? Aeußeren nicht endgültig besetzt, sondern nur kom- misiarisch verwaltet werden. Ferner soll der Plan bestehen

, die wirtschaftlichen Ministerien zusam menzulegen und in der Hand eines Reichsministers zu vereinigen, lieber die Haltung der Fraktionen zu einem Geschüftskabinett Albert verlautet noch nichts endgültiges. Im allgemeinen geht die Stimmung dahin, sich vorläufig einem Kabinett Albert gegenüber abwartend zu verhalten. Die Neubildung der Regierung stößt anscheinend sogar immer mehr auf unvorhergesehene Schwie rigkeiten. Die Kandidatur Dr. Alberts hat im all gemeinen eine außerordentliche kühle wenn nicht ablehnende

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 10.08.1921
Physical description: 4
und liegt krank. Ist schon immer schwindsüch tig, und der Herr Kapellmeister muß sofort Ersatz haben. Nun habe ich Sie gehört und dachte " Albert winkte ab und sagte ziemlich brüsk: „Ach danke für Ihre Liebenswürdigkeit, aber ich habe nicht die Absicht, in einem Cafs zu spielen." Aber der Kellner ließ sich nicht abweisen. „Das sollten Sie sich doch überlegen. Von sechs bis abends elf Uhr, fünf Stunden, und dafür fünfzehn Mark — den ganzen Tag frei. — Und ich sage Ihnen — erst klassige Musik." Albert

horchte auf. Was hatte der Mann gesagt? Fünfzehn Mark pro Tag! Das wäre ja viel-mehr, wie sogar Salvatini verdiente. - „Wie war das Gehalt?" „Fünfzehn Mark täglich und Sonntags, wenn früher angefangen wird, entsprechend mehr." Albert sann nach. „Ich werde mir die Sache überlegen." „Ja, dazu ist eigentlich nicht lange Zeit. Jetzt ist es drei und um sechs Uhr beginnt das Konzert, — der Herr Ka pellmeister hat ja jemand gefunden, aber das ist nicht das Rechte. Um halb fünf mutz er sich entscheiden." „Gut

, bis dahin hat er meine Antwort. Wo ist er denn zu finden?" „Unten im Caf6. Ich bin ja auch da. Sie werden ihn doch kennen, Kapellmeister Amato Vignola." „Es ist gut, ich gebe Antwort." Der Kellner ging und Albert eilte zu Salvatini, den er zufällig daheim fand. „Ich. würde annehmen. Im Ernst, an eine Eaftckapelle habe ich gar nicht gedacht. Wenn Ihnen daran liegt, Geld zu verdienen, ist es das Beste. Ja, wählerisch können Sie nicht sein. Gern tut das wohl niemand und darum wird es eben besser bezahlt

. Schließlich, in der' Musikwelt kennt Sie ja niemand und eine Schande ist es erst recht nicht. Zudem wird da manchmal wirklich gute Musik ge macht. Fünfzehn Mark macht im Monat vierhundert fünfzig, dazu noch etwas Notenschreiben, da sind Sie ja schon auf der Summe, die sie brauchen." Albert war entschlossen, aber wie er — zum ersten Male seit er dort wohnte — die Schwelle des Cafos über- schritt, kam doch wieder die alte Scham. Kapellmeister Amato Vignola, der selbst als „Steh geiger" mitwirkte

, war ein kleiner, dicker Mann mit fei stem Gesicht, schwarzen Augen und ebensolchem Haar, das in Gestalt einer wohlgepflegten Künstlerlocke über die Stirn fiel. Er hatte eine protzige goldene Uhrkette mit unzähligen Anhängern und ein paar übergroße Brillan ten an den schlanken weißen Fingern. „Also Sie sind der Herr, von dem der Ober mir ge sprochen? Da wollen wir keine Zeit verlieren. Ich muß etwas hören. Kommen Sie, es ist ja noch niemand im Caftz — spielen Sie etwas." Es war Albert nur lieb, daß der Mann

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Lienzer Nachrichten
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Page 13 of 16
Date: 21.10.1927
Physical description: 16
für den belletristischen Teil auch Iuliane Gräfin Stockhausen, haben ihre Mitarbeit versprochen. — Bestellungen der „Volksseele": Canisiuswerk, Wien 1., Neu- torgaffe 17. Schietzstand-Nachrichten || IjiRdenblirg-TesiicDfmen am r OKI. >yr7. Hauptbeste: 1. Schöpfer Franz, 2. Iakober Hans, 3. Putz Albert, 4. Pacher Peter, 5. Maier Leo. Schleckbeste: 1. Schwarzer Hans, 2. Maier Leo, 3. Schöpfer Franz, 4. Ertl Georg (Mur- nau), 5. Weiß Andrä, 6. Putz Albert, 7. Ver geiner Andrä (St. Iohann i. W.), 8. Pacher Peter

, 9. Iakober Hans. 3er Serie: 1. Putz Albert, 2. Maier Leo, 3. Pacher Peter, 4. Schöpfer Franz, 5. Ia kober Hans, 6. Hofer Emil. 15er Serie: 1. Schöpfer Franz, 2. Putz Albert, 3. Maier Leo, 4. Pacher Peter, 5. Iakober Hans, 6. Moser Anton. Iungschützenbeste: 1. Moser Anton, 2. Ber geiner Gustav. Letzte Nummer: Weiß Andrä. Goldener Wanderpreis: Schöpfer Franz (zum drittenmale). Silberner Wanderpreis: Putz Albert. Ehrenscheibe „Hindenburg": 1. Hofer Emil, 2. Zuegg Franz, 3. Iakober Hans, 4. Frl. Köstler Emmy

, 5. Frl. Mahrenberger Paula; 6. Schwarzer Hans, 7. Vergeiner Andrä (St. Iohann i. W), 8. Abraham Anton, 9. Pacher Peter, 10. Schöpfer Franz, 11. Vergeiner Gustl, 12. Egger Hermann, 13. Huber Iofef, 14. Reg.-Rat Bezirkshauptmann Dr. Kund- ratitz, 15. Thonhauser Loses, 16. v. Hibler Theodor, 17. Angermann Anton, 18. Meirer Hans, 19. Frl Kanduth Emmy, 20. Weiß Andrä, 21. Maier Leo, 22. Planer Willi, 23. Putz Albert. 24. Kößler Iofef, 25. Dr. Kanzian Iofef, 26. Pichler Alois, 27. Natio- nalrat Dr. Kneüßl

, 28. Leiter Hans (Mitte wald), 29. Ertl Georg (Murnau), 30. Folie Hermann, 31. Moser Anton, 32. Buchsteiner Hans, 33. Ertl Wilhelm (Murnau), 34. Kir che r Peter. ßcseHscftaftsscbim«« am 16 . Oktober i«7. Hauptbeste: 1. Maier Leo. Schleckbeste: 1. Maier Leo, 2. Thonhauser Loses, 3. Schöpfer Franz, 4. Leiter HanS (Mittewald), 5. Putz Albert. 3er Serie: 1. Maier Leo, 2. Moser Anton, 3. Putz Albert, 4. Schöpfer Franz, 5. Leiter Hans (Mittewald), 6. Weiß Andrä. 15er Serie: 1. Maier Leo, 2. Putz Albert

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Tiroler Post
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Page 16 of 16
Date: 19.12.1900
Physical description: 16
vermittelt, und sein Name wird in der Geschichte stets einen ehren vollen Platz behaupten. Hofrath Professor Dr. Eduard Albert f. (Mit Abbildung.) (Nachdr. Verb.) Für den Verstorbenen wurde am 23. Oktober d.J. in der Propstei und Pfarr kirche zum Göttlichen Hei land zu Wien ein feier licher Traucrgottesdienst durch Prälat Di'. Mar sch all abgehalten, dem außer den Angehörigen eine große Zahl von Pro fessoren. darunter der Rek tor undProrektor der Uni versität, der Vicebürger- meister von Wien, Herren

hausmitglieder, Offiziere re.anwohnten. JmHaupt- schisfe war ein Katafalk, von Palmenbäumen und Leuchtern mit brennenden Wachskerzen umgeben, er richtet. Ein mächtiger Lor beerkranz mit schwarzen Atlasschleifen schmückte das Trauergerüst. Die Atlasschleifen trugen fol gende Widmung: „Dem Andenken de HwrirbUd. T.’.UlilBLjii.rf—u.Aaft* 1...» H — ■ Hofrath Professor Dr. Eduard Albert f. großen Chirurgen." Vermischtes. Lo ist der Fischer M ie Wiener medizinische Schule hat durch das am 26. September 1900

erfolgte Ableben des berühmten Chirurgen und glänzenden akademischen Lehrers Professor Dr. Eduard Albert einen sehr schweren Verlust erlitten. Zu Senftenberg in Böhmen, wo ihn auch der Tod ereilte, am 20. Januar 1841 geboren, beendigte er in Wien seine medicinischen Studien, wurde 1873 ordentlicher Professor der Chirurgie in Innsbruck und folgte 1881 einem Ruf an die Wiener Universität. Professor Albert war ein be geisterter Anhänger der antiseptischen Wundbehandlung, und man ver dankt

waren. Und doch war Albert kein Deutscher, sondern Tscheche seiner Abstammung und Gesinnung nach, und im österreichischen Herren hause, in das ihn Kaiser Franz Joseph nach Billroths Tode berufen hatte, trat er für die sogenannten historischen Rechte Böhmens stets in die Schranken. Als unermüdlicher tschechischer Parteigänger übersetzte Albert die besten Werke böhmischer Dichter, so namentlich jene Czelakovskys, Kollars und Vrchl ckys, ins Deutsche. Alberts Bemühen, eine Ver mittlerrolle zu spielen und einen wirklichen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 10.08.1923
Physical description: 8
und die äußerst widerspenstigen Firmentaseln, Reklame- uNd Geschästsaufschristen wurden überschmiert und besudelt, Schilder, Tafeln und Wegweiser gewalt sam entfernt und Fenster zertrümmert. Offenbar aus besonderer Rücksicht und Pietät riß man auch sehr froh, daß ich wieder zu ihr komme. Wann kommt fie?" „Uebermorgen früh fahren wir in die Stadt, Albert, und erwarten Mama auf dem Bahnhof." „Aber," fragte der Knabe zögernd, „dann, dann bleibe ich auch schon bei Mama und muß nicht wie der hierher zurück?" „Nein

." „Gott sei Dank, ich bin so froh." Das gab dem Jesuiten einen Stich ins Herz. Traurig fragte er: „Du gehst also gerne von Stein- furt fort? Es tut dir gar nicht leid?" „Nein," gestand Albert. „Ich bin froh." Gepreßten Tones fragte der Geistliche. „Du hast mich also gar nicht lieb^ Albert?" Da schluchzte der Knabe plötzlich auf und siel ihm lim den Hals. „Ja, ja," stammelte er, „sehr lieb, sehr, sehr lieb. Und Sie müsien mit mir, Pater Viktor, Sie dürfen nicht hier bleiben. Ich werde Mama bitten. Mama

hat Sie auch lieb." Unter Tränen lächelte der Priester, glücklich und tiefbetrübt zugleich. „Ich kann nicht, mein Herzens kind. Ich muß hier bleiben." Der Knabe umschlang ihn noch fester. „Doch. Sie müsien mit und werden auch. Lassen Sie mich nur. mit dem Onkel reden! Er wird Sie dann rufen; Sie sollen sehen, Pater Viktor." Daß dieser verneinend das Haupt schüttelte, be achtete Albert gar nicht mehr; seine Gedanken hatten sich bereits anderem zugewandt. „Wie geht es heute Twiel?" fragte er. „Nicht gut. Albert

. — Vizebürgermeister Emmerling erklärte, daß „Ich werde den Pater Rektor bitten," versprach der Priester. Ter Rest des Tages verlies unter harmlosen Ge sprächen. Albert hatte sich völlig dareingesunden, daß er die Anstalt verließ und zur Mutter zurück kehrte; der Gedanke war ihm bereits vertraut und lieb. Nur daß Pater Viktor nicht mit ihm sollte, wollte er nicht verstehen und zugeben. Darüber zer brach er sich aber nicht chen Kopf; er behauptete, Mama und Onkel Albert würden seinen Freund einfach nicht inehr

fortlassen und einsperren, bis er freiwillig bei ihm bliebe. Das sagte er mit Sieges gewißheit und ließ es sich nicht ausreden. Am nächsten Tage kam auch Pater Kilian, der den Knaben herzlich lieb gewonnen hatte. Mühsam drängte er die Tränen zurück, und gerührt nahm er Abschied. Albert ging zeitig schlafen. In aller Frühe sollte er aufstehen, um Steinfurt zu verlassen — für im mer. Er war erregt, als er sich niederlegte, froh erregt. Morgen kam ja die Mama, die süße, goldige Mama, zu der er mit Pater

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Lienzer Nachrichten
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Page 10 of 16
Date: 12.01.1934
Physical description: 16
ist das? Hilfe!" „So mach doch keinen solchen Lärm, du dumme Gans!" ' „Albert! Ah! Nein, wie du mich erschreckt hast. Albert! Was willst du denn?" Sie streckte sich wieder lang hin ins Bett' und legte die Linke aufs Herz, das noch im mer aufgeregt schlug. Albert knipste das Licht an. So. Jetzt konnte man doch einen Sessel finden, ohne fürchten zu müssen, daß man ein Möbelstück umwars. „Na, nun ist es so weit." Evas Herzschlag, der sich kaum beruhigt hatte, begann wieder in aufgeregter Hast zu flattern

. „Was ist so weit?" „Na, ich denke, wir können morgen die erste Probe aus das Aaje . . ." „Erika?" „Ja", sagte Albert. „Also, der Alte hat ei nen Brief bekommen. Der Direktor Leprince vom Credit Lyonnais trifft morgen vormit tag in Wien ein. Er wird um Punkt sieben Ahr mitteleuropäischer Zeit dem Herrn Ge neraldirektor Bleier in seiner Wohnung in der Alleegasse — jetzt heißt sie Argentienierstrahe — einen Besuch machen und mit ihm die be wußte Sache öurchsprechen. Da ist was zu holen, zu verdienen

. Da werde ich um sieben Ahr ein Gläschen unseres Prophetenweines mir zu Gemüte führen und hören, was die beiden Kapitalisten aushrcken. And da werden wir uns ungesehen anhängen. Gelt, Everl?" „Ich weiß nicht recht. Albert. Wenn es sich um eine Bankfusionierung handelt, oder um die Finanzierung, Kontrolle oder Erwür gung irgend 4iner Industrieunternehmung..." „Ausgeschlossen", erklärte der 'Bruder. 10. Dez. v. I. währenden Krippenschau! Freilich, von Allerheiligen an, also 5 Wochen hindurch, wurde ernstlich

lich alles das unverbindlich, unter der Hand,, nicht zu fassen." „Zehntausend Schilling? Ganz ein schönes Geld. Du könntest von Mama Weggehen. Sehr lockend. Aber ich täte es nicht, Everl." „Ich tu es auch nicht. Morgen, vielmehr heute vormittags, gehe ich ins Lanöesgericht zum Antersuchungsrichter und gebe ihm die Sache zu Protokoll. Als unverbindlichen Klatsch, so wie es mir gegeben wurde. Aber jetzt. Albert, nachdem wir über den Abend morgen einig sind . . ." Albert gähnte. „Ich geh schon

. Nichtig. Noch etwas. Vergiß nicht den Propheten wein mitzubringen. Denn du bist schließlich nur ein Weib und Weiber . . ." „Gute Nacht, Albert." Das Ehepaar Nothenberg traf pünktlich 15 Minuten nach sechs Ahr am vereinbarten Orte ein. Albert war schon dort. Er hatte das Zimmer bereits gesichert. Sie nahmen Platz, bestellten eine Abendmahlzeit und eine Flasche leichten Notweins, drei Weingläser, öM Wassergläser und eine Hlasche Mineral wasser. (Fortsetzung folgt.)

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 23.08.1923
Physical description: 8
. „Ich weiß. Hochwürden." „Aber, nicht wahr. Mama." bat der Knabe, „heute bleiben wir.drei allein?" „Wo ist denn Doktor Bleifurter?" fragte sie. Albert gab Auskunft; dann drängte er sich an die Mutter und bat leise: „Mama, bitte, süße, liebe Mama, heute brauche ich nicht mehr zu lernen." Sie lächelte und nickte. „Gut, Albert. Heute sollst du Festtag feiern." Dann gab sie den Auf trag, dem Erzieher, sobald dieser zurückkäme, zu sagen, daß er für den Rest des Tages Herr seiner Zeit sei

. „Ich bin nicht zufrieden." sagte sie zum Geistlichen. „Die gute Gräfin Rhonek hat kein Glück in der Auswahl. Trotz der besten Empfehlun gen und Atteste bewährte sich weder der erste noch dieser." Seufzend gestand sie nach einer Weile: „Das macht mir Sorgen. Ich will dann noch mit Ihnen darüber reden. Hochwürden." Regine widmete den ganzen Rest des Tages ih rem Kinde und dem Priester. Dieser mußte erzäh len, und Albert tauschte mit ihm Erinnerungen aus an Steinfurt und war vergnügt und seliß. Im -Laufe des Nachmittages

erinnerte er sich auch an eine Karte, die ihm der kleine Twiel ans Bor- dighera gesandt hatte, und brachte sie freudestrah lend. „Ich bin sv froh, daß es ihm gut geht," er klärt» er, „und daß er nicht bös auf mich ist." Der Nachmittag verstrich, der Abend nahte. Mehrmals schon hatte sich der Jesuit erhoben, um sich zu verabschieden. Aber Regine und Albert hiel ten ihn immer wieder zurück und er ließ sich gerne überreden, zu bleiben, so gerne. Denn er fühlte sich wunschlos glücklich in diesem friedlichen

an den Prinzen Albert denken und wußte nicht, warum, Und dieser Gedanke verwirrte ihn und trieb ihm die Röte in die Wangen. Ms Hätte er diese Gedanken erraten, fragte Al bert einmal: „Kommt Onkel Albert heute nicht?" Pater Viktor hielt den Atem an und wandte seine Augen fragend Regine zu. Sie fühlte den Blick, den sie nicht sah, und da errötete auch sie. „Nein, heute nicht," entgegnete sie kurz. Doktor Bleifurter hatte von der Erlaubnis Ge brauch gemacht und ließ sich nicht sehen. Er ver brachte den Abend

. Sie sehen, wie leicht es ist. Freude zu bereiten. Darum tun Sie es bald wieder, bald und oft!" Er verneigte sich. „Wenn ich darf. Es liegt nicht in meiner Hand." Albert klammerte sich an ihn. „Bleiben Sie doch! Bleiben Sie doch, Kater Viktor!" kann nicht." „Oh doch, Sic können schon, wenn Sie wollen. Ich lasse Sie nicht fort. Mama, hilf mir, daß da bleibt!" Seine Stimme klang wieder tränengcpreßt so wie das vorigemal. „Pater Viktor," klagte er, „wenn Sie fortgehen, dann bleiben Sie wieder so tokolle

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 05.05.1934
Physical description: 12
den Fremden an feinem Bett mit durchdringendem Blick. Der Fremde neigte sich zu ihm. „Ich bin Ihr Arzt, Albert Krause." Aus den Zügen Alberts wich bas Starre. „Gut. Ist sonst niemand mehr hier?" „Nein." „Werde ich sterben? Ich war sehr müde, jetzt fühle ich wieder Kraft." Der Atem war so schwach, daß Al bert kaum sprechen konnte. Der Arzt faßte seine Hände. „Sprechen Sie nicht, Sie sind noch sehr matt, aber die Lebenskraft kommt wie der, Sie werden gesund werden." Albert schloß die Augen und schlief

Gerda Wohlbrücken in Wien, sie möchte zu mir kom men, wenn es ihr irgendwie möglich ist." Albert atmete tief. „Vielleicht kommt sie, wenn Sie es als Arzt schrei ben." Der Blick des armen, jungen Menschen ging in die Ferne. Der Arzt wußte, daß sein Denken in die Zukunft vorausglitt, an der er, der Arzt dieses Kranken, kei nen Anteil mehr hatte. Das Telegramm des Arztes erreichte Gerda Wohl brücken, als sie einem gebrochenen Mann gegenüber faß. Wohin sollte Albertina Pueeardio gehen? Wo gab

es in der einst so geliebten Welt einen Ruhepunkt für den Vater, der den Sohn nicht im Tode, sondern im Leben verloren hatte? Bei Gerda Wohlbrücken, der Frau, die um den Sohn wußte! So war Pueeardio nach Wien geflohen. Die Frau hatte mit tränenumflorten Augen von dem alten, gebückten Diener Gottfried hin zu dem Herrn gesehen. „Oh, Albertina!" Sie hatte den Mund in seine Hände gepreßt, und er hatte über sie hinweg geblickt, irgend wohin. „Lebt Albert?" „Ja, Gerda, ja!" „Ja, er lebt. Nicht für mich. Mein armes

. Du wirst den Weg zu mir nicht mehr finden. Gerda, ich liebe dich, und weil auch du mich liebst, geh zu meinem Kind. Leb wohl!" Albertina Pueeardio war gegangen. Sein Diener war ihm gefolgt. Gerda Wohlbrücken, die Frau, die alle Herzen ob ihrer Schönheit bezauberte, sah ihnen mit Augen nach, durch die die große entbehrende Liebe ihres Lebens Strahlen aussandte, die alles Leid einmal bannen mußten. Gerda Wohlbrücken stand vor Albert in der Tür des Krankenzimmers. Aber auch sie hatte im Bündnis mit Pueeardio ge handelt

, auch sie war ihm feind. Wie schön sie war! „Albert, lieber, armer Junge!" Kein Mitleid, er wollte kein Mitleid. Aber die liebe, zärtliche Stimme Seine tiefliegenden Augen blickten ihr verzweifelt entgegen. Sie achtete nicht auf die Schwester, die bescheiden zur Seite trat, sie sah nur das arme, abgezehrte Knaben gesicht, sah die schmale Form des Kopfes, die hohe, ge kantete, weiße Stirn und das blauschwarze Haar, ein Iugendbild des Mannes, den sie liebte, der sie in tief ster Qual verlassen

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 16.05.1934
Physical description: 8
der Tiroler Kapuziner ist während der Innsbrucker Firmungstage, Mittwoch und (20. Fortsetzung.) Er breitete die Arme aus. Oh, entsetzliche Wahrheit, nur vier Finger der linken Hand vermochten den Kopf des Sohnes zu berühren. Albert schnellte hoch, stand dem Vater gegenüber, kaum kleiner, etwas breiter, bleich wie er. „Zwischen uns gibt es kein ..." Alberts Stimme brach in jähem Entsetzen in sich zu sammen. Seine heißflammenden Augen hatten den leeren Aermel gestreift. Angstvoll glitten sie darübe

in den KM,. Er mußte Augen und Lippen gewaltsam schließen: Der Geiger Puccardio vernichtet, ein Arm zerschossen, nur noch eine halbe Hand lebendig. Sein Vater ein Krüp pel. Nur kein Krüppel werden, das war das einzige Gebet, das er da draußen in der Hölle hatte beten können. Er war gesund und . . . Seine schmalen Hände öffneten sich, griffen in die Luft. Wo war Hilfe? Die Mutter hatte gesagt: Er hat unsere Liebe nötig. Des Vaters Stimme drang flehend in sein Herz: „Hier, Albert, mein Kind, nimm meine Hand

. Hier ist der Halt für deine suchende Seele, hier ist dein Va ter, der dich liebt, der in dir, nur in dir fortleben will. Nimm doch diese letzte Hand, sie ist verstümmelt, aber der Kuß deiner Mutter und Gerda Wohlbrückens liegt noch auf ihr. Sie hat ihr Bestes getan, um das deutsche Heimatland zu schützen. Gib ihr, gib mir meinen Sohn, ohne den auch mein Herz verkrüppeln muß. Albert, gib mir meinen Sohn." Alberts Augen wurden weit und klammerten sich an das Gesicht des Vaters. Um seinen zufammengepreßten Mund

liefen zuckende Linien. „Va—ter." Stammelnd kam das Wort aus seinem Herzen. Die jungen, heißen Hände umschlossen die verstüm melte Vaterhand. Albert ließ seinen Kopf auf sie her untersinken und legte seine zitternden Lippen auf die rotglühende Narbe. Albertina hatte keine Zweite Hand, um den Kopf des Sohnes zu sich emporzuheben. So neigte er auch den seinen und küßte das blauschwarz schimmernde Haar. Der Lichtschein, der zuvor die Tasten erleuchtet hatte, spielte silberne Reflexe über den Scheitel

Hofrat Graf Mor gan i, erschienen waren weiter wirkt. Hofrat Doktor Ludwig Fabritius vom Amte der Landesregierung und Dr. Pfister von der Landesleitung der Vaterländischen „Ihr Lächeln hat mir die Kraft gegeben, durch Jahre hindurch, durch Krieg imö Wahnsinn hindurch deine Liebe zu suchen." „Verzech mir, Vater, ich liebte meine arme Mutter zu sehr, ihr Tod traf mich zu tief, um einen Weg durch meinen Hatz zu dir, zu dem Geliebten ihrer armen Jugend finden zu können." „Und jetzt. Albert

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Innsbrucker Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 10.05.1934
Physical description: 8
!" Was war das? Ha, war das der Gruß der Heimat? Hochaufgefchnellt, kerzengerade, mit bleichem Gesicht, schwarzfunkelnden Augen, hielt Albert ein Stück Eisen in den hoch erhöben en Händen. „Wagt's!" Ein gellender Ruf fuhr gegen den uMten deutschen Strom. Zehn, zwanzig halbwüchsige Burschen standen sür einen Moment wie gelähmt durch einen übermächtigen Zorn. „Runter!" Das Eisenstück fiel auf einen Schädel. Mut floß, ein Schrei wie der eines Tieres gellte. Reißende Arme fühlte Albert am Körper, am Kopf, dann einen furchtbaren

war erreicht. Viele Männer, viele Frauen und Kinder hatten den treuen Feldgrauen die Hände geschüttelt, ihnen etwas zuliebe tun wollen. Auch dem einen, dem jungen, bleichen mit den glühenden Augen, mit dem an den Schultern zerrissenen Rock, mit der Mütze, an der ein Loch an Stelle der kleinen Kokarde faß. Albert Krause verließ mit den Kameraden die ein stige Kaserne. Nun war alles vorüber. „Lebt wohl, Kameraden. Wir müssen das Leben neu anfangen, 's wird schon gehen." „Kopf hoch, Albert!" Ein bärtiger Mann

packte Alberts Schultern, ein treuer Kamerad von draußen. „Fahr nicht gleich weiter, Junge, bleib noch eine Nacht bei mir. Nach Wien ist die Fahrt heut zu an- strengend für dich." (16. Fortsetzung) Der Kranke war erschöpft, konnte nicht mehr spre chen. Er schlief ein. Das Fieber stieg. Am nächsten Mor gen war er tot. Gerda schloß dem jungen Toten die Augen. Tränen sielen auf das weiße, stille Gesicht. Sie weinte und betete ein stilles, inbrünstiges Gebet für Albert. Denn auch er war nun vor fünf

Tagen hinausgekommen nach Frankreich, in die Hölle im Westen. Vor fünf Tagen war in dem viel ruhigeren Kampf gebiet der' Karpathen sein einziger Freund gefallen. Sie kannte Hans von Einem nur aus Alberts Wor ten. Er mußte ein guter, wahrer Mensch gewesen sein. Albert, hatte noch in der letzten Stunde gesagt: „Ihn möchte ich Wiedersehen." Nun war -dieser Freund also tot. Gerda mußte vom Sterbelager des jungen, fremden Offiziers zurücktreten und die Meldung seines Todes Mitergeben. Cie bat den Arzt

zu werden in die Liste der Felddienstfähigen. Nun war Albert in Frankreich. Wo war Albertina? Gerda drückte den Mund, der Sehnsucht, Schmerz Md Angst nicht mehr in die Brust zurückdrängen konnte, in die Kissen ihres Bettes und weinte. Und wenn der Tag wieder erwachte, dann hatte sie doch wieder irgendwoher Kraft gesunden, Verw unde te vBMeaet -»scHTSscmtrz evacn rsRtA« oska* wcbdau Zu pflegen, fiebernden Soldaten Stirn und Mund zu kühlen. Aus Frankreich kam Feldpost, auch .für Schwester Gerda. Albert -lebte

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