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Bozner Zeitung
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Page 1 of 4
Date: 26.11.1889
Physical description: 4
Oswieeim, besonders gegen die 1L87 organisirte Agentur Klausner und Herz bietet ein schreckliches Bild von der Ausbeutung der Auswanderer, welche in die Hände dieser sau beren Gesellschaft fielen. Ein ganzes Netz von be soldeten oder bestochenen Helfershelfem wurde ge schaffen. Das Hauptquartier war im „Hotel Zator' in Oswiecim, dem Bahnhöfe gerade gegenüber. Die auf der Straße nach Oswiecim befindlichen Dorsschcnken fingen die Auswanderer auf und führ ten sie der Agentur Klausner-Herz zu, wofür fie

von Zagorz bis Os wiecim standen gegen Besoldung im Dienste der Kompagnie Klansner-Herz. In Oswiecim haben der Agentur Klausner-Herz der Kontrolor deS dor tigen Hanptzollamtes, Marcell Jwanicki, sowie der Verwalter desselben, Leon SokrowSki, und der Oberaufseher der Finanzwache. Adam Kostecki, große Dienste geleistet und dafür namhafte Provi- stonen erhalten. So hat Jwanicki im Laufe von S Monaten an Provision den Betrag von 3684 fl. SV tr. bekommen. In derselben betrügerischen Weise wie diese Agenten

der Hamburger Dampffchifffahrt» Gesellschaft ist auch der Oswiecimer Agent des Norddeutschen Lloyd in Bremen, der Gutsbesitzer Wincenty Zwilling im Werben von Auswandernden zu Werke gegangen. Die Koukurrenz zwischen den Agenten der Bremer Agentur Zwilling-Eikermayer und jenem der Hamburger Ageutur Klausner-Herz war reich an blutigen Raufereien. Der Geschäfts gang der Agentur Klausner-Herz war folgender: Bei der Ankunft der emigrirenden Passagiere auf dem Oswiecimer Bahnhofe durste

keiner derselben den Waggon verlassen, bis man nicht vor den aufpasseuden Gendarm sicher war. Wenn nnter den Auswanderern solche waren, die ihr- Schiffskarten nicht in Oswiecim, sondern in Hamburg oder Bremen kaufen wollte«, wurden fie durch Drohungen uud andere gewaltsame Mittel gqwungen, Klienten der Agentur Klansner-Herz zu sein. Gleich nachdem die Auswanderer im Bureau der Letztgenannten fich befanden, wurde die Thür desselben abgesperrt uud Einer aus der Agenteubaude als Wache auf gestellt. damit kein Fremder Zeuge

der im Bureau stattgehabten betrügerischen Manipulation sei. Hier auf wurden die Auswanderer aufgefordert, ihre mitgebrachte Baarschast. sowie ihre Reise-Dokumente uud sonstigen Legitimationen zu erlegen. Nachdem dies geschehen, waren die Auswanderer der Agentur Klausner-Herz auf Gnade nnd Ungnade überliefert. Oft wurden bei denselben LeibeSrevifionen vorge nommen, nm ihnen jede» Kreuzer, der in irgend einer Falte der Kleider der emigrirenden Passagiere versteckt sein könnte, abzunehmen. Die willkürlichen

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 9 of 32
Date: 20.11.1889
Physical description: 32
9 und andere gewaltsame Mittel gezwungen, Klienten der Agentur Klausner-Herz zu sein. Gleich nachdem die Auswanderer im Bureau der Letztgenannten sich befanden, wurde die Thür desselben abgesperrt und Einer aus der Agentenbande als Wache aufgestellt, damit kein Fremder Zeuge der im Bureau stattgehabten betrügerischen Manipulation iei. Hierauf wurden die Auswanderer aufgefordert, ihre mitgebrachte Baarschaft, sowie ihre Reise- Dokumente

und sonstigen Legitimationen zu erlegen. Nachdem dies geschehen, waren die Auswanderer der Agentur Klausner-Herz auf Gnade und Ungnade überliefert. Oft wurden bei denselben Leibesrevisionen vorgenommen, um ihnen jeden Kreuzer, der in irgendeiner Falte der Kleider der emigrirenden Passagiere versteckt sein könnte, abzunehmen. Die willkürlichen Preise für die Schiffskarten wurden denselben aufoktroyirt. Wenn sich ein Passagier dagegen sträubte, wurde

ihm bedeutet, daß in dem Bureau der Hamburger Agentur kein Handeln zulässig, indem sie von dem Kaiser und der Statt¬ halterei errichtet worden sei. Zur Bekräftigung dieser Behauptung wurde der im Bureau anwesende Julius Löwenberg als Bezirkshauptmann präsentirt, der auch zuweilen zur Irreführung der Auswanderer die Uniform eines Staatsbeamten trug. Wenn trotzdem ein Auswanderer widerspänstig war, wurde ihm mit Ärretirung gedroht, was die Emigrirenden

am meisten fürchteten, weil unter ihnen Viele waren, die entweder der Erfüllung der Militärpflicht sich entzogen hatten oder bereits dem Heeresverbande angehörten und nach Amerika desertirten. Oft mußte der Zollamtskontroleur Jwanicki einschreiten, der in Amtsuniform und nicht selten in Begleitung des Ober¬ aufsehers der Finanzwache im Bureau der Agentur Klausner-Herz erschien und die renitenten Auswanderer zwang, die Schiffskarten iu dieser Agentur

zu kaufen. Wenn ein Passagier keine hinreichende Baarschaft hatte, mußte er an seine Verwandten in der Heimat um Geld telegraphiren. Oft wurden den Auswandernden Schiffskarten unter der falschen Angabe verkauft, daß es Bremer Schiffskarten wären. Als aber die Passagiere nach Bremen kamen, erfuhren sie bei dem Norddeutschen Lkoyd zu ihrem Schmerze, daß man sie in der Agentur Klausner-Herz irregeführt habe; sie mußten dann entweder neue

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