zum „goldenen Adler', vulgo Niederkircher, seit mehr als 2l1l) Jahren das beliebteste und besuchteste Bürgergasthaus der Tiro ler Hauptstadt. Besonders in den Franzosenkrie gen zu Ansang des 19. Jahrhunderts spielte das selbe eine große Rolle, war es ja doch auch das Einkehrwirtshaus des Sandwirts, und aus jener Zeit und noch lange hernach knüpften sich gar viele Erinnerungen an dieses Haus, da es von je her die Lieblingsstätte aller patriotisch gesinnten Jnnsbrucker war, die, zumal in den genannten
Kriegszeiten, dort in einem Extrastübchen bei einem Glase feurigen Etschländers ihre Gedanken aus tauschten, den Kaiser Franz hoch leben ließen — unter dem bayrischen Regiment — ihrem Schmerz und ihrer Sehnsucht nach der österreichische« Herr schast Luft machten. Man schrieb das Jahr 1812. Gegenüber dem „goldenen Adler', etwas gegen das soge nannte „goldene Dachl' hin, hauste zu jener Zeit ein Bäckermeister, der aber nick t besonders gut situiert war. Er hatte viele Kiuder, ein kleines Geschäft und zudem
war er alt und kränklich. Deshalb verdingten sich auch seine größeren» Spröß linge im Dienste und so war die Rika, seine älteste Tochter, schon längere Zeit im „goldenen Adler' als Köchin tätig. Rika war ein braves nnd da bei bildsanberes Mädchen, schön wie der junge Tag im Frühling, und dazu war man allseitig zufrieden mit ihr, sie war treu und fleißig und gab noch dazu von ihren sauer erworbenen Kreu zern das meiste ihren alten Eltern. Aber in der neuesten Zeit war das letztere nicht mehr so ganz
die Gastlokale und mischte sich verkleidet unter die Gäste, während er möglichst suchte, die Gespräche auf politische Themata zu lenken. Das war auch heute wieder — anfangs Dezember des genannten Jahres 1812 — der Fall. Gegen Abend betrat er das Gasthaus zum „goldenen Adler' und ging vorerst der Küche zu, wo ihm Rika, kaum als sie seinen Schritt ge wahrte, entgegen gekommen, ihm treuherzig die Hand drückte, und ihm dann mich einen brennen den Span zum Anzünden seiner Pfeife reichte. „Weißt nicht, Rika