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Tiroler Wastl
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Page 3 of 12
Date: 09.02.1913
Physical description: 12
portage-Vergehen von den marianischen Staatsan wälten aufs ärgste verfolgt, eingesperrt und an Hab und Gut schwer geschädigt werden, während die Kolporteure klerikaler Hetzschriften »licht nur frei aus gehen, solldern als Muster- und Patentpatrioten hoch geehrt werden. Und der Austerlitz und Adler ärgern sich auch »licht darüber, daß die verschiedenen hochwürdigen Knabenräuber von der Justizverwal tung »licht ei»»mal zum Schein verfolgt, geschweige de»»»» nach Recht und Gesetz zu voller

Verantwortung gezogen und »»ach Gebühr bestraft »verden, und sie ärgern sich auch »licht darüber, Beschlaffttahmt! All dies und wer weis; was sonst noch Alles bringt weder bcu Austerlitz noch den roten Adler und seinen ganzen Orden aus dein Häusl, denn sie können sich, ohne daß ihre gut gefütterten Geld beutelauch nur einigerinaßell »nerkbar leichter werden, trotz des Zuckerwuchers, wegen dem Tausende und Abertausende, ja Millionen von bleichen Näherin nen u»ld anderen blutarmen Arbeitern den Kaffee

und den» Adler auch keine geraubt und folglich auch fein Recht, das mit diesen irgendwie zusaminenhängt, sondern es geht den beiden roten Herren und ihren mitwissenden dicken Freunden in Oesterreich so gut, wenn nicht »wch besser, als wie dein Herrgott in Frankreich, der sich im Gegensatz zum Austerlitz »nid Adler auch nicht eine mehr bemerkte Ungütigkeit erlauben darf, ohne daß seine Verehrer in und außer der Kirche laut und leise murren. Ja, zum Teufel! was ist denn dann der böse Grund, der den Auster litz

und dem Adler mit »einem so flammenden heiligen Zorn erfüllt, wenn nicht des Volkes schreiende leib liche und geistige Not? Etwas viel schlimmeres natürlich, nild weil mau sich das kaum vorstellen kann, sind Austerlitz und Adler auch so gut, uils das Unglück zu verraten. Das ist zwar schinerzlich, aber doch sehr »lützlich, denn inan kann einem Uebel n»lr da»»n begegnen, wenn man es kennt. Der heilige Zorn des roten Adlerordens gilt dem Herrenhause, das in den Augen des roten Adler-Ordens der Uebel größtes

würden, »»»»geschoren, wogegen es im ur Herrenhause zun» guten Ton gehört, in jeder lw Debatte auf das Abgeordnetenhaus z»l schii»»p- ur fen und sein Ansehen zu untergraben. Mau muß bei Gott zugeben, daß es ganz wirklich sehr schlim»»» ist, wen»» de»»» Ab geordnetenhause auch noch vom überkargen Arlsehen etwas untergrabe»» wird, u»rd zlvar völlig straflos, wie es scheint, denn Austerlitz und Adler sagen selbst, daß es in früheren Zeiten, als die 80 Sozialdemo- kraten »»och »licht im Abgeordnetenhause waren, an ders

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 14.11.1933
Physical description: 8
ihr Aufstieg und ihr Fortschreiten war. Der „große Sprung" in seinem Leben Am 24. Juni 1852 ist Viktor Adler in Prag geboren. Er tvar das Kind wohlhabender Bürgersleute und seine Kindheit war geborgen und geschützt wie die Kindheit aller Angehörigen der besitzenden Schichten. Sie beherrschen die Welt; und Viktor Adler wäre es, seiner Abkunft und sei nem Geist nach, leicht möglich gewesen, in dieser Welt der Besitzenden ein bedeutender und geachteter „Mitbürger" zu werden. Und es ist vielleicht das wahrhaft

Große in sei nem Leben, daß er den großen Sprung über jene riesige Barrikade gewagt hat. die diese Welt der Besitzenden von jener der Besitzlosen trennt, und sich bekannt hat zu denen, die unterdrückt sind. Als Dreijähriger ist Viktor Adler mit seinen Eltern nach Wien gekommen. Er hat dieses Wien und das Volk von Wien geliebt mit allen Fasern seines Herzens; in Wien hat er die ersten Eindrücke seiner Kindheit empfangen. Es war die Zeit, in der die Basteien und die Wälle sielen, in der aus der alten

kaiserlichen Re sidenz langsam eine große Weltstadt wurde. Die Repubttk im Gymnasium Nach der Volksschule hat Viktor Adler das Schotten- ghmnasium besucht. Viele, von denen später die Welt redete, sind dort aus der Schulbank gesessen. Im Schotten- ghmnasium war es auch, wo Viktor Adler einen Mitschüler kennengelernt hat. dessen Name ebenfalls wohlbekannt ist in den Reihen der österreichischen Arbeiter: Engelbert Perner- storser. In den oberen Klassen gap es so etwas wie eine Schulgemeinde. Adler

und Pernerstorfer hatten sie orga nisiert. Es war eine regelrechte Schulrepublik. Die Ideale von anno 1848 klangen in ihr nach, der Traum von der großen, freien, deutschen Republik. Auch Adler und Per nerstorfer waren damals noch keine Sozialisten. Sie wa- ren Deutschnationale — freilich in einem ganz anderen und edleren Sinn, als es das braune Mordgesindel von heute verstehen und begreifen kann. Diese Gesinnung nahm Viktor Adler auch auf die Universität mit. Er trat der deutschnationalen Burschenschaft

„Arminia" bei und wurde in den Vorstand des Deutschen Lesevereines, gewählt. Der „Armeleutdoktor" wftd zum Sozialisten Viktor Adler hat Medizin studiert. Seine Spitals dienstjahre brachten ihn zum erstenmal mit der Arbeiter- .schaft in Berührung. Einige Zeit hindurch war Adler Assi stent bei dem berühmten Irrenarzt Meynert. In dieser Zeit hat Adler seine Frau Emma geheiratet. Ein Jahr gönnte er sich noch Freiheit: ein Winter in Italien, ein Sommer und ein Herbst in Paris und London

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 12
Date: 21.06.1952
Physical description: 12
Redaktion: Innsbruck. Salumej Straße 2, 1.Stock Verwaltung: Salumei Straße 2/p. TeL8211 u. 8212 Nr. 142 Einzelpreis 70 Groschen Wochenendaas gab* 80 Groschen Innsbruck, Samstag, 21. Juni 1952 50. Jahrgang Heute reichhaltiger Lesestoff zur Unterhaltung Victor Adler - Erwecker, Einiger, Vorbild I Zu seinem 100. Geburtstag am 24. Juni Am 11. November 1918 hat Victor Adler, der Begründer und Führer der österreichi schen Sozialdemokratie, seine Augen für im mer geschlossen. Und als am 12. November

die Arbeiterschaft von Wien vor das Parla ment strömte, um mit revolutionärer Energie und Begeisterung, aber auch mit Einsicht und Disziplin die demokratische Republik zu be gründen, da fehlte der Mann, der das öster- # reichische Proletariat gelehrt hatte, revolu tionäre Energie mit Einsicht in die revolutio närem Möglichkeiten, Begeisterung mit Diszi plin zu verbinden, da fehlte Victor Adler. Aber sein Geist, in dem sich revolutionäre Glut mit nüchterner Erwägung zu einzigarti ger politischer Größe verband

, sein Geist lebte in den Massen und führte sie. Und die ser Geist Victor Adlers wird weiterleben und weiterlehren, solange Sozialdemokraten in diesem Lande um eine bessere und schönere Welt ringen. Victor Adler wurde am 24. Juni 1852 in Prag geboren. Doch seine Eltern übersiedel ten, als Victor drei Jahre alt war, nach Wien, das lebenslang die Stadt seiner Arbeit werden sollte. Sein Elternhaus war die Stätte alter und hoher Kultur, das wohl imstande war, dem geistigen Ringen und Streben des jungen

Kämpfers Raum zu gewähren. Victor Adler besuchte das Schottengymnaisium, eine der besten Wiener Schulen; dort lernte e r Engel bert Pemerstorfer kennen, mit dem ihn in nigste Freundschaft und Kampfesbrüder schaft bis zu dessen Tod verband. Der gute Arzt muß ein guter Mensch sein Nach Absolvierung des Gymnasiums be gann Victor Adler Medizin zu studieren. Als Mediziner beschäftigte er sich besonders mit den seelischen Erkrankungen der Menschen; er hat es später manchmal scherzhaft ge sagt

, wie sehr ihm die Beschäftigung mit Nervösen und Irren im politischen Leben genützt hat, wie oft ihn die Kenntnis von der erregten und gestörten Menschenseele das richtige, das erlösende Wort sprechen ließ. Während seiner Universitätsstudien schloß sich Adler gemeinsam mit Pemerstor fer der deutschnationalen Partei an. Victor Adler blieb aber beim nationalen Gedanken nicht stehen; frühzeitig schon be schäftigte er sich mit volkswirtschaftlichen, aber auch schon sozialistischen Studien. Und doch war es nicht die Beschäftigung

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 12
Date: 10.07.1904
Physical description: 12
horstet, die Gemse springt, wo dee Hirten Lied durch die Schluchten kttngt, Hoch über den Sirnen und blumiger Au, Da sahst du ihn schweben im ewigen Olau Den roten Tiroler Adler! Wenn schwer im Tale der (ttebel zog, Wenn der Sturmwind heulend den Sets umflog, Hoch über den Wettern im - Donnergerott, Da tönte sein Schrei — und du Kennst der?Groll (vom roten Tiroler Adler! Sür jeden Sreien, der ward zum (Inecht. Sür jedes frech zertretene (Jecht, Sür jede Träne des VE'e im ^ Tal, Da zückt

er, ein (Jacher, den Wetterstraht, Der rote Tiroler Adler! Oald kommt der Tag — es währt nimmer tarrg Da dröhnt gewaffneter Männer Gang, Da werden wir Kämpfen um (Volkes Wohf, Dann fkiegt mit dem Sturmpanier von Tirol Voraus der rote Adler! (Und stirbst du, um deines Landes (Not Im Streit erschlagen, des Sreien Tod, Auf Selsen bette ich dich zur (Juh' — Dann deckt dich mit seinem Sittig zu Der rote Tiroler Adler! Den roten Tiroler Adler kann man sich g'fallen lassen. Wem dear amal niederstoßt nnd Rache nimmt

machen will. Wenn's a' den Anschein hat, als ob noch viel Wasser zu Tal rinnen wird, bis er mit seinem Kampfschrei niederstoßt, so wird die Zeit doch kommen, weil sie kommen muaß. Wer guate Ohren hat, der heart den roten Adler in seinem Horst schon grimmig schreien. Glücklich dear, der sein befreiend Niederstoßen erlebt und mit ihm siegt oder wenigstens sterbend seinen Sieg erlebt. Es sehnen sich schon Taufende nach dem Glück, drum roter Adler reg bald deine Schwingen nnd trag deine Frei heit

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 8
Date: 19.11.1916
Physical description: 8
Sozialisten war, der als Vertrauter der Familie Adler als erster die Kunde vom Attentat der Gattin mitteilte. Der Bulgare erzählte: Ich hatte in Zürich die „Eintracht", den sozialisti schen Verein besucht, wo eben der russische revolutio näre Sozialist Rallek über Adler und das Wiener At tentat einen Vortrag hielt. Der Redner sprach über diese unselige Geste der Propaganda der Tat. die seiner Meinung nach den sozialistisch - revolutionären Elan e.iner Katastrophe zuführte. Alles' weist darauf hin, so fuhr

er fort, daß Adler von seiner Tat einen alles mit sich reißenden Zyklon erwartet, einen, der mit elementarer Wucht über die gaüze Erde dahinjagt und den Weltkrieg wegfegt. Et irrte sich darin jedoch nicht nur als Psychologe sondern auch als Taktiker. Die Tat 'Adlers ist nichts als ein historischer Inzident. Adler hat sich von der geschichtlich-materialistischen Auffas- süng katastrophal entfernt und diese En fernung stürzte ihn iw die Tiefe, seine Frau und Kinder in Trauer und unverdiente Leiden

. < Hier — setzte der Bulgare in seiner Erzählung fort % ,ist der Vortrag für einige Augenblicke ins Stocken geraten. Lautes Frauenschluchzen unterbrach ihn. Das Auditorium .horchte gespannt auf. Mein Freund Planten führte eine mittelgroße» brünette Dame in Trauer aus dem Saale. Sie war die Gattin Fritz Adlers. yVv .. - Planten brachte die Dame in eine Droschke und er zählte mir dann die folgenden interessanten. Einzel heiten:. .... - Ich bin mit der Familie Adler eng befreundet. So kam mir auch die schwere

Aufgabe zu. <^rau Adler vom - Nnglück zu verständigen und sie in ihrer Ver zweiflung zu trösten. Ich bin nach der authentischen Kunde aus Wien sogleich in einem Auto zu ihnen gerast, wo ich mit meiner Familie täglich 511 Gaste war. Meine Frau ist nämlich auch Russin und eine Jugendfreundin Frau. Adlers. ''" Mein unerwartetes Kommen erregte kein Aufsehen, obgleich ich-die. Familie schon beim Abendbrot antraf. Frau Adler empfing mich freudig und erkundigte sich sogleich nach meiner Frau. Ich wartete

ab, brs sie die Mahlzeit beendet hatten und die Kinder zu Bette ge bracht worden waren. Als wir dann allein geblieben sind, machte ich mich an meine schwierige Aufgabe. Es war eine der schwersten Stunden meines Lebens. Frau Adler hängt mit inniger Liebe an ihrem Gatten und ist dabei der feingeschlisfenste Intellekt, 'den: ich in einem Weibe je begegnet bin. Das machte meine Aufgabe noch schwieriger. Ich begann damit, daß sich Fritz wieder eine Unannehmlichkeit zugezogen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 10
Date: 09.07.1949
Physical description: 10
Ausspruch unserer großen Freun- d«L Otto Bauer erinnert, der die Befreiung Oesterreichs leider nicht mehr erleben konnte: (SK) Stadtrat Novy, der Obmann der Landes organisation Wien der Sozialistischen Partei, der sich gegenwärtig als Vertreter der Bau- und Holz- arbeitergewerkschaft in der Schweiz befindet, ist vom Parteivorstand der Sozialistischen Partei be- auftragt worden, Friedrich Adler zu dessen 70. Ge- burtstag die Glückwünsche der Sozialistischen Par- tei Oesterreichs zu überbringen

. Als Geschenk der Partei wird Friedrich Adler eine Sammlung aller in den sozialistischen Verlagen seit Kriegsende er- schienenen Bücher überreicht werden. Genosse Klein, der Chefredakteur unseres Blat tes, hatte durch einen glücklichen Zufall Gelegen heit. Dr. Fritz Adler gestern persönlich zu sehen. Tr benützte diesen Anlaß, um ihm die besten Wünsche der Sozialisten Westösterreichs zu seinem 70. Geburtstag auch mündlich zu übermitteln. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit verwahrte sich Ge noss« Adler

, Dornbirn NI.; Möller Hans. Riezlern (Kleinwalfertal). Friedrich Adler zum 70. Geburtstag (SK). Einer der Großen der Sozialistischen Partei, ein Mann, der aus der Geschichte der sozialistischen Bewegung nicht mehr fortzudenken Ist, feiert am 9. Juli seinen 70. Geburtstag: Friedrich Adler. Die Generation, die den Zwei ten Weltkrieg erlitten hat, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, was eine Erscheinung wie Adler der revolutionären Generation des Ersten Weltkrieges bedeutete. Bis 1914

war Friedrich Adler der großen Oeffentlichkeit noch verhältnismäßig wenig bekannt. Geboren am 9. Juli 1879 als der Sohn Viktor Adlers, des Begründers der Sozialdemokratischen Partei Oesterreichs, war er ursprünglich für die wissen schaftliche Laufbahn bestimmt Er studierte Ma thematik und Physik und kam schon in jungen Jahren als Privatdozent nach Zürich. Dort ge riet er in den Bann der großen naturwissen schaftlichen Leuchten des 20. Jahrhunderts, der Planck, Einstein, Duhem, Avenarius und Mach. Er fiel

durch seine eigenen Arbeiten so sehr auf, daß ihm allgemein eine glänzende wissenschaft liche Karriere vorausgesagt wurde. Aber nicht minder stark als sein wissenschaft liches war sein politisches Interesse. Zusammen mit Max Adler, Otto Bauer, Rudolf Hilserding und Karl Renner begründete er die „Marxisti schen Studien" und im Jahre 1907 die wissen schaftliche Zeitschrift der Sozialdemokratie „Der Kampf". In diesem Organ wurde das geschaffen, was unter dem Namen „Austromarxismus" Weltruf erlangt hat. Daneben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 16
Date: 22.06.1912
Physical description: 16
10 d. — Deutschland Monat K 2.— viertelst K 6.—. halbst K 12.—. — Schweiz u. übr. Ausland: m. K 2.50, vj. K 7.50, Hst K15.— Nr. 142 Innsbruck, Samstag, 22. Juni 1912 20. Jahrg. Bittor Adler. 8» seinem 88. Geburtstag. Innsbruck. 22. Juni. Am Montag wird unser Dr. Viktor Adler 60 Jahre alt. — Wir Sozialdemokraten sind allem Personenkultus abhold und diese Abneigung ist bei unserem geschätzten Jubilar wohl am schärfsten ausgeprägt. Aber verehrt die österreichische Arbei terschaft, wenn sie ihrem Dr. Adler

zu seinem 60. Geburtstag Dank und Anerkennug zollt, nur das Persönliche? Ist uns Dr. Adler nur Person? Dr. Adler steht an der Spitze der österreichischen Sozialdemokratie, auf' vorgeschobenem Posten in der. proletarischen Internationale. Auf die sem'Posten kann nur stehen, wer das Persönliche aus seinem Wirken ansschaltet, wer mit seinem ganzen Wesen und mit seinen Empfindungen im Denk- und Willensinhalt der Arbeiter aufgegan gen, wer ein Massenmensch ist, mit dem Volke lebt, mit dern Volke fühlt und aus diesem fühlen

her aus seine die Handlungen bestimmende Erkennt nis schöpft. Dr. Adler ist uns aber mehr als dieser Vertrauensmann, me^r als der mit seinem ganzen Wesen, fühlen und Denken mit der Arbeiterschaft eng verwachsene persönliche Ausdruck der österrei chischen Arbeiterbewegung: in Dr. Adler lebt der Einiger der österreichischen Sozialdemokratie, lebt der Organisator, der geniale Geist, der das große Werk vollbracht, die zersplitterte, zer fahrene, in zahllosen, miteinander hadernden Frak tionen

hiillenkten auf ein klares Kampfes ziel. Der Bauernkrieg, die große französische Revolu tion, das Jahr 1848 hatten ihre geistigen Vorläufer und Vorkämpfer, die das Volk aufrüttelten, die dumpfe Erregung zu zielbewuHtem Wollen mei- sterten. Den Kamps erregt der wirtschaftliche Ent wicklungsprozeß, die Kämpfer ordnet das reife Er kennen einzelner erlesener Geister und Wegweiser. Ein solcher Wegweiser ist uns Dr. Adler. Man er innere sich nur an die Schwierigkeiten, die sich der Entfaltung der inodernen

Arbeiterbewegung in den Weg stellten, als Dr. Adler die Massen zu sam meln begann. Ueber Oesterreich war der Aus nahmezustand verhängt. Brutale Polizeiwillkür statt Recht und Gesetz. Die- wenigen Arbeiterorga nisationen, die sich der grausamen Verfolgungs wut der Schergen des Klassenstaates zu entziehen wußten — meistens geheime Vereinigungen — lagen miteinander im heftigsten, von Polizeispitzeln geschürten Bruderkampfe. Keiner traute dem an dern. Gesetzlosigkeit gegen die Arbeiter von oben, wilde

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 22.05.1917
Physical description: 8
«. durch die Post für Oester reich-Ungarn: monatl. K LSV, viertelt. K 6.80, haldjahrl-K 13.80. Mir Deutschland monatlich K 2.50. Für die Schweiz monatlich K 3.—. EiaGeEm^iuMMsr 10 h Erscheint LLgNch abends mit Ansnahm« der Sonn- «nd Feiertag« mit de« Datnm de» daranffolgende« Tage» Nr. 118 Dienstag, 22. Mai 1917 Nr. 115 dem Ministerpräsidenten einen Likör eingeschenkt Friedrich Adler zum Tode verurteilt. Das Wiener Ausnahmegericht hat gegen den Ge nossen Friedrich Adler das Todesurteil gefällt

. Unser Strafgesetz, das neben der wankenden politi schen Ordnung des Staates, der praktisch aufge hobenen Verfassung und den Gesetzen über die Rechte der Statsbürger das einzige feste Bollwerk geblieben ist, kennt auf die Tat Friedrich Adlers keine andere Strafe als die Auslöschung des Le bens. Die Richter haben dem Gesetze Genüge ge leistet und vielleicht in wenigen Tagen ist Friedrich Adler aus dem Buche der Lebenden gestrichen. Wir haben aus den ausführlichen Rechtserti- gungsreden, womit Friedrich Adler

wieder aufzurichten, hat in dem empfindfanien Menschen das vernünftige Erwä gen, daß die Tat eines Einzelnen kein System stür zen kann, ertötet, und das Gefühl, eine Tat begehen zu müssen, die das System auf die Anklagebank bringt, gewann übermenschliche Kraft über ihn, der er sich nicht entziehen konnte. Der unmittelbare Anlaß zum Anschlag war, wie Friedrich Adler ein bekannte, jenes Verbot der Wiener Versammlung, in der die Presidenten des Abgeordnetenhauses und viele Universitätsprofessoren über die Notwen

mit dem Standrecht und den Ausnahmegerichten in Schach gehalten wurde, glaubte Friedrich Adler durch eine individuelle Tat sich auflehnen zu kön nen. Wir Sozialdemokraten lehnen die Auffassung ab, daß die Gewalt durch eine Einzeltat zu stür zen sei. Wir wissen, daß wir durch Massenaktionen, der Entfaltung der Volkskrast und des Vi^kswil- lens zu beseitigen vermögen, was reif ist'^üm Fall. Aber, so nachdrücklich wir eine zwecklose Tat ah- lehnen, ebenso entschieden weigern wir- uns,-deü Mann zu schmähen

, der sie verübte, weil Wi'rlwissen, daß Friedrich Adler nur unter den österreichischen Verhältnissen, nur durch die den nackten Absolu tismus zustrebende Regierungskunst des Grafen Stürgkh das werden konnte, was er geworden ist. Denn all die politischen Untaten, die Adler er leben mußte, haben auf diese Seele, die gang in die Politik verstrickt, die vom Kriege aufs tiefste erschüt tert, von dem Gefühl der Ohnmacht gegen diese ent setzliche Geißel der Menschheit gepeinigt, von den Kriegsgreueln im Hinterlande

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Tiroler Wastl
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Page 2 of 28
Date: 15.12.1912
Physical description: 28
beutung derselben betreiben, was jedenfalls als ein ungleich größeres Ehrverbrechen anzuschauen ist als die Schröpfung des, wie die Sozialdemokraten selbst sagen und schreiben, nur Korruptionszwecken die nenden Dispositionsfondes. Gleichwohl ist der rote Adler wegen der ihm wer weiß wie sehr fatalen Aus- schrotung des Karpeles-Briefes nicht auf den bö sen „Wastl" herabgestoßen, und wer bislang viel leicht geglaubt hat, daß der böse „Wastl" dem gro ßen roten Adler zu klein war, der mag

aus der nun wegen des kleinen Ehrverbrechens eingebrach- ten Klage des großen roten Adlers samt Genossen erkennen, daß ihm der den Karpeles-Brief zerflei schende „Wastl" nicht zu klein war, sondern bloß auf eine anscheinend günstigere Stoßzeit gewartet wurde. Der große rote Adler und sein ganzes Or denskapitel man wohl glauben, daß dem sünd haften „Wastl" vor den klerikalen Geschworenen des heil. Landes Tirol eher beizukommen wäre als der Abgeordneten Simon Stark und den in Böhmen erscheinenden Zeitungen, denen

die inkriminierten Nachricht entnommen worden ist. Der schlimme rote Adler kann aber immer noch schlimmer sein als er es zu sein scheint, und er illustriert mit seiner jeweili gen Schlimmheit nur den Ausspruch Shakespeares: „Es ist das sch lim m st e nicht, so lange man noch sagen kann, dies i st das Schlimm ste". Das ist sehr wahr, denn so lange ein schlimmes Ding lebt und wirkt, kann es jeden Augenblick noch Schlimmeres Hervorbringen. And was ein jedes Lebenwesen unter der Sonne kann, das sollte der schlimme

, rote Adler nicht können?! Das wäre widersinnig, und darum hat der große rote Adler die schlimme Tat der Klage mit der noch schlimmeren übertrumpft, daß er den am 24. Noveinber erschienene „Wastl" Nummer 664 am 12. Dezember konfiszieren und beim „Wastl" sowohl in der Druckerei wie auch in der Redaktion und in der Privatwohnung Hausdurchsuchung halten und nach dem Manuskripte fahnden ließ. Das ist nicht schlimm, sondern nur dumm werden sich da manche Leser sehr mit Recht denken, aber ist schlimm

und dumm beim Licht betrachtet nicht ein und dasselbe, wie auch schön und gut im Grunde genommen ein und dasselbe ist? Die Maßnahme des großen roten Adlers ist jedenfalls so schlimm als dumm; dumm, weil er mit Sicherheit voraussehen mußte, daß das nach der Drucklegung des fatalen Artikels völlig wertlose Manuskript trotz des darauf geschriebenen Namens des heiligen roten Adler in der ketzerischen Wastelei nicht werde auf gehoben oder zur ewigen Anbetung ausgestellt wer den, und schlimm

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Alpenländer-Bote
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Page 1 of 16
Date: 17.08.1924
Physical description: 16
Krieg verschuldet haben. Und weil die Sozizeitung schon gar so arg auf die Vergeßlichkeit der Leser spekuliert, sei sie noch an folgendes erinnert: Unter dem Titel: „Vor dem Ausnahmsgericht" veröffentlichte der Sohn Viktor Adlers, der jetzige Sekretär der neuen Internatio nale, Dr. Friedrich Adler, die Verhörsprotokolle, die der Wiener Untersuchungsrichter Dr. Jacob mit ihm nach dem Attentat auf Stürgkh aufgenommen bat. Wir entnehmen diesen Dokumenten folgende Einzelheiten: Im Verhöre am 25. Oktober

schildert Adler das Verhalten seiner Parteigenossen zu der Kriegsstimmung und erzählt, daß er am 29. Juli 1914, nach seiner Rückkehr aus Brüssel nach Wien, gleich am ersten Tag einen Konflikt (Streit) mit dem Chefredakteur der „Arbeiterzeitung" Auster litz hatte, weil Austerlitz sich nicht getraute, in die sen gespannten Zeiten die Mitteilung zu bringen, daß die Internationale (das ist die vereinigten So zialisten) den Sitz der Vorstandschaft nach Paris verlegt hatten, um die Zeitung nicht in Gefahr

zu bringen. Ich habe, erklärte Adler dem Unter suchungsrichter, von dem Zusammenstoß an mit ihm über ein Jahr lang kein Wort gesprochen. Die ser Zusammenstoß war für mich nur ein Zeichen des Zustandes der Feigheit, der viele Genossen, insbesondere Austerlitz, ergriffen hatte. Adler er wähnt auch einen Ausspruch Dr. Otto Bauers, den dieser bei seinem Einrücken als Reserveoffizier den Genossen zum Abschied sagte: Nur nicht gar so feig. Doch das sei nur nebenbei erwähnt. Es kommt nun viel interessanter

. „In diesen Tagen," sagte Adler, „kamen schon die ersten Symptome (Anzei chen) hurrapatriotischer Begeiste rungin der „Arbeiterzeitung" zur Gel tung, die damals natürlich relativ viel stärker wirkten als ärgste patriotische Exzesse, die spä ter stattfanden, wo man sich schon an manches ge wöhnt hatte. Der Artikel von Austerlitz „Der Tag der deutschen Nation" vom 4. August habe auf Ad ler geradezu niederschmetternd gewirkt und auch alle Genossen des Sekretariates in Aufregung ver- setzt- Die Konflikte setzten

sich jedoch fort, heißt es in dem Protokoll weiter. Die Redakteure der „Arbei terzeitung" waren einem meist deutschnationalen, aber auch zum Teil einem österreichischen patriotischen Rausch anheim- gesallen. Ein starker Ausbruch der Kriegspsychose (Kriegs leidenschaft) war auch der Artikel von Austerlitz vom 5. September 1914, der schon durch den chau vinistischen (nationalhetzerifchen) Titel „Nach Pa ris" gekennzeichnet war. Auch über Renner äußerte sich Adler in abfälli ger Weise, und zwar wegen

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Newspapers & Magazines
Lienzer Nachrichten
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Page 2 of 4
Date: 24.10.1916
Physical description: 4
'Seite 2. stellcr, ein Sohn vom Reichsratsabgeordneteu Vik tor Adler. mW wohne Sonnenfelsgasse 5." Er schien äußerlich gefaßt, doch hielt diese Fassung nicht lange an. Ferner wird bekannt, daß Fritz Adler nachher auf das Befragen nach dem Motiv oes Verbrechens offen erklärt hat, er habe den Mord aus po litischen Motiven begangen, er habe den Grafen Stürgkh niederschießen müssen, da der M i n i st e r p r ä s i d e n t der Einberufung des Reichsrates h i n d e r n d i m Wege g e st a n d e n sei

. Die Verson des Mörders. Dr. Adler ist in Wien 1879 geboren, konfessions los und verheiratet. Er hatte in Wien und im Auslande studiert und sich auch zu Studienzwecken in der Schweiz aufgehalten. Sein Vater ist der Reichsratsabgeordnete Dr. Viktor Adler. Die Fa milie des Attentäters befindet sich seit zwei Jah ren in der Schweiz. Dr. Fritz Adler war Chef redakteur der Zeitschrift „Das Volk", die bei Kriegsausbruch eingestellt wurde. Er gab nun die Monatsschrift „Der Kampf" heraus, als deren Chefredakteur

er fungierte. „Der Kampf" ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich mit allen Pro blemen der sozialdemokratischen Bewegung befaßt. Fritz Adler war Sekretär der deutschen sozial demokratischen Partei, befand sich aber in vielfacher Beziehung im Gegensätze zu ihr. Er ist sehr wohl habend und gilt als besonders radikaler urid exal tierter Eigenbrödler. Mit seinen radikalen An schauungen hatte er nur wenig Anhang und An klang bei der Partei und war dadurch zur Aktions- unfähigkeit verdammt

, die er sehr schwer empfand. Mit seinen Ansichten stand er fast immer im Wi derspruch zur sozialdemokratischen Parteileitung und war sogar mit seinem Vater zerworfen. Nach allen seinen Anschauungen und seinem Ver halten ist nur der Schluß zuläsiig, daß es sich bei dem gräßlichen Morde um die Tat eines Fanati kers handelt. Der Attentäter zeigte bei der Ein vernahme keine Spur von Reue. Morgen wird die gerichtliche Obduktion der Leiche des Minister präsidenten vorgenommen. Der Täter Dr. Fritz Adler wurde heute tags

tätig; dann telephonierte er seiner Mutter, er werde nicht zum Mittagmahl kommen. Tann entfernte er sich, und die nächste Meldung, die uns von ihm wurde, war die Kunde von dem schrecklichen Anschlag . . . Für alle, die ihn näher gekannt haben, bleibt nur die eine Er klärung, daß seine schon lange fassungslose Seele durch eine jähe Sinnesverwirrung zu einer Untat hingerissen wurde, zu einem Entschluß, von dem bis in die letzte halbe Stunde auch nicht ein An zeichen sichtbar wurde. Friedrich Adler

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Newspapers & Magazines
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 24.10.1922
Physical description: 8
vom Friedenszins (6 Prozent Goldparität von 15.000) betrage. Die Mieter werden gut daran tun, diese dekretierten Forderungen nicht zu beachten. Dornbirn. Die Viehseuche ist in der Parzelle Jennen im 4. Bezirk ausgebrochen. Die Abhal tung der Viehmärkte in Dornbirn wird durch den Ausbruch der Seuche unmöglich gemacht. Nenzing. Ern „christlicher" Obermeister. Wir haben unlängst berichtet, wie einige Betrunkene am Bahnhof in Nenzing sich wie die bekannten Vierfüßler benahmen und wie sich der Obermeister Adler

uns nun gezwungen, den Obermeister Adler, der die Arbei- oben in der langen Straße, die ziemlich steil nach der See absiel. Es war ein altes Bachbett, noch jetzt lief das Wasser bei starken Regengüssen wie ein reißender Bach zwischen den armseligen Häu sern dahin. Unten am Strandpfad begegneten sie einer Gruppe von Männern, die mit Laternen in den Händen auszogen, sie waren mit dicken Stöcken bewaffnet, einer von ihnen trug einen Morgen stern und hatte einen alten ledernen Hut aus dem Kopfe

erkannten aber rechtzeitig seinen Charak ter und winkten ab. Er wurde nun aus einmal: „christlich" und begann, die Mitglieder der freiend Gewerkschaft im Betriebe zu schikanieren. Und nicht nur das. Vertrauensmänner unserer Orga nisation wurden aus dem Betrieb hinausgeekelt. ■ Der Firma Gestner wurde auch das Verhalten Adlers mitgeteilt. Die Firmaleitung erklärte, daß . Adler nun klagen wird. Je nachdem das Urteil' ausfalle, werde sie ihr Verhalten Adler gegenüber einrichten. Adler hütete

sich, zu klagen. Bei einer Verhandlung über eine Ehrenbeleidigungsklage, welche ein früherer Vertrauensmann gegen Adler anstrengte, wurde Adler zu einer namhaften Geld strafe verurteilt. Die Firma Gestner hat bi? heute gegen Adler nichts unternommen. Wir wollen im nachstehenden Protokoll, welches drei L. Leiterin nen in Gegenwart des Schlossers Voms und des Sekretärs der Textilarbeiter abgaben, der Firma zeigen, wie sich Herr Adler seine Stellung als Obermeister vorstellt und ob die Firma den Adler- immer

noch decken will. Wir bemerken, daß wir noch mehr Material auf Lager haben und wir be reit sind, für unsere Angaben den Wahrheitsbe weis anzutreten. Protokoll, ausgenommen am 29. Mai 1922. Anwesend die Arbeiterinnen (folgen die Namen), Friedrich Boms, Schlosser, Sekretär Spindler. Die Arbeiterin N. N. gibt an: Am 18. Mai ersuchte ich den Obermeister Adler um einen Vorschuß von 10.000 Kronen. Er erklärte, ich solle zu ihm in sein Zimmer (Kanzlei) kommen, aber erst nach Feier abend

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 9
Date: 24.06.1932
Physical description: 9
in allen Stadtteilen Berlins, zu einem antifaschi stischen Massenaufmarsch ausgerusen hatten, versuchten am späten Nachmittag trotz des polizeilichen Verbotes schlag-'' artig Demonstrationen zu bilden. Die Polizei setzte den Wasserwerfer ein und vertrieb die Demonstranten. Dem Gedenken an Bittor Adler. Zum 80. Geburtstag des großen Führers. , Tie österreichische Arbeiterschaft feiert heute das An denken an einen in Obsterreich wohl einzig dastehenden Jahrhundertmenschen. An diesem Tage wäre Viktor Adler

in sein 80. Lebensjahr eingetreten. Wenn man eines Lebens Größe wertet, wertet man in erster Linie die aus diesem Leben entspringenden Taten: Und die Tat des Lebens Viktor Adlers ist die österreichische Sozialdemokratie. Gewiß, diese wäre auch ohne Adler aus den. historischen Entwicklungsgesetzen heraus ent standen. Wie sie aber entstanden ist, daß sie zu ihrer Heu- tigen Größe, an die die, Bruderparteien nicht heranreichen, können, emporgediehen ist, zum Teil auch, daß ihr die leid- volle Parteispaltung

— wie sie die deutsche Partei durch- litten hat — erspart blieb, das dankt die österreichische Ar- beiterschast ihrem Viktor Adler, der ihr auch in unserem! Zentralorgan die Masse geschmiedet hat, um die uns an-' vere Parteien beneiden. Viktor Adler ist nicht mit einem der anderen Parteien-' gründer in Oesterreich zu vergleichen, etwa mit Schönerer oder Lueger. Vor dem Vergleich schützt ihn der sittliche Ernst, der ihm innewohnte. Und vor dem Vergleich schützt ihn auch der Erfolg: Während Schönerers Partei längst

aber, der eine solche . Gesinuungsgomeinschast mit Idealismus, Klugheit und Tat kraft zusammenzuballen verstanden hat, hat sich schon da durch allein Unsterblichkeitsanrecht gesichert. Es war Viktor Adler nicht an seiner Wiege gesungen worden, daß er einmal der Führer der österreichischen Pro letarier werden würde. Viktor Adler kan: vom begüterten Bürgertum. Er war aber schon in seiner Jugend Freund der Unterdrückten, Demökrat. Dies führte ihn mit seinem späteren Kampfgenossen Pernerstorfer und mit Georg Rit ter von Schönerer, der damals eine ehrliche

, arbeiterfreund- . licke Politik betrieb, zusammen. Die Entwicklung hat beide getrennt: Adler blieb seinen Jugendidealen treu, während Schönerer schließlich Reaktionär wurde und als Bokämpfer des allgemeiiten und gleichen Wahlrechtes endete. Mler war zunächst Arzt. Er wurde ..Arme-Leut'-Dok-. tvr". Damals lernte er seine späteren Kampfgenossen, die'. Arbeiter, kennen, schätzen und lieben. In den Achtziger-' jahren trat er mit den organisierten Arbeitern in Verbin. düng. Er wußte, daß diese Verbindung

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 9 of 16
Date: 11.11.1932
Physical description: 16
, den ich je geseh'n! Josef Luitpold @ Das neue Kampfsei«hen Fm Gedenken an Dr. Bikor Adler Viktor Adler und Sie Fugend — Zu feinem Todestag am 11. November „Nie hat ein Mensch, der so sehr zum Herrn über Men schen geboren war, sich so freiwillig zu ihrem Diener ge macht." Diese Worte, die vor vierzehn Jahren über Viktor Adlers Grab ertönten, umfassen die ganze Persönlichkeit des Neuschöpfers und' Führers der österreichischen Arbeiter bewegung. Viktor Adlers Name kommt nur noch wie ein ferner, kaum verstandener

Klang aus der Vergangenheit zu unserer Jugend. Und er müßte der Jugend soviel bedeuten! Einer Jugend, die sich formen will an großen Vorbildern. Einer Jugend, die nicht nach großen Worten fragt, sondern nach Leistungen, nach statenersülltem Leben, nach einem Leben, das ganz in den Dienst einer Idee gestellt war. Um Adler zu verstehen, die Größe seines Lebenswerkes erfassen zu können, muß man das alte Oesterreich kennen lernen versuchen, nicht jenes Oesterreich, das der Weltkrieg zerbrach — nein

das allgemeine Wahlrecht gab. die englischen Arbeiter längst den Zehnstundentag erkämpft hatten — mußten nun, da sie nir gends einen Ausweg sahen, radikalere Losungen Gehör fin den. In jenen Tagen der Unterdrückung und der Zersetzung der Arbeiterbewegung kam Viktor Adler zu den Arbeitern. Viktor Adler kam als Sohn einer wohlhabenden Bür gerfamilie mit seinen Eltern von Prag nach Wien, studierte Medizin und wurde Armenarzt. Auf einer großen Studien reise durch Deutschland, die Schweiz und England

, war unter seiner zielsicheren Füh rung gelungen und damit begann der Aufstieg der österrei chischen Arbeiterbewegung. Adler hat sie geführt noch durch fast vier Jahrzehnte: in dem Kampf um die Gleichberech tigung, um das allgemeine Wahlrecht, um die Schaffung des Bodens, auf dem die Arbeiter sich als gleichberechtigte Staatsbürger ihren Weg erkämpfen sollten. In viele Kämpfe hat er die Arbeiter geführt — aber nie, ohne vorher sorg fältig die Kampfaussichten abzuwägen. Denn so fest er an die Zukunft der Arbeiter glaubte

auch innerhalb der Arbeiterschaft, gegen Sitten und Gewohnheiten, die ihm schädlich schienen, rang inner halb der Arbeiterschaft um Erneuerung der Lebensgestal tung. So ist unter Adlers kluger und umsichtiger Führung die österreichische Partei zu einer großen, geschlossenen, diszipli nierten Partei geworden. Im Kriege, den Adler, der große Menschenfreund, wehen Herzens miterlebte, zerfiel der alte Staat. Adler hat nicht Oesterreich geliebt. Er hat manches scharfe und harte Wort über diesen morschen Staat

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 9 of 16
Date: 13.07.1907
Physical description: 16
auf dem Schießstande. Adlerfang. Aus Landeck schreibt man uns unter dem 10. Juli: Ende Juni hörte der in Kappl stationierte Forstwart Falch, daß ein ihm bekannter Adlerhorst beflogen sei und ein junger Adler im Horste sitze. Nachdem er mich als passionierten Jäger kennt, überzeugte er sich vorerst von der Wahrheit des Gehörten und machte mir dann Meldung. Ich beschloß nun, mich vorerst beim Horste anzusetzen, um eventuell einen alten Adler zu schießen und dann den Jungen mit Hilfe einiger beherzter Männer

, was es war, konnte j ich nicht sehen, so geschwind ging die Geschichte. > So gerne ich alles besser beobachten wollte, konnte ; dies, wollte ich schießen, nicht der Fall fein, denn ich merkte dem Adler an, der scharf zu dem mich um gebenden Schirm heräugte, daß er im nächsten ' Moment wieder abfliegen werde. Ich schoß daher, der Adler machte auf den Schutz einen Satz in die Höhe, schlug mächtig mit den Schwingen, kam vom Horste ab und strich, scheinbar krank geschossen, ! schief gegen das Tal und entschwand buld

unseren ! Blicken. Et schien mir weich durchschossen zu sein, i Ich paßte dann den ganzen Tag, aber kein Adler ließ sich mehr blicken, nur der Junge verkürzte j uns die Zeit mit seinem Benehmen im Horste, j Abends nach Jschgl zurückgekehrt, wurde bestimmt, ^ den Horst den nächsten Tag auszunehmen und ent schlossen sich der Jagdpächter Kurz, Bergführer aspirant Wechner, Waldaufseher Zangerl, den Forst wart und mich zu begleiten. Zeitlich früh wurde aufgebrochen und nach Ankunft beim Horst sofort

hätte. Nach kurzer banger Arbeit ertönte ein Juchzer vom Horste ! her und als ich hinuntersah, hatte Wechner den ' jungen Adler, der bereits 1,2 Meter Flugweite hatte, bereits in den Händen. Der Vogel wurde in einen mitgebrachten Sack gesteckt, vorsichtig her- : aufgezogen, ihm folgte ein Rucksack mit Knochen rc. aus dem Horste, da es mich sehr interessierte, zu wiffen, was alles in dem Horste war und zuletzt kam wieder die schwerste Arbeit, der Aufstieg von Wechner. Dunk seiner Geschicklichkeit

und der wackeren Hilfe der Leute am Seil, war auch dieser bald beendigt und nun gings ans Ansehen und Erzählen. Zuerst wurde der junge Adler gemessen, er wäre in 8—10 Tagen schon ausgeflogen, dann die Knochenreste bestimmt. Da gab es Läufe von Gamskitzen, Köpfe von Murmeltieren, Rückgrat von einem jungen Reh, Schneehasenläufe, ja sogar den Schädel von einem Fuchs, Schneehuhnfedern rc. Kurz alles, was da flog und lief in der Gegend, j mußte herhalten. Ein deutlicher Beweis, wie I schädlich ein Adlerpaar

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 30.01.1911
Physical description: 8
K 1 20, vierteljährig K 3-60, halbjährig K 7-20, ganzjährig K 14-40. Einzelnumniern in Innsbruck und aus wärts 10 h. In 'Deutschland vierteljährig K 3-90, in der Schweiz vierteljährig I< 4 50. Innsbruck, Montag, 30. Jänner 1911 19. Iahrg. Nr. 13 Schärfste Opposition. Innsbruck, 30. Jänner. In der ersten Lesung des Budgets ergriff, wie schon kurz berichtet, Abg. Dr. Adler das Wort, um die Stellung der sozialdemokratischen Fraktion zur dritten Regierung zu präzisieren. Seine Rede ist voll Wucht und Schärfe und legt

mit strengster Logik das System bloß, das wir in Bienerth be kämpfen. Wir glauben, durch die wortgetreue Wie dergabe der Rede des Genossen Dr. Adler unseren Lesern die von allen bürgerlichen Soldschreibern bis zur Bewußtlosigkeit verherrlichte dritte Regie rung Bienerth recht bekannt zu machen: Rede des MZeoroneten Adler. Dr. Adler: Diejenigen, welche gemeint haben — und die Sozial demokraten gehörten dazu —, es lohne sich nicht, außer der Budgetdebatte eine besondere politische Debatte

des Herrn Wolf (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten) — verwaltet worden. Ein Pole kann wohl in: Eisenbahnministerium nicht mehr Unheil stiften als im Finanzministerium. Wie stellen sich die Herren eigentlich eine österreichische Negie rung und Verwaltung vor? Dr. Kr am ar sch: Mit Herrn Malik als Minister! Dr. Adler: Gerade Sie, Herr Dr. Kramarsch, muß ich zitieren. (Lebhafte Heiterkeit.) Ich halte es für einen törichten Einsall eines sehr gescheiten Mannes, die Verwaltung national zu parzellieren

, nach den Prozenten der Bevölkerung zu rahonieren, wie Herr Dr. Kramarsch uns wiederholt vorgeschlagen hat. Dr. Kramarsch: DaZ ist keine Rayonierung, oder es ist ganz Oesterreich rayoniert! Dr. Adler: Das ist etwas wesentlich anderes! Dr. Kr a marsch: Ist es praktisch unmöglich, daß fünf slawische Minister sind? Dr. Adler: Man kann ja auch nach der Volkszählung alle fünf Jahre die Ministerstellen anders austeilen. Dr. Kramarsch: Das wäre auch das Nichtigste! Dr. Adler: Na, ich danke! Lassen Sie irgend

einen Verein, der eine ernste Verwaltung hat, irgend eine Be amtenkasse nach diesem Rayonierungsprinzip verwalten. Dr. Kr am ar sch: Sie haben im Vorstand der sozial demokratischen Partei auch eine Vertretung nach der Zahl. Dr. Adler: Vertretung und Verwaltung sind sehr ver schiedene Dinge. Minister und Verwalter müssen daher ge- nommen werden, wo man den gescheitesten und brauch barsten findet. Dr. K r a m a r s ch: Ist er bei uns nicht zu finden? Dr. Adler: Ich zweifle nicht daran und habe gar

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 11 of 20
Date: 11.12.1926
Physical description: 20
die Gas-Tanks eingeführt. Unser Bild zeigt einen neuartigen Gas-Tank bei einer Manöverübung. Brand einer Oelquelle in Texas. Biktor-Ader-Anekdoten. Im österreichischen Arbeiterkalender „Das Jahr 1927" (Verlag der Wiener Volksbuchhandlung) werden Anekdoten von Viktor Adler aufgetifcht. Sie charakterisieren seine Art aufs beste. Einige davon mögen auch unsere Leser erfreuen. Was sind Sie? Adler war oft Zeuge. Einmal wurde er auch vor das Brünner Bezirksgericht als Zeuge in einem Ehrenbeleidi gungsprozeß

geladen. Diese Vorladung ging ihm so wider den Strich, daß er bei Abnahme der „Generalien" — se' er Lebensdaten — auf die Frage des Richters nach dem Be rus: Was sind Sie? lakonisch antwortete: Zeuge. Hut und Hirn. Während der Anarchistenzeiten hatte Viktor Adler oft und oft Verworrenheit einzelner, manchmal aber auch Ver suche einzelner abzuwehren, die diese Verworrenheit ihren eigennützigen Zwecken dienstbar machen wollten. Einmal bemerkte Adler in einer solchen geheimen Versammlung

während seiner Rede in einer Ecke einige Arbeiter mit be sonders breiten Schlapphüten. An diese wendete er sich: Mir kommt es auf den Hut nicht an. Mir ist es lieber, wenn einer ein ganz kleines Hütet aus hat, aber wenn im Hirn was drinnen ist, als wenn einer einen großen Hut hat, so daß ihn jeder Polizist schon von weitem kennt. In einer anderen solchen Versammlung hatte Viktor Adler den Versuch eines ehrgeizigen jungen Rechtsanwaltes abzuwehren, die Arbeiter in anarchistische Abenteuer hin einzuhetzen

. Der zunge Mann hatte den Antrag eines Nai ven. Bomben in Briefform herzustellen und sie in Brief- Lasten zu legen, wärmstens befürwortet. Vielleicht spielte im Unterbewußtsein der Gedanke mit — was kann das für ein Prozeß werden . . . Adler durchschaute das ge fährliche Spiel and stellte den Zufatzantrag, daß dieser junge Rechtsanwalt beauftragt werde, die Bomben in die Briefkasten zu werfen. Der Eifer des jungen Rechtsanwal tes war dadurch so abgekühlt, baß von dem Antrag nicht mehr geredet wurde

. Die Krawatte. In der Zeit der Wahlrechtsdemonstrationen war es öfter als sonst nötig geworden, auf die Straße zu gehen. Da durch wurde dieses Mittel, sich Geltung zu verschaffen, aber in Gefahr gebracht, sich selbst zu verbrauchen. Adler achtete darum ängstlich darauf, daß nur aus wirklich bedeutsamen Anlässen die Arbeiter auf die Straße gerufen wurden. In einer Partei-vertretungssitzung hatte ein Genosse, der eine große, lange, fliegende Krawatte trug, aus der man leicht drei deutsche Turnerkrawatten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 18
Date: 10.11.1923
Physical description: 18
gegen die Republik zu erheben. - E s l eb e di e R ev » bl iikl Viktor Adler. Am 11. November 1918, am Tage vor der Aus rufung der Republik, starb Viktor Adler, ein Opfer treuer Pflichterfüllung, im Alter von 70 Jahren. Der große Lehrer und'Führer der österreichischen Arbeiterschaft war der Sohn wohlhabender Eltern. Als Mensch hatte er ein edles, warmfühlendes Herz; er sah die Not der Arbeiter und es erwachte in dem edlen Menschen der Wunsch, den hungern den, unwissenden und rechtlosen Arbeitern zu hel fen

. Die Philister des Alltags, die in Adler bloß den Sohn des reichen Mannes sahen, der es ver möge seines Geldes und seiner Verbindungen gar nicht nötig gehabt hätte, aus die Straße zu den Armen und Elenden hinabzusteigen, sahen in ihm förmlich den Narren und die Schlauen vermeinten in ihm den Ehrgeizigen zu erkennen. Dr. Viktor Adler war weder das eine, noch das andere; er wußte ganz wohl, daß ihm das rechtlose Proleta riat nichts bieten konnte und daß er mit seinem Eintritt in die Arbeiterpartei ein Leben

der Kämpfe, der Entsagungen, der Mühsale und auch der Ent täuschungen beginnen werde und müsse. In einer Polemik auf einen gehässigen Angriff persönlicher Art sagte Adler im Jahre 1888 von sich: „Sozialist bin ich allerdings, Ht ich politisch und ökonomisch zu denken lernte, aber erst seit ich erfahren, wie der Klassenegoismus der alten Par teien, Bürgerlichen wie Feudalen, absolut unfähig macht, das soziale Problem ernst aufzufassen, bin ich Sozialdemokrat. Die politischen Erfahrungen

, die ich in den Reihen der vorgeschrittenen Elemente des Bürgertums (darunter auch Schönerer) kämp fend machte, sind es nicht zum geringsten, die mich belehrt und bekehrt haben." So wurde Adler Sozialdemokrat. 1883 traf er das erstemal mit Bebel zusammen und seither war in ihm der Entschluß gereist, sein ganzes Leben der Sache des Sozialismus zu weihen. Ueber ein Menschenalter hat Adler der Partei, der Sache des Sozialismus gedient: er war es, der durch die Schaffung der „Gleichheit" den Weg zum Hain felder

Einigungsparteitag geebnet hatte, und das Hainselder Programm, das die streitenden Brüder vereinte, war die Arbeit unseres unvergeßlichen Viktor Adler. Adler war keiner der „Arbeiterführer" von einst, die beim Aufflammen der Arbeiterbewegung in Oesterreich agitatorisch und organisatorisch tätig waren. Adler war viel, viel mehr. Er war die Feder des Volkes, er war sein Redner, sein Weg weiser, sein Bahnbrecher. Für ihn gab es, wie er selbst lächelnd zu erzählen pflegte, nur einiger maßen Ruhe und Erholung

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Neueste Zeitung
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Page 1 of 4
Date: 16.11.1916
Physical description: 4
war, die selbst an den sozialistischen Bewegungen teilnahm. So erfuhren wir das eine Md andere von einem bulgarischen Sozialisten über sie, der ein intimer Freund Plaatens, des bekannten, in der Schweiz lebenden deutschen Sozialisten war, der als Vertrauter der Familie Adler als erster die Kunde vom Attentat der Gattin mitteilte. Der Bulgare erzählte: 2ch hatte in Zürich die „Eintracht", den sozialisti schen Verein besucht, wo eben der russische revolutio näre Sozialist Rallek über Adler Und das Wiener 'At tentat einen Vortrag

hielt. Der Redner sprach über diese unselige Geste der Propaganda der Tat, die seiner Meinung nach den sozialistisch-revolutionären Elan ^ner Katastrophe zuführte. Alles weist darauf hin» fuhr er fort, daß Adler von seiner Tat einen afles E sich reißenden Zyklon erwartet, einen, der mit wenn wir all die Taten in Betracht ziehen, die Mannes- mut, Vaterlandsliebe, Opferwilligkeit und Selbstver leugnung hervorzauberten, so meilentief schlecht, müssen wir ihn nennen, wenn wir den Abgrund ermessen

dahinschleicht, von jedem leicht festgestellt werden kann, weil jeder die kleinste Anbe quemlichkeit an dem Wohlbefinden und Wohlbehagen der Nebenmenschen zu messen, sich in die Lage ver- elementarer Wucht über die ganze Erde dahinjagt und den Weltkrieg wegfegt. Er irrte sich darin jedoch nicht nur als Psychologe »sondern auch als Taktiker. Die Tat Adlers ist nichts als ein historischer Inzident. Adler hat sich> von der geschichtlich-materialistischen Auffas sung katastrophal entfernt und diese Entfernung

: „Ich bin mit der Familie Adler eng befreundet. So kam mir auch die schwere Aufgabe zu. Frau Adler vom Anglück zu verständigen und sie in ihrer Ver zweiflung zu trösten. Ich bin nach der authentischen Kunde aus Wien sogleich in einem Auto zu ihnen gerast, wo ich mit meiner Familie täglich zu Gaste war. Meine Frau ist nämlich auch Russin und eine Jugendfreundin Frau Adlers. Mein unerwartetes Kommen erregte kein Aufsehlen, obgleich ich die Familie schon beim Abendbrot antraf. Frau Adler empfing mich freudig

des Magens Knurren, doch was der erftere zu seinem Auf stiege braucht, war stets nach Zeit und Alter verschieden« And unsere Zeit, wer zählt die Schönen im Saal Volk sogleich nach meiner Frau. Ich wartete ab, bis sie die Mahlzeit beendet hatten und die Kinder zu Bette ge bracht worden waren. Ms wir dann allein geblieben sind, machte ich mich an nieine schwierige Aufgabe. Es war eine der schwersten Stunden meines Lebens. Frau Adler hängt mit inniger Liebe an ihrem Gatten Und ist dabei

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 8 of 16
Date: 18.05.1906
Physical description: 16
sich dort in immer schmäleren, schließlich verschwindenden Rinnen hinauf. Wenn der Adler auf seinen gewaltigen Schwingen im Dämmern eine- neuen Tage-, nach Beute spähend, höher al- der Mmschen- blick reicht, dahinsegelte, vermochte er die winzigste Feldmaus, die sich untm am Boden rührte, zu unterscheiden. Das muntere Zicklein, da- unten spielte und tanzte und das Kunststück zeigte, auf dem Zaunpfahl zu balanzieren, machte unerwartet eine viel größere Fahrt durch die Lüfte. Und der Hase, der noch saß

in einem Weidmkorbe einm gefangenen jungm Adler. Und währmd die beiden Männer Meile um Meile den weiten Weg abwärts zu einem der höchstgelegenen Bauernhöfe hinabschrittm, segelte die Adlermutter, argwöhnisch wachend, droben in der Luft. Durch zerrissene, blaue Wolkenlückm beobachtete sie mit scharfen Augen, wie bei der Ankunft auf dem Hofe klein und groß sich um den Weidmkorb versammelte. Dm ganzen Tag kreuzte sie dort obm umher. Als die Dämmerung sich herabsenkte, ließ sie sich halb zum Schornsteinrauch

offene Spalten die Adler mutter deutlich unterscheiden konnte, wie das Junge flatterte und unaufhörlich mit dem Schnabel schlug, um sich zu befreien. Der Käfig blieb verlaffen stehm, ohne daß sich weiter ein Mensch sehen ließ. Und die Sonne stieg höher und höher an dem warmen Vor mittag. Die Adlermutter segelte und kreuzte droben hinter den Wolken und beobachtete jede Bewegung des Jungm, wie es seinen krummm Schnabel in die Höhe richtete und zischte und die Klauen verzweiflung-voll die Stäbe

am Haupt- gebäude hatten, und unten auf dem Hofplatze hüpften einige Sper linge und pickten verstreute Körner auf. Plötzlich fuhr es wie ein blitzschneller Schattm durch die Luft. In der Stille er tönte ein seltsam brausmder Laut, ein mäch- tigeS Schwingensausen. Als die Frau sich eilig umsah, schwebte bereits ein riesiger Adler von der Bleiche empor. Sie sprang in durcheisendem Schrecken auf, noch mit dem nassen Zeug in der Hand. Der Raubvogel hielt ihr Kind in seinen Klauen und ihr starrer Blick

verfolgte eine lange Sekunde, wie er stieg und die Luft zwischen ihrem Kinde und dem Erdboden blaute. Die wilde, wahnsinnige Angst brachte sie auf einen Einfall. Sie stürzte zum Käfig hin, riß dm jungen Adler heraus und hielt ihn jammernd und schreiend mit beiden Armen in die Luft hinaus, ohne sich darum zu kümmern, daß er ihr dm Kopf und daS Gesicht blutig hackte. Die Adlermutter schwebte einen Augenblick still in der Lust und die Frau sah mit blinzelnden Augen jedesmal, wmn der Vogel mit feinen

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Tiroler Grenzbote
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Page 1 of 4
Date: 25.10.1916
Physical description: 4
, von dem sozialdemokratischen Schriftsteller Dr. Fritz Adler durch drei Revolver schüsse getötet. Ueber den Hergang des Attentats wird von authen tischer Seite mitgeteilt: Graf Stürgkh befand sich wie alltäglich im Hotel Meißl und Schadn beim Speisen. In seiner Gesellschaft befanden sich Frhr. Franz von Aehrenthal, ferner der zufällig in Wien anwesende Statthalter von Tirol Graf Toggenburg und der Graf Attems. Der Attentäter Adler saß am Nebentisch Gegen 3 Uhr erhob sich Adler und feuerte aus einem Revolver aus nächster

erfolgte. Der Attentäter Dr. Friedrich Adler ist 32 Jahre alt und ein Sohn des bekannten sozialdemokratischen Parteiführers und Reichsratsabgeordneten Dr. Viktor Adler. Friedrich Adler war Parteisekretär der sozial' demokratischen Partei, aber wegen seines verrückten Radikalismus nur Außenseiter derselben. Friedrich Adler war Privatdozent an der Universität in Zürich und vermögend und lebte in den günstigsten Verhältnissen. Er ist mit einer Russin verheiratet. Er hat sicherlich keine Mitwisser

oder Mittäter gehabt und das Attentat steht in keinerlei Zusammenhang mit etwaigen Strömungen oder Stimmungen in Wien. Es handelt sich ausschließlich um die fanatische Tat eines einzelnen, für die kaum jemand anderer als er verantwortlich gemacht werden kann. Bei feiner Vernehmung verweigerte Dr. Adler auf viele Fragen die Antwort. Er erklärte wiederholt, er sei sich der Tragweite seiner Handlung vollkommen bewußt gewesen. Er habe den Entschluß zur Tat nach voller und reiflicher Ueberlegung gefaßt

und der Anteilnahme weckt. Das „Fremdenblatt" sagt: „Nichts wäre törichter, als das Verbrechen eines Wahnwitzigen mit politischen Motiven in Verbindung zu bringen. Mit Politik hat das verdammenswerte Attentat nichts zu schaffen, wie es denn auch keine politischen Rückwirkungen zu üben vermag. Einmütig verurteilt die Bevölkerung der Monarchie den Mordanschlag." Die Gründe der Mordtat. Wien, 23. Oktober. Wie nachträglich bekannt wird, hat der Attentäter Dr. Fritz Adler auf das Befragen nach dem Motiv

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