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Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 228 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
, und herein tritt der unheimliche Gast von gestern. Bin ich da auf dem rechten Wege hinauf zum Zoche, sprach der Gast zu Wastl, und könnte ich vielleicht gegen Geld und gute Worte ein kleines, ländliches Frühstück haben? O ja, sprach Wastl blinzelnd und auf Moidl deutend, dort aus dem Nfche steht frische Butter. Gehe Moidl, hole dem Herrn einen Napf frischer Milch; und ein Glas Wasser. Bringe ein weißeS Porzellain-Teller und ein neues Messer und einen Packfonglöffel. Moidl war froh, aus der Stube

eine geistliche Rüge bekommen hatten, über eine Unordnung, die in ihrem Hause stattfand. Unzufriedene gibt es in der ganzen Welt, und Unzufriedene sind leicht aufzuhetzen. In allen diesen Häusern trieb sich der unheimliche Gast herum, und sondirte, benützte, schürte und hetzte, daß der hinausgeworfene Funke zünden mußte. Auch ließ er überall zierliche Gebet? und Erbauungsbücher mit nagelneuem Einbände, Goldschnitte und schönem Drucke zum Danke für die freund liche Aufnahme zurück, ja da und dort gab

er noch den Kindern manches blanke Sechserlein. Ist das doch ein guter, freundlicher Herr hieß es überall, so vornehm und doch so herablassend. Bleibt doch länger bei uns, kommt bald wieder! Der Anfang war gemacht, es gieng ja ausgezeichnet, und als Abends der unheimliche Gast von seiner Rundreise zurückgekehrt war, setzte er sich nieder und schrieb einen langen, langen Brief nach Berlin. Die Adresse konnte ich mir nicht ermerken, denn es waren allerhand Titel darauf, Titel, die in unserem Lande nicht üblich

viel von der heiligen Schrift zu lesen, ja manche waren gar die heilige Schrift selber. And so schöne Gesänge waren ein geflochten. Dann gab es mitunter so unterhältliche Sprüche und Geschichtchen drein, die sich besser lesen ließen als der langweilige Katechismus. Der unheimliche Gast kam nun öfter zu Wastl auf Grüneck hinauf, zuletzt war er der tägliche Gast. Wastl versäumte wegen ihm sogar seilt Hauswesen. Oft blieb er bis spät Abends; da kamen denn so manche vom Berge herab und sfogar vom Thale herauf

, um dem lustigen, studierten Herrn zuzuhorchen; vergieng ja die Zeit gar so schnell, auch war er gar nicht knauserisch, erließ so manche Maß Kirscheler ausspazieren, die er bezahlte. Da war dann die Obergrüneckerstube immer von Leuten vollgepfropft, und es gieng sehr munter und laut her. An einem Abendrosenkranz war gar nicht mehr zu denken. Man disputirte über Religion, Papst und Kaiser, jeder trug seine Meinung vor. Der unheimliche Gast gab da und dort seinen Trumpf drein, einen Spott über den Papst

2
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 16 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
, und herein tritt der unheimliche Gast von gestern. Bin ich da auf dem rechten Wege hinauf zum Zoche, sprach der Gast zu Wastl, und könnte ich vielleicht gegen Geld und gute Worte ein kleines, ländliches Frühstück haben? O ja, sprach Wastl blinzelnd und auf Moidl deutend, dort aus dem Nfche steht frische Butter. Gehe Moidl, hole dem Herrn einen Napf frischer Milch; und ein Glas Wasser. Bringe ein weißeS Porzellain-Teller und ein neues Messer und einen Packfonglöffel. Moidl war froh, aus der Stube

eine geistliche Rüge bekommen hatten, über eine Unordnung, die in ihrem Hause stattfand. Unzufriedene gibt es in der ganzen Welt, und Unzufriedene sind leicht aufzuhetzen. In allen diesen Häusern trieb sich der unheimliche Gast herum, und sondirte, benützte, schürte und hetzte, daß der hinausgeworfene Funke zünden mußte. Auch ließ er überall zierliche Gebet? und Erbauungsbücher mit nagelneuem Einbände, Goldschnitte und schönem Drucke zum Danke für die freund liche Aufnahme zurück, ja da und dort gab

er noch den Kindern manches blanke Sechserlein. Ist das doch ein guter, freundlicher Herr hieß es überall, so vornehm und doch so herablassend. Bleibt doch länger bei uns, kommt bald wieder! Der Anfang war gemacht, es gieng ja ausgezeichnet, und als Abends der unheimliche Gast von seiner Rundreise zurückgekehrt war, setzte er sich nieder und schrieb einen langen, langen Brief nach Berlin. Die Adresse konnte ich mir nicht ermerken, denn es waren allerhand Titel darauf, Titel, die in unserem Lande nicht üblich

viel von der heiligen Schrift zu lesen, ja manche waren gar die heilige Schrift selber. And so schöne Gesänge waren ein geflochten. Dann gab es mitunter so unterhältliche Sprüche und Geschichtchen drein, die sich besser lesen ließen als der langweilige Katechismus. Der unheimliche Gast kam nun öfter zu Wastl auf Grüneck hinauf, zuletzt war er der tägliche Gast. Wastl versäumte wegen ihm sogar seilt Hauswesen. Oft blieb er bis spät Abends; da kamen denn so manche vom Berge herab und sfogar vom Thale herauf

, um dem lustigen, studierten Herrn zuzuhorchen; vergieng ja die Zeit gar so schnell, auch war er gar nicht knauserisch, erließ so manche Maß Kirscheler ausspazieren, die er bezahlte. Da war dann die Obergrüneckerstube immer von Leuten vollgepfropft, und es gieng sehr munter und laut her. An einem Abendrosenkranz war gar nicht mehr zu denken. Man disputirte über Religion, Papst und Kaiser, jeder trug seine Meinung vor. Der unheimliche Gast gab da und dort seinen Trumpf drein, einen Spott über den Papst

3
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 229 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
kam es dicker und unverblümter, endlich durfte der unheimliche Gast alles sagen, ' ' was er wollte, man half ihm weidlich auf die Pfaffen und den katholischen Aber glauben schimpfen, hatte man ja dieses schon aus den Büchern herausgelesen. Was sollte den unheimlichen Gast noch länger zurückhalten, er rückte mit dem Worte Luther heraus, das er ihnen bisher noch nie genannt hatte. Der Name Luther kam ihnen gar nicht mehr schrecklich vor. Ja, meinte ein Melker, indem er seine Tabskjauche

. Wisset ihr was, sprach der unheimliche Gast; am besten wird es sein, wenn ihr gar nicht mehr in die Kirche geht. Wir halten uns hier am nächsten Sonntage Gottesdienst, einen Gottesdienst ohne papistischen Unsinn, ich werde auch die reine Lehre GotteS vortragen, und dann singen wir ein frommes Lied, ihr habt ja alle schon Gesangbüchlein. Die Arie weiß ich. Ich singe vor, ihr stimmt ein. und bald wird unser schöner Gesang rein zum Himmel aufsteigen. Da brauchts keine Messe, keine Absolution

. Ja ja, das wollen wir, hieß es allgemein. Auf dem Obergrünecker Stadeltennen werden wir unsern ersten Gottesdienst halten, fuhr der unheimliche Gast fort; zwar ist dieser unser erster Tempel einfach und schlecht, aber die ersten Christen haben auch in unterirdischen Höhlen, in Gräbern und Wüsten ihr Abendmahl gesegnet; und doch war die erste christliche Kirche Gott am Angenehmsten. So wird es auch die Unserige sein, wenn wir Eines Herzens und Sinnes versammelt sind. Und Gott wird es geben, dah bald unten im Thale endlich

Gast auch nicht leiden, obàch er sie auf alle Weise mit Schmeicheleien und Geschenken an sich zu locken gesucht hatte. Die Moidl war dem unheimlichen Gast ein Dorn im Auge, er sah,

4
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 17 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
kam es dicker und unverblümter, endlich durfte der unheimliche Gast alles sagen, ' ' was er wollte, man half ihm weidlich auf die Pfaffen und den katholischen Aber glauben schimpfen, hatte man ja dieses schon aus den Büchern herausgelesen. Was sollte den unheimlichen Gast noch länger zurückhalten, er rückte mit dem Worte Luther heraus, das er ihnen bisher noch nie genannt hatte. Der Name Luther kam ihnen gar nicht mehr schrecklich vor. Ja, meinte ein Melker, indem er seine Tabskjauche

. Wisset ihr was, sprach der unheimliche Gast; am besten wird es sein, wenn ihr gar nicht mehr in die Kirche geht. Wir halten uns hier am nächsten Sonntage Gottesdienst, einen Gottesdienst ohne papistischen Unsinn, ich werde auch die reine Lehre GotteS vortragen, und dann singen wir ein frommes Lied, ihr habt ja alle schon Gesangbüchlein. Die Arie weiß ich. Ich singe vor, ihr stimmt ein. und bald wird unser schöner Gesang rein zum Himmel aufsteigen. Da brauchts keine Messe, keine Absolution

. Ja ja, das wollen wir, hieß es allgemein. Auf dem Obergrünecker Stadeltennen werden wir unsern ersten Gottesdienst halten, fuhr der unheimliche Gast fort; zwar ist dieser unser erster Tempel einfach und schlecht, aber die ersten Christen haben auch in unterirdischen Höhlen, in Gräbern und Wüsten ihr Abendmahl gesegnet; und doch war die erste christliche Kirche Gott am Angenehmsten. So wird es auch die Unserige sein, wenn wir Eines Herzens und Sinnes versammelt sind. Und Gott wird es geben, dah bald unten im Thale endlich

Gast auch nicht leiden, obàch er sie auf alle Weise mit Schmeicheleien und Geschenken an sich zu locken gesucht hatte. Die Moidl war dem unheimlichen Gast ein Dorn im Auge, er sah,

5
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 231 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
— M . zwei jüngeren Kinder; der Josl will nicht mitgehen, und sie kehrt an jenem Tage nicht wieder nach Grüneck. Das haben wir schlecht gemacht, sagte Wastl, wir haben sie zu Peit getrieben, Mein Weib ist doch noch immer mein Weib; sie ist eine treue gute Seele. Der unheimliche Gast. Was! wegen eines Weihes möchtest du dich beirren lassen? Die reine Wahrheit kostet Kampf, Luther hat auch gegen alles angekämpft, die halbe . Welt war gegen ihn, selbst die mächtigen Kaiser Max un!) Karl

, aber er blieb fest, und geht dir die Moidl davon, nimmst du eine andere, eine jüngere; es gibt ja der schönen Mädeln genug, die nicht so albern sind, wie Moihl, ich traue dich dann. ' Wastl. Das thue ich auch nicht, die Moidl oder keine, dabei bleibt's. Der unheimliche Gast. Nun wie du meinst, hast Freiheit, vielleicht wird die Moidl noch kirre gemacht. Wir haben ja den Josl, diesen wird sie gewiß. nicht herlafsen wollen. Der nächste Sonntag erschien. Das Obergrüneck war von Männern und Weibern fast

umlagert. Die Untergrünecker hatten nie mit Wastl gehalten, ihr Haus war verschlossen, alles war im Thale drunten in der Mutterkirche. Da war nun vor dem Grünecke ein Jauchzen, Jodeln und Singen; Brannt wein wurde herumgereicht, unì? es wurde wacker gezecht/ selbst die Dirnen und Weiber thaten wie besessen und vergassen alle Schranken des Anstandes. ES lebe die Freiheit, es lebe Luther, nieder mit den Pfaffen, hieß es; wir regieren uns selbst. Wer Hätte da Grüneck noch erkannt, das vor einem halben

Jahre an Sonntagen in so stiller Ruhe droben lag? Nun glich es einer jener Branntweinbuden, wie man sie in Frankreich antraf zur Zeit der Revolution. Zngellosigkeit herrschte da, Niemand wollte mehr ein Joch sich gefallen lassen. Um neun Ahr, als der unheimliche Gast keuchend den Berg heraufkam, war schon alles halbbesoffen. Wohl mehr als 100 Personen verschiedenen Geschlechtes und Alters waren da versammelt. Seid ihr schon da meine Kinder, sprach der unheimliche Gast unter die am Rasen

Fleischtöpfen Egyptens, und nicht wieder umschauen nach Sodoma, wie weiland Loths Weib, die deßwegen zur Salzsäule wurde. Da liefen einige Weiber: Wir verstehen dich nicht ; der Wastl soll predigen, ihn verstehen wir besser. Der Wastl, der Wastl! Und wirklich trat der unheimliche Gast ab, und Wastl predigte: Brüder und Schwestern, sagte er, heute ist für uns ein glücklicher Tag. Wir haben das reine Evangelium, wie es aus Gottes Hand gekommen ist, angenommen, ein jeder ist von nun an sich selbst Priester

6
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 19 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
— M . zwei jüngeren Kinder; der Josl will nicht mitgehen, und sie kehrt an jenem Tage nicht wieder nach Grüneck. Das haben wir schlecht gemacht, sagte Wastl, wir haben sie zu Peit getrieben, Mein Weib ist doch noch immer mein Weib; sie ist eine treue gute Seele. Der unheimliche Gast. Was! wegen eines Weihes möchtest du dich beirren lassen? Die reine Wahrheit kostet Kampf, Luther hat auch gegen alles angekämpft, die halbe . Welt war gegen ihn, selbst die mächtigen Kaiser Max un!) Karl

, aber er blieb fest, und geht dir die Moidl davon, nimmst du eine andere, eine jüngere; es gibt ja der schönen Mädeln genug, die nicht so albern sind, wie Moihl, ich traue dich dann. ' Wastl. Das thue ich auch nicht, die Moidl oder keine, dabei bleibt's. Der unheimliche Gast. Nun wie du meinst, hast Freiheit, vielleicht wird die Moidl noch kirre gemacht. Wir haben ja den Josl, diesen wird sie gewiß. nicht herlafsen wollen. Der nächste Sonntag erschien. Das Obergrüneck war von Männern und Weibern fast

umlagert. Die Untergrünecker hatten nie mit Wastl gehalten, ihr Haus war verschlossen, alles war im Thale drunten in der Mutterkirche. Da war nun vor dem Grünecke ein Jauchzen, Jodeln und Singen; Brannt wein wurde herumgereicht, unì? es wurde wacker gezecht/ selbst die Dirnen und Weiber thaten wie besessen und vergassen alle Schranken des Anstandes. ES lebe die Freiheit, es lebe Luther, nieder mit den Pfaffen, hieß es; wir regieren uns selbst. Wer Hätte da Grüneck noch erkannt, das vor einem halben

Jahre an Sonntagen in so stiller Ruhe droben lag? Nun glich es einer jener Branntweinbuden, wie man sie in Frankreich antraf zur Zeit der Revolution. Zngellosigkeit herrschte da, Niemand wollte mehr ein Joch sich gefallen lassen. Um neun Ahr, als der unheimliche Gast keuchend den Berg heraufkam, war schon alles halbbesoffen. Wohl mehr als 100 Personen verschiedenen Geschlechtes und Alters waren da versammelt. Seid ihr schon da meine Kinder, sprach der unheimliche Gast unter die am Rasen

Fleischtöpfen Egyptens, und nicht wieder umschauen nach Sodoma, wie weiland Loths Weib, die deßwegen zur Salzsäule wurde. Da liefen einige Weiber: Wir verstehen dich nicht ; der Wastl soll predigen, ihn verstehen wir besser. Der Wastl, der Wastl! Und wirklich trat der unheimliche Gast ab, und Wastl predigte: Brüder und Schwestern, sagte er, heute ist für uns ein glücklicher Tag. Wir haben das reine Evangelium, wie es aus Gottes Hand gekommen ist, angenommen, ein jeder ist von nun an sich selbst Priester

7
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 248 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
hoch m den Himmel und à die Wolken hineinragen, wie bei uns, nicht jene mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Häupter. Sie habe» ein gar düsteres, einförmiges Aussehen; den Wiesen, welche jetzt hervortraten, fehlt jenes saftige Grün, welches man bei uns zu Hause gewohnt ist, und die Bäche rauschen nicht so rasch und geschwätzig daher, wie in unsern Thälern, träge und trübe wälzen sie sich neben dem Pfade der Auswanderer hin. Doch das neue Land muß schön sein, der unheimliche Gast hat es gesagt

ist. Wir wollen uns es schon zillerthalerisch Herrichten. So etwas verstehen diese Leute nicht. Aber daß uns noch Niemand von der Regierung entgegen Dmmt, um uns zu begrüßen und einzuführen. Ein Nachbarpastor hätte wohl auch kommen können, uns, die wir wegen des reinen Evangeliums so viel verließen, die Ehre anzuthun, und zu beglückwünschen. — Und unser. Gast, wo bleibt der, sollte er uns in Berlin vergessen haben? Fast müssen wir glauben, daß sich an ihm das Sprichwort bewahrheite: „Mit großen Herren ist nicht gut

Kirschen essen.' Sind wir ihm in seinem Lande jetzt vielleicht zu schlecht, schämt er sich unser, weil wir etwa Lodenjoppen tragen? Daß wäre noch das Rechte! Doch horcht, jetzt rollt ein Wagen die Straße herab; das muß der Gast fein, endlich kömmt er Z Lange hat er auf sich warten lassen, wir hätten geglaubt, er hätte uns bis an die Gränze entgegenkommen sollen; aber wir täuschten uns, und die preußischen Gränzbeamten waren just auch nicht sonderlich manierlich mit uns, hat uns verschmacht

. — Doch jetzt wirds schon anders werden, wenn unser Gast kömmt! Aber nicht der unheimliche Gast kam, sondern ein anderer Herr mit einer beporteten Schildkappe aus dem Kopfe; der Schild bedeckte halb seine mit Goldprillen versehenen Augen, breite Epauletts hiengen über seine Schultern herab. Seinen Waffenrock hatte er bis oben hinauf zugeknöpft; er drehte in einem fort an seinem großen Schnurrbarte. Als er aus den Wagen gesprungen war, redete er die Auswanderer so an: Meine lieben Tiroler! Seine àajestàt der König

8
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 225 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Und hiemit öffnete der fremde Gast seinen Reisekoffer und zog ein Paar Flaschen heraus, die er auf den Tisch stellte. Er setzte sich seinen Stuhl neben Wastl hin; bald waren sie entpfropft, denn die nöthigen Werkzeuge hatte der Fremde , selbst bei sich; knallend flogen die Pfropfe bis hinaus an den Uàrboden, so daß die Kellnerin über das Geräusch erschreckt hereinkam. Zwei Trinkgläser bringe sie, sprach der Fremde zur Kellnerin, und bald perlte die weißgelbe Flüssigkeit schäumend und zischend

in die Glaser. .. So etwas hatte Wastl noch nie gesehen, und auch noch nie einen so köst lichen Tropfen verkostet, es mundete ihm weidlich; er stieß mit dem Fremden an und wechselte mit ihm einen bedeutsamen Blick, dann reichten sie sich stumm die Hände. Der Fremde hatte sich nur zur Hälfte eingeschenkt und nippte nur von Zeit zu Zeit, desto fleißiger aber goß er von dem èdlen Safte in W-istls Glas, bis endlich beide Flaschen geleert waren. Selbst eine dritte Flasche hätte noch der fremde Gast herausgeholt

, wenn Wastl nicht abgewehrt halte, denn bereits rollte sein Blnt schneller in den Adern, eS feuerte und sott, als ob er lange im Wirbel sich gedreht hatte. Endlich stand Wastl auf, denn es ^brach schon die Abenddämmerung herein, und Abends, wollte er zu Hause sein, weil er auf Ordnung hielt. Also Morgen aus gewisses Wiedersehen lispelte dem Wastl der unheimliche Gast in's Ohr. Ja gewiß, ein Mann ein Wort, sprach Wastl, und gieng in die Gaststube hinaus, um der Kellnerin seine Zeche zu berichtigen

. Gewonnen, sagte der unheimliche Gast zu sich, und rieb sich vergnügt die Hände, und seine Mephistopheles^Figur wurde läager, fast geisterhaft, seinen Mund umspielte ein teuflisches, höhnisches Lächeln, die erste Mine ist gelegt; sie muß wirken! Den Kaffee halte der Fremde ganz kalt werden lassen, andere Gedanken beschäftigten ihn, Pläne für die Zukunft. Eine Superintendents in Berlin konnte ihm nun nicht wehr aus, wenn ihm sein Plan gelingt. , - He Kellnerin, sprach er mm zur Kellnerin

von weit her ein einfaches Dorf und Wirlhshaus im Zillerthale sich zum Wohn orte auserkoren hatte. Vielleicht zieht er noch andere nach. Doch Leute seid ihr kurzsichtig, ihr ahnt wohl nicht, daß dieser Gast in gar kurzer Zeit euren schönen häuslichen, friedlichen Herd untergraben, und in euer schönes Thal die Saat der Zwietracht säen wird. Was habt ihr dann von seiner Handvoll Thaler oder Friedrichsdor, die er euch als Lockspeise hinwars; was habt ihr davon, wenn euer Vaterland Zayrzchende, vielleicht

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 13 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
Und hiemit öffnete der fremde Gast seinen Reisekoffer und zog ein Paar Flaschen heraus, die er auf den Tisch stellte. Er setzte sich seinen Stuhl neben Wastl hin; bald waren sie entpfropft, denn die nöthigen Werkzeuge hatte der Fremde , selbst bei sich; knallend flogen die Pfropfe bis hinaus an den Uàrboden, so daß die Kellnerin über das Geräusch erschreckt hereinkam. Zwei Trinkgläser bringe sie, sprach der Fremde zur Kellnerin, und bald perlte die weißgelbe Flüssigkeit schäumend und zischend

in die Glaser. .. So etwas hatte Wastl noch nie gesehen, und auch noch nie einen so köst lichen Tropfen verkostet, es mundete ihm weidlich; er stieß mit dem Fremden an und wechselte mit ihm einen bedeutsamen Blick, dann reichten sie sich stumm die Hände. Der Fremde hatte sich nur zur Hälfte eingeschenkt und nippte nur von Zeit zu Zeit, desto fleißiger aber goß er von dem èdlen Safte in W-istls Glas, bis endlich beide Flaschen geleert waren. Selbst eine dritte Flasche hätte noch der fremde Gast herausgeholt

, wenn Wastl nicht abgewehrt halte, denn bereits rollte sein Blnt schneller in den Adern, eS feuerte und sott, als ob er lange im Wirbel sich gedreht hatte. Endlich stand Wastl auf, denn es ^brach schon die Abenddämmerung herein, und Abends, wollte er zu Hause sein, weil er auf Ordnung hielt. Also Morgen aus gewisses Wiedersehen lispelte dem Wastl der unheimliche Gast in's Ohr. Ja gewiß, ein Mann ein Wort, sprach Wastl, und gieng in die Gaststube hinaus, um der Kellnerin seine Zeche zu berichtigen

. Gewonnen, sagte der unheimliche Gast zu sich, und rieb sich vergnügt die Hände, und seine Mephistopheles^Figur wurde läager, fast geisterhaft, seinen Mund umspielte ein teuflisches, höhnisches Lächeln, die erste Mine ist gelegt; sie muß wirken! Den Kaffee halte der Fremde ganz kalt werden lassen, andere Gedanken beschäftigten ihn, Pläne für die Zukunft. Eine Superintendents in Berlin konnte ihm nun nicht wehr aus, wenn ihm sein Plan gelingt. , - He Kellnerin, sprach er mm zur Kellnerin

von weit her ein einfaches Dorf und Wirlhshaus im Zillerthale sich zum Wohn orte auserkoren hatte. Vielleicht zieht er noch andere nach. Doch Leute seid ihr kurzsichtig, ihr ahnt wohl nicht, daß dieser Gast in gar kurzer Zeit euren schönen häuslichen, friedlichen Herd untergraben, und in euer schönes Thal die Saat der Zwietracht säen wird. Was habt ihr dann von seiner Handvoll Thaler oder Friedrichsdor, die er euch als Lockspeise hinwars; was habt ihr davon, wenn euer Vaterland Zayrzchende, vielleicht

10
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 36 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
hoch m den Himmel und à die Wolken hineinragen, wie bei uns, nicht jene mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Häupter. Sie habe» ein gar düsteres, einförmiges Aussehen; den Wiesen, welche jetzt hervortraten, fehlt jenes saftige Grün, welches man bei uns zu Hause gewohnt ist, und die Bäche rauschen nicht so rasch und geschwätzig daher, wie in unsern Thälern, träge und trübe wälzen sie sich neben dem Pfade der Auswanderer hin. Doch das neue Land muß schön sein, der unheimliche Gast hat es gesagt

ist. Wir wollen uns es schon zillerthalerisch Herrichten. So etwas verstehen diese Leute nicht. Aber daß uns noch Niemand von der Regierung entgegen Dmmt, um uns zu begrüßen und einzuführen. Ein Nachbarpastor hätte wohl auch kommen können, uns, die wir wegen des reinen Evangeliums so viel verließen, die Ehre anzuthun, und zu beglückwünschen. — Und unser. Gast, wo bleibt der, sollte er uns in Berlin vergessen haben? Fast müssen wir glauben, daß sich an ihm das Sprichwort bewahrheite: „Mit großen Herren ist nicht gut

Kirschen essen.' Sind wir ihm in seinem Lande jetzt vielleicht zu schlecht, schämt er sich unser, weil wir etwa Lodenjoppen tragen? Daß wäre noch das Rechte! Doch horcht, jetzt rollt ein Wagen die Straße herab; das muß der Gast fein, endlich kömmt er Z Lange hat er auf sich warten lassen, wir hätten geglaubt, er hätte uns bis an die Gränze entgegenkommen sollen; aber wir täuschten uns, und die preußischen Gränzbeamten waren just auch nicht sonderlich manierlich mit uns, hat uns verschmacht

. — Doch jetzt wirds schon anders werden, wenn unser Gast kömmt! Aber nicht der unheimliche Gast kam, sondern ein anderer Herr mit einer beporteten Schildkappe aus dem Kopfe; der Schild bedeckte halb seine mit Goldprillen versehenen Augen, breite Epauletts hiengen über seine Schultern herab. Seinen Waffenrock hatte er bis oben hinauf zugeknöpft; er drehte in einem fort an seinem großen Schnurrbarte. Als er aus den Wagen gesprungen war, redete er die Auswanderer so an: Meine lieben Tiroler! Seine àajestàt der König

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Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_230_object_4439549.png
Page 230 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
daß an ihrer Kernreligion alle seine Pfeile abglitten. Sie erkannte den Wolf bald. Sie hatte die Einfältigkeit einei Taube und dennoch die Klugheit einer Schlange. Ein Sturm jedoch sollte auf sie gemacht werden, vielleicht gelingt es ihren Starr sinn zu brechen. Eines Tages war der unheimliche Gast und Wastl allein in der Stube. Da rief nun Wastl die Moidl aus der Küche herein. Höre nun, sprach Wastl zu ihr, was ich dir jetzt sage: Ich liebe dich, wie kein Weib der Erde, und habe dich immer

mit mir eines Weges durchs Leben gehen; aber du weigerst dich hartnäckig mir zu folgen. Wohlan denn, so wisse, daß ich nach der Lehre des reinen Evangeliums das Recht habe, das alte Band aufzulösen, und ein neues zu knüpfen. Nicht war, Herr Pastor, dies Recht habe ich? Der unheimliche Gast. Ja, das Recht hat er vor Gott und den Naturgesetzen. Wenn du Moidl, fuhr uun Wastl fort, meiner Gesinnung nicht folgest und mir Alles schnurgerade entgegenthust, so werde ich wirklich das alte Band lösen, und solle

, ich habe es noch nie gethan, du zwingst mich aber dazu. Wenn du mich verstoßest, dann werde ich mein Recht behaupten. Ich werde meine Heimat für mich behalten; ich bin es den Kindern schuldig. Der unheimliche Gast. Moidl, Ihr seid wirklich nicht gescheid, wenn Ihr es so weit kommen lasset, Euch von Wastl zu scheiden, glaubt Ihr denn man könne in unserem Glauben nicht selig werden ; dann wären wir Protestanten ja alle verloren? «Seht, wenn ihr dem reinen Evangelium, dem ächten Worte Gottes folgt, geht

17
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 18 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
daß an ihrer Kernreligion alle seine Pfeile abglitten. Sie erkannte den Wolf bald. Sie hatte die Einfältigkeit einei Taube und dennoch die Klugheit einer Schlange. Ein Sturm jedoch sollte auf sie gemacht werden, vielleicht gelingt es ihren Starr sinn zu brechen. Eines Tages war der unheimliche Gast und Wastl allein in der Stube. Da rief nun Wastl die Moidl aus der Küche herein. Höre nun, sprach Wastl zu ihr, was ich dir jetzt sage: Ich liebe dich, wie kein Weib der Erde, und habe dich immer

mit mir eines Weges durchs Leben gehen; aber du weigerst dich hartnäckig mir zu folgen. Wohlan denn, so wisse, daß ich nach der Lehre des reinen Evangeliums das Recht habe, das alte Band aufzulösen, und ein neues zu knüpfen. Nicht war, Herr Pastor, dies Recht habe ich? Der unheimliche Gast. Ja, das Recht hat er vor Gott und den Naturgesetzen. Wenn du Moidl, fuhr uun Wastl fort, meiner Gesinnung nicht folgest und mir Alles schnurgerade entgegenthust, so werde ich wirklich das alte Band lösen, und solle

, ich habe es noch nie gethan, du zwingst mich aber dazu. Wenn du mich verstoßest, dann werde ich mein Recht behaupten. Ich werde meine Heimat für mich behalten; ich bin es den Kindern schuldig. Der unheimliche Gast. Moidl, Ihr seid wirklich nicht gescheid, wenn Ihr es so weit kommen lasset, Euch von Wastl zu scheiden, glaubt Ihr denn man könne in unserem Glauben nicht selig werden ; dann wären wir Protestanten ja alle verloren? «Seht, wenn ihr dem reinen Evangelium, dem ächten Worte Gottes folgt, geht

18
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 252 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
und Bier hat der Wastl auch schon genug im Hause, er hat es gestern mit zwei Rossen aus der Stadt herüber gebracht. Cr muß auch den Wirth machen; er läßt doch das Getränke ungetauft. Und der Kellnerinnen gibt es unter uns auch genug. Das Unterwirths-Moidl haben wir ja auch bei uns, sie ist dem Oberberger Tonl nachgezogen; ist eine prächtige Kellnerin, und hat schon manchem Fremden den Kopf verrückt? Ich glaube der Wastl will sein Wirthshaus „Gasthaus zum freien Zillerthaler' taufen. Sein Haus

ist auch das geräumigste und gerade neben der Straße gelegen. So hieß es am ersten Sonntage im Neuzillerthal. Doch es sollte nicht ganz so kommen, wie diese guten Leutchen sich gedacht hatten. Eben hatte Wastl sein nettestes Hemd über seine Kleider angezogen, und den Stülphut aufgesetzt, um sein Prediger-Amt zu beginnen, da rollt eine Kutsche heran, und haltet beim Gasthause zum freien Zillerthaler. Anfangs glaubte man gar, der Gast möchte sie mit einem Besuche überraschen, hatte er ja noch nie sich sehen lassen

; aber nicht der unheimliche Gast war der neue Ankömmling, sondern ein junges schmächtiges Herrchen, das wohl auch vor nicht gar langer Zeit die Hörsäle der theologischen Studien verlassen haben mochte und sich vielleicht seine ersten Prediger- Sporne zu verdienen hatte. Aller Anfang ist ja klein und junge Leute müssen sich's schon gefallen lassen, zuerst in alle Löcher und Winkel hmeinzuspazieren und von Pick aus zu dienen. Dieser Mann war ganz gut als Prediger und Pastor für Neuzillerthal. So hatte es die Regierung

19
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 40 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
und Bier hat der Wastl auch schon genug im Hause, er hat es gestern mit zwei Rossen aus der Stadt herüber gebracht. Cr muß auch den Wirth machen; er läßt doch das Getränke ungetauft. Und der Kellnerinnen gibt es unter uns auch genug. Das Unterwirths-Moidl haben wir ja auch bei uns, sie ist dem Oberberger Tonl nachgezogen; ist eine prächtige Kellnerin, und hat schon manchem Fremden den Kopf verrückt? Ich glaube der Wastl will sein Wirthshaus „Gasthaus zum freien Zillerthaler' taufen. Sein Haus

ist auch das geräumigste und gerade neben der Straße gelegen. So hieß es am ersten Sonntage im Neuzillerthal. Doch es sollte nicht ganz so kommen, wie diese guten Leutchen sich gedacht hatten. Eben hatte Wastl sein nettestes Hemd über seine Kleider angezogen, und den Stülphut aufgesetzt, um sein Prediger-Amt zu beginnen, da rollt eine Kutsche heran, und haltet beim Gasthause zum freien Zillerthaler. Anfangs glaubte man gar, der Gast möchte sie mit einem Besuche überraschen, hatte er ja noch nie sich sehen lassen

; aber nicht der unheimliche Gast war der neue Ankömmling, sondern ein junges schmächtiges Herrchen, das wohl auch vor nicht gar langer Zeit die Hörsäle der theologischen Studien verlassen haben mochte und sich vielleicht seine ersten Prediger- Sporne zu verdienen hatte. Aller Anfang ist ja klein und junge Leute müssen sich's schon gefallen lassen, zuerst in alle Löcher und Winkel hmeinzuspazieren und von Pick aus zu dienen. Dieser Mann war ganz gut als Prediger und Pastor für Neuzillerthal. So hatte es die Regierung

20
Books
Category:
Literature
Year:
1889
Walther von der Vogelweide und der Innervogelweider-Hof oberhalb Klausen in Tirol
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Page 26 of 63
Author: Anzoletti, Patrik / von Patriz Anzoletti
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 62 S.
Language: Deutsch
Notations: Aus: Programm des Obergymnasiums der Franciscaner in Bozen ; 1888/1889
Subject heading: p.Walther <von der Vogelweide> ; g.Lajen / Innervogelweiderhof
Location mark: II 58.121
Intern ID: 162138
Es fragen mich gar viele, was ich hab’ erseh’n, Wenn ich vom Höfe reit, und was da sei gescheh’n; Ich lüg 1 ungern und mag doch halb die Wahrheit kaum gcstclvn. In Nürnberg war ein gut Gericht, das sag’ ich euch zu Mahre: Nach ihrer Milde fragt die Fahrenden, die können späli’n. Sie sagten : unerfüllt blieh ihrer Ranzen Leere. Uns’re heim’sehen Fürsten werben so um Ehre, Leopold muss’ alleine geben, wenn er Gast nicht wäre. »Es fragt sich zunächst, wie die letzten Worte zu verstehen

, dass ihm als Gast, als Fremden, nicht zukam, sieb freigebig zu erweisen ; doch für den bestimmten Fall nimmt er diese Entschuldigung nicht als ernst gemeint an, denn er sagt: »aber gilt sie auch in diesem Fall? Auf einem Reichs- und Hoftag waren alle Fürsten Gäste und dieselbe Entschuldigung hätte jeder brauchen können. Augenschein lich schließt der Spruch mit einer ironischen Wendung.« »Weiter fragt es sich, ob die heimischen Fürsten, welche in der vorletzten Zeile erwähnt

werden, die österreichischen sind, ob also Leopold zu den heimischen Fürsten gehört, oder ob er ihnen gegenüber gestellt wird.« Die letztere Ansicht hat Pfeiffer zuerst aufgestellt und andere sind ihm gefolgt. »Das Wort hovebaere fassen sie ironisch : unsere heimischen Fürsten, sagten die Fahrenden, seien solche Knauser, dass Leopold allein hätte geben müssen, nur dass er Gast war. Möglich ist es die Zeilen so zu verstehen; (also doch möglich! dann ist jedenfalls Wilmanns entgegengesetzte Ansicht nicht die einzig sichere

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