— M . zwei jüngeren Kinder; der Josl will nicht mitgehen, und sie kehrt an jenem Tage nicht wieder nach Grüneck. Das haben wir schlecht gemacht, sagte Wastl, wir haben sie zu Peit getrieben, Mein Weib ist doch noch immer mein Weib; sie ist eine treue gute Seele. Der unheimliche Gast. Was! wegen eines Weihes möchtest du dich beirren lassen? Die reine Wahrheit kostet Kampf, Luther hat auch gegen alles angekämpft, die halbe . Welt war gegen ihn, selbst die mächtigen Kaiser Max un!) Karl
, aber er blieb fest, und geht dir die Moidl davon, nimmst du eine andere, eine jüngere; es gibt ja der schönen Mädeln genug, die nicht so albern sind, wie Moihl, ich traue dich dann. ' Wastl. Das thue ich auch nicht, die Moidl oder keine, dabei bleibt's. Der unheimliche Gast. Nun wie du meinst, hast Freiheit, vielleicht wird die Moidl noch kirre gemacht. Wir haben ja den Josl, diesen wird sie gewiß. nicht herlafsen wollen. Der nächste Sonntag erschien. Das Obergrüneck war von Männern und Weibern fast
umlagert. Die Untergrünecker hatten nie mit Wastl gehalten, ihr Haus war verschlossen, alles war im Thale drunten in der Mutterkirche. Da war nun vor dem Grünecke ein Jauchzen, Jodeln und Singen; Brannt wein wurde herumgereicht, unì? es wurde wacker gezecht/ selbst die Dirnen und Weiber thaten wie besessen und vergassen alle Schranken des Anstandes. ES lebe die Freiheit, es lebe Luther, nieder mit den Pfaffen, hieß es; wir regieren uns selbst. Wer Hätte da Grüneck noch erkannt, das vor einem halben
Jahre an Sonntagen in so stiller Ruhe droben lag? Nun glich es einer jener Branntweinbuden, wie man sie in Frankreich antraf zur Zeit der Revolution. Zngellosigkeit herrschte da, Niemand wollte mehr ein Joch sich gefallen lassen. Um neun Ahr, als der unheimliche Gast keuchend den Berg heraufkam, war schon alles halbbesoffen. Wohl mehr als 100 Personen verschiedenen Geschlechtes und Alters waren da versammelt. Seid ihr schon da meine Kinder, sprach der unheimliche Gast unter die am Rasen
Fleischtöpfen Egyptens, und nicht wieder umschauen nach Sodoma, wie weiland Loths Weib, die deßwegen zur Salzsäule wurde. Da liefen einige Weiber: Wir verstehen dich nicht ; der Wastl soll predigen, ihn verstehen wir besser. Der Wastl, der Wastl! Und wirklich trat der unheimliche Gast ab, und Wastl predigte: Brüder und Schwestern, sagte er, heute ist für uns ein glücklicher Tag. Wir haben das reine Evangelium, wie es aus Gottes Hand gekommen ist, angenommen, ein jeder ist von nun an sich selbst Priester