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Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 174 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Gründen. Erstlich weil sie ihre Nase überall haben will, und zweitens, damit sie ihre Stammbaumstudien vervollkommnen und die sauberen adeligen Früchte mit zwanzig Ahnen genau studiren kann.' „Aber lieber Mann!' „Es bleibt dabei! Du holst das Fräulein, ich die liebe Thila, die ganz entzückt sein wird, einer Berathung beiwohnen zu dürfen. Auf der Veranda treffen wir uns.' Der Baron klopfte an dem Zimmer des Freifräuleis und trat mit der Frage: „Störe ich nicht?' bei ihr ein. „Ah Baron

, das ist liebenswürdig, daß Sie kommen, mir Gesellschaft zu leisten, setzen Sie sich, ich habe schrecklich Langeweile.' „Ich bringe ein Gegengift,' antwortete der Baron, an der Thürs stehen bleibend. „Im Ernste? Das ist sehr schön von Ihnen! Darf man auch wissen, worin 'es besteht?' „Gewiß! In einem Familienrathe.' „Ein Familienrath! rief aufspringend die Dame, das ist herrlich! Wie alt sind Sie Baron? Doch was frage ich, ich bin die Aelteste im Hause, ich werde den Borsitz führen. Von was handelt die Berathung

, sich umwendend schnell ein falsches Gebiß einsetzte und endlich noch ihre lederfarbenen Wangen schmünkte. , Hast eben nicht genug an einem falschen Herzen, es müssen dies Mch die Locken, Zähne und Wangen sein! „Baron, nun geben Sie mir Ihren Arm. Ich fühle bei diefem ernsten Gange doppelt, daß altadeliges Blut in meinen Adern rollt.' Der Baron sah die lächerliche Alte von der Seite an und seufzte. Josefine und die Baronin standen schweigend an der Brüstung der Veranda, als die beiden eintraten

. Das Freifräulein grüßte mit Würde die Baronin, dann maß sie Josefinen mit einem Blicke der tiefsten Verachtung. Man setzte sich; Thila fand es unverschämt, daß dies auch Josefine that, doch schwieg sie. Der Baron wandte sich an die Anwesenden und begann: „Verhältnisse zwingen mich, eine recht traurige und schmähliche Begebenheit, welche in unserem Hause vorfiel, zum Austrage zu bringen.' Das Freiftäulein rückte heftig ihren Stuhl von Josefinen weg. „Sie kenneu, Thila, fuhr er fort, den Grafen Feodor?' „Gewiß

er stammt in gerader Linie — „Bitte, lassen Sie dies bei Seite, mahnte der Baron, es handelt sich nicht darum, von wem er abstammt, sondern ob er nicht vor Gericht gestellt werden soll?' „Was hat dann dieses Fräulein hier zu thun, rief entrüstet Thila, wenn es sich nicht um sie, wie Sie sagten, sondern um den Grafen Feodor handelt. Ich dringe darauf, daß sich das Fräulein augenblicklich entferne!' „Unterbrechen Sie mich nicht, sprach ärgerlich der Baron; ich will und

1
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_516_object_4440452.png
Page 516 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Gründen. Erstlich weil sie ihre Nase überall haben will, und zweitens, damit sie ihre Stammbaumstudien vervollkommnen und die sauberen adeligen Früchte niit zwanzig Ahnen genau studiren kann.' „Aber lieber Mann!' „Es bleibt dabei! Du holst das Fräulein, ich die liebe Thila, die gànz entzückt sein wird, einer Berathung beiwohnen zu dürfen. Auf der Veranda treffen wir uns.' Der Baron klopfte an dem Zimmer des Freifräuleis und trat mit der Frage: „Störe ich nicht?' bei ihr ein. „Ah Baron

, das ist liebenswürdig, daß Sie kommen, mir Gesellschaft zu leisten, setzen Sie sich, ich habe schrecklich Langeweile/' „Ich bringe ein Gegengift,' antwortete der Baron, an der Thüre stehen bleibend. „Im Ernste? Das ist sehr schön von Ihnen ! Darf man auch wissen, worin es besteht?' „Gewiß! In einem Familienrathe.' „Em Familienrath? ries aufspringend die Dame, das ist herrlich ! Wie alt sind Sie Baron? Doch was frage ich, ich bin die Aelteste im Hause, ich werde den Vorsitz führen. Von was handelt die Berathung

ordnete, sich umwendend schnell ein falsches Gebiß einsetzte und endlich Koch ihre ledersarbenen Wangen fchmünkte. Hast eben nicht genug an einem falschen Herzen, es müssen dies auch die Locken, Zähne und Wangen sein! „Baron, nun geben Sie mir Ihren Arm. Ich fühle bei diesem ernsten Gange doppelt, daß altadeliges Blut in meinen Adern rollt.' Der Baron sah die lächerliche Alte von der Seite an und seufzte. Josefine und die Baronin standen schweigend an der Brüstung der Veranda, als die beiden eintraten

. Das Freifräulein grüßte mit Würde die Baronin, dann maß sie Josefinen mit einem Blicke der tiefsten Verachtung. Man setzte sich; Thila fand es Unverschämt, daß dies auch Josefine that, doch schwieg sie. Der Baron wandte sich an die Anwesenden und begann: „Verhältnisse zwingen mich, eine recht traurige und schmähliche Begebenheit, welche in unserem Hause vorfiel, zum Austrage zu bringen.' Das Freifräulein rückte heftig ihren Stuhl von Josefinen weg. „Sie kennen, Thila, fuhr er fort, den Grafen Feodor?' „Gewiß

er stammt in /gerader Linie — „Bitte, lassen Sie dies bei Seite, mahnte der Baron, es handelt sich nicht darum, von wem er abstammt, sondern ob er nicht vor Gericht gestellt werden soll?' „Was hat dann dieses Fräulein hier zu thun, rief entrüstet Thila, wenn es sich nicht um sie, wie Sie sagten, sondern um den Grafen Feodor handelt. Ich dringe darauf, daß sich das Fräulein augenblicklich entferne!' . . „Unterbrechen Sie mich nicht, sprach ärgerlich der Barà; ich will und

2
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 304 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
Gründen. Erstlich weil sie ihre Nase überall haben will, und zweitens, damit sie ihre Stammbaumstudien vervollkommnen und die sauberen adeligen Früchte niit zwanzig Ahnen genau studiren kann.' „Aber lieber Mann!' „Es bleibt dabei! Du holst das Fräulein, ich die liebe Thila, die gànz entzückt sein wird, einer Berathung beiwohnen zu dürfen. Auf der Veranda treffen wir uns.' Der Baron klopfte an dem Zimmer des Freifräuleis und trat mit der Frage: „Störe ich nicht?' bei ihr ein. „Ah Baron

, das ist liebenswürdig, daß Sie kommen, mir Gesellschaft zu leisten, setzen Sie sich, ich habe schrecklich Langeweile/' „Ich bringe ein Gegengift,' antwortete der Baron, an der Thüre stehen bleibend. „Im Ernste? Das ist sehr schön von Ihnen ! Darf man auch wissen, worin es besteht?' „Gewiß! In einem Familienrathe.' „Em Familienrath? ries aufspringend die Dame, das ist herrlich ! Wie alt sind Sie Baron? Doch was frage ich, ich bin die Aelteste im Hause, ich werde den Vorsitz führen. Von was handelt die Berathung

ordnete, sich umwendend schnell ein falsches Gebiß einsetzte und endlich Koch ihre ledersarbenen Wangen fchmünkte. Hast eben nicht genug an einem falschen Herzen, es müssen dies auch die Locken, Zähne und Wangen sein! „Baron, nun geben Sie mir Ihren Arm. Ich fühle bei diesem ernsten Gange doppelt, daß altadeliges Blut in meinen Adern rollt.' Der Baron sah die lächerliche Alte von der Seite an und seufzte. Josefine und die Baronin standen schweigend an der Brüstung der Veranda, als die beiden eintraten

. Das Freifräulein grüßte mit Würde die Baronin, dann maß sie Josefinen mit einem Blicke der tiefsten Verachtung. Man setzte sich; Thila fand es Unverschämt, daß dies auch Josefine that, doch schwieg sie. Der Baron wandte sich an die Anwesenden und begann: „Verhältnisse zwingen mich, eine recht traurige und schmähliche Begebenheit, welche in unserem Hause vorfiel, zum Austrage zu bringen.' Das Freifräulein rückte heftig ihren Stuhl von Josefinen weg. „Sie kennen, Thila, fuhr er fort, den Grafen Feodor?' „Gewiß

er stammt in /gerader Linie — „Bitte, lassen Sie dies bei Seite, mahnte der Baron, es handelt sich nicht darum, von wem er abstammt, sondern ob er nicht vor Gericht gestellt werden soll?' „Was hat dann dieses Fräulein hier zu thun, rief entrüstet Thila, wenn es sich nicht um sie, wie Sie sagten, sondern um den Grafen Feodor handelt. Ich dringe darauf, daß sich das Fräulein augenblicklich entferne!' . . „Unterbrechen Sie mich nicht, sprach ärgerlich der Barà; ich will und

3
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 149 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Der Baron liebte es 'seinen so heirlich gelegenen Wohnsitz Landhans zu nennen, obwohl das weite stattliche Gebäude in seinem ernsten mittelalterlichen >Bau- stiele eines der schönsten Schlösser der Umgegend war. Er that aber Recht daran; denn seine dicke schwerfällige Gestalt, das gutmüthige Gesicht mit den kleinen freund lichen Augen, das einfache weiße Leinengewand und der breitkrämpige Strohhut ver riechen eher den behäbigen Gutsbesitzer, als einen altadeligen Gutsbesitzer. Er lachte oft

selbst still vor sich hin, wenn er in den hohen Schloßgängen die Bilder seiner Ahnen ansah mit ihren Elsenkleidern, spanischen Gewanden und gewaltigen Perücken und dann aus sich blickte, wie er die Fäuste in einem leichten Sommerröckchen stecken hatte und statt der Perrücke kurz geschornes Haar, statt Elsenschienen nnd Sporen , tüchtige Jnchtenstiefel trug, an denen mancher Knollen Erde von den Weinbergen und Aeckern hing. Wie der Baron, so waren/auch seine zwei Kinder, Hugo, ein Knabe mit zwölf Jahren

Augen, die stets mit Handschuhen bedeckten Händen, die feine Toilette — kurz Alles ließ aus den ersten Blick achtes blaues Blut erkennen. Sie schien mehr Stolz als sie es in der That war, sie hatte eine fröhliche, herzliche Ader, sie scherzte und neckte, sie sang und plauderte, hatte für Jedermann ein freundliches Wort, aber Handschuhe durften bei alle dem nicht fehlen, das war einmal ihre unschuldige Marotte. . Josefine und die Familie fanden sich schnell zusammen Dem Baron gefiel die Einfachheit

des Mädchens , der Baronin ihr feiner Anstand, den Kindern die zutrauliche Herzlichkeit. Sie hörte den Baron aufmerksam zu , wenn er von seinen Weinbergen und Weinkellern erzählte, sie Hielt die Handschuhe der Baronin in gutem ^ Stande und fragte sie oft um die Gebräuche bei Hofe, sie spielte mit den Kindern wie ein Kind, und so war sie bald „ein vernünftiges, ein gebildetes, ein herzliebes Fräulein.' Nach den traurigen Erfahrungen mit Jerome erschienen ihr die beiden Kinderìotz ihrer verschiedenen kleinen

. Aufsallend dagegen war es ihr, daß der Baron, wenn nur immer möglich, diesen Unterrichtsstunden anwohnte, da er doch als Protestant sich vielmehr davon hätte fern halten sollen. Freilich rückte er oft ungeduldig auf dem Stuhle umher und schüttelte bei Manchem bedenklich den Kopf, allein er hielt doch stets bis zum Schluße der Lection standhaft aus., Die warme Jahreszeit und die herrliche Lage des das Landhaus umgebenden Gartens ermöglichten es, daß ein Theil der Unterrichtsstunden in der Nosenlaube

4
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 491 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
- Der Baron liebte es' seinen so heirlich gelegenen Wohnsitz ^Landhaà zu nennen, obwöhl das weite stattliche ^Gebäude in seinem ernsten mittelalterlichen -Bau stiele eines der schönsten Schlösser der Umgegend war. Er that aber Recht daran; denn seine dicke schwerfällige Gestalt, das gutmüthige Gesicht mit den kleinen freund-^ lichen Augen, das einfache Weiße Leinengewand und der breitkrämpige Strohhut ver rieten eher den behäbigen Gutsbesitzer, als einen altadeligen Gutsbesitzer. Er lachte oft

selbst still vor sich hin, wenn er in den hohen Schloßgängen die Bilder seiner Ahnen ansah mit ihren Eisenkleidern, spanischen Gewanden und gewaltigen Perücken und dann auf sich blickte, wie er die Fäuste in einem leichten Sommerröckchen stecken hatte und statt der Perrücke kurz geschornes Haar, statt Elsenschienen und Sporen tüchtige Juchtenstiefel trug, an denen mancher Knollen Erde von den Weinbergen und Aeckern hing. Wie der Baron , so waren auch seine zwei Kinder, Hugo, ein Knabe mit zwölf Jahren

Augen, die stets mit Handschuhen bedeckten Händen, die feine Toilette — kurz Alles ließ aus den ersten Blick .echtes blaues Blut erkennen. Sie schien mehr Stolz als sie es in der That war, sie hatte eine fröhliche, herzliche Ader, sie scherzte und neckte, sie sang und plauderte, hatte für Jedermann ein freundliches Wort, aber Handschuhe durften bei alle dem nicht fehlen , das war einmal ihre unschuldige Marotte. . Josefine nnd die Familie fanden sich schnell zusanimen. Dem Baron gefiel

die Einfachheit des Mädchens , der Baronin ihr feiner Anstand, den Kindern die zutrauliche Herzlichkeit. Sie hörte den Baron aufmerksam zu , wenn er von seinen Weinbergen und Weinkellern erzählte, sie hielt die Handschuhe der Baronin in gutem Stande und fragte sie oft um die Gebräuche bei Hose, sie spielte mit den Kindern Wie ein Kind, und so war sie bald „ein vernünftiges, ein gebildetes, ein herzliebes Fräulein.' > - Nach den traurigen Ersahrungen mit Jerome erschienen ihr die beiden Kinder-trotz

brachten. Auffallend dagegen war es ihr, daß der Baron, wenn nur immer möglich, diesen Unterrichtsstunden anwohnte, da er doch als Protestant sich vielmehr davon hätte fern halten sollen. Freilich rückte er oft ungeduldig auf dem Stuhle umher und schüttelte bei Manchem bedenklich den Kopf, allein er hielt doch stets bis zum Schluße der Lection standhaft aus.. Die warme Jahreszeit und die herrliche Lage des das Landhaus umgebenden Gartens ermöglichten es, daß ein Theil der Unterrichtsstunden

5
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 279 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
- Der Baron liebte es' seinen so heirlich gelegenen Wohnsitz ^Landhaà zu nennen, obwöhl das weite stattliche ^Gebäude in seinem ernsten mittelalterlichen -Bau stiele eines der schönsten Schlösser der Umgegend war. Er that aber Recht daran; denn seine dicke schwerfällige Gestalt, das gutmüthige Gesicht mit den kleinen freund-^ lichen Augen, das einfache Weiße Leinengewand und der breitkrämpige Strohhut ver rieten eher den behäbigen Gutsbesitzer, als einen altadeligen Gutsbesitzer. Er lachte oft

selbst still vor sich hin, wenn er in den hohen Schloßgängen die Bilder seiner Ahnen ansah mit ihren Eisenkleidern, spanischen Gewanden und gewaltigen Perücken und dann auf sich blickte, wie er die Fäuste in einem leichten Sommerröckchen stecken hatte und statt der Perrücke kurz geschornes Haar, statt Elsenschienen und Sporen tüchtige Juchtenstiefel trug, an denen mancher Knollen Erde von den Weinbergen und Aeckern hing. Wie der Baron , so waren auch seine zwei Kinder, Hugo, ein Knabe mit zwölf Jahren

Augen, die stets mit Handschuhen bedeckten Händen, die feine Toilette — kurz Alles ließ aus den ersten Blick .echtes blaues Blut erkennen. Sie schien mehr Stolz als sie es in der That war, sie hatte eine fröhliche, herzliche Ader, sie scherzte und neckte, sie sang und plauderte, hatte für Jedermann ein freundliches Wort, aber Handschuhe durften bei alle dem nicht fehlen , das war einmal ihre unschuldige Marotte. . Josefine nnd die Familie fanden sich schnell zusanimen. Dem Baron gefiel

die Einfachheit des Mädchens , der Baronin ihr feiner Anstand, den Kindern die zutrauliche Herzlichkeit. Sie hörte den Baron aufmerksam zu , wenn er von seinen Weinbergen und Weinkellern erzählte, sie hielt die Handschuhe der Baronin in gutem Stande und fragte sie oft um die Gebräuche bei Hose, sie spielte mit den Kindern Wie ein Kind, und so war sie bald „ein vernünftiges, ein gebildetes, ein herzliebes Fräulein.' > - Nach den traurigen Ersahrungen mit Jerome erschienen ihr die beiden Kinder-trotz

brachten. Auffallend dagegen war es ihr, daß der Baron, wenn nur immer möglich, diesen Unterrichtsstunden anwohnte, da er doch als Protestant sich vielmehr davon hätte fern halten sollen. Freilich rückte er oft ungeduldig auf dem Stuhle umher und schüttelte bei Manchem bedenklich den Kopf, allein er hielt doch stets bis zum Schluße der Lection standhaft aus.. Die warme Jahreszeit und die herrliche Lage des das Landhaus umgebenden Gartens ermöglichten es, daß ein Theil der Unterrichtsstunden

6
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 159 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Vorfall ein an sich schändlicher ist und das Zuchthaus verdient, setzen wir den Fall, das Fräulein erliege der Krankheit; kann - man sagen, sie sei eines natürlichen > Todes gestorben? Die Welt wird sagen, sitz starb am Nervenfieber, der Eingeweihte aber wird gestehen müssen, sie wurde gemordet. Sehen Sic, Baron, solche Morde werden so viele begangen, welche sich dem strafenden Arme der irdischen Gerechtigkeit entziehen, Morde, die eben so schändlich sind, als die von Räubern und gewöhnlichen

Mördern verübten. Sagen Sie, habe ich Unrecht?' „Äider nein, antwortete der Baron. Sie enthüllen mit unbarmherziger Hand eine schreckliche Wahrheit. Aber ich beschwöre Sie, stehen Sie von einer Anzeige vor Gericht ab; bedenken Sie die Familie des Grafen, die noch dazu mit uns nahe verwandt ist!' „Und bedenken Sie die Familie des armen Mädchens, entgegnete vorwurfsvoll der Arzt. Hier, Baron, hören in meinen Augen alle Standesrücksichten,^ alle weltlichen Borurtheile aus. Der schlechte Graf gehört eben

so gut auf die Anklagebank, wie der schlechte Bauer. Ich bleibe bei meinen: Entschlüsse, den Vorfall anzuzeigen und kann nur innig bedauern, daß Ihr Haus und Ihr Name damit in Berührung kommt.' „Doctor, Sie sind ein schrecklicher Mensch!' stöhnte der Baron. „Sie wollen richtiger sagen, daß die Gerechtigkeit schrecklich ist!' „Aber wie, sagte nach einigem Besinnen der Baron, wenn das Fräulein selbst-mit der Klage nicht einverstanden ist? Wenn es ihr neue Pein und Verlegenheit bereitet, vor.dem

Gerichte das noch einmal abhandeln zu lassen, was ihr Zartgefühl so empfindlich verletzt hat?' „Dieser Einwurf hat etwas für sich, erwiederte der Arzt; gut, ich will so lange zuwarten, bis sich die Kranke selbst darüber aussprechen kann.' „Ich danke Ihnen Doctor, rief aufathmend der Baron; nun ist Alles gewonnen , denn von der Seelengute des armen Mädchens ist nur Verzeihung zu hoffen, nicht.Rache und Strafe zu fürchten!' Der Arzt gieng wieder zu Josefinen, der Baron ließ den Grafen zu sich bitten

7
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 201 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
„Sieh, da kommt die gute Kleine, rief der Baron, als er Josefiue erblickte. Aber du mein Gott, was will sie mit dem feierlichen Gesichte nnd den Briefen in der Hand? Mir ahnt nichts Gutes!' „Sie wird vielleicht Prinzessin in einem amerikanischen Jndianerstaate, wizelte Thila! sieh nur Confine, fie geht schon wie eine Majestät einher.' „Wozu der Spott? tadelte die Baronin; Spott ist die schlimmste Waffe, die man führen kann. Was bringen Sie mein Kind?' sprach sie zu Josefine gewendet. „Ich bitte

beuge. So sehr ich Ihr Glück theile, so schmerzlich empfinde ich Ihren Verlust.' „Verlust, was Verlust? rief der Baron, sich rasch umweudend und bald seine Frau, bald Josefinen erschrocken ansehend. Ich will doch nicht hoffen, daß Sie uns verlassen? Ich biete Ihnen vierfachen Gehalt, gebe Ihnen drei Monate Urlaub, Gold, Schmuck, meinetwegen Equipage, aber bleiben müssen Sie! Warum sagten Sie nur nicht, daß Sie unzufrieden find? Weiß Gott! ich hätte Alles gethan. Ich verweigere ein für allemal

meine Zustimmung und verlange, daß zwanzigjährige Kündigung in den Contrakt gesetzt wird. Alle Wetter, das Ding hat mich ange griffen; ich glaube, ich habe eine ganze Rede gehalten.' Wirklich wischte sich der Baron die hellen Schweißtropfen von der Stirne und sah Josefinen mit einem Blicke an, in dem Vorwurf nnd Zuneigung sich die Wage hielten. „Deine prächtige Rede ist leider umsonst, antwortete die Baronin ihrem Gatten, denn nicht Unzufriedenheit, sondern ein Glück entführt uns das Fräulein

!' „Das kann nicht sein, protestate der Baron; das wäre mir ein schönes Glück, das solches Unheil anrichtet.' „Das Fräulein ist Braut!' „Br — Br — Braut! stammelte der gute, dicke Baron; na jetzt begreise ich Alles, da hat meine Auktorität ein Ende; da hilft kein Bitten und Versprechen!' „Vielleicht ein niederer Beamter oder ein Gewerbsmann, der sich um das Fräulein bemüht?' fragte Thila und heftete ihre stechenden Augen auf Josefinen. „Wenn es so wäre, so läge darin nichts Unehrenhaftes, antwortete nach drucksvoll die Baronin

; da aber der Bräutigam der Marquis Rorbant ist, so haben Wir in Fräulein Josefine die baldige Marquise zu begrüßen.' Thila biß sich mit den falschen Zähnen aus ihre welken Lippen. „Alles umsonst!' klagte ihr „edles Herz.' „Fräulein, sprach sie zu Josefinen gewendet, ich gratulire, in so weit man zu einer solchen Mißheirath gratuliren kann. Hoffen Sie nicht auf Bestand Ihres unnatürlichen Glückes, denn — —' „Alle Hagel! fuhr der Baron dazwischen, welch' eine Sprache führen Sie Thila

8
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_543_object_4440549.png
Page 543 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
„Sieh, da kommt die gute Kleine, rief der Baron, als er Josefine erblickte. Aber du mein Gott, was will sie mit dem feierlichen Gesichte und den Briefen in der Hand? Mir ahnt nichts Gutes!' „Sie wird vielleicht Prinzessin in einem amerikanischen Jndianerstaate, wizelte Thila! sieh nur Cousine, sie geht schon wie eine Majestät einher.' „Wozu der Spott? tadelte die Baronin; Spott ist die schlimmste Waffe, die man führen kann. Was bringen Sie mein Kind?' sprach sie zu Josefine gewendet. „Ich bitte

beuge. So sehr ich Ihr Glück theile, so schmerzlich empfinde ich Ihren Verlust.' „Verlust, was Verlust? rief der Baron, sich rasch umwendend und bald seine Frau, bald Josefmen erschrocken ansehend. Ich will doch nicht hoffen, daß Sie uns verlassen? Ich biete Ihnen vierfachen Gehalt, gebe Ihnen drei Monate Urlaub, Gold, Schmuck, meinetwegen Equipage, aber bleiben müssen Sie! Warum sagten Sie mir nicht, daß Sie unzufrieden sind? Weiß Gott! ich hätte Alles gethan. Ich verweigere ein für allemal

meine Zustimmung und verlange, daß zwanzigjährige Kündigung in den. Contrakt gesetzt wird. Alle Wetter, das Ding hat mich ange griffen; ich glaube, ich habe eine ganze Rede gehalten.' Wirklich wischte sich der Baron die hellen Schweißtropfen von der Stirne und sah Josefinen mit einem Blicke an, in dem Vorwurf und Zuneigung sich die Wage hielten. „Deine prächtige Rede ist leider umsonst, antwortete die Baronin ihrem Gatten, denn nicht Unzufriedenheit, sondern ein Glück entführt uns das Fräulein

!' „Daß kann nicht sein, protestirte der Baron; das wäre mir ein schönes Glück, das solches Unheil anrichtet.' „Das Fräulein ist Braut!' „Br — Br -— Braut! stammelte der gute, dicke Baron; na jetzt begreife ich Alles, da hat meine Auktorität ein Ende; da hilft kein Bitten und Versprechen!' „Vielleicht ein niederer Beamter oder ein Gewerbsmann, der sich um das Fraulein bemüht?' fragte Thila und heftete ihre stechenden Augen auf Josefinen. „Wenn eS fo wäre, so läge darin nichts Unehrenhaftes, antwortete nach drucksvoll die Baronin

; da aber der Bräutigam der Marquis Rorbant ist, so haben wir in Fräulein Josefine die baldige Marquise zu begrüßen/' Thila biß sich mit den falschen Zähnen auf ihre welken Lippen, „Alles umsonst!' klagte ihr „edles Herz.' „Fräulein, sprach sie zu Josefinen gewendet, ich gratulire, in so weit man zu einer solchen Mißheirath gratuliren kann. Hoffen Sie nicht auf Bestand Ihres unnatürlichen Glückes, denn — —' „Alle Hagel! fuhr der Baron dazwischen, welch' eine Sprache führen Sie Thila

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 331 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
„Sieh, da kommt die gute Kleine, rief der Baron, als er Josefine erblickte. Aber du mein Gott, was will sie mit dem feierlichen Gesichte und den Briefen in der Hand? Mir ahnt nichts Gutes!' „Sie wird vielleicht Prinzessin in einem amerikanischen Jndianerstaate, wizelte Thila! sieh nur Cousine, sie geht schon wie eine Majestät einher.' „Wozu der Spott? tadelte die Baronin; Spott ist die schlimmste Waffe, die man führen kann. Was bringen Sie mein Kind?' sprach sie zu Josefine gewendet. „Ich bitte

beuge. So sehr ich Ihr Glück theile, so schmerzlich empfinde ich Ihren Verlust.' „Verlust, was Verlust? rief der Baron, sich rasch umwendend und bald seine Frau, bald Josefmen erschrocken ansehend. Ich will doch nicht hoffen, daß Sie uns verlassen? Ich biete Ihnen vierfachen Gehalt, gebe Ihnen drei Monate Urlaub, Gold, Schmuck, meinetwegen Equipage, aber bleiben müssen Sie! Warum sagten Sie mir nicht, daß Sie unzufrieden sind? Weiß Gott! ich hätte Alles gethan. Ich verweigere ein für allemal

meine Zustimmung und verlange, daß zwanzigjährige Kündigung in den. Contrakt gesetzt wird. Alle Wetter, das Ding hat mich ange griffen; ich glaube, ich habe eine ganze Rede gehalten.' Wirklich wischte sich der Baron die hellen Schweißtropfen von der Stirne und sah Josefinen mit einem Blicke an, in dem Vorwurf und Zuneigung sich die Wage hielten. „Deine prächtige Rede ist leider umsonst, antwortete die Baronin ihrem Gatten, denn nicht Unzufriedenheit, sondern ein Glück entführt uns das Fräulein

!' „Daß kann nicht sein, protestirte der Baron; das wäre mir ein schönes Glück, das solches Unheil anrichtet.' „Das Fräulein ist Braut!' „Br — Br -— Braut! stammelte der gute, dicke Baron; na jetzt begreife ich Alles, da hat meine Auktorität ein Ende; da hilft kein Bitten und Versprechen!' „Vielleicht ein niederer Beamter oder ein Gewerbsmann, der sich um das Fraulein bemüht?' fragte Thila und heftete ihre stechenden Augen auf Josefinen. „Wenn eS fo wäre, so läge darin nichts Unehrenhaftes, antwortete nach drucksvoll die Baronin

; da aber der Bräutigam der Marquis Rorbant ist, so haben wir in Fräulein Josefine die baldige Marquise zu begrüßen/' Thila biß sich mit den falschen Zähnen auf ihre welken Lippen, „Alles umsonst!' klagte ihr „edles Herz.' „Fräulein, sprach sie zu Josefinen gewendet, ich gratulire, in so weit man zu einer solchen Mißheirath gratuliren kann. Hoffen Sie nicht auf Bestand Ihres unnatürlichen Glückes, denn — —' „Alle Hagel! fuhr der Baron dazwischen, welch' eine Sprache führen Sie Thila

10
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_501_object_4440399.png
Page 501 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Vorfall ein an sick schändlicher ist mid das Zuchthaus verdient, setzen wir den Fall, daS Fräulein erliege der Krankheit; kann man sagen, sie sei eines natürlichen Todes gestorben? Die Welt wird sagen, si? starb a in Nerven fieber , der Eingeweihte aber wird gestehen müssen, sie würde geliiordet. Sehen Sie, Baron, solche Mordo werden so viele begangen, welche sich dein strafenden Arme der irdischen Gerechtigkeit entziehen, Morde, die eden so schändlich sind, als die von Räubern und gewöhnlichen

Mördern verübten. Sagen Sie, habe ich Unrecht?' „beider nein, antwortete der Baron. Sie enthüllen mit und arm herziger Hand eine schreckliche Wahrheit. Aber ich beschwöre Sie, stehen Sie von einer Anzeige vor Gericht ab; bedenken Sie die Familie des Grasen, die noch dazu mit uns nahe verwandt ist !' „Und bedenken Sie die Familie des armen Mädchens, entgegnete vorwurfsvoll der Arzt. Hier, Baron, hören in meinen Augen alle Standesrücksichten, alle weltlichen Beruriheile auf. Ter schlechte Gras gehört

eben so gut ans die Anklagebank, wie der schlechte Bauer. Ich bleibe bei meinem Entschlüsse, den Borfall anzuzeigen nnd kann nur innig bedauern, daß Ahr HauS lind Ihr Name damit in Berührung kommt.' „Doctor, --ie sind ein schrecklicher Mensch!' stöhnte der Baron. „Sie wollen richtiger sagen, daß die Gerechtigkeit schrecklich ist?' „Aber wie, sagte nach einigem Besinnen der Baron, wenn das Fräulein selbst mit der Klage nicht einverstanden ist ? Wenn es ihr neue Peiu nnd Verlegenheit bereitet

, vor dem Gerichte das noch einmal abhandeln zu lassen, was ihr Zartgefühl so empfindlich verletzt bat?' „Dieser Einwurf hat etwas für sich, erwiederle der Arzt; gut, ich will so lange zuwarten, bis sich die Kranke selbst darüber aussprechen kann.' „Ich danke Ihnen Doctor, rief aufathmend der Baron; nun ist Alles gewonnen, denn von der Seelengüte des armen Mädchens ist nur Verzeihung zu hoffen, nicht.Rache und Strafe zu fürchten!' Der Arzt gieng wieder zu Josefinen, der Barou ließ den Grafen zu sich bitten

11
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_176_object_4439380.png
Page 176 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
lange -Genugthuung ! Es ist schändlich, daß Sie duldeten, daß ich in einer solchen Weise insultirt wurde. ^ Der Baron ergriff ihre Hand und sprach in ernstem ruhigen Tone: „Thila, ^ die Wahrheit ist keine Insulte. Was Ihnen Josesine sagte, haben Sie redlich verdient, ^ und noch mehr als dies. Ich erwarte, daß Sie aufhören, das Fräulein noch ferner ! zu beleidigen, ich müßte sonst eine unangenehme Pflicht erfüllen. Seien Sie ver- ! uünstig und lernen Sie aus den Erfahrungen dieser Stunde

, daß es recht abscheuliche < Stammbäume unter den Adeligen und einen bewundernswerthm Seelenadel unter dm Bürgerlichen gibt. Ihr Stolz hat eine empfindliche Niederlage erfahren, aber eine wohlverdiente und heilsame. Bon einer Genugthuung kann nur dann die Rede sein, wenn Sie darunter verstehen, daß Sie Josefinen um Verzeihung bitten. Es ! wäre dies eine Genugthuung für das schwergekränkte Mädchen und für unfern befleckten > Adel.' Thila warf dem Baron als Antwort einen Blick hin, wie er nur alten

, ich hätte ihr Beifall geklatscht, so aber muß ich sie verwünschen, . denn sie hat mich gedemüthigt. O Feodor, ich hasse dich, nicht weil du dem Mädchen ! zu nahe tratest, sondern weil du ihr zu einem Triumphe verhalfst, den ich ihr miß gönne! Und wie derb der Baron mich, anließ ! Saß ich nicht da, wie An, kleiner Fraze, dem der Papa sagt: Kmd, das Feuer brennt und die Ruthe auch. — ÄVW > sagte er, ich solle das Fräulein um Verzeihung' bitten ? Ja, wenn' die Sonne zu ^ einem Eiszapfen gestiert

Rech nung tragend, aber grob!' „So? lachte der Baron; da erzählst du uns keine Neuigkeit; das wissen wir längst.' „Halten zu Gnaden, Herr Baron, es thnt einem alten ehrlichen Kerl wehe, - wenn er so per Esel abgefertigt wird; ich möchte gerne ein Mensch sein; freilich — darf ich's sagen?' ! Na, was denn? fragte der Baron. ' ' ^ . „Spitze Nase, spitzes Kien, behüt' mich Gott, der Teufel steckt drin !' sprachs j uud dMà sich zur Thüre hinaus. / . ì

12
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_545_object_4440557.png
Page 545 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
„Ach, der ist ja schon erzogen, wozu braucht der das Fräulein ! Nun lasse ich sie schon gar nicht fort,' erklärte Hugo. — Das Fräulein ist Herrn Henri's Braut und wird bald seine Gemahlin werden, belehrte die Baronin ihre Kinder. „Also Papa und Maman?' plauderte Else darein. „Ja wohl, du lieber Naseweis, lachte der Baron; aber ich denke, es ist Zeit, daß wir zum Abendessen gehen; solche Gemüthsbewegungen greisen meinen Magen nierkwürdig an. Frau Marquise, darf ich Ihnen meinen Arm anbieten

es der Baron an Neckerei nicht fehlen ließ, selbst auf die Gefahr hin, von Else ein schmollendes Gesichtchen zu bekommen: als die Töne eines Posthorns, trefflich geblasen, aus den Anlagen des Landhauses in den Speisesaal drangen. Die Melodie des alten Volksliedes „Meuchen von Tharau ist's, die mir gefällt' glitt so weich auf den Schwingen der feuchten Abendlust durch die offenen Fenster, daß Alle bewundernd lauschten wie Kinder, denen man ein liebes Mahrchen erzählt. „Das klingt ja allerliebst, unterbrach

der Baron das Schweigen; nur kann - ich mir gar nicht denken, wie wir so unverhofft zu diesem Genüsse kommen!' „Ach Gott, meinte Thila nasenrümpfend, wie kann man sich für ein Volkslied begeistern?' „Wollen Sie mir vielleicht ein adeliges Lied singen? lachte der Baron, ich wäre wirklich neugierig.' Thila wollte antworten, allein eine neue Melodie machte sie verstummen. „Morgen muß ich fort von hier und muß Abschied nehmen' klang so wehmüthig, so liebend-lockend herüber, daß Sosefine von einer unbewußten

Ahnung ersaßt in lautes Schluchze« ausbrach und rasch 'sich erhebend an das geöffnete Fenster trat, um sich dort auszuweinen. Aber kaum hatte sie wenige Augenblicke dort gestanden, als sie mit dem Rufe: Em Reisewagen fährt durch den Park! in das Zimmer zurückkehrte. Der Baron sah verwundert auf. „Thila ist seit einiger Zeit da, sagte er launisch, ich wüßte wahrlich nicht, wer kommen sollte?' „Das ist der fremde Mann, rief Else ängstlich aus, der mein liebes Fräulein holen will!' . Josefinen

. Der Baron in seiner zuvorkommenden Geschäftigkeit öffnete denselben und hob Mathilden mit starkem Arme heraus. „Sonst Niemand Mehr?' rief er scherzend in das Innere des Wagens und half auch Henri, an dem er ein eigenthümliches Zittern bemerkte, beim Aussteigen. Henri's Auge hatte mit einem Blicke gefunden, was es suchte; doch wußte er sich zu beherrschen Er

13
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_203_object_4439465.png
Page 203 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
„Ach, der ist ja schon erzogen, wozu braucht der das Fräulein! Nun lasse ich sie schon gar nicht fort,' erklärte Hugo. — Das Fräulein ist Herrn Henri's Braut und wird bald seine Gemahlin werden, belehrte die Baronin ihre Kinder. „Also Papa und Maman?' plauderte Else darein. „Ja wohl, du lieber Naseweis, lachte der Baron; aber ich denke, es ist Zeit, daß wir zum Abendessen gehen; solche Gemütsbewegungen greisen meinen Magen merkwürdig an. Frau Marquise, darf ich Ihnen meinen Arm anbieten

es der Baron an Neckerei nicht fehlen ließ, selbst aus die Gefahr hin, von Else ein schmollendes Gesichtchen zu bekommen: als die Töne eines Posthorns, trefflich geblasen, aus den Anlagen des Landhauses in den Speisesaal drangen. Die Melodie des alten Volksliedes „Aenchen von Tharan ist's, die mir gefällt' glitt so weich auf den Schwingen der feuchten Abendluft durch die offenen Fenster, daß Alle bewundernd lauschten wie Kinder, denen man ein liebes Mährchen erzählt. „Das klingt ja allerliebst, unterbrach

der Baron das Schweigen; nur kann ich mir gar nicht denken, wie wir so unverhofft zu diesem Genüsse kommen!' „Ach Gott, meinte Thila nasenrümpfend, wie kann man sich für ein Volkslied begeistern?' „Wollen Sie mir vielleicht ein adeliges Lied singen? lachte der Baron, ich wäre wirklich neugierig.' Thila wollte antworten , allein eine neue Melodie machte sie verstummen. „Morgen niuß ich fort von hier und muß Abschied nehmen' klang so wehmüthig, so liebend-loàd herüber, daß Josefine von einer unbewußten

Ahnung erfaßt in lautes Schluchzen ausbrach und rasch 'sich erhebend an das geöffnete Fenster trat, um sich dort auszuweinen. Aber kaum hatte sie wenige Augenblicke dort gestanden, als sie mit dem Rufe: Ein Reisewagen fährt durch den Park! in das Zimmer zurückkehrte. Der Baron sah verwundert auf. „Thila ist seit einiger Zeit da, sagte er launisch, ich wüßte wahrlich nicht, wer kommen sollte?' „Das ist der fremde Mann, rief Else ängstlich aus, der mein liebes Fräulein holen will!' Josefinen

. Der Baron in seiner zuvorkommenden Geschäftigkeit öffnete denselben und hob Mathilden mit starkem Arme heraus. „Sonst Niemand mehr?' rief er scherzend in das Innere des Wagens und half auch Henri, an dem er em eigenthümliches Zittern bemerkte, beim Aussteigen. Henri's Auge hatte mit einem Blicke gefunden, was es suchte; doch wußte er sich zu beherrschen Er

14
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_158_object_4439321.png
Page 158 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
ihr Gott noch diesen Augenblick der Geistessammlung geschenkt, um die Ursache ihrer Erkrankung anzugeben, denn wenige Minuten darnach fing sie bereits zu fantasiren an und hatte das klare Bewußtsein verloren. Unterdessen war auch der Baron mit den Kindern heimgekommen. Mit Thränen in den unschuldigen Augen hörten die Kleinen von Josefinens Erkrankung, und waren ganz untröstlich, als ihnen nicht gestattet wurde, ihr liebes Fräulein zu besuchen. Der Arzt und der Baron begegnete sich an Josefinens Thüre

. „Wie steht es mit ihr?' flüsterte der Baron. Der Arzt nahm den Arm des Barons und sprach: „Führen Sie mich in ein Zimmer, wo wir allem und ungestört sind.' ' . „Kommen Sie in mein Arbeitszimmer. Sie erschrecken mich durcH ihre ernste Miene. Was ist vorgefallen?' „Baron, sprach der Arzt, als sie allein waren, die Krankheit des Fräuleins ist in jeder Beziehung sehr ernst. Das Nervenfieber ist in vollem Anzüge; es steht Alles zu befürchten, die Erschütterung war zu groß.' „Bon welcher Erschütterung sprechen

Sie?' Der Arzt erzählte, was ihm Josefine mitgetheilt hatte, sowie von den« halben Geständnisse und verlegenem Benehmen des Grafen. . „Um Gotteswillen! rief der Baron die Hände zusammenschlagend, was ist hier zu thun? Der Vorfall ist schändlich!' „Und gehört vor das Gericht!' setzte entschieden der Arzt bei. „Doctor, wäre es möglich, daß Sie einen solchen Schritt thun wollten?' rief erbleichend der Baron. „Ich habe nur nach meiner Pflicht zu handeln. Abgesehen davon, daß der

15
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 289 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
Vorfall ein an sick schändlicher ist mid das Zuchthaus verdient, setzen wir den Fall, daS Fräulein erliege der Krankheit; kann man sagen, sie sei eines natürlichen Todes gestorben? Die Welt wird sagen, si? starb a in Nerven fieber , der Eingeweihte aber wird gestehen müssen, sie würde geliiordet. Sehen Sie, Baron, solche Mordo werden so viele begangen, welche sich dein strafenden Arme der irdischen Gerechtigkeit entziehen, Morde, die eden so schändlich sind, als die von Räubern und gewöhnlichen

Mördern verübten. Sagen Sie, habe ich Unrecht?' „beider nein, antwortete der Baron. Sie enthüllen mit und arm herziger Hand eine schreckliche Wahrheit. Aber ich beschwöre Sie, stehen Sie von einer Anzeige vor Gericht ab; bedenken Sie die Familie des Grasen, die noch dazu mit uns nahe verwandt ist !' „Und bedenken Sie die Familie des armen Mädchens, entgegnete vorwurfsvoll der Arzt. Hier, Baron, hören in meinen Augen alle Standesrücksichten, alle weltlichen Beruriheile auf. Ter schlechte Gras gehört

eben so gut ans die Anklagebank, wie der schlechte Bauer. Ich bleibe bei meinem Entschlüsse, den Borfall anzuzeigen nnd kann nur innig bedauern, daß Ahr HauS lind Ihr Name damit in Berührung kommt.' „Doctor, --ie sind ein schrecklicher Mensch!' stöhnte der Baron. „Sie wollen richtiger sagen, daß die Gerechtigkeit schrecklich ist?' „Aber wie, sagte nach einigem Besinnen der Baron, wenn das Fräulein selbst mit der Klage nicht einverstanden ist ? Wenn es ihr neue Peiu nnd Verlegenheit bereitet

, vor dem Gerichte das noch einmal abhandeln zu lassen, was ihr Zartgefühl so empfindlich verletzt bat?' „Dieser Einwurf hat etwas für sich, erwiederle der Arzt; gut, ich will so lange zuwarten, bis sich die Kranke selbst darüber aussprechen kann.' „Ich danke Ihnen Doctor, rief aufathmend der Baron; nun ist Alles gewonnen, denn von der Seelengüte des armen Mädchens ist nur Verzeihung zu hoffen, nicht.Rache und Strafe zu fürchten!' Der Arzt gieng wieder zu Josefinen, der Barou ließ den Grafen zu sich bitten

16
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillerthale : ein Charaktergemälde aus dem Tiroler Volksleben
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Page 333 of 342
Author: Praxmarer, Josef ; Hacker, Franz Xaver / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie"
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 128, 210 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Das Marienkind / von Dr. H.. - Beil. zum Tiroler Volksblatt
Location mark: 398
Intern ID: 72509
„Ach, der ist ja schon erzogen, wozu braucht der das Fräulein ! Nun lasse ich sie schon gar nicht fort,' erklärte Hugo. — Das Fräulein ist Herrn Henri's Braut und wird bald seine Gemahlin werden, belehrte die Baronin ihre Kinder. „Also Papa und Maman?' plauderte Else darein. „Ja wohl, du lieber Naseweis, lachte der Baron; aber ich denke, es ist Zeit, daß wir zum Abendessen gehen; solche Gemüthsbewegungen greisen meinen Magen nierkwürdig an. Frau Marquise, darf ich Ihnen meinen Arm anbieten

es der Baron an Neckerei nicht fehlen ließ, selbst auf die Gefahr hin, von Else ein schmollendes Gesichtchen zu bekommen: als die Töne eines Posthorns, trefflich geblasen, aus den Anlagen des Landhauses in den Speisesaal drangen. Die Melodie des alten Volksliedes „Meuchen von Tharau ist's, die mir gefällt' glitt so weich auf den Schwingen der feuchten Abendlust durch die offenen Fenster, daß Alle bewundernd lauschten wie Kinder, denen man ein liebes Mahrchen erzählt. „Das klingt ja allerliebst, unterbrach

der Baron das Schweigen; nur kann - ich mir gar nicht denken, wie wir so unverhofft zu diesem Genüsse kommen!' „Ach Gott, meinte Thila nasenrümpfend, wie kann man sich für ein Volkslied begeistern?' „Wollen Sie mir vielleicht ein adeliges Lied singen? lachte der Baron, ich wäre wirklich neugierig.' Thila wollte antworten, allein eine neue Melodie machte sie verstummen. „Morgen muß ich fort von hier und muß Abschied nehmen' klang so wehmüthig, so liebend-lockend herüber, daß Sosefine von einer unbewußten

Ahnung ersaßt in lautes Schluchze« ausbrach und rasch 'sich erhebend an das geöffnete Fenster trat, um sich dort auszuweinen. Aber kaum hatte sie wenige Augenblicke dort gestanden, als sie mit dem Rufe: Em Reisewagen fährt durch den Park! in das Zimmer zurückkehrte. Der Baron sah verwundert auf. „Thila ist seit einiger Zeit da, sagte er launisch, ich wüßte wahrlich nicht, wer kommen sollte?' „Das ist der fremde Mann, rief Else ängstlich aus, der mein liebes Fräulein holen will!' . Josefinen

. Der Baron in seiner zuvorkommenden Geschäftigkeit öffnete denselben und hob Mathilden mit starkem Arme heraus. „Sonst Niemand Mehr?' rief er scherzend in das Innere des Wagens und half auch Henri, an dem er ein eigenthümliches Zittern bemerkte, beim Aussteigen. Henri's Auge hatte mit einem Blicke gefunden, was es suchte; doch wußte er sich zu beherrschen Er

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Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_151_object_4439299.png
Page 151 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
Der Baron blieb, stehen uà sab Joseßnen verwundert an. „Das war ein spitziges Wort, sprach er; wie meinen Sie das?' „Ich meine einfach so: der katholische Verstand sträubt sich nicht dagegen, sondern nur der protestantische. Nun sind aber Ihre Glanbensgenossen in diesem Pnnkte selbst wieder so uneinig, daß die Einen nahe an die katholische Marienverehrüng streifen, die Anderen dagegen wirklich in das Unwürdige und Gemeine verfallen. Darum. meine Frage.' Der Baron schwieg

doch gehören gerade die größten Geister der katholischen Kirche an. Nicht das Denken widerstrebt dem Glauben, sondern der Stolz.' „Das ist kurz gesprochen', meinte der Baron. „Aber sehr richtig!' fügte Josefine hinzu. „Genug für heute, sprach der Baron; seien Sie versichert, daß ich mit Ihnen sehr zufrieden bin nnd Ihren Unterricht ganz prächtig finde — natürlich für Katho liken — aber das muß ich Ihnen zum Abschiede doch sagen, es ist nicht gut mit Ihnen streiten, Sie packen den Gegner etwas derb

an. Auf Wiedersehen!' Der Baron lüpfte seinen Hut und gieng nach der entgegengesetzten Seite des Gartens ab. . . ^ Josefine fand die beiden Kinder am Wege spielend. Sie beobachtete dieselben von ferne, denn sie gieng von der gewiß richtigen. Ansicht aus, daß gerade im Spiele sich der Charakter des Kindes Ml nn verhülltesten zeige. Die Kleinen hatten bunte Steine gesammelt und waren emsig mit denselben beschäftigt. „Ich baue eine katholische Kirche', sagte Else, die Steine aufeinanderlegend. ,Und ich für Papa

18
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
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Page 177 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
„Solche Achtung genießen wir Adelige, seufzte die Baronin» wenn wir uns verächtlich machen.' „Essen, essen!' ries der Baron; mich hungert. Ich bin schon ganz mager geworden von warten. Schnell austragen! Josefine, setzen Sie sich hieher zwischen mick) und meine Gattin — iu mkàio virtus — ich übersehe es nach meinem Ge schmacks: in der Mitte sitzt Schönheit, Seelenadel, Tugend und Liebenswürdigkeit!' „Aber Papa, jammerte Else, du bist recht grausam, daß du mir mein liebes Fräulein nimmst

; nun werde ich gar nichts essen können. Aber ich habe dich doch recht lieb, weil du das Fräulein lieb hast. Wie lieb hast du sie denn?' „So lieb', antwortete der Baron und fuhr mit seinen Armen kreisförmig in der Luft umher. Die Suppe wurde herumgereicht und der Baron war nun ganz Aug und Ohr für das Essen, Die Tischzeit war für ihn eine selige Zeit. ' Er war kein Schlemmer, nicht einmal ein Feinschmecker, allein sein kräftiger Körperbau und sein Unihersteigen in Feld und Wald entwickelten in ihm einen Appetit

, der ganz ansehn liche Schlachten lieferte nnd nicht eher zu wüthen aufhörte, bis sein Ungestüm befrie digt war. . „Wenn nur Hugo da wäre!' jammerte Else. „Weißt du was, neckte der Baron, ich bitte Thila herabzukommen.' Nein, Papa, bitte, das nicht thun! Fräulein hat mir zwar gesagt, ich müsse alle Menschen lieb haben, aber bei Thila bringe ich es gar nicht zusammen. Sie ist so —' Josefine winkte der Kleineu mit den Augen. - - „Nun wie ist sie denn?' fragte der Baeon, emsig mit einem gesulzten Fische

beschäftigt. . „Ich darf es nicht sagen. Fräulein hat es mir mit den Augen verboten.' Der Baron sah seine Gattin bedeutungsvoll an, als wollte er sagen : .Wohl uns, wenn die Kinder dem Winke der Augen gehorchen. Die Baronin verstand gar . wohl den Blick ihres Gatten und sprach Josefinen die Hand reichend: „Ich tyäK glücklich, wenn ich hoffen dürfte, saß Sie die Erziehung meiner Kinder vollenden.. Aber ich fürchte ? ' / „Daß ich, die ich mich hier so glücklich fühle, Ihnen davon laufe .und vielleicht

19
Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_518_object_4440460.png
Page 518 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
lange Genugtuung! Es ist schändlich, daß Sie duldeten, daß ich in einer solchen Weise insultirt wurde. '' ' Der Baron ergriff ihre Hand und sprach in ernstem ruhigen Tone: „Thila, die Wahrheit ist keine Insulte. Was Ihnen Josesine sagte, haben Sie redlich verdient, und noch mehr als dies. Ich erwarte, daß Sie aushören, das Fräulein noch ferner zu beleidigen, ich müßte sonst eine unangenehme Pflicht erfüllen. Seien Sie ver nünftig und lernen Sie aus den Erfahrungen dieser Stunde, daß es recht

abscheuliche Stammbäume unter den Adeligen und einen bewuudernswerthen Seelenadel unter den Bürgerlichen gibt. Ihr Stolz hat eine empfindliche Niederlage erfahren, aber eine wohlverdiente und heilsame. Von einer Genugthuung kann nur dann die Rede sein, wenn Sie darunter verstehen, daß Sie Josefinen um Berzeihung bitten. Es wäre dies eine Genugthuung für das sàergelrànkte Mädchen und für unseru befleckten Adel.' Thila warf dem Baron als Antwort einen Blick hin, wie er nur alten leidenschaftlichen Seele

, den Häßlichkeitsteufel, den Plagteusel, den Eisersuchts- teufel, den Reidteufel, den Geizteufel, den — halt, das sind ja schon acht Teufel; ja, es Wrdm eben mehr als ein Dutzend sein, die sich in die alte Jungser theilen. Prost Mahlzeit!' „Das gnädige Fräulein komme nicht, meldete er in den Speisesaal treteà hàen das Essen ins Zimmer befohlen.' ^ ,;Jst sie krank?' fragte die Baronin. „Rein krank ist sie nicht, antwortete Johann, etwas seiner Stimmung Rech nung tragend, aber grob!' , „So? lachte der Baron

; ^ da erzählst du uns keine Reuigkeit; das wissen wir längst.' „Halten zu Gnaden, Herr Baron, à thut einem alten ehrlichen Kerl wehe, wenn er so per Esel abgefertigt wird ; ich möchte gerne ein Mensch sein; freilich — dars ich's sagen?' Na, was denn? fragte der Baron. „Spitze Nase, spitzes Kien, behüt' mich Gott, der Teufel steckt drin !' sprachs und drückte sich zur Thürs hinaus. ! -

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Books
Category:
Fiction
Year:
1869
¬Das¬ Marienkind
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/187200/187200_519_object_4440463.png
Page 519 of 554
Author: Hacker, Franz Xaver ; Praxmarer, Josef / von Dr. H
Place: Bozen
Publisher: Wohlgemuth
Physical description: 210, 128 S.
Language: Deutsch
Notations: Enth. außerdem: Der Auswanderer aus dem Zillerthale / vom Verf. "Der Wilderer" und "Eine Dörcherfamilie". - Beil. zum Tiroler Volksblatt. - In Fraktur
Location mark: 2.230
Intern ID: 187200
„Solche Achtung genießen wir Adelige, seufzte die Baronin, wenn wir uns verächtlich machen.' ' > „Essen, essen!' rief der 'Baron; mich hungert. Ich bin schon ganz mager geworden von warten. Schnell auftragen! Josefine, setzen Sie sich hieher zwischen mich und meine Gattin — iu meà virtus — ich übersehe es nach meinem Ge schmacks: in der Mitte sitzt Schönheit, Seelenadel, Tngend und Liebenswürdigkeit!' „Aber Papa, jammerte Else, du bist recht grausam, daß du mir mein liebes Fräulein nimmst

; nun werde ich gar nichts essen können. Aber ich habe dich doch recht lieb, weil du das Fräulein lieb hast. Wie lieb hast du sie denn-?' „So lieb', antwortete der Baron und fuhr mit seinen Armen kreisförmig in der Luft umher. - Die Suppe wurde herumgereicht und der Baron war nnn ganz Aug und Ohr für das Essen. Die Tischzeit war für ihn eine selige Zeit. Er war kein Schlemmer, nicht einmal ein Feinschmecker, allem sein kräftiger Körperbau und sein Unihersteigen in Feld und Wald entwickelte» in ihn; einen Appetit

, der ganz ansehn liche Schlachten lieferte und nicht eher zu wüthen aufhörte, bis fein Ungestüm befrie digt war. „Wenn nnr Hugo da wäre!' jzmmerte Else. „Weißt du was, neckte der Baron, ich bitte Thila herabzukommen.' Nein, Papa, bitte, das nicht thun! Fräulein hat mir zwar gesagt, ich müsse alle Menschen lieb haben, aber bei Thila bringe ich es gar nicht zusammen. Sie ist so —' Josefine winkte der Kleinen mit den Augen. „Nun wie ist sie denn?' fragte der Baeon, emsig mit einem gesulzten Fische

beschäftigt. . „Ich darf es nicht sagen, Fräulein hat es mir mit den Augen verboten.' Der Baron sah seine Gattin bedeutungsvoll an, als wollte er sagen : .Wohl uns, wenn die-Kinder dem Winke der Migen gehorchen. Die Baronin verstand gar . wohl den Blick ihres Gatten und sprach Josefinen die Hand reichend: „Ich MW glücklich, wenn ich hoffen dürfte, daß Sie die Erziehung meiner Kinder vollenW.'- Aber ich fürchte ? - „Daß ich, die ich mich hier so glücklich fühle, Ihnen davon laufe und vielleicht herzlosen

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