¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 22 - 23. 1906 - 1907
St. Sebastian zu sein, für sich hatte, in einer Zeit, in welcher die Künstler noch unter dem Banne der Tradition lebten, in einer Zeit, in welcher es dem Künstler nicht erlaubt war, sich nach eigenem Gut dünken einen Typus des Erlösers, seiner allerheiligsten Mutter oder eines Heiligen nach eigenem Gutdünken zu schaffen, sondern in welcher sie gerne sich fügten, ohn» für ihre Originalität (so sie welche besaßen) zìi fürchten, dem Prototyp, das heißt den Originaltypus zu folgen nnd denselben, obwohl
mit Varianten, doch in der Hauptsache getreu wiederzugeben. So finden wir auch wieder ein paar Jahrhunderte später denselben Typus in der am Anfang nnseres Artikels erwähnten Kapelle, uud zwar an dem Orte, an dem St. Sebastian seinen 'Martertod erlitten. In der Apsis der Kapelle ist unter dem Hauptbilde, das die Wölbung ziert, uud den Erlöser auf Wolken, umgebeu von den Heiligen St. Sebastian und Laurentius einerseits, St. Zotikus nnd den Protomartyr S. Stephanus andererseits darstellt, ein älteres Bild
, das über der Kathedra, dem Sitze des Generalabtes der Bene diktiner, denen Kloster und Kirche im Mittelalter gehörte, gemalt. Es stellt in drei Halb figuren die Heiligen Benediktas, Sebastian und Zotikus, welch letztern die Kirche mit ge weiht ist, dar. Um St. Benedikt, der in der Mitte steht, im schwarzen Gewand (die Kapuze deckt seilt bartloses Haupt), gruppieren sich die beiden ebenerwähmen Heiligen. St. Sebastian zu Rechten, St. Zotikus zur Linken. Beide tragen das Kleid hoher militärischer Beamten
— die purpurne, mit Einsatzstück aus Goldstoff verzierte Chlamys —, beide sind bärtig und barhaupt dargestellt. St. Zotikus trägt schwarzen Vollbart, während St. Sebastian, der in der Rechten ein handgroßes, juweleiigeschmücktes Kreuz, in der Linken eine goldeue Krone trägt, als Greis (wie in S. Pietro in Vincoli) gebildet ist, mit kurzem, zugespitzteu grauem Sk.Zàstianskops in H.ZelMilnuM. <N>ich cincin Aqnnrcll.)