Rotenberg genannt, und über demselben lag einst eine stattliche Ritterburg, von der jetzt nur noch eine malerische Trümmer die Gegend schmückt. Einst ritt ein junger Ritter aus dem Schlößchen Mehrnstein über Mehrn zur Jagd ob jenem lieblich grünenden Gelände, und erblickte , nachdem er auf der Verfolgung eines Stück Wildes dem Fuße des Sormenwmdjoches ganz nahe gekommen war, die Fai des Berges. Diese sehen und sich sterblich in sie verlieben, war von seiner Seite eins, und auch die Fai trug
ein fühlendes Herz im Busen, auch ihr gefiel der schmucke junge Rittersmann. Die Fai, die an äußerem Liebreiz völlig einer „Saligcn' glich, schien auch, gleich den seligen Fräulein, eine Schirmhüterin des Wil des zu sein, denn sie gebot dem Ritter, von der Verfolgung desselben für immer ahzustehen, wenn er wünsche, daß sie ihm Gunst schenken solle. Die Fai führte darauf den Ritter in ihr Reich ein, darin es des Herrlichen viel zu schauen gab, wundcrklar rieselnde Quellen, friedlich weidende Thiere, nie
verblühende Blumen, Grotten und Säle von Krystallsäulen getragen, mit Decken und Wänden von spiegelndem Marmor. Es schloß sich ein Bund der Herzen, und der Ritter empfing von der Fai ein Ringlein zum Pfände ihrer holden Gunst. Oft ritt er nun scheinbar zur Jagd aus, aber nie brachte er Beute heim; daö wunderte seine Umgebung, denn er war doch sonst ein guter Schütze und gewandter Jager, und hatte schon manchen Bär und manchen Eber mit kräftig gehandhabiem Jagdspecr gefällt. Auch fiel
es auf, daß der Mehrnsteiner die nachbarlichen Edclhöfc gänzlich mied, und unvermählt bleiben zu wollen schien. Da geschah cs, daß der Burgherr auf Schloß Rattenberg ein Vermählungsfest feierte, zu dem er auch seinen Freund, den Mehrnsteiner einlud, welcher Einladung dieser nicht wohl absagen konnte. Daher erschien er denn, und leider geschähe dann noch mehr. Ein auch als Gast anwesendes schönes Fräulein aus Innsbruck bestrickte den Ritter, und schmeichelte ihm das Ringlein der Fai ab, das sic an seinem Finger fun keln
und glänzen sah. Von Minne bethört, gab der Ritter das Ringlein hin, ohne daß ihm der gehoffte Lohn dafür ward.