Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte : ein Lehr- und Handbuch
zur Bermessungsgrundlage. Der auf die Steuereinheit (das Pfund) entfallende Steuersatz war bald höher, bald niedriger. In Wien wurde eine solche Steuer behufs Tilgung der städtischen Schuld zum erstenmal 1375 erhoben. Manchmal wurde die Vermögenssteuer mit einer Produktionssteuer vom selbstgebauten und einer Handelssteuer vom gekauften Weine kombinirt, deren Erhebungsart im Gegensatz zum Weinungeld eine direkte war. Dieser Weinsteuer pflegten selbst die in Wien oder dessen Borstädten Weingärten besitzenden Prälaten
Steuersatz auch auf sie angeschlagen wurde. Endlich ist noch der von der Stadt zur Ausbesserung der städtischen Befestigungs- werke, besonders der Stadtgräben, im 15. Jahrh. vom Rate ausgeschriebenen separaten Kopfsteuer Erwähnung zu thun, welche von allen Hauswirten und Jnleuten sowie von den Prälaten und der andern Psaffheit durch Rats- verordnete erhoben wurde.*) Die städtische Einnahmequelle der Gebühren (Abgaben für Amtsver- richtungen) umfaßte die Gebühren auf dem Gebiete der Rechtspflege
und die Verwaltungsgebühren. Von den ersteren waren am bedeutendsten die Gebühren der nichtstreitigen Rechtspflege (sog. freiwilligen Gerichtsbarkeit) für Befiegelnng von Berkaufs- und Pfandurkunden und deren Eintragung in öffentliche Grundbücher, von den letzteren sind hervorzuheben die Ge- bühren für Ertheilung des Bürgerrechts und mancher Gewerbe, die Beschau- gebühren, endlich die Abgaben, welche Käufer und Verkäufer oder einer von ihnen für den bekanntlich obligatorischen Gebranch der städtischen Normal- wagen
und Normalmaße entrichten mußten. Von den privatwirtschaftlichen Einnahmen sind die Erträgnisse des Privateigentums der Stadtgemeinden, ihrer Häuser, Höfe, Weingärten, ferner die Bestandgelder und Zinse von städtischen Berkaufständen (Kram- laden, Hütten d. i. Zelten) sowie für Benutzung der städtischen Fischtrögc (Truhen) auf dem Fischmarkte zu nennen. Im 15. Jahrh. wurde wegen Aufkommens der Feuerwaffen vermehrter Aufwand für die städtischen Befestigungen nötig; dies sowie die zunehmende Verwendung
von Söldnern im städtischen Kriegsdienst nnd das fortwährende Sinken des Geldwertes bewirkten eine bedeutende Steigerung des Finanz- bedarfes der Stadtgemeinden, besonders Wiens, zu dessen Deckung die er- wähnten Einnahmequellen nicht mehr hinreichten, weshalb man sich in er- höhtem Maße mit Aufnahme von Anleihen beHals. Man verschaffte sich dieselben entweder dadurch, daß man städtische Renten**) verkaufte, oder wenn man hiefür keine Käufer fand, indem man Gelddarleihen bei Juden und Christen