NEAPEL 663 nen und die mittlere Bürgerklasse den Sieg davonge tragen hat. Der schöne Kai von geringer Länge wird links von den Gebäuden des Schlosses, rechts von dem malerischen Castel dell' Ovo abgeschlossen. Fast in der Mitte des großen Bogens gelegen, welcher den Golf umfaßt, steht er offen gegen das Meer, und hier kann der Blick frei über die Wasserfläche streifen, weil kein Schiffsgewühl, wie im Hafen, ihn behindert. Dies zieht daher sowohl die Fremden in Gasthäuser, welche sich in Santa
Lucia aufgetan haben, als den Mit telstand auf den Kai, um abends sich des unvergleichli chen Schauspiels und sonstiger Genüsse zu erfreuen. Ich habe sechs Wochen auf Santa Lucia zugebracht. Wenn ich auf den Balkon meines Fensters trat, lagen vor mir der Golf, der Vesuv, die weißen Städte an sei nem Fuß, die Küsten von Castellamare und Sorrent bis zum Kap der Minerva, und die Felseninsel Capri. Jeden Morgen weckte mich der Golf selber, sobald er die Bosenhelle seines stillen Spiegels in mein Zimmer
strahlte, und jeden Morgen betrachtete ich das Wun der des Sonnenaufgangs und die Farbenpracht der Berge und des Meeres, welche auch die ungeheure Stadt zu entzünden und zu erwecken scheint. Diese Lage hat Santa Lucia ; aber noch ein feenhafteres Schauspiel ge währt sie, wenn der Mond sein magisches Licht über Berge, Meer und Stadt ergießt, während den ganzen Golf bis zum Kai ein breiter Lichtstrom durchflutet. Der schwarze Mastenwald im Hafen schwebt dann geisterhaft in einem weißen Silberdunst