Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
202 4. November. Die sel. Franziska. nur mit Schimpfen und Übeln Nachreden vergalt. Dennoch schickte die selige Franziska das boshafte Weib nicht sort, sondern sagte Zu den Ihrigen: „Gott will un6 durch diese Person ein zweifaches Verdienst verschaffen, nicht nur die Uebung der Barmherzigkeit, sondern auch die der Geduld.' Am herzoglichen Hof wurde keine besondere Kleiderpracht geführt; als sie aber einmal eine scharfe Predigt darüber gehört hatte, bat sie den Herzog, daß noch größere
Bescheidenheit in den Kleidern am Hof eingeführt werde, um dem Adel und der Bürgerschaft im guten Beispiel voranzugehen. ' Nachdem Franziska 15 Jahre in gottseliger Ehe gelebt hatte, starb der Herzog. Sein Nachfolger beging die grobe Ungerechtigkeit, daß er, aufgehetzt von Verleumdern, die Wittwe all ihier Güter beraubte, so daß sie verschmäht und verfolgt bei armen Leuten sich aushielt und mit Kirchengehen und Andacht sich beschäftigte. Dieses Leben in Armseligkeit mußte aber um so größern Werth vor Gott
haben, da die Eltern der seligen Franziska noch bei Leben waren und ein Fürstenthum in Frankreich besaßen. Nach zwei Zähren wurde der Herzog, durch welchen Franziska Alles verloren hatte, schwer krank und starb; schon während seiner Krankheü stand sie ihm bei, ging dann mit seiner Leiche, ließ hl. Messen ur ein lesen und gab viel Almosen für fein Seelenheil. Der Nachfolger des Her zogs hatte ihr nämlich all' ihre früheren Güter wieder zurückgegeben. Später wollten ihre Verwandten und selbst der König von Frank
reich mit à Gewalt es durchsetzen, daß die erst 32 ^ahre alte Wittwe sich mit dem Herzog von Savoyen, der sie zur Ehe be gehrte, verheirathe. Allein trotz allem Zureden und dem Zwang, welchen man gegen sie anwendete, blieb sie standhaft bet ihrer Er klärung, daß sie nicht noch einmal sich in die Sorgen und Unnchen der Welt verstricken wolle, nachdem sie Gott durch den Wànstand davon befreit habe. Franziska Hatte den Entschluß gefaßt, em Kar meliterkloster zu stiften
und selbst in dasselbe einzutreten. Deßhalb sammelte sie unterschiedliche fromme Jungfrauen um sich und unter richtete sie in dem Weg der Tugend und klösterlicher Zucht, mch- dem Frauen des Karmeliterordens berufen und das Kloster gebaut war und bezogen werden konnte, ließ sich dic Herzogin sel st in d«S Noviziat aufnehmen, mn Klosterfrau zu werden. Da die Prio ri« begehrte, Franziska solle neben ihr sitzen wegen ihres hohen