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Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1905
¬Ein¬ gutes Wort : Erzählung
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Page 10 of 85
Author: Buol, Maria ¬von¬ / von M. Buol
Place: Bozen
Publisher: Auer
Physical description: 83 S.
Language: Deutsch
Location mark: 2.031
Intern ID: 67267
Efeu mit ihm. In dem jüngst so schmucken, so fröhlichen Gemache sah es nun gar ernst aus. Ein einfaches Kreuzbild und eine Madonna aus Gips, dazu ein paar Bücher und ein kleiner Schrank, das war alles, was Herr Johannes, der neue Kooperator, mitgebracht hatte; denn er war blut armer Leute Kind. Aber brave Leute waren seine Eltern und er hatte nur Gutes von ihnen gelernt. Seine Mutter war eine jener stillen Heiligen, die die Welt nicht kennt, sein Vater ein tadelloser Christ, dem nie ein Fluch

, nie selbst ein unzartes Wort entschlüpfte. Als der einzige Sohn den Wunsch äußerte, Priester zu werden, war die Freude groß; aber mit der Freude paarte sich die Sorge, denn das.Büblein mußte nun fort aus dem Elternhause, hinaus in die böse Welt, von der die Mutter in ihren Erbauungsbüchern so viel Schlimmes gelesen hatte. Zum Glücke fiel ihr ein, daß sie zu Hall eine unverheiratete Schwester habe, von der sie freilich lange nichts mehr gehört hatte. Immer hin mußte Johannes der „lieben Base

" schreiben und sie in aller Demut bitten, ihm' für die Dauer seiner Studienzeit Kost und Quartier zu geben, was ihr seine Eltern entsprechend vergüten würden. Bald nachher erhielt die Mutier folgende Antwort: „Meine in Gott geliebte Schwester Maria! Es hat mich gefreut zu hören, daß dein Johannes Priester werden will und ich will ihn schon Gott zu liebe zu. mir nehmen, wenn er ge horsam ist und gern betet. Aber mit den Studenten darf er keinen Umgang haben, denn es sind alle ganz verdorben. Ach Gott

! es ist ein Kreuz, wie schlecht die Welt ist! Du hast auch einmal ins Kloster gehen wollen, liebe Maria, aber dann ist es anders mit 'dir gegangen, was dir Gott ver zeihe! Aus den Johannes aber werde ich schon

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Books
Category:
Fiction
Year:
1905
¬Ein¬ gutes Wort : Erzählung
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Page 13 of 85
Author: Buol, Maria ¬von¬ / von M. Buol
Place: Bozen
Publisher: Auer
Physical description: 83 S.
Language: Deutsch
Location mark: 2.031
Intern ID: 67267
Johannes seine Netze auswarf, kein großer Fisch war ihm zu Gefallen, und so blieb ihm nichts übrig, als den Pfarrer zum Gegenstände seiner Be kehrungsversuche zu machen. Diese Versuche waren so fein und bescheiden, daß der gute Herr sie zu meist gar nicht merkte; merkte er sie aber, dann versetzten sie ihn in helle Heiterkeit. Ob es dann ein schwerer Kasus sei, wenn er dem Tiger ein gutes Bröcktein zustecke oder mit dem Eichkätzlein einen Diskurs halte? Ob er wohl meine, ein armer

Üandgeistlicher wie der Pfarrer von Sankt Peter könne immer über den Folianten brüten wie ein hl. Hieronymus oder in Kontemplation ver senkt sein wie Antonius Abbas. Er möge sich doch lieber an das Rebhühnlein seines eigenen Namens- patrones, des Evangelisten Johannes, erinnern. Eine Freude müsse dM Mensch nun einmal haben und es sei immerhin besser, sich mit Gotteö stummen Geschöpfen zu unterhalten als mit den Menschen kindern, die so viel dummes oder gar schlimmes Zeug schwatzten. Solche und ähnliche Dinge

bekam Johannes zu hören, wenn er seinem Vorgesetzten in schmerzlich-'etnstem Tone über die Kürze des Lebens, die Erhabenheit des priesterlichen Berufes und die Verantwortung eines Seelsorgers sprach. Der gute, alte -Pfarrer nahm es aber mit dieser BerantwMtung weit ernster als sein Kaplan meinte, und die Erfahrung, die er sich während einer fast fünfzigjährigen Wirksamkeit erworben hatte, war ein Schatz, aus dem der junge Kaplan trotz seiner eigenen reichen Begabung getrost hätte schöpfen dürfen. ;

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Books
Category:
Fiction
Year:
1905
¬Ein¬ gutes Wort : Erzählung
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Page 17 of 85
Author: Buol, Maria ¬von¬ / von M. Buol
Place: Bozen
Publisher: Auer
Physical description: 83 S.
Language: Deutsch
Location mark: 2.031
Intern ID: 67267
den Johannes sich träumte, kein gutgearteter, weich herziger, tränenreicher Büßer, sondern ein unver fälschter Spitzbube, der mit den zehn Geboten nichts, aber auch gar nichts zu schaffen haben wollte. Ueber die Frage, ob er vielleicht beichten wolle, geriet er in große Heiterkeit. Er habe mchtS zu beichten und zu bereuen schon gar nichts; auch denke er einstweilen noch nicht ans Sterben. Die armen Leute seien abgehärtet und hielten schon mehr aus als die Stubenhocker, die nur essen und trinken

dürften, und wenn ihn die Geistlichen nur in Ruhe ließen, käme er sicher bald wieder aus die Beine. Auf einen solchen Empfang war Johannes frei lich nicht gefaßt gewesen. Betrübt und völlig ent mutigt wollte er sich zurückziehen, als sein Blick von ungefähr auf ein menschliches Wesen fiel, das regungslos in einer dunkeln Ecke lag. Dem Kränken entging das nicht. Vielleicht reute es ihn, den jungen Herrn mit dem sanften Gesichte so rauh angelassen zu haben. „Schauen Sie den Racker nur an, Sie wecken

ihn nicht auf," lud er in freundlicherem Tone den Priester ein. Zugleich erklärte er entschuldigend, sein Bub müsse bei Tag einbrmgm, was er nachts zuweilen - ver säume. Johannes trat, zum Dörcherbuben, dem ein Haufen dürres Laub zum Lager diente, und blickte mitleidig auf den jungen Schläfer. „Hören Sie, junger Herr," fuhr der Alke fort, „ich bin zu alt, um das Beichten zu erlernen'und die Wahrheit täten Sie bei mir doch nicht erfragen. Aber wenn schon gebeichtet sein muh, nach dem- richten Sie halt in Gottes

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Books
Category:
Fiction
Year:
1905
¬Ein¬ gutes Wort : Erzählung
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Page 27 of 85
Author: Buol, Maria ¬von¬ / von M. Buol
Place: Bozen
Publisher: Auer
Physical description: 83 S.
Language: Deutsch
Location mark: 2.031
Intern ID: 67267
hatte der alte Herr gesagt. Wie meinte er das? Hatte er Gründe für seine Ansicht oder entsprang diese Ansicht nur einer an Schwache grenzenden Gutmütigkeit? Fast war Johannes geneigt, dies letzte anzunehmen; jedenfalls waren aber seine Gedanken aus einen einzigen Punkt, auf den Stubler Lixl gerichtet. Dabei stellte er ganz mecha nische Fragen und horchte kaum aus die Antwort. Eben hatte der Wiesenmüller ° Martl unter einigem Stottern die Frage über die innere Vor bereitung des Kommunikanten

beantwortet und ohne aus dem Buche auszuschauen, rief Johannes: „Der Nächste!" Der Nächste war Felix. Munter sprang er aus, balancierte sich aus einem Fuße, streckte den an dern zur Bank heraus und wartete mit weit auf- gerissenem Munde der Dinge, die da kommen würden. Dann erfolgte die Frage über die äußere Vor bereitung und Felix schnatterte: „Nüchtern sein und anständig gekleidet erscheinen!" Ein Kichern ging durch den Raum. Vielleicht wäre es bei dieser bescheiden unterdrückten Heiter keit geblieben

, hätte nicht der Wiesenmüllerbub, sonst ein stiller, langweiliger Geselle, das Signal zum Lachen gegeben. Dann aber brach das Ge lächter auch mit elementarer Gewalt hervor. Johannes blickte empor. Bor ihm stand Lixl mit seinem wirren Haare, seinem unsauber» Ge sichte und feiner zersetzten Joppe, eine seltsame Erläuterung seiner eigenen, eben gesprochenen Worte. Dem Katecheten schoß -es durch den Kopf: „W wäre ein Anlaß, um ihn vom Kommunion tische sernzuhalten." Der Pfarrer mochte sagen

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Books
Category:
Fiction
Year:
1905
¬Ein¬ gutes Wort : Erzählung
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Page 38 of 85
Author: Buol, Maria ¬von¬ / von M. Buol
Place: Bozen
Publisher: Auer
Physical description: 83 S.
Language: Deutsch
Location mark: 2.031
Intern ID: 67267
übel, Herr Johannes — ein bissel mehr Geduld haben wir auch! Sehen Sie wohl, wie ich ein neu geweihter Kooperator gewesen bin, da Hab' ich auch gemeint, man könnt' die Seelen nur so zusammen- fangen wie die Fliegen vom Zucker. Aber das geht nicht! Die Seelen sind ein nobles Wild; da heißt's keine Mühe scheuen und keine Strapazen und ihnen nachkraxeln wie der Jäger den Gemslein. Sehen Sie wohl, der Herrgott hat's auch so ge macht, wie er aus Erden gewandelt ist. Der Seel sorger braucht Geduld

, Herr Johannes, viel Ge duld. Und ich wünsche Ihnen nur, daß Sie in Ihrem ganzen priesterlichen Wirken nie einer schlech ter« Seele begegnen mögen als dem Stubler-Lixl." „Ich verurteile niemand," entgegnete der Kaplan, „aber ich gesteh' es offen, daß ich froh war, den Felix heute nicht an der Kommunion bank zu sehen." „So?" sagte langgedehnt der alte Pfarrer und zog die Braunen zusammen. „Nun, ich sag Ihnen nur eins: aus meiner Seelsorgsgemeinde darf der Lixl nicht fort, ehe er nicht an der Kommu

nionbank war." Einen so bestimmten, ja strengen Ton hatte Johannes von seinem Borgesetzten noch nie ver nommen. Aber der Eindruck, den diese Worte aus ihn machten, verflog sehr rasch, als der Pfarrer sich erhob und zum Wstg seines Eichhörnchens trat.‘ „Ja, was möchtest denn, Nazi? Eine Hasel nuß etwa? Hab' keine mehr — sind mir aus gegangen! Wo nichts ist, siehst wohl, hat der Kaiser 's Recht verloren. Aber wart, ein Zirbel« nüßlein kriegst schon, wenn du brav bist. Seh! Aber nicht beißen, Razl

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