¬Der¬ Auswanderer aus dem Zillertale.- (Bilder aus dem Tiroler Volksleben ; 1)
„Meine Frau ist sie/' entgegnete Iosl lächelnd, „gib auch ihr die Hand, sie hat es gerne, wenn du sie freundlich grüßt." „Dem Weib, Frau wollt ich sagen!" rief Agnes erstaunt, „hast du eine Frau? Davon hast du mir nichts gesagt, hättest es mir aber wohl sagen können. — Schön ist sie, gut muß sie auch sein." Und wieder sich zu Marie wendend, fuhr sie fort: „Nicht wahr, Frau, Ihr vergebt mir? Euer mildes Auge sagt es mir." Marie reichte der Agnes lächelnd die Hand und sagte scherzend zu Iosl
: „Hatte ich so ganz unrecht, wenn mir bangte, ich möchte dein Herz hier verlieren und daß ich glaubte, du habest hier dein Heimweh; denn dieses Naturkind bezaubert sogar mich." „Ihr seid wohl," sprach Agnes, ohne dazwischen dem Iosl Zeit gönnend, dem leisen Vorwurf seiner Frau zu entgegnen, „keine Lutheranerin, Ihr schaut so fromm her, ach, helft mir doch den Iosl bekehren!" „Wie unrecht tust du meinem Manne. Iosl ist kein Lutheraner, er ist zu seiner alten Kirche zurückge kehrt ; du darfst ihn nun nicht mehr
fürchten." „Ist's wahr," ries Agnes freudig bewegt, „darf ich's glauben? Doch, Ihr, gute Frau, lügt nicht!" Hastig eilte Agnes in das Haus zurück und schrie aus vollem Halse: „Vater, Vater, komm, komm, der Iosl ist da, er ist nicht mehr lutherisch, er ist katholisch geworden!" Und zum Mariahilf-Bilde ihre Blicke ge wandt, betete sie laut: „Dank dir, milde Himmelskönigin, ich hab's erbetet; doch nein, nicht ich, sondern die Moidl im Himmel droben, seine Mutter, sie ist eine Heilige. Mit welcher Freude