Freiberg, Endstation: Aussteigen! Während sich Jakob Meraner nach dem Be auftragten der Umsiedlungsbehörde umsah, richtete seine Frau mit Hilfe der älteren Kinder das aus Koffern, Säcken und Taschen bestehende Handgepäck zum Abtransport her und hatte alle Mühe die kleineren zu beruhigen. Der Frei berger Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, die vielköpfige Familie aus Vil- landers höchstpersönlich und mit geschwollenen Worten in der neuen Heimat zu begrüßen und sie anschließend
zum versprochenen Hof zu begleiten. Auf Meraners Frage nach der Urkunde, die ihn als neuen Besitzer des Hofes aus- weisen sollte, antwortete der Bürgermeister jedoch recht ungehalten, Meraner solle sich diesbezüglich mal keine Gedanken machen, in den nächsten Tagen würde alles geregelt werden. Doch in den nächsten Tagen wurde nichts gere gelt, auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht. Die Urkunde der Hof übergabe wurde nie ausgehändigt, geschweige denn unterschrieben. Der bis da hin unerschütterliche
die hohen Erwartungen stark zusammen. Jakob Meraner, seine Frau und die Kinder guckten sich enttäuscht an, und sie alle spürten den Hass in den Blicken der alten Besitzer, die der Bürgermeister mit groben Worten zur Eile antrieb. Dass jemand seinetwegen Haus und Hof verlassen musste, wollte Jakob Meraner durchaus nicht akzeptieren. Aber was blieb ihm, der nun mit seiner Familie hier im fernen Freiberg vor dem ihm versprochenen Hof stand, anderes übrig, als sich den Gegebenheiten zu fügen? Später erfuhr
mit der Bahn nachkommen sollte. Bis dahin musste man mit dem, was man am Leibe trug, auskommen. Auch konnte man noch nicht in das vom al ten Besitzer geräumte Haus einziehen, denn die eigenen Möbel, die Betten, das Kochgeschirr und die anderen Utensilien waren noch hierher unterwegs. Man war vorläufig in einer Schule untergebracht, schlief auf Strohsäcken auf dem Boden, kochte und aß auch dort. Weil das Wohnhaus nur wenige Zimmer hatte, holte sich Jakob Meraner beim Bürgermeister bereits in den ersten
Tagen die Erlaubnis ein, im Dachboden einige Kammern für seine Kinder ausbauen zu dürfen. Bei dieser Arbeit halfen ihm Ansässige und auch der Sohn des alten Be sitzers, der besonders mit der hellseherischen Behauptung, dass er in absehba rer Zeit in diesen Kammern schlafen werde, Aufsehen und Unmut erregte. Es war ein stattlicher Hof, der der Familie Meraner im östlichen Sudetenland zugeteilt worden war, und es gab Arbeit genug. Die Wiesen und Felder zogen sich außerhalb des Ortes in einem eher