Tscherms : Dorfbuch mit Beiträgen zur Orts- und Heimatkunde
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Author:
/ hrsg. von der Gemeinde Tscherms
Place:
Lana
Publisher:
Tappeiner
Physical description:
623 S. : Ill., Kt.
Language:
Deutsch
Notations:
Beil. u.d.T.: Siedlungsplan der Gemeinde Tscherms
Subject heading:
g.Tscherms ; s.Heimatkunde
Location mark:
III 153.478
Intern ID:
136320
Tschermser Sagen Was man sich erzählt Liebesdrama Man schreibt den Ostermorgen 1459. Die Herr schaft Fuchs von Schloß Lebenberg begibt sich, in der hochvornehmen Festtagskleidung der Adeligen des Mittelalters, samt Gesinde zum Festgottesdienst in die Pfarrkirche von Marling; bloß der Pförtner bleibt zu Hause. Die Herr schaften nehmen in ihrem Adelsgestühl Platz. Auch der angesehene Bauer Thalguter betritt mit der Tochter, einem Mädchen von ungewöhn licher Schönheit, seine Bank. Da treffen
und sprechen sich die Augen des Grafensohnes Hein rich Fuchs mit jenen des Mädchens Felizitas, dem sonst nichts als der Namensadel fehlte. Beide Eltern bemerken und verstehen dieser bei den stilles Zwiegespräch. Das Innere des Vaters Fuchs bäumt sich dagegen auf. Nach dem Amte geht Heinrich dem Mädchen nach. Bei einem Brünnl angelangt, will er nun auch aus ihrem Munde das süße Ja-Wort erfahren. Ihre Herzen schlagen schon seit Monaten in zarter Andacht minniglich rein einander zu. Auf seine Anfrage kommt
nach kurzer Überlegung aus dem un schuldigen Mädchenmunde die bedeutende, ent scheidende Antwort, aber auch Klage: »Ja, ich liebe Euch, Herr Ritter, aber bedenket doch, ich bin nur eine Magd und Ihr der hochgeborene Herr ... In Ewigkeit gehöre ich Euch, aber nie mals werde ich Euer sein.« Und mit Tränen in den Augen eilt sie mit den Worten »es helfe uns Gott«, dem Vaterhause zu. Einige Tage später be fiehlt Vater Fuchs den Bauer Thalguter zu sich auf das Schloß um dieser, wenn auch ehrlichen Bekanntschaft
zwischen Grafensohn und Bau erntochter, ein Ende zu machen. Zwischen den beiden Vätern entsteht eine heftige Auseinander setzung. Graf Fuchs läßt den Thalguter in Fes seln legen und des Nachts »stehend mit Hut und Stock lebendig einmauern«. ... Felizitas und ihre Freunde ahnten wohl, daß der Lebenberger den Thalguterbauer beseitigt habe. Aus Gram wollte sie sich ins Klarissenkloster nach Meran zurück ziehen, mußte jedoch weiterhin der Heimat scholle mit ihrer Hände Arbeit dienen; schließ lich wurde
in den Schloßmauern auf menschliche Skelette. 1 Der Brudermord eines Lebenbergers Ein Graf Fuchs tötet seinen körperlich kleineren, aber geistig bedeutend größeren Stiefbruder, einen Priester, um die Erbschaft des Schlosses Lebenberg und der Jaufenburg in Passeier an sich zu reißen. Unter den vielen Burggrafen und Rittern von Lebenberg war Degen Fuchs von Fuchsberg einer, der sich um die Verschönerung der Burg wenig kümmerte. Die einzige Neuerung seines Zeitalters war die Errichtung des sogenannten Hexenkessels