460 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_283_object_4343819.png
Page 283 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
die damals beim Schwieàcher gewesen waren. Nur WuS Tarfußer fehlte, der gestorben war. Auch Frau Genovefa war nicht dabei. Es wäre Hohn gewesen, die Frau einzuladen. Immer mehr zog sich Frau Genovefa von aller Welt zurück. Lebte ganz ihr eigenes stilles Leben und brachte ihre Tage zumeist in den Kirchen Zu. Man kümmerte sich wenig um die Frau, und auch Ma rianne ging selten zu ihr. Denn immer, wenn sie bei ihrer Mutter gewesen war, hatte sie noch schwerer an ihrer seelischen

Niedergeschlagenheit zu leiden. Es war ihr dann, als käme sie von einer lebendig Toten. Von einer, die gestorben war, noch ehe sie das Leben erfaßt hatte. Helenens Freundschaft aber mit Frau Genovefa hatte nur kurze Zeit gedauert. Dann sträubte sich ihre Jugend gegen das ganze Wesen dieser Frau, das ihr widernatürlich und beinahe irrsinnig erschien. Sie wußten beide nur mehr wenig miteinander an zufangen. Und die Kluft zwischen Marianne und Helene war doch zu tief, als daß daS Verhältnis zu der Mutter der jungen

Frau dadurch nicht beeinflußt worden wäre. Helene und Marianne hatten die Terrasse für das Fest geschmückt. Große Oleanderbäume zierten sie, und kleine Zitronenbaume, die in Eimern gezogen wurden, waren von den Knechten aus dem Treibhause herbeigeschleppt worden. Girlanden ails Tannen zweigen hingen in großen Bogen, und darunter bau melten Lampions an langen bunten Bändern. An Keinen, runden, weMàckècu Tischen saßen die Gaste. Auch Villvr von Söll war gekommen und

5
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_33_object_4343078.png
Page 33 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
nur berührte, machie es doch den Eindruck, als Hiesie er sie liebevoll umschlangen. „Haben Sic sich die zwei schon ang'schaut?' flüsterte Frau Notar Muglach ihrer Nachbarin Zur Rechten leise ins Ohr. „Unverschämt, wie die's trei- ben. Ich beobachl' sie schon die längste Zeit?' ei> zahlte sie schadensroh. „Ter arme Mann kann einem leid tun?' sagte keise und mitleidig die Frau dB Apothekers Gaden stet ter. „Grad' recht geschieht ihm!' erwiderte Frau Mug lach. „Weshalb hat er so eine Gans

anheiraten müssen.' „Ach, gehend!' erwiderte Frau Gadenstetter in barmherziger Nachsicht. „Sie ist halt jung . . . aber . . . er , . . der Burggasser . . . der sollt' sich schck- men.' „Der? Den kennt doch eine jede und könnt' sich's ausrechnen, wie daS bei ihm g'meint ist?' sagte Frau Julie Muglach und verzog ihren hübschen Mund Zu einem mokanten Lächeln. Dann wandte sie sich dem Baumeister zu, der links neben ihr saß. Die Frau deS Rotars stand nicht mehr in der ersten Jugendblüte

. Sie hatte aber noch immer etwas Reizvolles und Pikantes in ihrem Wesen. Sie War klein, mager und nicht hübsch. Ihr bräunliches ovateS Wesicht war sehr schmal und blaß, und nur der hübsch gezeichnete Mund leuchtete darin grellrot. Das Schönste aber ari ihr waren ihre dunklen Augen. Tie waren Moß und sammetartig, wenn sie sich angeregt unter hielt. Frau Julie Muglach nmr einem kleinen Flirt Go'qattz,! Ev' A W

6
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Versunkene Zeit : romantische Liebesgeschichte aus Tirol
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/135134/135134_271_object_4482175.png
Page 271 of 315
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 319 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Enth.: Susanna Rainsanger. Der Herrenschreiber von Hall. Die Rose von Altspaur
Location mark: II A-8.192
Intern ID: 135134
hatte die beiden Hände der jungen Frau in die ihren genommen. Sie war die ausgelassene Munterkeit selber. In der Frühe hatte sie ihrer Schwester beim Anklei den geholfen, obwohl die Mynigin bald darob eifer süchtig geworden wäre. Nun ließ sie die Hände der Frau Agnes los und stopfte ihr, mochte die also Bedachte wollen oder nicht, einige getrocknete süße Früchte in den Mund, deren sie noch eine ganze Menge auf ihrem Schöße hielt. So trieb sie es schon eine Stunde. Sie wollte sich trotz

aller Versicherungen den Glau ben nicht nehmen lassen, daß ihre Schwester ganz aus gehungert worden sei und nun das Versäumte nach geholt werden müsse. Schon seit dem vergangenen Abend, da die Herrin von Altspaur glücklich nach dem Hause ihres Schwagers entführt worden war, behandelte sie Frau Ursula wie ein Kind mit einer Art mütterlicher Fürsorge. , Alle ihre rauhen Seiten waren Agnes gegenüber verschwunden. Der herzogliche Rat hatte zu dem zärt lichen Gepäppel, als er gerade zufällig in das Gemach getreten

war, erstaunt und verwundert den Kopf ge schüttelt und ging eilends wieder hinaus, um das schöne Bild ja nicht zu stören. Ihm gegenüber hatte sich Frau Ursula nie so be nommen. Als der Weinecker im Hofe einigen Knechten Anordnungen gab, die gar nicht so schnell und willig be folgt wurden, als wenn es von Seiten der Frau ge schehen wäre, dachte er im stillen, wie sich Frau Ursula erst als Mutter ausnehmen müßte. Dabei fühlte er seine Brust von Stolz geschwellt, und seine Stimme klang unwillkürlich herrischer

7
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_105_object_4343291.png
Page 105 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
Helene führte Frau Genovefa zu einem kleinen Seitenportal des Hauses, durch das man in die schier dürftig ausgestattete HauSkapelle gelangte. „Ihre Tochter . . . ist die denn auch fromm?' er kundigte sich das junge Mädchen mit einem Anflug von Interesse, noch bevor sie die Kapelle betraten. „Die Mariann' . . Frau Genovefa verfiel so fort in ihre klagende Redeweise. „Wissen'S, die ist ganz anders, wie ich bin. Die tanzt am liebsten und singt und laßt unsern Herrn an guten Mann

sein. Aber daS geht nit. Der Mensch muß auch a Reli gion haben. Sagen's daS nii selber?' „Ich weiß nicht!' gab Helene ehrlich zu. „Dar über habe ich noch nie nachgedacht. Aber wenn ich so hübsch wär' wie Ihre Tochter, dann würde ich auch immer singen und tanzen.' „Dann sind Sie also der Mariann' nit bös, gel- tens?' frug Frau Genovefa erleichtert aufatmend. Helenes Gesicht verfinsterte sich sofort. „Nein!' sagte sie kurz und abweisend. „Ganz g'wiß nil?' frug Frau Genovefa eindring lich, und ihre guten hellen

Augen füllten sich mit TrÜnen. „Wissen's, ich täl's schon begreisen, wenn Sie'S wären. Und Sie könnten's mir auch ganz un geniert sagen. Ganz g'wiß !' versicherte sie. „Wissen's, die Mariann' ist g'wiß nit schlecht. Nur a bissel zu viel übermütig ist sie halt. Und die Herren hält sie gern a bissel zum Narren. Aber sonst ist sie a gut's G'schSpf. Ganz g'wiß,' „Ich will's Ihnen glauben Frau ... Frau .. „Geh', sagcn'ö Genovefa zu mir oder Mutter Genv- vesa . . . wemi's das herausbringen. Sind ja so a

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Versunkene Zeit : romantische Liebesgeschichte aus Tirol
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/135134/135134_276_object_4482190.png
Page 276 of 315
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 319 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Enth.: Susanna Rainsanger. Der Herrenschreiber von Hall. Die Rose von Altspaur
Location mark: II A-8.192
Intern ID: 135134
der Puppenspieler, der seine Hände demütig gefaltet hatte, sich nun vor ihr auf den Boden warf uà den Saum ihres Gewaàes zu ergreifen suchte. „Steh auf!' sagte die junge Frau halb erschrocken, halb erstaunt. „Was kann ich dir helfen?' fuhr sie in mildem Ton gutherzig fort, als der Gaukler, ein Mann in mittleren Jahren, sich erhoben hatte. „Sie klagte schon den ganzen Tag!' sagte er. „Jetzt geht es Zu Ende mit ihr!' „Ich werde Leute rufen!' entgegnete Frau Agnes. „Nein! Nein!' wehrte der Gauller

ab. „Daß sie uns weiterjagen wie die Hunde, wenn sie uns aus Grund und Boden des Rates betreffen.' „So will ich selber gehen!' rief die junge Frau mit einem raschen Entschluß und von Mitleid überwältigt, ohne an Schlimmes auch nur zu denken. „Warte, ich will gleich wieder bei dir sein.' Sie huschte in das Haus, um aus ihrem Gemach ein Fläschlein mit einer lebensstärkenden Arznei zu holen, die ihr der Bader von Tramin vor einigen Tagen ge bracht hatte. Niemand bemerkte sie, als sie aus dem Hause schlupfte. Sie fühlte

es jetzt fast selbst als ein Bedürfnis, den Armen und Unglücklichen allein Hilfe Zu bringen. „Des Herrn Segen über Euch!' sagte der Gaukler halblaut, als er Frau Agnes aus dem Hause treten sah. Die beiden schlugen, ohne bemerkt zu werden, rasch den Weg über den Anger ein. Ein Stück hinter der Hecke hätten sie im Freien ihr Lager aufgeschlagen, be richtete der Mann. Als sie in die Rahe der Hecke kamen, hielt die junge Frau plötzlich inne. Ein beklemmendes Gefühl uberkam 282

11
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Versunkene Zeit : romantische Liebesgeschichte aus Tirol
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/135134/135134_246_object_4482100.png
Page 246 of 315
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 319 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur. - Enth.: Susanna Rainsanger. Der Herrenschreiber von Hall. Die Rose von Altspaur
Location mark: II A-8.192
Intern ID: 135134
„Zhr werdet es noch genug bekommen!' rief er,.und das alte Mißtrauen bekam plötzlich wieder die Herr schaft in seinem GesichEaMdruck. „Und sie soll auch kosten!' sagte erlauf seine Frau deutend. „Daß sie einen Geschmack bekomme von den bübischen Künsten ihre? Verwandten. Haha!' lachte er zufrieden vor sich hin. Der Kaplan reichte Frau Agnes ein Stück des Brotes, das sie lächelnd verzehrte. Als auch hier die erwartete Wirkung nicht eintrat, verließ der Ritter kopfschüttelnd das Gemach

, als ob er an sich selbst irre geworden wäre. Gegen Abend wäre es bald wieder zu einem neuen Auftritt gekommen. Die junge Frau war mit der Mynigin allein in! dem Gemach, als Christoph Reifer plötzlich zornrot und fluchend hereinstürzte. „Man hat mich vergeben!' schrie er. In der Faust schwang er einen àappenriemen, an dem ein eiserner Arappen befestigt war. Er wollte auf Frau AgneS los gehen und rief: „Du sollst mir sagen, was der Bote mehr mitgebracht hat. Hat er nit auch ein Büchslein mitgebracht?' „Herr !' fiel

ihm die Mynigin in den Arm. „Ein Büchslein? Was sollt' in dem Büchslein sein?' „Gift!' stöhnte der Reifer. „Die Weineckerin geht allerwegen mit Gift um!' Dann stieß er die Abweh rende beiseite, ließ den Riemen durch die Luft sausen, so daß die Mynigin nur noch durch eine schnelle Wen dung dem Streiche entging, und wollte von neuem auf seine Frau losstürzen, die mit einem Schrei in die Ecke des Gemaches geflüchtet war. In demselben Augenblick wurden dem Ritter beide W2

12
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_104_object_4343288.png
Page 104 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
schast ab. Ein herrlicher, Nratter Mmmbaum breitete seine knorrigen Äste schätzend über Hof und Garßen. „Muß der erst schön sein im Sommer, wenn er Blätter HM' sagte Frau Genovesa und schaute mit kindlich naiver Bewunderung zu dem unendlichen Ge wirr von Ast» und Zweigen empor. Helene nickte zustimmend. Sic liebte diesen Baum ganz besonders, und daß diese einfache Frau gerade diesen ihren Liebling bewunderte, freute sie. „Nenn er voll Blätter ist, dann ist er wie ein großer Baldachin

, der sich über die Kuppel eines DomeS spannt!' berichtete sie. „Sind Sie auch fromm?' erkundigte sich Frau Genovesa, welche die Worte des Mädchens so aus- faßte, M wäre ihre Bewunderung skr die .Schön heit deS BaumeS eine Art Gebet zu Gott. „Fromm?' Helene hob ihre drciècn Tch-iltcru hoch. In dieser Bewegung gemahnte sie unbedingt an den Bater. „Wie man'H nimmt!' erWidertc sie. „Ich gehe in die Kirche, und ich bete. Aber eS be friedigt mich nicht!' gestand sie ehrlich ein. „Bielleicht können Sie nicht beten!' sagte

Frau Genovesa. „Wenn Sie'S wirklick nàia könnten, nnssen Sie, so aus dem Innersten hermB, dann M' M Ihnen sicher glücklich machen.' „Wmlben Sie?' Und wiederum hob das Mädchen gleichgiMig die Schultern. „Wir haben eine Hoà kapelle . . sagte sie ablenkend. „Soll ich sie Ihnen zeigen?' „Oh, !mt' schSn!' bat Frau Venovess wendig, „Wissend ... ich bin immer glmllick, wenn ick beten dsrf.' M4

13
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_145_object_4343406.png
Page 145 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
hielt eS gegen das Licht, das die Flammen des schwe ren Kronleuchters, der über dem Tisch hing, spen deten. Purpurn leuchtete der Wein in dem weißen Licht des Gases, und als sie ihre etwas blassen Lippen an das Glas setzte, war eS, als schimmerten einzelne Tropfen Blutes darauf. Ein wehmütiger, trauriger Zug lag heute um den hübschen, sonst so frischen Mund der jungen Frau. „Ja!' sagte sie, sich gewaltsam aus der trüben Stimmung reißend. „Lustig war's an dein Abend, und gesungen

haben wir dann auch noch . . „Und heut' singt einmal ein anderer die erste Stimmt' DM alte Fräulein Virginia von Walcher, die sich wieder einmal unbemerkt aus dem Zimmer entfernt hatte, war jetzt hinter Mari aim ens hoch- lehmgm Sessel getreten und sagte es in ihrer frischen Scherzhaftigkeit. „Drinnen schreit der junge Herr aus Mord und Brand nach der Frau Mama!' be richtete sie. „Soll ich ihn vielleicht einmal der Gesell schaft vorstellen? Bielleicht möcht' er auch schon ein Glasele Wein mittrinken!' sagte sie lustig. Marianne

erhob sich rasch, um nach dem Kinde zu sehen. „Bringend ihn doch Zu uns her, Frau von Burg- gasser. Wir möchten doch auch den Prinzen sehen!' bat die Frau des Kaufmanns Schöpf. Neugierig, wie sie war, hatte sie schon die ganze Zeit hindurch nur auf den Moment gelauert, um diese Bitte in schick licher Form anbringen zu können. „Natürlich mußt du uns dein Kind zeigen, Ma riann' !' stimmte nun auch Frau Klara Gadenstetter zu. „Wir wollen ihn doch bewundern, deinen Buden.' Vreiaz, GvlMth» d« »he 10 1^5

15
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_11_object_4343014.png
Page 11 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
Gattin. WeAhalb er gerade in diesem Punkte so nach sichtig war, vermochte er sich selbst nicht zu erklären. Er selber war durchaus nicht fromm »md hielt sich geradezu für einen Freigeist. Jedoch in einem ganz geheimen Winket seines freisinnigen Gerzens laverie eine ganz winzige Feigheit. Die Furcht vor dem Tode, vor dem Ungewissen, was dann sein würde. Er gestand dies beileibe nicht ein, nicht einmal sich selber. Aber er ließ, seine fromme Frau gewahrei?. Nur mußte nach außen hin der Schein

des Freigeistes gewahrt werben. Er wünschte nicht, daß man sich in Gesellschaft über di? Frömmigkeit seiner Frau lustig machte oder sie gar für eine àtfchwe'èkr hielt. Des-' halb miHte Frau lHenovefa überall mit dabei sein, wo ihr Herr mid Webitter war. In lustiger Gesellschaft jedoch nahm sich Frau wenovesa mit ihrem demutsvollen Dulderantlitt un gefähr so aus Wie eine Trauerweide. Sie lachte niemals. Saß inmitten der heiteren Menschen mit todernstem Gesicht und dachte tiefsinnig darüber nach, weshalb

und warum die Leute nur so froh sein konn ten. Und ihr Unbehagen nahm zìi, je übermütiger sich die Lustigkeit gcstasicie. Aber sie mus;!e mà lwlècn, irvtz Unbehagen mà Langeweile. PiuS Tar- süßer hatte es besohlen, und Frau Genvvesa hatte zu gehorchen. Bei Marianne bàirste es aber keines Zwanges. Ganz im Gegenteil. Wo gelacht und gesungen und ge tanzt wnrde, da war sie unermüdlich dabei. Und wo der Bater war, da winkte ihr mW« Freiheit. ?a hatte die Mutter alle Macht nnd allen Einfluß auf jie verloren

17
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_46_object_4343116.png
Page 46 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
Marianne. Auch Frau Herafine war herbeigekom men. Sie sang gem und hatte einen hellen, sicheren Ton. MariannenS Lieder hatte« sie aus ihrer trüb seligen Stimmung gerissen, und Mann und Frau scißcn nun wieder friedlich nebeneinander. Unter dem Eindruck dieser, mit innigem Gefühl vorgetragenen Lieder hatte sich der Groll der beiden Gatten gelegt, und ohne daß M einer Aussprache bedurft HMte, fühlten sie sich wieder versöhnt. Um Marianne hatte sich ein Kreis gebildet. Doktor Damian Schildtnecht

, der wenig Sinn für Unter haltung besaß, desto mehr aber für einen guten Tropfen, gesellte sich nun gleichfalls zu den Sängern. Auch Thomas Krautschmider, ein junger Postbeamter, und seine Frau, die ihm erst vor kurzem angetraut worden war. Ein Lied folgte dem andern, und M war spM nach Mitternacht geworden, als Veit Mug- lach, der Rotar, MS erster zum Ausbruch mahnte. „Die Mariann' hat a Stimm' wie ein Erzengel!'' sagte die Schwienbacherin beim Abschied voll Be geisterung zu Frau Genovesa

. „Die soll doch im Mrcheuchor mittun!' meinte sie voll Einfalt. „Freilich!' stimmte ihr Frau Genovesa bei. „Uber sie will nitk' Nagte sie müde. „Mit?' vemunderte sich die Murin und riß er staunt ihre Augen auf, so weit sie nur tonnte. . . . warum denn nit?' „Ja . . . wissen'S, der Viktor von Söll, den km- nen'S do aa, gelt ja? Der Musiker ist. Mffw'S, der hat unserer Mariann' solche Flausen in den Kopf g'scht?' berichtete sie mit ihrer wehleidigen müden

18
Books
Category:
Fiction
Year:
1929
Golgatha der Ehe : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65522/65522_220_object_4343628.png
Page 220 of 372
Author: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Place: Leipzig
Publisher: Staackmann
Physical description: 369 S.
Language: Deutsch
Location mark: II 93.334
Intern ID: 65522
Die früh gealterte Frau konnte keinen andern Ge danken fassen. Nur an den Tod dachte sie. An ihren eigenen Tod und was dann sein würde. Sie hatte eine unendliche Angst vor dem Sterben, eine unsag bare Furcht vor dem Gottesgericht. Man hatte den Steueramtskontrollor in der kleinen, altmodisch möblierten Wohnstube am Rennweg auf gebahrt und ihn mit Kerzen und Blumen umgeben. Freunde kamen und viele Bekannte und besprengten die Leiche mit geweihtem Wasser. Frau Genovefa kniete in ihrem schlichten

Trauergewand zu Füßen der schwarz ausgelegten Bahre in tiefes Gebet versunken. Sie kümmerte sich nicht um die Teilnahme der Men schen und nickte stumm ihren Dank, wenn man zu ihr DiSmas^ Wildprecht war gekommen und seine Mutter. Sie wollten der alten Freundin beistehen in ihrem Leid. ^ Aber Frau Genovefa bemerkte sie nicht einmal. Kniete in dem dumpfen, nach Blumen und brennenden Wachskerzen stark dustenden Gemach mit krampfhaft gefalteten Händen und betete. Betete für den Toten^ und für ihr eigenes

Seelenheil. ^Erst als die Bàrin sich ein Herz faßte und der stillen, bleichen Frau, deren verhärmtes Gesicht schier ebenso wächsern aussaht wie das des Toten, sanft auf die Schulter klopfte, blickte Frau Genovefa ver wundert^ aus. Verstört und mit geisttosen Augen starrte sie die SchwiMbachGxm an.

20
Books
Category:
Natural sciences, Agriculture, Domestic economy
Year:
1929
Geologie des mittleren Cordevolegebietes zwischen Vallazza und Cencenighe (Dolomiten)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/245167/245167_3_object_4831726.png
Page 3 of 80
Author: Nöth, Ludwig / von Ludwig Nöth
Place: Wien
Publisher: Geologische Bundesanstalt
Physical description: S. 129 - 202 : graph. Darst., Kt.
Language: Deutsch
Notations: Aus: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt ; 79,1/2
Subject heading: g.Cordevoletal;s.Geologie
Location mark: II 7.343
Intern ID: 245167
Geologie des mittleren Cordevolegebietes zwischen Val lazza und Cencenighe (Dolomiten). Von Ludwig Xölli in Innsbruck. Mil 1 geologischen Ks rie. 1 Profiltafel und 20 Texlfiguren. (Aus dem Oeologi^eh-itnliinntologischoii lnstil.iil. elei - Universität Innsbruck,) Vorwort. Die vorliegende Arbeit verdankl ihre Entstehung einer Anregung von Frau Dr. M. II. Ogilvie-Gordon. Gelegentlich einer gemeinsamen Begehung dei - Südtiroler Dolomiten .schlug Frau Dr. Ogilvie-Gordon mir vor. die Kartierung

des Gebietes zwischen Pieve und Cencenighe durchzuführen, da hier interessante tektonische Probleme zu erwarten seien. Jn weitgehendstem Maße wurden mir von Genannter die Mittel für die Durchführung der Geländeaufnahme zur Verfügung gestellt. Ich möchie deshalb nicht versäumen, Frau Dr. Ogilvie-Gordon aneli an dieser Stelle meinen besonderen Dank zum Ausdruck zu bringen. Der Druck der Karte und Profiltafel wurde ermöglicht durch eine Unterstützung des Den Ischen und Österreichischen AI pun v cr ei lies

, die Kartierimg nach allen Richtungen fortzusetzen. Darum habe ich auch die interessanti; Civeftagruppe einstweilen unberücksichtigt lassen müssen, da sonst die Kartierung bis Forno di Zoìdo hätte ausgedehnt werden müssen. Nur die Westhänge sind zur Aufnahme gekommen. Im N wird durch die gleichzeitige Arbeit Frau Dr. Ogilvi e-Gordons eine Klarstellung erreicht werden, der W, S und 0 muß einer späteren Zeit vor!) eh al ten bleiben. Die Aufnahme erfolgte in den Sommer- und. Herbstmonaten der Jahre 1920

21