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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 71 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
»Majestät, unsere Bauern heißen nun mal Ernst, und genau so und nicht anders muß unser König heißen. « Da geschah etwas, das der immer gutgelaunte Sturz acker später gern mit dröhnendem Lachen zu erzählen pflegte. Der junge Herrscher hat sich zum Gefreiten Piephacke um gewandt, der ruhig am Fenster den Zivilanzug ausbürstete: »Mein Bursche heißt auch Ernst, nicht wahr,Piephacke7« Der rief donnernd: »Ernst Piephacke, zu Befehl, Herr Rittmeister!« Die hohen Würdenträger, dazu Puppchen

hinter dem König, fuhren zusammen, Minister von Forsicht aus staat lichen, der Oberhofmarsch all aus höfischen, Pupp chen aus militärischen Gründen. Nur der dicke »Sturz«, wie er all gemein respektlos genannt wurde, schmunzelte. Alle aber schienen sichtlich erleichtert, als der junge König den Brief Ernst des Zweiten gleichsam als Beweisstück aus der Tasche ziehend, verlauten ließ: »Ich soll den Namen annehmen.,. Ernst... hat Seine Majestät befohlen. Ernst, nicht Arbogast... Ernst! « Ministerpräsident

von Forsicht ergänzte: »Ernst der Dritte.« Wenn nun noch berichtet wird, daß Ernst der Dritte die Herren versicherte, es solle erst einmal alles beim alten bleiben, so war das nichts anderes als ein Ausfluß der Ehr furcht gegen jenen, der noch über der Erde ruhte. Die Herren aber, unsicher gekommen, zogen sich, dem Trägheits gesetze folgend, befriedigt zurück. Puppchen, offenbar schon gewillt, erziehlich einzugreifen, hielt sogar auf dem Gange draußen den Gefreiten an, ihn belehrend, daß Seine Maje stät

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 245 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
» örtlich begrenzt <. (Ernst der Dritte lächelte stolz.) Der kleine, runde Betriebsleiter Bienenkorb, der mittelgroße Prokurist Klein-Median, wie der gewaltige Direktor Elefant von der Papierfabrik Hadern L Holz rollten sich zusammen gleich Papierblättern. (Ernst der Dritte legte die Hand an den Mützenschirm.) Herr Schuß, in Firma Kette & Schuß, knickte ein. (Ernst der Dritte blieb in guter Haltung.) Kom merzienrat Bast schien an den Feuerschaden nicht zu denken, der ihm den vielleicht größeren

Vorteil der Bekanntschaft mit der Allerhöchsten Person vermittelt. Er strahlte mili tärisch gehalten. (Ernsts des Dritten Züge zeigten einen freundlichen Widerschein.) Der freisinnige Bürgermeister Packesel (Sohn übrigens eines alten Achtundvierzigers), der inzwischen mit einem Zylinder sich bewaffnet, stand, den Hut in der Hand, fo tief geneigt, daß er Seim Majestät im Männerstolz vor Königsthronen gar nicht sehen konnte. Da fragte Ernst der Dritte: »Wo ist denn eigentlich Herr Kreis?« Niemand schien

des Unbeträchtlichen sich zu erinnern. Aber der König wiederholte: »Ich meine meinen Freund, den Kunstmaler Raffael Kreis!« Sofort erwachte allgemeine Teilnahme. Freund Seiner Majestät? Man beteuerte, er male. Ernst der Dritte ant wortete nachdenklich: »Ja, er muß Blatt sechs vollenden! « Damit fuhr Seine Majestät davon. Ernst der Dritte und die Scheuerfrauen Das Feuer hatte in Ernst dem Dritten ein anderes Feuer entzündet: jenes der Kunst. Wahrend er bisher noch keine 246

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Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 85 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Grund, den einst der arme Narr Raffael Kreis künstlerisch gelegt, hob Ernst den Dritten zu reger Anteilnahme, so daß der Besuch über Gebühr lange dauerte. Während der Rück fahrt hielt es der Generaladjutant, ein schlechter Abdruck Ernst des Zweiten, denn ihm fehlte des Königs Wuchs wie überlegenes Misten, für angezeigt, darauf aufmerksam zu machen, daß in Tillenau bereits Ministervortrag und Emp fänge auf den jungen König warteten. In der Tat: der Empfangssaal stand wieder voll Menschen

. Ministerpräsident von Forsicht kam zum Vortrag, und Ernst der Dritte fuhr mit ihm ins Ministerium an der Stechbahn, wo er Gelegenheit fand, die einzelnen Minister kennenzulernen. In einem Saale stand ein langer grüner Tisch mit Seffeln, Schreibzeugen, Löschpapier und erstaun lich viel Tintenklecksen. Dort fand er das Staatsministerium versammelt. Der junge König kannte nur den dicken, ewig fröhlichen »Sturz« und den Kriegsminister Generalleut nant Kotz von Gerben. Hager, mit bedrohlichem Augenspiel

unter schnurrbartgleichen Brauen, von fast negerhajter Hautfarbe, schien er bei guter Gestalt unter den, bis auf den dicken Sturz, fchreibstubenblasten Amtsbrüdern, gleich sam eine Klaste für sich. So hatte er, Generalstäbler und bekannter 1870er Patrouillenreiter (E. K. I), sich selbst einmal genannt, denn Bescheidenheit blieb ihm durchaus fremd. Mit Ernst dem Zweiten war er trotzdem ausgekom men, weil er immer eine glückliche Hand gehabt in Ver fechtung Tillener Armeeangelegenheilen. Als Ernst der Dritte

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Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 317 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Wagen aus dem hohen Grün der alten Bäume, vom Leib kutscher Leitseil gelenkt, der Leibjäger Vollbarl neben ihm auf dem Bock. Die Spannung auf dem Dampfer stieg derart, daß die Schiffsluken auf der Steuerbordseite drohten Master zu schöpfen: Da saß ein Offizier in höchst fremder Uniform, ein gallengelber General und ein Jüngerer im Helm: un zweifelhaft Ernst der Dritte. Alle finsteren Gedanken über den verbrecherischen Unfug der Schloßinsel schienen ver gessen. Ja irgendeiner auf dem Schiffe

rief: Hurra! Ju belnd wurde es ausgenommen. Tücher wehten. Ernst der Dritte stieg aus. Zu feinem Freunde Medieus mit dem breiten Plebejergesicht hat er sein langes, schmales Oster burgerantlitz gebogen und mit tiefer Ofterburger Stimme gefragt: »Um Gottes willen, ist denn Tusch da?« Ob nun Oberst Spyon, Militärattache einer wirklich fremden Macht, mit der feinem Volk eigenen hohen Mei nung von sich selbst, geglaubt hat, Winken und Hurra gelte ihm, wird wohl leider niemals festzustellen fein

. Tatsache ist: Er legte die Hand dankend an die Kopfbedeckung. Ernst der Dritte sagte zum Leibarzt: »Na, da brauche ich'6 ja nicht zu tun! « Allmählich verteilte sich die Menge vernunftmäßig über das Schiff, denn Ernst der Dritte hatte das Deck betreten, und »Ernst der Zweite« richtete sich nun wieder grade. Cs war jenes herrliche Wetter, wie es im Sommer den südlichen Landesteil Tillens auszeichnete. Blau wölbte sich der Himmel über der weiten Flut, die seine Farbe wider spiegelte, nur tiefer

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 461 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Sturz: »Aber nicht die junge Königin.« Ernst der Dritte (fast eifersüchtig): »Hören Sie mal, Sturz, die gehört mir!« Sturz: »Ich bezweifle es, Machestät, sie gehört auch dem Volke. Dafür ist sie Königin.« Ernst der Dritte (niedergeschlagen): »Aber wir fahren den kürzesten Weg vom Bahnhöfe zum Schloß!« Sturz: »Ich widerspreche. Alle wollen was sehen, nicht bloß die an den nächsten Straßen. Panem et circenses. Es stärkt auch den monarchischen Gedanken, und...« Ernst der Dritte (merkt

auf): »Und?...« Sturz: »Und der kann's brauchen. Ich fürchte, er ist ein bißchen wacklich. Euer Machestät haben mir neulich erzählt, was der Großherzog vom Westerwald von der Einkreisung geschrieben hat, die er für Tatsache hält, und er weiß doch gewiß durch seine ausländischen Familienbeziehungen man ches bester als wir. Na, dann meine ich: das Allerwichtigste ist, daß wir Deutschen geschloffen sind, und da brauchen wir alle Volksteile. Es wird aber manches gesündigt, nicht nur von unten!« Ernst der Dritte

(sehr ernst): »Glauben Sie, daß ich nicht oft empört bin über vieler Benehmen so von oben herab? Ordnung muß sein in jedem Gemeinwesen, das sich nicht selbst aufgibt, und wer bei Schreyer nicht pariert, fliegt eher als bei uns, aber man kann doch anständig mit den Leuten reden und braucht nicht jeden gleich anzubrüllen. Meine Schwadron ging durchs Feuer für mich, dafür habe ich auch nie getan, als ob ich was Besseres wäre, ohne daß ich etwa die Zügel hätte schleifen lasten. Wie eine große Familie muß

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 190 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Unser allverehrter und gerechter König, Seine Majestät Ernst der Dritte lebe hoch!« Und die Springer stimmten begeisterter fast ein als die Matten. Ernst der Dritte leerte sein Glas. Der Rauhreiter stand mit spielender Unterkiefermuökulatur finster blickend hinter ihm, das kleine schwärzliche Volk um doppelte Haup teslänge überragend. Danken wir im Intereste dieses zweiten Königs David, genannt Ernst der Dritte, Jahve, der da ist, war und sein wird, auf den Knien, daß Kotz von Gerben

nicht anwesend war. Da fragte völlig unerwartet der König den Doktor Siegmund Erfaster: »Sagen Sie mal, lasten Sie sich nicht bei Kahlschnitt behandeln? « Der Generaldirektor der Fäkalien-VeredlungS-Gesellschaft bejahte mit so erstauntem Gesicht, daß Ernst der Dritte hin- zufügte in seiner seltsam fernen Weise, gleichsam zu sich selbst: »Herr Haasenhaar war auch dort!« Der junge König blickte mit seinen guten, immer ein wenig ll'aurigen blauen Augen den Herrn Generaldirektor lächelnd an. Dann klirrten

wieder die Sporen. Scheitel wurden sicht bar und Glatzen. Als Ernst der Dritte verschwunden war, setzte Doktor Siegmund Erfaster sein in der Aufregung mehrfach geleertes Mas beiseite und sprach: »Sekt ist mir streng verboten. Rn habe ich jewiß wieder zehn Prozent Zucker!« Dann übergab er das Glas, aus dem Seine Majestät ge sunken, dem Diener mit der Mahnung, es wohl aufzuheben. Es sollte, etwa wie eine Feder, mit der ein Friedensschluß Unterzeichnet worden, zu ewigem Gedenken zwischen den Bil- dern

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Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 392 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
schlagen andere Gründe, so fürchte ich leider, zur Führung der StaatSgeschLfte nicht länger brauchbar zu sein.« Ernst der Dritte (betreten): »Ich weiß ja, immer wenn ich mal einen Wunsch habe, geht es nicht.« Sturz: »Wenn etwas gegen das Interesse der Krone ist, dann allerdings — nee. Sonst aber lasse ich mir für Euer Machestät ein Bein abschneiden. Iawoll! « Ernst der Dritte (lachend und gewonnen): »Dann können auch Sie nicht mehr reiten. Das habe ich von Ihnen gelernt. Also was kann Schofel

werden?« Sturz: »Hoflieferant!« Ernst der Dritte (noch mehr lachend): »Der Hof kauft doch nicht im Zehnpfennigbasar?« Sturz'»Schofel hat neuerdings auch eine Fufzig-Pfen- nich-Abteilung! « Ernst der Dritte (schnell, als fürchte er, Sturz könne sein Angebot zurückziehen): »Gut, abgemacht!« Sturz: »Aber dann hätte ich eine alleruntertänigfte Bitte. Euer Machestät möchten den Herrn Achat, Inhaber der Firma Zitrin & Katzenauge, Cdelsteinschleiferei in Tafel berg, zum Kommerzienrat ernennen, damit niemand sagen

kann, unter der Regierung Euer Machestät würden die Juden nur schofel behandelt.« Ernst der Dritte gestand es zu, und wie immer, sobald etwas abgetan war, das ihn bedrängt, schien er in jener ge hobenen Stimmung, wo man erwarten durfte, irgendeine Huld würde sich entladen. Ist es nun erstaunlich, da ohnehin der Besuch in Illzenau wegen noch nicht zeitgemäßer Gna denbeweise verschoben wurde, daß der Rex jene Fahrt in die Munde unternahm, die er schon als Seüor geplant? Zum erstenmal tat sich Tillens schönste Landschaft

12
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 229 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
samsten Bemverschränkungen? Klapperten nicht beim Haar schneiden Herr Hoffriseur Schuppenfall wie Herr Kahl- schnitt völlig unbegründet mit ihrer Schere in der Luft berum? Jeder Beruf hatte seine Mätzchen. So mußte auch Ernst der Dritte auf einen Einfall gekommen sein, der nicht ohne weiteres einem Nichtkönig einging. Als nämlich die Hochzeitsgesellschaft versammelt war, öff neten sich plötzlich die Flügeltüren, und unter den vielen Uniformen erschien einsam ein schlanker, ungewöhnlich gut

gebauter Frack. Dieser Frack war aber niemand anderes als Seine Majestät König Ernst der Dritte von Tillen. Und jetzt sah man nur noch Glatzen, weibliche Schulterblätter und männliche Achselstücke. Wie mochte nun, fragt sich der militärische wie der bür gerliche Untertanenverstand, der junge König zu solch unge wöhnlichem Anzuge gekommen sein? Ungewöhnlich, denn nie hatte man früher Ernst den Dritten, außer im Paradiese und bei seiner beschämenden Rückfahrt vom Tillensee, anders als in Uniform erblickt

. Sollte er haben betonen wollen, es sei heute das Fest des vornehmen jungen Herrn und nicht das des Königs? Erwiesen ist, daß er zu seinem gleichfalls geladenen Jugendfreunde gesagt hat: »Heute will ich einmal Mensch feilt!« Der Trauung hatte Ernst der Dritte nicht beiwohnen können. Wie ein Arzt , der zu einem Schwerkranken ab ge rufen wird, mußte er just in diesem Augenblick die Vierund zwanzigste Tillener Gewerbeausstellung eröffnen. Ein durch aus treffendes Bild, denn die Gewerbeau-stellungen kränkel ten

geschäftlich schon lange. In seinem Frack gab sich nun der junge König einer solch kindlichen Freude hin, daß jetzt eine neue Deutung aufsteigt, weshalb Seine Majestät nicht in Uniform erschienen. Ernst

13
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 88 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
gen werden, wie sowohl Ernst der Zweite als auch Ernst der Dritte daran schuldhaften Teil trugen. In jenem nach- gelaffenen Briefe des verstorbenen Königs fand sich nämlich folgende Wendung: »Ich rate meinem Nachfolger, aus An laß meines Todeö dem Volke nicht etwa ,circenses* zu unterbinden.« Als nun Staatsminister von Forsicht Lustbarkeiten unter sagen wollte und auch Polizeipräsident Wichtig besondere Absichten verriet, befahl Ernst der Dritte, von allem abzu sehen, was Umsatz und Schaulust

beengen könnte. Nur beim Militär wurde kein Spiel gerührt. Dafür wuchs unter dem Deckmantel des Vaterlandsgefühles ein hemmungs loses Straßenleben empor. Hingehen mag, daß Pfeffer kuchen feilgeboten wurden aus den Windbergen, dem Leb- kuchenländl, darauf ein schnell in Zuckerguß gespritztes Bild eines gewalttätig dreinschauenden Generals mit ftoßzähnen- gleichen Schnurrbartspitzen für Ernst den Dritten ausge- geben wurde, entschieden unwürdig aber muß es genannt werden, wenn die »Eule« plötzlich

auSgeschrien ward als »Leib- und Tafelgetränk Seiner Majestät unseres hoch seligen Königs«. Damit wurde unter dem Schmunzeln der Bürger und dem bissigen Lächeln der Königsgegner der dem Weingeiste grundsätzlich abgeneigte Ernst der Zweite sozu sagen zum Sauser gestempelt. Nur die Hostheater blieben geschloffen, die anderen spielten weiter, wenn sie auch glaub ten, aus Rücksicht auf Hof und höhere Kreise den Spielplan ernster gestalten zu sollen. So setzte das Volkstheater den allabendlichen Schwank

14
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 318 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
körper, und immer mächtiger arbeitete die Maschine: Mit Seiner Majestät an Bord ging es Volldampf voraus. Man wollte die Damenkajüte für den König räumen, doch Ernst der Dritte bat durch den Kapitän Priemflutsch, die Damen, die dort, statt die Schönheit des Sees zu be wundern, geschlafen hatten, sich ja nicht stören zu lasten. Darüber rief Frau Jette Groß-Koddrig aus Friedenau: »Det vafteht sich von selbst!« Der alte Kapitän Priemflutsch aber, der vom Schiffs jungen sich heraufgearbeitet

und nun schon siebenundvierzig Jahre im Dienst der Tillensee-Dampfschiffahrtö-Aktien- Gesellschaft stand, ließ sein Priemchen aus dem Mundwinkel fahren und sagte nur, echter Mundesohn: »Pfui du, halt'n Speicher!« Dann humpelte der Alle, vom Reißen dauernd Geplagte, wieder an Deck, breitbeinig wie ein echter Seemann, denn ,Ernst der Zweite' schwankte, trotz seiner Größe, immer leise auf dem meergleichen See, um Ernst dem Dritten das Schiff zu zeigen. Im Maschinenraum, aus dem heißer Brodem

ihnen entgegenschlug, fragte Seine Majestät den bärtigen Maschinisten Ernst Öler, der in blauen Leinen hosen, das Hemd offen, wie der König, wenn er aus dem Seebade kam, die ölglänzende Hand mit einem Putzwolle ballen militärisch grüßend an die ölglänzende Glatze hielt, wie lange er schon hier im Dienste stünde? Der antwortete erstaunt in der Weise des Volkes: »Sich mal ha, das kann man doch char nich verlangen, daß Seine Macheftät weeß, daß wir grab heit unsa Chubu- läum Ham! « Strahlend deutete

18
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 142 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Und nun verstehen wir mit einem Male eine gewisse kichernde Freude an allerlei Gewagtem, wenn auch in tief ster Schämigkeil, bei seiner Tochter, der alten Prinzessin Aurora. Sturz, dem Rex gegenüber, lachte, als hätte er die Ge schichte noch nie vernommen. Es mag ruhig zugestanden wer den, daß Ernst den Dritten bei solchem doch eigentlich den Dragonerton streifenden Lachen eine gewisse Befangenheit überkam, durfte auch er lachen'? Doch der Minister brach den Dann, indem er zu seinem hohen Gaste

sagte: »Majestät, ich bitte, nichts Weiter zu erwarten. Wir essen w ie c b e n b« I cinfa che n L andedelleu te n ! , Ernst der Dritte gab sinnend zurück: »Ich habe nie viel zu essen gehabt!. Das enttäuschte sichtlich die jungen Mädchen, denn, sehr fürs Essen, Meinten sie, zum Königsein gehöre vor allem reichlich« Kost. WindWein stand auf dem Tisch. Da sagte Ernst der Dritte zu Sturz: Wissen Sie den Abend, als der Kronprinz starb? Da habe ich bei ihm WindWein getrunken. Ich bin Wein wenig gewohnt

, weil ich ihn mir nicht hatte leisten können; darum war er mir etwas p Kopfe gestiegen. Aber ich war damals sehr glücklich! < Sturz konnte an unglückliche Menschen, solange sie gesund waren, nicht glauben, darum lachte er: ?Rä, find Machestät denn nu »ich glücklich'^ Ernst der Dritte zögerte: ^Ie nun, Herr von Sturz (er sagte zerstreut Sturz), glücklich? Ich weiß doch nicht recht? Möchten Sie König sein, Herr von Sturz?* Der Minister plahte heraus: »Offen gestanden - n«!<

19
Books
Category:
Fiction
Year:
1925
Ernst III. : Roman
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Page 358 of 487
Author: Ompteda, Georg ¬von¬ / von Georg von Ompteda
Place: Berlin [u.a.]
Publisher: Dt. Verl.-Anst.
Physical description: 482 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.706
Intern ID: 88441
Darstellungsweise, denn auch der Freiherr von Malthus hatte kein Glück beim Rex, der Geistesblitze nicht wieder Mcken ließ. Ja, Ernst der Dritte mochte vom Theater über haupt nichts hören, als unterläge auch er jener seltsamen Einbildung Kranker, für ihre Erkrankung eine bestimmte Gelegenheit, und zwar immer die falsche verantwortlich zu Wachen. Ernst der Dritte bildete sich nämlich ein, er habe sich seine »Unpäßlichkeit«, wie er es nannte, auf der Probe Nholt, obwohl sie sich natürlich längst

vorbereitet. Es kam hinzu, daß der vorzeitige Herbst eine Rückkehr auf die Schloßinsel, wovon Ernst der Dritte träumte, widerriet. Ausfahrten zu Wagen im Hirschgarten, die schon begonnen, mußten ausgesetzt werden, denn ein so eisiger Äind schnob um die entblätterten Bäume, daß der Leibjäger ^ollbart ständig seinen Federhut hielt. Ja, wer möchte es leugnen: der junge König war müde. Da ist es erklärlich, daß die Ärzte einen Ortswechsel er wogen, etwa einen Aufenthalt in der hohen Munde. Lag uicht

dort das Sanatorium Sonnenschooß am Südhang des Großen Stoißers (1086 Meter), windfrei und in Hoch wald gebettet, dabei 782 Meter hoch und dadurch besonnter als die Ebene? Wenn nun auch Bedenken aufftiegen, weil dort fast ausschließlich Lungenkrankheiten behandelt wurden, so befand es sich doch im Lande. Doktor Medicus übernahm es also, Seiner Majestät davon zu sprechen, übrigens ein Mißerfolg, denn Ernst der Dritte meinte, er wolle armen Eranken den Platz nicht rauben, den sie brauchten, nicht «v, sei

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