Festschrift zu Ehren Emil von Ottenthals.- (Schlern-Schriften ; 9)
464 Otto Stolz laut der der Ori Yöls am Schiern „in Babarie partibus inter montana alpesque Italiae parti contiguas', d, h. in Bayern zwischen den an Italien angrenzenden Bergen und Alpen gelegen sei 1 ). Man würdigte also wohl die besondere Lage des Eisaktales in den Bergen, aber ebensowohl auch, die politische Zugehörigkeit zu B ay er n, als einer der großen Provinzen des fränkischen Reiches. In der Folgezeit hat sich aber das staats rechtliche Verhältnis der bayerischen Grafschaften
in den Bergen zum Herzogtum e immer mehr gelockert. Nur im Alpengebiete, im Inn-, Eisak- und Etschtale, waren seit 1027 durch die höhere Gewalt des Reiches alle Grafschaften an die Hochstifter zu Eigen verliehen, im übrigen Bayern kamen einzelne Grafschaften erst im Laufe des 13. Jahrh. an die Hochstifter 2 ). Der Bischof von Brixen stand dem Herzog von Bayern zweifellos von vornherein anders gegenüber, als ein von diesem belehnter Graf, er war zwar grundsätzlich auch noch vom 11. bis IB. Jahrh. zum Besuch
der Hof- und Landtage des Herzogs von Bayern verpflichtet und seiner Ordnungs- und Gerichtsgewalt Untertan, tatsächlich findet sich aber kein Zeugnis, daß er einen derartigen Tag besucht hätte 8 ) und in Aufzeichnungen, die in Brixen im 10.—12. Jahrh. geschrieben worden sind, spricht man bereits von einem eigenen Lande (nostra bezw. hac terra) und von Bayern wie von einem anderen Lande 4 ). Der Bischof von Brixen war Reichsfürst 5 ), und zwar nicht bloß als kirchlicher Würdenträger
, sondern als Inhaber und Lehensherr dreier Grafschaften (jener im Inn-, Eisak- und Pustertal). Kaiser Friedrich II. bezeichnete ihn im Jahre 1236 als „dux et iusticiarius terre' 6 ), d. h. als Inhaber der herzoglichen Gewalt und der obersten Gerichtsbarkeit in seinem Lande. Das sind sehr starke Ausdrücke der politischen Selb ständigkeit dieses Gebietes. Die Erhebung der Grafen von Andechs zu Reichsfürsten hat wohl auch die Ingerenz der Herzoge von Bayern auf die Grafschaften im Inn- und Pustertal, die erstere
als Lehen von Brixen innehatten, noch weiter beeinträchtigt, 'Über die Grafschaften Bozen und Vinschgau, die ja auch dem alten Bereiche des Herzogtums Bayern angehörten, hat J ) Mühlbacher, Reg. Imp. I Nr. 1782. 2 ) Riezler, Gesch. Bayerns 1, 440 und 736. *) A. a. 0. 735. 4 ) Stolz, Land und Volk v. Tirol etc. in Tiroler Heimat Heft III. (1923) S. 7. — Sedlich,. Acta Tirol. 1, 278. 6 ) S. oben S. 435. 8 ) Steurer wie oben S. 435 Anm, 1. — Hormayr, Beitr. 2, 321.