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Title A - Z
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Books
Year:
1910
Hildegard Ruhs Haus : Novellen
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Page 88 of 235
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ ; / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 239 S.. - 2. Aufl.
Location mark: 247
Intern ID: 72542
an der untersten Lehne, die vom Katzenbache gegen Signet hinansteigt. Die Wehen hatten die Frau unvermutet überrascht und stürmten nun. ähnlich wie jähe Wolken ein erntereifes Feld hart und ge waltsam bedrängen. Es ist spät am Abend. Als der Bauer» ein Sarner, der erst vor kurzer Zeit den Hof als Erbe eines Verwandten über nommen hatte, vom Holzfällen heimkam und sein Weib in Not fand, sandte er den Knecht nach Maria-Himmelfahrt zum Arzte. Den steilen Weg hinauf geht ein Bauer zur guten

Jahreszeit mühe los in einer Stunde. Aber zur Winterszeit, da der Schnee, meterhoch vom Winde Verweht, den unbegangenen Fußpfad im Schatten des Föhren- Waldes verbirgt, hat ein rüstiger Mann Wohl die doppelte Zeit Arbeit. Die Nacht ist völlig dunkel, voll Sturm' ein schwerer Wolkenmantel hängt über Berg und Tal. Der Knecht geht, so eilig er kann, Hinan. Nach drei endlosen Stunden kommt er keuchend zurück zum Bauer, der ihn vor der Tür erwartet' „Was ist's?' — Der Doktor könne nicht kommen, er sei

selbst schwer krank. — — Was tun? Viele Stunden weit in der Runde ist kein anderer. Dem Bauer steigt in der Angst um sein Weib das Blut zu Kopf. — Himmel, was tun? Es mutz doch einer da sein, der jungen Frau zu helfen, wenn sie in Rot ist. — -—- Dann fällt ihm ein, der Doktor

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Books
Year:
1910
Hildegard Ruhs Haus : Novellen
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Page 92 of 235
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ ; / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 239 S.. - 2. Aufl.
Location mark: 247
Intern ID: 72542
Händen in wenigen Augenblicken Mutter und Kind. Dann nimmt er den Knaben, hüllt ihn be hutsam in ein Linnen und legt ihn der wieder erwachenden Mutter an die Vrust, Bei alledem spricht er kein Wort, blickt nur- überaus gütig auf die junge Frau und ihr Geschenk. Er sieht sehr blaß und traurig aus und hat ein sonderlich feiertiigiges Gebaren, als begehe er eine heilige Handlung. Dann segnet er Mutter und Kind mit erhobenen Händen, wendet sich um und geht stumm grüßend davon. Dem Bauer

wird bei dem seltsam feierlichen Venehmen des alten Doktors merkwürdig zumute. Er geht zum Fenster, sieht hinaus und bemerkt zu seinem matzlosen Erstaunen, dah der Arzt nicht bergan, nach Maria-Himmelfahrt, sondern die Bergstrage entlang hinab ins Tal geht. Die Hal tung des Wandernden ist vorgeneigt und mühselig, sein Schreiten langsam und müde. Es schneit nicht mehr, die Gestirne blinken hell und klar auf die schneeverwehten Hänge. Kopfschüttelnd geht der Bauer vom Fenster zu rück an das Bett. Die junge Mutter

hält die Augen geschlossen und lächelt im Schlafe. Im ruhi gen friedvollen Atemholen hebt und senkt sich die Brust, an der der Knabe schläft. Dem Bauer ist's, als wäre er in einer Kirche. Auf den Zehenspitzen tritt er zum Wandschrank, nimmt die Bibel heraus, legt sie vor sich auf den Tisch. Ms er sie aufschlägt.

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