Ludwig Thuille : (geb. 30. Nov. 1861 zu Bozen)
dem Charakterstück .Auf dem See“ der eigentümliche Moll-Walzer hervorzuheben, über dein ein Zug unend licher Traurigkeit, nur von einem Sonnenstrahl durch brochen, liegt. Alle sechs Stücke, zunächst wohl als häusliche Unterhaltungsmusik gedacht, dürften vermöge ihrer vornehmen Sprache auch in intimen Konzerten am Platze sein. Ganz für sich steht eine Orgelsonate in Amol! op. 2 (1881/82 entstanden, C. F. Kaimt Naehf), ein vortreffliches Werk, dessen glänzend gearbeitete Schlussfuge in A dur
nicht nur den fleissigen Schüler des Konlrapunktisten Hhcinberger, sondern schon eigen artige, an Bach geschulte Gestaltungskraft namentlich in den kühnen Engführungen verrät. In der grossen Öffentlichkeit bekannt wurde Thuille zuerst als Komponist seines Op. 6, des Sextetts Bdur für Klavier, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn (1885—87 komponiert, 1889 in Wiesbaden erst malig miigeführt, Breitkopf). Thuille hatte das Werk im Jahre 1891 auf Anraten von Rieb. Strausszur Konkurrenz um den Beethovenpreis nach Wien
gesandt. Schliess lich aber erhielten zwei Günstlinge llanslicks den Preis, wahrend Thuilles Sextett offiziell nebenbei als „preis- würdig“ erklärt wurde. Bei der öffentlichen Aufführung der Werke, die eatzungsgeniuas stnttfnnd, erklärten sich jedoch Publikum und Kritik einmütig für Thuilles Werk, das seitdem den Weg durch viele Konzertsäle des ln- und Auslands antrat. Ober das vielgespielte Opus selbst kann ich mich kurz fassen; es ist eines der liebenswürdigsten Kammermusikwerke der neueren 5feit
. Hier offenbart sich das reife Können eines auf der Höhe seiner Schaffens kraft angelangten Musikers, der seine individuelle Sprache spricht; ein Zug tiefer Leidenschaft geht durch das ganze Werk, dessen Schönheiten sich nicht mit einem Male erschliessen, sondern liebevolles Entgegenkommen erheischen. Überwiegend polyphon gehalten, lässt es doch nirgend den einheitlichen Duktus der Melodie vermissen, und das Klavier, reicher ausgestaltet als im Sextett, Überschreitet doch nie die Grenzen der Kammer musik
mit dem dreiakligen Bühnenspiel „Lohetanz* (Dichtung von Bierbaum, op. 10, 1896 komponiert, jetzt bei B. Schotts Söhnen). Der Uraufführung in Karlsruhe unter Mottl am 6. Kehr. 1898 folgte die Berliner Erst aufführung am 10. Febr. desselben Jahres unter Muck, und von da ab ging das Werk Über eine grosse Anzahl deutscher Bühnen, ln der Tat entsprach die Uierbaum- sche Dichtung aufs glücklichste der Thuillt selien Eigen art: die Heiterkeit des Märchenreiches, in dem sich die Fabel von Prinzess und Fiedelinann