Dorffrieden und Alpenwildnis : Geschichten aus den Tiroler Bergen
68 — war, Bauer." erwiderte der Oberknecht, seine ganze Be redsamkeit zusammenfassend. „Zum zweitenmal thu i's net," stieß er mit Bestimmtheit hervor. Der Bauer erröthete und erblaßte abwechselnd vor „Deine Straf' hast kriegt, Bauer," fuhr der Knecht fort, da er fühlte, daß es sich jetzt um die Entscheidung handle, „und die meine, mein' i, bleibt auch net lang aus! Aber a zweit'smal Lhät' i mich net versündigen an deiner Stell', Sonnstoaner!" - „Und du, du warst dein Lebtag beim Haus?" ries
der Bauer, dessen Zorn jetzt losbrach. „Bauer," unterbrach ihn kurz der Knecht, „wannst so tost (tobst), dann, mein' i, könnten die Leut' doch leicht wissentlich werd'n, daß du a recht gut's Ling'l (Lunge) hast; und i mein', 's is besser, es weiß nie mand, wo's Vir fehlt." Der Bauer mäßigte seinen Zorn. Der Knecht hatte das Mittel in der Hand, ihn zum Schweigen zu bringen, und er hatte es im rechten Augenblicke ange wendet. „I mein', Bauer, i geh'!" sagte der Oberknecht nach einer Weile, die in tiefem
Schweigen beiderseits vergangen war. „Du kannst schon gehn, Mathes, brauchst a heut' nrmm'r z' komm'n." Die Antwort klang mürrisch und unfreundlich. Der Oberknecht Zögerte zu gehen; er ließ die Pfeife aus dem Munde sinken und sah dm Bauer an. Er