Walther von der Vogelweide : ein Dichterleben.- (Geisteshelden ; 1)
149 bestimmt werde. Diesem Zweck ist ein Spruch Walther's zürn Frankfurter Hoftage gewidmet (L. 29, 15): er mahnt scherzhaft die Fürsten, welche ihren König gern las wären, seinem Rate zu folgen, dann brächten sie ihn bald über Trani, die ita lienische Küstenstadt, hinaus. Vor Allem sollen sie nicht den König dom Kreuzzug abhalten: das thun sie sedoch, wenn sie sich weigern, auf seine Pläne einzugehen, ihnen gereiche die Fahrt immer zum Vorteil, wie sie auch ausgehen möge. Daran schließt
sich unmittelbar ein Spruch, in welchem Walther den König um eine Heimstätte bittet. Er kleidet das in rührende Worte (fl. 28, 1): „Ihr, Vogt von Rom, Apulien's Fürst, laßt Euch erbarmen und laßt mich nicht trotz reicher Kunst also verarmen! Gern möcht' ich, könnt' es sein, am eignen Herd erwärmen. Hei, wie ich dann von Vöglein sänge und vom Grün, von Blumen und der Haide, wie ich einstens sang. Gewährt' mir ein schone Frau dann ihren Dank, ich ließ' ihr Ros' und Lilie ans den Wangen blühn. So komm' ich spät
, früh reit' ich fort: weh, Gast, dir weh! Der Wirt allein singt fröhlich von dem grünen Klee. Wehrt ab von mir die Not, o Herr, daß Eure Not vergeh'." Der Hinweis auf die Be drängnis, in welche Friedrich's Wünsche bei den Fürsten ge rieten, mag die Bitte des Sängers unterstützt haben, und als Friedrich's Wille geschehen, sein Sohn zum König erhoben ist, da vergißt er auch nicht des Dichters. Walther erwidert auf das reiche Geschenk mit jubelndem Dank (fl. 28, 31): „Ich Hab' mein Lehn, hör's
alle Welt, ich Hab' mein Lehen. Nun furcht' ich nicht den harten Frost an meinen Zehen und brauch' bei kargen Herrn nicht mehr zu flehen. Der edle milde König hat mich so beraten, daß ich im Sommer kühl und warm im Winter wohne. Nun folgen mir die Nachbarn länger nicht mit ihrem Hohne,, sie sehn mich nicht als Vogelscheuche an, wie sie jetzt thaten. Zu lange war ich wider Willen an der Armut krank und so gewohnt zu schelten, daß mein Atem stank.