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Books
Year:
1861
Hundert Jahre in einer Tiroler Familie : Spiegelbilder aus dem Volksleben
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Page 51 of 190
Author: Oberkofler, Anton / von Alexius Wohlgemuth
Place: Regensburg
Publisher: Manz
Physical description: VIII, 175 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 93.248
Intern ID: 73310
bei der Hand, drückte sie, seine kippen flüsterten Jesus, Maria, Joseph — und seine schwergeprüfte Seele entwand sich dem ge brochenen Herzen. Herrlich war sein Leichevbegängniß, wie vor- und nachher kaum eines in Hochegg stattgefunden. Es war ge rade am Feste der heiligen Margareth, welches die Hochegger von jeher mit besonderer Feierlichkeit begingen. Damals bestand auch noch die Sitte, daß an diesem Tage alljährlich vier benachbarte Gemeinden mit dem Kreuze zum Feste angezogen kamen. Diese ganze

Volksmenge nahm nun eisrjgst Antheil an der Trauerfeier und ging der deiche biß zur ersten Todtenrast entgegen. Einen Blumenkranz, der fünfzig Gulden kostete, hatte man aus dem Sarge zu Häupten der deiche befestigt. Hatte der Tod des hoffnungsvollen Jüngling- die ganze Familie in tiefe Trauer versenkt, so war doch Einer in derselben, der sich diesen Berlurst sehr wenig zu Herzen nahm, ja sogar so was von geheimer Freude empfand; — und dieser war de- Verstorbenen kleiner Bruder Joseph. Joseph

war ein verständiger Junge, und daß er Talent hatte, sah man ihm an den Augen an; daher hatte der verstor bene Johannes gerathen, Joseph müsse stud'iren, und die Eltern waren einverstanden. Wer nicht so meinte, war Joseph; denn ei zeigte Itine Freude dazu, und wenn er sich vom Lernen davonschrauben konnte, that ci'i. Weil Johannes jener war, der zur Studi am meisten drängte, der Joseph in strenge Aussicht nahm und sich tagtäglich desien Aus gaben vorzeigen ließ: so trug Joseph zu seinem kranken Bruder leine

absonderliche Zuneigung , und als er starb, weinte er nicht. Meinte der leichtsinnige Joseph, er könne

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Books
Year:
1861
Hundert Jahre in einer Tiroler Familie : Spiegelbilder aus dem Volksleben
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Page 97 of 190
Author: Oberkofler, Anton / von Alexius Wohlgemuth
Place: Regensburg
Publisher: Manz
Physical description: VIII, 175 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 93.248
Intern ID: 73310
87 ' wollte mit dem Händelmacher unrühmlichen Namens nicht anbinden und lenkte begütigend ein: „Lippel, ich gehe Heute auf Werbung aus; das ist ein heikles Geschäft, wie du wißen kannst. Ich habe gerade nachgedacht, wie ich es anstellen fol . u Dem Lippel fchwebten ein halb Dutzend Fragen auf den Lippen; doch ehe er die erste loslassen konnte, stand Joseph schon auf den Füßen und fiackelte weiter. Lippel schaute ihm mit verdutztem Gesichte nach, und schon strömte ihm Galle in'S Blut

, doch was wollte er thun? Joseph war nicht mehr an Ort und Stelle. Er mußte wider Willen noch dazu ein Dutzend herbe Sprüche verschlucken, die er ihm nachwerfen wollte, doch Joseph ging ihm zu eilig davon. „Grüß' dich Gott, Nannl! ich hätte heute mit dir ein paar Worte zu reden. " So sprach Joseph zur Scher- mernannl, als sie vor dem Aolmerhaufe einander begeg neten. Sie kam gerade mit einem Arm voll Scheiter aus der Holzlege heraus und trug sie dem Hause Zu./" „Grüß Gott! So?" sprach sie und ging verlegen in's Haus

; er folgte ihr nach und trat in die Stube. Während sie das Brennmaterial unter der Wölbung des Herdeö unterbrachte, machte/sich Joseph in der warmen wohnlichen Stube bequem. RlS die Schermer-Anna zur Stubenthür hereinkam, war er bereits wieder in Gedanken versunken. Sinnend warf er einen prüfenden Blick auf Anna'- schmucke Gestalt; doch als er seine Zunge zur Rede lösen wollte, war sie bereits, mit einem Weinkruge in der Hand, durch die Stubenkammer verschwunden. Als sie wieder cintrai mit einem guten

Trünke aus dem ' Keller, sprach Joseph zu ihr: „Gehst du mir nicht als Häuserin herauf?" „Ich kann nicht, Sepp; ich habe mit dem Lener schon für das nächste Jahr gehandelt." Sie war Haushälterin auf dem AÄ«er, Pachthofe. Rmgler'S Bru der, der Lener von Hochegg w-r davon Besitzer. „Dann muß ich Dich halt Heimchen," warf Ringler lächelnd die Worte hin. »Magst Du mich?" Anna ne stelte verlegen an den Bände» der Schürze; kaum wagte sie einen schüchternen Blick auf den Fragenden zu werfen; Antwort gab sie keine.

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Books
Year:
1861
Hundert Jahre in einer Tiroler Familie : Spiegelbilder aus dem Volksleben
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Page 70 of 190
Author: Oberkofler, Anton / von Alexius Wohlgemuth
Place: Regensburg
Publisher: Manz
Physical description: VIII, 175 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 93.248
Intern ID: 73310
werde." „Wenn er Einer würde; aber der wird kein Bauer." Ursula sprach eS mit einem sichern Tone der Stimme, als wäre sie ihrer Behauptung gewiß. „Was denn?" fragte Joseph, sich ganz verwundert stellend. „Ein Priester." „Woher weißt du das?" „Daher, woher du es auch wisien kannst; von jenem merkwürdigen Traume nämlich, den ich hatte, eh' LmSchen noch geboren war. " „Du Träumerin, fett! wie du doch so leichtgläubig sein kannst!" So sprach Joseph wegwerfend. „Du ungläubiger Thomas, du! wie du doch so hart näckig sein kannst." Ursula'- Stimme

war gereizt, denn sie bekam immer einen kleinen Aerger, wenn sie sah, wie Joseph in dieser Hinsicht den ungläubigen Thomas spielte, und er stellte sich oft scherzend so. „Etat, stai! nicht zu hitzig!" ließ sich der greise Vater mahnend hören. „Die Liebe zankt sich gern," entschuldigte Joseph und sprach weiter: „Wie du so ungeschickt sein kannst, Ursch! einem Traum Glauben zu schenken." „Gescheidere, als ich und du, meinen, der Traum könne mehr sein als nur ein leerer Traum. Zeigt nicht daS schon

an, daß etwa- dahinter sein muß, weil der Knabe am Aloisi-Tag wirklich zur Welt gekommen ist? Sage mir, wa- du willst; solche Träume träumt man nicht alle Tage." So phtlosophirte Ursula weiter, aber nur noch lächelnd; denn sie merkte nun, daß Joseph nur scherze, um

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Year:
1861
Hundert Jahre in einer Tiroler Familie : Spiegelbilder aus dem Volksleben
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Page 98 of 190
Author: Oberkofler, Anton / von Alexius Wohlgemuth
Place: Regensburg
Publisher: Manz
Physical description: VIII, 175 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 93.248
Intern ID: 73310
88 „Du Weinst, ich scherze nur; nein es ist mein Ernst. Äs oder Nein? gib Antwort!" drängte Joseph über eine Weile, als ste noch immer mit keiner Antwort zu Stande kam. „Hast Du nicht der Pichler Barbara das Heirathm versprochen? " „Nein. Ich dachte wohl einmal daran und that ihr schon, doch das Versprechen gab ich ihr nie. Mit Dir mache ich e- kurz ^ und gut; magst Du mich, so sage Ja. sonst geh' ich weiter; lieber wäre mir freilich à herzliches Ja. Ich meine, wir kennen einander; längere

Bekanntschaften sind nichts nütze. " „Muß ich t§ Dir heute schon sagen?" sprach sie; flüchtige Rothe deckte die Wange, kaum glaubte sie, daß e- sein Ernst sei. „Nein, nein! Bedenkzeit hast Du schon; bis heute vierzehn Tage möchte ich die Antwort hören." „Gur, bis dort sollst Du sie hören. — Sepp! weißt Du Dich nicht mehr zu erinnern, daß ich einmal Deinen Brautrinz schon an meinem Finger stecken hatte?'' „Wie, warst' Du «fr, die den Ring gefunden hat? Ich wußte es nicht wehr." Joseph war ganz überrascht

Worten: „ Daß Dich der Henker mir heute immer in den Weg führen muß!" Ein süße- Rachegesühl blinzelte aus den schelmischen Augen des WIuNleUG, al- er Joseph erblickte. Er stellte seine Bürde aus W Ds»bank, ging mit barschem Schritte und mit trotziger/Mi«ß aus Joseph lo- und nahm ganz nahe an seiner GM Platz. „Ein anderes Mal wirst Du mit unser Einem freundlicher sein! verstanden?« Appel sprach'-; Joseph gab kein Wort wieder, sondern

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Year:
1861
Hundert Jahre in einer Tiroler Familie : Spiegelbilder aus dem Volksleben
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Page 72 of 190
Author: Oberkofler, Anton / von Alexius Wohlgemuth
Place: Regensburg
Publisher: Manz
Physical description: VIII, 175 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 93.248
Intern ID: 73310
greiflich nicht- einwenden, und auch der schließliche gute Rath wurde bereitwilligst befolgt. Sepp warf sich in den besten Staat, fein Weib richtete indeß ein bescheidene- MittsgSmahl her. Als selbes dem Magen zur Verdauung zugeschickt war, that Ursula, was Joseph schon/ zuvor ge» khan, d. h. sie vertauschte die Werktags- mit den Fest- Kleidern und machte sich reisefertig. Kaum hatte die Zwöl ferin im Thurme mit ihrem Hellen Geläute der nahen und weiten Umgebung deS Tages Halbscheide angesagt

, so kehr ten sie Hochegg den Rücken, folgten dem Zugführer nach und eilten mit sichtlicher Hast über Stock und Stein durch Schnee und Nebel nach Felsenegg. Schon warfen die fliegenden Wasserträger in den Lüsten dunklere Schatten auf die Erde; schon rückte die Rächt mit Riesenschritten von Osten her, und neckisch wür felte der laut heulende Sturm große Schneestocken unter einander, — da kamen durch den Hohlweg herauf Joseph und sein Weib geschritten' ein kleine- Flämmchen in der Rachtlaterne spendete

ihnen sparsame Beleuchtung. Eine kleine Strecke unter ihrer Wohnung staubte die Ringlerin die Schneestocken von ihrem Kleide; da siel etwa- klingend zur Erde und rollte unter einer Wasicrrinm über da- Eis hin. Joseph leuchtete, dem Gegenstände nachspürend, der den Ton hervorgebracht hat, suchte und fand nicht-. Eine kleine Stunde später, als Ursula ihr Geschmeide, die silberne Haarnadel und den au- dem gleichen Metalle verfertigten Brautring in die Schatulle legen wollte, machte sie die unangenehme

Entdeckung, daß an dem Finger kein Ring mehr steck. Nun ahnte man wohl, ja hielt e- trotz der stocksinst« Nacht für sonnenklare Wahrheit, daß der hell klingende Gegenstand nicht- ander- war als der Ring, ein treuloser Flüchtling, der eiligst fliehend an harte Gegen stände klingelnd stieß. Joseph zündete die au-gelöschte Nachtkaterne wieder an, rannte eiligst an Ort und Gtelle zurück, leuchtete herum und suchte, schaute sich fast die Augen auS dem .Kopfe, betastete die kalte Schneedecke und kehrte

sie unter und über; doch was er nicht fand, war der Ring. Weil der bauS-ackige Kerl, den man Wind nennt, Joseph in den Hemdärmeln zu rauh berührte, verlor cr

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Books
Year:
1861
Hundert Jahre in einer Tiroler Familie : Spiegelbilder aus dem Volksleben
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Page 94 of 190
Author: Oberkofler, Anton / von Alexius Wohlgemuth
Place: Regensburg
Publisher: Manz
Physical description: VIII, 175 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 93.248
Intern ID: 73310
3anuat fallt, weiß jeder Leser. Ein klarer Himmel Wölbte sich über Berg und Thal, und aus der glanzenden Wölb ung schoß die Sonne 'leuchtende Strahlen herunter. Sie war mit der Schneedecke am südlichen Abhange von Felsen egg so ziemlich fertig geworden; aus dem Wege thaute das GW auf, und dag Wasier rieselte kothig über die Steine. W war die zweite Rachmittagsstunde; der Ringler Joseph war in der Stadt gewesen und hat sich heute frühzeitig aus den Heimweg gemacht. An der schönsten, sonnenge

legen« Stelle von Felsenegg, wo sich dem entzückten Auge eine hübsche Fernsicht über Berg und Thal erössnet, ließ sich Joseph aus einem erhöhtem Steine nieder, um die größte Müdigkeit auszuschnausen, damit er nicht wie ein gehetzter Hund beim Kolmer ankomme. ' Der Mensch ist ein denkendes Wesen, ohne Denken geht es bei ihm nicht ab; so hatte sich auch Joseph.gar bald in tiefe Gedanken versenkt. Allmälig traten diese in Worte verkörpert über die Lippen; am Ansange dieses Kapitels hat der Leser

et welche verkommen. Roch hatte Joseph seine Gedanken nicht zu Ende geführt, da kam ein jauchzender, singender Bruder so ein Lumpazi BagabunduS, an dem jeder _ liederlich ist. Er war vom Metier des Datzenlippel, von dem Brentano in Bictoria'S klingelndem Spiele schreibt: „Man nennt mich den . , . Batzen lippel, Ich guck in die Häferl und flicke die Tippet. Hat sie zerbrochene Reindl und Telài'. So bind' ich's Ihr wieder um ein Bagatellerl, Um ein Ritscher, um ein bist Mschernad, einem mordmäßig starken Eisendraht

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