¬Das¬ Fegefeuer zum dritten und letztenmal.- (Spiegel-Kalender ; 4. 1859)
genheit ersah sich der Herr Baron, ihn morss zu lehren. Er fuhr gleichfalls mit seinen vier prächtigen Goldfüchsen aus, und die zwei Fuhrwerke begegneten sich, das eine hin, das andere her, auf demselben Weg an sehr schmaler Stelle. Wer sollte nun ausweichen? Der Graf wollte-nicht, der Baron dachte gar nicht daran, sondern ergriff selbst Zügel und Peitsche, fprängte mit seinen Füchsen drein, als ob der Satan in sie gefahren ware und fuhr -die ganze Equipage des Grafen in Koth und Wust hinein
,' alles gieng in Trümmer, und er selbst mochte froh sein, durch einen schnellen Sprung in den morastigen Graben hinab sich mit genauer Roth gerettet zu haben. Noch ein Stückchen von die sein Baron und seinen Manieren! In selbiges Badort war auch ein Herr gekommen, der wegen seiner ausgebreiteten Gelehr samkeit und tiefen Wissenschaft in großem Ansehen stand und für einen dèr ersten Gelehrten seiner 'Zeit galt/ Alles schätzte ihn. darum und huldigte ihm. Das war dem H'erw Baron genug, ihn seine Mach! fühlen
zu lassen. „Dir will ich'S zeigen' — sprach er in seinem Ingrimm — und er schickte ihm ein Brief lein und lud ihn zu sich. Der Gelehrte folgte der Einladung und kam zum Baron, als er eben in. seinem Schlafrock auf'dem Kanapee sitzeud Kaffee schlürfte und seine Cigarre rauchte. Der Baron stand nicht auf, -rührte sich nicht von der Stelle, ja both nicht einmal einen Gruß. „Ich brauche einen Bedienten — sagte er mit wegwerfendem Tone — und dazu habe ich Sie ersehen, Herr Nachteuler!' Man'denke
sich das Erstaunen des Mannes, und was er zu die sem großartigen Antrage werde gesagt haben. Der Baron ließ sich nicht irre machen und erklärte dem Gelehrten kurz und bündig, gehe er auf das Anerbiethen ein, sei 's recht und wohl, wenn aber nicht, mög' er zusehen, wie'S ihm gche Dies, wiederholte er öfters und mit solchem Rachdruck, daß Herr Nachteuler für sein Leben zu fürchten Hegann , und was thut dà Mensch nicht um des Lebens willen? Demnach trat der Mann der Wissenschaft beim Baron in Dienst und begann
in dessen Livree gekleidet hinten auf seiner Kutsche zu stehn., Dieses Herrn Barons von Industrie Bekanntschaft machte Fräulein Mode und gedachte, selber ware eine hübsche Parthie für sie, und der Baron dachte auch, das Fraulein thät ihm wohl passen, Mode und Industrie/ das harmoniere ja herrlich. Bei diesen Umständen waren sie bald einig, sie setzten den Heirathskon- trakt auf und wurden ein Paar und sie haben sich in ihrer Rechnung wahrlich nicht getauscht. > ' ^ ' Diese nun nicht mehr Fräulein sondern Frau