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Subject heading: g.Deutschland;s.Schriftsteller;s.Reise

ì46 tenau in Amerita. Und der Antwort will ich laufchen In der Vögel Melodeien, In des Raubtiers wildem Schreien Und im Niagararauschen. Mit diesen Worten verkündete Nikolaustenau in dem Gedicht „Der Maskenball' die Unrast seiner Seele, die Unzufriedenheit mit der Heimat und ihren politischen Verhältnissen während der Reaktionszeit und die Sehnsucht nach der Ferne, deren schönste Versprechun gen für ihn in dem Worte Amerika klangen. Amerika schien ihm das tand der politischen Freiheit

im Gegensatz zu Deutschland und Österreich, wo Zensur und Polizeiwirtschaft unter Metternich jede freiheitliche Regung eindämmten; Amerika träumte er sich mit vielen anderen als tand unermeßlicher Reichtumsquellen, mühe losen Erwerbens; Amerika suchte er als das tand der großartigen Natur. Von diesen drei tockungen klang ihm am stärksten die letzte, tenau war sich des Ursprunges seiner Poesie in der Natur wohl bewußt; diese aber schien nirgends unberührter, großartiger als in Amerika — „in der Wälder

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 192 of 272

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Lena« in Amerika. Endlich winkte das ersehnte tand. Jubelnd sprang ich an den teuern Strand, Und als wieder grüne Iugendträume Grüßten mich die heimatlichen Bäume. Hold und süßverwandt, wie nie zuvor, Rlang das tied der Vögel an mein Ghr; Gerne nach so schmerzlichem vermissen Hätt' ich jeden Stein ans Herz gerissen . . .^) Über Hannover eilte er dann zu seinen lieben Freunden nach Schwaben. „Gr schien allen gealtert; sein Auge, zwar noch immer lieb und treu, hatte an Glanz verloren

, sein Ge sicht war mit tiefen Furchen umzogen, nur sein Herz war noch unverändert,' schreibt sein Schwager Schurz über den Heimgekehrten. 50) von seiner «Luropamüdigkeit und Amerikaschwärme- rei war er gründlich geheilt. „Ich weiß nicht,' schrieb er einmal, „warum ich immer eine solche Sehnsucht nach Amerika hatte. Doch ich weiß es. Johannes hat in der lvüste getauft. Mch zog es auch in die tvüste und hier ist in meinem Innern wirklich etwas wie Taufe vor gefallen, vielleicht, daß ich davon genesen

bin, mein künftiges teben wird es mir sagen,' Für Amerika aber, das er bei feiner Ausreise als neues Vaterland besungen hatte, „als neue Welt und freie lvelt, an deren blütenreichem Strand die Flut der Tyrannei zerschellt,'^) für dieses Amerika hatte er nur mehr die Verse: „Ls ist ein tand voll träumerischem Trug, Auf das die Freiheit im Vorüberflug Bezaubernd ihren Schatten fallen läßt, Und das ihn hält in tausend Farben fest;

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 164 of 272

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kenau in Amerika. „tvüßt ich auch ganz gewiß, daß ich umkommen werde, ich glaub, ich reiste doch,' schrieb er <Lnde April, kurz vor der Abreife wieder an Rarl Mayer. 6) Doch darf nicht verschwiegen werden, daß ihm auch allerlei recht Materielles dabei vorschwebte. <Lr wollte tand ankaufen „drüben am Missouri', dieses tand dann verpachten und in Deutschland von den Renten leben, freilich nicht das stumpfe teben des Genießers, sondern das teben eines reichen, ganz auf sich gestellten Mannes

. Unabhängigkeit zu freiem Schaffen wollte er gewinnen. Und — ganz im innersten Herzen lebte noch ein Wunsch; eine Briefstelle verrät ihn: „Mir scheint, es hat sich ein anderer Geist als der Dämon des'Unglücks in mein Herz begeben und treibt mich nach Amerika. Ich will mir dort eine bessere Existenz schaffen und dann totten (Char lotte Gmelin, Schwabs Nichte) abholen oder ihr hört nie mehr etwas von mir.'?) So setzte er alle Hoffnungen, dichterische wie mensch liche, auf diese Fahrt nach Amerika, voll

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 182 of 272

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ke««» i« Amerika. überhaupt nicht zu den nüchternen Amerikanern, deren tand ihm das Symbol ihrer eigenen Ausgebranntheit schien, dieses tand, „wo der tiebe leise die Adern ge öffnet werden und sie unbemerkt verblutet'.^) Amerika, von dem er so reiche Anregung gehofft, erschien ihm bald nur mehr als ein tand der Prüfung. Die erhoffte Schule seiner Phantasie wurde zur Schule der Entbehrung und er selbst verglich sich mit Johannes dem Täufer, der in die ZVüste zog. 3») Noch im Jahre ^832 brach

er es ihnen. Man riet ihm, sich im neu erschlossenen zentralen Teile von Ohio anzukaufen. Und er folgte dem Rate. Schon am 26. Oktober kaufte er in New-tisbon, dem Sitz des tändereiamtes, H00 Morgen tandes in Crawford County, unweit des jetzigen Bucyrus.^s) So war also tenau wirklich Grundbesitzer in Nord- amerika — aber ein Farmer, der am liebsten sofort alles im Stich gelassen hätte, um nach <Luropa zu den Freun den zurückzukehren. Zudem verzögerte sich die Zustellung der Verkaufsutkunde und tenau mußte

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 163 of 272

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Lena» in Amerika. den vom donnernden Ruf des Niagara. Wie schön ist schon der Name: Niagara! Niagara! Niagara!' 2) Und in einem Briefe an seinen Freund Rarl Mayer fügte er dem gleichen Ausbruch der Urwald- und Niagara begeisterung noch bei: „Mein Herz aber will ich durch und durch in Schmerz mazerieren, in Sehnsucht nach den Geliebten. Künstlerische Ausbildung ist mein höchster Lebenszweck, alle Kräfte meines Geistes, das Glück meines Gemütes betracht' ich als Mittel dazu. Erinnerst

du dich an das Gedicht von (Lhamisso, wo der Maler einen Jüngling ans Rreuz nagelt, um ein Bild vom Todesschmerze zu haben? Ich will mich selber ans Rreuz schlagen, wenn's nur ein gutes Gedicht gibt.' 3) tenaus treuester Freund, der schwäbische Dichter Iustinus Rerner, sagte ganz richtig: tenau ist von Amerika wie besessen, und in seiner derb-drastischen Art beschrieb er in einem Anhängsel an tenaus schwärme rischen Amerikabrief an Rarl Mayer diesen Amerika teufel : „Ich sah kürzlich seinen Dämon

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 194 of 272

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oft er sinnend unter einem Baume Und hört' er rufend in das Holz uns treten. So fuhr er auf und folgt' uns wie im Traume . . . In Frieden ruh' er, den wir nicht mehr sehen! Laßt eine Hütt' auf seinem Grab uns bauen. Sein Haupt liegt westwärts, denn fein letztes Flehen N)ar: „Rrieger, o, nach Morgen laßt mich schauen!' Inzwischen ist Amerika von anderen deutsche« vichter«, die »drüben' waren, mehr Gerechtigkeit widerfahre«. L. ». Wol« zogen, selbst ein Amerikafahrer, plaudert im Vorwort sei«« Buche

« zu lassen', meint der Spötter Wolzogen. — In Amerika waren auch Herma«« Ander» Ariiger, l. Fulda, Rar! Hauptma»« u«d Ger hart Haupt man« (»Atlanti»'). cu cu

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 31 of 272

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genügte ihm nicht mehr, er wollte die grenzenlose Weite der Urwälder durchwandern; der Gießbach, der über die Felsen der Alpen stürzt, erschien ihm kleinlich und nüch tern, er wollte den Sturz der Wassermassen des Niagara sehen; der weidenumstandene Teich, der ihm die „Schilf lieder' zugeflüstert, wurde reizlos für ihn — er wollte die Unendlichkeit des Weltmeers schauen. Umsonst war die Warnung der Freunde; der „Ame rikadämon' hatte ihn gefaßt — Amerika, das Wunder land der Freiheit

, war ihm auch das Wunderland der Natur. So reiste er nach Amerika und kam gren zenlos enttäuscht wieder zurück. Das Wunder-

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 181 of 272

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Lena» in Amerika. 163 feierlicher Ernst, der sich durch den langen Anblick des Erhabenen in mir befestigt hat. Das Meer ist mir zu Herzen gegangen. Das sind die zwei Hauptmomente der Natur, die mich gebildet haben: dies Atlantische Meer und die österreichischen Alpen.' Dann aber begann eine grausame Enttäuschung und Ernüchterung für den mit so phantastischen Hoffnungen Und Voraussetzungen ausgezogenen Dichter. Drei Beweggründe hatten tenau über das Meer gelockt, jeder für sich brachte

ihm eine ganze Kette von Enttäuschungen. Daher der arg spöttische Ton, in dem tenau von allen amerikanischen Verhältnissen berichtet. Er wird in seinen Urteilen ungerecht und bitter und geht weiterhin mit Vorurteilen an alles heran, die manch mal eines komischen Beigeschmackes nicht entbehren; so, wenn er gleich einige Tage nach seiner Ankunft in Amerika klagte, daß es dort keine Nachtigallen, über haupt keine Singvögel gebe. Und keinen Wein! „Mag der Amerikaner bei einem Glas (Lider seine Spottdrossel

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 191 of 272

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tenau in Amerika. Westen wieder ein gewaltiger Naturvorgang benützt: diesmal ein Waldbrand. Die beiden Dichtungen, die tenau den Indianern widmete, verlieren noch mehr an Wirkung, wenn wir erfahren, daß (Lhippeway-Indianer, die allerlei Schmuck sachen feilhielten, den Anstoß dazu gaben; obwohl viel leicht nicht zu leugnen ist, daß gerade diese Erniedrigung der in tenaus Phantasie als aristokratisch-kriegerisch le benden Rothäute den Anlaß dazu gegeben haben mag, daß er sie als sterbende Helden

pries. Auf dem àiekanal gmg's dann von Buffalo nach Albany und den Hudson abwärts nach New-Hork. Ltwa Mitte April traf er dort ein. Zwei Wochen später bestieg er à deutsches Segelschiff zur Fahrt nach der Heimat. Wie tenau zu spät nach Amerika kam, so ging er auch wieder zu früh daraus fort, just als der tenz die Auren zu schmücken begann, so daß er senkend singen mußte: „Den tenz und seine Nachtigallen Versäumt lch auf der wüsten See. Der Himmel schien so mild, so h^le. Verloren ging sein warmes

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 170 of 272

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ten au in Amerika. Und deiner Herden Glockenschall Zu mir herüberzieht, Und leise der verlorne Hall Von deinem Alpenlied. Der Vogel im Gezweige singt, Wehmütig rauscht der Hain Und jedes Blatt am Baume klingt Und ruft: Gedenke mein! 2°) So beseelt er sich das Rauschen des Aleeres mit Klängen aus der Heimat, während er schlummerharrend in seiner Kajüte liegt, „das Ghr dicht an des Schiffes Bretterwand geschmiegt', an die die Wellen pochen, tenau hat dasselbe Motiv auch im Gesang „Der Traum

Von fernem Spielplatz lust'ge Rinder schreien.' 21) Gewaltig griff ihm das Meer an die Seele in den zehn langen Wochen, die die Überfahrt dauerte. „Ich kann dir nicht beschreiben,' erzählt er in seinem ersten Briefe aus Amerika, „wie mir zumute war, wenn auf der See jedes Lüftchen schwieg, jede Welle ruhte,

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 188 of 272

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170 Lena« in Amerika. im Steigbügel'. Unmittelbar darauf brach er nach Nor den auf zum Niagara. Leichten Herzens ließ er sein Besitztum zurück, das ihm bisher nur eine Fessel ge wesen war, die ihn an das verhaßte Amerika band. Nun wollte er noch die gewaltigen Fälle sehen und dann heimkehren. Wie ein wehmütiges tied seines eigenen tebens klingen uns die Verse, mit denen er den Niagara be singt: Rlar und wie die Jugend heiter Und wie murmelnd süßen Traum Zieht der Niagara weiter An des Urwalds

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[1913]

Innsbrucker Adreßbuch; 1914

Page 21 of 460

Place: Innsbruck [u.a.]

Publisher: Tyrolia-Verl.

Physical description: Getr. Zählung

Subject heading: g.Innsbruck;f.Adressbuch

Location mark: II Z 278/1914

Intern ID: 483097

e SMiC Eiermann Eiueber Nargarethenplatz tir. t sa lHUStlFUlft Margarethenpla^ Nr. 1 Ternfprecher Tir. 39, 39a, 39 b. Zvueigbureau'. Siro-Konto bei der Öfterr.-Ungar. Banh telegramm-Rdrerfe: Pfli»tina Claering-Üerkehr 14 . 805 , 1 11 . 94 t Hueber, Zollagent und Hapag. bulllJM Bankkonto bei der Kreditanstalt Kamtnerfpediteur, behördlich ausgestellter Zollagent des k. k. Hauptzollamtes Innsbruck. Uebernahme von Expeditionen nach allen leiten der Erde = —=- Spezialdienft nach England und Amerika

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 179 of 272

Subject heading: g.Deutschland;s.Schriftsteller;s.Reise

kenau in Amerika. das Heilsame liegen, das Seereisen für den Charakter des Menschen haben. Wenn ich in meiner Kajüte stand und plötzlich an die Wand geworfen wurde wie eine willenlose Kleinigkeit, so empörte das meinen Stolz aufs bitterste und je weniger mein äußerer Mensch aufrecht stehen konnte, desto mehr tat es der innere.'^) tenau, der im stillen Frieden der Abendstunden, im mondbe- glänzten Schweigen der Nacht weinend seinen Blick senkte, steht da kühn und aufrecht im Sturm, trotzig

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 36 of 272

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der modernsten unter unseren Poeten: zu Sans Heinz Ewers und Maximilian Dau- t h e n d e y. Ihnen war es, als sie ausreisten die ganze tvelt zu sehen, nicht um bunte Erlebnisse zu tun, sondern um unerhörte Stimmungen, die ihnen die Lerne ver hieß. Ihre Sehnsucht gleicht jener, die tenau über das Weltmeer nach Amerika trieb. Hans Heinz àvers ist der Begründer der „selt samen und schrecklichen' Geschichten in der neueren deutschen Literatur, von Edgar Allan j)oe beeinflußt und von den Spuckgeschichten

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 180 of 272

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562 tenau in Amerika. j)lytzlich auf am Horizonte tauchen Dunkle Wolken, die herüberhauchen Schwer, in stürmischer Beklommenheit; Lilig kommen sie heraufgefahren, Haben sich in angstverworrnen Scharen Um die stumme Schläferin gereiht. Und sie neigen sich herab und fragen: „tebst du noch?' in lauten Donnerklagen Und sie weinen aus ihr banges Weh. Zitternd leuchten sie mit scheuem Grauen Auf das stille Bett herab und schauen, <Vb die alte Mutter tot, die See. Nein, sie lebt! sie lebt! Der Töchter

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 189 of 272

Subject heading: g.Deutschland;s.Schriftsteller;s.Reise

ken au in Amerika. Auch tenau strahlte in seinen tiedern des Waldes Fracht und der stillen Nacht leuchtende Sterne wider — auch er hat später ihr schönes Bild im Wahnsinn in sich zertrümmert, dem Untergang entgegenziehend — rascher und rascher. Um so ergreifender klingen die zwei Strophen, mit denen er das Gedicht schließt und in denen er die Beob achtung, daß der Niagara, aus weiter Ferne schon hör bar, in der Nähe nicht mehr gehört werde, zu einem SiMbol von Gegenwart und Zukunft macht

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 35 of 272

Subject heading: g.Deutschland;s.Schriftsteller;s.Reise

nach Chamissos Weltreise und tenaus Amerikafahrt die Reiseromane eine beliebte und vielgelesene titeraturgattung, aber auch hier sind zu nächst noch die Einwanderer in fremde tänder die Haupt personen und nicht die Eingebornen in ihrer Ligenart. Rarl Sealsfield, oder wie er eigentlich hieß, Rarl Hostel, ist der Begründer dieser Reiseromane; deren Schauplatz ist zunächst Amerika, das Hoffnungs land aller „Europamüden', aller politisch oder wirt schaftlich mit der Heimat Unzufriedenen. „Ein buntes Volk

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 165 of 272

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Lena» in Amerika. sieren hören. Schon mißt er die Teile seines Besitz tums aus — aber nicht mit Meßtisch und Schnur und Stangen: „Uhland, Schwab, Rerner und alle Dich terfreunde von mir, jeder erhält seinen eigenen Bezirk in meinem ZValdgebiet und jeder dieser Bezirke wird eingeweiht mit dem schönsten Gedichte seines Patrons und der ganze Urwald wird von Sehnsucht ergriffen werden nach euch und er wird lange senden und feinen Vögeln sagen: zieht hin nach «Luropa und ruft mir die lieblichen

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 96 of 272

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mit greisen Silberlocken. Breitblättrige Aroideen wuchern am Abfluß der Bäche. Riesenhafte, säulenartige Aaktus bilden abgesonderte, seltsame, starre Gruppen. Farrenkräuter und tichene bedecken dürre Sandstrecken. Über feuchten Gründen erheben luftige Palmen ihre Kronen, und gesellig übergrünt die ganz blättrige Mangle die unzugänglichen Moräste, in welche die Buchten des Meeres sich verlieren. Obgleich Amerika den riesenhaften Tierformen der alten lvelt, von dem Elefanten bis zu der Boaschlange

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 266 of 272

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2^6 Verzeichnis der Belegstellen. Zu: tenau in Amerika. Alle Zitate, soweit nicht anderes bemerkt ist, beziehen fich auf die dreibändige Ausgabe: Nikolaus kenau. Sämtliche Werke und Briefe. Leipzig, Insel-Verlag ,9 ,0 u. ,9,,. ,) ver Maskenball, I, ss. Schluß des Gedichtes. 2) III, S. ,45. z) IN, S. ,42. 4) m, S. ,4-. v) Anton H. Schurz, kenaus Leben, Bd. I, S. ,«4, Brief von Therese Schurz an Lena«. Stuttgart u. Augsburg ,855. e) III, S. ,54. Brief kenaus an Karl Mayer. 7) III, S. ,ss. ebd

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[1913]

Deutsche Dichter auf Reisen : mit sechs Bildern nach Zeichnungen von Goethe, Chamisso und Scheffel

Page 183 of 272

Subject heading: g.Deutschland;s.Schriftsteller;s.Reise