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History
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[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 96 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
legen suchen, daß gerade in dieser „Beziehung' zur kirchlichen Autorität die Berechtigung einer politischen Partei liegt, sich den Namen einer „katholischen Partei' beizulegen. Wenn die „Chronik' ausruft: „Nein, man kann nicht etwas so Persönliches, Individuelles, wie es die politische Ansicht (Z!) des jeweiligen Bischofs ist, als Programmpunkt einer poli tischen Partei bezeichnen,' so kann man ihr Recht geben, denn um das handelt es sich nicht im gegenständlichen Streite. Wer im Stande

soll sich nach der „Chronik' diese „Führung' erstrecken? Kurz, auf alles! — „Was ist es doch für ein ungebührliches Verlangen,' ruft sie aus, „daß eine politische Partei für den ganzen Umfang dieser Fragen (gemeint sind ,die ganze staatliche Gesetzgebung, die rein politischen Fragen, Verfassungsfrageu, Verwaltungsangelegenheiten, Rechtspflege^, Wehrkraft u. s. w/) die bischöfliche Führung programmäßig anerkennen und annehmen soll?' Das alles soll also „der politischen Ansicht des Bischofs' unterworfen

sein? Das soll notwendig sein, uni die Rechte der Katholiken und der Kirche zu wahren? Risurrl tsusatis -mài. Wir fragen: Wo hat je ein Bischof einem katholischen Abgeordneten nur im entferntesten so etwas zugemutet oder je Vorschriften gegeben über Fragen, die mit dem kirchlichen oder religiösen Interesse weder direkt noch indirekt etwas zu tun hatten? Oder soll das etwa der Standpunkt der konservativen Partei in Tirol sein? Nein;'die konservative Partei will nichts anderes, als dem Bischof, genauer der kirchlichen

Autorität, den gebührenden Einfluß auch aus eine politische Partei gewahrt wissen, den die Interessen der Kirche und der Re ligion nnd des katholischen Volkes notwendig fordern, und zwar aus dem ein fachen Grunde, weil sie der Ansicht ist, daß im katholischen Osterreich und insbesondere im katholischen Tirol eine „katholische politische Partei' möglich ist und die Unterwerfung unter die kirchliche Autorität in dem dargelegten Sinne das unterscheidende Merkmal einer wirklich „katholischen Partei' bildet

. Was versteht man unter einer „katholisch-politischen Partei?' Die Chronik sagt: „Man kann auch von einer katholischen Partei sprechen, wenn man darunter versteht, daß eine Partei nur aus Katho-

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 91 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
W recht gegeben. Wer entscheidet aber in einem solchen Fall, wenn die Bischöfe selbst verschiedener Meinung wären, was ja doch möglich ist? — Als Johannes von Leys Fürstbischof von Brixen wurde, war damals die herrschende konservative Partei die bischöfliche Partei? Fürstbischof Simon Aichner hinwieder hat überhaupt nie die Führung in der Politik in solchem Umfang gefordert oder in Anspruch genommen, wohl aber öfters geäußert, es sei sein Wunsch, daß nur eine Partei im Lande sei, und sei

es auch, daß dies die christlichsoziale Partei wäre. Seitdem in Vorarlberg die christlichsoziale Partei die ausschlaggebende, ja fast ausschließliche ist, fällt es niemand mehr ein, den Christlichsozialen im Ländle Ungehorsam gegen die bischöfliche Autorität vorzuwerfen, und doch stehen die Christlichsozialen Vorarlbergs in dieser Frage aus demselben grundsätzlichen Standpunkt wie die Christlichsozialen Tirols. Und was dann endlich, wenn der eine der Landesbischöfe mehr der christlichsozialen, der andere mehr der kon servativen

Partei zuneigen würde? Es ist doch auch das möglich. Was' ist dann bischöfliche Partei, die konservative oder die christlichsoziale? Oder hört dann das auf, noch das Merkmal einer politischen Partei zu sein? Wie müßte ferner eine solche Führung in der Partei zur Geltung kommen und ausgeübt werden? Nehmen wir ein Beispiel. Die konser vativen Landtagsabgeordneten sind, als sie die Wahrmund-Frage im Landtage in ihrer Weise aufrollten, hierin offenbar nicht den Weisungen der Bischöfe gefolgt

, Bekanntgegeben wenigstens wurde das nicht, und es hatte auch nicht den Anschein, als ob alle Bischöfe der gleichen Ansicht über, die Art des Vorgehens gewesen wären. Sollten in einem solchen Fall die Bischöfe mit einem Manifest hervortreten und bestimmt fordern, wie die Partei im Landtag oder im Reichsrat sich zu verhalten habe? Wir haben nicht einmal gesehen, daß im Herrenhause die Bischöfe die dort Sitz und Stimme haben, in führender Weise hervorgetreten sind. Konservative Blätter und Politiker

haben in letzter Zeit einen besondern Eifer mit der Forderung entwickelt, daß, die christlichsozialen Minister ihre Portefeuilles zurückstellen. sollen. Das ist für eine Partei eine wich tige Angelegenheit. Nehmen wir an, es wäre ein Tiroler gegenwärtig Minister, würde wirklich ein Bischof von Tirol es wagen, mit Berufung aus seine führende Stellung in der politischen Partei eine solche Forde rung zu stellen? Doch wohl nicht.

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 61 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
teien, die Wiener und die Tiroler, kommen sonnt auf entgegengesetzten! Wege zu einer gleichen Basis. Daß dies richtig sei, deutet ein anderer nicht minder wichtiger als interessanter Umstand an: die christlichsoziale Partei Wiens machte ihre Eroberungen auf Kosten des kirchenfeindlichen und kulturkämpferischen Liberalismus; die christlichsoziale Partei Tirols eroberte kein solches Gebiet. Ihre Erfolge errangen die Christlichsozialen Tirols gegen eine Partei, welche durch Jahrzehnte das Banner

katholischer Weltanschauung siegreich gegen den Liberalismus verteidigt hatte. Wenn in Folgendem auch des christlichsozialen Wiener-Programmes gedacht werden muß, so geschieht dies, weil dermalen die Christlichsozialen Tirols sich auf diesen Standpunkt gestellt haben. Bei dem großen Parteitage in Wien am 10. März 1907 definierte Dr. Geßmann die christlichsoziale Partei als eine Volks partei — eine deutsche Partei — eine christliche,'^). aber nicht kleri- Reiche eine politische und nicht eine konfessionelle

Partei sein. Nicht nur bestimmte Erklärungen der Führer und maßgebenden Parteiblätter liegen dafür vor, auch durch die Tat haben die Christlichsozialen wiederholt bewiesen, daß der Rahmen ihrer Partei weiter ist als die konfessionelle Schranke und alle christlichen Bekenntnisse umfaßt. Auch da? Programm der Partei verrät in nichts irgend eine konfessionelle Engherzig keit. Das gilt von der Gesamtpartei, der mm allerdings die Kronlandsgruppe noch' nicht in dem Maße harmonisch eingegliedert

Konsequenzen des politischen Parteipro- grammes zu erproben. '8) Dr. Geßmann sagte u. a. : „Die christlichsoziale Partei ist aber auch eine christliche Partei; das Christentum, das unter den kulturellen Faktoren des deutschen Volkes von jeher eine so hervorragende Stellung eingenommen hat, muß im Interesse künftiger Wohlfahrt trotz der wütenden Angriffe unserer unter jüdisch-freimaurerischer Führung stehenden Gegner als heiliges Erbgut unserer Väter unfern Kindern und Kmdeskindern in seiner sittigcnden

, die Ordnung des gesellschaftlichen Zusammenlebens unterstützenden Kraft unvermindert überliefert werden. Weil nur den Mut hatten, uns offen als christliche Parter zu bekennen, hat uns gegnerische Verleumdung den Vorwurf des Klerikalisnms gemacht. Die Bevölkerung ist aber durchaus nicht so kurz-' sichtig, wie unsere Gegner erhoffen ; sie weiß wohl, welcher gewaltige Unterschied zwischen einer christlichen und einer klerikalen Partei besteht. Klerikal wären wir dann, wenn wir auf eine politische

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 89 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
einzutreten, wie es ehedem geschehen ist. Der Artikelschreiber antwortet mit einem entschiedenen Nein und fährt dann weiter sort: „Das deutsche Zentrum schließt grundsätzlich die Führung der kirchlichen Behörden von der Politischen Partei aus, hat jedoch trotzdem den vollen gesetzlich und -verfassungsmäßig möglichen Einfluß für die Rechte der katholischen Kirche, und zwar erfolgreich, geltend gemacht. Hat übrigens die konservative Partei dies selbst praktisch zur Durch führung gebracht

? Hat Graf Hohenwart seinerzeit das als Programm punkt der konservativen Partei aufgestellt und gelten lassen? Wir möchten dies zum mindesten doch bezweifeln. Was ist übrigens bischöfliche Politik? Kann die Beziehung zu dem jeweiligen Diözesanbischof oder zu den Landes bischöfen einen Programmpunkt einer politischen Partei bilden, so daß man erklären würde, eine katholisch-politische Partei sei eine Vereinigung von Männern oder von Katholiken, welche unter der Führung der Bischöse die Rechte

der Katholiken verfassungsmäßig zu vertreten suchen? Nein, man kann nicht etwas so Persönliches, Individuelles, wie es die politische Ansicht des jeweiligen Bischofs ist, als Programmpunkt einer politischen Partei bezeichnen. Man kann wohl von einer christlichen Partei sprechen, welche sich stützt auf die, unwandelbaren Grundsätze und Forderungen des Christentums für das gesellschaftliche und öffentliche Leben, auch von einer katholischen Partei, wenn man darunter versteht, daß eine Partei nur aus Katholiken

besteht und nur oder vor allem die Rechte der katho lischen Kirche zu verteidigen entschlossen ist. Aber eine politische Partei ein für allemal der Führung des jeweiligen Diözesanbischofs oder der Landesbischöfe unterstellen für den ganzen Bereich der politischen Fragen und Angelegenheiten, für das ganze politische Leben: das wäre eine Un geheuerlichkeit. Das Zentrum in Deutschland lehà sogar die Bezeichnung „katholische' Partei ab. und es beschränkt sich nicht einmal auf die Ver teidigung der Rechte

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 95 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
wo die Kirche mit Notbehelfen sich begnügen muß. Es ist darum im vorhinein verfehlt, aus einer tatsächlich irgendwo bestehenden Stellung der Kirche Zu einer politischen Partei einen Schluß zu ziehen auf den berechtigten Umfang der diesbezüglichen Rechte der kirchlichen Obrigkeit überhaupt. Eines ist wahr, die Beeinflussung einer politischen Partei durch die kirchliche Behörde ist nur ein Mittel zum Zwecke der Wahrung der Interessen der Kirche und des katholischen Volkes, und es wäre der Fall

denkbar, daß dies durch eine politische Partei, auch ohne „Beziehung zum jeweiligen Vertreter der Kirche', prompt besorgt würde. Aber wäre ein solcher „denkbarer' und im Falle der Not auch „tatsächlicher Fall' ein dem Rechtsstandpunkte der Kirche entsprechender? Katholiken vertreten die Interessen der katholischen Kirche unabhängig von der Kirche! Zst ein solcher Kuratel-Standpunkt wirklich ein der katholischen Kirche würdiger? Die katholische Kirche hat in unserem Lande und Reiche Verfassungsmäßige

Rechte, das katholische Volk, die Glieder dieser Kirche, und Zwar gerade in der Eigenschaft als Katho liken, nicht minder. Das verfassungsmäßige Mittel zur Wahrung der selben ist die Vertretung durch eine politische Partei. Die Bedeutung all dieser mit der Religion zusammenhängenden Interessen stellt sie in den Vordergrund. Was ist natürlicher, berechtigter, als daß eine politische Partei katholischer Männer die verfassungsmäßige Vertretung der Rechte der Katholiken, der Kirche und des katholischen

Volkes, in ihr Programm aufnimmt? Was ist dann natürlicher, berechtigter, als daß eine solche politische Partei katholischer Männer in richtiger Würdigung der Welt mission der Kirche dem Vertreter dieser Kirche auf ihre Partei jenen Einfluß gewährt, den die kirchliche Behörde als notwendig erachtet, um ihre und des katholischen Volkes Rechte zu wahren und ihre Pflicht zu erfüllen? Wenn man diesen Einfluß „Führung' nennt, so will man damit nichts anderes sagen, als man lasse der Kirche in der Wahrung

einen Programmpunkt -einer politischen Partei — die eine katholische sein will — bilden und wir werden im folgenden darzu-

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 60 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Als der 14. Mai 1907 vorüber war, war die konservative Partei aber nicht vorüber; im Gegenteil Z Der Ziffer nach allerdings geschwächt, fand diese Partei gerade in der Niederlage Kraft zu neuem Leben; sie hat sich seither innerlich konsolidiert ; in die beim Wahlkampfe gleich einer geschlagenen Armee in aufgelösten Gruppen ohne organischen Zusammen hang kämpfenden Konservativen kam Einheitlichkeit und neuer Mut. Der 14. Mai 1907 war ein Sieg der Christlichsozialen oder richtiger

des Bauernbundes; '°) er war aber auch ein Wendepunkt im Leben der konservativen Partei. Woher diese den gewöhnlichen Ersahrungen nicht entsprechende Erscheinung? Auch diese Frage beantworten nur die Prin zipien beider Parteien. Die christlichsoziale.Partei Tirols hatte nicht den gleichen Werde gang wie die christlichsoziale Partei Wiens. Die christlichsoziale Partei Wiens hat sich durch den Kampf gegen die wirtschaftliche Überlegenheit des von Juden gestützten Liberalismus Zu einer auf christlichen

— aller dings im weiten Sinne christlichen — Weltanschauung aus liberalen Verhältnissen und Grundsätzen emporgearbeitet. Die Tiroler Christlich sozialen haben sich hingegen von der streng katholischen Weltanschauung, welche in allen Fragen eine autoritäre'^) ist, losgelöst und gelangten so auf die „breite' aber weniger klare christliche'^) Anschauung. Beide Par- „Neue Tiroler Stimmen' Nr. 117 vom 24. Mai 1307. Kommunique „es wurde vielmehr als dringend notwendig erkannt, an den alten Grundsätzen der Partei

planmäßiger Verhetzung Anschauungen und Gesinnungen zu Tage getreten sind, die, wenn Glaube und alte gute Tiroler Sitte unserm Volke erhalten bleiben sollen, ernste und ausdauernde Gegenarbeit dringend zur Pflicht machten,' „Neue Tiroler Stimmen' Nr. 55 vom 7. März 1907 : „Folgendes Urteil über die Sterzinger Tagung wird nns von einem Teilnehmer zugesendet: die Signatur des Tages ist: eine Niederlage der christlichsozialen Partei durch den Bauernlmnd.' Prälat Dr. Scheicher „Linzer Quartalschrift

' 45. Jahrg. Heft IV 1892. Das Wahlmanifest („Vaterland' Abendblatt Nr, 69 vom 11. März 1907) kennt nur: „Zu den erhabensten Gütern des deutschen Stammes rechnet die christ lich-soziale Partei die christlich-deutsche Gesittung, die sich in der Heiligkeit der Ehe, des Familienlebens und der sittlich-religiösen Erziehung der Jugend wiederspiegelt.' Die „Kölnische Bolkszeitung' veröffentlichte in Nr. 964 Morgenausgabe vom 7. November 1907 folgende wohl kaum anders als offiziös aufzufassende Darstellung

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 97 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
liken besteht, und nur oder vor allem die Rechte der katholischen Kirche zu verteidigen entschlossen ist. Aber eine politische Partei ein- für alle mal der Führung des jeweiligen DiöZesanbischofs unterstellen für den ganzen Bereich der politischen Fragen und Angelegenheiten, für das ganze politische Leben: das wäre eine Ungeheuerlichkeit.' Diese Begriffsbestim mung einer „katholischen Partei' ist zum mindesten unklar, irreführend, mangelhaft. Wir wollen darüber hinweggehen

, daß eine „katholische Partei' nur aus Katholiken bestehen müsse. Wer aber verlangt von einer „katholischen Partei', daß sie nur (!) die Rechte der katholischen Kirche Zu verteidigen entschlossen ist? „Vor allem', kann passieren, weil religiöse, ideale und andere Interessen den Vorzug verdienen. „Ent schlossen ist', sagen wir genauer „programmatisch entschlossen ist'. Aber wo steckt das richtige Verhältnis zur kirchlichen Autorität? Oder ist das gegenstandslos? Wir wissen, der jeweilige Zweck drückt einer Vereini

gung den eigenartigen Charakter auf. Ist nun, selbst nach den Worten der „Chronik' eine katholische Partei jene, welche den Zweck verfolgt, „die Rechte der katholischen Kirche zu verteidigen', so entsteht erst recht die Frage: Hat sie das unabhängig von der kirchlichen Autorität zu tun oder in Abhängigkeit von derselben, mit oder ohne Kirche? Die gegen teilige Auffassung haben wir bereits mit dem Ausdrucke „Kuratel-Stand punkt' abgewiesen. Schon der Volkskatechismus definiert die katholische Kirche

als die „sichtbare Gemeinschaft aller rechtgläubigen Christen, welche dieselbe Lehre bekennen, dieselben Sakramente gebrauchen und — den römischen Papst als ihr Oberhaupt anerkennen'. Die Anerkennung der kirchlichen Obrigkeit — soweit ihre Machtsphäre sich erstreckt — die An erkennung des Autoritätsprinzips ist neben der Gemeinschaft der Lehre und der Heilsmittel das charakteristische Merkmal eines katholischen Christen. Das gilt vom einzelnen Katholiken, das gilt auch von einer katholischen Partei. Da gibt

es keine Eigenbrötelei. Wer immer als „katholische' Partei kirchliche, religiöse, katholische Interessen „verteidigen', „wahren' will, muß dies nach katholischer Auffassung in Unterordnung unter die katho lische Kirche und deren legitime Vertretung in der Diözese, in Unter ordnung unter den DiöZesanbischof tun. Sollte dieser in der Beeinflus sung Zu weit gehen, steht immer der Rekurs an eine höhere, an die höchste Instanz offen. Und wir wiederholen es: dieser kirchliche Einfluß hat soweit zu reichen

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Books
Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 6 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
') „Tiroler' Nr. 67 vom 4. Juni 1907 : „Nach eingehender Debatte wurde der einhellige Beschluß gefaßt, daß die in den obgenannten Ländern (Oberösterreich, Salz burg, Steiermark) auf Grund des katholischen Programmes gewählten Abgeordneten unter Wahrung der in einzelnen Ländern bestehenden Parteiorganisationen sowie unter Wahrung der Freiheit bei Abstimmung in wirtschaftlichen Fragen der christlichsozialen ! Partei beitreten.' (Kommunique.) ! ^ „Tiroler' Nr. 74 vom 30. Irmi 1907. Dieser Zusammenschluß

wurde am 14. Juni « , 1907 vom Abgeordneten Drexel nach Bericht des zitierten Blattes besprochen wie I folgt: „Die konservative Partei tritt vorbehaltlos in den christlichsozialen Klub ein ! und verschwindet demgemäß im Reichsrate; sie ist dann kein öffentlicher Faktor mehr.' ! Und weiter: „die konservative Partei war bisher eine konfessionelle Partei, katholisch ?, , , konfessionell. Im Gegensatze hiezu sind die Christlichsozialen nicht eine konfessionelle sondern eine politische Partei

.' ' Das „Deutschs Volksblatt' sagt (nach „Vaterland' Abendblatt Nr. 158 vom ' 11, Juni 1907) - „Der Eintritt der konservativen Abgeordneten ersolgt unter Aufgabe ihres bisherigen Programmes, soweit sich dasselbe von dem der christlichsozialen Partei unterschied. Die neu in die Partei eintretenden Mitglieder sind verpflichtet, sich in l ihrer Wirksamkeit streng an das christlichsoziale Programm insbesondere auch hinsicht- ß lich des Antisemitismus zu halten, und für Versündigungen an diesen Prinzipien

und ? auch für etwaige klerikale Anwandlungen ist innerhalb der christlichsozialen Partei ^ kein Raum.' 5 ' Beim Parteitag in Sterzing sagte Schraffl u- a. : „es gibt nur einen Weg zum Frieden und der heißt: durch Krieg zum Frieden.' (Neue Tiroler Stimmen' Nr. S3 vom 4. März 1907.) Bergleiche hiemit die Resolution: „Es mögen die Konservativen sich'mit den Christlichsozialen vereinigen und so nicht bloß für die Wahlen, sondern für alle Zukunft Frieden machen!' welche am gleichen Tage beschlossen wurde („Brixner

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 98 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
die Führung der kirchlichen Behörden von der politischen Partei aus schließt'. Das deutsche Zentrum ist keine katholische Partei und will keine sein, obwohl es trotzdem den vollen gesetzlich und verfassungsmäßig möglichen Einfluß für die Rechte der katholischen Kirche geltend macht. Es fehlt „die grundsätzliche ,Beziehung^ oder Unterordnung unter die kirchliche Behörde'. Darum sollten auch alle jene politischen Parteien, welche diese Unterordnung programmäßig ausschließen und keine „kon

fessionelle Partei' sein wollen, so konsequent und ehrlich sein, offen zu bekennen, daß sie keine „katholische Partei' sind. Wenn die „Chronik' schreibt: „Man kann wohl von einer christlichen Partei sprechen, welche sich stützt auf die unwandelbaren Grundsätze und Forderungen des Christen tums für das — gesellschaftliche und öffentliche Leben', so nehmen wir Katholiken das ebenfalls für uns in Anspruch. Wir Katholiken kennen aber uur eine wahre Kirche, darum auch nur ein wahres Christentum

und das ist nur jenes, das wir vom „lebendigen Lehr- und Hirtenamte' der katholischen Kirche in Empfang nehmen und unter ihrer beständigen „Führung' im öffentlichen wie im Privatleben in die Tat umsetzen oder wenigstens umzusetzen bestrebt sind. Fassen wir unsere Ansicht zusammen, so ist: Eine kacholische (politische) Partei jene, welche gewöhnlich aus Katholiken besteht und neben ihren andern politischen Aufgaben auch die Rechte der katholischen Kirche und der Katholiken zu verteidigen und zu wahren programmatisch entschlossen

ist, und zwar unter Führung der kirchlichen Autorität (des Bischofs), insoweit diese Führung das Interesse der katholischen Kirche und ihrer Glieder nach dem Urteile der katholischen Autorität nötig macht. Wir haben nichts dagegen, wenn sich eine nur „politische' Partei bildet. Wir haben sogar nichts dagegen, wo die Umstände es erheischen, daß sich eine nur „christliche' Partei bilde mit der Grundlage „christlich deutscher Gesittung' ; nur verüble man es uns nicht so sehr, daß wir die Bildung von wirklich „katholisch

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 102 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
hervorragender Begabung des Kommandierenden, daß er sich zu akkomo- dieren versteht. Haben denn die christlichsozialen Führer selbst in der einen oder änderen Frage nie eine „variable' Ansicht und hindert sie diese Meinungs verschiedenheit, die Fuhrerrolle zu beanspruchen? Auch unter Fürstbischof Johannes von Leys hinderte die eine oder andere variable Ansicht die konservative Partei keineswegs, dem Bischof zu geben, was des Bischofs war, und- darum war die konservative Partei auch damals

wirklich die „bischöfliche Partei' in dem von uns vertretenen Sinne. Was den „Wunsch' des Fürstbischofs Simon Aichner betrifft, wofern er in diesem Zusammenhange tatsächlich ausgesprochen worden. sein sollte, so beweist er nur, wie groß die Friedensliebe dieses Bischofs war und wie ein Bischof seine „politische Ansicht' der Einheit des Vorgehens geopfert haben würde. Oder will man behaupten, dieser Bischof sei seiner politischen Ansicht nach ein Christlichsozialer gewesen? Zudem war die jetzige

christlichsoziale Partei damals noch die Partei der „scharfen Tonart', der sogar alles zu wenig katholisch war, die in einem katholischen Zentrum das Heil erblickte und sich noch nicht zum politischen Glaubensbekenntnis der „christlich-deutschen Gesittung' hindurch variiert hatte. „Die Vorarlberger sind immer praktische Leute geblieben', hat öfters der verstorbene Redakteur Dr. Jehly gesagt. Vom „Läudle' erfahren wir nur, daß man dort trotz des „grundsätzlichen Standpunktes' nicht gegen den Bischof

, sondern mit dem Bischof vorgeht und nicht, wie bei uns, dem Bischof immerfort Weisungen gibt, wie weit er in der „Politik' zu gehen habe. Um die Neugierde zu stillen, die sich in der Frage ausspricht: „Was ist dann bischöfliche Partei, die konservative oder die christlichsoziale?', antworten wir: Jene, die mit dem Bischof gèht sin dem von uus dargelegten Sinne), ist die „bischöfliche', und wenn das in Vorarlberg die christlichsoziale Partei tut, so ist sie dort die „bischöfliche', freilich

ist-sie dann aber auch besser als ihr Programm mit der „christlich-deutschen Gesittung'. 3. Der Haupttrumpf, wie es scheint, wird ausgespielt mit der Frage: „Wie müßte eine solche Fuhrung in der Partei zur Geltung kommen und ausgeübt werden?' Eine naive Frage! Antwort: Gerade in der selben Weise wie sie bisher ausgeübt wurde und von „weisen und klugen' Bischöfen jetzt noch ausgeübt wird. Die Chronik weiß das ganz gut; sie darf nur uicht die Tatsachen aus den Kopf stellen, wie sie es bezüg-. lich des Falles Wahrmund

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Category:
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Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 64 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Die Christlichsozialen müssen sich konsequentermaßen auf den Stand punkt stellen, daß die Frage der Kompetenz von der politischen Partei heraus! Schauen wir sie des Nähern an. Mit einem Leser, der nur konservativ sein will, sowie etwa der Bauer, der in der Weise des Urgroßvaters ackern und wirtschaften will, rede ich nicht. Die Bauern der genannten Art wirtschaften ab. Bekehren kann, man sie nicht, also müssen wir sie absterben lassen. Die Applikation gibt sich von selbst. Andere finden

sagt in einer Broschüre („Oesterreichs- Zukunft und die Christlichsozialen'. Wim und Leipzig. Franz Deutike 1M6 : „In die christlichsoziale Partei könnten laue und fromme Katholiken eintreten, „aber nie haben die Christlichsozialen die Gebote ihres politischen Verhaltens von Rom empfangen.. Sie beweisen Verständnis für die Stellung der Geistlichkeit im Leben unserer Völker.. Unter das Diktat der Bischöfe haben sie sich nie gebeugt. So waren sie die Einzigen,, die den Klerikalen Boden abgewinnen

, der in der Bevölkerung steht, politisch etwas ganz, anderes als der Klerikalismus des Episkopats und der feudalen Herren, die tief unter ihren Füßen ein schwärzliches Gewimmel sehen, das sie „Volk' nennen.' (Seite 3t, 32.)- Nach der nie richtiggestellten oder widersprochenen Äußerung bei der Friedens konferenz vorn 27. Jänner 1W8 lehnten die christlichsozialen Vertreter das SchiedZ- richteramt des Bischofs mit der Begründung ab: .Man würde der christlichsozialen Partei den Vorwurf machen, daß sie Klerikale

sind, daß sie in politischen Dingen nicht, frei, sondern von den Bischöfen abhängig sind, und das würde der Partei sehr schaden. Das sei eben der Kardinalunterschied zwischen Konservativen und Christlichsozialen, daß die Christlichsozialen in poliàis vollständig frei und unabhängig sind.' Diesen, Standpunkt entsprach stets die Haltung der christlichsozialen Partei und Presse. Dieser Standpunkt scheint am treffendsten gekennzeichnet durch die Äußerung Geßmanns an läßlich des Eingreifens de? apostolischen Nuntius in Wien

, als der christlichsoziale Minister und Parteiführer vom Nuntius als „einein angesehenen Ausländer' sprach. Der konservative Standpunkt in dieser Frage wird in Nr. 197 vom 28. August 1908 der „Neuen Tiroler Stimmen' dahin präzisiert: „Die konservative Partei will nichts anderes, als dem Bischof, genauer der kirchlichen Autorität, den gebührenden Einfluß auch auf eine politische Partei gewahrt wissen ..und ebenda: „Noch mehr ! es handelt sich nicht nur um Beeinflussung für die Religion zur Wahrung-ihrer In teressen

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 92 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Die christlichsoziale Partei und der Klerus. II.'-) Wenn auch die programmäßige oder grundsätzliche Führung einer politischen Partei durch den Klerus und den Bischof nicht als berechtigt anerkannt werden kann, so darf doch keineswegs die faktische Vertrauens stellung des Klerus in der Partei gering angeschlagen werden. Es ist kein Zweifel, daß der Seelsorger in der Lage ist oder sein kann, eine wirkliche Vertrauensstellung in der Gemeinde einzunehmen; aber daraus

darf man daraus Folgerungen auf die Organisation einer politischen Partei ziehen. Aber geradezu beleidigend wäre die Folgerung, daß die, welche nicht den Rat des Klerus in wirtschaftlichen und politischen Fragen einholen, es deswegen irgend wie an der richtigen katholischen Gesinnung fehlen lassen. Nach der Moral sind, um einen Vergleich zu ziehen, Kinder es der Ehrfurcht vor den Eltern schuldig, sie in wichtigen Angelegenheiten, welche ihr Lebens glück betreffen, um Rat Zu fragen

; aber wenn sie den Rat nicht für geeignet halten, sind sie nicht verpflichtet, ihn zu beobachten, und wenn sie sich sagen müßten, daß die Eltern in Fragen, welche ihre Lebens stellung betreffen, gegen ihre Absichten sich wenden würden, so brauchten sie auch nicht einmal um Rat zu fragen. Wie will man mm fordern, daß die Laienwelt in dem ganzen Bereich der politischen Fragen dem Klerus und dem Bischof zu folgen und sich ihrer Führung unterzuordnen habe? Aber lehnt die christlichsoziale Partei den faktischen Einfluß

des Klerus ab? Läßt sie den Priester nicht zu zur politischen Tätigkeit? Nimmt sie nicht bereitwillig seine Ratschläge an? Im Gegenteil wird man finden, daß in der christlichsvzialen Partei die Priester nicht weniger zur Geltung und zu Ansehen kommen, ja nicht weniger Vertrauensstellungen einnehmen, als es je in der konservativen Partei der Fall war. Wir brauchen doch bloß die Namen Scheicher, Kühschelm, Schöpfer, Drexel Vergl. Nr. 1W „Bischöfliche Politik'.

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 67 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Die konservative Partei steht einfach hier auf einem Standpunkt, den die Lnevoliok ^lìsosnài' verlangt^ während die Wiener Christlich- sozialen noch nicht und die Tiroler Christlich sozialen nicht mehr auf diesem Standpunkt stehen. für die Gesamtheit der Menschen, für alle sozialen Farmen derselben, für den Staat. Um mit einer so krassen Behauptung vor die Öffentlichkeit zu treten, muß man aller dings „erbgesessen' und qualitativ „überwertig sein...' Rundschreiben Sr. Heiligkeit Papst Pius

Programmunterschiedes gedacht, welcher nicht geopfert werden kann und darf. Es- gibt aber noch andere Momente, zu denen die beiden Parteien sich verschieden stellten. Die Taktik der Christlichsozialen Tirols weist auf einen Demokratismus hin, welcher, statt das Volk zuleiten, politisch zu bilden und es so gegen Umsturztendenzen zu feien, den Volksleidenschaften huldigt und so destruierend wirken muß. Eine katho lisch-österreichische Partei kann wohl demokratisch aber nie destruktiv-demokra tisch sein. Im Laufe

der Darstellung wurde auch der scharf pointierte „deutsche' Stand punkt der christlichsozialen Wiener und Tiroler erwähnt. Dieser Standpunkt mag als Reaktion zuweilen begreiflich und persönlich entschuldbar sein. Ein Gleiches gilt von dem ebenfalls erwähnten Antisemitismus, welcher sich gar sehr als Rassenanti- semitismus zeigte. (Vergleiche Anmerkung.) , Eine katholische und österreichische Partei kann mit Rücksicht auf die Gleichheit der Nationen vor Gott ebenso wie mit Rücksicht auf die Gleichheit

der Nationen vor dem Gesetz — Gleichberechtigung ^ nie einen einseitig nationalen Standpunkt ein nehmen - eine solche Partei darf auch nicht die Rasse, und wären es selbst die Juden, der Rasse wegen verfolgen. Wohl aber kann und muß eine katholisch-österreichische Partei die Uebergriffe einer Nation und einer Rasse gegen die andere tadeln und ver dammen und mit jedem erlaubten politischen Mittel verhindern oder gut inachen. Die christlichsoziale Partei ist dank ihrem Geburtsort eine zentral ist is che

Partei. Dieser Standpunkt entspricht weder der historischen Entwicklung des Habs burgerreiches und seinem Grundgesetz der pragmatischen Sanktion noch auch politischer Klugheit. Oesterreich baute sich auf Verträge auf und so kam es, daß jedes Kronland seine Individualität rechtlich behielt. Und gerade diese Jndividualiät hat in Zeiten der Not glänzende Beweise ihrer Berechtigung, auch vom praktischen Standpunkte, ge geben. Das Herabdrücken der Königreiche und Länder Zu Provinzen und Departements mag

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 99 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
' ! sur die Rechte der katholischen Kirche, und zwar erfolgreich, geltend ge macht', ganz anders, als unsere „stärkste Partei', wie selbst die Chronik zugeben mußte. Man vergleiche z. B. deren Artikel Nr. 93 : „Scharse, aber wahre Worte' und Nr. 96: „Wv sind die 96?' Darum fordern wir umsomehr eine „katholische politische Partei' im katholischen Tirol, eine Partei, die, „wie es ehedem geschehen ist', sich an die Autorität der Bischöfe hält, wenn diese es für notwendig erachtet, Weisungen

zu geben. Eine solche Beziehung zum Bischöfe schreckt uns nicht. Deshalb bleibe die Devise der katholisch-konservativen Partei: „Nicht Trennung vom Bischof, sondern Bereinigung mit demselben, als mit der kirchlichen Autorität!' II. Die „Chronik' versucht, ihre von uns bereits gewürdigten Anschau ungen des Nähern zu begründen. Sie schreibt: Hier folgt aus Anhang V, „Brixener Chronik' Nr. 100, der Schluß passus von: „Dazu wäre wahrhaft auch nötig' bis „Doch wohl nicht.' Der Artikel fährt fort

: Diese Begründung, warum eine „Führung der politischen Partei durch den Bischof eine „Ungeheuerlichkeit' sei, kann man auf die Ge danken zurückführen: Die Führung des Bischofs schließt aus 1. Seine fragliche „politische Befähigung'. 2. Die Verschiedenheit der politischen Ansichten der einzelnen Bischöse. 3. Die Unmöglichkeit der Durchführung einer solchen bischöflichen „Führung', besonders sür eine „Reichspartei'. 1. Also „dazu wäre nötig, daß der Bischof immer durch seine politische Befähigung alle Priester

und Laien überrage und jederzeit ein gewiegter Parlamentarier und geschickter Parteiführer sei'. Wir sind der Chronik wirklich schon außerordentlich dankbar, daß sie von einem politischen Parteiführer nicht „Unfehlbarkeit' fordert, denn, meint sie, „wir wollen nicht direkt sagen, daß der jeweilige Bischof unfehlbar sei, wohl aber Es erregt immerhin unsere höchste Bewunderung, zu vernehmen, welche Qualifikation so ein Mann besitzen muß, der es wagen darf, sich zum „Führer einer politischen Partei

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 107 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
, existiert nur in seinem Kopfe und ist den Streitschriften der liberalen, radikalen Kirchenfeinde entlehnt, die die Einmischung des Klerus, auch die berechtigte, in die Politik als klerikale Herrschsucht, unbefugtes Kommando, Bevormundung und Anmaßung zu brandmarken nie müde wurden. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhundertes besorgten dieses Geschäft der Liberalismus und die Logenmänner. Unter „Führung des Klerus' versteht die konservative Partei nichts anderes, als die durch die Bedeutung der Religion

einer Partei ausgeführt; daher die Bezeichnung „Führung der Partei'. Die von der „Chronik' beliebte Auffassung der „Führung' von Seite des Klerus ist eine großartige Übertreibung, eine, sei es beabsichtigte oder unbeabsichtigte, Fälschung des Begriffes. Wenn der christlichsoziale Klerus mit der von der „Chronik' dar gelegten Abschlagszählung oder Rekognition von Seite der christlichsozialen Partei sich begnügt oder begnügen will, beweist er nur, daß er seine Aufgabe, an der Spitze des katholischen Volkes

zu marschieren, nicht mehr versteht. Wie weit es einzelne Persönlichkeiten in der christlich- sozialen Partei gebracht haben, ist kein Beweis dafür, daß der prinzipielle Standpunkt gewahrt ist. Daß die christlichsoziale Partei die Mitarbeit des Klerus, seine Agitation, sein Geld und inkonsequenter Weise auch seinen „priesterlichen' Einfluß gut brauchen kann, glauben wir. Das ist aber nicht die volle Würdigung seiner Amtsstellung. Es scheint aber schon langsam diese Erkenntnis aufzudämmern. Die „Chronik

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Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 63 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
' wird nach einer Kritik des konservativen Standpunktes, wie er in den historisch-politischen Blättern Bd. 141, Heft 8 geschildert erscheint — aus das Zu treffen der kritischen Bemerkungen soll hier nicht eingegangen werden ^ die Behaup tung ausgestellt: „Wir sagen weiter, daß man unberechtigte Forderungen erhebt, wenn man einen größern Einfluß kirchlicher Kreise auf die politische Partei programmäßig oder gleichsam offiziell fordert, als die christlichsoziale Partei anerkennt.' (Nr. 98) Nach langer Polemik

. Noch einmal verweisen wir aus das Wort Leo XIII: ' „Wer die Kirche in das Parteigezanke hineinzieht und sich auf sie zu stützen meint, um leichter Wer seinen Gegner zu triumphieren, der treibt unklugerweise Mißbrauch mit Religion''. Ähnlich die vorzitierte „Brixner Chronik': „Was ist es doch für ein un geheuerliches Verlangen, daß eine politische Partei für den ganzen Umfang dieser Fragen (gemeint sind die ganze staatliche Gesetzgebung, die rein politischen Fragen, Verfassungsfragen

hatten? oder soll das etwa der Standpunkt der konservativen Partei sein? Nein/' Der von den Christlichsozialen in den beiden zitierten Ausführungen des „Tiroler ' und der „Brixner Chronik'' versuchte Ausweg steht im Widerspruch mit der historischen Entwicklung, welche die chrNlichsoziale Partei Tirols nahm, steht im Widerspruch mit den Äußerungen christlichsozialer Presse und Führer und kann daher nur als „Aus rede' betrachtet iverden. Schon 1892 bespricht Msgr. Dr. Josef Scheicher (Theologisch-praktische Quartal

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Books
Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 66 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Die christlichsoziale Theorie führt bei naheliegender Verbreiterung der Basis über die durch die Partei durchgeführte Trennung von Politik und Kirche zur Trennung von Staat und Kirche, zum Grundsatz: „Religion ist Privatsache.' Die konservative Partei findet, daß die kirchliche Autorität als Vertreterin der Religion ein vitales Interesse habe, in politischen Dingen Einfluß zu nehmen, da Religion und öffentliches Leben sich nicht trennen lassen und die Religion zum Staate sich verhalten

derselben, für den Staat. Wir betrachten es daher als die erste und vorzüglichste Aufgabe der katholisch-konservativen Partei, mit aller Kraft dahin zu wirken, daß das ganze öffentliche Leben und die ganze Gesetzgebung dem katholischen Sittengesetze entsprechen und demselben nicht widerstreiten.' Die christlich- soziale Kritik („Tiroler' Nr. 134 vom 7. November 1901) lautet: „In ihrer maß- und grenzlosen Rechthaberei hat die seßhafte katholische Partei Tirols nicht zugeben wollen und nicht zugeben

können, daß die vagabundierende christlichsoziale Partei mit ihrer Programmfassung im Recht sei, und damit fest und bestimmt, klar und deutlich alles umfaßte, was von einem christlichen Politiker verlangt wird und verlangt werden kann. Die Katholisch-Konservativen wollen unser Programm übertrumpfen und dabei passierte ihnen halt wieder, was ihnen schon oft genug passiert ist : das Sinnvolle verwandelte sich in ihrer ungeschickten, weil leidenschaftlichen Hand in den blühendsten Unsinn. Denn es hat doch Kraft und Art, Sinn

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Books
Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 104 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Bischof! So war es „ehedem', so soll es auch bleiben im heiligen Land Tirol. VII. „Neue Tiroler Stimmen' Nrn. 202 und 203 vom 3. und 4. September 1908: ' Grundsätzliche Stellung des Klerus politischen Parteien gegenüber. Nachdem die „Brixener Chronik' in einem von uns bereits ge würdigten Artikel „Bischöfliche Politik' die Beeinflußung einer politischen Partei durch den Bischof abgelehnt hatte, war zu erwarten, daß auch bald der Klerus überhaupt an die Reihe kommen werde. In einem weiteren

Leitartikel (Nr. 102), den die Bezeichnung II deutlich als Fort setzung der früheren Abhandlung erscheinen läßt, wird nun dem Klerus sein Platz angewiesen. Doch wird noch die etwas bescheidenere Aufschrift gewählt: „Die christlichsoziale Partei und der Klerus', als ob es sich zunächst nur um die häusliche Frage handelte, welchen Einfluß die christlichsoziale Partei dem ihr angehörigen Klerus gewähre. Die Aus führung ist unverkennbar so gehalten, daß, wie wir uns genauer, prin zipieller ausdrücken

wollen, die grundsätzliche Stellung des Klerus po litischen Parteien gegenüber zur Darstellung kommt. Die „Chronik' schreibt: Hierauf erscheint aus Anhang V, „Brixener Chronik' Nr. 102, der Artikel: „Die christlichsoziale Partei und der Klerus' wiedergegeben. Der Artikel fährt fort: Wir begegnen hier wiederum derselben Sophistik, wie im Artikel über „bischöfliche Politik'. Von den Agenden einer politischen Partei, die das ganze öffentliche Leben, die Interessen aller Stände, der Kirche und des 'Staates usw. umfassen

19
Books
Category:
History
Year:
[1909]
Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
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Page 39 of 113
Author: Di Pauli, Johann Nepomuk / von i-i-i
Place: Innsbruck
Publisher: Verl. der Vereinsbuchdr.
Physical description: 109 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: g.Tirol ; z.Geschichte 1900-1910
Location mark: II 59.331
Intern ID: 475946
Mißgriffe der von den Ereignissen überraschten Partei. Abgeschreckt durch das Vorgehen des Gegners, der Mithilfe des niederen Klerus beraubt, verloren die konservativen Führer mit der Machtzunahme der scharfen Tonart und deren Rechtsnachfolgerin, der christlichsozialen Tiroler partei, den Boden — die Fühlung mit dem Volke; und allzu große Scheu vor Demagogie^) ließ die Konservativen zuweilen' einer be rechtigten demokratischen Taktik, wie der Ausnützung der Bauernbewe gung, ans dem Wege gehen

; aus gleichen Gründen ward auch die Versammlungstätigkeit der Konservativen eine minimale; dazu kam eine oft zu schroffe Art das Prinzip zu vertreten, wodurch der meist sehr oberflächliche Gegner einen Begriff von leerer Theorie bekam. Doch all dies würde die Niederlage vom 14. Mai 1907 nicht erklären: der ausschlaggebende Grund lag in des Gegners Taktik, welchen durch gleichartige Mittel zu paralysieren der konservativen Partei aus prin zipiellen Gründen unmöglich war. Um sich populär-zu machen, griff

die christlichsoziale Partei zu einem bei der Sozialdemokratie beliebten, aber sehr gefährlichen Mittel — zum Mittel des „systematischen Bedauerns'. Wirkliche und vermeintliche Übei stände wurden in Versammlungen und in der Presse aufgegriffen, drastisch dem Volke vorgeführt, wobei, sei es direkt, sei es zwischen den Zeilen, die Rettung durch Bauernbund und christlichsoziale Partei versprochen wurde. Als Muster diene die Bauernzeitung, das offizielle Organ des BanernbundeS, zugleich eines der verbreitetsten Blätter

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