. Herbert Madinger, Wiener Dom-Verlag). Martini im (Fortsetzung von Seite 3) nämlich nur solche Tiere, Esel, Pferde und Muli, aufgetricben, die für die Schlachtbank bestimmt sind. St. Martin, der Pferde- und Viehpatron, hatte an den Tieren ja seine Schuldigkeit getan. Jetzt sind sie für den Schlächter bestimmt. M a r t i n s m i n n e. St. Martin ist dar- gcstellt mit Bischofsstab und Buch, auf dem ein Becher als Ersatz für den Min netrank steht. Der Minne Trunk stammt von den heidnischen
Beinkleider, ein Paar Strümpfe und 180 Kronen Lohn, dazu noch die Freigabe gewis ser Bauernfeiertage. Martini und das Dreschen. Früher, als es noch keine Dreschmaschi nen gab und mit den Dreschflegeln das Stroh ausgedroschen werden mußte, be gann um Martini das Dreschen und soll te bis Weihnachten abgeschlossen sein, ln Rodeneck gab‘s am Martiniabend die „Drescherkrapflan“. Wer beim Dreschen den letzten Streich oder „Tatscfi“ tat, wurde ausgelacht und bekam den Über namen „Henneler“. Weil aber niemand
„die Alte“ haben wollte, wurde scharf aufgepaßt. Mancherorts begann man mit dem Dreschen schon beim Morgen grauen, nachdem man gemeinsam den „Englischen Gruß“ gebetet hatte. St. Martin und die „Licht stunde“. Wenn's einmal Martini ist, wird's früh Nacht. Solange es noch kein Elektrisches gab, mußten die „Han- tierer“ oder Störhandwerker wie Schu ster, Schneider, Näherinnen in der Däm merung, um Licht zu sparen, die „Licht stunde“ halten, d. h. man setzte eine Zeitlang mit der Arbeit aus. Aber diese Zeit
mußten sie dann wieder einbrin- gen, indem sie am Abend länger ar beiteten. So mußten z. B. in Rodencck und auch anderswo die Störhandwerker von Martini (11. November) bis Jörge (23. April) früher bis acht Uhr abends arbeiten, später bis sechs Uhr. Haben die Störarbeiter ihre Arbeit beendet, so erhalten sie außer dem Lohn, den der Vater zahlt, noch eine „Mite“ in Ge stalt von Lebensmitteln wie Brot, Mehl, Eier, Krapfen usw. durch die Mutter. Ich ließ mir erzählen, daß die Kinder eines Störschnciders
hart auf die Ankunft des Vaters am Samstagabend warteten, denn er brachte in einem Tuch von meiner Mutter lange hohle Krapfen, die soge nannten „Pharisäer“ als „Mite“ mit. Das Martiniopfer. Zu Nikolaus und zu Martini hat man die Armen be schenkt. Warum? Weil sie beide eine soziale, caritativc Tat vollbrachten. Bi schof Nikolaus wird mit Buch und drei Goldkugeln, Bischof Martinus wird als Ritter dargcstellt, wie er seinen Mantel mit einem Armen teilt. Daraus entwik- kelten sich im Laufe der Zeit