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Volksbote
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Page 3 of 12
Date: 19.12.1963
Physical description: 12
Donnerstag, den 10. Dezember 1963 9 » Volksbote Seite 3 „Menschenleben sollten geschont weiden" „Wir wollten nur Selbstverwaltung erreichen" sei im Herbst 1959 erfolgt. Sie habe, so viel er sich erinnern könne, in einem Sack voll Dynamit mit dem nötigen Zubehör bestanden. Die Lieferungen Welsers seien in großen Zeit abständen und nicht in dem gewünschten Ausmaß erfolgt. Kerschbaumer gab an, über diese „schwachen und verspäteten Lieferun gen“ sehr verärgert gewesen zu sein. Präsident: „Stimmt

es, daß Sie im Sommer 1960 von Pfaundler eine Million Lire erhal ten haben?“ Kerschbaumer: „Ja, das stimmt. Ich sandte Titscher nach Innsbruck, um das Geld abzu holen, weil ich selbst damals gerade nicht Zeit hatte. 50.000 Lire bekam Titscher als Spesenvergütung und als kleine Unterstützung für sein Kind, das er ans Meer schicken wollte. Ein Teil des Geldes wurde dazu verwendet, einen gebrauchten „Fiat 600“ zu kaufen sowie für den Ankauf einer „Vespa“ und einer „Lambretta“. Diese Fahrzeuge sollten einzel nen

Vertrauensleuten dazu dienen, etwas be weglicher zu sein. Das Auto erhielt Pircher, während Gutmann eine „Vespa“ und Carli eine „Lambretta“ kauften. Damit war das Geld aufgebraucht. Mit Gutmann habe ich später allerdings den Kontakt verloren, weil er von den Sprengstoffanschlägen nichts mehr wissen wollte.“ Der Biuch mit Pfaundler Ais Verwahrer von kleinen Sprengstoff mengen nannte Kerschbaumer: Dissertori, Scherer, Alessandrini, Huber, Norbert Gall- metzer, Amplatz, Fontana und Roner. Im Folgenden befaßte

sich Kerschbaumer auf die diesbezügliche Frage des Präsidenten nochmals mit den Ereignissen, die zum end gültigen Bruch mit Pfaundler führten. Kersch baumer führte wörtlich aus: „Zwischen Juli und September 1960 fand in Innsbruck eine Versammlung statt, an der von meiner Gruppe außer mir auch Pircher, Klotz und Titscher teilgenommen haben. Bei diesem Zusammen treffen kam es zu heftigen Zusammenstößen mit Pfaundler, weil er seinen Versprechungen in Bezug auf Sprengstoff- und Geldlieferun gen nicht nachkam

. Die Versammlung ging in Streit auseinander und seitdem hatte ich kei nen direkten Kontakt mehr mit Pfaundler, höchstens einen indirekten auf dem Umweg über Welser.“ Was die Flugzettel betreffe, wiederholte Kerschbaumer nochmals, daß alle mit BAS gezeichneten von ihm verfaßt worden seien. Diejenigen, welche ein anderes Zeichen tru gen, wie etwa einen roten Adler oder ein gro ßes T in einem Kreis, stammten von „drau ßen“. Nach dem Bruch mit Pfaundler, führte Kerschbaumer weiter aus, habe es zwei Grup pen

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Volksbote
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Page 18 of 24
Date: 02.01.1992
Physical description: 24
Seite 18 Donnerstag, 2. Jänner 1992 Das Lokalgeschehen im \falksboten 35.000 in Sigmundskron gelingt Kerschbaumer eine Ausweitung des BAS. Neue Ortsgruppen kommen da zu. Er verfaßt aufrüttelnde Flugblät ter und Rundschreiben, in denen er von den SVP-Parlamentariern bis hin zu den katholischen Organisationen niemanden schont. Die Rundschrei ben vor allem geben einen tiefen Ein blick in seine Gedankenwelt. Von ei ner leichtfertigen Hinwendung zum Terrorismus kann keine Rede sein. Im Rundschreiben

vom 19. April I960, das den Titel „Der Weg zum Frieden“ trägt, schreibt Kerschbaumer: „Ita lien hätte nach dem letzten Weltkrieg die Möglichkeit gehabt, durch die Ge währung einer gerechten Autonomie das himmelschreiende Unrecht des Faschismus an Südtirol wieder auszu gleichen und gutzumachen. Und was hat das christliche Italien wirklich getan? Es hat die durch den Faschis mus gewonnenen Positionen nicht nur gehalten, sondern noch weiter ausgebaut. Nach all den bitteren Er fahrungen und schweren Enttäu

schungen muß nun auch der letzte Tiroler, der bis jetzt noch an eine Verständigung, an eine Wendung zum Guten geglaubt und darauf gehofft und gebaut hat, eines Besseren be lehrt worden sein.“ Ein prophetischer Brief Doch wer hörte Ende der fünfziger Jahre schon auf Sepp Kerschbaumer? Trotz aller Bemühungen der neuen SVP-Führung unter Magnago und Österreichs war Italien zu keinem Einlenken bereit. Auch ein heute als prophetisch zu bezeichnender Brief des damaligen Quästors von Bozen, Renato Mazzoni

, an Innenminister Tambroni, in dem eine radikale Ände rung der italienischen Politik in Süd tirol und die Landesautonomie gefor dert wurden, zeitigte keine Auswir kungen. Ganz im Gegenteil, Mazzoni wurde ins Abseits gedrängt und schied 1959 freiwillig aus dem Leben. Er sollte als erstes Opfer in die Anna len des sich anbahnenden Südtirol konfliktes aufgenommen werden. . Der Eindruck war ungeheuer groß So nahmen die Dinge ihren Lauf. Kerschbaumer und seine Leute waren mehr denn je überzeugt, daß nur mehr

sie ihm einfach nicht zu. Deshalb bleibt Kerschbaumer noch eine Gna denfrist von einem Monat. Kleinere Aktionen werden noch durchgeführt. Kerschbaumer verhindert, daß einige BAS-Leute, denen der Erfolg der Feu ernacht zu Kopfe gestiegen war, die Carabinieri direkt angreifen. Am 15. Juli wird er verhaftet. Der von ihm geprägte BAS ist damit am Ende. Alle Schuld auf sich nehmen Er ist der Auffassung, daß man den Behörden genauso mutig die Wahr heit sagen soll, wie man den Mut ge habt hat, anzufangen. Das heißt

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Volksbote
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Page 12 of 16
Date: 18.06.1964
Physical description: 16
Dr. Hermann Nicolussi-Leck vor den Mailänder Geschworenen: „Kerschbaumer hat keinen Anschlag auf die Verfassung verübt" Am 11. Juni hielt der Südtiroler Anwalt Dr. Hermann Nicolussi-Leck der die Ange klagten Kerschbaumer, Pergol, J. Thaler, Dis- sertori, Gostner, Piock und Sullmann ver tritt, seine Verteidigungsrede. Sieben Stun den lang hat dieselbe gedauert. Zu Beginn seiner Verteidigungsrede dankte Dr. Nicolussi im Namen der Südtiroler Rechts anwälte dem Gerichtshof

nachgewiesen werden konnte. Sie hätten genauso wie die angeklagten Südtiroler nur Aufsehen erregen wollen, um die Auf merksamkeit der Weltöffentlichkeit auf Süd tirol zu lenken. „Viele Italienei wollten tür Keischbaumei aussagen" Ausführlich befaßte sich Dr. Nicolussi so dann mit seinem Mandanten Sepp Kersch baumer. Der Verteidiger erinnerte kurz daran, daß Kerschbaumer im Jahre 1958 wegen der Hissung von Tiroler Fahnen zu zehn Tagen Arrest verurteilt worden und daraufhin in Hungerstreik getreten

ist. Das habe er auch in seiner jetzigen Untersuchungshaft des öfte ren getan, aber niemals um für sich selbst einen Vorteil zu erreichen, sondern um den Prozeßbeginn im Interesse seiner Mitange klagten zu beschleunigen. Unverständlich sei die Behauptung des Staatsanwaltes, Kerschbaumer sei ein „ge fährlicher Idealist“ und ein „gemeingefähr liches Individuum“. Dr. Nicolussi meinte, man brauche zur Widerlegung dieser Ansicht nur an den Ausspruch Kerschbaumers bei einer Gegenüberstellung mit einem Angeklag ten zu denken: „Als Tiroler

haben wir die Schneid gehabt zu handeln, jetzt müssen wir aufhören und die Schneid aufbringen, die Wahrheit zu sagen.“ Das seien nicht die Worte eines „gemein gefährlichen Individuums“. Unberechtigt sei auch der gegen Kersch baumer erhobene Vorwurf, er habe nicht an seine Frau und seine sechs Kinder gedacht, als er im Kampf um die Rechte Südtirols den Weg der Legalität verließ.' „Kerschbaumer hat sehr wohl an seine Kin der gedacht! Die Zielsetzung seiner Handlun gen war auch darauf ausgerichtet

, die Vor aussetzungen zu schaffen, daß auch seine Kin der noch bei der Bestimmung der Geschicke ihrer Heimat ein Wort mitzureden haben.“ Nach einer kurzen Schilderung von Kersch baumers Charakter fuhr der Verteidiger fort: „Zahlreiche Angehörige der italienischen Volksgruppe aus Frangart und Umgebung haben sich mir gegenüber bereit erklärt, zu gunsten Kerschbaumers auszusagen, weil sie von ihm nur Gutes erfahren hatten, doch Kerschbaumer wollte nicht. Er wollte nicht, daß seine erwiesenen Wohltaten durch Zeu

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Volksbote
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Page 2 of 12
Date: 19.12.1963
Physical description: 12
Vom Mailänder Sprengstoffprozeß Josef Kerschbaumer „bekannte und leugnete nicht Regierungen in nuklearen Fragen sowie eine stärkere Beteiligung der Mitgliedsstaaten an der Organisation lind der Einsratoplanung der atomaren Streitkräfte erfolgt. 3. Die NATO begrüßt es, daß trotz der kürzlichen Zwischenfälle auf der Berliner Autobahn der freie Zugang auirecbtenhalten werde. *** Rußland. Die sowjetische Regierung will in den nächsten zwei Jahren weniger Geld für die Rüstung ausgeben, dagegen mehr

-Guinea bilden, waren zu den Urnen gerufen worden. Am Montag, den 16. Dezember, nahm der Sprengstoffprozeß in Mailand seinen Fortgang. Josef Kerschbaumer, der für die Anklage als Haupt der Verschwörung gilt, wurde sowohl am Vormittag wie am Nachmittag einvernom men. Seine Aussagen waren ruhig und be stimmt und wirkten ehrlich und nicht aus weichend. Wir können wegen Raummangel nur die wichtigsten Punkte der Einvernahme wiedergeben. Vor dem Präsidenten des Gerichtes erklärte der Angeklagte zunächst

Verschwörung und Mordes an Giovanni Postal erklärte der Prä sident, daß er sich vorerst auf die Vorhaltung bestimmter Taten beschränken werde, für die Kerschbaumer als direkter Auftraggeber oder als Mittäter verantwortlich sei. Insbesondere werden Kerschbaumer unter anderem folgende Anschläge vorgeworfen: Der Anschlag auf die Villa Tolomeis in Gien, der von Franz Egger und Fontana ausgeführt wurde; die Anschläge auf die Hochspannungs masten in Missian und Frangart, die Roner und Petermeier verübt hätten

. Fontana ausgeführt hät ten. Des weiteren der Luis Amplatz unmittel bar zur Last gelegte- Anschlag vom 7. April 1961 auf die STE-Hiiuser im Sarnt-al und schließlich der Anschlag in der Nähe von Sa- lurn, der dem Straßenwärter Pedal das Leben kostete. Zur Ausführung dieses letzten An schlages hätte Kerschbauinev Luis Hauser mit tels Clementi beauftragt. In diesem Zusam menhang wird Kerschbaumer des Verbre chens der Gefährdung der Fiehnhoit des öf fentlichen Verkehrs beschuldigt. Kerschbau mer wild

außerdem als Mitglied und Führer der Organisation für 35 Anschläge an Elektro- anlagen mitverantwortlich gemacht. Nach Veilesung der Anklage begann das Verhör In der Südtiroler Volkspartei habe er sich als Ortsvertreter von Frangart betätigt, im Jahre 1957 oder 1958 dieses Amt jedoch nie dergelegt, weil die Partei zu wenig unter nommen habe. Präsident: „Worin war Ihrer Ansicht nach die Politik der Partei zu schwach (flacca)?“ Kerschbaumer: „Hauptgrund der Unzufrie denheit war die Haltung der Vertreter

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Volksbote
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Page 17 of 24
Date: 02.01.1992
Physical description: 24
Das Lokalgeschehen im yolksboten Wie es zur Feuernacht kam / Der BAS sah seine Aktion a/s Notwehr / Streit ge Strafen Der „humane Terrorist“ S. Kerschbaumer von Hans Mayr Sepp Kerschbaumer mit Frau und zweien seiner Kinder. Aufn.: Franz Berger Seite 1/ Donnerstag, 2. Jänner 1992 „Ich muß hier ganz klar sagen, daß diese Sprengstoffanschläge zu friedli chen Verhandlungen geführt haben und letztendlich zum neuen Autono miestatut“ (Altlandeshauptmann Sil vius Magnago am 7. August 1991

, der dem ohnehin seiner vielen Kommunisten wegen als unsicherer eingeschätzten NATO-Verbündeten Italien an der für das atlantische Bündnis so wichtigen Nachschublinie über den Brenner drohte? Für all diese Fragen gibt es jetzt wieder ein neu erwachtes Interesse. Die Menschen wollen wissen, wie das mit unserer Autonomie in Gang ge kommen ist, warum die Männer rund um den Frangarter Dorfkaufmann Sepp Kerschbaumer vor gut 30 Jah ren keine andere Möglichkeit mehr zu sehen glaubten und zu den Bomben gegriffen

haben. Erstmals haben heu er die Attentäter von damals offen geredet, ihre Motive dargelegt, viel leicht auch ermutigt von den Tenden zen vorsichtiger offizieller Würdi gung, die ihren damaligen Anliegen gegenüber mehr und mehr zutage treten. Einer, der nicht mehr reden konnte, war der Frangarter Dorf kauf mann Sepp Kerschbaumer, der am 7. De zember 1964 im Gefängnis in Verona gestorben ist und dessen 27. Todestag dieser Tage begangen wird. Er. war die charismatische und die geistige Führungsfigur

. Das Recht der Minderheit auf Widerstand gegen den Staat, das er in seinen Schriften wiederholt begründet, ist religiös motiviert. Denn bei Kersch baumer ist nichts, was nicht sein fe stes Fundament im Glauben hätte. Die Form des Widerstandes war dann auch die von ihm gewollte: Menschen durften nicht zu Schaden kommen. Es ging allein darum, die Welt auf die Südtirolfrage aufmerksam zu ma chen. Kerschbaumer war, das kann man heute ohne Übertreibung sagen, eine einzigartige, durch und durch singulä

gewaltfrei en Aktionen bewiesenen Zivilcourage war ihm die Führungsrolle im BAS automatisch zugewachsen. Doch um ihn und seine Leute zu verstehen, ist ein kurzer Blick auf die Situation in den fünfziger Jahren angebracht. Enttäuschte Hoffnungen Nach dem Krieg betätigt sich Kerschbaumer von der ersten Stunde an in der Südtiroler Volkspartei, zu deren Ortsobmann er in Frangart be stellt wird. Die Hoffnung auf die Selbstbestimmung hatte sich als Illu sion herausgestellt, und so begann das Ringen

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Volksbote
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Page 9 of 16
Date: 04.06.1964
Physical description: 16
Donnerstag, den 4. Juni 1904 Volksbote“ Seite 9 scbine,- Lehrbücher für den Partisanenkampf) in einem Kirchturm gefunden wurde, sei für Kerschbaumer erschwerend. Auch andere An geklagte, wie Riegler, Piock und Hauser, hat ten Sprengstoff und Waffen in Kirchen, Kirch türmen und sogar Gräbern versteckt. „Alle diese Leute geben sich als gute Katholiken aus“, sagte Dr. Gresti. „Ich zweifle auch nicht daran. Daß sie aber heilige Orte als Versteck für soldie Sachen verwendet

, daß sich Kerschbaumer über Mißhand lungen beklagt hat, könne keineswegs abgelei tet werden, daß er gezwungen worden sei, die Unwahrheit zu sagen. Schon Kerschbaumers Äußerung, die er bei der Gegenüberstellung mit dem Angeklagten Felderer gemacht habe, nämlich, „als Tiroler haben wir den Mut ge habt zu handeln, jetzt müssen wir auch die Schneid haben zu unseren Taten zu stehen“, sei ein Beweis dafür, daß Kerschbaumer frei willig und nicht unter dem Druck von Miß handlungen gestanden habe. Die Teilnahme Kerschbaumers

die Aussagen des Angeklagten Tietscher glaubhaft, der jedoch auch mehrere Versionen darüber vorgebracht habe. Dr. Gresti erklärte jedoch, daß er die für die Angeklagten günstigste Version sich zu eigen machen wolle, denn sonst müßte er auch gegen die drei Südtiroler Teilnehmer (Kerschbaumer, Plrcher, Tietscher) die An klage des Anschlages auf die Einheit des Staa tes erheben, die jedoch, wie der Staatsanwalt bereits am vergangenen Freitag erklärt hatte, „zumindest zweifelhaft“ sei. Seine Teilnahme

an der Versammlung von Schenna, die der Vorbereitung der Attentate in der Julihälfte des Jahres 1961 gedient habe, habe Kerschbaumer zwar zugegeben, jedoch nicht alle Teilnehmer (vor allem keine Häft linge) genannt. Die einzelnen Kerschbaumer zur Last ge legten Straftaten. Nach dieser allgemeinen Einleitung über die prozessuale Stellung Kerschbaumers ging der Staatsanwalt auf die einzelinen dem Angeklagten zur Last gelegten Straftaten ein. Nicht viele Worte zu verlieren brauche man über das Vergehen

des mißbräuch lichen Sprengstoffibesitzee (Art. 435 StGB. Gefängnis von einem bis zu fünf Jahren), das sei ausreichend erwiesen und außerdem habe Kerschbaumer gestanden. „Wie steht es nun mit dem Anschlag auf die Bar Ferrari, der in der Anklageschrift als Mordversuch an Ferrari und seiner Familie gewertet wird? Für mich ist es klar, daß Kersdubaumer den Auftrag zu diesem Anschlag gegeben und daß Oswald Kofler diesen Anschlag ausgeführt hat, aber hatten Kerschbaumer und Kofler die Absicht zu töten

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Volksbote
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Page 3 of 16
Date: 23.12.1963
Physical description: 16
er sich nicht in die Partei eingeschrieben habe, sagte Titscher, er habe gleich nach dem Kriege mittun wollen: „Nach fünf Jahren Krieg glaubten wir, ,es reicht’.“ Immer wieder be tonte der Angeklagte, daß es ihm bei seiner Zusammenarbeit mit Kerschbaumer darum gegangen sei, daß die Partei neuen Auftrieb bekomme. Zwei bis drei Monate nach der Wallfahrt, etwa Anfang April, habe ihm Kerschbaumer Flugzettel gebracht, die durch eine Vervielfältigungsmaschine abgezogen wa ren. Er (Titscher) habe sich gewundert

über die Anfangsbuchstaben „BAS“, mit denen die Flugzettel unterzeichnet waren. Dazu habe ihm Kerschbaumer gesagt, man müsse „etwas darunter schreiben, um dem Kind einen Na men zu geben“, dies sei ohne einen besonderen Sinn. Kerschbaumer habe ihn beauftragt, diese Flugzettel an „aufrechte Tiroler“ weiterzu geben. Er habe sie Kargruber und Forer aus gehändigt. Kargruber habe ihm später ein mal gesagt, er habe sie in einen Bach gewor fen. Von Forer wisse er nicht, was er damit Spuk in der Dimanlsdiludit Erzählung

und über die Forderungen nach einer Landesautonomie ohne das Tren- tino darzulegen versuchte. Im wesentlichen wiederholte er in diesem Zusammenhang, was Kerschbaumer bereits gesagt hatte. Seine „politische“ Zusammenarbeit mit Kerschbau mer — wie Titscher diese bezeichnete — habe Ende des Jahres 1957 begonnen. In einer Kriegsopfer- und Frontkämpferversammlung in Bozen sei festgestellt worden, daß die Poli tik der SVP „ziemlich lahm und schwach“ sei. Diese Versammlung bot den äußeren Anlaß, daß ihn Kerschbaumer

um die Weihnachtszeit zu sich einlud. Bei dieser Gelegenheit forderte Kerschbaumer ihn auf, mit ihm eine Wall fahrt nach Trens zu unternehmen. Bei dieser Wallfahrt, die zu Dreikönig 1958 stattland und zu der sich auch ein gewisser Karl (Karl Finatzer, wie sich heraussteilen sollte) ein fand, habe er (Titscher) zum erstenmal mit Kerschbaumer über Politik gesprochen. Da mals habe Kerschbaumer nur seine Unzu friedenheit über die politische Lage in Süd tirol un$ über die Haltung der Südtiroler Volkspartei zum Ausdruck

und gegen die italienische Gerichtsbarkeit, betont die Internationalisie rung des Problems, greift jene Südtiroler an, die durch ihre Haltung die Italianisierung des Landes unterstützen würden — enthält aber kein Wort von Selbstbestimmung oder An schluß. „Hauptsächlich aus Sensationsgier Bei einer anderen Gelegenheit, erzählte Titscher weiter, habe ihm Kerschbaumer eröffnet, diaß er für die Propagandatätigkeit aus eigener Tasche soviel Geld ausgegeben habe, daß er sich jetzt an andere Stellen um Hilfe wenden müsse

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Volksbote
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Page 4 of 12
Date: 23.01.1964
Physical description: 12
wir uns nach einer Wahl versammlung in Neumarkt. Im Laufe des Gespräches sagte mir Finatzer, daß er mit der Tätigkeit der Partei nicht einverstanden sei, da 9ie sich zu wenig für die Interessen Südtirols einsetze. Auch ich war der Mei nung, daß .frische Elemente' in dde Partei kommen müßten.“ lim übrigen sei weder von Propagandiaaktionen durch Flugizettel noch von Gewaltakten die Rede gewesen. Präsident: „Wann haben Sie Kerschbaumer kennengelernt?“ Gutmann: „Ich gllauibe, daß es Ende 1959 oder Anfang 1960

war. Bei unserem ersten Zusammentreffen sagte mir Kerschbaumer, daß ich Finatzer nach Möglichkeit aus dem Wege gehen solle, weil er zu viel schwatze. Ferner lud er mich ein, ihn (Kerschbaumer) einmal in Frangart zu besuchen. Als ich sagte, daß ich wohl kaum Zeit dazu finden würde, erbot er sich, mich noch einmal ln Tramin zu besuchen." Das nächste Mal sei er dann im Frühjahr oder Sommer I960 wieder gekommen und habe sich mit ihm wieder über politische Fragen unterhalten. Präsident: „Waren Sie mit. Kerschbaumer

mich auch wieder ein, nach Frangart zu kommen, jedoch mußte ich wie der ablehnen, weil ich infolge dar vielen Arbeit keine Zeit dazu fand. Außerdem war es für mich schwierig, größere Strecken zu- rückzülegen, da ich kein eigenes Verkehrs mittel besaß und ein Stück außerhalb des Dorfes wohne. Da gab mir Kerschbaumer 250.000 Lire, damit ich mir, wie er sagte, ein Fahrzeug kaufen und ihn öfters in Fran gart besuchen könne. Ich dankte und ver sprach ihm, die Summe so schnell wie mög lich zuiückzuzaihlen. Er meinte

, daß dies nicht so wichtig sei, darüber könnten wir später reden.“ Auf eine Zwischenfrage des Präsidenten, ob der Angeklagte wußte, daß Kerschbau mer das Geld von Pfaundler erhalten hatte, antwortete dieser, daß er Überhaupt nicht davon in Kenntnis gewesen sei, daß Kersch baumer mit Ausländern in Verbindung stand. Auch habe er davon nichts gewußt, daß Kerschbaumer an verschiedene Exponenten der SVP Briefe schrieb. Gutmann gab im weiteren Verlaufe seiner Einvernahme an, daß er von da an Kersch baumer niemals mehr

getroffen habe. „Ich wollte erst zu ihm hingehen, sobald ich das Geld beisammen hatte“, meinte der Ange klagte. Er habe schon damals, als er von Kerschbaumer das Geld bekam, diesem erklärt, daß er nicht zu Sprengstoffanschlä- gen bereit wäre. Präsident: „Was sagen Sie zu ihren Aus sagen vor den Carabinieri?“ Gutmann:' „Meine Aussagen vor den Cara binieri.muß ich widerrufen, denn ich- wurde nicht nur mißhandelt, sondern gefoltert. Das muß einer mitgemacht haben, um es zu ver stehen.“ Präsident: „Stimmt

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Page 2 of 12
Date: 16.01.1964
Physical description: 12
jeder Woche stattfinden wird. Sepp Kerschbaumer hatte nämlich er sucht, daß die Verhandlung bis Freitag abend jeder Woche fortgesetzt werden soll. Als erster Angeklagter wurde Alois Hauser aus Kurtatsch vernommen. Der heute 32jährige Angeklagte wurde am 18. Juli 1961 verhaftet. Der Untersuchungs richter klassifiziert ihn als „treibende Kraft und einen der Rädelsführer der Organisation“. Vor allem wird ihm vorgeworfen, bei der Be schaffung des Sprengstoffes eine der Haupt rollen gespielt

zu haben. Den Ermittlungen des Untersuchungsrich ters zufolge hat sich Hauser in den Jahren 1959 bis 1961 insgesamt drei Sprengstofflager ange legt, eines davon in einem Grabe des Fried hofes von Kurtatsch. Die Verbindung zwischen Kerschbaumer und Hauser sei durch den An geklagten Villgratner hergestellt worden. Dem Angeklagten Hauser wird in der An klageschrift weiter vorgeworfen, daß er mit Kurt Welser in Verbindung gestanden sei und daß ihm von diesem Dynamitkerzen und Zeit zünder geliefert worden seien, in deren

des Straßenverkehrs“ gewerteten Tat beteiligt gewesen zu sein. Nach seinen Beziehungen zu Villgratner be fragt, erklärte der Angeklagte, daß er diesen aus beruflichen Gründen kennengelernt habe. Das seinerzeitige „Geständnis“, er habe auf Anraten Villgratners eine italienische Fahne verbrannt, sei auf die von ihm erlittenen schweren Mißhandlungen zurückzuführen. Auf die Frage des Präsidenten, warum er mit Kerschbaumer ein Losungswort vereinbart habe, da er Kerschbaumer seiner jetzigen Aussage zufolge

(im Gegensatz zur früheren) gekannt habe, antwortete der Angeklagte, daß es sich dabei um eine Vorkehrung gehan delt habe für den Fall, daß einer von ihnen nicht persönlich hätte erscheinen können. Im weiteren Verlauf der Einvernahme er klärte der Angeklagte, daß er Kerschbaumer später zufällig in Frangart wieder getroffen und daß ihn dieser um weitere Sprengstoff lieferungen ersucht habe. Seine Zusage sei erfolgt, obwohl er sich über die Verwendung des Sprengstoffes genau im klaren gewesen sei. Allerdings

die Sprengstoffanschläge in Südtirol ausführ ten, in Verbindung zu setzen, um ihm (Dok tor Brugger) dann über deren Absichten zu berichten. Der Anklageschrift zufolge habe Villgratner den Angeklagten Kerschbaumer mit dem ebenfalls angeklagten Hauser in Ver bindung gesetzt und die angeblichen Spreng stofflieferungen Hausers an Kerschbaumer vorbereitet. Villgratner habe, so fährt Dok tor Martin in seinem Untersuchungsurteil fort, nicht nur von den von Kerschbaumer und seiner Gruppe ausgeführten Anschlägen ge wußt

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Page 4 of 16
Date: 23.12.1963
Physical description: 16
Seite 4 »9 Volksbote“ Montag, den 23. Dezember 1963 Kerschbaumer seien hauptsächlich geschäft licher Natur gewesen. Erst kurz nach der sogenannten „Feuernacht“ habe er erfahren, daß Kerschbaumer für Anschiäige verant wortlich sei. Bei Angeklagte gesteht den Anschlag Sehr ausführlich war Petenmaier, als ihn Präsident Simonetti nach den Anschlag auf den Hochspannungsmast von Frangart als den einzigen Anschlag, der ihm unmittelbar zur Last gelegt wird, befragte. Der Ange klagte hatte bereits

in der Voruntersuchung den Anschlag zugegeben. Jetzt bestätigte er seine seinerzeitigen Aussagen vor dem Ge richtshof. Er habe die Sprengkapseln am 18. Juni 1961. also eine Woche nach der „Feuernacht“, von Kerschbaumer mit dem Vorschlag erhalten, einen Hochspannungs mast in die Luft zu jagen. Auf die Zwischen frage des Präsidenten, ob es sich tatsächlich um einen Vorschlag oder, vielmehr um einen regelrechten Auftrag gehandelt habe, sagte der Angeklagte, daß es sich nur um einen Vorschlag gehandelt

habe. „Wenn mir Kerschbaumer einen Auftrag dazu gegeben hätte, so würde ich ihm wahrscheinlich ge antwortet haben: Du kannst mich gern haben!“ Diese Erwiderung rief im Gerichts saal allgemeine Heiterkeit hervor. Peter maier fuhr dann fort, daß ihm Kerschbaumer die Wahl des zu sprengenden Mastes frei überlassen habe. Bei dieser Wahl, so habe ihm Kerschbaumer gesagt, müsse er aber darauf bedacht sein, kein Menschenleben in Gefahr zu bringen. Präsident: „Haben Sie diese Empfehlung Kerschbaumers auch befolgt

des Hochverrates und der politischen Verschwörung muß sich Roner im besonderen für den ihm zur Last gelegten Anschlag auf einen Hochspannungs mast und mißbräuchlichen Sprengstoffbesitz verantworten. Er wurde am 16. Juli 1961 ver haftet. Nach der Herkunft des Explosivstoffes be fragt, antwortete der Angeklagte, der wäh rend der Einvernahme den Eindruck eines sehr schüchternen Burschen machte, daß er diesen im Frühjahr 1961 von Kerschbaumer erhalten habe. Einige Tage bevor er den An schlag

auf den Hochspannungsmast verübte, hatte er von Kerschbaumer auch einen „ex plodierenden Bleistift“ erhalten. Die Frage des Vorsitzenden, nb er auch Flugzettel er halten und verteilt habe, bejahte Roner. Er habe die Flugzettel jedoch nicht gelesen. Präsident: „Wann hat Ihnen Kerschbaumer den Befehl gegeben, den Leitungsmast zu sprengen?“ „Waium soll ich spiengen?” Roner: „Kerschbaumer hat mich gefragt, ob ich nicht einen .Ständer' sprengen möchte. Ich fragte ihn, warum ich das tun solle. Kersch baumer antwortete

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Page 11 of 16
Date: 23.12.1963
Physical description: 16
Südtiroler Bauerntagung in Brixen Unsere Landwirtschait in der allgemeinen Wirtschaitsentwicklung Vortröge von Prof. Oanilo Agostini und Dr. Hainold Steger * (Fortsetzung von Seite 4) Sie Petermair einen Teil des von Ihnen ver borgenen Sprengstoffes gegeben haben?“ Huber: „Kerschbaumer hatte mich zu Peter mair geschickt, damit ich mit ihm die Sache ausrede.“ Präsident: „Vor dem Untersuchungsrichter haben Sie gesagt, Sie hätten Petermair den Sprengstoff gegeben, weil er einen Mast sprengen

wollte.“ Huber: „Davon habe ich erst von Petermair erfahren, als ich mit ihm im Kerker zusam menkam.“ Der Angeklagte wurde dann nach der Zeit befragt, in der ihm Kerschbaumer den Sprengstoff' übergeben habe. Er antwortete, daß er diesen etwa im April 1961 erhalten und in einem Loch unter einet brüchigen Mauer bei Schloß Sigmundskron vergraben habe. „Kerschbaumer — fügte der Angeklagte hinzu — hat mir nicht gesagt, daß der Spreng stoff zu einem Anschlag dienen sollte. Ich habe mich nie dafür interessiert

, was mit dem Sprengstoff geschehen soll. Kerschbaumer hat mich nachher nur gefragt, ob ich bei Otto •(Petermaier) war, sonst nichts.“ Keine Beteiligung an Sprenganschlägen Es kam dann der 42jährige Angeklagte Luis Dissertori an die Reihe. Dissertori ist Bauer in Kaltem, verheiratet und Vater von zwei kleinen Kindern. In einem ihm gehörenden Weinberg fanden die Carabinieri unter meh reren Steinen verborgen ein Paket mit 10 Kilo Sprengstoff und einige Meter Zündschnur, so wie zwei Büchlein, die Anleitungen zum Par

tisanenkrieg enthalten sollen. Er wurde am 18. Juli 1961 verhaftet. Auf Befragung des Präsidenten sagte er, daß er nicht gewußt habe, was das Paket enthielt. Er habe es auch nie geöffnet und von dessen Inhalt erst einen Monat nach seiner Festnahme Kenntnis er halten. Das Paket, das er verbergen sollte, sei ihm nicht von Kerschbaumer, sondern von dem inzwischen verstorbenen Ohnewein ge bracht worden. Dissertori wurde dann vom Vorsitzenden nach seinen politischen Ideen und nach seinen Beziehungen

zu Kerschbau mer befragt. Seine politische Einstellung, sagte der Angeklagte, „ist die aller Südtiroler, näm lich die Autonomie für Südtirol allein, damit wir nicht von Trient in die Minderheit gesetzt werden“. Mit Kerschbaumer sei er einmal im Gasthaus „Rößl“ in Kaltem zusammengetrof fen, bei welcher Gelegenheit er ihm gesagt hätte, man müsse was tun, um die Autonomie zu bekommen. Kerschbaumer habe von der Notwendigkeit demonstrativer Anschläge ge sprochen. Er selbst hätte aber jede Beteili gung

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Page 4 of 12
Date: 06.02.1964
Physical description: 12
, sie zu vergraben, in Empfang nimmt, ohne sich zu erkundigen, welche Bewandtnis es damit hätte? Haben Sie sich nicht verpflichtet ge fühlt, ihm eine Aufklärung zu geben?“ Pircher: „Ich habe mir gedacht, wenn er sie (die Kiste) nicht nimmt, fa'hre ich halt wei ter.“ Präsident: „Hat Sie Matscher nichts ge fragt?“ Pircher: „Nein.“ Präsident: „Haben Sie Kerschbaumer Dyna mit gegeben?“ Pircher: „Ich habe ihm 50 Kilo nach Fran- gart gebracht.“ Präsident: „Wer hat Ihnen das Geld zum Kauf des 600er gegeben?“ Pircher

: „Das Auto hat Kerschbaumer ge kauft.“ Dr. Simonctti fragte dann den Angeklagten, was ihm Kerschbaumer über Pfaundler ge sagt habe. Pircher erklärte, daß er den Ein druck hatte, daß diesem (Kerschbaumer) Pfaundler wenig sympathisch war. Ausführlich wurde sodann Pircher über eine Zusammenkunft in Innsbruck im Sommer oder Herbst 1960, an der von den Südtirolern außer ihm noch Kerschbaumer, Tietscher und Klotz teilgenommen hatten, befragt. Von den österreichischen Teilnehmern könne er sich an Pfaundler

es zu einer heftigen Auseinander setzung, hauptsächlich zwischen Kerschbaumer und Pfaundler, gekommen. Der Grund des Zerwürfnisses seien Flugzettel gewesen, deren Inhalt oder Unterschrift Kerschbaumer nicht genehm waren. Daraufhin habe er (Pircher) zu Kerschbaumer gesagt: „Sepp, wir können ja auch gehen. Wir haben es nicht nötig, her auszukommen, um uns abkanzeln zu lassen.“ Präsident: „Hat Widmoser nicht versucht, zu vermitteln?“ Pircher: „Ich habe nicht gerade diesen Ein druck gehabt.“ Der Angeklagte erzählte

weiter, daß er, Kerschbaumer und Tietscher nach ungefähr zehn Minuten die Sitzung verlassen hätten. Er sei daher nicht in der Lage, zu berichten, was weiter gesprochen wurde.“ Tietscher ging mit uns aus dem Hause, trennte sich aber dann von uns und erklärte, er wolle mit dem Zuge heimfahren. Ich fuhr mit Kerschbaumer per Auto.“ Präsident: „Hatten Sie den Eindruck, daß Kerschbaumer in der Folge seine Beziehun gen zu Nordtirol abgebrochen hätte?“ Pircher: „Das nicht, aber er hat jedenfalls die Verbindungen etwas gelockert

in Meran verübt?“ Pircher: „Ja, das habe ich getan.“ „Befehle gab es keine" Präsident: „Hat Ihnen Kerschbaumer den Befehl dazu gegeben?“ Pircher: „Befehle gab es bei uns überhaupt keine. Wenn wir etwas taten, haben wir es zuerst untereinander abgesprochen.“ Präsident: „Sie erkannten Kerschbaumer also nicht als Ihren Chef an?“ Pircher: „Chef ist bestimmt nicht das rich tige Wort. Ich schätze Kerschbaumer aber sehr, denn er ist ein richtiger Tiroler, der sich immer sehr für unsere Sache einsetzte

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Volksbote
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Page 1 of 12
Date: 10.12.1964
Physical description: 12
» jiih rlt«*h 1900 Lire In Österreich: Kinzelnum mer 3.20 Sehltllnu Abunnementseinzahluna und Anzelaen annahm*- hei allen Athesla*GeschfiftRstellen. *PEO IN ARB POSTAtF - ORPPPO PRIMO Nummer 50 Bozen, den 10. Dezember 1964 44. Jahrgang Asidi Sepp Kerschbaumer f Denkwürdige Papstreise nach Papst Paul VI. kehrte am Samstag, 5. De- zenmber, von seiner denkwürdigen vier tägigen Südostasienreise zum 38. Euchari- ristischen Kongreß in Bombay in Indien nach Rom zurück. Die Ewige Stadt bereitete dem heimkeh

an Italien, die Hand zu einer raschen Befriedung Südtirols im europäischen Ge biete zu reichen. Genau ein Jahr nach dem Beginn des Mai länder Prozesses wegen der Sprengstoff anschläge, in welchem der Kaufmann aus Frangart Sepp Kerschbaumer als Hauptange klagter vor den Richtern stand, kehrt Kersch baumer in seine Heimat wieder. Er kehrt wie der als Toter. Das Gericht von Mailand hatte Kersch baumer zu 15 Jahren und elf Monaten Ge fängnis verurteilt mit einem Strafnachlaß von einem Jahr. Kerschbaumer

hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt. Mit allen anderen Südliroler Inhaftierten war er nach der Ver urteilung in das Gefängnis von Trient über führt worden. Uber eigenes Ansuchen war er unlängst nach Verona überstellt worden. Kerschbaumer hatte sein Ansuchen damit be gründet, daß es in Verona mehr Arbeits möglichkeit für Inhaftierte gebe und er un bedingt beschäftigt sein wolle. Am vergangenen Sonntag hatte Kersch baumer noch den Besuch seines Sohnes. Die ser traf den Vater bei bester Gesundheit an. Am Montag

vormittag wurde er von einem plötzlichen Unwohlsein befallen. Eine halbe Stunde später verschied er an Herzschlag. Der plötzliche Tod Kerschbaumers rief bei den Insassen des Gefängnisses wie beim Wachpersonal gleicherweise Bestürzung her vor. Alle hatten den Mann lieb gewonnen. Es war eine ergreifende Szene, als die Mithäft linge am Sarg vorüberzogen und Abschied nahmen von ihrem toten Leidensgenossen. Sepp Kerschbaumer erblickte vor 51 Jahren in Frangart das Licht der Welt. Mit acht Jahren verlor

er den Vater und bald darauf auch noch die Mutter. Harte, unermüdliche Arbeit prägten die kommenden Jahre des Halbwaisen. Im Jahre 1936 ver heiratete er sich mit Maria Spitaler. Der Ehe entsprossen sechs Kinder. Zusammen mit der Frau und den Kindern brachte es Sepp Kerschbaumer zu einem bescheidenen Wohl stand. Sepp Kerschbaumer war aber nicht der Mensch, der bloß an das persönliche Wohl ergehen dachte. Viel höher stand ihm Wohl und Weh der Mitmenschen, Wohl und Weh der ganzen Heimat

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Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 25.06.1964
Physical description: 16
als selbstverständlich, daß jemand, der nach drei Jahren einen Be kannten wiedersieht, diesem die Hand drückt. Der Anwalt bedauerte sodann, daß Alt senator Dr. Karl Tinzl nicht als Zeuge vor dem Mailänder Schwurgericht aussagen konn te. Denn gerade er hätte am besten über die innere Entwicklung in der SVP und Inhalt und Zweck des Tinzl-Ebner Entwurfes aus sagen können. Auf seinen Mandanten Kerschbaumer ein gehend, befaßte sich der Verteidiger mit den gegen den Angeklagten erhobenen Beschul digungen der fahrlässigen

Tötung und des versuchten Mordes, für diese letztgenannte Anklage hatte der Staatsanwalt einen Frei spruch aus Mangel an Beweisen beantragt. Der Anwalt hingegen erbat einen vollen Frei spruch, weil keinerlei Beweise dafür vorhan den seien, daß Kerschbaumer der Auftrag geber für den Anschlag auf die Bar „Ferrari“, der als Mordversuch an Ferrari und seiner Familie gewertet wird, gewesen sei. Daß Kerschbaumer vor den Carabinieri die ideelle Urheberschaft des Anschlages auf sich genommen

hat, damit seine Mithäftlinge und er selbst weiteren Mißhandlungen entgingen, sei logisch und glaubhaft. Kerschbaumer, dessen Offenheit und Gradlinigkeit man be rücksichtigen müsse, habe jedoch später im mer energisch erklärt, mit dem Anschlag nichts zu tun gehabt zu haben. Es sei kein Grund vorhanden, dieser Aussage Kersch- baumers nicht zu glauben. Keine Beweise lägen auch dafür vor, daß der Anschlag bei der Salurner Klause, der dem Straßenwärter Postal das Leben kostete, auf einen Auftrag Kerschbaumers zurück- Rehe

. Zwar habe Kerschbaumer gestanden, daß er seinen Vertrauensleuten in Kurtatsch den Wunsch habe übermitteln lassen, daß in der Herz-Jesu-Nacht des Jahres 1961 ein Baum über die Straße gelegt würde. Jedoch hätte sich niemand bereit erklärt, diesen Wunsch zu erfüllen. Es gehe eindeutig aus den Prozeßakten her vor. daß Kerschbaumer nicht weiter darauf bestand und keinen neuen Auftrag mehr er teilte. Außerdem sei zu bedenken, daß Kersch baumer auch für die beiden vorhergehenden hnlichen Anschläge bei der Salurner Klause

Bursche gewesen und habe nach seiner Verhaftung an seelischen Depres sionen gelitten. „Er konnte einfach nicht ein- sehen“, sagte der Anwalt, „daß er deswegen, weil er einen Sack voll Sprengstoff aufbe wahrte, um Kerschbaumer einen Gefallen zu beweisen, so lange der Freiheit beraubt wurde.“ Es sei grundfalsch, meinte Dr. Vintschger, aus dem Umstande, daß Scherer ein enger Freund Kerschbaumers war, darauf schlie ßen zu wollen, daß der Angeklagte deswegen der „Verschwörung“ angehört haben müsse. Gerade

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Page 9 of 16
Date: 10.12.1976
Physical description: 16
Freitag, den 10. Dezember 1976 1 » Volksbote“ Seite 0 Am Grabe von Sepp Kerschbaumer Erhebende Gedächtnisfeier — Ein Nachspiel mit der Polizei und einem guten Ende Frangarts Hauptstraße wird nach dem Verstorbenen benannt — Mehrere Ansprachen Am 7. Dezember waren es zwölf )ahrc, seitdem im Gefängnis von Verona der Frangarlcr Kaufmann Sepp Kerschbaumer verstorben ist. Zu diesem Anlaß wurde von seinen ehemaligen Mithäftlingen, die im SUdtirolcr Heimatbund vereint sind, am.Mittwoch

wieder eine würdige Gedenkfeier veranstaltet. Sic bestand aus einem Gottesdienst in der Pfarrkirche von St. Pauls mit anschließender Kranzniederle gung am Grabe des .Verstorbenen und der Benennung einer Straße nach Sepp Kerschbaumer in Frangart. Die Feier in St. Pauls wurde wurde leider durch einen unliebsamen Zwischenfall getrübt: Zwei Schützen aus Innsbruck trugen, wie cs in Nordtirol üblich ist, Gewehre bei sich, jedoch ohne Munition. Sie zogen mit den übrigen Schiitzcn- formationen und Kompanien

. Die Nord tiroler Schützen haben ihre Gewehre unter großem ]ubel ihrer Südtiroler Kameraden in Empfang genommen und sind „schwer bewaffnet" wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Die ganze Prozedur — von der Fest nahme in St. Pauls angefangen bis zur Gedenkfeier für Sepp Kerschbaumer am Friedhof von St. Pauls. Rechts von den beiden Schützen mit Kranz P. Leopold OFM, der in der Pfarrkirche den Gedüchtnisgotlcsdicnst gefeiert hatte Aufnahme: „Dolomiten“/Flengcr tiefe Verbundenheit zu diesem Manne

; sie gewährte den beiden Verhafteten aber an Ort und Stelle die provisorische Freiheit. Bei dem Verhör durch die Bezirks- richlcrin war der in der Zwischenzeit herbeigeholte Rechtsanwalt Dr. Hugo Gamper — er hatte an der Gedächtnis feier für Sepp, Kerschbaumer teilgenom Gcwährung der provisorischen Freiheit mit Rückstellung der Gewehre — dauer te ungefähr fünf Stunden.’ Abschließend noch ein Wort über die Einfuhrgenehmigung der Gewehre: Die beiden Nordtiroler Schützen

das Bild Sepp Kerschbaumers kaum zu verblas sen vermag. Ihm, dem die Heimat mehr bedeutete als sein Leben, wurde nun mehr eine Straße seiner Ortschaft „ge widmet“. Es ist die an der Frangarlcr Kirche vorbeiführende Hauptstraße. Sie beginnt unmittelbar vor der Kirche und führt in den oberen Teil des Dorfes. Die Straße trägt jetzt den Namen Sepp Kerschbaumer. Die Anregung ztt dieser Benennung kam vom Siidtiroler Heimatbund, dessen Männer sich zur einmaligen „Tauffeiet" in Frangart nahezu vollzählig

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Page 7 of 16
Date: 16.04.1964
Physical description: 16
des Ver teidigers Dr. Riz angenommen, daß beim Schulamt anigefragt werde, ob gegen Pichler ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, und, falls dies nicht der Fall war, eine ent sprechende Aufklärung darüber, da Pichler immer mit der höchsten Bewertung ausge zeichnet worden sei. Bei der Vernehmung des Carabiniere Ermanno Kerschbaumer fragte Mitolo, ob er nicht ein Verwandter des Angeklagten sei, was der Zeuge verneinte. So erzielte auch Mitolo einmal einen Heiterkeitserfolg ... Der Carabiniere

Kerschbaumer war u. a. an den Erhebungen betreffend einige An geklagte aus der Meraner Gegend beteiligt. Oie Explosion im Pulveidepot Major Mario Belandia wurde zunächst über eine bereits schon öfters erwähnte Fahrt von Südtirolern nach Linz befragt. Er wußte nicht mehr, ob diese im Jahre 1960 oder 1961 stattgefiumden habe. Er fügte nur hinzu, daß alle Teilnehmer erklärt hätten, daß es sich um eine Vergnügungsreise gehandelt habe. Etwas eingehender mußte der Zeuge über die Explosion im Munitionsdepot

nicht zufrieden und er fragte den Maresciallo: „Weiß der Zeuge etwas von Feindseligkeiten gegenüber italienischen Familien?“ Dal Medico: „In Marling ist das nicht vor gekommen.“ Dr. Mitolo: „Erinnert sich denn der Zeuge nicht mehr daran, daß das Grabmal des Ober leutnants Tomasi im Jahre 1960 beschmutzt wurde und von den tricolorefarbenen Schlei fen der grüne Teil weggeschnitten wurde?“ Der Zeuge sagte, daß er sich daran erinnere. Kerschbaumer wird gerufen Zum Schluß der Verhandlung sollte noch der Angeklagte

Sepp Kerschbaumer kurz zu Worte kommen, der diesmal wieder im Verhand lungssaal anwesend war. Der Verteidiger des Angeklagten Anton Felderer, Dr. Sand, er suchte nämlich den Gerirchtshof, Kerschbau mer über seine Gegenüberstellung mit Fel derer in der Carabinierikaserne von Eppan aussagen zu lassen. Der Zeuge Scala hatte nämlich in der vorgestrigen Verhandlung aus gesagt, daß Kerschbaumer seinen Mithäftling Felderer bei dieser Gelegenheit dazu über redet habe, ein Geständnis abzulegen

. Nach dem Kerschbaumer vor dem Richtertisch Platz genommen hatte, sagte er Folgendes zu jener Gegenüberstellung: „Da ich selbst mißhandelt wurde, ist es ein paarmal vorgekommen, daß Oberleutnant Vi- lardo mich aufgefordert hat, ich sollte andere dazu bringen, etwas zuzugeben. Deswegen sagte ich einem jeden, er solle etwas zugeben, auch wenn es nicht wahr sei, sonst würde es ihm so ergehen, wie es mir ergangen ist.“ Präsident: „Haben Sie nicht gesagt: ,Als gute Tiroler haben wir gehandelt, nun müs sen

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Page 12 of 16
Date: 09.07.1964
Physical description: 16
es gewesen, der als erster von der Begegnung mit Heinz Klier und der Versammlung von Zernez gesprochen habe. Der Zeuge Borracci erklärte jedoch, daß Koch auf Grund der Aussage von Kerschbaumer freiwillig gestan den habe. Aus den Daten der Protokolle gehe aber eindeutig hervor, daß Koch 18 Stunden vor Kerschbaumer verhört wurde. „Wenn wir nun den Hauptmann Borracci nicht als Lüg ner ansehen wollen, so müssen wir annehmen, daß eines der beiden Protokolle, entweder das von Koch oder das von Kerschbaumer, ein falsches Datum

; Auf bewahrung von Sprengstoff und seine Kon takte mit Kerschbaumer. Was den Anschlag betrifft, so erfülle er niemals den Tatbe stand der Gefährdung der öffentlichen Un versehrtheit, weilt der Hochspannungsmast nicht nur an einem entlegenen Ort war, sondern weil der Anschlag auch keinen Er folg hatte. Es handle sich also nur um eine vorsätzliche Sachbeschädigung. Roner habe eigens einen gänzlich entlegenen Mast aus gesucht, weil ihm Kerschbaumer eingeschärft habe, alle Vorkehrungen zu treffen

erhalten konnte. Was hat aber Roner vor den Carabinieri gesagt? Er erklärte, daß ihm Kerschbaumer gesagt habe, man müsse etwas unternehmen, um die Autonomie zu bekommen. Als er gefragt wurde, was er unter Autonomie ver stehe, gab er zur Antwort: ,Doppelsprachig- keit und gleiche Rechte für alle.' Das alles hat aber mit dem Autonomiestatut, das ge ändert werden solle, nichts zu tun. Wie kann man nur jemanden, der solche Vorstellungen hat, des Anschlages auf die Verfassung be schuldigen? Um den Artikel

sei nicht nur über trieben, sondern entbehre jeder Grundlage. In allen Phasen der Voruntersuchung habe Huber gestanden, für Kerschbaumer Spreng stoff in Verwahrung genommen zu haben. Immer habe er ein korrektes Verhalten an den Tag gelegt. Er wollte Kerschbaumer lediglich einen Gefallen tun und könne nur wegen einfachen Sprengstoffbesitzes verurteilt werden. Absurd sei der Versuch des Staats anwaltes, Huber der Beihilfe an dem von Petermaier verübten Anschlag verantwortlich

zu machen. Wenn er den Sprengstoff für Kerschbaumer in Verwahrung genommen hatte, so sei es klar, daß er diesen Spreng stoff wieder Kerschbaumer oder einem Drit ten, den Kerschbaumer beauftragen sollte, zurückgeben mußte. ..... was uns von Rechts wegen zusteht" Ganz einfach sei der Nachweis, daß Huber nicht im entferntesten an einen Anschlag auf die Verfassung gedacht habe. Huber habe nicht nur an keiner „verschwörerischen“ Versammlung teilgenommen, sondern auch kein Angeklagter habe ihn jemals genannt. Am klarsten gehe

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Page 4 of 12
Date: 13.02.1964
Physical description: 12
bald wieder abzuholen. Er habe den in sechs oder sieben Nylonsäcken verpackten Spreng stoff unter altem Gerümpel hinter seiner Werkstatt versteckt. Präsident: „Ist später Kerschbaumer zu Ihnen gekommen?“ Gamper: „Ja, er fragte mich, ob ein gewis ser Kurt Pulver eingestellt habe. Ich sagte ja und fügte hinzu, daß es mir recht wäre, wenn Präsident: „Was haben Sie dann gemacht? Haben Sie die Anweisungen Kerschbaumers befolgt?“ Gamper: „Nein, ich schickte das Paket un berührt an Engelbert Gostner

.“ Er habe es seinem Bruder Paul mitgegeben, als dieser in die Stadt ins Kino fuhr. Er sollte es bei Ru dolf Oberhuber abgeben, weil es für Gostner am bequemsten gewesen sei, es dort abzu holen. „Dort war nämlich die Haltestelle des Postautos und deshalb kam Gostner immer bei Oberhuber vorbei.“ Er habe dann, so fuhr der Angeklagte fort, Gostner, den er zufällig kurz darauf getrof fen habe, davon verständigt, daß für ihn ein Paket von Kerschbaumer gekommen sei und bei Oberhuber abgeholt werden könnte. Von den zwei

bei ihm gefundenen Pistolen sei eine noch seit dem Kriege dort, die an dere habe er von Welser zusammen mit dem Sprengpulver erhalten. Die 40 Patronen seien ebenfalls zurückgebliebenes Kriegsmaterial. Oer Präsident fragt hartnäckig Im weiteren Verlauf der Einvernahme gab Gamper auch zu, daß er von Kerschbaumer kurz vor seiner Verhaftung ein Paket mit Propagandamaterial erhalten habe. „Um wel che Propaganda es sich dabei handelte, wußte ich nicht, da ich das Paket nicht aufgemacht habe“, antwortete der Angeklagte

Unbekannte habe sich als „Kurt“ vorgestellt und ihn ge beten, für ein paar Tage Sprengstoff aufzu bewahren. Fritz Mandl: Es sei nicht wahr, so fuhr der Angeklagte fort, daiß er von Welser auiflgefordert worden sei, Anschläge durthizuführen. Auch stimme es nicht, daß ihn Welser im Gebrauch des Sprengstoffes unterrichtet habe. Nach die sem ersten Besuch habe er Welser nicht mehr gesehen. Kerschbaumer seii ihm einmal in Gossensaß von Anton Gostner vorgestellt worden.“ Präsident: „Was hat Kerschbaumer

bei dieser Gelegenheit gesagt?“ das Zeug bald wieder fortgeschafft würde.“ Kerschbaumer habe ihm versprochen, daß es entweder er selbst oder Welser abholen würde. Auf die weiteren Fragen des Vorsitzenden gab Gamper zu, daß ihm Kerschbaumer spä ter 100 Sprengkapseln gebracht habe. Die Hälfte davon sollte er zu dem von Welser er haltenen Sprengstoff legen, die andere Hälfte Engelbert Gostner übermitteln. Anwälte der Zivilpartei. Nachdem Kerschbau mer weggegangen sei, habe er das Paket in den Fluß geworfen. Präsident

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Page 8 of 14
Date: 12.12.1974
Physical description: 14
Aus der Südtiroler Heimat Im Gedenken an Sepp Kerschbaumer Weit über 2000 Mcnsehcn hatten sich um das Grab von Sepp Kerschbaumer geschart Vor zehn Jahren starb im Gefängnis von Verona der Kaufmann Sepp Kersch baumer aus Frangart. Mag die Zeit auch vergehen, das Bild dieses Mannes wird nicht verblassen. Die gestrige Gedächt nisfeier in St. Pauls legte ein beredtes Zeugnis dafür ab. Weit über 2000 Men schen hatten sich dazu eingefunden. Darunter Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago, Senator

. Sie umrahmte mit feierlichen Weisen den vom Fran ziskanerpater Leopold von Strassern ab gehaltenen Gottesdienst. „Wir haben uns in diesem Gotteshaus als betende Ge meinschaft versammelt“, führte der Priester in seiner Predigt aus. „Wir be ten für Sepp Kerschbaumer und alle, die ihr Leben für die Heimat und das Vater land geopfert haben. Wir beten auch für den Frieden in der Heimat und in der Welt. Möge Gott unser Gebet erhören.“ Genau wie vor zehn (ähren, als Tau sende und Abertausende hinter dem Sarg Sepp

Kerschbaumers hergingen, lag auch gestern milder Sonnenschein auf den Fluren des Überetsch. Ein selten schöner Tag war angebrochen. Wolken los spannte sich der Himmel vom Rosen garten bis zu den Konturen des Men- delgcbirges, dein zu Füßen Sepp Kersch baumer seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Der Aufruf des „Südtiroler Heimat bundes“, zur Gedächtnisfeier nach St. Pauls zu kommen, hatte ein alle Erwar tungen übertreffendes Echo gefunden. Einmal mehr erwies sich dabei, daß Sepp Kerschbaumer

Dich ter erzählen aus ihrer Kindheit, 17.45 Juke- Box, 18.45 Nägel in das Sprachgewissen, 19.30 Volkstümliche Klänge, 20.15 Konzert erschienen, die mit Sepp Kerschbaumer im Gefängnis waren. Sie beteten gemein sam mit der großen Trauergemeinde ein Vaterunser fiir Sepp Kerschbaumer. Kränze wurden am Grabe niedergelegt, darunter einer der Tiroler Landesregie rung und ein zweiter von Landeshaupt mann Eduard Wallnöfer. ln das ehrfurchtsvolle Schweigen der vielen Menschen hinein klangen dann feierlich

. Nicht weniger eindrucksvoll waren die Trauerlieder des Männergesangvereines Gries, der mit Sängern des Runkelsteiner Singkrei ses verstärkt war. Lehrer Paul Pichler aus Schenna, ein ehemaliger Mithäftling Sepp Kerschbau mers, umriß in eindrucksvollen Worten Charakter, Leben und Wirken sowie den Opfergang des Verstorbenen. „Ein großer Idealist ist vor zehn Jahren von uns gegangen", führte er u. a. aus. „Sepp Kerschbaumer war ein Lichtträger der gerechten Sache des Tiroler Volkes. Er dachte nie an sieh

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Page 3 of 12
Date: 23.01.1964
Physical description: 12
bestritten, jemals in Innsbruck gewesen und im Gebrauch von Sprengstoff ausgebildet worden zu sein. Der Vorsitzende fragte dann weiter: „Aus welchem Grunde sind Sie zu Kerschbaumer gegangen?“ Kofler: „Gutmann hat mir gesagt, daß er einen Sack mit Sprengstoff bekommen habe. Ich sollte Kerschbaumer fragen, ob er etwas von diesem Sack wisse.“ Aus diesem Grunde habe er sich zu Kerschbaumer begeben. Später erklärte der Angeklagte, er habe diesen Sack, von dessen Inhalt er nicht geglaubt

habe, daß er für Sprengstoffanschläge verwendet wer den sollte, in einem Bachbett in der Nähe seines Hauses versteckt. Präsident sucht nach Widersprächen Präsident: „Hätten Sie nicht — wie Sie dem Untersuchungsrichter erklärt haben — mit Kerschbaumer über die Anschläge reden sol len?“ Kofler: „Nein, der Untersuchungsrichter wird mich falsch verstanden haben. Ich sollte Kerschbaumer nur fragen, was mit dem Zeug, das er Gutmann gegeben hat, geschehen solle.“ Präsident: „Sie haben aber in .mehreren Verhören

vor dem Untersuchungsrichter ge sagt, daß Sie über die Anschläge sprechen sollten?“ •Kofler: „Nein, Kerschbaumer hat begonnen, von den Anschlägen zu reden.“ Der Vorsitzende fragte dann den Angeklag ten nach seinen Beziehungen zu Gutmann. Kofler erklärte, daß sie beide gute Freunde gewesen seien. Präsident: „Hatten Sie dieselben politischen Ideen, wie Gutmann?“ Kofler: „Nein.“ Präsident: „Stimmt es, daß der Mitange klagte Steinegger von Ihnen eingeladen wurde, zu Kerschbaumer zu gehen?“ Kofler: „Durch Zufall

habe ich Steinegger mitgenommen, weil auch er nach Bozen fah ren wollte.“ Bei dieser Gelegenheit hätten sie unterwegs Kerschbaumer aufgesucht. Auf eine weitere Frage des Vorsitzenden erklärte der Angeklagte, daß ihn Kerschbau mer lediglich gebeten habe, er solle Gutmann ausrichten, daß er bei Gelegenheit einen Masten sprengen möchte. Als er dann Gut mann diesen Wunsch Kerschbaumers mit geteilt habe, habe Gutmann gesagt: „Das tue ich nicht, mit solchen Sachen fange ich gar nicht an.“ Der Angeklagte bestritt

auch, jemals von Kerschbaumer Flugzettel erhalten zu haben. Alle „Geständnisse“ vor den Carabinieri seien deshalb erfolgt, weil sie gedroht hätten, mit den Mißhandlungen fortzufahren. „Wir haben schließlich zu allem ja gesagt, was sie uns vorhielten“, fügte der Angeklagte hinzu. Alle Traminer seien in der Eppaner Carabinieri- kaserne in eine Kammer gesperrt worden. Dort hatte ihnen ein Offizier nahegelegt, alles zu gestehen, sonst würde keiner lebendig herauskommen. Präsident: „War der Offizier

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Page 3 of 12
Date: 06.02.1964
Physical description: 12
an dem betreffenden Hochspannungsmasten von einem Unbekannten angebracht worden sein. Der versuchte Anschlag auf die UNRRA-Häu ser in Meran soll der Anklageschrift zufolge von Kerschbaumer angeordnet und von Pir cher ausgeführt worden sein. (Bekanntlich hat Kerschbaumer bei seiner Einvernahme bestrit ten, mit diesem Anschlag etwas' zu tun zu haben.) Die am 12. Juni verübten Anschläge auf die Gasleitung der Montecatini bei Sinich und auf einen Hochspannungsmasten bei Marling soll Pircher — laut Anklageschrift

— zusammen mit Walter Gruber durchgeführt haben. Für den Anschlag auf einen Rohbau der INA-Casa in der Rossinistraße in Meran haben sowohl Kerschbaumer als auch Pircher vor dem Untersuchungsrichter die Verantwor tung auf sich genommen. Kerschbaumer hat bei seiner Einvernahme vor dem Mailänder Schwurgericht zugegeben, daß er den Auftrag erteilt habe. Ebenso hat Kerschbaumer zu gegeben, daß er mit einem Teil des Geldes, das er von Pfaundler erhalten hatte, Pircher eine „FIAT 600“ gekauft hat. Daß Pircher

eine zentrale Stellung inner halb der „Verschwörung“ eingenommen habe, meint Dr. Martin, gehe nicht nur aus den zahl reichen ihm zur Last gelegten Sprengstoff attentaten, sondern auch aus der geographi schen Lage seines Wohnsitzes (Lana) hervor. Es sei ihm ’von dort aus leicht gewesen, Be ziehungen zu Muther, Klotz, Kerschbaumer und dem „Auslandszentrum“ Innsbruck auf zunehmen. Der Angeklagte mußte zunächst über seine erste Zusammenkunft mit „Philipp“ (Kurt Welser) in Innsbruck berichten

. Durch eine Ansichtskarte sei er eingeladen worden, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in Innsbruck- einzuftnden. Er hätte den Absender der Karte nicht gekannt. „Ich ging hin“ (nach Innsbruck), sagte Pircher, „um zu sehen, was los ist.“ Präsident: „Kannten Sie Kerschbaumer?“ Pircher: „Ich habe 'ihn 1959 kennengelernt.“ Präsident: „Worüber sprachen Sie mit Kerschbaumer?“ Pircher: „Zuerst sprachen wir über die Auto nomie, auf welchem Gebiet es bei uns grob fehlt, und dann über die Partei.“ Präsident: „Was sagten

Sie über die Partei?“ Pircher: „Daß die Hälfte .Lugglasser’ sind. Das hat Kerschbaumer gesagt und das stimmt. Bis zur Zeit, wo wir eingesperrt wurden, war ich immer mit Kerschbaumer einverstanden.“ Die Vertreter der SVP hätten immer zu

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