vom versunkenen Dom Die Parabel Es stand ein Dom in einem Land. Um die Wende der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde dessen erster Teil im gotischen Stil erbaut, dort, wo früher eine alte Maricnkapellc gestan den war. Die Kirche war nicht groß, einschiffig, aber einen Altar bestellte die Bürgerschaft bei einem großen deut schen Meister mit Riesenausmaßen, zwölfeinhalb Meter hoch, bei geöffne ten Flügeln sieben Meter breit, bei des sen Herstellung volle zwei Jahre verstrichen
. Silbergruben. Die Gewerke kamen zu großem Reichtum, der der Bürgerschaft — den Inhabern der Kauf läden und Gastbetriebe sowie den ver schiedenen Zweigen der zahlreichen Handwerker — zufloß. So kam es, daß man sich entschloß, die eben erbaute Kirche zu einem mächtigen Dom aus zubauen. Die bisherige einschiffige Kir che sollte nunmehr als Chor dienen, dreischiffig sollte das Langhaus werden, mächtige Säulen aus gehauenem Mar mor sollten dessen Riesenhallc in drei Schiffe teilen und die Gewölbe tragen
war. Tragen die Säulen fast durchaus das Wappen eines Geschlechtes, die letzte Säule rechts weist die Wappen vieler Geschlechter auf: ein Zeichen dafür, daß viele Ge schlechter zusammenstehen mußten, die Säulen zu spenden. Der alte Turm wur de nun bis zum Erdgeschoß abgetragen, ein neuer Turm, wieder an der Nord seite, anschließend an die Außenmauer des Langhauses, erstand. Als def mächtige Dom vollendet war, erfreute sich die Bürgerschaft und war nicht wenig stolz, den mächtigsten Dom im Lande
zu besitzen. Gerade zur Zeit der Vollendung des Domes ragte die Stadt, an deren Rand der Dom erbaut worden war, als Spielstadt weit in deut schen Landen hervor. In ihr wurde gebo ren, lebte, wirkte und starb ein Spicl- anführer, auch Verfasser von zahlrei chen Schwänken, der mit Vorliebe die weiten Hallen des Domes zur Auffüh rung geistlicher Spiele benützte. Zwei Jahrhunderte waren ins Meer der Vergangenheit hinabgesunken. Eine Woge der Stilerneuerung brauste durch die deutschen Lande. Der ureigenste
rückgotisiert, ein neugotischer Altar trat an die Stelle des hervorragenden Kunstwerkes des deut schen Meisters, der dasselbe jedoch bei weitem nicht ersetzte, doch schmücken ihn die fünf Statuen des großen deut schen Meisters. Ein Jahrhundert später war der mäch tige Dom, die Erinnerung an jene große Zeit des Bergsegens in der Umgebung, die Reichtum und Wohlstand der Bür gerschaft im Gefolge gehabt hatte, der Dom, der in seinen weiten Hallen, bis auf das letzte Plätzchen gefüllt, 5000 Menschen faßte, blieb