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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 20.05.1954
Physical description: 12
Erzählung von Franz Braumann Der Frühling hing glühend im jungen Laub, und der Wind wanderte lustig; Maier.- tau hing an den Blütenbäumen. Zwei junge, glückliche Menschenkinder schritten übers Land. Sie waren Brüder; Heinrich hieß der ältere, Bruno der jüngere. Obwohl nicht gleichen Alters, hatten sie doch ihr e Lehr jahre zum künftigen Schmiedehandwerk gleichzeitig beendet. Nun wollten sie. die Kinder aus der Dorfschmiede, irgendwo draußen in der Welt die Gesellenjahre ver bringen, um später

einmal, so es ihnen ihr Geschick zuließ, selbst erfahrene Schmiede meister zu werden. Draußen unter den Stämmen des hoch wüchsigen Tannenihorstes, wo zwei Scheide wege sich trafen, trennten sich die Brüder. Heinrich wählte den geraden Weg, der hin ausführte in die Weite der Ebene. Bruno wandte sich gegen Süden, den Bergen zu, an deren Fuß sich die große Stadt mit ihren Palästen und Riesenschloten dehnte. Sie reichten sich die Hände zum Abschied. «Viel Glück auf den Weg, . Bruder, und merke dir den Spruch, den der Vater

uns mitgege ben hat», sprach Heinrich. «Ja, ich weiß ihn schon noch: In. der Fremde wird von euch mehr Arbeit verlangt als daheim. Haltet euch danach!» entgegaeto Bruno. • Dann ging jeder seiner Wege. Heinrich marschierte weiter geradeaus über Berg und Tal, durch Dorf und Stadt. Mit hellen, wißbegierigen Sinnen lernte er Land und Volk kennen, und als er eines Abends von einer Anhöhe aus vor sich im Glanz der scheidenden Sonne ein liebliches Dorf liegen sah, von dessen Rand her die lustigen Hammerschläge

als Gesellen. Auch Bruno fand eine Stelle. Nahe den riesigen Hammerwerken und und Hochöfen der Großstadt stand noch eine alte, klobige Dorfschmiede, Darin bekam Bruno Arbeit. Es gab viel zu tun in der Schmiede, die Bauern hatten zu ihr mehr Vertrauen als zu den großen Werken ln der nahen Stadt. Im frühen Morgengrauen, wenn drüben in den Werkstätten noch alles in tiefer Ruhe war, hob schon die Arbeit an, und an den Abenden schied die Sonne manchmal zu früh, bevor das Tagwerk endete. Bruno fand

nichts besonderes dabei; es war ja auch im Hause des Vaters und dem des Lehrmeisters so gehalten worden. Doch die Nähe der großen Werke wurde gefähr lich, An Feiertagen, wenn er mit Arbeitern aus den großen Werkstätten ausammenkarn spöttelten und witzelten diese, daß er um gleichen Lohn fast doppelt so lange arbeitete als sie. Bruno entgegnete nichts. Aber in stil len Nachtstunden sann er nach. Des Vaters Mahnwort hatte er schon lange vergessen. Ja. die Spötter hatten recht! Wozu sollte er sich plagen von früh

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Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 29.10.1980
Physical description: 16
ihm sagen, welchen Weg er zu gehen hat, um wieder zu Ehre und Frieden zu gelagen. Komm!“ Sic stiegen zur Hütte hinauf. An der Tür stand Richard und erwartete sie. Schweigend gingen sie in die Stube. „Er hat eine Weile geschlafen“, sagte Richard. „Vorhin hat er gefragt, wo er wäre. Er war bewußtlos, als wir ihn lierbrachten“, erzählte er Bruno, der ihm schweigend zuhörte. Luzie hatte ein Handlicht angezündet und reicht es Bruno. „Bitte, geh jetzt zu ihm!“ Bruno nahm das Licht. „Er liegt in der hinteren

Kammer“, sagte Richard. Bruno ging hinaus und stieg die enge Treppe hinauf, ging langsam von Tür zu Tür und trat dann in die hintere Kammer. Das Licht, das er in der Hand trug, überstrahlte den ganzen Raum. Darm war nichts als ein einfaches Bett, wie es Touristen zum Übernachten brau chen. Die Decke bis über die Schultern her aufgezogen, lug Otto mit verstörtem Ge sicht da. „Bruno!“ Die beiden Brüder sahen sich stumm an. ■* Nach einer Weile stellte Bruno das Licht auf ein Wandbrett und trat

zu dem Lager. „Du hattest großes Glück“, sagte er dann. „Man geht bei Föhn nicht in die Berge.“ Otto schwieg; er atmete heftig. „Fühlst du dich krank?“ fragte Bru no. „Nein.“ „Hast du Fieber?“ „Nein.“ Beide schwiegen eine Weile. „Was willst du hier in unseren Ber- ' gen?“ fragte dann Bruno. „Es ist über mich gekommen wie ein Rausch. Mit dem Föhn stellt sich der Frühling ein. Es kommt wieder ein Som mer, wo man den Dengelstock klingen hört, wenn man des Abends durch die Dörfer geht, wo die Weiden dampfen

, und die Erde duftet — ich sehe die Spitzen der Mädelegabel zu mir herüber winken. Überallhin folgen sie mir. Ich kann es nicht mehr ertragen — dieses Leben!“ rief er heiser. Bruno schwieg, er sah den seltsamen Glanz in den Augen des Bruders und die verzerrten Züge. „Hast du Schmerzen?“ fragte er. „Nein.“ „Was fehlt dir?“ „Heimwehr hab ich! Du weißt nicht, wie das quälen kann.“ „Du hast deine Frau verlassen?“ Otto schwieg; er wich dem Blick des Bruders aus. „Rede doch!“ „Ja, ich bin weggelaufen — ganz

an meiner Arbeit drüben. Sie liegt mir nicht!“ „Weiß deine Frau, wo du bist?“ „ich hab ihr nichts gesagt, aber sie ahnt es wohl.“ „Was wirst du tun?“ „Ich weiß es nicht. Hilf mir, Bruno!“ „Ich kann dir nur helfen, wenn du tust, was ich dir sage. Wir sind beide Falkenhofer. Weißt du, was das heißt? Wir stammen aus einem Geschlecht, wo das gegebene Wort geachtet wird! Die Pflicht steht an erster Stelle. Du hast das damals vergessen — und heut willst du wieder denselben Weg gehen? Wenn du willst

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Volksbote
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Page 5 of 12
Date: 28.02.1974
Physical description: 12
sam meln. Um 1 kg Pollen zu sammeln müßte eine Biene 50.000- bis öO.OOOmal ausfliegen. |edc Biene fliegt durch schnittlich 20- bis 25mal (bei gutem Wetter auch bis 50mal) aus, kann also täglich nur rund dreiviertel Gramm ein tragen, wobei sie bei Weißklee 585 Blii- Der Sommer hing glühend im Laub, und der Wind wanderte flatternd durch das Geäst der Erlen. Zwei junge, glück liche Menschenkinder schritten übers Land. Sie wuren Brüder. Heinrich war der ältere, Bruno der jüngere. Obwohl nicht gleichen

als Gesellen. Auch Bruno fand eine Stelle. Nahe den riesigen Stahlwerken und Hochöfen der Großstadt stand noch eine alte Werkzeugschmiede. Darin bekam Bruno Arbeit. Es gab viel Überstunden in der Schmiede. Im frühen Morgengrauen hob schon die Arbeit an, und an den Aben den schied die Sonne manchmal zu früh, bevor der Tag endete. ten anfliegen muß (auf Obstblüten und pollenreichen Blüten 50 bis 100). Ein Bienenvolk mit nur 25.000 bis 30.000 Bienen braucht zwei Tage, um 1 kg Pollen zu sammeln. Dabei lebt

und durch die Blumenstaubübertragung zur Samenbil dung geeignet werden, wobei für den Imker noch nichts übrig geblieben ist. Zirka 200 kg Nektar (bis zu 60% Was ser, das für die Zubereitung des Futters für die Brut notwendig ist) muß ein Bienenvolk eintragen, damit dem Imker 10 bis 20 kg Honig übrigbleiben. Falls das Wetter ungünstig, das Volk Bruno fand nichts besonderes dabei. Es war ja auch im Hause des Vaters so gehalten worden. Doch die Nähe der großen Werke forderte zu Vergleichen heraus. An Feiertagen, wenn er mit Arbeitern

aus den großen Werkstätten zusammenkam, spöttelten diese, daß er um den gleichen Lohn fast doppelt so schwer arbeite wie sie. Bruno sann in stillen Nachtstunden darüber nach. Wo zu sollte er sich plagen von früh bis spät, wenn dort der Verdienst viel müheloser war? Von nun an arbeitete er langsam und mürrischer. Vor kurzem hatte eine der Werkstät ten größere Aufträge erhalten, neue Ar beiter wurden aufgenommen. Ein klei ner Zwischenfall gab Bruno Anlaß, sich mit dem Meister zu entzweien. Eine Woche später

schon trat er als Arbeiter in das Eisenwerk ein. Wohl wurde jetzt die Arbeit weniger schwer und auch kürzer, aber er fühlte sich nicht wohler dabei, ln den freien Stunden lernte er Trunk und Karten kennen. Sein Gemüt stumpfte ab gegen bessere Regungen, und die Arbeit, die ihn früher kräftig und gesund erhalten hatte, wurde ihm zur Last. Nicht lange danach ließen die Arbeits aufträge nach, und die zuletzt Aufge nommenen, darunter auch Bruno, wur den entlassen. Aber er kehrte nicht mehr

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Volksbote
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Page 23 of 28
Date: 09.04.1992
Physical description: 28
Der Chemiker, Önoloee, Botaniker und Tierfreund - beruflich und privat Bruno Weger - 40 Jahre Direktor der Weinkost Bruno Weger, Bozner und Doktor der Chemie, in allen Weinbauländern als erstrangiger Experte für die Beur teilung der Weine bekannt, hat in 45 Jahren beruflicher Arbeit eine ganze Menge Ehrungen und Dankesbezeu gungen erhalten. Mit.der heurigen 70. Bozner Weinkost kommt nun eine neue hinzu: Der Vorsitzende ihres Or ganisationsausschusses, Robert v. Fioreschy, Präsident der Bozner

Han delskammer, spricht dem önologen Bruno Weger öffentlich seinen Dank aus für die Verdienste um die Veran staltung, die er zum 40. Mal als Direk tor kompetent und zuverlässig leitet. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Organisationskomitees dankt Bruno Weger der gesamten Südtiroler Weinwirtschaft, die ja in der Bozner Weinkost eine ihrer stärksten Säulen sieht. Am Weinbau und an der Weinberei tung war Bruno Weger vom Beginn seines akademischen Strebens an in teressiert. Für ihn ist die Rebe

Betrieb mit Emsigkeit tätig. Sein 1949 in Bozen gegründetes La boratorium nimmt im Gefüge unserer Weinwirtschaft seit langem eine wichtige Rolle ein. Bruno Weger ist mit seinen Mitarbeitern auf Weinana lysen spezialisiert und ist befugt, Zer tifikate auszustellen, in denen es um die Echtheit oder Unechtheit von un tersuchten Produkten geht. Eine Ar beit, die eine Menge Verantwortung enthält, denn die Gesetze im Bereich der Nahrungsmittelerzeugung sind sehr streng, besonders in Italien

. Die vielen Singvö gel finden in einem zierlichen Futter häuschen am Rande der Terrasse täg lich neue Leckerbissen, gespendet von Dr. Weger. Die Freude am Gedei hen der exotischen Pflanzen und der Bruno Weger in seinem Laboratorium in der Bozner Wangergasse. angesiedelten Tiere ist für den 75jäh- rigen zugleich eine Zerstreuung und Abwehr gegen trübe Stunden und Ge danken. Ein Miniteich im Garten des Hauses ist zur Heimat munterer Schildkröten geworden. Es sind nicht zwei oder drei, sondern rund

Farbkarpfen in verschiedenfarbigem Kleid. „In ihrer Heimat werden sie Koi genannt“, erklärt Bruno Weger. „Sie sind als Fischart vor allem des wegen interessant, weil sie ihren Nachwuchs lebend gebären und nicht laichen, wie es die meisten Fischgat tungen tun.“ Das alles kann man bei einem Be such im Hause Dr. Wegers lernen. Und dazu noch eine tiefgründige Weisheit: die vom Wert der Liebe zur Natur. Wäre der größere Teil der Mensch heit so wie er, dann wäre nicht nur sein Haus, sondern die ganze Welt

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Volksbote
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Page 5 of 16
Date: 25.09.1980
Physical description: 16
schon seilt. Aber den Fal kenhof hat er gar nicht in den Pranken. Der Hof gehört seiner Tochter. Weißt du denn nicht, daß die beiden beim Notar waren und den Hof auf Wally überschreiben ließen'? Und warum hat die Wally so gehandelt? Deinetwegen. Bruno! Täusch dich nicht: die Tochter denkt ganz anders als der Vater! Das zeigt sich in vielen Dingen, und der Fallmüller laßt sich nicht mehr sehen im Falkenhof. Und am Abend brennt unter den Bäumen wieder das Armesee lenlicht —“ Bruno schwieg und grübelte

. Ich will dir noch etwas sagen, Bruno. Die Fallmüller-Wally wird den Plan ih res Vaters durchkreuzen! Und ich weiß noch mehr: die Wally liebt dich!“ Bruno wollte aufsteheu, aber der Jä ger hielt ihn zurück. „Lauf jetzt nicht gleich davon, Bru no! Denk darüber nach. Das ist der Ausweg; du kannst den Falkenliof jeder zeit haben, wenn du nur willst.“ „Laß nur, Robert. Ich weiß das. Aber ich muß mich erst selbst überwinden, ehe ich das tun kann.“ Sie standen auf, drückten sich die Hände und trennten sich. Bruno lief quer

über ein Hochmoor auf die Schön buchalm zu. Auf halbem Weg dorthin traf er Lu- zic. Sie erzählte ihm gleich, daß die beiden Studenten in der Kreuzalphütte schon wieder ganz munter wären; sie hätten den Ellern, um sie nicht zu er schrecken, nichts über das Erlebnis ge schrieben. Aber sie wollten ihren Retter sehen — den Fulken-ßruno. „Es war doch auch der Geyer-Eranz dabei“, sagte Bruno. „Warum spricht niemand von ihm? Alle reden nur im mer von mir. Und was bin ich schon?“ fuhr er düster fort. „Ich hab nicht mal

den Falkenhof beschützen können -r- obwohl ich es dem sterbenden Vater in die Flanil versprochen hab. So ist das, Luzie. Das ist dein Alpenkönig!“ Sie gingen über das Hochmoor, durch das, eine Riegeibriicke führte. In den Tannen rauschte leise, der Wind. „Ich weiß. Bruno, du suchst nach einem Auswög. Du kennst ihn auch, aber du magst ihn nicht gehen. Aber ich sage dir, daß du ihn gehen mußt!“ „Luzie, du meinst doch nicht —“ „Ja, ich meine den einzigen Weg, der dich zum Falkenliof führt. Oder glaubst du etwa

, ich hätte nicht längst alles Uber diese Dinge gehört? Ich weiß al les. Bruno. Ich weiß um deine Not. Geh den Weg zum Falkenhof, Bruno! Du mußt es tun!“ Er schaute sie erschüttert an. „Das sagst du, Luzie '— gerade du?“ Sie war dem Weinen nahe, aber mit wunderbarer Kraft beherrschte sie sich und schaute ihn fest an. „Dann verlier ich dein goldenes Herz, Luzie — das weißt du doch!“ „Nein, das ist nicht wahr. Es kommt doch darauf an, daß wir beide im Le ben glücklich werden können. Wenn der Falkenhof

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Volksbote
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Page 8 of 16
Date: 26.06.1980
Physical description: 16
. Es ist nun einmal so: dein Bruder, der Otto, wird den Hof übernehmen. Da bleibt halt für dich nur noch die alte Säge übrig. Ich kann dir sonst nichts geben.“ Nun war es heraus, was ihn bedrück te. Er hob den Blick und schaute sei nem Sohn ins Gesicht, um die Wirkung seiner Worte zu erkennen. Aber Bruno zeigte keinerlei Unzufrie denheit; im Gegenteil — sein Gesicht hellte sich auf. • „Damit würdest du mir nur einen gro ßen Wunsch erfüllen, Vater. Ich habe an der kleinen Säge mehr Freude, als du glaubst, und ich möchte

mich nicht von ihr trennen.“ „Dann ist’s ja gut!“ sagte der Alte aufatmend. „Ich werde dich morgen ins Testament eintragen als Erbe meiner Talsäge.“ Darauf stand er auf und knöpfte die Joppe zu. Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr zwischen ihnen. „Ich begleit dich heim, Vater; es ist finster, und der Weg ist schlecht“, sagte Bruno und machte sich fertig. Schweigend gingen sie durch die Nacht. Die Straße war überschwemmt, und unter dem Wasser lag eine schlüp- ferige Eiskruste. Der Sturm fiel

die bei den an, so daß sie sich seiner Wucht entgegenstemmen mußten. Bruno hielt es für geraten, den alten Vater am Arm zu nehmen und zu führen. „Morgen auf den Abend will die Jun ge mit dem Brautvater kommen, damit die Hochzeit- auf dem Falkenhof ge macht wird“, begann der Alte plötzlich. „Es war mir schon recht, wenn du mit dabei wärst.“ „Wenn du es willst, Vater, dann bin ich dabei." „Und schau dir dir Martha etwas nä her an.“ „loh kenne sie schon, Vater.“ „Und? Was sagst du?“ „Ich würde mir eine Falkenhoferin et was anders vorstellen

. Ich fürchte, sie hat es nicht so sehr mit der Arbeit." „Glaubst du? Das wäre schlimm!" „Aber wir werden nichts daran än dern können, Vater. Der Otto hat sie sich erwählt. Die Hauptsache ist, daß sic gut miteinander auskommen. Das wenigstens wollen wir hoffen.“ „Ja, Bub — hoffen wir es!“ Bruno führte seinen Vater bis ans Haus, das dunkel und still in der Nacht lag. In keinem Fenster sah man mehr Licht; alle waren schon zu Bett gegan gen. Als sich die Haustür hinter dem Va ter geschlossen

hatte und in der Stube das Licht aufflammte, kehrte Bruno um und ging wieder auf die Säge zu. Oft wandte er heute den Blick zu rück und hinauf zu dem alten, väterli chen Hof, hinter dem sich das Felsmas siv der Mädelegabel auftürmte wie ein finsteres, drohendes Wettergewölk. 'Der Sturm rauschte durch das Geäst der al ten Ahombäume, die um ein großes Feldkreuz auf ragten. Ein Ausdruck grübelnder Nachdenk lichkeit überschattete das Gesicht des jungen Falkenhofers. Er wußte nicht, was ihn auf einmal so düster stimmte

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Volksbote
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Page 6 of 15
Date: 17.07.1980
Physical description: 15
der Di- özesanpatronc um gedeihliche Witte rung abgehalfen. Außerordentlich vièle Gläubige beteiligten sich' am' Bjttamt im Dom, das DOmdekan Dr. Oberhofer zelebrierte und noch mehr dann an der Prozession —es dürften mehr uls dreitausend Gläubige gewe sen sein — sowohl aus den Dörfern der Umgebung als auch aus der Stadt. Im Unterschied zu den Kas siansprozessionen gab es keine Neu gierige entlang des Prozessionsweges, der vom Domplatz durch die Bruno- gasse. die Runggadgasse. die Kassian straße

schwarze Wolken über den Himmel. Sie verdeckten zuweilen den Mond, der über den Bergen stand, und dann wur de es immer ganz dunkel. Erst als Bruno an dem Kreuzweg stand, wo eine Straße rechts zum Fal kenhof, eine andere links zum Hof des Fallmüllers hinaufführte, wunderte er sich über sein sinnloses Laufen. Was wollte er jetzt noch in der Nacht im Falkenhof? Dort lagen die Leute ja längst in den Betten; kein Licht war mehr zu sehen. Nur droben' beim Fall müller waren noch ein paar Fenster be leuchtet

auf und wollte an ihm vorbeilaufen. „Wallyf“ rief er. Sie hatte ihn anscheinend gar nicht bemerkt, denn sie schrak bei seinem An ruf heftig zusammen. „Du brauchst dich nicht fürchten!“ fuhr Bruno schnell fort und näherte sich ihr. „Ich bin’s — der Bruno, Ist etwas passiert, daß du mitten in der Nacht ins Dorf läufst?“ „Ich muß Hilfe holen: ein Rind ist im Kalben, aber es dauert schon bald zwei Stunden, und es geht nicht vor wärts.“ Aufgeregt eilte sie weiter. Einen Augenblick zögerte er. Was geht mich der Fallmüller

. „Der Bruno!" sagte er nur. Aus seiner Erfahrung mit Tieren her aus erkannte Bruno sofort, was zu tun war. Er warf die Joppe ub und krempel te die Hemdsärmel auf. Mit knappen Worten sagte er dem Fallmüller, was er an Hilfeleistung beizutragen hatte. Alles andere tat er selbst — und zwar so überlegt und geschickt, daß nach kaum zehn Minuten im Stall des Fallmüllers ein neugeborenes Kalb blökte. Während sich der Fällmüller noch weiter um das Rind und das Kalb küm merte. stand Bruno über einen Wasser eimer

gebeugt und wusch sich die Hän de. Es war eine schwere Arbeit gewesen, aber er konnte mit Tieren umgehen wie kaum ein anderer im Dorf. Auf die Wand vor ihm fiel ein Schat ten einer vierschrötigen Gestalt. Da wußte er, daß der Fallmüller hinter ihm stand. Bruno wandte sich um und be gegnete einem verschlagenem Blick, der lauernd auf ihn gerichtet war. „Was kostet’s. Bruno?“ „Nichts. Es war nioht mehr wie recht.“ „Ein gutes Trinkgeld ist die Arbeit schon wert.“ , Der Fallmüller fuhr mit der Hand

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Page 5 of 24
Date: 03.07.1980
Physical description: 24
by Rosenheimer Verlagshaus Alfred Förg - Rosenheim 3 Bruno öffnete das Fenster und schau te hinab. Ein Bauer stand dort unten mit einem prächtigen Oohsengespann an einem mit Baumstämmen vollbelade- nen Bodenschlitten. Das war der Fall müller, der sowohl durch seine Ochsen bekannt war, die immer die schönsten und stärksten des Dorfes waren, als auch durch seinen Geiz und Reichtum. Niemand wollte mit diesem Mann gern etwas zu tun haben, denn er war von ei ner beispiellosen Derbheit und Verschla genheit

. Man konnte zu seinem Opfer werden, noch ehe man Stellung gegen ihn bezogen hatte. Schon die Art, wie er jetzt laut und ungeduldig den jungen Falkenhofer herausrief, verriet sein über aus selbstbewußtes und rechthaberi sches Wesen. Bruno kannte den Fallmüi- 1er und sein Hauswesen gut. Sein Hof lag dem Falkenhof direkt gegenüber, ge trennt von ihm durch eine tiefe Mulde, durch die eine Straße führte. Beide Ho le lagen abseits vom Dorf und waren Einödhöfe, deren Grundstücke sich rings um das Haus erstrecken

— und beide waren Witwer geblieben. Wäh rend es jedoch auf dem Falkenhof zwei Söhne gab, hatte der Fallmüllev nur eine einzige Tochter. Sie war ein paar lahre jünger als Bruno: sie waren noch zusammen in die Schule gegangen. Und während der Falkenhofer durch Nach lassen seiner Kräfte zitr Übergabe des Hofes gezwungen wurde, hatte der Fall- nuillcr immer noch eine eiserne Kraft und Gesundheit, als hätten die Gesetze der Vergänglichkeit überhaupt keine Ge walt über ihn. Bruno stieg die Treppe hinab, trat

auf den Hof hinaus und half dem Mann dabei, die entrindeten Baumstäm me vom Schlitten zu rollen. „Zweizöllig schneiden!“ ordnete der Fallmüller an. „Und übermorgen möcht ich die Bretter abholen. Geht das?“ „Wenn das Wetter so bleibt, geht es“, entgegnete Bruno und zeichnete mit ei nem Rötel die Baumstämme an. „Ist es richtig, daß dein Bruder bald heiratet?“ fragte er unvermittelt. „Ja, es ist richtig.“ „Die vom Ostrachtal?“ Der Fallmüller machte eine Bewe gung zu seinen Ochsen hin — aber er wandte

sich noch einmal zu Bruno her um. „Wenn man weit greift und nicht weiß, wohin man greift, dann greift man gewöhnlich in Dreck, Bruno!“ sag te er in seiner derben Art. „Was willst du damit sagen?“ „Wie - du’s verstanden hast! B’hül dich Gott! Also bis übermorgen!“ Er ergriff das Leilseil und schlug damit die Ochsen über den Rücken. „Hü!“ Bruno schaute dem Gefährt nach und folgte mit dem Blick in tiefen Rinnen, die die Schlittenkufen in den Schnee- matsch zogen. Die Rede des Fallmüller wollte ihm nicht gefallen

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Page 6 of 16
Date: 16.10.1980
Physical description: 16
oft täuschend echtes Getreide aus, dessen Früchte aber die Menschen verdürben hinter! Er behauptet, ich wildere. Neu lich hat er mir vorgeworfen, ich hätte seine Gemsen aufgescheucht und in den Staatswald gejagt.“ Der Geyer-Franz lachte, daß ihm die Augen tränten. Und Bruno lachte mit. „Wenn ich schon einmal gewildert hab, dann ging's vielleicht um einen Fuchs oder sonstiges Raubzeug“, sagte der Franz. „Aber dem Edelwild kann ich nichts tun." „Sie können dir das Haus nicht neh men, Franz

— aber du kannst es ihnen verkaufen.“ „Sie haben mir auch Geld geboten — viel Geld!“ „Na also! Warum gibst du es dann nicht her?“ „Nicht uni die Welt!“ Bruno schüttelte sinnend den Kopf. „Franz, das war falsch!“ sagte er dann. „Dein Haus ist doch nichts mehr wert. Wenn man dir schon so viel Geld dafür bietet, dann verkauf es doch ru hig.“ „Wo soll ich denn hingehen?“ „Zu uns ins Dorf sollst du kommen. Du wirst auch einmal alt, und dann brauchst du die Menschen, wenn du nicht verenden willst wie ein Hund

. Jetzt kannst du noch arbeiten...“ „Wer will mich denn schon?“ erwi derte der Geyer-Franz zögernd. „Ich“, sagte Bruno. „Du?“ „Warum denn nicht? Du kannst mir » hier "in'der Säge helfen oder auf dem Hof, Und wir beide werden wieder zu sammen ausrücken in die Berge, wenn Alarm gegeben wird —“ Der Geyer-Franz schwieg. „Wenn du es willst, dann red ich mit in Weißenbach bei Luttach Das neue Volksschulgebäude, in dem auch der Kindergarten tintergebracht ist, verursachte Kosten von 430 Millionen Lire. Repr

Meereshöhe) ist auch .wegen sei nes gepflegten Friedhofes bekannt, der in der Tat einmalig ist. Die Agneskirche in Lappach meiner Frau“, fuhr Bruno fort. „Du be kommst eine Kammer und ein Bett und du hast dein Essen —“ . Da legte der Franz plötzlich die Hand auf seinen Arm. „Warum tust du das?“ „Weil ich dich brauch — nicht zur Arbeit, sondern auch in Bergnot —“ „Nein — sondern weil du gut bist. Ja, ich will zu dir kommen.“ Bruno streckte ihm die Hand hin, und der Geyer-Franz schlug

ein. „Ich werde selbst mit dem Jäger- Barthl sprechen“, sagte Bruno. „Sie sol len dir dein Haus gut bezahlen!“ Es dämmerte. Der Geyer-Franz war schon vor einiger Zeit fortgegangen. Bruno stand am Fenster und schaute hinaus in den Abend. Er dachte über den menschenscheuen Sonderling nach. Er hatte es erlebt, mit welcher Kraft und Geschicklichkeit der Geyer-Franz im Fels kletterte — damals als sie zu sammen die jungen Bergsteiger bei wü tendem Schneesturm aus der Rinne ge holt halten Das Gefühl, dem Geyer-Franz helfen

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Page 6 of 16
Date: 24.07.1980
Physical description: 16
ein ganz eigenartiges Bild; es stellte einen Wald dar. Am merkwürdigsten daran war, daß das Bild von vielen Strichen durchzogen wurde, die alle in einem roten Punkt zusammenliefen, und über dem Punkt war ein kleines Kreuz eingezeichnet. Bruno konnte sieh nicht denken, was diese Darstellung zu bedeuten hatte. Es war kein Zweifel, daß der Geyer-Franz dieses Bild selbst verfertigt hatte, und daß es einem ganz bestimmten Zweck diente. Aber welchem? Während Bruno noch darüber nach- grübelte, ging

• die Seitentür auf und herein kam der Geyer-Franz. Auf sei nem rechten Arm trug er ein Ziegen- kitzchen, das an einem der Vorderfüße einen Verband trug. Vorsichtig legte er das Tier in eine mit Heu ausgelegte Kiste. Dann erst kümmerte er sieh um den Gast und betrachtete ihn eine Weile mit Mißtrauen. Es war auch für Bruno schwer, ein einleitendes Wort zu finden. „Was fehlt denn dem Kitz?“ fragte er schließlich. „Es hat den Fuß gebrochen. Über eine Wand ist es abgestürzt.“ „Laß sehen!“ „Kannst du helfen

?" „Vielleicht.“ Zögernd nahm der Geycr-Franz das Tier aus der Kiste, hob cs auf sienen Arm und kam heran. Bruno löste den Verband und befühl te eine Weile den Bruch; und da mach te er plötzlich einen raschen Griff und richtete den Knochen ein. Das Tier mek- kerte jammernd auf und wollte davon, aber der Geyer-Franz hielt es fest. Bru no fertigte nun aus einem Stück Holz eine Schiene an und band den Fuß des Kitzchens fest ein. Als die Prozedur beendet war, trug er es auf das Lager zurück und streichelte

das zottige Fell. Das gefiel dem Gever-Franz. „Vergelt's Gott!“ sagte er. Bruno winkte ab. Sein Blick wandel te wieder zu dem seltsamen Bild an der Wand. „Was soll denn das bedeuten?“ fragte er. Der Mann wurde sichtlich verlegen. „Wald“, antwortete er. „Und das Kreuz?“ „Da hab ich meinen Vater gefunden!“ „Ach!“ letzt ging Bruno ein Licht auf. „Was soll es damit?“ Der Gever-Franz schwieg. „Suchst du immer noch nach dem Täter?“ „Solange ich lebe. Ich habe es ge schworen!“ „Und dabei wirst du zu einem wilden

Mann, Franz! Laß es doch! Was kann es auch für einen Sinn haben? Dein Vater hat doch gewildert.“ Da funkelten die Augen des Mannes unheimlich. „Man hat ihn angeschossen und ein fach verrecken lassen! Das will ich rächen!“ „An weni?“ „An dem Mörder.“ „Den wirst du nie finden.“ Laß es also! Der Geyer-Franz schwieg. Bruno wandte sich zum Gehen; er warf einen Blick auf das Kitz. „Wenn der Fuß anschwillt, dann mußt du kühle Umschläge machen“, sag te er. „Vergelt's Gott!“ wiederholte dev Gever-Franz

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Page 6 of 16
Date: 18.09.1980
Physical description: 16
!“ Bruno überlegte, daß der Mann ihm gewiß beistehen könnte. Er war in den Bergen aufgewachsen und wußte über all gut Bescheid. Man erzählte auch, daß er ohne Sicherung schon über den Kargrat der Großen Wilden gelaufen sei. „Komm!“ sagte Bruno, und der Gey er-Franz schloß sich ihm an. Schweigend stiegen sie hintereinander zur Kreuzalpspitze hinauf. Zwei Touristen waren in Bergnot ge raten. Sie waren am frühen Morgen trotz Warnung durch Richard von der Kreuzalphütte zum Hohen Licht aufge stiegen

ihn und wollte ebenfalls wis sen. was man im Dorf gehört hätte. Aber dort wußte man nichts; es war noch keiner zurückgekehrt. „Ist der Falkcn-Bruno mit dabei?“ fragte Wally. Man hat ihn daheim nicht gefunden, aber man nimmt an, daß er aufgestiegen ist, denn sonst wäre er ja zurückgekehrt." Und droben in der Kreuzalphiitte schürte Luzie das Feuer, damit die Stu be warm war, wenn die Trupps zurück kehrten i Aber es war schon nach Mitternacht, als endlich die ersten erschöpft, eintra fen. Sie waren in den mächtigen Verwe

hungen steckengebliebcn und hatten um kehren müssen. Andere, die später anka men, wollten gesehen haben, daß zwei Lichter hoch droben am Gewänd her- umgegeisterl hätten. Auch Richard hatte diese Lichter gesehen. „Sie sind es!“ rief eine Stimme. „Wer?“ „Die Vermißten! Sie finden keinen Weg — und man kann vorerst nicht an sie heran.“ Richard schüttelte zweifelnd den Kopf. „Das ist der Falken-Bruno“, sagte er. „Und der zweite?“ Darauf wußte niemand eine Antwort. Schließlich waren alle Teilnehmer

der Rettungstrupps in der Hütte beisam men. Nur der Falken-Bruno war nicht da. „Und wer war sein Begleiter?“ Die Antwort auf diese Frage erhielt man erst in den Morgenstunden, als das Gewölk aufbrach und ein frostiger Wind an den Fenstern vorbeistrich. Noch einmal wollten die Burschen beim ersten Tugeslicht aufbrechcn, und sie fingen eben an, sich dafür zu rüsten, als vor der Hütte plötzlich Schritte stampften — und dann wurde die Tür aufgestoßen. Bruno brachte den ersten Vermißten; er trug den Erschöpften

auf den Schul tern. Hinter ihm betrat noch ein Mann die Stube, der mit wild flackerndem Blick in das Licht starrte; er trug den zwei ten Vermißten. Es war der Geyer-Franz. Doch keiner von den Männern gab dem Erstaunen über das unvermutete Auftauchen des Sonderlings Ausdruck; man kümmerte sich zuerst um die bei den Geretteten. Luzie flößte ihnen hei ßen Grog ein, und als sie sich ein wenig erholt hatten, wurden sie zu Bett gebracht. Auch Bruno und der Geyer-Franz wa ren arg mitgenommen; sie saßen schwei gend

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Page 5 of 24
Date: 02.10.1980
Physical description: 24
, und sein ganzer Haß entlud sich in diesem Augenblick auf den Bruno. Sei ne Erregung steigerte seine Kräfte so sehr,'daß Bruno sich von dem klam mernden Griff nicht so schnell befreien konnte. Sie stürzten zu Boden und ran gen keuchend miteinander. Bald aber wirkte sich Brunos stärkere Kraft aus; es gelang ihm, den Würge griff des Wütenden zu brechen. Er warf sich auf ihn, bog ihm die Arme zur Seite und hielt ihn mit eiserner Kraft am Boden nieder. Mit schmerzverzerrtem Gesicht Ver suchte sich der Bezwungene

noch im mer zu wehren Geifernder Schaum trat auf seine Lippen, und die zerzausten Haare hingen ihm wirr über die Stirn; er bot einen schreckenerregenden An blick. Bruno hatte ihn jetzt ganz in der Gewalt. Er starrte ihm scharf in die irre flackernden Augen. „Franz! Erkennst du mich nicht?“ rief er heiser. ' • Jetzt brach der Widerstand des wil den Burschen zusammen. Seine Mus keln erschlafften, und aus seiner Kehle drang ein wimmernder Laut. Da ließ Bruno von ihm ab. Er stand auf, nahm den Stutzen

an sich und entlud ihn. Der Geyer-Franz rührte sich nicht. „Steh auf, Franz!“ sagte Bruno. Langsam gehorchte der Franz, und dann stand er gebeugt und erschöpft da. „Komm!“ befahl Bruno. Sie brachen auf und gingen auf die Hütte unter dem .Kleinen Wilden’ zu. Kein Wort wurde gesprochen. „Wirst du mich anzeigen?“ fragte der Geyer-Franz plötzlich. „Nein“, erwiderte Bruno ernst. „Aber man wird dich ins Irrenhaus sperren müssen, wenn du von deinem Wahn nicht läßt. Mach dich frei davon!“ „Ins Irrenhaus?“ stammelte

der Gey er-Franz. In seinem entsetzten Gesicht -war deutlich die Wirkung zu erkennen, die Bruno mit seinen warnenden Worten erwirken wollte. „Was heut geschehen ist“, fuhr Bruno fort, „weiß niemand im Tal, und es wird auch niemand jemals davon erfah ren — wenn du mir in die Hand ver spricht, nie wieder so etwas Unsinniges zu tun.“ Der Geyer-Franz antwortete nicht, und sie kamen nun zur Hütte. „Versprich' es mir, Franz!“ sagte Bru no beschwörend. „Oder willst du zum Mörder werden? Denk an deine Mut ter

!“ Der Geyer-Franz stand mit gesenktem Kopf da. Dann ergriff er plötzlich Bru nos dargebotene Hand. „Ich verspreche cs dir", stieß er her vor. Eine Weile blieb Bruno noch in der Hütte. Er ließ sich die Ziegen zeigen und auch das Kitz, das dampls den Fuß gebrochen hatte. .„Ich dank dir halt!“ sagte der Geyer-Franz schließlich, als Bruno das Haus verließ. „Wir steigen wieder einmal zusam men in die Wand, Franz, wenn das Notsignal ruft. Willst du?“ „Ja, ich will. Dir gehorcht jeder — auch der Berg. Alles hört

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Page 5 of 16
Date: 11.09.1980
Physical description: 16
, und seine Arme streckten sich Bruno hilflos entgegen. Vorsichtig befreite Bruno ihn aus sei ner Lage und hielt ihn in seinen Armen aufrecht. „Robert!“ Der junge Jäger stöhnte tief auf und klammerte sich an ihn. „Bruno!" Wortlos hielten sie sioh einen Mo ment lang umfangen, und jeder spürte den Herzschlag des anderen. „Ich will leben“, sagte Robert leise. „Du wirst leben“, erwiderte Bruno be wegt. Er verband den Verletzten notdürftig und bettete ihn dann sanft auf das Ge stein. Er selbst mußte

jetzt wieder em- porklettem und Haken in den Fels schlagen. Und dieses Hämmern hörte man hin auf bis zum Schluchtrand. Befreit atme ten die Wartenden dort oben auf, wie erlöst aus einem lähmenden Bann. Es war so lange still gewesen in der Tiefe. Beklommen hatten sie sich angeschaut — ergriffen von der Angst, daß auch Bruno abgestürzt sein könnte. Nachdem dann das Klopfen aufge hört hatte, spürten sie schließlich das er wartete Seilzeichen: mit vereinten Kräf ten zogen die Männer an und holten das Seil ein — langsam

, Stück für Stück. Und dann war endlich das Werk voll bracht. Den Freund auf den Schultern tragend, stieg- der Falkcn-Bruno über den Schluchtrand. Schweigend schritt er zur Bahre und legte Robert vorsichtig darauf nieder. Richard kümmerte sich sofort um den Verletzten und flößte ihm ein Stär kungsmittel ein; Kurt half ihm dabei. Gesprochen wurde kein Wort. Während die Männer im Kreis um die Bahre standen, ging Bruno zur Seite, um nach der ungeheuerlichen Anstren gung Ruhe zu finden. Er war froh

, daß niemand ihn jetzt mit unnützen Fragen belästigte. Da fühlte er plötzlich eine Hand auf seinem Arm. „Alpenkönig!“ sagte eine sanfte Stim me. „\yie kann ich Ihnen danken?“ Es war Luise. Bruno schüttelte den Kopf. „Danken Sie nicht mir — danken Sie Gott, daß Robert noch lebt!“ Er schaute zur Bahre hinüber, und er sah auf der Brust des Freundes das Edelweiß schimmern. Da ließ er Luise stehen und ging zur Bahre. Er nahm die Blumen an sich und kehrte zu dem Mädchen zurück. „Hier, nehmen Sie das Edelweiß

für die kühne Ret- tüngstat des Falken-Bruno begeistert. Im mer wieder mußte dieser für den Leichtsinn unerfahrener Menschen sein Leben einsetzen: wie oft war er schon alarmiert worden, wenn der ßergtod zu schlagen wollte. Daran dachte der Jäger-Barthl wieder, als er eines Tages zur Säge ging. Er trat an das geöffnete Tor, und winkte Bruno aus dem Getöse der Ma schinen heraus. Bruno, der eben einen riesigen Baum in das Vollgatter geschoben hatte, kam zu Barthl herüber. „Was gibt’s, Barthl?“ fragte

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Page 5 of 16
Date: 23.10.1980
Physical description: 16
HEIMATROMAN VON ANDRE MAIROCK Copyright by Rosenheimer VerlagshauL Alfred Förg • Rosenheim 18 Bruno spürte, wie ihn Wally dabei an sah, aber er wagte es nicht, ihrem Blick zu begegnen. Er fürchtete, sie könnte durch seine Augen bis in die Tiefe sei ner Seele schauen, und dann müßte sie erkennen, daß dort immer noch ein Fun ken klomm, der eines Tages plötzlich auf flammen könnte. . Dann kam der Winter mit tiefem Schnee, mit scharfer Kälte, mit Rauh- frosi und Stürmen. Bruno stieg auf Skiern in die Wälder

— Spuk- und Gespenstergeschichten, an die die Vorfahren noch geglaubt hatten. Von den Wäldern herab hörte man das Bellen der Füchse. Manchmal wur de ein Büschel Heu ausgelegt. Dann pirschten sich die Hirsche heran — prächtige Tiere mit mächtigen Gewei hen. Der Hunger trieb sie bis an die Wohnstätten der Menschen. Abwechselnd gingen Bruno und der Franz über die Stiege zum Söllerfcnstcr hinauf, um zu sehen, ob nicht ein Not signal irgendwo aufleuchtete und die Menschen aus dem Tal zu Hilfe rief

, wenn dort oben der Bergtod drohte. In diesem Winter jedoch schienen die Men schen dem Unheil auszuweichen. „Hol mich, wenn was los ist!“ sagte Bruno zum Geyer-Franz, wenn er nach Einbruch der Dunkelheit noch ins Dorf ging, um eine Sitzung zu leiten oder sonstige Amtsgeschäfte zu erledigen. Dann schlich er hoch hinauf in die Kammer, küßte sein Kind auf die Stirn, das in seinem Bett früh eingeschlafen war, und rief seiner Wally ein liebes Wort zu, ehe er in die Nacht hinaus fuhr. Dann kam der Föhn

ihrer Nadeln. Aber draußen wütete der Föhn. Aus weiten Fernen tönte das Donnern der Lawinen. Bruno stand auf, ging zum Söllerfen ster hinauf und kam nach einer Weile zurück. „Es ist nichts“, sagte er. „Gott sei Dank“, erwiderte die Kar lin. Dann war es wieder still. Am Fenster sprang das Eis, und das klang so laut in die Stille, daß alle drei hinschauten. „Regen?“ fragte Wally. „Nein. Am Himmel sind die Sterne. Aber der Wind ist lau“, antwortete Bru no und schrieb weiter. Dann hörten sie vor dem Haus

ein Geräusch, als wäre ein Schlitten vorge fahren. Es konnte auch ein Mensch auf Schneeschuhen gewesen sein. „Na?“ sagte die alte Karlin. Sie lauschten alle drei gespannt. Dann wurde draußen an die Tür ge klopft. Karlin stand auf. „Ich geh schon, Karlin!“ sagte Bruno. „Bleib nur hier“, antwortete sie. Kariin ging hinaus und schob den Riegel zurück. Man hörte kaum spre chen. Waren es denn nur Frauenstim men? Als die Tür aufging, gab es eine gro ße Überraschung. Eine Frauengestalt in Skikleidung kam herein

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Page 5 of 16
Date: 21.08.1980
Physical description: 16
sie mühsam. „Der Pfarrer ist gerade bei ihm.“ „Weiß es der Otto?“ „Nein — aber ich will ihn jetzt wecken.“ „Geh, Karlin!“ Bruno wartete im Flur, bis der Pfar rer die Stube verließ. „Er wird die Nacht wohl kaum über leben“, sagte der Geistliche. „Er möchte mit dir sprechen, Bruno!“ Bruno kämpfte gegen die. Tränen, die ihm in die Augen treten wollten, und ging in die Krankenstube. Der Vater lag hochgebetlet da, weil er anders keine Luft mehr bekam. Sein Atem ging röchelnd, aber sein Blick ver riet

das volle Bewußtsein. Er tastete mühsam nach der Hand seines Sohnes. „Bruno — was macht die Säge?“ „Sie geht gut, Vater.“ „Ist das wahr? Freilich, du wirst es schaffen — ich weiß schon. Aber mit dem Falkenhof steht es schlecht — nicht mit dem Geld —. aber es fehlt an der Liebe und an der rechten Freud. Das ist schlimm!“ „So schlimm ist es nicht, Vater“, er widerte Bruno, um ihn zu beruhigen'. Aber der Alte schüttelte den Kopf. „Doch, es ist arg!" Er richtete sich jetzt mit unerwarteter Kraft

auf, und seine Stimme klang plötzlich klar und laut. „loh hab ein Leben lang hier gearbeitet. Vergiß wenigstens du es nicht, Bruno! Der Otto hat es schon vergessen.“ „Nein, Vater!“ „Hör mich an, Bruno! Dein Bruder ist zu schwach gegen sein Weib, ich weiß es schon lange. Aber jetzt muß ich fort. Bruno, sorg dafür, daß der Hof den Falken bleibt — daß er in keine fremden Hände kommt!“ Er keuchte schwer, und Bruno bekam Angst. „Reg dich nicht auf, Vater!“ bat er. Aber der Alte schüttelte unwillig den Kopf. Es ging

ja jetzt nicht um ihn, sondern um den Hof. „Versprich mir, daß du achtgeben willst auf den Hof, damit er nicht in fremde Hände kommt.“ „ja — ich verspreche es dir, Vater!“ „Schwör es mir!“ „ich schwöre es dir, Vater!“ „Beim Allmächtigen!“ „Beim Allmächtigen —“ „Amen!“ Der alte Mann sank erschöpft in die Kissen zurück. Auf seiner Stirn perlte der Schweiß, und sein Atem ging stoß weise und röchelnd. „Vater!“ Der alte Bauer schien nicht mehr auf ihn zu achten. „Gelobt — sei — jesus Christus!“ hauchte er. Bruno lief nach einem Tuch

, um den Schweiß vom Gesicht des Kranken zu trocknen. Aber als er wieder an das Bett trat, merkte er, daß etwas gesche hen war. Er schaute in das Gesicht des Vaters. , Die Augen waren groß und starr zur Decke gerichtet; die verfallenen Züge waren reglos und wie aus Wachs gemeißelt. Er sah in das Antlitz eines Toten. Bruno überwand das Schauergefühl vor der Majestät des Todes und erwies seinem Vater den letzten Liebesdienst, indem er ihm sanft die Augenlider zu drückte. Dann lief er hinaus in den Flur

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Page 5 of 16
Date: 16.10.1980
Physical description: 16
— wegen dem Peterle“, antwortete sie. „Warum steigst du nicht allein auf?“ Er schaute sie mit einem flackernden Blick an. Er konnte ihr nichts sagen von den heimlichen Gedanken, die sein Herz beunruhigten. Aber sie schien alles in seinen Augen zu lesen. „Geh doch, Bruno! Wer weiß, wie lange die Luzie noch auf der Kreuzalp- hütte ist. Ihr seid gute Freunde gewesen und Kameraden beim Skifahren und beim Klettern am Fels. Ich weiß nicht, warum -ihr beide heut einander aus dem Weg geht.“ - „Du weißt

, ich hab sie geliebt“, sagte er plötzlich. Sie sah ihn freimütig an. „Trotzdem könnt ihr euch doch be gegnen — oder nicht?“ „Weißt du denn, ob ich sie nicht viel leicht heut noch liebe?“ Jetzt blieb sie eine Weile still. „Ich kenn dich gut genug, Bruno“, sagte sie dann. „Und ich vertrau dir. Wenn du zur Kreuzalphütte gehen willst, dann sollst du ruhig gehen! Du mußt einmal herauskommen aus deiner Arbeit, aus dem täglichen Ärger mit den Menschen und Dingen. Du sollst dich wieder einmal freimachen vom All täglichen

! Ich kenne die Luzie gut genug, um zu wissen, daß sie die Ord nung achten wird. Geh also!“ Aber er ging nicht. Ein paar [ahre waren vergangen, seil im Falkcnhof ein Nachkomme cingetrof- fen war. Der kleine Peter sprang jetzt schon im Haus herum, und seine Stim me ertönte in allen Winkeln. Der Knecht hob ihn bisweilen auf den Riik- ken eines Pferdes, und dann durfte er ein Stück weit reiten. Bruno führte den blondhaarigen, rot backigen Buben oft an der Hand und ging mit ihm in freien Stunden

über die Fluren. Sie lauschten zusammen auf das Glucksen der Haselhühner, Bruno zeig te ihm das Wild; das von den Wäldern herabkam, oder er wies hinauf zum stei nernen Gewänd, wo man mit bloßem Auge ein Rudel Gemsen sehen konnte. Dann dachte Bruno zuweilen an Lu- zies Worte, die sie einst zu seiner Ermu tigung gesprochen hatte, um seinen Blick in die Zukunft zu lenken — in eine Zeit, da er seinen kleinen Sohn über die blühenden Wiesengründe füh ren würde. Ja, diese Zeit war nun da — aber sein Herz

me. Auch er war ein Sohn der Berge — der Sohn des Alpenkönigs. Bruno freute sich über diese kleinen Beobachtungen Der Peter sollte ein gan zer Kerl werden: er sollte ihm nachei fern und nachgeraten im Kampf mit dem Berg. > Bruno dachte daran nicht an die Ge fahren, die seinem Sohn drohen könn ten. Er freute sich über die Uner- ten. Er freute sich über die Uner schrockenheit des' Buben, der nicht ein mal vor dem schwersten Gewitter Angst hatte; mit vor Begeisterung flam menden Augen schaute er vom Fenster

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Page 4 of 12
Date: 16.01.1969
Physical description: 12
Sücftbifdjof Bruno non fötdjbetg ( 1250 - 1288 ) Einer der hervorragenden Kirchenfür sten des Mittelalters auf dem Thron des heiligen Kassian war Bruno von Kirch- berg. Durch jS lahre leitete er die Diö zese und entfaltete in diesen rund vier Jahrzehnten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine bedeutende Wirk samkeit. Er entstammte dem reichen Grafenge schlecht derer von Kirchberg, deren gleichnamige Burg an der unteren Il ler, bei Memmingen im Herzogtum Schwaben, aufragt. Der Vater

und Ragen, das später zu Bruneck geschlagen wurde. Um sie vor räuberischen Überfällen zu schüt zen, pflegte man sie damals — wir ste hen ja im Zeitalter des Raubrittertums — durch eine Burg zu schützen. Zwar besa ßen die Brixner Bischöfe einen Edelsitz in nächster Nähe, in Aufhofen, wo sie sich im Sommer öfter aufhielten, doch lag derselbe in der Ebene, war klein und konnte im Ernstfall nicht verteidigt wer den. Deshalb entschloß sich Bruno, ei nen festeren Stützpunkt in günstigerer Lage zu errichten

. Fliezu wählte er den Felsenbühel an der Südseite des heutigen Bruneck, der dann den Namen Schloß berg erhielt. Gleich beim Regierungsan tritt dürfte der Bischof mit dem Bau be gonnen haben. Doch wird die Burg 1256 Ztlfn'ersten Mal genannt. Dorthin wurde von Aufhofen das Wirtschaftsamt über tragen. Ebenso entstand in Bruneck ein Gerichtssitz. Durch die Errichtung einer Umfassungsmauer erhielt die Siedlung den Charakter einer Stadt, mit deren Gründung sich Bischof Bruno von Kirchberg ein dauerndes

Denkmal ge schaffen hat. In Brixen schloß sich die alte bischöf liche Residenz im Südwesten an die jetzige Frauenkirche an. Sie stand dem nach an der Stelle des heutigen Gerichts gebäudes, dessen gewaltige Mauern zum Teil auf jene Zeit zurückrcichcn. Dieser kleine Palast gehörte zum Dombezirk und bot wenig Raum für Erweiterungen und Befestigungen. Deshalb ließ Bischof Bruno im Südwestbezirk der Stadt eine neue Burg aufführen, eben die heutige Bischofsburg. Er versah sie mit Mauern und Türmen und umgab

sie an allen Sei ten mit einem Wassergraben, der im Osten und Süden heute noch teilweise erhalten ist. Über ihn führten einige Zug brücken. Vermutlich wurde auch mit diesem Bau gleich nach dem Regierungs antritt im lahre 1250 begonnen. Erwähnt wird die Burg im September 1268. als dort eine öffentliche Gerichtssitzung stattfand. Im Herbst 1265 schloß Bischof Bruno mit den beiden Brüdern, den Grafen Meinhard und Albert von Görz-Tirol, ein gegenseitiges Schutz- und Trutzbünd nis. Sie versprachen sieh gegenseitig

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Page 5 of 16
Date: 24.07.1980
Physical description: 16
mit abgeflachtem, weit herabreichendem Hach. Das war die Geißalpe, ein vielbe suchtes Wanderziel, denn hier fand num nicht nur ein Fleckchen Erde von einzigartiger Schönheit und wildromanti scher Art, sondern auch frohe Rast bei guter Bewirtung. Dafür sorgte ein ge mütlicher Senn. Vis dem Kamin stieg der Rauch ker- 'tigernde auf. Bruno, dem steinernen Gewänd und den Bergen nah, die er liebte und die emen geheimnisvollen Zauber auf ihn •lusiibten, fühlte plötzlich, wie alle be druckende Last von seiner Seele

! Und du wirst dabeisein, Lu zie — auf allen Gipfeln, wie sie da vor mir stehen! Das sind meine Freunde!“ Und dann holte Bruno tief Atem, und plötzlich erklang seine Stimme in einem langen Jodler. Immer höher stieg der Gesang, bis er in einem frohen lauch- zer endete. Und als er schwieg, antworteten die Berge mit einem vielstimmigen Echo. Luzie klatschle in die Hände. „Noch einmal! — bitte, noch ein mal!“ bat sie. Er tut ihr den Gefallen. Da ging drüben an der Hätte die Tür uuf. Ein paar Gäste traten vor das Haus

, um dem Frühiingsgraß dieses Bergbewohners zu lauschen. Auch sie spendeten laut Beifall, als der Sänger geendet hatte. Kaum hauen dann Bruno und Luzie ihren Weg zur Alm fortgesetzt, als hin ter ihnen ein lauter Zuruf ertönte. Jetzt merkten sie, daß ihnen ein wei teres Paar folgte; es war der junge Forstgehilfe Roben Haller, und in sei ner Begleitung befand sich Luzie, die Tochter des Zollinspektors. „Ich hab’s ja gewußt!“ rief der Jäger. „So jodelt nur einer im Allgäu — und das ist der Falken-Bruno!“ In gewandter

Form machte er darauf die beiden Mädchen miteinander be kannt, denn sie hatten sich noch nie gesehen; dann erst begrüßte er den Freund. „Wir hätten uns nicht besser verabre den können! Also auf zur Alm!“ Sie betraten die Hütte. An einem Tisch saßen ein paar Menschen beisam men — lauter fremde Gesichter — aber stg winkten ihnen freundlich zu. Der Senn war ein guter Bekannter von Bruno. Er brachte ihm auch gleich den Imbiß, von dem er wußte, daß er ihm schmecken würde. Bei fröhlicher Unterhaltung

wurde nun gezecht. Bruno war jedoch seltsam stumm geworden. Die Begegnung schien ihm nicht recht zu passen; das schienen alle zu fühlen, denn bald wurde er von diesem bald von jenem Nachbarn mit ei nem fragenden Blick bedacht. Schließlich nahm der Senn die Gitar re von der Wand und gab sie Bruno in die Hand. Aber der schüttelte ableh nend den Kopf. . „Heut nicht, Thomas!“ sagte er. Er wurde von allen Seiten darum ge beten und wollte doch nicht hören. „Geh, sing doch! Irgendein lustiges Lied!“ sagte

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Page 6 of 16
Date: 29.10.1980
Physical description: 16
“, erwiderte er. Er sirich sich mit dem Handrücken über die Stirn, als ob er aus einem Traum erwache. Seine Stim me klang beherrscht, als er zu ihr sag te: „Mein Bruder kehrt morgen zu sei ner Frau zurück. Er wollte es zuerst nicht, aber er hat schließlich eingese hen, daß man das Joch, unter dem wir alle gehen, nicht einfach abwerfen kann.“ Auch ihr war keine Gefühlsbewegung mehr anzumerken. „Grüß deine Frau von mir, Bruno“, sagte sie. „Und hüt deinen Peter. Er ist auch schon ein ungestümer Bursch

.“ „Wie sein Vater.“ Sie gaben sich die Hand. Als er dann fortging, wandie er sieh noch einmal um und sah Luzie in der Lichthelle der offenen Tür stehen. „Ich komm bald wieder!“ rief er. „ Er sah nur, wie sie ihm zunickte. Vielleicht halte sie auch etwas gerufen, aber das hatte der Windstoß verweht, der über die Höhe fuhr und die Wetter tannen erbeben ließ. Bruno ahnte nicht, daß er Luzie zum letzten Mal gesehen hatte. Vielleicht hät te er sonst noch einmal zurückgeblickt auf ihre Gestalt in der Tür

auf dem Hof als auch in der Sage. Am Bruno hing er mit unbedingter Treue und Ergebenheit. Man spürte förmlich sein dankbares Empfinden da für, daß Bruno ihn dem Augestoßensein entrissen hatte. Zu den Brotzeiten kam jeweils eine junge Magd herüber zur Säge und brachte den Mänrtern Essen und Bier. Die Karlin konnte das nicht länger tun, seitdem sie nicht mehr gut auf den Fü ßen war. Dann rief Bruno den Franz in die Stube, wo sie dann gemeinsam herzhaft zulangten. ' Und da geschah es einmal, daß unten

der Jäger-Barthl zum Tor hereinpolterte. „Was gibt’s denn, Barth!?“ rief Bruno hinab. „Komm herauf! Trink, eine Fla sche Bier mit!“ Das ließ sich der Jäger nicht zweimal sagen. Er klomm die schmale Stiege hin auf. „Guten Appetit!“ sagte er. „Da komm ich ja gerade rechtl“ Bruno reichte ihm eine Flasche Bier. Der Barthl wischte sich mit dem Hand rücken über den Bart und setzte zu ei nem kräftigen Trunk an. Dabei schau kelte sein Kropf auf und ab, daß es ei nem angst werden konnte

. „Daß du dich nur nicht an deinem Kropf verschluckst!“ sagte der Geyer- Franz scherzend. Der Barthl ließ sich in seinem Genuß nicht stören. Dann setzte er seine Fla sche ab und richtete den Blick auf den Geyer-Franz. „Da schau her, was für Sprüch der Kerl heut hat! Gib acht, daß du nicht mal an deinen Brocken erstickst, die du dir nicht grttd sehr klein nimmst!“ Bruno lachte vergnügt. „Was bringst du für Neuigkeit?“ „Nichts Besonderes. Vielleicht interes siert es euch, daß morgen die Handwer ker kommen und die verlauste Burg da oben

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Page 5 of 16
Date: 18.09.1980
Physical description: 16
bäuerlicher Tugenden auf. Die alte Karlin ging zum Bruno in die Säge. Die Maschinen ratterten lauf, sic konnte das Getöse nicht überschrei en und winkte ihm mit wichtiger Miene, zu. Bruno kam heran. „Der Fallmüller ist drin“, schrie sie ihm ins Ohr. „Er will mit dir reden!“ „Er soll gleich wieder gehen!" erwi derte Bruno. Die Magd schüttelte den Kopf; die sen Standpunkt konnte sie nicht guthei ßen. „Komm!“ fief sie energisch. Da stellte Bruno die Säge ab und stieg hinauf in seine Stube. Der Fallmüller

stund breitbeinig vor dem Tisch und lächelte dem jungen Mann wohlwollend entgegen. „Du wirst dein Geld haben wollen“, sagte er. „Drum bin ich hier.“ Er griff in seine Rocktasche und zähl te eine Anzahl Banknoten auf den Tisch. Bruno schaute ihm grollend zu. „Ich hab den Hof nicht verkauft!“ knurrte er. „Du nicht — aber dein Bruder. Man hat mir aufgetragen, ich soll deinen Anteil der Einfachheit halber gleich an dich ausbezahlen — und das will ich heute tun.“ „Ich brauch kein Geld, Fallmüller

!“ Der Fallmüller schaute ihn ganz ver-, dutzt an. „Was? Du brauchst kein Geld?“ Das hatte ihm noch keiner gesagt! „Mein lieber Bruno, wie willst du denn deine Schulden bezahlen?" „Das ist meine Sache, Fallniüllcr!" „Freilich — ich hab ja auch bloß gemeint, ich könnt dir ein wenig helfen ...“ „Ich weiß schon, wie du das meinst! Aber bei mir geht das nicht, Fallmüller! Ich bin nicht der Otto!“ Der Fallmüller tat gekränkt. „Aber hör mal, Brunol Ich will deine Säge nicht — das sollte dir doch klar sein! Du hast

, wenn du einmal den Weg zu mir finden könntest. Es gäbe viel zu besprechen. Du scheinst den Fallmüller noch nicht zu kennen; er ist nicht halb so schlimm, wie die Leute meinen." Und ohne das Geld zuriiekzunehmen. verließ der Fallmüller mit einem kurzen Gruß die Stube. ^ Bruno lauschte auf die schweren Schritte, die draußen allmählich verklan gen; dann wollte er in die Säge zurück kehren. Aber Karlin. die alles mit ange hört hatte, vertrat ihm den Weg. ■ . ..Steck das viele Geld weg. Bruno!" „Das Schandgeld!“ grollte er. „Ich rühr

des Berges lag, nur ein einziges kleines Licht funkelte von dort herüber. Es brannte in der Stube, in der jetzt wohl die junge Bäuerin saß in der behaglichen Wärme des großen Kachelofens. Bruno lief weiter, als wollte er seinen Gedanken entfliehen. Der Sturm behag- te ihm; er paßte zu seiner Gemütsver fassung. Später schlug drunten die Glocke im Kirchturm an. Er hörte zunächst nicht darauf, aber dann kam es ihm plötzlich zum Bewußtsein, daß dieses nächtliche Läuten etwas Besonderes bedeuten muß

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Page 16 of 16
Date: 07.07.1983
Physical description: 16
den Kastelbell/Tschars, Na- turns, Plaus, Partschins. Von Giovanna Koch. 186 S., 5000 L. Ultental. Die Gemeinden St. Pankraz und Ulten zwischen Etschtal und Ortlergruppe. Von Willy Gamper u. Ferd. v. Marsoner. 104 S., 4500 L. Lana, Tscherms, Marling. Von Bruno Mahlknecht. 136 S., 5000 U. Das Mittelgebirge von Tisens. Uralte Kulturlandschaft zwi schen Völlan und Prissian. Von Christoph Gufler. 236 S., 5000 L. Tschögglberg. Jenesien, Mol* ten, Voran, Hafling. Von Richard Furggler. 168 S., 5000 L. Bozen

mit Umge bung, Überetsch und Unterland Bozen und Umgebung. Von Franz H. Riedl. 176 S„ 5000 l. Sarntal. Volkskundliches. Ge schichte und Wanderungen entlang der Talfer. Von Bruno Mahlknecht. 164 S., 5000 L. Ritten. Berühmtes Mittelgebir ge im Anblick der Dolomiten. Von Bruno Mahlknecht. 156 S., 5000 L. Terlan, Andrian, Nals. Das alte Gericht Neuhaus. Von Bruno Mahlknecht. 168 S., 4500 L. Eppan a. d. Weinstraße. Ein Bild der Überetscher Großge meinde mit den Hauptorten St. Michael, Girlan und St. Pauls

. Von B. Mahlknecht. 160 S., 5000 L. Kaltem und Umgebung. Por trät einer gesegneten Land schaft. Von Bruno Mahlknecht. 180 S., 5000 L. An der südlichen Weinstraße. Tramin, Kurtatsch. Margreid. Kurtinig. Land und Leute zwi schen Kälterer See und Salur- ner Klause. Von Martin Schweiggl. 196 S.. 5000 L. Reggelberg. Die Reggelberger Gemeinden Deutschnofen und Aldein zu Füßen von Latemar, Weiß- und Schwarzhorn. Von Alfred Gruber, Luis Pfeifer u. a. 186 S.. 5000 L. Eisacktal Gemeinde Karneid. Steinegg. Gümmer, Karneid

, Kardaun, Blumau. Von Hans Rottenstei ner. 120 S.. 4500 L. Rosengarten. Welschnofen, Karersee. Von Bruno Mahl knecht. 160 S., 4500 L. Tierser Tal. Ein Gebietsführer durch König Laurins Reich. Hrsg.: Arbeitsgruppe für Dorf geschichte Tiers. 134 S., 4500 L. Völs und Seis am Schiern, Ka stelruth, Seiser Alm, Ein Füh rer durch das Schlerngebiet für Einheimische und Gäste. Von Bruno Mahlknecht. 176 S., 5000 L. Lajen und Umgebung mit Waidbruck. Von Paul Lang. 96 S.. 4500 L. Groden. St. Ulrich, St. Christi

- na, Wolkenstein, Pufels, Uber wasser, Runggaditsch. Von Bruno Mahlknecht. 190 S., 5000 L Barbian-Villanders. Das alte Gericht Villanders. Von Erich Kofler. 184 S.. 5000 L. Klausen und Umgebung. Von Barbara und Berthold Zingerle. 136 S„ 5000 L. Brixen und Umgebung. Hrsg.: Leo Gufler. 96 S., 4500 L. Wiesen-Pfitsch. Von Josef Wieser, Alois Trenkwalder, Luis Staindl. 112 S., 4500 L. Pustertal Mühlbach, Meransen, Vals, Spinges, Rodeneck. Von Joseph Niedermair. 144 S., 5000 L. Pfalzen, Terenten. Kiens

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