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Volksblatt
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Page 2 of 14
Date: 18.01.1902
Physical description: 14
sehe nun, welche von beiden An- stands- und Sittlichkeitsanschauungen, die Wols'sche oder die seiner Gegner, in den Augen des Parla ments die richtige ist. Die Probe könnte, recht die Base Agnes ihr Scepter schwang. Einmal war er dort gewesen; es musste lange her sein, denn damals lebte seine Mutter noch. Der Vater wollte auf den Markt nach Meran hinab, und da zu eben dieser Zeit der FiNailbauer ein Pferd zu verkaufen hatte, durfte der Valentin aufsitzen und mit in die Stadt. War das eine Freude

! Er vergaß darüber ganz, dass die Mutter erklärt hatte, man müsse Heuer mit Gaismilch vorlieb nehmen, und dass der Vater eben im Begriffe stand, die Kuh zu verkaufen. Als der traurige Handel abgeschlossen war und Martin, der es sich nicht gestatten durfte, in einem Gasthause einzukehren, gerade ein schattiges Plätzchen aussuchen wollte, um dort mit Valentin, seinen bescheidenen Mundvorrath zu theilen, trat plötzlich ein Mann in Burggräslertracht auf ihn zu mit der Frage: „Bist's, Martl, oder bist's

nicht?' Und nun erfuhr Valentin, das fei der Thalguter, der die Schwester seiner Mutter zum Weibe hatte. Er musste dem Vetter die Hand geben und fühlte sich wie jemand, der einem Fürsten vorgestellt wird. Denn. man sah es dem Manne auf zehn Schritt an, dass er steinreich sei. Der Thalguter lud seine Verwandten auf Speck knödel ein, und eine halbe Stunde später betraten sie mit ehrfürchtiger Scheu die Küche eines großen Bauernhofes zu Obermais. Diese Küche musste erst frisch geweißt worden sein; alles strahlte

sie durch die nämliche Thüre in die Stube, die vorhin den Herrn des Hauses aufgenommen. Erst nachdem Valentin und sein Vater sich gesättigt hatten und Abschied nehmen wollten, er schien sie wieder, und auf väterliches Geheiß musste ihr Valentin seine Danksagung machen. „Ist gern geschehen!' war die Antwort. „Gelt, Bübl, bist auch froh, dass du einmal genug gehabt hast?' Valentin fand, die Base habe den Nagel auf den Kopf getroffen, denn wenn er daheim auch nicht gerade Hunger leiden musste, so war doch seine Mutter

, dass zwar die EinHebung von Gebüren nach dem Heimatgesetze nicht principiell ausgeschlossen sei, dass aber di giengen. Allein diese Frage wurde stets überhört oder ausweichend beantwortet, und so war der Thalguterhos sür Valentin ein verschlossenes Paradies geblieben. Kein Wunder, dass sein Gesicht sich so plötzlich ausheiterte, als der Pfarrer nach der Base fragte. Dieser nahm mit Freuden wahr, dass die Base bei Valentin in hohen Ehren stehe. Zwar hatte bereits der Finailbauer, Valentins Firmpathe

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Volksblatt
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Page 2 of 10
Date: 02.08.1902
Physical description: 10
festzuhalten und den armen, weichher zigen Knaben vor den moralischen Folterqualen zu bewahren, die ihn auf dem Thalguterhofe er warteten? „Sie haben recht! Sie sind noch ein gescheiter Herr,' sagte Valentin nach einiger Überlegung. „O mir ists wohl tausendmal lieber, wenn ich nimmer heimgehen muß.' „Gut,' sagte Sommer sichtlich erfreut, „morgen Abend kehrst du hieher zurück. Alles übrige kannst du getrost mir überlassen.' Und indem er dem Knaben die Hand zum Abschied schüttelte, sügte

er bei: „Auf Wiedersehen, Valentin! Ein Mann, ein Wort!' In sröhlichster Stimmung wanderte Valentin hinaus durchs Passeirer Tor. Sein Herz war voll Hoffnung und Dankbarkeit. Der Professor schien ihm ein höheres Wesen, ein Mensch ohne Fehler! So einer möcht' ich wohl auch einmal werden, dachte er; so ein gescheiter Herr und so gut und so freundlich! Nur schade, daß er ein Lutherischer ist! Aber warum schade? Könnte er besser und wohltätiger sein, wenn er katholisch wäre? Wie glücklich schätzte er sich, an der Seite

ihr die ewige Ruh'!' Und nun stellte sich Valentin die Seele der Dahingeschiedenen vor; sie hielt einen Rosenkranz und ein großes Gebetbuch in der Hand und machte ein gar an dächtiges Gesicht. Ganz bepackt war sie mit guten Werken, mit Gebet und Frömmigkeit; sie schien ihrer Sache sehr sicher, sie meinte ohne Zweisel, da drüben im Jenseits auch noch so eine stattliche Figur zu spielen, wie herüben im Burggrafenamte. Holla! Wart' ein bifsel! dachte Valentin und schnalzte vor Vergnügen mit der Zunge

Be leuchtungszwecke nach dem derzeit geltenden Pauschaltarife mit einem Nachlasse von 12 Prozent zu liefern, und es dürfen auch in Zukunft die be züglichen Preife nicht über das sich bei diesem Nachlasse für derzeit ergebende Ausmaß erhöht werden. — Ferners verpflichten sich die Etschwerke für Motoren zum Betriebe von landwirtschaftlichen Diese kindischen Vorstellungen hatten so viel Bestechendes sür Valentin, daß er die Länge des Weges gar nicht achtete, und ehe er sich's versah, lag statt des Tales Josaphat

das Pfelderertal vor ihm, und das Kirchtürmlein von Moos winkte sreundlich grüßend dem jungen Wanderer. XVI. Als der letzte Sonnenstrahl auf den Bergen verglommen war, erreichte Valentin den Kasteler hof. Der Bauer nahm ihn freundlich auf und las das Sendschreiben der Thalguterin mit gebührender Aufmerksamkeit. Von Zeit zu Zeit aber unter brach er die Lesung, schüttelte verwundert den Kopf und rief: „Ja, ich hab' ja schon geschrieben!' Schließlich zeigte es sich, daß er seinen Brief ohne weiteres

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Volksblatt
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Page 2 of 16
Date: 14.06.1902
Physical description: 16
. Und doch, Valentin, . wenn ich mich deiner annehmen soll, musst du Weit sein, mir nach Mecklenburg zu folgen.' „O,-ich. gienge mit Ihnen zu den Wilden!' bescherte Halentin eifrig. - ' .Der Professor lachte. „Gut, mein Junge; aber 7z^.du^.'oenHi, viesteicht,^.ich: könnte' dich gerade so gut ,. än einem Tiroler Gymnasium unterbringen. Allein ' fürs erste weiß ich nicht, wie es mit diesen Mittel- .z,.5chulen. »bestellt ist, und, ob nicht ein Talent, wie ' das deine, sich besser an einer deutschen Lehranstalt

. entfalten wird. Dann gesteh' ich auch, dass ich nicht / in. der Lage bin, mich deiner anzunehmen, wenn s dm hier in Tirol bleibst. Ich bin eben nicht reich, aber ich sehne mich doch, anderen Gutes zu thun, und dich, in mein Haus aufzunehmen gestatten ... meine bescheidenen Mittel. Was ich suche, Valentin, ^was 'ich in dir zu finden hoffe, das ist ein junges ^.^MMdp^ohne-'B^chränkthelt und Vorurtheile, einen Hnaben, den ich ganz nach meinen Ansichten und ^rHmndsätzeN leiten und heranbilden kann. Überleg

' ^ , dir also. Junge! . . . Und nun sag' mir noch, was möchtest du Wohl zum Frühstück?' Valentin erwiderte, er habe bereits um 5 Uhr Morgens gefrühstückt, indem er als erläuternden ausstellung nach London. 1843 gab er aber ganz besonders herrliche Beispiele seiner Treue gegen den heiligen Stuhl. Pius IX. hatte ihn zum Mitglied des damals ins Leben getretenen Ministeriums er nannt, aber als er sah, dass die Revolution unauf haltsame Fortschritte machte, legte er sein Amt nieder. Von der alsdann zur Herrschaft

, in welcher er durch so viele Jahre die Katechese besorgte, eine opulente Jause. Bei 400 Kinder jubelten ihrem innig geliebten und heiß Umstand hinzufügte, dass er an Wochentagen Brenn suppe, an Sonntagen Feigenkaffee erhalte. „Aber seither musst du ja wieder hungrig ge worden sein,' meinte Sommer lächelnd. „In deinem Alter ist man überhaupt immer hungrig. Also, heraus mit der Sprache, was wäre dem j un gen Herrn gen ehm ? ' -» Schüchtern gestand Valentin, dass ein Würst lein das Ziel seines Verlangens sei, und sogleich

hatte. „Inzwischen hast du Bedenkzeit und magst dir's noch überlegen, ob du wirklich mit mir kommen willst.' „O, Herr Prosessor, da brauchts keine Bedenk» zeit!' rief Valentin lebhaft. „Gut denn,' versetzte der Fremde, „dann sollst du nicht eher von mir hören, als bis ich alles ins Reine gebracht habe. Unterdessen wird es vielleicht besser sein, wenn man auf dem Thalguterhofe nichts von dem erfährt, was wir soeben besprochen haben. Also leb wohl, Valentin, und spute dich, damit man zu Hause deine Abwesen heit

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Volksblatt
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Page 1 of 14
Date: 11.01.1902
Physical description: 14
zu lieben, wie er uns geliebt hat. Es erfüllt das selbe aber nicht, wer da glaubte, die Liebe beziehe sich bloß aus Jene, die durch Sprache und Ab stammung verbunden sind. Denn, spricht Christus, wenn Ihr die liebet, die Euch lieben, thun dies nicht auch die Zöllner? (Uattk. V. 46. s.) Kein Zweifel, dies ist die Eigenthümlichkeit der christ- Die Stiefkinder. Erzählung aus dem Tiroler Volksleben von M. Buol. (1. Fortsetzung.) Die Furcht, zu spät zu kommen, trieb Valentin zu Windeseile; als er aber nahe

war aber Valentin etwas später und Wastl etwas früher daran als gewöhnlich; und als der kleine Mitterhofer eben mit einem lustigen „Vorwärts marsch, Wastl!' vom Erdhügel herunter kollerte, trat der Straubersohn schon unter die Hausthüre. Sogleich entspann sich zwischen beiden ein Faustkampf, wobei Valentin freilich bald fühlte, dass er dem vierschrötigen Strauberbuben nicht ge wachsen sei. Glücklicherweise mischte sich die herbei eilende Viehmagd in den Streit und begoss die Kämpfer mit einem Kübel frischen

Brunnenwassers, worauf Wastl seine Beute fahren ließ. Valentin aber sprang einige Schritte vorwärts, schüttelte sich, dass das Wasser nach allen Seiten hin spritzte, und schrie: „Wart' nur, du! Wirst mir schon einmal die Hand küssen müssen!' Durch diese Anspielung auf seine künftige Priesterwürde glaubte er seine Ehre gerettet zu haben, und nun lief er, so schnell er laufen konnte. Ja, wenn der Mitterhofer Valtl nicht gar so flinke Beine besessen hätte, heute hätte er wirklich zum erstenmale

in seinem tugendreichen Leben die Schülmesse versäumt. So aber kam er mit glühendem Gesichte und fliegendem Athem ge rade recht, um sich der in die Kirche einziehenden Jugend anzuschließen. Unterwegs hatte er gar noch Zeit gefunden, von einem Düngerhaufen ein paar faule Kartoffeln aufzulesen, die er als Werkzeug seiner Rache bestimmte. Die seltsame Wehmuth, die ihn beim Abschiede vom Vater beschlichen hatte, war längst verflogen und in heißester Aufregung wohnte Valentin der Messe bei. Beim Auszuge aus der Kirche

drängte er sich dann unbemerkt an den Straubersohn heran, aus dessen weit abstehender Rocktasche ein Brotlaib und ein Stück Käse lugten, und bald war dieser Mundvorrath durch die faulen Kartoffel ersetzt. Während der Schulstunden war Valentin heute sehr unruhig, und kaum war das Schulgebet ge sprochen, so stürmte er hinaus. Aber es dauerte nicht lange, so hörte er hinter sich einen schwer fälligen Laufschritt, und die Stentorstimme des Straubersohnes rief ihm ein drohendes: „Wart', Schelm

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Volksblatt
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Page 1 of 16
Date: 26.04.1902
Physical description: 16
die Gegend von Meran ver schont. Von einem Tage zum andern wuchs die Freude am Gedeihen der edlen Rebenfrucht. Auch Valentin, der nicht nur im Stalle, sondern auch in den Weingärten beschäftigt wurde, betrachtete mit herzlichem Vergnügen die schwellenden Trauben; ihr Anblick schien ihm glückverheißend. Vielleicht so hoffte er — würde man sich im kommenden Herbste nun doch entschließen, einen besoldeten Ochsenbuben aufzunehmen; denn dass ihn die Base nur ausgenützt habe, das war ihm jetzt klar genug

. Kasperle hatte bei jedem Quartal fünf blanke Silbergulden erhalten und zu Neujahr einen neuen Anzug und ein Paar gute Schuhe; ihm aber über ließ man nur die abgetragenen Kleider des ältesten Thalguterbuben; auch durfte er dessen zerrissene Schuhe zum eigenen Gebrauche flicken. Maria Geburt nahte heran, dieZeit wo Schwalben und Studenten fortfliegen. Valentin musste sich semem Vormund eröffnen, sonst gieng ihm wieder em Schuljahr verloren. Aber je näher die Stunde der Entscheidung kam, desto mehr fühlte

er seinen Muth sinken. Eines Tages hatte er einen Auftrag der Base in derStadt zu besorgen. Eben schlenderte er unter den Lauben hin, als er vor sich einen Jungen ge wahrte, dessen vierschrötige Gestalt ihn lebhaft an den Strauberwastl gemahnte. Der Wastl war zwar sein Erzfeind gewesen, nun aber heimelte ihn alles an, was ihn an sein Schnalserthal und die frohe, sorglose Kinderzeit erinnerte. „Wastl! Wastl!' rief er aus voller Kehle. Der Gerusene wandte sich um; es war in der That Wastl. Valentin lief

auf ihn zu und fragte in beinahe zärlichem Tone, ob er ihn noch kenne. „Sieh, sieh, der Mitterhofer Valtl!' rief Wastl, ebenfalls herzlich erfreut, einen Bekannten zu finden. „Was macht ihr denn in Unser Frau?' sorschte Valentin eifrig. „Wie geht's dem Herrn Pfarrer? Wie lebt der Finailbauer? Weißt, Wastl, du bist jetzt seit vier Jahren der erste Schnalser, den ich seh'. Ich bin freilich nicht oft in der Stadt herunten. Aber die Trager-Nannl hätt' schon einmal bei uns droben zukehren können, und der Pfarrer

hat mir's beim Fortgehen auch versprochen, dass er mich heimsucht.' „Ja, der Pfarrer ist ja schon lang fort! Jetzt ist es bald drei Jahr', dass sie ihn anderswohin geschickt haben.' „Wo ist er denn?' fragte Valentin. „Gewufst hab' ich's wohl, aber gemerkt hab' ich mir's nicht,' war Wastls Antwort. „Du hast dir mit dem Merken immer hart gethan,' stichelte Valentin, dessen weiche Stimmung schon wieder verflogen war. „Und die Trager-Nannl fährt jetzt nicht mehr, seit sie sich den Fuß verstaucht

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Volksblatt
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Page 1 of 16
Date: 07.06.1902
Physical description: 16
hat nach den gemachten Er fahrungen, dass es Schraffl nicht um die Sache, sondern um die Hetze zu thun ist, sowohl auf eine Erwiderung, wie auf eine Berichtigung verzichtet : Die Stiefkinder. Erzählung aus dem Tiroler Volksleben von M. Buol. - (22. Fortsetzung.) Jetzt. stand Valentin bor dem Thalguterhose. Aus der Ferne tönte das Knarren der Räder, der Peitschenknall der Fuhrleute; dazwischen klang lautes Lachen der Winzerinnen aus den Weingütern her über, n Überall war es lebendig, auf den Feldern und Straßen

; nur in den Häusern herrschte Todten- stille.! Auch der Thalguterhof war verlassend Valentin ballte seine Faust gegen das stattliche Haus. „Könnt' ich sie grad' niederbrennen/ die elende Hütte!' brummte er. 5t.?. ^ Und kaum war das Wort seinen Lippen ent schlüpft, so stieg ein seltsamer Gedanke in ihm auf. Vor wenig Tagen erst hatte es einen Austritt ge geben zwischen der Thalguterin und ihrem trefflichen Fütterer; denn sie hatte entdeckt, dass Franz, der ein leidenschaftlicher Raucher war, sein Feuerzeug

im Stalle zu verwahren und wohl auch zu benutzen Pflegte. ^ Natürlich hatte der auf frischer That Er tappte hoch und theuer versprochen, sich einer solchen Unachtsamkeit nicht mehr schuldig zu machen, aber ob er auch Wort gehalten? Gar zu gerne -hätte es Valentin gewusst. Er öffnete die Stallthüre, schlich zum Futterbarren und griff hinein. ? Richtig, da lagen Zunder und Feuerstein an der gewohnten Stelle unter ein paar Handvoll Spreu versteckt. Valentin lächelten Es war doch kein solches Ver brechen

,-- diese Gegenstände hier zu^ bergen! Der Zunder entglimmt nicht von selbst und der Feuer- stein gibt keinen Funken, wenn er sich nicht am Eisen reibt. Valentin griff in die Tasche — da war sein Messer . . . das konnte genügen! Er brauchte nur auf den Stadel zu gehen und den glimmenden Zunder ins Heu zu stecken: der Wind blies just so, dass er die Flammen dem Wohnhause zutreiben musste . . . Valentin fuhr zusammen: ihm konnte ein solcher Gedanke kommen? Er erschrack vor sich selbst, und dann wieder lachte

—Rache! Aber Rosel, was würde sie sagen? Die Ant wort auf diese Frage war für Valentin nicht zweifel haft. Er wusste, dass ein armes Menschenherz zu weilen ganz Plötzlich stillesteht. Er hatte es ja an seinem Vater erfahren; und Rosel, die sich sonst nie beklagte, hatte ihm einmal gesagt: „Ich muss immer auss Sterben gerichtet sein: ich spür' zu weilen, dass mein Herz aufhört zu schlagen!' Würde es nicht zu schlagen aufhören, wenn man ihr Valentin als Selbstmörder zurückbrächte, wenn sie seine Seele

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Volksblatt
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Page 6 of 8
Date: 06.07.1889
Physical description: 8
soll über seine Gläubigen zum Frohlocken für die streitende und triumphirende Kirche. Zum Schlüsse ertheilte er vom Altare aus den ersten feierlichen Segen. Valentin war Bischof. Nach vollendeter Weihe betete er eine Zeitlang inbrünstig, um auch ein guter Bischof zu werden, denn dieses Amt ist nach dem Ausdruck der hl. Schrift selbst für die Schultern eines Engels zu schwer. Jetzt war noch die Taufe der zwei Jünglinge zu vollziehen, die bei der Bischofsweihe von Ferne, zugleich mit Luzill zugesehen hatten. Zu Sanct

Johannes in Lateran gab es eine eigene von der Kirche getrennte Kapelle, welche den Taufbrunnen enthielt. Ein Kirchendiener bereitete alles zur heiligen Handlung Nöthige, worauf er in den Vorhof ging, um die zwei Katechumenen zu rufen. Luzill, der ihr Pathe sein wollte, führte die beiden Deutschen an der Hand bis zur Thür der Kapelle. Durch eine andere Thür trat Bischof Valentin mit einigen Priestern der römischen der gläubigen Römer. Auf eine Einladung des Kardinal- Vikars hin versammelte

, einer der Hauptarbeiter für die konfessionelle Schule, sagte in der Versammlung U. A.: „Diese Schulnovelle (die neue Religionsvorlage) hat uns die Augen darüber geöffnet, daß die Regierung nicht die Absicht hat, den Katholiken auch nur die geringsten Concessionen zu machen, und daß wir von dieser Regierung nichts zu erwarten haben. Die Novelle muß auf die Katholiken Kirche ein — alle setzten sich und Valentin prüfte die Zwei noch einmal über die Grundwahrheiten des Glaubens. Sie antworteten mit bescheidener

christlicher Tauspatheu immer getreu zu erfüllen. So fahren wir denn fort im Namen Gottes!' Was jetzt folgte, las Valentin aus dem römischen Kirchenbuche oder Rituale. Die Jünglinge mußten sich Kinder nennen lassen, wie sie es in der übernatürlichen Ordnung wirklich erst werden sollten. Valentin fragte, auf den Lintauer deutend: foll das Kind heißen?' Luzill erwiderte: „Die Welt nennt ihn Wolsgang, in der Gemeinschaft der Heiligen heiße er Pk^' Und auf den Sohn der Alruna deutend: „Wie so das Kind heißen

?' . Luzill: „Die Welt nennt ihn Wnltram, m er Gemeinschaft der Heiligen heiße er Paulus.' Valentin: „Was begehrt ihr von der Kirche GotteS ^ Alle drei: „Den Glauben.' Valentin: „Was gibt euch der Glaube?' Alle drei: „DaS ewige Leben.' Valentin: „Wenn ihr also zum ewigen Leben ei gehen wollt, so haltet die Gebote: Du sollst den Deinen Gott lieben aus Deinem ganzen Herzen un ' Deinem ganzen Gemüthe und Deinen Nächsten, Dich selbst.' (Fortsetzung

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Volksblatt
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Page 2 of 10
Date: 03.09.1902
Physical description: 10
, am festlich geschmückten Altare stehend, Gott das unblutige Opser darbrachte und die Stimmen der jungen Priester sich mit der Stimme des greisen Hohenpriesters vereinten in den großen Worten der Konsekration. Doch von all diesen Stimmen drang nur eine an Rosels freudig lauschendes Ohr. „Hoo sst snim eorxus mvun»,« sprach Valentin! Ungezählte Male schon hatte sie diese Worte gehört, heute aber waren sie wie ein Pfeil, der durch ihre Seele drang. . . . . Die Feier war vorüber, die Neugeweihten kehrten

in die Sakristei zurück. Valentin hatte sich der Kasel entledigt und wollte eben Stola und Albe ablegen, als eine starke Hand sich gebieterisch auf seinen Arm legte. Der junge Priester erhob den gesenkten Blick und erkannte Sebastian. „Komm!' befahl dieser mit einem Ausdrucke, der keine Widerrede zuließ. Valentin solgte ihm aus den Gang hinaus; dort hielt erinneund blicktesragend dem Freundeins Gesicht. „Sie stirbt!' flüsterte Sebastian. - Ein Schrei fuhr aus Valentins Lippen. Der Freund hatte keinen Namen

genannt, doch Valentin wußte, wen er meinte. Mit Windeseile lies er über Treppen und Gänge und achtete kaum auf das Wenige, was sein Begleiter in hastigen Worten zu berichten wußte. Sebastian war eben in der Sakristei beschäftigt gewesen, als eine Bäuerin ein trat und ihn ersuchte, einer Sterbenden beizustehen. Ohne Zweifel hielt sie ihn für einen Priester. Glücklicherweise erschien in. diesem Augenblicke der Rektor des Seminars, und nun folgten beide der Wort geredet werde. Das Christentum müsse

zurückgekehrt, um Valentin dort zu erwarten. Aus dem breiten, hellen Gang, der am Ein gange der Logen hinlief, lag Rosel am Boden aus gestreckt, den Kopf auf den Schoß des alten Sarner Mütterleins gebettet, während deren Töchter die Bewußtlose an Stirne und Pulsen mit Essig rieben. Der Rektor, ein ehrwürdiger Priestergreis, kniete an ihrer Seite, und sich über sie beugend, murmelte er die Namen des Heilandes und seiner Mutter. Der Arzt hingegen stand etwas abseits wie einer, der nichts mehr zu tun

hat. „Der Herzschlag!' sagte er halblaut zu. Sebastian; „es wird nicht lange mehr dauern.' Rosels Anblick hatte nichts Abstoßendes, ihre Züge sahen friedlich, fast heiter aus. Sie stöhnte und röchelte auch nicht, aber rasch folgte ein Atem zug auf den andern, und jeder dieser Atemzüge konnte der letzte sein. Valentin war an die Sterbende herangetreten. „Beichten kann sie nicht mehr und das Öl hat sie schon,' bemerkte das alte Mütterlein, das wohl meinen mochte, er sei gekommen, um dieser Unbekannten die letzten

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Volksblatt
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Page 3 of 10
Date: 09.08.1902
Physical description: 10
war dort, wo ein neues Leben vor ihm sich entrollte. Nach einigen Stunden tüchtigen Marsches kam er nach St. Martin. Schon hatte er das Dorf im Rücken, als plötzlich lauter Hufschlag erscholl und ein stattlicher Bauer aus nicht minder stattlichem Gaule hinter der Biegung der Straße hervortrabte. Als der Reiter sich näherte, erkannte Valentin Rosels Vetter, den Steinhauser. Derselbe kam im Jahre mehrmals nach Meran, wobei er stets auf dem Thalguterhose vorsprach, obwohl es ihm nicht entgehen konnte

, daß die Thalguterin ihn nicht sonderlich gern sah. Er kam auch eben nicht der Thalguterin wegen, sondern um das Kind seiner Schwester zu sehen, und für Rosel waren die Tage, da der Vetter sich auf dem Hofe blicken ließ, wahre Freudentage. Auch Valentin war dem kern haften Manne, der stets ein freundliches Wort für ihn hatte, vom Herzen zugetan; aber gerade, jetzt war ihm das Zusammentreffen eine peinliche Über raschung. Er bückte sich, wie um seinen Bundschuh zu schnüren und gedachte in dieser Stellung zu ver

harren, bis der Steinhauser vorbeigetrabt wäre. Allein der Schildbauer hatte den Knaben auf dem ersten Blick erkannt und rief ihn beim Namen. Es half nichts: der junge Wanderer mußte sich aufrichten und „Grüß Gott!' sagen. „Was tust denn du bei uns da herinnen?' war des Steinhausers erste Frage. „Der Vetter hat mich zum Kasteler nach Moos geschickt; er möcht' eine Alm kaufen,' versetzte Valentin. Marke. Demnach ist bei Markierung mit 5 Zente simi die Strase für ein Objekt a) Null, für b) 15 Heller

waren. Auch beeilte ex sich beizufügen: „Wenn er schon handeln will, nachdem soll er doch in Gottes Namen selbst hereinkommen und nicht so ein Bübl schicken. Geh, Valtl, sag' ihm, er soll einmal ein bissel bei uns zukehren und die Rosel mitbringen.' „Ist schon recht!' entgegnete Valentin mit sester Stimme; aber sein Herz klopfte hörbar bei Rosels Namen. „Wirst wohl bei uns Mittag halten?' sagte der Bauer freundlich. Der Knabe überlegte, daß es vielleicht klüger sei, erst bei eintretender Dunkelheit nach Meran

zurückzukommen j er nahm also an und setzte sich, einer weiteren Einladung des Schildbauern folgend, hinter ihn aufs Pferd. Die Schildbäuerin begrüßte Valentin freund lich und bewirtete ihn mit tellergroßen „Sträuben'. Das war dem jungen Gaste hochwillkommen, nur das Tischgespräch wollte ihm nicht behagen, denn immer wieder kam man aus Rosel zurück, die den Schildhosern nun einmal recht ans Herz ge wachsen war. „Wenn grad nur die Mutter ein bissel fein mit ihr wär',' bemerkte der Bauer kopfschüttelnd

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Page 2 of 10
Date: 27.08.1902
Physical description: 10
herrscht momentan zum mindesten äußerlich, an- wie der schwach begabte so ruhig, so srei von jedem Zweifel, den Weg zu seinem hohen Ziele einschlug, während Valentin gar oft in die wehmütige Klage ausbrach, daß er nicht wisse, was aus ihm werden solle. Auch Rosel fühlte sich manchmal gedrückt, wenn sie an Valentins Zukunft dachte. Je weiter er in feinen Studien voranschritt, desto mehr schwand die Hoffnung, daß ihr Herzenswunsch sich ersülle. Valentin war tief und aufrichtig fromm, aber keine Stimme

regte sich in ihm, die ihn zum Altare des Herrn rief und er wußte so gut wie Rosel, daß ein solcher Ruf nur von Gottes Willen, nicht vom Willen des Menschen abhängt. Die Zeit der Gymnasialstudien ging vorüber; Valentin bestand die Reiseprüfung mit Auszeichnung und bezog die Universität. Er wolle es mit dem Rechtsstudium versuchen, meinte er, da komme er doch am schnellsten zu einer selbständigen Stellung. Gern wäre Rosel mit ihm nach Innsbruck gegangen; doch die Erwägung, daß sie dort weniger

verdienen könne, hielt sie zurück. Die Trennung von Valentin fiel ihr recht schwer, aber er schrieb ihr häufig und auch sie benutzte jeden Sonntag zu einem Briefe. Nicht selten erhielt sie auch den Besuch seines Freundes, und an Sonn- und Feiertagen mußte der Herr Sebastian, wie Rosel ihn feierlich nannte, bei ihr speisen, damit sie doch jemand habendem sie „auf kochen' könne. Während die bescheidenen Helden unserer Er zählung ihr stilles Alltagsleben führten, zogen sich düstere Wolken an den Grenzen

. Die Leute versteckten und vergruben ihr Hab und Gut und flohen über den Brenner. Auch Meran, das sonst so heitere Städtchen, war wie ausgestorben. Aber Rosel blieb ruhig in ihrem Stübchen; wenn die Garibaldiner etwa über den Nonsberg anrücken sollten, dachte sie, dann würden sie in Meran wohl besseres zu tun finden, als das kleine Schneidergeschast in der Laubengasse zu plündern. Indessen war ihr Herz voll von banger Sorge, denn seit geraumer Zeit hatte sie nichts mehr von Valentin gehört. Die Studien

an der Hochschule waren des Krieges wegen unterbrochen; warumkam er nicht heim? Warumschrieb er nicht wenigstens? Endlich nach langem Harren erhielt sie einen Bries. mit der wohlbekannten Handschrist. Hastig erbrach sie das Siegel. Ja, da stand es schwarz auf weiß: „Dein treuer Valentin'. Aber was schrieb er denn, der Valtl? War er vom Verstand gekommen? „Zentralstellung — Rasches Ergreifen der Offensive — Täuschung des Feindes — Fron talangriff auf den Monte dellä Croce — Ein dringen in Cuswzza...' Rosel ließ

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Page 5 of 8
Date: 06.07.1889
Physical description: 8
fertig gestellt, welcher demnächst Mitte Juli schon erscheinen St. Walentin, der Wanderbischof von Rätieu. Eine gesckicktliüe Erzkklrmg von Joh. Steck. (45. Fortsetzung.) Nach dem Examen führten ihn die zwei begleitenden Bischöfe zu Leo, dessen Hand er kniend küßte. Nun begann die hl. Messe, welche der Papst laS und Valentin 'ut ihm. Valentin betete zu seiner Linken mit den übrigen das Stufengebet. Während aber Leo den ^!iar hinaufstieg, führten die zwei Bischöfe den zu Weihenden in eine Kapelle

, wo er den Rauchmantel ablegte und sich mit den Sandalien, dem Brustkreuz, ^r herabhangenden Stola, der Tnnizella, Dalmatika, dem Meßgewand und dem Manipel kleidete, um mit bem Papst die Messe zu feiern. Nach der Epistel begann Weihe. Valentin wurde von den zwei Bischösen oenl vor dem Altar sitzenden Leo vorgeführt und vernahm ihm die Pflichten deS bischöflichen Amtes in den Worten: „Der Bischof muß richten, erklären, heiligen, Leihen, opfern, taufen, firmen.' Hierauf ermähnte Leo alle Umstehenden mit ihm zu ^ten

, dak der Allmächtige Gott dem zum bischöflichen «mte Erwählten auch seine Gnade dazu reichlich mit teilen wolle — warauf Leo und die zwei Bischöfe niederknieten und die Allerheiligen-Litanei beteten, an deren Schluß dem Neugewählten, Segnung, Heiligung und Weihuug von Gott erfleht und ertheilt wurde, während Valentin auf seinem Angesicht liegend in Demuth sich selbst vernichtete und sür Liebe und Glauben in Jesus Christus und für die Rettung un sterblicher Seelen den Act der vollkommenen Hingabe

und mit voller Amtsgewalt ausgerüsteten Valentin begrüßten jetzt Leo und die zwei Bischöfe mit dem Friedenskusse, sprechend: tibi' (der Friede sei mit dir) worauf er jedem antwortete: eum Lxirito wo' (und mit deinem Geiste.) Die Messe wurde fortgesetzt. Nach dem Offertorium brachte der Neugeweihte dem vor dem Altare sitzenden Papste zwei angezündete Kerzen, zwei Brode und zwei Gefäße mit Wein zum Opfer. Wie das Licht sich verzehrt, so der Bischof für das Heil seiner Gemeinde, wie Brot nnd Wein in den Leib

und das Blut des Herrn ver wandelt und dem allmächtigen Gott aufgeopfert werden, fo bringt der Bischof in Vereinigung mit diesem Opfer das vollendete Opfer seines Lebens. Bei der Kommunion genoß Valentin von demselben Leib des Herrn, wie Leo, d» sie die Hostie theilten und von demselben Blute in Einem Kelche. Vor dem letzten Evangelium segnete Leo die Mitra und setzte sie Valentin unter Beihilfe der zwei Bischöfe auf das Haupt, ebenso segnete er die Handschuhe und legte sie ihm an, steckte ihm den Ring

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Page 1 of 10
Date: 26.07.1902
Physical description: 10
? nein, die tu ich jetzt nur mehr auslachen,' versicherte Valentin. „Aber vor der Rosel bin ich scheu!' Und er erzählte, wie er den Auftrag der Thalguterin in Eile ausführen wolle, nur um die letzten Tage auf dem Thalguterhofe abzukürzen. Sommer erkundigte sich, wie weit der Weg bis Moos sei und ob Valentin etwa Zeit habe, Zuvor mit ihm ins Gasthaus zu kommen und zu speisen. . Ob Valentin Zeit hatte! Er war in seinem Schrecken gerade vor dem Mittagsessen davongelaufen, und erst jetzt fiel

es ihm ein, daß er eigentlich in Gefahr geschwebt habe, den langen Weg durch Passeier mit leerem Magen zurückzulegen. Statt gab es nun Kalbsbraten und Eierkuchen. Der Knabe ließ es sich trefflich schmecken; als er aber Adlich doch satt geworden und die Nötigung seines Gönners mit einem aufrichtigen „Vergelt's Gott!' und einem Teurer tiefster Befriedigung erwiderte, ?Mann Sommer bedeutungsvoll: „Nun, Valentin, A denke, es ist dir nicht unbekannt, daß deine Meundin Rosel mir vor einiger Zeit die Ehre ihres Besuches

angedeihen ließ.' Valentin bejahte. „Du wirst serner auch wissen, daß sie schlecht erbaut war, in mir einen Protestanten zu entdecken. Ich glaube, ich bin so ziemlich der erste Anders gläubige, mit dem sie zusammentraf, und sie scheint sich einen solchen nur mit Bocksfüßen vorstellen zu können.' Sommer lachte und fragte: „Hat sie dich nicht vor meinen Bocksfüßen gew arnt?' Välentin lachte auch, aber es kam ihm nicht vom Herzen. Es tat ihm weh, daß der fremde Herr sich über Rosel lustig machte, allein

der fremde Herr hatte ihm soeben einen Kalbsbraten gezahlt und würde ihm in Zukunft auch die Studien zahlen, und so lachte Valentin mit — aus Höflichkeit na türlich. Dann aber antwortete er mit einer ge wissen Ausrichtigkeit: „Nein, von solchen Sachen hat sie nichts gesagt; sie hat's mir nur auf einem Zettel ausgeschrieben, daß Sie ein Lutherischer sind, und den Zettel hat sie mir heimlich gegeben, und sonst hat sie gar nichts mit mir geredet.' „Wie: nach dem Auftritte, den sie mir gemacht

hat, sollte sie sich dir gegenüber so schweigsam Ver halten haben?' rief Sommer erstaunt. „Vor den Ehhalten und vor der Base hat sie mit mir nicht reden können, und sonst bin ich ihr ausgewichen,' sagte der Knabe mit gedämpfter Stimme. Armer Junge, dachte der Professor, diese kleine Bucklige scheint es noch besser als bie Base verstanden zu haben, dich zu unterdrücken. Lächelnd wandte er sich dann an Valentin: „So zaghaft, mein Knabe? Ei, nimm deinen Mut zusammen, denn wenn du morgen Abend zu deiner Rosel heimkehrst, dürfte

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Volksblatt
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Page 1 of 16
Date: 21.06.1902
Physical description: 16
und Commissionen, bringt ja gewiss manches Unangenehme mit sich. Aber wir kämen zu einer Die Stiefkinder. Erzählung aus dem Tiroler Volksleben von M. Buol. (24. Fortsetzung.) . Auf einmal fiel es Valentin ein, dass am Nachmittage vor seinem heimlichen Besuche beim Professor Sommer der Zeiselerbauer gestorben sei, dessen Hof als einer der ersten auf seinem Wege lag. Er wollte einen Augenblick hineingehen und bei der Leiche Weihwasser sprengen; dann konnte er getrost sagen, er habe sich etwas beimZeiseler

sie wohl etwa gefunden, gelt?' Valentin verneinte kurz. Es entstand eine Pause; dann sragte Rosel, ob er den Strauberwastl besucht habe. . „Warum denn grad' den?' entgegnete er Mürrisch. „Ich hab' nur gemeint ... du bist ja in Meran gewesen, sonst kämst nicht über den Zeiseler zurück.' Der Knabe schwieg. Rosels Herz klopfte; sie merkte, dass er ihr etwas verberge. „Valtl,' sagte sie, indem sie ihren ganzen Muth zusammennahm, denn ihrem- zartfühlenden Herzen fiel es schwer, sich in die Geheimnisse

anderer einzudrängen, „was hast denn heut'? Ist dir nicht gut?' „Warum sollt'mir denn nicht gut sein?' fragte Valentin ausweichend. „Ja weißt, der alte Kofler ist mir grad' eher begegnet und hat mir gesagt: Euerm Valtl muss heut' in der Kirch' übel geworden sein, weil er mitten in der Predigt auf und davon ist.' Valentin stampfte mit dem Fuße. „DieWeiber- leut' müssen schon überall ihre Nase drinn haben,' brummte er. „O, Valtl, es ist ja nicht bös gemeint!' rief das Mädchen, dessen Augen feucht wurden

. „Ich hab' wirklich geglaubt, es ist dir nicht gut; aber weil du dich so erzürnst, weiß ich aber wahrhast nimmer, was ich denken soll. O, Valtl, ich hab' eine solche Angst; sag' mic's doch, warum du heut' mitten im Kirchen sort bist; um der Gotteswillen sag' mir's!' So aus's Äußerste getrieben und von Rosels thränenvollen Augen gerührt, vertraute ihr Valentin unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit sein frohes Geheimnis an. Während er redete, schwand seine mürrische Laune, und mit strahlenden Blicken

erzählte er von seiner Begegnung mit dem fremden Herrn, von seiner heutigen Zusammenkunst, von seinen glänzenden Aussichten sür die Zukunft. Allein über Rosels Gesicht zog ein düsterer Schatten. „Valtl,' sagte sie, als er zu Ende war, „wo bist denn du heut' Messe gegangen?' Der Knabe schwieg. „Warum redest nicht?' drängte das Mädchen. „Hast etwa ein schlechtes Gewissen?' „Versäumen hab' ich die Messe nicht wollen,' murmelte Valentin halblaut. „Aber versäumt hast sie!' rief Rosel vorwurfs voll

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Volksblatt
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Page 2 of 8
Date: 16.08.1902
Physical description: 8
der Ewigkeit! All diese Gedanken und. Gefühle drängen mit unwiderstehlicher Gewalt aus die Äeele des Knaben ein, tbiihrend still und allem im fiksteren Käm-- meilein kniete. Plötzlich ging leise die Türe auf, und der matte Schein einer Kerze drang durch die Öffnung. Dann erschien eine Gestalt, klein, hager, verkrüppelt, mit bleichem Gesicht und geröteten Augen ... du lieber Gott . . . das war Rosel! Valentin erschau derte. Die Angst schnürte seine Kehle zusammen, sonst hätte er laut ausschreien müssen

. '' Rosel schien ihn nicht zu bemerken. Sie stellte das Licht aus einen Tisch; dann kniete sie nieder, faltete die Hände und blickte empor zum Kreuzbilde über ihrem Bette. Der Anblick der Betenden be- ruhigte Valentin; er richtete sich ein wenig auf und betrachtete sie mir Ehrfurcht und Rührung. War sie vielleicht noch eine arme Seele? Aber röcht tief im Fegefeuer konnte sie gewiß nicht steckön. Leise murmelte er einige Ablaßgebetlein und schloß mit der Bitte: „Herr, gib ihr die ewigeRuh

'!' ? Das vertrieb ihm den letzten Rest von Scheu. Er stand auf. Vielleicht würde sie sich ihm zu wenden, vielleicht wohl gar ihn anreden, und dann wollte er sich ein Herz fassen und ihr seine Reue gestehen. Jetzt erhob sich auch die Beterin. Ihr Blick fiel aus Valentin. Ein Schauder durchzuckte sie, ein leiser Angstschrei fuhr über ihre Lippen. Valentin trat vor. Ausland. Rudolf von Beunihsen -sv Mit ihm ist ein Staatsmann aus dem Leben geschieden, dessen Wirksamkeit auf das Innigste mit der Gründung

Valentin und brachten ihn auf den Einfall, daß er möglicher weise eine Person von Fleisch und Blut vor sich habe. Er sprang auf. „Ja, in GotteS Namen, ? ist'S am End' alles zusammen erlogen? Hat mich der Franz für'n Narren gehabt?' ! „Der Franz? Was ist mit dem Franz?' -fragte Rosel lebhaft. > „Heut, wie ich auf dem Steinhauserhof zu- gekehrt bin, ist er auf einmal zuweg gekommen und sagt, du bist gestern auf Nacht unverhofft ge storben, und morgen um 10 Uhr sei die Leich'!' z Das herzliche Gelächter

^ in daS Rosel ans prach, brachte Valentin zur vollen Überzeugung, daß sie wirklich noch inS Reich der'Lebendigen ge höre. „Ach, jetzt bin ich deutsch!' rief sie. „Aber ist das eine Komödi! Komm', Valtl, daS mußt unten in der Stube erzählen,' Während Valentin noch halb betäubt vor Schreck und Freude ihr ins Erdgeschoß folgte, be richtete sie ihm, was sich während seiner Abwesen heit zugetragen. Abends hatte die Bäuerin Rauch !aus der Scheune aussteigen sehen und zugleich schristen angesehen

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Volksblatt
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Page 2 of 16
Date: 15.02.1902
Physical description: 16
ihm mit freundlichen Ko^icken eine'gute Nacht. ^Vetgelt's Gott, Rosel!' sagte Valentin,' und wie viel inniger kam es ihm jetzt von'den Lippen, als vorhin, da er vor der Base gestanden. „Du,' fügte er bei, indem er die sich entfernende an der Schürze zurückhielt, „sag' mir, wer bist denn du eigentlich? Bist etwa die Kindsdirn?' Ein Lächeln, das durchaus kein fröhliches war, spielte um Rosels Lippen. Zuerst versuchte sie die Frage in scherzhaftem Tone zu erwidern: „Ja freilich, Bübl, die Kindsdirn bin ich!' Dänn

aber setzte sie hastig hinzu: „Nein, nein, ich hab dich nur 'narren wollen!' Weißt, ich bin dem Bauern feine' Älteste) und die anderen sind meine Sties- geschwister.' Valentin schwieg zuerst; dann aber siel ihm ein, was die Base eben vorhin zur Schnalser Trägerin gesagt von einem Witwer mit zwei Kindern, den sie um Gotteslohn geheiratet habe, und nachdenklich fragte er: „Hast denn nicht eine rechte Schwester oder einen Brüder?' »Ja,' sagte Rosel halblaut, „ein Brüderlein hab' ich schon gehabt, ein rechtes

. Drei Jahre jünger ist esugewesen als ich und gerade so krumm und elende Wir' Haben's von'der^ Mutter selig, dass wir so geworden sind.' „Wie ist er denn gestorben?' fragte Valentin theilnahmsvoll. „Ja mein, ich denk' mir halt, die Mutter hat's dem lieben Gott gesagt, dass sie eins von uns bei sich im Himmel haben möcht', und weil der Toni der bravere gewesen ist, hat unser Herr ihn ge nommen. Siehst wohl, wie's geht auf der Welt! Belastung für die Vorspannbeisteller, weil diese nunmehr sür

sie dem Knaben zu und verschwand. Valentin aber warf^sich auf sein Bett und sank in den Schlaf der, goldenen Jugendzeit. Ihm war, als fei er eben erst eingeschlafen, ! als lautes Klopfen ihn weckte/ Erschrocken fuhr er auf, doch als bereits der liebe Sommermorgen zum . Fenster hereinschaute/ verstand et, dass dies durchaus:- kein Feuerlärm- sei.: An flinkes Aufstehen «und An kleiden hatten ihn seine Eltern von-Jugend an ge» wöhnt; als später Rosels Stimme erscholl: „Bist's bald, Valtl?' riss er seine Thüre

auf und sagte: „Grüß Gott!' „So, jetzt gehst zum Brunnen hinab und thust dir das Gesicht waschen . . . Aber eh' du gehst, betest noch dein Morgengebet, gelt? Geh, bet' laut, mich thä^s wundern, was du betest.' Valentin kniete in einer Ecke des Zimmers nieder, und Rosel, die unterdessen sein Bett machte, hielt von Zeit zu Zeit in ihrer Arbeit inne und betrachtete aufmerksam das betende Kind. Als er sich erhob, sagte sie, im leeren Zimmer? - umherblickend: „Kasten hast freilich keinen; aber weißt, ich nehm

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Volksblatt
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Page 2 of 16
Date: 29.03.1902
Physical description: 16
befreien werde; nun aber hatte sie begonnen, das Leben zu lieben, weil einer da war, dem sie unentbehrlich geworden. Denn auch Valentin fühlte es, dass sie die Einzige war, die ihm Wohl wollte. Es lag etwas unbeschreiblich Rührendes in der ehrfürchtigen Zuneigung, die er ihr erwies, in dem kindlichen Vertrauen, mit dem er ihr jede Regung seines Her zens enthüllte. Seiner Mutter hätte er kaum anders begegnen können; was sie sagte, schien ihm über jeden Zweifel erhaben; was sie rieth, war ihm Befehl

. Er gehörte zu jenen warmen und empfäng lichen Naturen, über welche dieLiebe allvermögend ist, und seit er von der Heimat Abschied genommen, hatte ihm niemand Liebe entgegengebracht, als nur Rosel. Sie aber verstand sein innerstes Wesen, und sie verstand nun auch, warum er auf dem Thal- guterhof geführt worden war. Die Seele dieses Kindes hatte Gott in ihre Hände gelegt, sie wollte nicht ruhen, ehe Valentin am Ziele stand. VI. Ein Jahr und etwas darüber war verflossen, und für Valentin brach der zweite

, wenn ich es wage, einen Meraner Winter rauh zu schelten; doch damals — es ist ja fast ein halbes Jahrhun dert her — war Meran noch kein Curort, und der ungeschlachte Passerwind hat seitdem gewiss Ver nunft angenommen beim Anblicke der reizenden Curpromenaden mit ihren ausländischen Gewächsen. Und während Valentin Mitterhoser in seinem unge heizten Kämmerlein damals ganz erbärmlich fror, zweifle ich nicht, dass es in den freundlichen Villen, die heute im Bereiche des Thalguterhofes stehen, gar wohnlich aussehen

mag, und dass sich dieCur- gäste — bei gut geheizten Öfen — dort sehr wohl befinden. Valentin brachte die Abendstunden meist bei Rosel zu; doch zuweilen merkte er, dass sie müde war und der Ruhe bedürfte. Dann stellte er sich, als wollte er schlasen gehen und zog sich in seine eiskalte Kammer zurück, wo er noch lange mit starren Fingern in seiner lateinischen Grammatik blätterte. Übertags gab es trotz der rauhen Witterung Arbeit genug. Der alte Sepp mochte Valentin gern leiden und begehrte

hatte seinen Groll längst vergessen, so dass er den Knaben häufiger verwendete, als es der sorglichen Rosel lieb war. Die Thalguterin aber hatte ein scharfes Auge auf Valentin und achtete darauf, dass er stets Arbeit habe. Besonders vertrat sie die Ansicht, dass das Holzhauen eine für die Jugend sehr zuträgliche Beschäftigung sei. So war denn der Winter der Lernbegierde des Knaben kaum zuträglicher, als die arbeitsreiche Sommerszeit. Endlich kam der Frühling und die starre Kälte wich

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Volksblatt
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Page 5 of 8
Date: 17.07.1889
Physical description: 8
nur den einzelnen Theil. Die modernen Jndustriebewegungen haben außerdem zu einer bis dahin nicht gekannten Unsicherheit der Existenz geführt, die nachgerade das Charakteristikum der socialen Zustände geworden ist. Durch die vielen Hände, die St. Valentin, der Wanderiischos von Rätien. Eine geslkilkililire Erzakümg von Joh. Kteck. (47. Fortsetzung.) . ^UN öffnete der Diener den Tausbrunnen. Wolfgang ^ hinzu, Valentin nahm ein Gefäß, schöpfte damit ^uswasser und goß eS, während der Diener eine Schüssel

unter sein Gesicht hielt und Lnzill seine Rechte WolsgangS Schultern legte, dem Katechumenen über Haupt sprechend: „Petrus, ich taufe dich im Namen Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes.' 2, Dann trat sofort Wultram zur Quelle des ewigen bevs und empfing daS Sakrament der Wiedergeburt ^gleicher Weife wie sein Freund. Beide vergossen ^Mnen der Freude. Der Kirchendiener trocknete ihre Häupter mit weißen Linnen und Valentin tauchte den . ^kn in ein anderes Weiheöl, das hl. Chrisam und e die Neugebornen am Scheitel

, wobei er betete: 'Der allmächtige Gott, der Vater unsers Herrn Jesu msti, der euch wiedergeboren hat aus dem Wasser » hl. Geiste und der euch die Nachlassung aller uven ertheilte, er salbe euch mit dem Chrisam deS .. s in demselben Jesu Christo unsern Herrn zum °>°>M L-bm. Amm, Valentin: „Der Friede sei mit euch.' Die drei: „Und mit deinem Geiste.' Der Bischof wischte auch hier die gesalbte Stelle mit Baumwolle und reinigte seine Finger mit ungeweihten Salz, Wasser und einem Handtuche

. Auf einem Tische nebenan lagen zwei reine, weiße, lange Linnengewänder. Valentin reichte sie den Jünglingen und half sie ihnen anziehen, indem er sagte: „Empfanget das weiße Kleid, daS ihr ohne Makel vor den Richterstuhl unseres Herrn Jesu Christi bringen sollt, damit ihr das ewige Leben habt, und lebet in alle Ewigkeit, Amen.' Der Diener nahm ihnen die Kerzen wieder ab und Valentin las die letzten Worte aus dem Rituale: „Gehet in Frieden und der Herr sei mit euch, Amen.' Hierauf beteten sie eine Weile

wie verwandelt, die Menschen alle wie Brüder und Schwestern und Kinder einer großen Gottesfamilie, die Natur mit allen ihren Stimmen klang tausendfältig zum Lob des Allerhöchsten zusammen, die Sonne am Himmel strahlte wie das flammensprühende Herz des gütigen Allvaters herab. Sie begaben sich in Luzills Wohnung und feierten fromm den Tag ihrer Wieder geburt. 13. Der Schwabe. Die Stunde des Abschieds nahte. Valentin machte seinen letzten Besuch im Lateran, der hl. Vater ertheilte ihm noch besondere Weisungen

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Volksblatt
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Page 2 of 8
Date: 19.06.1889
Physical description: 8
!' Die Generäle traten ab, von Begeisterung für Kaiser und Reich erfüllt. . Die beiden Rompilger, Valentin und Wolfgang, zogen von Passau der römischen Heerstraße nach durch Oesterreich, Steyermark, Krain nach Aquilea. In allen diesen Ländern pulsirte ein reger Handelsverkehr, es gab auch in allen Colonien eine christliche Gemeinde, freilich wie in Passau vom Arianismus angesteckt. Wie staunte der deutsche Jüngling beim Anblick der prächtigen Städte und Bodenculturen Italiens, jenes Landes

' °/z Mehrheit nicht erschüttern, ebensowenig wie die Wuthausbrüche des liberalen Janhagels von Brüssel und die Rebellons-Versuche einer bezahlten wiedererwache. Aber sein Engel wandelte ihm zur Seite) Valentin linderte den Schmerz des Verbannten und regte in seiner Seele ein anderes Heimweh, das Weh nach der Heimat des Wahren und Guten immer mächtiger an, das Verlangen das zu werden, was Paulina immer gewesen, als was seine Mutter gestorben war: ein Christ. Vater Valentin vertröstete ihn mit der Erfüllung

seiner Sehnsucht auf Rom. Endlich nach einer drei monatlichen Wanderung erblickten sie von einem Hügel aus zum ersten Male die ewige Stadt — ein erhebendes Gefühl auch für ihn, den Heiden, der Roms geistige Macht, welche damals nicht so blendend wie heute er strahlte, nicht genügend schätzen konnte.' Auch Valentin betrat Rom zum erstenmal. In einem Schanrgarten sahen sie viele Offiziere beisammen und der Mann Gottes begab sich zu ihnen, um Nachricht über Luzillus einzuziehen. Während er damit beschäftigt

war, blieb Wolfgang auf der Straße stehen und weidete seine Neugierde an der strömenden Menschenmenge. Doch sieh! er starrte auf einmal gegen eine Ecke und richtete seine Gestalt empor, um besser zu beobachtend Was war das gewesen? War jener Mann, der um die Ecke gebogen, nicht Lupin, der Advokat von Passau? Ihre Blicke waren sich begegnet, und Lupin verschwand rasch in einer anderen Gasse. Valentin kam aus dem Garten und sie gingen von einem Soldaten geführt, zu Luzills Wohnung. Er war hocherfreut

, wie in solchen Fällen immer, der Petardenwerfer nicht aufgefunden. Die Unbeholfenheit der Triester Polizei ist rührend. Wahrhaft empörend ist auch, daß Triester Damen einen Kranz für's Giordano Bruno-Denkmal nach Rom sandten. sie bei ihm zu bleiben. Valentin bat um ein Gesprach unter vier Augen, während Wolfgang den Sohn der Alruua, Wultram zu begrüßen wünschte. Der Soldat mußte ihn aus der nahen Kaserne herbeirufen, und die Jugendfreunde hielten ein fröhliches Wiedersehen. Der Lintauer schilderte sogar

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Volksblatt
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Page 6 of 10
Date: 16.07.1889
Physical description: 10
unsern Herrn der da kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten und die Welt durch das Feuer, Amen.' Valentin benetzte den Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand mit Speichel und berührte damit zuerst das rechte und linke Ohrläppchen der Beiden sprechend: LMetda, das ist: „Thue dich auf' dann die Nase, sprechend: „Zu einem Gerüche der Süßigkeit, vu aber Teufel entflicht, denn das Gericht Gottes nahet heran.' Jetzt stellten sie sich vor den Taufbrunnen hin und eS geschah die Abschwörung

. Valentin: „Widersagt ihr dem bösen Feinde?' Alle drei: „Ich widersage.' Valentin: „Und allen seinen Werken?' Alle drei: „Ich widersage.' Valentin: „Und aller seiner Hoffart?' Alle drei: „Ich widersage.' ausrücken; da gab es Schwierigkeiten. Der k. k. Herr Bezirksrichter war krank; dem. von Innsbruck entsen deten Kommissär wollte es nicht gelingen, die ausgeregten wegen mancherlei Mißständen verstimmten Gemüther zu beschwichtigen und die sonstige Sammlung und Ausrückung der Sturmmannschaft

unsern Herrn, damit ihr das ewige Leben habet, Amen.' Die gesalbten Stellen reinigte er sofort wieder ml einem baumwollenen Kügelchen, vertauschte die violette Stola mit einer weißen und fragte die Täuflinge: „Petras und Paulus, glaubet ihr an Gott en Vater allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde Die drei: „Ich glaube.' . Valentin: „Glaubet ihr an Jesum Christum sewe^ eingebornen Sohn unsern Herrn, der geboren ist uo gelitten hat?' Die drei: „Ich glaube.' . ,, Valentin: Glaubet

ihr an den hl. Geist, eme Y' katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Ablaß Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewig Leben?' Die drei: „Ich glaube.' Valentin: „Wollt ihr getauft werden?' Die zwei: „Ich will.' (Fortsetzung folgt.)

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Volksblatt
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Page 10 of 12
Date: 28.12.1889
Physical description: 12
in ihnen wohne. Durch denselben Christum unsern Herrn der da kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten und die Welt durch das Feuer, Amen.' - Valentin benetzte den Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand mit Speichel und berührte damit zuerst daS rechte und linke Ohrläppchen der Beiden sprechend : Lxketda, das ist: „Thue dich auf' dann die Nase, sprechend : „Zu einem Gerüche der Süßigkeit, du aber Teufel entfliehe, denn das Gericht Gottes nahet heran.' Jetzt stellten

sie sich vor den Tausbrunnen hin und es geschah die Abschwörung. Valentin: „Widersagt ihr dem bösen Feinde?' Alle drei: „Ich widersage.' Valentin: „Und allen seinen Werken?' Alle drei: „Ich widersage.' Valentin: „Und aller seiner Hoffart?' Alle drei: „Ich widerjage.' lein wohlverdient und Reicht zu tragen, so machten sich bald andere Kreuze, wie solche,keinem Seelsorger ganz erspart bleiben, fühlbar. So hab eS bei Einführung der neuenZSchulverordnungen manche unvermeidlichen Konflikte, es machten sich verschiedene

und aus dem Nacken in Kreuzesform mit den Worten: „Ich salbe euch mit dem Oele des Heiles in Christo Jesu unsern Herrn, damit ihr das ewige Leben habet, Amen.' Die gesalbten Stellen reinigte er sofort wieder mit einem baumwollenen Kügelchen, vertauschte die violette Stola mit einer weißen und fragte die Täuflinge: „Petrus und Paulus, glaubet ihr an Gott den Vater allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde?' Die drei: „Ich glaube.' Valentin: „Glaubet ihr an Jesum Christum seinen eingebornen Sohn unsem Herrn

, der geboren ist und gelitten hat?' Die drei: „Ich glaube.' Valentin: Glaubet ihr an den hl. Geist, eine hl. katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Ablaß der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben?' Die drei: „Ich glaube.' Valentin: „Wollt ihr getauft werden?' Die zwei: „Ich will.' (Fortsetzung folgt.)

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Page 1 of 10
Date: 02.08.1902
Physical description: 10
. (30. Fortsetzung.) Es entstand eine kurze Pause; dann erhob sich der Professor. „Nun leb' wohl, mein Junge,' sagte er, „es ist höchste Zeit, daß du dich aus den Weg machst! ... Noch ein Wort, Valentin,' fügte er bei, als sei ihm ein plötzlicher Einfall gekommen; „ich hatte meine Abreise 'aus nächsten Freitag sest- gesetzt, doch wäre es vielleicht klüger, wenn wir schon am Mittwoch unser Bündel schnürten: was meinst..du?' „Übermorgen schon?' rief Valentin betroffen; doch sogleich fügte er bei: „Gescheiter wär's

, so wird sich doch nicht so viel Kostbares darunter be finden?' „Meine Feiertagsmontur halt!' versetzte Valentin verlegen. Das alte Gebetbuch seiner Mutter wagte er nicht zu erwähnen. „Nun, ich kann doch nicht einen Burggräfler nach Norddeutschland mitnehmen,' meinte Sommer lächelnd. „Du kommst mit mir, wie du bist, und in der ersten Stadt, wo wir Halt machen, laß ich dir von einem Schneider einen schwarzen Anzug fertigen, der dir fteilich nicht so malerisch stehen wird, wie deine Bauerntracht.' „Spassig, spassig!' murmelte Valentin

, wenn dir wirklich so viel daran gelegen ist, Rosel noch einmal zu sehen.' Ach, um die Wahrheit zu gestehen, dem Knaben war herzlich wenig daran gelegen; der Gedanke an dies Wiedersehen erfüllte ihn mit Schauder. Sonderbar! Das arme, bucklige Mädchen war die Einzige, deren Einfluß Valentin noch scheute, und auch die dem Prosessor eine gewisse Bangigkeit verursachte. Mit der Base und dem Vormund seines Schützlings war er ohne Mühe auf gesetzlichem Wege fertig geworden — aber Rosel? Den Buben kriegen

Sie nicht, so lang ich leb'! hatte sie ihm beim Scheiden gesagt. Was hatte sie vor, die Bucklige mit den klugen ernsten Augen? Das war die Frage, die Sommer sich stellte. Er hielt sie sür eine Person, die vor nichts zurückschreckte, der alle Mittel gut waren, um ihn aus dem Felde zu schlagen. Ja, er glaubte, sie sei imstande, das Äußerste zu versuchen, etwa gar einen Volksausstand ins Werk zu setzen, nur um Valentin zurückzuhalten. Auch das war ihm auf gefallen, daß die Thalguterin, die ihm doch als religiös

überspannt geschildert worden war, bei der gerichtlichen Verhandlung die religiöse Frage gar nicht berührt hatte. Ohne Zweifel war sie schon vorher von der Stieftochter über alles unterrichtet worden, ohne Zweifel waren beide entschlossen, alle Minen springen zu lassen. Aber durch seine rasche Flucht vom Thalguterhose hatte sich Valentin ihm in die Arme geworfen; war es da nicht besser, Die heutiae Nummer besteht aus 14 Seite«.

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