. KoLksblatt'. Oesterreich im Völkerbund. JnHer am Mittwoch in Genf stattgefundenen Versvmmlung des Völkerbundes wurse in öffent licher Abstimmung beschlossen, Oesterreich in den Völkerbund aufzunehmen. Von 36 anwesenden De legierten stimmten 35 für die Aufnahme. Der Be schluß war mit lebhaftem Beifall begleitet. In der Sitzung der Völkerbundversammlung legte der Präsident der 5. Kommission, Cuneus (Chile), zunächst dar, daß im Sinne der bekannten Bedingungen die Aufnahme von fünf Staaten empfohlen
. Blankenberg (Südafrika) sprach den Wunsch aus, daß auch Deutschland auf genommen werde. Der Schweizer Präsident Motta erklärte, es wäre ein Mangel an Aufrichtigkeit und eine Sünde gegen den Geist des Völkerbundes, wenn er nicht die Frage der Aufnahme der Bereinigten Staaten, Rußlands und Deutschlands erörtern würde. (Viviani unterbricht den Redner mit dem verlangen, zu sprechen, bleibt indes sitzen und Motta setzt jeine Rede fort.) Er wünsche den Ein tritt Amerikas unter Konzessionen, die die Grund lagen
öeS Völkerbundes wahren. Rußland müsse der Völkerbund helfen, sich zu erheben. Deutschland habe den Eintritts in Versailles verlangt und Redner verstehe, daß ihm damals nicht willfahrt wurde. Der Schweiz wäre der Eintritt viel leichter geworden, wenn sie gesehen hätte, daß der Völker- . bund universell wäre. Einige Jahre könne der Völkerbund ohne Universalität leben, er werde aber dann den Keim der Auflösung in sich tragen. Was den Artikel 10 betrifft, wiederholte Motta seine Vorarlberg
betreffende Auffassung, wie er sie in seiner .in der Kommission abgehaltenen Rede darge legt hatte. Er beuge sich vor der Entscheidung der Kommission, aber nur, weil diese feststellte, daß die Aufnahme Oesterreichs die Vorarlberger Frage nicht berühre und weil Art. 10 sich nur auf den Schutz des Gebietes eines Völkerbundmitgliedes für den Fall äußerer Angriffe beziehe. (Beifall.) Viviani (Frankreich) erklärte, er sei, was die Universalität des Völkerbundes betreffe, der Meinung seines Vorredners. Es sei
es sich darum, sich Rechenschaft abzu legen, was des heutige Rußland sei, und da müßte er feststellen, daß es Pflicht des Völkerbundes sei, jede Tyrannei, sowohl jene von oben als auch die verworfene Tyrannei von unten abzulehnen. (Star ker Beifall.) Nun sei es an der Zeit, fuhr Redner fort, über Deutschland offen zu sprechen. Motta habe mit allem, was er im allgemeinen ge sagt habe, recht. Wie liege aber der Fall? Habe der Völkerbund nicht seine Statuten und was stehe im ersten Artikel, der außerordentlich