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Volksblatt
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Page 5 of 10
Date: 21.09.1907
Physical description: 10
« ll rur Xuk^uekt, Sorte III -vr Aast. 1lX> kx Ii 2Z.— läkU gsclc »b Vleo. Lroxzdüro über ?üttsi-rinx uock?rei»N»toa umsonst rmck poitkrol. Ilspfuttorssbrik Hattingen ^ vo., Vien Vieäen. Hbor 2 SV erst« Gin gemütlicher Angeklagter, namens Engelbert Reiter, stand am Dienstag vor dem Richter deS VH. Wiener Bezirkes wegen Wache beleidigung. Er hat einem Wachmann am West bahnhose „Frischg'fangtcr' zugerufen. — Richter: Geben Sie das zu? — Angeklagter: Na freili, aber i Hab' den Wachmann damit net weh tun

wollen. — Richter: Sie sind vorbestrast? — Angekl.: 24- mal, aber net immer wegen Wachebeleidigung. — Richter: Nichtig, auch einmal wegen Diebstahls! Angekl.: Oha, wegen Diebstahl war i no net abg'strast. Da „regier' i. — Richter: Was tun Sie da? — Angekl.: I regier. — Richter: Sie wollen wohl sagen: rekurrieren? — Angekl.: Mein'twegen. — Richter: DaS letztemal haben Sie drei Wochen Arrest erhalten? — Angekl.: Leider. Ich mach' Sie aufmerksam, Herr Richter, daß ia solche Straf' net mehr annimm. Da wir i glei

regier'». San's so sreundli, Herr Rat, geb'n 'S' ma 14 Tag, drei Wochen san ja vül zu lang. Schenken S' mir acht Tag und i „regier' net. I bitt schön, lesen S' daS (schiebt dem Richter ein Stück beschmutztes Papier zu). — Richter: DaS ist nicht nötig. Uebri- genS ist der Zettel so schmutzig und geradezu „blatte—^^ nehme. Wenn'S Jhna , . „ , a den Zettel lesen. Und dann bitt' schön um meine 14 Täg. — Der Richter entfaltet daS Papier und konstatiert, daß eS ein Entlassungsschein aus dem Jrrenhause

ist, wo der Angeklagte vor mehreren Jahren kurze Zeit interniert war. — Richter: Also kommen wir zur Sache. Sie haben ja auch den Wachmann, der Sie arretierte, beschimpft. — An gekl.: Es war net so bös g'meint. (Schmeichelnd)- Bitt schön, Herr Rat, gem S'mir 14 Tag. — Richter: Also Sie wollen durchaus 14 Tage? — Angekl.: Selbstverständlich, Herr Rat. — Der Richter willfahrte der Bitte und verurteilte Reiter zu 14 Tagen Arrests. — Angeklagter: I dank vül- mals. I „regier' net. Bitt' schön um an Straf aufschub

. — Richter: Bis wann? — Angeklagter: Bis Nachmittag. — Richter: Also gut. Nach sünf Minuten kommt Reiter zurück und erklärt: Herr Richter, daß i Jhna kane Scherereien mach. . . . i bleib glei da! — Richter: Gut! (zum Justiz soldaten): Führen Sie den den Mann zum Straf antritt ab! — Angekl.: Aber . . nur kane Schere reien! brauch denn i a Begleitung? I fahr net ab . . . und auskenna tu' i mi a alan . .. i bin ja net's erstemal da. — Richter: Es ist Vorschrift. — Angekl. (dem Justizsoldaten folgend

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Volksblatt
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Page 9 of 10
Date: 09.10.1897
Physical description: 10
Zweite Beilage zum „Tiroler Bolksblatt' Rr. 81. vom Samstaa. S. Oktober 18S7. Wie man Vagabund wird. Das „Wiener Extrablatt' berichtet über folgende Weiche Gerichtsverhandlung: Vor dem Richter des Bezirksgerichtes Favoriten in Wien stand ein Häftling, kr trotz seiner fadenscheinigen Kleidung sofort auffiel. M, Hose und Gilet des Mannes waren vom Zahne kr Zeit stark mitgenommen, aber Hemdbrust, Kragen znd Manschetten strahlten in blendendem Weiß. Dazu trug er vornehme Manieren zur Schau

und sprach ein Mrectes Hochdeutsch. Die Anklage gegen ihn lautete ms Übertretung des § 1 des Vagabundengesetzes, weil er nicht in der Lage war, sich vor der Polizei mit MM ständigen rechtschaffenen Verdienste auszuweisen. Zcr Mann heißt Carl Riva, ist 55 Jahre alt und bisher unbescholten. Richter: Was ist ihr Beruf? — Angekl.: Zchreiber. — Richter: Was schreiben Sie? — Angekl.: Ich übernehme Gesuchs- und Offertaus- sertigungen, womit ich mir ab und zu etwas verdiene. — Richter: Haben Sie Studien gemacht

? — Angekl.: Ich absolvierte die Realschule. —Richter: Welchem Berufe widmeten Sie sich dann? — Angekl.: D«ln kam ich zum Militär, wo ich sechs Jahre diente. Als Feldwebel trat ich im Jahre 1866 aus dem Dienste. — Richter: Und nachher? — Angekl.: Dann gelang es mir, zur Kaschau-Oderberger Bahn als Con- trolsbeamter zu kommen. — Richter: Welche Be züge hatten Sie als solcher? — Angekl.: 1000 fl. Tehalt und 450 fl. Quartiergeld. — Richter: Wes halb blieben Sie nicht dort? Wurden Sie entlassen? -Angekl

.: Nein, ich schied freiwillig aus dem Aenste. Richter: Aus welchem Grunde? — Angekl.: Ich war unglücklich verheiratet und musste Mch von meiner Frau scheiden lassen. Das Gericht vertheilte mich zur Zahlung derartig hoher Alimente, Mfs ich ruiniert gewesen wäre. Da zog ich es vor, iwne Entlassung einzureichen. — Richter: Und was 'begannen Sie hierauf? — Vngekl.: Ich sah mich durch längere Zeit nach einem anderen Berufe um. ^egen vorgerückten Alters konnte ich keine Beamten- Iklle mehr erhalten

und war froh, als Diurnist bei kr mährisch'schlesischen Centralbahn unterzukommen. blieb durch 8 Jahre in dieser Stellung. — Rich tn Und dann? -- Angekl.: Es gelang mir wie ber, eine Beamtenstelle zu erlangen. Ich kam zur Eisen- öahn Wien—Aspang und wurde Stationschef in der Kation Erlach. Auf diesem Posten blieb ich 5 Viertel jahre. — Richter: Schieden Sie da freiwillig? — ^ gekl.: Nein, ich wurde entlassen. — Richter: ^ie kam das? — Angekl.: Ein Verwandter von ^r, der heute wegen unheilbaren Wahnsinns

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Volksblatt
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Page 8 of 10
Date: 22.07.1911
Physical description: 10
den Konservativen Franz Ob er st ein er in der rohesten Weise mißhandelt zu haben. Die Angeklagten, die bis auf einen der christlich-sozialen Partei anzugehören behaupten, betrachteten die Straf verhandlung als eine Fortsetzung ihrer „Sieges feiern'. Dementsprechend war auch ihr Benehmen, so daß der Richter sich genötigt sah, sie zu wieder holten Malen zur Ordnung zu weisen. Nicht genug damit, erfrechten sich die Burschen sogar zwei der Zeugen (Franz Obersteiner und Franz Kollmann) zu bedrohen. Wir bringen

im Folgenden einen kurzen Bericht der Verhandlung. Charakteristisch ist die Art und Weise, mit der sich die Angeklagten ver teidigten; bei solchen Helden kann eS einem nicht Wunder nehmen, daß der Richter sie sogar ver warnen mußte. Zeugenbeeinflussung zu unterlassen. Aus dem folgenden Berichte wird sich jeder selbst ein Urteil über diese Leute bilden können. Als Angeklagte erschienen: Josef We g er,Wein händler, geboren 1883 in Girlan; Karl Guen, ge- boren 1892 in Girlan, mit sechs Monate schweren Kerkers

. Die Verhandlung leitete Richter Dr. v. Tecini, als Protokollführer fungierte Dr. v. KlebelS- berg und als staatsanwaltlicher Funktionär Kauf mann Gallus Schmidl; die Verteidigung der An geklagten führte Dr. A. v. Mayrhauser. Die Vernehmung der Angeklagte«. Nach Eröffnung der Verhandlung werden die Angeklagten einzeln einvernommen. Josef Weger hat von der Schlägerei nichts gesehen. Er erinnert sich nur, daß er dem Ober steiner einen Liter Wein angeboten habe, den dieser ablehnte. Während der Schlägerei

steinerl' Richter: „Ja, ja, rran hat ihn an dem Abend recht freundlich behandelt!' Die Angeklagten lachen: „Ja, ja!' Kemeisaufuahme durch Zeugeneinvernahme. Obersteiner: Ich ging um ^9 Uhr abends mit Johann Mayr und Franz Kollmann zum Bahn hof. Weger kam allein heraus und sagte: „Ober steiner, komm her, ich zahle einen Liter Wein!' Ich lehnte dies ab. Auf das hin kamen Weger, Kofler, Niedermayr, Warasin, L. Mauracher, Guen und K. Mauracher auf mich zu. Weger sagte nun: „Warum haben Sie mich in Girlan

' habe er ihn bestimmt gesehen. Der Zeuge sah genau, wie Josef Kofler den Ober steiner aus den Kops schlug. Josef Kofler stoßt darauf Drohungen gegen den Zeugen aus und wird vom Richter energisch zurechtgewiesen; sogar der Verteidiger sieht sich ge nötigt, ihn zur Ruhe zu ermahnen. Aus Antrag der Verteidigung wird der Zeuge beeidet. Zeuge Johann Aair erklärt, daß er sich, kaum er mit Obersteiner an den Bahnhof gekommen war, in das Restaurant zurückzog und daher von der ganzen Angelegenheit nichts bemerkte

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Volksblatt
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Page 3 of 8
Date: 19.08.1908
Physical description: 8
gewesen, während er dem Richter versicherte, sie seien ihm aus einem Stall gestohlen worden. Auch bei der nunmehrigen Ver handlung waren die Hasen Gegenstand eingehender Erörterung. Der angeklagte Knabe leugnete. Richter (zum Privatbeteiligten Pravda, der als Zeuge ein vernommen wird): Also sagen Sie, können Sie sich mit Bestimmtheit erinnern, daß die Hasen im Keller ausbewahrt waren? — Zeuge: Freili, sreili, warens Hosen im Keller! — Richter: Das ist aber ebenso wenig ein Ausbewahrungsort sür Hosen wie ein Stall! — Zeuge

: Ich kann ich mi doch nit Schweinerei in Wohnung machen! — Richter: Sie meinen, in der Wohnung haben Sie nicht Platz sür alte Hosen? — Zeuge: No, no, Herr kaiserlicher Rat, warens noch nit so alt, meine Hosen! (Heiterkeit.) Nun wurde der Schulknabe Franz Zentese als Zeuge vernommen. Richter: Paulik soll die gestohlenen Sachen verkaust haben. Wo hat er sie denn ver kaust? — Zeuge: Das Werkzeug hat er bei an Kohlenhändler verkaust. — Richter: Und die Hosen? — Zeuge: Beim Vogelhändler in der Fasangassen. Richter

: Es ist sonderbar, daß der Vogelhändler von einem Schulknaben Hosen gekauft haben foll! — Zeuge: Na, zum Weiterverkaufen! — Richter: Aber ein Vogelhändler wird doch nicht mit alten Hosen handeln! — Pravda (beleidigt): Ale, Herr Richter, meine Hosen san niemals nit alt g'wesen! (Heiterkeit.) Und dann — warum sull denn Vogel- handler kane Hosen net hoben? Krieg'n S' bei jede Vogelhändler Hosen zum Spielen und zum Züchten? — Richter (nachdem er eine Zeitlang starc vor sich hingeblickt hat): Also sagen

Sie mir jetzt —- handelt es sich um Hosen oder Hasen? — Pravda: No natürli um Hosen. — Richter: Hosen zum Anziehen? — Pravda: Ale na — andere. Klane Hosen waren 's — Richter: Kaninchen? — Pravda: Küniglhosen! (Schallende Heiterkeit.) — Richter: Jetzt verstehe ich, wieso die — Hosen zugleich in einem Stall und in einem Keller sein konnten! — Nun mußte die Verhandlung zur Ladung weiterer Zeugen neuerdings vertagt werden. Die erste Zeitungsente. Woher kommt der Ausdruck Ente, den man immer beim Anhören zweifelhafter

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Volksblatt
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Page 4 of 8
Date: 23.10.1907
Physical description: 8
nur Nagetiere. Beim Reiben muß man sich in acht nehmen, daß der Saft nicht an die Hände gelangt, weil er ein schmerz liches Brennen verursacht. Ei« damischer Schuster. Vor dem Straf richter in Graz stand der 62jährige Andreas Ewer- fchitz, der auf die Frage des Richters nach seinem Stand mit Stolz erwidert, er fei ein „gesuchter Flickschuster'. Dabei benimmt sich Ewerschitz so keck, daß ihn der Richter wiederholt zur Ruhe ermahnen mußte; gleich bei Beginn der Verhandlung war der „gesuchte Künstler

' außerordentlich laut, so daß ihm der Richter zurief: „Nicht so laut!' Ewerschitz erwidert: „Auch Sie nicht!' Richter: „Benehmen Sie sich anständig!' Angeklagter: „Das tu i eh!' Bei seinen Wanderungen soll der ehrsame Schuh, flicker, wie ihm zur Last gelegt wird, allerhand mitgehen lassen und Aepfel und Brot gestohlen haben. — Richter: „Wo sind die Aepfel her, die man bei Ihnen gefunden hat?' Angeklagter (schreiend): „Aus'klaubt Hab' i's!' Richter: „Schreien Sie nicht so!' Angeklagter

: „Sie auch nicht!' Richter: „Werden Sie nicht srech; wenn Sie sich nicht anständig be tragen, lasse ich Sie hinausführen!' Angeklagter: „Das is g'scheit, dann geh' ich fort!' Richter: „Setzen Sie sich!' Angeklagter: „Ich Hab' keine Zeit zum Sitzen!' Richter: „Von was leben Sie?' Angelagter: „Vom Essen und Trinken!' Richter: „Das ist wieder eine freche Antwort. Ich will wissen, was Sie verdienen, um leben zu können!' Angeklagter: „A Schuster bin i, mei Alte is Be dienerin und verdient sieben Gulden im Monat, da geht

es schon!' Richter: „Behaupten Sie noch, daß man Sie im Gasthause betrügen wollte?' Ange klagter: „A balei, das war nur so einer von meine Spaß!' — Der Richter konstatiert, daß Ewerschitz zu dem Gendarm, als ihn dieser frug, wo er die Aepfel und das Brot her habe, gesagt hat: „Wenn S' hungrig sein, können S' das alles fressen!' Ewerschitz gibt zu, dies gesagt zu haben, und meint: „Was is denn dabei?' — Da sich die Notwendig keit herausstellt, zu erforschen, ob Ewerschitz nicht auch Landstreicherei

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Volksblatt
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Page 10 of 14
Date: 30.03.1889
Physical description: 14
zu reden.' Richter: „Das geht nicht gut an; ich . bitte, sich etwas kürzer zu fassen.' Augekl.: „Werd' ich auch. Dieser Herr Decker ist der unerbittlichste Schuldner^ der mir je vorgekommen ist'' : Richter: ^Schuldner? Sie wollen wohl sage» Gläubiger?' Angekl.: ^Nein, nein/ eS ist schon richtig ^ Schuldner. Lassen Sie sich erzählen. ? Ich kenne ihn schon lange Zeit; sein Vater war mein Jugendfreund. Wir kommen einmal so gegen Ende des MonäteS l in unserem StammgasthauS zusammen. Er ruft

wär'. Jetzt klagt er mich gar noch auf Ehrenbeleidigung.' Richter (zum Kläger) r 7 „Das ist wirklich nicht schön von Ihnen.'- Kläger (ernst): „Meine Ehre muß wieder hergestellt werden Was die Schuld betrifft. .^ Angekl. (einfallend): „Sie sind mir ja - nichts mehr schuldig, ich habe Ihnen doch alles geschenkt.' Kläger: ^Jch nehme keine Geschenke an. Morgen be kommen Sie Ihr Geld. Sie wissen, die Zeiten sind schwer. Sie müssen daher entschuldigen .>..'Angekl (in kömischer Verzweiflung

): „Jetzt fangt er schon wieder an.' Der Richter meinte, das Wort „Vampyr' sei am. Ende doch kein so unauslöschlicher Schimpfs daß er nicht mit einer Abbitte gesühnt werde» könne. Dieser Ansicht neigten sich - schließlich ^ auch Heide Thnle zu. Herr Schmalfuß leistet Abbitte/ wogegen - sein Gegner versprach, ihn künftighin nicht mehr zu molestieren und die fünf Gulden zu einem humanen Zwecke zu spenden. Freigesprochen und mit. seinem unerbittlichen Schuldner versöhnt, verließ, wie das „Neue Wiener Taglatt

. Mr. Schneider verklagt den Mr. Gaffney, welcher die Katze des ersteren er schossen haben soll. ß^Jch hatte eine kleme Katze.. „Verdammter Lügner!' klingt gleich darauf die Stimmc des Beschuldigten, und ebenso? prompt kommt es vom Tische deS Richters: „Recht so — gut gegeben!' Ent- jetzt springt der Vertheidiger auf: „Darf ich meinen Sinnen trauen?! Wie —. Euer, Ehren selber nehmen den frechen Angeklagten in Schutz?!' „Ich habe ja kein Wort gesprochen', brüllt der Richter ^und lasse jeden einsperren

, der noch einmal störend in die Ver handlung eingreift.' „Erst haben! Ha—ha—ha!' dröhnt eS mitten aus dem Schwärm der Zuschauer, und der Richter, roth vor Zorn, schlägt auf den Tisch: „GerichtS- diener, bringt den. Störenfried auf der Stelle hieher, ich befehle eS! „Wau—wau—wau!' unter dem Stuhle des Richters. Der letztere springt auf, rückt den Stuhl, aber kein Hund kommt zum Vorschein. „Miau—miau— miau!' mitten anS dem Saale. „Herr Gerichtsschreiber kneifen Sie mich einmal', sagt der Richter mit grimmi gem Lachen

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Volksblatt
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Page 1 of 10
Date: 13.09.1913
Physical description: 10
Diebstahle will der Angeklagte von einem anderen Burschen verleitet worden sein. Der Vater des Angeklagten Klempa, ein Schlosser gehilse, erklärte, daß sein Bub von jeher ein unver besserlicher Taugenichts sei. Der Vater erklärte ferner, daß sein Sohn, der bereits im Alter von fünf Jahren Z garetten geraucht habe, die anderen Geschwister verderbe. — Richter: Was sollen wir mit dem Burschen ansangen? — Die Antwort des Vaters lautete: Nur aufs Arbeitshaus mit ihm. Ich übernehme ihn auf keinen Fall

! Der Angeklagte Kutschers, elf Jahre alt, er klärte, daß er zur Teilnahme an dem Einbruchs diebstahle beim Zuckerbäcker Naschhold von Klempa gedungen worden sei. Ich war, erzählte Kutschers, damals im Kino. Wie ich dann gegen 10 Uhr nach Hause gehen wollte, kam Klempa auf mich zu und sagte mir: „Komm nur mit, wir gehen einbrechen.' Ich bin mitgegangen, weil ich gefürchtet habe, daß mir Klempa, wenn ich ihm nicht folge, ein Messer hineinrennen wird. — Richter: Was hast du nach 10 Uhr abends auf der Straße

zu tun? — Angeklagter: Ich war halt im Kino. — Richter: Mit dem Kino fängt die Sache an. Woher hast du das Geld sür das Kino gehabt? — — Angeklagter: Ich war im Kino als Zettelträger beschäftigt und Hab' Freikarten gehabt. — Richter: Wo ist dieses Kino: — Angeklagter: Hernalser Hauptstraße 117. — Richter: Es ist ausdrücklich verboten, daß Schulkinder im Kino Beschäftigung finden. Man weiß heute wirklich nicht, ob Verord nungen. die erlassen werden, auch existieren oder nicht. Die politischen Behörden

sollen sich hier mehr umschauen. Die Väter der Angeklagten erklärten, daß das Kino der Krebsschaden sür die Schulkinder sei. Der Richter bemerkte, daß er gegen den be treffenden Kinobesitzer selbst bei der kompetenten Behörde die Anzeige erstatten werde. Der Angeklagte Josef Stratil, zwölf Jahre alt, gab an, daß Klempa am Tage vor dem Einbruchs diebstahl bereits das Drahtgitter deS KellersensterS durchbrochen habe, daß Klempa der Anführer war und ihm schon um 7 Uhr abends den Befehl erteilt

habe, sich um 10 Uhr zum Einbruch bereit zuhalten. Der Angeklagte Klempa gab über Befragen des Richters an. daß er die bei dem Kapellmeister Moosbrucker gestohlene Geige um 5 Kr. und einen Winterrock um 7 Kr. in der Pfandleihanstalt Gold blatt versetzt habe. — Richter: Was hast du mit dem Gelde getan? — Angeklagter: Alles verputzt. Ich war beim Zuckerbäcker, bei der Hutschen und häufig im Kino. — Richter: Da müssen sogar die Einbruchsdiebstähle herhalten, damit die Schulkinder das Kino besuchen

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Volksblatt
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Page 3 of 8
Date: 19.08.1911
Physical description: 8
aus, von dem Ueberfall nichts gesehen und gehört zu haben, wahrend andere nicht in der Lage waren, einzelne bestimmt nam haft zu machen, die auf Obersteiner losgeschlagen haben, da der Trubel damals zu groß und die Schlägerei im Nu abgewickelt war. Die Verhandlung wurde wieder vom Richter Dr. v. Tecini geleitet, als Protokollsührer fun gierte Dr. v. KlebelSberg und als staatsanwalt schaftlicher Funktionär Kausmann Gallus Sch midl. Die Verteidigung sämtlicher Angeklagten sührte Dr. A. v. Mayrhauser, die Vertretung

des Obersteiner Dr. Luchner. Angeklagt waren: Joses Weger, Weinhändler in Girlan; Karl Guen in Girlan; Joses Nieder- mayr, Weinhändler in Schreckbichl; Leonhard Mauracher, Weinhändler in Girlan; Josef Köster, Weinhändler in Girlan; Joses Franz Köster, Wein- Händler in Eppan; Christian Warasin, Schaffer in Girlan; Karl Mauracher, Weinhändler in Eppan; Jgnaz Betta, Weinhändler in Eppan; Karl Huber, Pächter in Eppan. Nach Eröffnung der Verhandlung gab der Richter bekannt, daß der Zeuge Anton Geßmann

bei der Gendarmerie au?- sagen, erklärte jedoch, von nicht? zu wissen, da Böhl er die Erhebungen gepflogen habe. Dieser teilte mit, daß Fritz Stolz ihm angegeben habe, daß er gesehen hat, wie Weger auf Obersteiner zu- schlug. Bei der ersten Verhandlung konnte sich Stolz auf diese Aussage nicht mehr erinnern. Zeuge Martin Klotz weiß nichts, als daß er Wein getrunken, und etwas gegesien habe; vielleicht ein Glaserl zuviel getrunken, sonst nichts. Es ist öfters ein Krawall am Bahnhof. Richter: Sie haben geglaubt

, es werde ver schoben! Zeuge Adolf Türk, Maschinenführer, ist mit dem letzten Zuge weggefahren; als er heraus geschaut hat, hat er gesehen, daß mehrere bei einander waren. Weg er war dabei, ob er auch zugeschlagen hat, könne er nicht sagen, da er nichts gesehen habe. Zeuge Franz Doppler hat gesehen, wie Guen aus Obersteiner geschupft wurde, sonst nichts, da er den Zug angeschaut habe. Der Richter findet es sonderbar, daß der Zeuge weggeschaut habe, wo es etwas zu sehen gab; andere bleiben

bei solchen Gelegenheiten stehen und sehen wenigstens zu. Zeuge Johann Haßl, Leiter der Rebvered- lungsanstalt in Eppan, war am Bahnbof, einen Brief aufzugeben. Lärm habe er gehört, die Schlägerei nicht. Er glaube, daß Niedermayr am Abort war. Zeuge Bernhard Späth, Spediteur, befand sich im Speisesaal und hat nichts gehört. Richter: Das muß eine ruhige Schlägerei gewesen sein! Dr. Luchner macht den Einwurf, ob er auch nichts gesehen habe. Späth (lachend): Wenn man mir etwas gesagt hätte, hätte ich damals acht gegeben

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Volksblatt
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Page 5 of 10
Date: 17.03.1894
Physical description: 10
Beilage zum Zeitbilder. i- Die Leser des „Tiroler Volksblatt' wissen, daß die fortschrittliche Partei in Wien, den bisherigen Vice bürgermeister in Wien, Dr. Richter des Namens, als Bürgermeister-Kandidaten vorgeschlagen hat. Die in Wien erscheinende, vortrefflich redigirte „Reichspost' stellte nun diesen Kandidaten in das richtige Licht. Sie constatirt folgende Thatsachen: 1. Um eine Jüdin hei rathen zu können, ist Dr. Richter c oIl ses sions los geworden. 2. Ueber 20 Jahre

ist er confessionslos geblieben und trotzdem Vicebürger- m eist er in Wien geworden. (In Wien gilt, wieFigura zeigt, der schlechte Leumund für kein Hinderniß, zur Erreichung einer hervorragenden Stellung im öffentlichen Leben.) 3. In einer Gerichtsverhandlung am 15. Febr. d. I. bezeichnete sich unter Zeugeneid Dr. Richter als katholisch, obschon er damals laut Ausweis der Acten confessionslos war. (Er hat sich also einer, unwahren Zeugenaussage schuldig gemacht, welche nach dem Gesetze als Verbrechen des Betruges

geahndet und mit der Strafe des schweren Kerkers belegt ist.) 4. Da mit Dr. Richter anstandslos Bürgermeister der Stadt werden könne, ist seine Gattin laut Angabe liberaler Blätter vom Judenthum zum Christen thum übergetreten, und Dr. Richter bemüht sich, die Wiederaufnahme in die katholische Kirche bei der kirchlichen Behörde zu erwirken. Das Bürgermeisteramt ist ein fetter Posten und hat ein Bürgermeister in Wien ein größeres Einkommen als ein Minister — also wäre Grund genug vor handen

zum Religionswechsel für einen, der sich um die Religion überhaupt nicht kümmert, für den Fall, daß so ein Religionswechsel gär nur eine äußere Formalität wäre. Weil aber das nicht der Fall ist, so hat Dr. Richter bislang diesbezüglich keinen Erfolg gehabt und ist also noch confessionslos anzusehen Wenn Jemand in die katholische Kirche eintritt so muß er 1. die nothwendigsten Glaubenswahrheiten wissen und diese glauben, 2. ein Glied der Kirche Jesu Christi werden wollen, 3. seine Sünden bereuen und 4. den Vorsatz

haben und ausdrücklich versprechen, bis an sein Ende christlich zu leben. Die Ehe des Dr. Richter war eine Civilehe, also in den Augen der katholischen Kirche eine wilde Ehe, er muß sich also auch katholisch trauen lassen, um die Ehe zu saniren. Daher stößt, wie die liberalen Zeitungen bemerkten, seine Wiederaufnahme in die katholische Kirche competenterseits auf ganz be sondere Schwierigkeiten. Die „Reichspost' hat das nicht zu unterschätzende Verdienst, diesen Bürgermeisterkandidaten beseitigt

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Volksblatt
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Page 10 of 12
Date: 16.07.1904
Physical description: 12
ein vierzehnjähriger Bursche unter der Anklage der Vagabondage. Ueberrafcht war der Richter, als der Angeklagte Anton Hlavacek aus die Frage, wovon er lebe, antwortete: „Von dem, was ich mir so zusammenstehle.' Der Bursche sagte das ganz gleichmütig, wie etwas Selbstver ständliches. Richter: „Sie stehlen also? Und was?' Angekl.: „WaS ich so zum Leben brauch'. Meisten- 7) Schon im Jahresbericht für 1833 ist von einer „Donnerstagstischgesellschaft' und deren „Vereinsartiger Tätigkeit' die Rede, und so erscheint

nichts auszusetzen. Als aber kürzlich die katholischen Badegäste in Kissingen zu freier geselliger Zusammenkunst eingeladen wurden, da nahmen die „M. N. N.' daran gewaltigen Anstoß. teils a Brot und a Wurst dazu und Orangen.' Richter: „So. Und warum stehlen Sie?' Angekl.: „Weil ich zum Betteln zu stolz bin!' Richter: „Wie lange stehlen sie schon?' Angekl.: „No, so a vierzehn Täg. Manchmal laß i a Sties'ln mitgehn am Tandelmarkt.' Richter: „Haben Sie das schon oft getan?' Angekl.: „A sechsmal glaub'i.' Richter

: „Und wie teuer verkaufen Sie die Schuhe?' An gekl.: „Wenn's a armer Teufel is, um 40 Kreuzer, sunst um a Krandl ^Krone) zwanz'g.' Richter: „Glauben Sie, daß die Sachen, die sie Sie im ganzen gestohlen haben, mehr als 50 Kronen wert sind?' Angekl. (lachend): „A mehr scho! So a fufzig Guld'n.' Richter: „In vierzehn Tagen?' Angekl.: „Ja.' Der Richter beschließt, mit Rücksicht auf den 50 Kronen übersteigenden Schaden den Akt dem Landesgerichte abzutreten. Ein trauriges Großstadtbild! Der Knrenkrieg

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Volksblatt
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Page 2 of 8
Date: 18.07.1900
Physical description: 8
ein Officier ausschließlich und wesentlich deshalb, weil er Bei ihrem Eintritt waren die Gerichtsverhandlungen bereits in vollem Gange. Ein stattlicher Mann stand vor den Schranken; an seinem Arme hieng eine Frau, blass wie der Tod, mit gesenkten Augen und zitternd unter den von allen Seiten theils höhnisch, theils mit leidig auf sie gerichteten Blicken. „Es ist also so, Master Lydar,' schloss der Richter gerade, die Anklage noch einmal kurz zusammenfassend, „eS ist durch Zeugen bewiesen, sowohl dass

zur Kirche, und alles ist vergeben.' „ES ist gut, Mylord; ich unterwerfe mich — ich will zur Kirche gehen.' Eine kurze Pause entstand; dann ehe der Richter antworten konnte, brach eine klare, durchdringende Stimme das Schweigen mit den Worten: eine Duellforderung abgelehnt hat, aus dem Officiers corpS ausgeschlossen worden ist?' Ungarn. (Die ungarische Regierung und die katholische Kirche.) In Ungarn rüstet man sich, das neunhundertjährige Jubiläum des Bestandes der katholischen Kirche zu feiern

.« schreibt: „Der ErzPriester von Pescarolo. . . beliebt, die Katholiken an die Urnen zu treiben, und bahnt ihnen den Weg dahin, damit die Wahl auf einen Monarchisten und nicht auf einen Republikaner oder Socialisten falle, und macht sich so selbst zum Richter und Dolmetsch des päpstlichen Ver botes, das keinen Unterschied macht, sondern den Katho liken die bestimmte Pflicht der Enthaltung auferlegt.. Dem» Pfarrer von Pescarolo mangelt also das genaue Verständnis der Frage, wenn man nicht gar glauben

. Das Feuer, das aus den eingesunkenen Augen blitzte, sprach von unbeugsamer Entschlossenheit, und der Frieden in den eingefallenen Zügen kündete von einer Seelenstärke, die kein Richter und Monarch unterjochen konnten. Die Wirkung der wenigen Worte auf John Lydar war blitzartig zu nennen; auch sein Weib hob den Kopf und die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Der Gerichtshof war so überrascht, dass niemand ein Wort sprach, und Walther ungehindert fortfuhr: Was nützt eS den Menschen, so er die ganze Welt

gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele? „Mylord,' wandte Lydar sich hastig an den Richter, „ich bitte Euch, lasst mich mein Wort zurücknehmen. Ich bekenne hier vor allen Leuten, eS war nur Furcht vor der Strafe, dass ich nachgegeben.' „Sieh wohl zu, was Du thust, Master Lydar, und täusche Dich nicht; die Strafe ist hart und schwer.' wenn statt eines Monarchisten ein Republikaner ins Parlament gegangen wäre. Uns dauert der Erzpryster Herr Voldori, wenn trotz seiner und seiner Priester

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Page 1 of 10
Date: 24.03.1894
Physical description: 10
banden mit dem Worte das Gebet; die großen Siege über die Albigenser, Türken in Spanien, Wien, Le- Panto, der Tartaren in Polen, wurden mehr durch das Gebet als durch die Waffen erfochten. Tilly, Herzog von Baiern, Ferdinand von Spanien, vertrauten auf das Gebet und siegten durch dasselbe. So oft die Richter und Könige Israels Gebet und Kampf ver banden, siegten sie; ja die Könige Josaphat und Eze- chias siegten beide einzig durch das-Gebet und sahen, als sie zum Kampfe auszogen, das Feld mit todten

vor dem Allerhei ligsten, die ComitLsitzungen mindestens mit einem Be suche des Hochwürdigsten, thun wir nichts ohne die heilige Eucharistie und die seligste Jungfrau; dann haben wir Segen, Muth und Sieg. Zur Zeitgeschichte. Z«r Affaire Dr. Richter. Der Wiener Vice- bürgermeister Dr. Richter beantwortete in der Gemein?e- rathssitzung am 16. März die Interpellation der Ge meinderäthe Stehlik und Genossen, betreffend die von der „Reichspost' gegen ihn erhobene Anschuldigung einer unwahren Aussage

über seine Confessionsangehörigkeit vor Gericht folgendermaßen: Die abgelegte Aussage ist nach meinem Gewissen vollkommen richtig. Die be zügliche Auffassung der Zeitung steU im Widerspruche mit den Bestimmungen des Gesetzes und den Entscheid ungen des obersten Gerichtshofes, da ein Austritt aus einer Religionsgenossenschaft ohne gleichzeitigen Eintritt in eine andere einen Religionswechsel nicht in sich schließt. Die „Reichspost' äußert sich über diese Jnterpella- tions-Beantwortung folgendermaßen: „Der Jurist Dr. Richter muß doch wissen

, daß derjenige, welcher sich confessionslos erklärt, vorher seinen Austritt aus der katholischen Kirche erklären muß, und daß derjenige, der dies gethan hat, den staatlichen Behörden gegen über nicht mehr als Katholik, sandern als Confessions- loser gilt, weshalb auch der Betreffende bei allen von amtswegen geforderten Auskünften, z. B. in Meldzetteln, Volkszählungs-Tabellen u. s. w. sich als confessionslos eintragen muß, wenn er nicht eine Falschmeldung be gehen will. Dr. Richter hat dies letztere

auch sehr wohl gewußt, da er in derlei erwähnten Documenten die Rubrik „Religion' ganz richtig mit dem Worte „con fessionslos' und nicht mit dem Worte „katholisch' aus gefüllt hat. Dr. Richter wußte daher auch ganz gut, daß er vor dem Richter auf die Frage, welcher Religion er sei, sich hätte als „confessionslos' bekennen müssen und nicht als katholisch bezeichnen durfte. Seine Er klärung hat übrigens das eine Werthvolle, daß aus derselben klar und deutlich hervorgeht, daß er die an ihn vom Richter gestellte

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Volksblatt
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Page 6 of 10
Date: 16.03.1878
Physical description: 10
die Träger bestellt. Kurz, es geschah Alles, wie für die anstandige Beerdigung eines Katholiken zu geschehen pflegt, und der Herr Coop. Schund hatte den Austrag, die Leiche zu begletten,. und beiderBe- grabung derselben gegenwartig zu sein, was vonihmauch vollführt wurde. Von Seite des protestantifchm Geistlichen Richter aber wurde gar nichts angeordnet. Ich bin also, wie in dem vom Cooperator verlesenen Proteste deutlich enthalten, nur aufgetreten gegen die Amtsanmaßung des Herrn Richter

ohne irgend eine Äöldung ein fremdes Haus betreten und darin als Herrn sich geriren wollte, so wird doch Niemand, der Recht und Sitte achtiH gelernt, dein Eigenthümer es verargen können, wenn er der Arroganz des Eindringlings ein Ziel setzt. Da nun Herr Richter sich herausnehmen wollte, ohne irgend eine Anfrage und trotz des verlesenen Protestes mit völliger Mißachtung meinet pfarrlichen Mchte, sowie der Eigenthumsrechte der Bozner Pfarrkirche auf dem Gottesacker in demselben gerade so zU handeln

, als wenn er diese Rechte für sich in Anspruch nehmen könnte, so machte ich Nur von meiner kirchlichen Amtsgewalt Gebrauch, indem ich erklärte, auf dem der Kirche gehörigen Grunde einen solchen Uebergriff nicht zu gestatten. Weder der vont Magistrate bei den Haaren herbeigezogene § 364 allg. b. G. B. noch irgend ein Gesetz stellte dem Herrn Richter einen Freibrief für eine solche Rücksichtslosigkeit aus. Der Stadtmagistrat hat daher ein ganz gesetzwidriges Decret erlasseü. Er nennt dasselbe eine „Entscheidung.' Allein

desselben, wie Herr Richter gethan, auch im Sinne obiger Verordnung keines wegs beim Begräbnisse interveniren. Auch wenn er ordentlich berufen gewesen wäre, hätte er nur die Leiche zu begleiten gehabt. Daß er auch religiöse Funktionen vornehmen durste, ist in besagter Ver ordnung nicht gewährt uttd durch die Verordnungen vom 31. Dez. 1783 und 8. Jänner 1784 geradezu ausgeschlossen, da diese fest setzten: „Wo die Äkathöliken keine eigenen Beerdigungsplätze haben, ist ihnm die Beerdigung in dem katholischen

Freithose zu gestatten, in diesem Falle soll aber das Sittgen akatholischer Lieder und die Haltung von Leichenreden auf dem katholischen Freithofe unterbleiben.' Also nach diesen Verordnungen war vom katholischen Pfarrer auf dem seiner Jurisdiktion unterworfenen katholischen Freithofe eventuell lediglich die Beerdigung eines AkatMiken zu gestatten, ohne Funktionirungen zuzulassen. HarauS folgt, daß Herr Richter auch nach diesen Verordnungen in zweifacher Hinsicht einen Uebergriff sich erlaubt hätte

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Volksblatt
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Page 5 of 8
Date: 13.07.1921
Physical description: 8
und Aerzte beim Höllerbauern mit dem besagten Mschchen eingefunden haben. Das Bezirkgericht in Stainz, vor dem sich der Höllerbauer wegen Kurpfuscherei verantworten sollte, hatte sich als befangen erklärt. Der Angeklagte, 55 Jahre alt, gab vor Ge richt an, daß schon sein Vater und Großvater das Heilgewerbe ausgeübt hätten. — Richter: Sie wurden schon im vorigen Jahre zu fünfhundert Kronen Geldstrafe verurteilt. Warum haben Sie Ihre Praxis damals nicht aufgegeben? — Angekl.: Mein Gott, da stehen die Leute

vor mir und jammern, ich soll dem Vater, der Mutter, den Kindern helfen. In der Bibel steht ja auch: Uebet Barmherzigkeit, auf daß Ihr Barmherzigkeit er langet. — Richter: Woher haben Sie Ihre Kennt nisse? — Augekl.: Teils von meinem Vater, teils von einem dreihundert Jahre alten Buch, das mein Urgroßvater von einem Mann erhalten hat, der Franziskaner hätte werden sollen. Richter: Wie stellen Sie Ihre Diagnosen? — Angekl.: Aus dem Urin. - Es folgt nuu ein kleiner medizinischer Dialog zwischen dem Richter

und dem Angeklagten. — Richter: Ist es wahr, daß auch Professsren und Aerzte zu Ihnen um Hilfe kommen? Ängekl.: Jawohl, jeden Sonntag kommen sie, fragen mich aus, untersuchen alles und schreiben jedes Wort, von mir mit. — Staatsanwaltschaftltcher Funk tionär.: Behandeln Sie die Leute auch anders als mit Tee? — Ängekl.: Nein, ich behandle nur mit Tee! Wunden behandle ich nicht, solche Kranke schicke ich ius Spital. — Richter: Kommen bei Ihnen keine Irrtümer vor? — Angekl.: Ausge- schlössen! De? Richter verlas

Heilkräfte schlummern, die der Höllerbauer zuck Wohle seiner Mitmenschen auszunutzen verstehe. Der staatsauwaltschaftliche FuukÜonär schloß mit dem Wunsche, der Richter möge das Gesetz w diesem Fall seinem Sinne nach auslegen. Der Verteidiger plädierte wegen Mangels eines Tat bestandes auf Freispruch. Das Urteil lautete jedoch auf 10.000 Kronen Geldstrafe. Der Schuldspruch gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Vorbil dung des Angeklagten, der aus dem Beruf, den auszuüben er keine Berechtigung

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Volksblatt
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Page 6 of 8
Date: 31.01.1880
Physical description: 8
göÄiche Richter erschemt.— Christus in der Mitte der obern Hälfte schreitet vom Wolkenthrone hernieder, daS Haupt geneigt, die Arme erhoben und zeigt dem hinaufflehenden Volke seine Wundmale. Dadurch soll hingewiesen werdm auf das kostbare Blut, mit welchem er sich unsere Seelen erkaust und daS Gericht verdient hat. (Paulinische Auffassung.) Ueber dem Heilande schwebt im Strahlenglanze daS Kreuz, daS Zeichen des MenschensohneS und der Erlösung; dasselbe ist umgeben von schwebenden Engels

er mit der ausgestreckten Rechten auf Christus, gleichsam sprechend: „Seht hier den kommenden Richter.' Unter Christus in der Mitte, steht der Engel des Gerichtes Buch und Wage haltend; sein Haupt ist geneigt, das Auge halb geschlossen, der Sinn «ach Innen gekehrt; die ganze Gestalt mit einem großen Mantel um hüllt, gemahnt uns in ihrer ernsten Erscheinung an die Geheimnisse, welche offenbar werden solle», „wenn das Buch wird aufgeschlagen.,, Mit dieser Gestalt gruppiren sich vier Posaunenengel, je zwei auf einer Seite

, die Grundsäulen der Kirche. Petrus der Fels der Kirche und Fürst der Apostel, eröffnet die Gruppe. Er hält in der Rechten die Schlüssel der Binde- und Lösegewalt und blickt zum kommenden Richter, dem unsichtbaren Oberhaupte der Kirche empor, während er mit seiner Linken hinunter weist auf das katholische Volk und den für dasselbe bittenden Papst, das sichtbare Oberhaupt der Kirche. Er scheint sich der Worte zu erinnern, welche Christus einst zu ihm gesprochen: „Ich habe gebetet, daß dein Glaube nicht wankend

, durch deren Fürbitte wir, wie es in der hl. Messe heißt, gestärkt und von allen Uebeln gerettet werden mögen. Dieser Gruppe gegenüber erscheinen links als Vetreter des alten Bundes Job, Moses und der Patriarch Jakob. Job, als Mann der Geduld, in seinen Leiden Vorbild des Erlösers, und ver möge seines lebendigen Glaubens ei» Vorbild der Auferstehung der Todten. Die Augen mit gläubigem Blick zum Richter erhoben, spricht er: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt und mit diesem meinem Fleische werde ich schauen

meinen Gott.' Moses, durch die Tafeln des Gesetzes als der Überbringer des Dekalogs charakterisirt, nach welchem gerichtet wird, ist zugleich der Mann, der wie kein zweiter des alten Bundes gewürdigt wurde, Jehova von Angesicht zu schauen und der Vermittler zwischen ihm und seinem Volke zu sein. Er hat das Haupt auf die linke Hand geneigt und blickt in ruhig ernster Haltung zu den auf Sinai geschauten kommenden Richter empor. — Da die erste Ankunft des Heilandes mit der zweiten in innigster Verbindung

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Volksblatt
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Page 5 of 8
Date: 19.08.1896
Physical description: 8
in seinem Bekenntnisse fort: 6. Zu jener Zeit, da der Richter Hans Schantl von Tiers hinaus gegen Pröfels ritt, sei der Platschgaller bei ihm gewesen und habe Folgendes zu ihm geredet: .»Es Reitt der Richter für, der kham dir ietzt Recht.' aber habe dem Platschgaller erwidert: „las In nur reytten!' Darauf habe sein Weib zum Platschgaller ^sagt: „Es ist ein suttn, er dorst (getraute sich) ainen uit ain finger krnmppen.' Das habe ihn bewogen, dem Nichter nachzulaufen und ihn zu erschlagen. 7. Er habe wirklich

den Richter Schantl vom Leben Zum Tode gebracht. 8. Als er am Vorabend von Maria Malgdalena heimkam, habe ihm sein Weib mitgetheilt, daß ihn der Platschgaller einen Mörder heiße und behaupten wolle, er werde bald gefangen. Daraufhin habe er nach dem Platschgaller geschickt und mit ihm geredet, wie daß ihm sein Weib solches angezeigt habe. Platschgallei habe seine Rede eingestanden, aber auch gesagt, daß er es vom Patigler gehört hätte; derselbe hätte es auf i dem Acker draußen erzählt

. Solches habe er (Grundler) dem Patigler vorgeworfen und ihn zur Rede gestellt, aber der Patigler habe ihm nichts gestehen wollen. Deßhalb sei der Patigler von ihm in den „Troe brieff (Drohbrief, Absageschreiben) gestellt' worden. 9. Die beiden Absagebriefe habe er sich von „Zwen Schuelern' zu Brixen schreiben lassen und dieselben, nachdem er den Richter Schantl erschlagen hatte, in der Nacht angeschlagen. Diese Urgicht (Bekenntnis) wurde noch am Mittwoch nach Jakobi 1517 an den fürstlichen Hof nach Brixen überantwortet

mit vrtl (Urtel, Urtheil) behabtt, Das Hans grundler das leben verworgkt vnd den tod ver- schullt Hab. Jnnhallt Rö. kay. Mt. (römisch-kaiserliche Majestät) Newr (neuer) reformation, wie den derselb Artigkell der todslege Halben In sich Hallt.' Der Bann richter solle den Verurtheilten vor die B ehansung, darin Richter mitsammt den Geschworenen sitzt, führen lassen und ihn da Meister Hansen dem „sreyemann' (Scharf richter, Züchtiger, Nachrichter) überantworten; der wisse alsdann ihn wohl zu binden

und zu versehen; der solle ihn hinaus an eine „Zymliche statt', wo es der Her- schast gebürlich wäre, *) führen. Will der Grundler beichten, wie es ziemlich sei, so solle es geschehen, doch müsse ihn der Richter sammt seinen Dienern „die weyll wol verhuettn.' Darnach solle ihn der Freimann nehmen und mit dem Schwert richten, ihm das Haupt abschlagen und „sein Haubt Zwischen der pain (zwischen die Beine) legen.' *) Also hatte das Gericht Tiers damals keinen bestimmten Richtplatz.

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Volksblatt
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Page 3 of 8
Date: 13.06.1914
Physical description: 8
Woche vor dem Leopold» städter Slrafrichter Dr. Waldarz als Kläger gegen den Privaten Mendel.Huschfänger auf, weil ihm dieser in einem Case öeS 2. Bezirkes eine Reihe von Schimpsworten zugerusen haben soll. Bei der Generalienabnahme antwortete Hirschfänger auf die Frage nach seinem Alter: Jach werd' mer bald gratulieren können, Herr Richter, übermorgen werd' iach 66 Jahre alt. (Heiterkeit.) Richter: Wären Sie bereit, den Kläger um Entschuldigung zu bitten? Angekl.: Warum soll iach ihm nicht geben

a Er klärung, wann er fich sühlt beleidigt? — Kläger: Jach nehm' ka' Erklärung, an, denn iach laß das net auf mer fitzen, daß mer sagt, iach bin a „Polnischer', wo iach do' bin a Präger. (Stürmische Heiterkeit.) Der Geklagte Hirschfänger gab zu, die inkriminierten Schimpfworts gebraucht zu haben und gab als Grund an, daß ihm Korsower beim Bukidomino besonders schwer vorgespielt habe. — Richter: Daß Sie daS Schimpfwort „polnischer S .. judge' brauchten, finde ich fehr merkwürdig. — Angekl.: Herr Richter

, beim Buki wird der beste Jud ä Antisemit. (Stürmische Heiterkeit.) — Richter (zum Kläger): Würden Sie einen Ausgleich ein gehen, wenn der Beklagte nicht nur eine Ehren- ecklärung abgiebt, sondern auch eine Geldbuße' be zahlt? — Kläger: A Geldbuß' LS bei ihm net 'rein zukriegen. — Angekl.: Jach Hab' z' HauS noch S zweiten Anzug, denn kann ma mer wegnehmen, der is schon so alt, daß er S Antiquitätswert vün paar tausend Gulden hat. (Stürmische Heiterkeit.) Der Richter verurteilte den Angeklagten

zu 30 Kronen Geldstrafe, eventuell 24 Stunden Arrests. Verurteilter: Sechs Stunden wären genug gewesen. — Richter: Sie können gegen das Urteil berusen. — Verurteilter: Jach nehm' de Stros' an und werd' se abfitzen an an Regentag. (Heiterkeit.) Telegramme. Ende der serbische« Miuisterkrise. Belgrad, 11. Juni. Aus amtlicher serbischer Quelle: Die Ministerkrise ist beendet, Passic ver bleibt mit dem ganzen bisherigen Kabinette im Amte, weil eS unmöglich war, aus den einen parlamentarischen Block bildenden

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Volksblatt
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Page 1 of 8
Date: 21.03.1908
Physical description: 8
am 15. März 19V3. Ich führe Sie aus die Statthaltereiterrasse von Jerusalem. Vor dem Prätorium Pilati stehen zwei Männer vor ihrem Richter und dem jüdischen Pöbel, zwei Männer, in denen sich die schroffsten Gegensätze verkörpern. Der eine trägt die Majestät der Gottheit aus der Stirne und den Ernst der Wahrheit. Der andere hat die Signatur der Sünde, den Stempel der Lüge und des Lasters, das Kains mal des Verbrechers nur zu deutlich an seinen Zügen. Der eine trägt die Dornenkrone der Ver leumdung

auf dem Haupte und den Spottmantel der Verachtung um die Schultern. Der andere hebt seine Barabbasstirne stolz und kühn, weil er weiß, vor welchem Richter und Publikum er steht. Hier die Gottheit, hier die Wahrheit und dott die Lüge, das Laster und die Verblendung. Und die Juden haben ein Toleranzgesetz, daß ihnen am Passhasest ein Angeklagter pardoniert werden darf. Nun wird der Richter wohl tolerant genug sein, die Wohltat des Gesetzes jenem zuzuerkennen, von dessen Unschuld und Göttlichkeit

sie sterben. So ruft der feile Richter seine Pilatusfrage unter die Menge: „Was soll ich mit diesem da machen?' Und die tolerante Antwort lautet: „AnsKreuzmit ihm! Ans Kreuz mit ihm!' Ein ähnlicher Vorgang spielt sich heute vor unseren Augen ab. Auf der einen Seite steht die katholische Weltanschauung, unser heiliger katholischer Glaube, ebenfalls die Dornenkrone der Verleumdung aus der Stirne, das edle Gottesantlitz besudelt vom Unflat des Hohnes, und daneben steht protzig auf gedonnert und aufgeputzt

wie eine Theaterballerine mit hochtönenden Phrasen, mit Lüge und Heuchelei geschminkt, die glaubenslose Wissenschast. Der moderne Unglaube ist der unparteiische Richter und er richtet die Pilatusfrage: „Wen von beiden soll ich euch preisgeben?' an ein ebenso un parteiisches Publikum, das sich zusammensetzt aus modernen Pharisäern, denen die Heiligkeit der Ehe längst gegen den Strich geht und modernen Schrift gelehrten und Gesetzeslehrern, welche die Lehre der Synagoge, will sagen der alten Gotteskirche, über Bord

und Priestertum so verhöhnt werden. Wenn wir einmal reden, wenn wir auf die unsäglich gemeinen Insulte einmal Antwort geben wollen als katholische Tiroler, dann schimpft man uns als intolerant. Die katholische Kirche war immer tolerant und zugleich intolerant, wo es sich um die Religion gehandelt. Intoleranz in religiösen Dingen ist und bleibt uns immer Ehrensache. Wir glauben, daß wir allein die Wahrheit besitzen in der Religion. Wir sind Katholiken und glauben, daß wir der Ewigkeit und dem Richter drüben

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Page 9 of 10
Date: 14.09.1912
Physical description: 10
übermitteln zu können Die Ehescheidungsklage der Frau Hof richter« Am Dienstag fand die dritte und letzte Veisöhnungstagsahrt in der Ehescheidungsangelegen heit des Ehepaares Hofrichter statt. Adolf Hofrichter änderte diesmal seinen bisherigen Standpunkt, in dem er, allerdings unter gewissen Bedingungen, seine Zustimmung zu der Ehescheidung gab. Die Tagfahrt nahm einen sehr bewegten Verlauf. Vor dem Bezirksgerichte hatten sich auch viele hundert Leute eingefunden, so daß der Verkehr in der Straße stockte

. Der Richter stellte an Hosrichter die Frage, ob er in eine einverständliche Scheidung einwillige. Zum El staunen der Anwesenden er widerte Hosrichter: Ich bin prinzipiell einverstanden, aber nur unter der Bedingung, daß dos Kind Meinen Namen beibehält und mit meiner Familie in Verbindung bleibt. Frau Hofrichter gab eine verneinende Antwort. Der Richter erinnerte sie an chr vor dem Traualtar abgelegtes Gelöbnis der Treue, die sie ihrem Gatten geschworen habe, und fragte sie, ob sie daran vergessen

habe. Frau Hof richter antwortete, vor Aufregung zitternd: Ich habe es nicht vergessen, aber ich kann nicht mehr Frau Hofrichter sein. Er hat mir zu viel angetan. Nun zog Adolf Hofrichter daS ihm von seiner Frau ge schenkte Gebetbuch hervor, bei dem er seiner Gattin geschworen hatte, daß er an dem Giftmorde un. schuldig sei. Bei dieser Szene wurde Frau Hof- lichter nahezu von einer Ohnmacht besallen und mußte, vom Hausarzt gestützt, in ein Nebenzimmer geführt werden. Der Richter gestattete, daß die Ver

handlung in ihrer Abwesenheit fortgeführt werde. Nach einer Weile wurde die Verhandlung durch die Unterfertigung der Protokolle geschlossen. Hof richter bat nur, sein Kind sehen zu dürfen, doch erklärte der Richter, daß er diesbezüglich keine Ver fügung treffen könne. Hofrichter war von dieser Auskunft sehr betroffen. Als Hofrichter beim Ge richtstor erschien und die Blicke der Menge auf sich gerichtet sah, verhüllte er sein Gesicht, das Spuren von Blässe zeigt. Die Generalversammlung des deutsch

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